vorwort der studienprogrammleitung - StudienServiceCenter ...
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Pflichtseminar (Fächerkontingent 1) für 011 und 012 (alter und neuer Studienplan) bzw.<br />
(freies) Wahlfach für alle Studienrichtungen<br />
Ziel:<br />
Um <strong>der</strong> historischen Frau aus Magdala und ihrem apostolischen Auftrag gerecht zu werden,<br />
ist es notwendig, die ursprüngliche Bedeutung Marias von Magdala jenseits <strong>der</strong> patriarchalen<br />
Übermalungen und Verzerrungen zu erhellen und zu würdigen - umso mehr, da ihr Porträt in<br />
je<strong>der</strong> Epoche mit dem jeweiligen Menschen- und Frauenbild <strong>der</strong> Zeit zu tun hat. Dazu bedarf<br />
es einer Interpretationsarbeit, welche die Texte und ihre jeweiligen Auslegungen kritisch auf<br />
ideologische Geschlechterkonstruktionen, geschlechtsspezifische Selektionsmechanismen und<br />
hintergründige Legitimationsinteressen untersucht. Verdrängte, vergessene o<strong>der</strong><br />
verschwiegene Traditionen sollen zur Erinnerung gebracht sowie eine Sensibilisierung für das<br />
Wirken von geschlechtsspezifischen Klischees, Vorurteilen und Interessen in Texten und<br />
ihren Auslegungen erreicht werden.<br />
Inhalt:<br />
Wer war Maria von Magdala wirklich? Angesichts <strong>der</strong> vielfältigen Magdalenenbil<strong>der</strong>, die im<br />
Laufe <strong>der</strong> Geschichte aufgekommen sind und unser kirchliches und kulturelles Bewusstsein<br />
geprägt haben, erhebt sich diese Frage mit Blick auf die mediale Präsenz jener prominenten<br />
biblischen Frauengestalt in <strong>der</strong> jüngeren Romanliteratur mit neuer Dringlichkeit. Maria von<br />
Magdala stellt für theologische Frauenforschung und feministische Exegese eine Symbolfigur<br />
dar, da anhand ihres exemplarischen Schicksals in <strong>der</strong> Wirkungsgeschichte die Mechanismen<br />
einer von patriarchalen Mustern bestimmten Auslegung deutlich zu Tage treten: So geriet im<br />
Laufe <strong>der</strong> Zeit die ursprüngliche Geschichte <strong>der</strong> engagierten Jüngerin und Erstzeugin des<br />
Auferstandenen zunehmend in Vergessenheit, das Bild <strong>der</strong> erotischen Sün<strong>der</strong>in verdrängte das<br />
<strong>der</strong> Apostolin. Dabei zeichnen die neutestamentlichen Texte ein ganz an<strong>der</strong>es Porträt <strong>der</strong><br />
Frau aus Magdala, wie sich im Seminar herausstellen wird. In den verschiedenen christlichen<br />
Gruppierungen <strong>der</strong> ersten Jahrhun<strong>der</strong>te zeigen sich bereits Bedeutungsverschiebungen<br />
hinsichtlich des Ranges <strong>der</strong> Jüngerin. In unterschiedlichen christlichen Milieus spielt sie - je<br />
nach Kontext - differierende Rollen, in einigen Apokryphen wird sie sogar zu Jesu<br />
Lieblingsjüngerin stilisiert. Anhand <strong>der</strong> weiteren Rezeptionsgeschichte lässt sich schließlich<br />
ein folgenschwerer Wandel im Porträt Marias von Magdala feststellen, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
westkirchlichen Mischgestalt <strong>der</strong> reuigen und büßenden Sün<strong>der</strong>in kulminierte. - Wie kam es<br />
dazu? Quer durch die Zeiten inspirierte diese Legendengestalt Kunst und Literatur zu immer<br />
neuen Magdalenenbil<strong>der</strong>n im Licht des jeweiligen Zeitgeistes. Worin liegt ihre - bis heute<br />
ungebrochene - Faszination?<br />
Methode:<br />
Analyse von neutestamentlichen, apokryphen, patristischen und mittelalterlichen Texten auf<br />
griechischer, z. T. lateinischer Textbasis bzw. anhand von Übersetzungen sowie von<br />
Magdalenendarstellungen <strong>der</strong> Bildenden Kunst. Referate <strong>der</strong> TeilnehmerInnen anhand von<br />
Arbeitspapieren und Textblättern, Diskussion. Insbeson<strong>der</strong>e für die neutestamentliche<br />
Textarbeit sind Griechischkenntnisse erwünscht (keine unbedingte Voraussetzung).<br />
Anwendung des historisch-kritischen Methodenspektrums (in feministischer Revision) sowie<br />
von linguistischen und literaturwissenschaftlichen Methoden.<br />
Literatur:<br />
ATWOOD, R., Mary Magdalene in the New Testament Gospels and Early Tradition (EHS.T<br />
457; Bern: Lang, 1993)<br />
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