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5 Missionsdienst Bolivien - DWG Radio

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1 . J a h r g a n g , N r . 1 / 2 0 0 5<br />

<strong>Missionsdienst</strong><br />

<strong>Bolivien</strong><br />

Evangelistische<br />

Freizeiten<br />

Zivildienst im<br />

Weinberg des<br />

Herrn<br />

Wie alles begann<br />

NACHRICHTEN VOM MISSIONSFELD


Die Missionare<br />

Andreas (29) und Elly (28) Steinhauer, mit<br />

Tochter Naomi, gehören seit 2002 zur<br />

Missionsgruppe. Andreas seit 1997.<br />

Käthy Guggisberg (37) ist<br />

seit 2004 Missionarin auf der<br />

Missionsstation.<br />

Wilhelm und Jolanda Biester gründeten<br />

im Jahre 1967 den <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

und sind hier als Missionare tätig.<br />

Rudi (29) und Inna (26) Rhein sind zusammen<br />

seit 2002 auf der Missionstation. Rudi<br />

bereits seit 1995.<br />

Die Republik <strong>Bolivien</strong> benannt<br />

nach dem Unabhängigkeitskämp-<br />

fer Símon Bolívar - liegt im<br />

Zentrum Südamerikas, umge-<br />

ben von Argentinien, Chile,<br />

Peru, Brasilien, Paraguay.<br />

Im Westteil haben sich die<br />

Anden besonders breit gemacht,<br />

deshalb wird <strong>Bolivien</strong><br />

auch «das Tibet Amerikas» ge-<br />

nannt. Diese karge, einsame und<br />

dennoch reizvolle Landschaft des<br />

Hochgebirges Altiplano steht im Ge-<br />

gensatz zu den abwechslungsreichen<br />

Ebenen im Nordosten des Landes mit<br />

ausgedehnten Regen- und Bergwäldern und<br />

einer vielfältigen Flora und Fauna. Zahlreiche<br />

Reptilien, Vogel- und Affenarten teilen sich die-<br />

sen Lebensraum mit mehr als 2.000 Baumarten.<br />

<strong>Bolivien</strong> ist eine multiethnische Nation, in<br />

der geschätzte 8.587.000 Einwohner - 70 %<br />

Indios, der Rest sind Weiße, Mestizen und<br />

Kreolen leben. Die Fläche von 1098 581<br />

Quadratkilometern ist größer als die von<br />

Deutschland, Frankreich und der Schweiz<br />

zusammen. Hauptstadt ist Sucre, der Regie-<br />

rungssitz liegt im bekannteren La Paz, die<br />

Verwaltungsstruktur unterscheidet neun<br />

Departements, 112 Provinzen und 314<br />

Gemeinden. Trotz wirtschaftlicher Ent-<br />

wicklung gehört <strong>Bolivien</strong> immer noch zu<br />

den ärmeren Staaten Lateinamerikas.<br />

Klima<br />

Mit zunehmender Höhe ändert sich<br />

auch das Klima. In den Tälern ist es<br />

gemäßigt, in den Ebenen heiß und in<br />

den Bergen sehr kalt. Der Winter be-<br />

ginnt im Juni und dauert bis September,<br />

. Guayaramerín<br />

. La Paz<br />

also umgekehrt zu unseren Jahreszeiten.<br />

Land und Leute<br />

Gemessen an unserem Lebensstandard<br />

führen die Bolivia-<br />

ner ein einfaches<br />

Leben, immer<br />

n o c h<br />

geprägt<br />

von den<br />

M y t h e n<br />

und<br />

Riten<br />

vergangener<br />

Hochkulturen.<br />

Ein<br />

Beispiel<br />

dafür ist die<br />

Religion: obwohl<br />

der<br />

römisch-katholische<br />

Glaube do-<br />

miniert, haben sich durch die<br />

Einflüsse der ursprünglichen<br />

Religionen interessante Mischformen<br />

ergeben. Da der Touris-<br />

mus eine Haupteinnahmequelle<br />

ist gibt es in den Städten zahlreiche<br />

Handwerksmärkte, auf denen traditionelle<br />

handgefertigte Silberwaren, Webpro-<br />

dukte, Holzschnitzereien, Lederarbeiten sowie<br />

Musikinstrumente angeboten werden.<br />

Essen und Trinken<br />

<strong>Bolivien</strong>s Küche basiert hauptsächlich auf Fleischgerichten<br />

mit Reis oder Kartoffeln. Manchmal wird eine scharfe Soße<br />

aus Tomaten und Pfefferschoten, genannt „Ilajhua“, dazu<br />

gereicht.<br />

Sprache<br />

Die Hauptsprache ist Spanisch, in den einzelnen Regionen wird<br />

noch «Quechua», «Aymara» und «Tupi-Guarani» gesprochen.<br />

EMAIL-KONTAKTE:<br />

Andreas & Elly (andyelly@gmx.de); Wilhelm & Jolanda (wybiester@web.de); Käthy (k.gugg@bluewin.ch); Rudi & Inna (rudi_rhein@web.de)


EDITORIAL<br />

HERAUSGEBER<br />

MISSIONSDIENST<br />

BOLIVIEN (MDB)<br />

Liebe Missionsfreunde!<br />

Schon vor längerer Zeit wurden wir gebeten einen gemeinsamen Rundbrief<br />

herauszugeben, in dem jeder von uns Missionaren einen Bericht über<br />

verschiedene Arbeitsbereiche zusammenstellt. Das Ziel sollte sein, den<br />

Gebetsfreunden in der Heimat einen besseren Einblick in die Missionsarbeit<br />

hier in <strong>Bolivien</strong> zu geben.<br />

Wir waren sehr erfreut als einige Geschwister aus Deutschland den Vorschlag<br />

machten, die Berichte in diesem Heft zusammen zu fassen. Es war ein Einsatz<br />

der Liebe und Aufopferung für die wir allen dankbar sind die an dieser<br />

Ausgabe mitgearbeitet haben.<br />

Jetzt dürfen wir Euch mit großer Freude dieses erste Missionsheft vorstellen,<br />

und hoffen, dass es allen zum Segen wird und als Anregung dient, weiter für<br />

diese Arbeit und für die einzelnen Anliegen zu beten.<br />

In Mt. 14,16 sagt Jesus zu seinen Jüngern «Gebt ihr ihnen zu essen.» Gott<br />

will ein jedes Seiner Kinder in Sein Werk miteinbeziehen und es ist ein<br />

Vorrecht Ihm zu dienen. Gott verlangt nicht viel von uns, aber das was wir<br />

haben dürfen wir Ihm hingeben und er gebraucht es zum Segen. Dank vieler<br />

Geschwister, die sich mit Gebet und Gaben für diese Missionsarbeit eingesetzt<br />

haben, konnten viele Menschen geistlich gespeist werden und Seelen kamen<br />

zum Herrn und fanden Frieden, welcher wertvoller ist als all die vergänglichen<br />

Dinge dieser Welt.<br />

Eure im Herrn verbundenen Geschwister,<br />

Wilhelm & Jolanda Biester, Rudi & Inna Rhein, Andreas & Elly Steinhauer,<br />

Käthy Guggisberg und Viktor Schermacher (Zivi)<br />

«Und er ist darum für alle gestorben, damit die<br />

da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern<br />

dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.»<br />

(2. Kor 5,15)<br />

TITELBILD<br />

Quechua-Indianerkinder im Hochland <strong>Bolivien</strong>s<br />

KONTAKTADRESSEN<br />

Missionsadresse:<br />

Deutschland:<br />

<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

Casilla 191<br />

Guayaramerín/Beni<br />

Bolivia<br />

Tel.: 0059138553600<br />

<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

Kirchtalstr. 28, 70435 Stuttgart<br />

Tel.: 0049(0)711/879597<br />

E-Mail: mdb@gmx.org<br />

Redaktion/Leserbriefe<br />

Wilhelm Rhein<br />

Neue Steige 4, 74831 Gundelsheim<br />

E-Mail: w_rhein@web.de<br />

Schweiz:<br />

Verein <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

Nussweg 20b, CH-4852 Rothrist<br />

Tel.: 0041(0)6279/41186<br />

KONTEN DE: Verein <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

Postbank Köln<br />

BLZ 370 100 50<br />

Konto 219115-506<br />

CH:<br />

Verein <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

Berner Kantonalbank, 3001 Bern<br />

BEKB Langenthal 42 3.911.045.38 79035<br />

Konto 30-106-9


MISSION – DAS WERK DES HEILIGEN GEISTES<br />

Michael Happle<br />

Die Gemeinde Jesu wird – wenn der<br />

HERR nicht vorher wiederkommt<br />

– in ca. 25 Jahren ihren zweitausendsten<br />

Geburtstag feiern. Ihre Gründung durch<br />

die Gabe des Heiligen Geistes an Pfingsten<br />

war geprägt durch die Beauftragung<br />

und Bevollmächtigung, Zeugen Jesu bis<br />

an die Enden der Erde zu sein. Seither<br />

tut die Gemeinde das auch.<br />

Die Bücherwände der Gemeinde Jesu<br />

sind voll von Veröffentlichungen zu Missionsstrategie,<br />

- methodik, - geschichte,<br />

- theologie usw. Sehr viel Gutes, aber<br />

auch Bedenkliches befindet sich darunter.<br />

Was wir aber in aktueller Literatur<br />

wenig lesen, behandelt das Wesentliche,<br />

das uns antreiben sollte.<br />

In Missionsseminaren besteht die<br />

Gefahr, dass man Management und<br />

Psychologie anstelle einfacher biblischer<br />

Wahrheiten setzt. Und unterrichtet,<br />

ohne die Bibel zu öffnen. Gemeindewachstum<br />

wird auf gewaltigen Seminaren<br />

unterrichtet, doch leider ist das Hören<br />

auf die Leitung des Heiligen Geistes<br />

dem Machbarkeitswahn des frommen<br />

Verstandes zum Opfer gefallen<br />

Andererseits haben wir Fehlbetonungen<br />

des Heiligen Geistes zu beklagen, die<br />

für die Gemeinde Jesu eine ernsthafte<br />

Bedrohung sind.<br />

In diesem Spannungsfeld steht die<br />

Gemeinde Jesu. Und vor allem sieht sie<br />

sich einer Welt gegenüber, die sich vom<br />

Wort Gottes abwendet. Wohl hat der<br />

HERR immer von der ‚kleinen Herde‘<br />

gesprochen, aber doch ist es manchmal<br />

bedrückend, wie gewaltig die antichristliche<br />

«Übermacht» ist. Und trotz<br />

allem wollen wir als Gemeinde Jesu<br />

unseren Auftrag ausführen – in Demut,<br />

Heiligkeit, Glauben, Hingabe und mit<br />

nicht erlahmendem<br />

Mut. Kurzum – wir<br />

brauchen eine Missionstätigkeit,<br />

die<br />

vom Heiligen Geist<br />

geprägt ist. Deshalb<br />

soll dieser Aufsatz<br />

die Wirkung des<br />

Heiligen Geistes für<br />

die Missionsarbeit behandeln, um neu<br />

unser Vertrauen in diesen Geist Gottes<br />

zu stärken und zugleich eine Sehnsucht<br />

zu wecken, diesem Heiligen Geist verfügbar<br />

zu sein.<br />

DIE AUSRÜSTUNG DER<br />

MISSIONARE<br />

Es ist der Heilige Geist, der zum<br />

<strong>Missionsdienst</strong> beruft.<br />

«Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der<br />

Heilige Geist auf euch gekommen ist;<br />

und ihr werdet meine Zeugen sein ... bis<br />

an das Ende der Erde.» (Apg 1,8)<br />

Als der HERR Jesus die Erde verließ<br />

und den Jüngern den gewaltigen Missionsauftrag<br />

hinterließ, verhieß er ihnen<br />

zugleich die Ausrüstung für diesen gewaltigen<br />

Auftrag. Waren sie bisher im<br />

wesentlichen Begleiter ihres HERRN<br />

gewesen und somit seine Beobachter in<br />

der Ausführung seines Auftrags, waren<br />

sie nun ‚auf sich selbst gestellt‘. Das stellte<br />

eine unüberwindliche Überforderung<br />

für sie dar – und deswegen brauchten sie<br />

eine außergewöhnliche<br />

Befähigung.<br />

Ist es eine der<br />

wesentliche Nöte<br />

unserer Tage,<br />

dass wir auf die<br />

Ausrüstung durch den Heiligen Geist<br />

so wenig Acht haben? Wohl haben wir<br />

eine ausführliche und ausgewogene<br />

Theologie des Heiligen Geistes und<br />

vertrauen auf seine Innewohnung - aber<br />

sind wir gewiss, mit seiner Kraft angetan<br />

zu sein? Nicht dass ich unnüchternen<br />

«Wartestunden» für eine «Geistestaufe»<br />

nach charismatischem Vorbild das Wort<br />

reden will – aber haben wir noch ein<br />

wartendes Verlangen vor dem HERRN,<br />

dass ER uns erfüllen kann mit Seinem<br />

Heiligen Geist, um Seine Zeugen zu<br />

sein? Am Ende des Aufsatzes möchte ich<br />

darauf zurückkommen.<br />

DIE BERUFUNG DER MISSIONARE<br />

«Während sie aber dem Herrn dienten<br />

und fasteten, sprach der Heilige Geist:<br />

Sondert mir Barnabas und Saulus zu<br />

dem Werk aus, zu dem ich sie berufen<br />

habe.» (Apg 13,2).<br />

Es ist der Heilige Geist, der zum<br />

<strong>Missionsdienst</strong> beruft. Vielleicht liegt es<br />

daran, dass wir gar keine Zeit mehr zum<br />

ausführlichen Beten und Fasten haben,<br />

so dass der HERR solche Berufungen<br />

geben kann.<br />

Ich war wohl selber recht jung, als<br />

der HERR mich in den vollzeitlichen<br />

Dienst rief, und auch heute habe ich<br />

ausschließlich mit jungen Menschen<br />

zu tun, wenn es um diese Frage geht.<br />

Aber in unserem Text haben wir es<br />

nicht mit Jugendlichen zu tun, die der<br />

HERR rief. Es waren Gemeindeälteste,<br />

erfahrene und bewährte Männer voll<br />

Heiligen Geistes. Ob die Gemeinden<br />

heute nicht mehr bereit sind, ihre besten<br />

Leute herzugeben für die Aufgabe der<br />

Weltmission? Wollen wir das Beste für<br />

uns behalten – und senden deshalb ganz<br />

junge Menschen aus? Die Gemeinde in<br />

Antiochia jedenfalls verstand das Reden<br />

des Heiligen Geistes und ‚entließen‘ zwei<br />

ihrer besten Männer. Sie hielten sie nicht<br />

fest, sonderten vereinigten sich mit dem<br />

Wirken des Heiligen Geistes. Ob wir ein<br />

hörendes Ohr haben für das Reden des<br />

Heiligen Geistes? Ob die Betroffenen<br />

selbst, aber auch ihre Leiter verstehen,<br />

was der Heilige Geist sagen will?<br />

DIE WAHL DES ARBEITSFELDES<br />

DURCH DEN HEILIGEN GEIST<br />

«Sie nun, ausgesandt von dem Heiligen<br />

Geist, gingen ...verkündigten das Wort<br />

Gottes ...und der Geist Jesu erlaubte es<br />

ihnen nicht.» (Apg 13,4.5; 16,7).<br />

4 1 / 2005 <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong>


Der Heilige Geist allein weiß um die<br />

strategisch wichtigen Punkte und wer<br />

am besten dorthin passt. William Carey<br />

wollte auf den Südseeinseln arbeiten,<br />

aber der Geist Gottes bestimmte ihn für<br />

Indien. Thomas Barnardo fühlte sich<br />

nach China berufen, aber der HERR<br />

hielt ihn in England zurück. Adoniram<br />

Judson’s Ziel war Indien, der Geist Gottes<br />

aber leitete sein Schritte nach Burma<br />

(heute Myanmar).<br />

Wir brauchen vom Herrn vorbereitete<br />

Werkzeuge, aber auch vorbereitete Missionsfelder<br />

und Menschen. Dazu will<br />

der Heilige Geist das nötige Verständnis<br />

geben. Manchmal lässt Er dazu eine<br />

Überzeugung in unseren Herzen reifen,<br />

aber Er kann auch durch eine spontane<br />

Eingebung Seinen Willen deutlich machen.<br />

Sicher ist das sorgfältige Nachdenken<br />

und Planen des Menschen hilfreich<br />

und nötig, aber schlussendlich muss es<br />

ein Impuls des Heiligen Geistes sein, der<br />

uns Seinen Willen deutlich macht.<br />

Auffällig ist in der ersten Gemeinde<br />

der Zeitplan des Heiligen Geistes. Erst<br />

etwa 17 Jahre nach der Auferstehung unseres<br />

Herrn begann das „Unternehmen<br />

Weltmission“. Und der HERR unternahm<br />

auch keine spektakulären Auftakt<br />

mit einer großen Mannschaft, sondern<br />

sandte lediglich zwei Männer aus. Und<br />

daran änderte sich für viele Jahre nichts.<br />

Erst viel später vergrößerte Paulus seine<br />

Missionsmannschaft.<br />

Gottes Zeitplan ist eben oft anders als<br />

der unsere. Wir brauchen die Führung<br />

des Heiligen Geistes und den Gehorsam<br />

Ihm gegenüber, um Seinen Plan weder<br />

zu verpassen noch eigenmächtig voran<br />

zu preschen.<br />

DIE BEWAHRUNG DURCH DEN<br />

HEILIGEN GEIST<br />

«Elymas aber, der Zauberer ...widerstand<br />

ihnen... Saulus aber blickte, mit<br />

Heiligem Geist erfüllt, fest auf ihn und<br />

sprach zu ihm ... Und sogleich fiel Dunkel<br />

und Finsternis auf ihn ... Dann, als<br />

der Prokonsul sah, was geschehen war,<br />

glaubte er, erstaunt über die Lehre des<br />

Herrn.» (Apg. 13,8-12)<br />

Eins der akuten Probleme der Missionsarbeit<br />

ist der Druck der Finsternismächte.<br />

Zuweilen scheint dieser kaum<br />

erträglich zu sein, und doch vermittelt<br />

der Heilige Geist die nötige Kraft gegen<br />

den satanischen Widerstand. Unsere<br />

Missionare im endzeitlichen Umfeld<br />

– ob nun im Katholizismus, der Esoterik,<br />

dem Islam oder dem Buddhismus<br />

– stehen im Schussfeld des Feindes. Wir<br />

haben dabei manche Verwundung erlitten.<br />

Manchmal scheint uns die Durchschlagskraft<br />

zu fehlen und wir neigen<br />

dazu, alles mit einem „harten Boden“<br />

zu erklären.<br />

Aber wenn der Heilige Geist damals<br />

den Durchblick und die Autorität<br />

schenken konnte, um den Finsternismächten<br />

zu widerstehen, dann kann er<br />

das auch heute wieder wirken. Wenn wir<br />

uns auch nicht dem Irrtum der Geistlichen<br />

Kampfführung gegen erfundene<br />

Territorialmächte öffnen werden, so<br />

dürfen wir doch um die Vollmacht im<br />

Gebet und Zeugnis erbitten, um trotz<br />

der Wirksamkeit dämonischer Mächte<br />

in unserer Zeit ein wirkungsvolles Zeugnis<br />

zu haben.<br />

DIE ERFÜLLUNG MIT DEM HEILIGEN<br />

GEIST<br />

«Und sie wurden alle mit dem Heiligen<br />

Geist erfüllt und fingen an ... zu reden,<br />

wie ihnen der Geist auszusprechen gab<br />

... Da sprach Petrus, erfüllt mit Heiligem<br />

Geist zu ihnen ...und sie wurden alle mit<br />

dem Heiligen Geist erfüllt und redeten<br />

das Wort Gottes mit Freimütigkeit.»<br />

(Apg 2,4; 4,8.31)<br />

Es ist und bleibt das biblische Gebot,<br />

voll Heiligen Geistes zu werden (Eph.<br />

5,18). Dies ist offensichtlich ein fortlaufendes<br />

Anliegen geistlich wacher<br />

Christen. Es ist wohl ein erheblicher<br />

Unterschied zwischen dem Empfang des<br />

Heiligen Geistes bei der Wiedergeburt<br />

als einmaliges Erlebnis und der immer<br />

wieder und wohl auch wachstümlichen<br />

Erfüllung des Lebens durch den Heiligen<br />

Geistes in allen Gebieten. Aus den Texten<br />

der Apostelgeschichte wollen wir dazu<br />

einige Voraussetzungen herausgreifen:<br />

• Gebet. Dem Pfingstwunder ging<br />

das Gebet der Gemeinde voraus (Apg<br />

1,14). Wo das Gebet um die Erfüllung<br />

mit dem Heiligen Geist fehlt, wird es<br />

auch nicht geschenkt. Denn Jakobus sagt<br />

uns, dass wir «nicht haben, weil wir nicht<br />

bitten» (Jak. 4,2). Wem der Mangel an<br />

Kraft des Heiligen Geistes in Leben und<br />

Dienst bewusst wird, der wird beten. Die<br />

Frucht jener Erfüllung mit dem Heiligen<br />

Geist war eine wirkungsvolle Predigt.<br />

• Einmütigkeit. Dies war ebenfalls ein<br />

ausgeprägter Zug der frühen Gemeinde.<br />

Sie waren ein Herz und eine Seele (4,32),<br />

und wenn es Unzufriedenheit gab, dann<br />

wurde darüber gesprochen und unter<br />

der Führung des Heiligen Geistes eine<br />

Lösung gesucht (Apg 6,1.3). Die Folge<br />

war eine vollmächtigere und fruchtbarere<br />

Wirksamkeit der Gemeinde als zuvor<br />

(Apg 6,7).<br />

• Sündenbekenntnis. Wo ein Mangel<br />

an geistlicher Vollmacht offenkundig<br />

wurde, da wirkte der HERR auch die Offenbarung<br />

eigener Sünde. Als einmal ein<br />

böser Geist die sieben Söhne von Skevas<br />

überwältigte, kam ein heiliger Schrecken<br />

über die Gemeinde. Verborgene Schuld,<br />

die ein Hindernis für die Gemeinde war,<br />

wurde ans Licht gebracht – hier sogar<br />

öffentlich. Die Auswirkung war eine<br />

machtvollere Ausbreitung des Wortes<br />

Gottes (Apg 19,20).<br />

In der Gemeinde Jesu wächst der<br />

Reichtum an biblischer Lehre. Auch<br />

der Durchblick gegenüber endzeitlicher<br />

Verführung wächst und in der Folge<br />

auch die Bereitschaft zu Konsequenzen,<br />

z.B. Trennungen. Die Überlegungen für<br />

die Gründung einer neuen Allianz bibeltreuer<br />

Christen reifen. All das ist sehr<br />

begrüßenswert.<br />

Aber wir werden fruchtleer bleiben<br />

und Objekt neuer Verführungen und<br />

Verblendungen werden, wenn der<br />

Heilige Geist nicht in tieferer Weise<br />

Sündenerkenntnis und eine Sehnsucht<br />

nach Erfüllung mit dem Heiligen Geist<br />

schenkt. Wir werden sonst Überzeugungen<br />

haben und für sie kämpfen, aber wir<br />

werden kein Wachstum in der Heiligung<br />

haben – und wir werden auch weiterhin<br />

nicht die Stoßkraft in der Mission<br />

entfalten können, nach der wir uns alle<br />

sehnen.<br />

Ob wir uns zusammen finden in unseren<br />

Ältestenkreisen, in Gemeinde-Gebetsstunden,<br />

in Missions-Komittees und<br />

Leitertreffen, um den HERRN um eine<br />

neue Bewegung Seines Heiligen Geistes<br />

in unseren Herzen zu wirken, sodass wir<br />

nicht nur viel Richtiges von IHM lehren<br />

und wissen, sondern auch von IHM erfüllt<br />

sind? Damit wir handeln können,<br />

bis ER wiederkommt (Luk 19,13)? ▪<br />

<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong> 1 / 2005<br />

5


«.Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er seinen<br />

eingeborenen Sohn dahingab, auf dass alle, die an Ihn<br />

glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige<br />

Leben haben.»<br />

Joh. 3,16<br />

D i e E n t s t e h u n g d e<br />

M i s s i o n s d i e n s t e s B<br />

6 1 / 2005 <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong>


Am 19. November 1967<br />

verlassen Wilhelm und Jolanda<br />

Biester mit ihren drei Kindern<br />

die europäische Heimat, um<br />

als Missionare im bolivianischen<br />

Tiefl and das Evangelium zu<br />

verbreiten.<br />

Wilhelm und Jolanda<br />

(In den 1960ern)<br />

s<br />

o l i v i e n<br />

Eines Samstagnachts, als Wilhelm<br />

1979 mit dem «Literaturwagen auf<br />

Velorädern» vor dem Kino stand<br />

und Bibeln und christliche Literatur den<br />

Passanten anbot, kaufte ein Arzt eine<br />

Bibel. Als er zu Hause darin las, wurde er<br />

unruhig und kam mit vielen Fragen in die<br />

Buchhandlung. Die Antworten aus dem<br />

Wort Gottes führten Humberto schon<br />

bald zu Sündenerkenntnis, tiefer Buße und<br />

Bekehrung. Mit Mut und Entschlossenheit<br />

begann er seine schlimme Vergangenheit<br />

in Ordnung zu bringen, besonders auch<br />

mit seiner Frau Martha. Diese hatte vorher<br />

schon, ohne Wissen ihres Mannes, ein<br />

kleines Büchlein ‚Dies war dein Leben‘ im<br />

Buchladen gekauft. Diese Botschaft führte<br />

sie zur Buße und zum Erfassen des Heils,<br />

doch fürchtete sie sich, dies ihrem Mann<br />

zu sagen. Als er es jedoch erfuhr, war er<br />

überglücklich.<br />

Humberto war damals auch Militärarzt.<br />

Er wünschte sehnlich, dass der Kommandant<br />

der Marine, dem der Weg der Sünde<br />

sehr gefiel, umkehre und errettet würde.<br />

Und dies durfte nach unserem sehr ernsten<br />

seelsorgerlichen Gespräch mit ihm geschehen,<br />

in welchem ihn die Heiligkeit Gottes<br />

erschütterte. Seine Frau Mirtha konnte<br />

ihm lange nicht verzeihen, doch auch sie<br />

wurde einige Monate später durch das<br />

Wort Gottes und den unglaublichen Wandel<br />

im Leben ihres Mannes überführt.<br />

In dieser Zeit bekehrte sich auch Pablo,<br />

ein großer Drogenhändler und später<br />

selbst Drogenabhängiger, mit seiner Frau<br />

Dahlia zum Herrn. Jedes Wochenende<br />

und manche Abende verbrachten wir alle<br />

beim Bibelstudium. Dann trennten sich<br />

unsere Wege, aber die tiefe Verbundenheit<br />

blieb.. bis heute!! Anibal stieg in seiner<br />

militärischen Karriere bis zum Admiral<br />

und Oberkommandierenden der Marine<br />

auf. Durch sein Zeugnis und sein Eifer für<br />

die Sache des Herrn bekehrten sich viele<br />

Offiziere der Armee und der Polizei. Das<br />

führte zur Gründung des «Verein evangelischer<br />

Offiziere». Jetzt ist Anibal nicht mehr<br />

im aktiven Militärdienst. Dies weist seine<br />

Visitenkarte aus. Darauf steht sein Name,<br />

was er war: Admiral und was er heute ist:<br />

Siervo de Dios (Knecht Gottes). Er reist<br />

mit seinem Schwiegersohn, der Pastor ist,<br />

unermüdlich in abgelegene Orte, um das<br />

Evangelium zu verkündigen.<br />

Humberto zog mit seiner Familie nach<br />

Porto Velho / Brasilien, wo er als Arzt<br />

arbeitet. Martha eröffnete dort eine evangelische<br />

Buchhandlung und vor vielen<br />

Jahren kauften sie ein Stück Land außerhalb<br />

der Stadt, um dort auch ein Freizeitgelände<br />

zu bauen. In ihrer Gemeinde ist<br />

Humberto Prediger.<br />

Pablo bezeugte treu seinen Herrn. Er war<br />

lange Zeit im Gefängnis wegen dem Drogenhandel.<br />

Er hätte dem entgehen können,<br />

indem er nach Brasilien geflohen wäre, da<br />

man ihn vorgewarnt hatte. Aber er konnte<br />

und wollte dies als Christ nicht tun. Und<br />

später durfte er dankbar bezeugen: «Ich<br />

habe vor Gott und den Menschen die<br />

gerechte Strafe des Gesetzes getragen.» Pablo<br />

war ein treuer Zeuge bis der Herr ihn<br />

nach schwerem Leiden in die Herrlichkeit<br />

nahm.<br />

Eine Bibel und ein winziges Büchlein<br />

aus der Buchhandlung mitten im<br />

Urwald... und welche Folgen für das<br />

Reich Gottes!!<br />

Jolanda Biester<br />

<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong> 1 / 2005<br />

7


Als die fünfköpfige junge Missionars-familie<br />

in Guayaramerín, einem Grenzstädtchen<br />

am Mamoré-Fluss ankam, war<br />

die Bibel unter der Bevölkerung kaum<br />

oder gar nicht bekannt. Trotz sehr schwerer<br />

Umstände konnte aber schon ein Jahr später<br />

ein kleiner Buchladen im öffentlichen<br />

Markt eröffnet werden, der von der Morgendämmerung<br />

bis ca. 8: 30 Uhr geöffnet<br />

war. Anfänglich war der Tagesumsatz von<br />

fünfundzwanzig Eurocent ein Ereignis, der<br />

Verkauf einer Bibel ein Höhepunkt.<br />

1970 kam der nächste Schritt mit dem<br />

Bücherwagen, der auf Veloräder montiert<br />

war. Damit erreichte man auch die Menschen<br />

auf der Straße. Nach einigen Jahren<br />

kam der Deuxcheveaux und später der<br />

Toyota dazu, die später unter anderem zum<br />

Bücherauto umfunktioniert wurden.<br />

Durch Bücheraustellungen im Ort und<br />

Literaturreisen in dem ganzen Gebiet des<br />

Bundeslandes Beni, wurde das Evangelium<br />

bis in weit abgelegene Dörfer gebracht.<br />

In Guayaramerín bauten Biesters eine Arbeit auf,<br />

woraus dann der <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

entstand. Durch den Einsatz von Missionaren aus der<br />

Schweiz und Deutschland entwickelten sich<br />

verschiedene Arbeitszweige.<br />

Bald erforderte das immer größer werdende<br />

Angebot an bibeltreuer Literatur, Material<br />

für Gemeinde- und Kinderarbeit etc.<br />

einen größeren Raum. So wurde 1974 die<br />

Buchhandlung «La Palabra»<br />

(Das Wort)<br />

auf der Missionsstation errichtet, um<br />

durch die Bibel und geistlicher Bücher<br />

das Evangelium in diese Bevölkerung zu<br />

tragen.<br />

Die Bibel als das Wort Gottes ist das<br />

lebendige Wasser für unsere Seelen, das<br />

Licht für unseren Weg bis zur Ewigkeit, das<br />

Schwert zur Unterscheidung von Gut und<br />

Böse – und deshalb wurde sie angeboten.<br />

Weitere hilfreiche, bibeltreue Literatur<br />

wurde ebenso angeboten wie Material für<br />

die Gemeindearbeit. Inzwischen wurde sie<br />

bereits zweimal erweitert.<br />

Heute ist die Buchhandlung ein Treffpunkt<br />

für Christen, Anlaufstelle für Ratsuchende<br />

und überhaupt der Dreh- und<br />

Angelpunkt der Arbeit.<br />

Die Buchhandlung war das «Herzstück»<br />

der Missionsarbeit, von wo aus das Evangelium<br />

als das Licht mehr und mehr<br />

hinaus- und hineindrang in die<br />

Finsternis der geistlichen Unwissenheit<br />

der Menschen. Die große<br />

Motivation und Gewissheit aller<br />

Mitarbeiter liegt in Gottes Worten<br />

aus Jes. 55,10-11 begründet: «Denn<br />

gleichwie der Regen und Schnee<br />

vom Himmel fällt und nicht wieder<br />

dahin kommt, sondern feuchtet die Erde und<br />

macht sie fruchtbar und wachsend, dass sie<br />

gibt Samen zu säen und Brot zu essen; also<br />

soll das Wort, so aus meinem Munde geht,<br />

Kinderfreizeiten: Jedes Jahr hunderte von Kinder mit dem Evangelium erreicht<br />

Die Buchhandlung: das «Herzstück» der Missionsarbeit<br />

Nueva Canaán: Gebäude auf dem Freizeitgelände<br />

auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer<br />

kommen, sondern tun, was mir gefällt, und<br />

soll ihm gelingen, dazu ich’s sende.»<br />

Mit der Zeit entwickelten sich mindestens<br />

vier weitere Arbeitsbereiche.<br />

Freizeitgelände «Nueva Canaán»<br />

(Neues Kanaan)<br />

Im Jahre 1970 wurden die ersten Gebäude<br />

für die missionarische Freizeitarbeit in<br />

Nueva Canaán errichtet. Außerhalb der<br />

Stadt wurde ein großes Grundstück erworben<br />

und der Urwald für die benötigte<br />

Fläche gerodet.<br />

Durch mehrere Kinderfreizeiten sowie<br />

eintägige Schulausflüge werden jedes Jahr<br />

hunderte von Kinder, die weitgehend aus<br />

nichtchristlichen Familien stammen, mit<br />

dem Evangelium erreicht.<br />

Mehrere Jugendfreizeiten bieten Heranwachsenden<br />

klare Lebensorientierung<br />

am Wort Gottes. Christen werden in der<br />

Nachfolge ermutigt und Nichtchristen zur<br />

Umkehr zu Jesus Christus gerufen. Zu den<br />

monatlichen Familientagen lassen sich sehr<br />

viele Familien einladen, die das Wort Gottes<br />

nicht kennen. Die Verkündigung des<br />

Evangeliums bietet Heilung und Orientierung<br />

für die oft desolaten Ehen und Familien.<br />

Wir hoffen, künftig auch mehrtägige<br />

Familienfreizeiten durchführen zu können.<br />

Das Gelände eignet sich hervorragend für<br />

die Schulung von Pastoren, Ältesten und<br />

anderen Mitarbeitern im Reich Gottes. ▪<br />

8 1 / 2005 <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong>


Auf dem links beschriebenen<br />

Freizeitgelände Nueva Cnanaán werden<br />

verschiedene evangelistische Freizeiten<br />

durchgeführt. Die Kinderfreizeiten<br />

und Familientage werden im folgenden<br />

beschrieben.<br />

DIE KINDERFREIZEITEN AUF<br />

NUEVA CANAÁN<br />

Von Inna Rhein<br />

Für die Kinder ist diese Zeit sehr wertvoll.<br />

Sehnsüchtig warten sie darauf.<br />

Die Freizeiten finden in den Sommer- und<br />

Winterferien statt, das heißt im Juni oder<br />

Juli und von Ende November bis Anfang<br />

Februar.<br />

Sie werden getrennt durchgeführt: eine<br />

Woche für die Mädchen dann eine Woche<br />

für die Jungen. Auch teilt man die Kinder<br />

in zwei Altersgruppen ein: von sieben bis<br />

elf und von zwölf bis fünfzehn Jahren. Die<br />

Freizeiten dauern von Montag bis Freitag.<br />

Die Vorbereitung beinhaltet viele Bereiche:<br />

Vorbereitung der Themen, der Bastelarbeit,<br />

der Spiele, das Zusammenstellen des<br />

Programms, die Planung der Menüs, der<br />

Einkauf von Lebensmittel und verschiedenem<br />

Material.<br />

Wöchentlich werden die Kinder durch<br />

Lautsprecher des durch die Stadt fahrenden<br />

Autos für die Kinderlager eingeladen.<br />

Sie müssen sich dann auf der Missionsstation<br />

im Buchladen einschreiben und<br />

ein Minimum an Kosten bezahlen. Hier<br />

Mädchenfreizeit:* «Die Kinder lernen bis zu 12 Bibelverse pro Woche»<br />

Jungenfreizeit (im November 2004):* «Die Kinder zu einer persönlichen Entscheidung für Jesus Christus<br />

führen»<br />

in <strong>Bolivien</strong> gilt: Alles was etwas kostet, das<br />

hat Wert! Das ist einer der Gründe warum<br />

ein Kostenbeitrag verlangt wird. Dadurch<br />

erreichen die Missionare sowohl Kinder<br />

aus der oberen Schicht, die sonst keinen<br />

Kontakt mit Gemeinden haben, als auch<br />

Kinder aus armen Verhältnissen.<br />

Die Einschreibung erfolgt meistens am<br />

letzten Tag. Das ist auch kulturbedingt,<br />

denn nur die Wenigsten kennen Pünktlichkeit<br />

und Verantwortung. Aus Erfahrung<br />

weiß man, dass wenn sich bis am<br />

Samstag zwanzig Kinder anmelden, am<br />

Montag vierzig bis fünfzig Kinder kommen<br />

würden. Im Dezember z.B. wurde eine<br />

zweitägige Freizeit geplant. Ein Tag vor<br />

der Abfahrt waren es neun Jungen, die sich<br />

angemeldet hatten. Man war gespannt, wie<br />

es am Tag der Abfahrt aussehen würde und<br />

die Überraschung war groß: Kurz vor der<br />

Abfahrt waren es einunddreißig Jungen.<br />

Am Montagnachmittag versammeln sich<br />

die Kinder vor dem Buchladen. Ihre Namen<br />

werden aufgerufen, danach steigen auf die<br />

Ladefläche des Lasters und los geht's!<br />

Auf dem Freizeitgelände angekommen,<br />

werden alle willkommen geheißen.<br />

Es wir über den Ablauf der Freizeit<br />

informiert und die Lagerregeln werden<br />

besprochen. Die Kinder werden in Gruppen<br />

eingeteilt, meistens gibt es pro Gruppe<br />

zehn bis zwölf Kinder mit je zwei Lehrern.<br />

Jede Gruppe bezieht ihren Schlafsaal und<br />

die Kinder bereiten sich für das Baden und<br />

das Spielen vor.<br />

Der Tagesablauf sieht folgendermaßen<br />

aus: Früh am Morgen versammeln sich alle<br />

Mitarbeiter zur geistlichen Stärkung, um<br />

gemeinsam zu beten und um den Tagesablauf<br />

zu besprechen.<br />

Die Kinder werden um sieben Uhr mit<br />

Glockenschlägen geweckt. Zusammen fängt<br />

man den Tag mit einem Gebet an, dann<br />

folgen fünf Minuten Gymnastikübungen.<br />

Anschließend erledigen die Kinder die<br />

Morgentoilette und bereiten sich zur Morgenandacht<br />

vor, die ca. 20 Minuten dauert.<br />

Nach der Andacht deckt eine Gruppe den<br />

* links: Käthy , Inna ; oben: Rudi<br />

<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong> 1 / 2005<br />

9


Frühstückstisch. Nach dem Frühstück wird<br />

jeder Gruppe ein Aufgabe zugeteilt, z.B.:<br />

Geschirr waschen, den Boden fegen, Tische<br />

putzen usw. Wenn die Hausarbeit beendet<br />

ist, haben sie etwas freie Zeit bis zur biblischen<br />

Lektion. Danach ist das Basteln an<br />

der Reihe, welches den Kindern großes Vergnügen<br />

bereitet. Viele Kinder zeigen große<br />

Kreativität, doch leider wird diese weder<br />

zu Hause noch in den Schulen gefördert.<br />

Vor dem Mittagessen ist das Baden in der<br />

«Piscina» (Schwimmbecken) angesagt. Das<br />

tun sie sehr gerne. Nach dem Mittagessen<br />

werden die Hausarbeiten anhand einer<br />

Liste verteilt. Mucksmäuschenstill warten<br />

die Kinder gespannt welche Aufgabe ihre<br />

Gruppe bekommt. Wenn diese Aufgaben<br />

erledigt sind, haben die Kinder eine einstündige<br />

Mittagspause die hier ‚siesta‘ genannt<br />

wird. Nach den Nachmittagsspielen<br />

auf der Wiese dürfen die Kinder wieder<br />

baden. Vor dem Abendessen gibt es nochmals<br />

eine biblische Lektion für die Kleinen<br />

und für die Grossen werden spezifische<br />

Themen durchgenommen. Nach dem<br />

Abendessen versammeln sich alle Kinder<br />

im Gemeinschaftsraum und es werden<br />

verschiedene Kompetenzspiele gemacht.<br />

Zum Abschluss des Tages wird dann eine<br />

Missions- oder andere Geschichte erzählt.<br />

Die Kinder lernen bis zu 12 Bibelverse pro<br />

Woche. Das ist sehr wertvoll, denn so nehmen<br />

die Kinder das Wort Gottes in ihrem<br />

Gedächtnis und in ihrem Herzen mit nach<br />

Hause. Die Verse werden auch während des<br />

Tagesablaufs oft wiederholt.<br />

Das Ziel der Freizeiten ist folgendes: Die<br />

Kinder zu einer persönlichen Entscheidung<br />

für Jesus Christus zu führen und die gläubigen<br />

Kinder im geistlichen Wachstum zu<br />

unterstützen. Die Missionare sind von<br />

Herzen dankbar, wenn diese Ziele in manchem<br />

Kind durch die Hilfe des Herrn und<br />

den einheimischen Mitarbeitern erreicht<br />

werden darf.<br />

▪<br />

Familientag: Daniel und Inna bei der<br />

Essensausgabe<br />

DIE FAMILIENTAGE AUF<br />

NUEVA CANAÁN<br />

Von Inna Rhein<br />

Sonntag, den 30. Januar, Familientag in<br />

Nueva Canaán, dem Freizeitgelände des<br />

<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong>.<br />

Wie schon im vergangenen Jahr, so auch<br />

in diesem, bestand der Wunsch, vielen Familien<br />

das Wort Gottes nahe zu bringen.<br />

Wir freuen uns über jede Familie, die zu<br />

diesem besonderen Tag, jeweils am vierten<br />

Sonntag des Monats, kommt.<br />

Letztes Mal erwarteten wir viele Familien.<br />

Als ich die Einkaufsliste für die<br />

Lebensmittel zusammenstellte, war ich mit<br />

dem Gedanken beschäftigt: Es darf nichts<br />

fehlen! Als ich die Liste zum Einkaufen<br />

weitergab, hörte ich, dass sich gerade drei<br />

Familien mit insgesamt 20 Personen angemeldet<br />

hätten, und dass schon mehrere<br />

Familien auf der Anmeldeliste standen. So<br />

lief ich schnell, und machte noch einige<br />

Verbesserungen auf meiner Einkaufsliste.<br />

Tatsächlich kamen viele Familien und<br />

einige zum ersten Mal. Wie immer machen<br />

wir am Anfang mit den Eltern und ihren<br />

Wilhelm am Familientag bei der Bibelarbeit: «Die Teilnehmer hören immer mit großer Aufmerksamkeit<br />

dem Worte Gottes zu»<br />

Kindern einige Spiele. Danach haben die<br />

Kinder ein spezielles Programm und die<br />

Eltern bleiben zum Bibelstudium. Dieser<br />

Teil des Familientages ist für uns der Wichtigste<br />

und die Teilnehmer hören immer<br />

mit großer Aufmerksamkeit dem Worte<br />

Gottes zu.<br />

Nach dem Bibelstudium gibt es dann<br />

ein gemeinsames Mittagessen, die unsere<br />

Köchinnen, Victoria und Beatritz, mit viel<br />

Liebe zubereiteten. Danach ist Zeit da, um<br />

mit den einzelnen Personen zu sprechen.<br />

Viele von ihnen stellen Fragen zum gerade<br />

durchgenommenen Bibelstudium. Einige<br />

Familien fingen an, die Gottesdienste in<br />

den Gemeinden zu besuchen, doch oft bedeutet<br />

das für sie ein Kampf zwischen ihrer<br />

sozialen Stellung und Gott. Diese Familien<br />

benötigen das Gebet, damit sie erkennen<br />

können, dass Jesus der einzige Weg ist zum<br />

wahren Leben und dass nur Er eine Befreiung<br />

schenken kann.<br />

Immer wieder zeigt der Herr uns die Not<br />

dieser Menschen, damit wir bereit sind,<br />

uns von Ihm gebrauchen zu lassen als Botschafter<br />

an Christi Statt.<br />

Dankbar sind wir auch für unsere einheimischen<br />

Mitarbeiter, die uns immer<br />

eine große Hilfe sind in der Betreuung<br />

der vielen Kinder und in der Küche. ▪<br />

10 1 / 2005 <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong>


AUF DEM MISSIONSFELD<br />

ERSTE MISSIONARISCHE ERFAHRUNGEN IN BOLIVIEN.<br />

Von Käthy<br />

ER KANN<br />

«ER KANN überschwänglich tun über alles,<br />

das wir bitten oder verstehen.»<br />

(Eph 3,20)<br />

ER KANN - Herr ich weiß nicht wie das<br />

gehen soll mit der Buchhaltung.<br />

Mathematik war noch nie meine Stärke<br />

und vor Zahlen habe ich Angst!<br />

ER KANN - Die Leute fragen mich ob<br />

wir dieses oder jenes Buch haben im<br />

Buchladen und ich weiß es nicht, Hilfe die<br />

Mitarbeiterin ist nicht da. Wo beginne ich<br />

mit dem Suchen? Ja da fi nde ich etwas,<br />

aber wo ist der Preis?<br />

ER KANN - Milca mit der ich Kinderstunde<br />

mache stellt den Kindern einige Fragen,<br />

nachdem ich ihnen die Geschichte von<br />

den zehn Geheilten erzählt habe.<br />

«Wie viele wurden also geheilt?» Fragt<br />

sie die Kinder: «Einer» antworteten einige.<br />

Oh weh ich habe doch erzählt dass alle<br />

geheilt wurden aber nur einer Gott die<br />

Ehre gab. Sie scheinen die Geschichte<br />

nicht verstanden zu haben. Oh mein<br />

Spanisch!<br />

ER KANN - Schon wieder ist jemand von<br />

den alten Leuten im Altersheim gestorben<br />

die wir wöchentlich besuchen um mit<br />

ihnen zu singen und eine Botschaft zu<br />

bringen. Alle scheinen so traurig zu sein.<br />

Was soll ich ihnen sagen? Wie kann<br />

ich Ihnen Jesus und den Himmel lieb<br />

machen?<br />

ER KANN - Warum lachen sie und scheinen<br />

sich lustig zu machen über mich?<br />

Hab ich etwas falsch ausgesprochen oder<br />

etwas getan das sie hier nie tun würden?<br />

Herr ich möchte ihre Kultur besser<br />

verstehen lernen.<br />

ER KANN - Wie soll ich dieses Examen<br />

in kurzer Zeit schaffen? So viele Verse<br />

auswendig lernen und all die Theorie im<br />

Kopf behalten?<br />

So gäbe es noch vieles aufzuzählen, aber es<br />

reicht um Euch einen kleinen Einblick in meinen<br />

Alltag zu geben. Immer wieder erlebe<br />

ich, dass GOTT TUN KANN über alles Bitten<br />

und Verstehen. Oft kann ich nur staunen wie<br />

Gott sich gerade in unsrer Schwachheit offenbart.<br />

Ihm gehört alle Ehre und Euch alle<br />

ganz herzlichen Dank für alle Gebete.<br />

ER KANN!!<br />

Käthy im Gespräch mit einer Bolivianerin<br />

Maria (Name geändert) hat Probleme in<br />

ihrer Ehe. Ihr Mann ist viel beschäftigt,<br />

ist oft unterwegs und die Erziehung<br />

der vier Buben lastet hauptsächlich auf ihr.<br />

Schon oft versuchte sie mit ihrem Mann zu<br />

reden, doch der meint, wenn er Geld gäbe<br />

damit sie die Familie unterhalten könne,<br />

dann sei das mehr als genug. Er drohte<br />

ihr auch wegzugehen, wenn sie ihn nicht<br />

in Ruhe lasse. Was Maria braucht ist Jesus.<br />

Schon als Kind hat sie Jesus angenommen<br />

in einem der Ferienlager, die sie oft besuchte.<br />

Doch leider ging sie später eigene Wege<br />

und leidet jetzt unter den Konsequenzen.<br />

Erfreulich ist jedoch, dass die momentane<br />

Situation sie dazu treibt, die Bibel zu lesen.<br />

Sie erzählte mir dass ihr ältester Sohn<br />

manchmal Geld veruntreut und stiehlt. Sie<br />

hat sich überlegt, wie sie ihm helfen könne<br />

und war auf der Suche nach einem passenden<br />

Wort in der Bibel. Wir fanden den<br />

Vers aus Lukas 16,10. «Wer im Geringsten<br />

treu ist, der ist auch im Großen treu; und<br />

wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch<br />

im Großen unrecht.» Betet, dass Maria zum<br />

Herrn zurückkommt. Sie kam auch einmal<br />

zur Frauenstunde und es ist uns ein tiefes<br />

Anliegen dass sie wieder kommt, damit sie<br />

mehr von Gottes Wort hört.<br />

Es gibt viele Kinder, die nur an der Freizeit<br />

das Wort Gottes hören. Das Lager<br />

ist zu Ende und die Kinder gehen in keine<br />

Gemeinde und besuchen auch keine Kinderstunde.<br />

Sie werden nicht unterstützt von<br />

ihren Eltern. Was ist mit all denen die den<br />

Herrn Jesus angenommen haben? Diese<br />

Frage beschäftigte uns sehr und deshalb fingen<br />

wir an, uns jeden Samstag mit den größeren<br />

Mädchen zu treffen, die den Wunsch<br />

nach Gemeinschaft haben und im Glauben<br />

wachsen wollen. Bis jetzt ist die Zahl nicht<br />

groß doch hat es einige, die<br />

regelmäßig kommen. Zwei<br />

davon möchte ich Euch<br />

vorstellen.<br />

Maria Cristina ist<br />

fünfzehn Jahre und ihre<br />

Schwester Lucía, dreizehn<br />

Jahre alt. Beide kamen<br />

schon oft in die Freizeit<br />

und beide haben sich auch<br />

zum Herrn Jesus bekehrt.<br />

Die Mutter wollte sie eigentlich<br />

schon nicht mehr<br />

in die Freizeit schicken<br />

doch kriegten sie vom Vater<br />

die Erlaubnis, so dass<br />

sie auch dieses Mal wieder dabei waren. Oft<br />

erlebten sie auch, wie die Eltern sich streiten.<br />

Bei beiden Mädchen habe ich einen<br />

Hunger nach Gottes Wort gespürt und ein<br />

großes Bedürfnis nach Gemeinschaft. Bei<br />

jedem Treff hatten sie ihre Hausaufgaben<br />

wie Bibelverse lernen, etwas persönlich<br />

Erlebtes mit Gott aufschreiben usw. getreulich<br />

ausgeführt. Seitdem wir einmal<br />

mit den Mädchen ins Altersheim gegangen<br />

waren, kommt Maria Cristina und manchmal<br />

auch ihre Schwester regelmäßig mit.<br />

Auch am Familientag kamen beide mit,<br />

um uns zu helfen. Leider waren die Eltern<br />

nicht dabei. Als ich die beiden Mädchen zu<br />

Hause besuchte, lernte ich ihre Eltern kennen.<br />

Daraus entstand auch mehr Vertrauen<br />

und jetzt bringt die Mutter manchmal<br />

selber ihre Töchter mit dem Motorrad zu<br />

mir. Wir wollen für diese Mädchen beten,<br />

dass sie lernen aus dem Wort Gottes Kraft<br />

zu schöpfen und alles mit dem Herrn zu<br />

besprechen. Auch beten wir für ihre Eltern,<br />

dass auch sie sich dem Glauben öffnen. ▪<br />

<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong> 1 / 2005<br />

11


Gemeindearbeit<br />

Als erste Frucht der Literaturarbeit entstand<br />

im Jahr 1970 die Gemeinde «Berea»<br />

(Beröa) Die regelmäßigen Versammlungen<br />

fanden zuerst in einem angemieteten Haus<br />

statt. Später wurde das Gemeindehaus erbaut.<br />

Seit einigen Jahren wird sie von einheimischen<br />

Pastoren und Ältesten selbständig geleitet. Mit<br />

der Gemeinde Berea arbeitet der <strong>Missionsdienst</strong><br />

<strong>Bolivien</strong> bis heute am engsten zusammen.<br />

Durch Beratung, Predigtdienste, Schulung von<br />

Kinder-Mitarbeitern (in Zusammenarbeit mit<br />

KEB) seitens unserer Mitarbeiter wird die junge<br />

Gemeinde <strong>Bolivien</strong>s unterstützt.<br />

▪<br />

Flussreise auf dem Orton, eines Nebenarmes des Amazonas: Das Schiff<br />

«Maranata» wird für den Einsatz mit Lebensmitteln und Literatur beladen.<br />

Fluss- und Siedlungsarbeit<br />

Wilhelm und Jolanda auf dem Gemeindehof<br />

Während eines Gottesdienstes: Gemeindeleiter Br. Justino<br />

bekehrte sich als Kind während einer Kinderfreizeit auf dem<br />

Freizeitgelände Nueva Canaán<br />

Im Urwaldgebiet des Tieflandes, das in der Regenzeit oft weithin<br />

überschwemmt ist, bildeten die Flüsse die wichtigsten<br />

Verkehrswege. Heute wird das Land auch von Naturstraßen<br />

durchzogen. Von Anfang an waren die Menschen, die als Gummisucher<br />

im Gebiet des Orton-Flusses wohnten, eine große<br />

Last für den <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong>. Im Mai 1970 begann<br />

dieser Pionierdienst mit der ersten Reise. Anfänglich wurden<br />

die Reisen in gemieteten Booten gemacht, später konnte ein<br />

kleineres Boot gekauft werden. Mit der Zeit wurde jedoch<br />

ein größeres Wohnboot notwendig, um einheimische Brüder<br />

mitnehmen zu können, die dann als Teams in verschiedenen<br />

Flusssiedlungen eingesetzt werden konnten.<br />

1975 wurde dann ein Schiff gebaut. Im Einzugsgebiet des<br />

Orton-Flusses wurde der Name des Schiffes «Nueva Vida» für<br />

viele Menschen und Familien zum ganz persönlichen Erleben…<br />

für sie begann in Jesus Christus ein «Neues Leben»<br />

Nach jahrelanger Flussarbeit der Missionare war die Zeit<br />

gekommen, dass bestehende evangelikale Gemeinden diesen<br />

Dienst in begrenztem Maße übernahmen.<br />

Die Urwaldstraßen öffneten neue Wege, um zu Siedlungen<br />

und Dörfer zu gelangen. Der Besuch derselben ist neues Ziel<br />

und Auftrag der Missionare geworden.<br />

▪<br />

Chronik<br />

1967<br />

Wilhelm und Jolanda werden mit<br />

ihren drei Kindern nach Guayaramerín<br />

gesandt, um dort eine Missionsarbeit<br />

aufzubauen.<br />

1968<br />

Eröffnung eines kleinen Buchladens im<br />

öffentlichen Markt, hauptsächlich um die<br />

Bibel verbreiten zu können.<br />

1970<br />

Durchführung der ersten Flussreise.<br />

1970<br />

Gründung<br />

der ersten<br />

Gemeinde<br />

«Berea».<br />

1970<br />

Erwerb eines Grundstücks für künftige Freizeiten<br />

«Nueva Canaán».<br />

1970<br />

Einsatz eines Bücherwagens, der auf Veloräder<br />

montiert war, um die Menschen auf der<br />

Straße erreichen zu können.<br />

1971<br />

Beginn der ersten Kinderfreizeiten.<br />

12 1 / 2005 <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong><br />

Während einer Flussreise (im März 2002)


GEBETSANLIEGEN<br />

LASST UNS DANKEN:<br />

ò<br />

ò<br />

ò<br />

ò<br />

für die vielen Neubekehrten<br />

dass Br. Wilhelm und Schw. Jolanda trotz hohen Alters und gesundheitlicher<br />

Probleme noch voll im Dienst stehen können.<br />

Dank dem Herrn für die Bewahrung. Die Missionare befanden sich schon oft in<br />

konkreter Lebensgefahr.<br />

die evangelistischen Familientage werden von der Bevölkerung mit echtem<br />

Interesse aufgenommen und besucht.<br />

LASST UNS BITTEN:<br />

ò<br />

ò<br />

ò<br />

ò<br />

ò<br />

ò<br />

ò<br />

ò<br />

ò<br />

ò<br />

das der Herr Kraft gibt in Zeiten der Mutlosigkeit, Krankheit und Schwäche<br />

Evangelistische Veranstaltungen auf dem Freizeitgelände Nueva Canaán<br />

für Kinder-, Jungschar- und Jugendlager<br />

für die evangelistischen Familientage<br />

Missionarische Einsätze<br />

für Evangelisation und Jüngerschaftsschulung<br />

für die Besuche von Urwaldsiedlungen<br />

für die Buchhandlung «La Palabra»<br />

für die Literatureinsätze<br />

für Frauenstunden, Seelsorge<br />

für die Gemeinde- und Bibelschulmitarbeit<br />

das der Herr zusätzliche Missionare sendet<br />

1974<br />

Gründung der<br />

Buchhandlung<br />

Missionsschiff «Maranata»<br />

«La Palabra»<br />

auf der Missionsstation.<br />

1975<br />

Bau des Schiffes «Nueva Vida» für die Missionierung<br />

der zahlreichen Fluss-Siedlungen<br />

an den Seitenarmen des Amazonas<br />

1981<br />

Durch die Initiative einiger bolivianischen<br />

Brüder Gründung einer Bibelschule, um<br />

einheimische Pastoren und Missionare für<br />

das Tiefland zu gewinnen.<br />

1995<br />

Rudi Rhein aus der Baptistengemeinde<br />

Weinsberg und Viktor Thiessen aus der<br />

Mennonitengemeinde Frankenthal erste<br />

Zivildienstleistende auf der Missionstation.<br />

2004<br />

Um ganzen Familien das Evangelium<br />

bringen zu können werden, werden am<br />

letzten Sonntag eines Monats sogenannte<br />

«Familientage» durchgeführt. Neben<br />

intensivem Bibelstudium werden auch<br />

Freizeitaktivitäten veranstaltet.<br />

<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong> 1 / 2005<br />

13


Bibelschule «Alborada»<br />

Um einheimische Pastoren und Missionare für das Tiefland zu gewinnen, wurde durch die Initiative einiger<br />

bolivianischer Brüder 1981 eine Bibelschule gegründet. Die Erfahrung hatte nämlich gezeigt, dass fast keine der<br />

ausgebildeten Pastoren,<br />

die im Hochland eine<br />

Bibelschule besucht hatten,<br />

wieder in das Tiefland<br />

zurückkamen, wo das Leben<br />

viel entbehrungsreicher,<br />

härter und gefährlicher ist,<br />

bedingt durch das tropische<br />

Klima. Darum entspricht<br />

die Bibelschule einer echten<br />

Notwendigkeit für dieses<br />

große Urwaldgebiet.<br />

Die Mitarbeit in der<br />

Leitung, im Unterricht,<br />

in der Beratung und in<br />

der geistlichen Betreuung<br />

der Bibelschüler wurde<br />

von Anfang an von<br />

den Missionaren sehr<br />

gewünscht.<br />

Bibelschullehrer: (von l. nach r.) Rudi, Bibelschuldirektor Zabarain, der Gemeindeleiter und Mitglied im Bibelschulrat<br />

Viktor Beyuma, Vorsitzender im Bibelschulrat Jose Pedro, Pastor Saul ebenfalls Mitglied Bibelschulrat<br />

Von Rudi Rhein<br />

Alborada heiß auf deutsch ‚Tagesanbruch‘.<br />

Für die Bibelschüler ist die Studienzeit<br />

hier ziemlich schwer. Sie erstreckt<br />

sich über drei Jahre. Der Unterricht konzentriert<br />

sich auf den Vormittag. Dadurch<br />

können die einzelnen Schüler am Nachmittag<br />

ihren Lebensunterhalt verdienen.<br />

So freuten wir uns wiederum, dass auch<br />

dieses Schuljahr mit 31 Bibelschülern begonnen<br />

hat. Im ersten Studienjahr sind es<br />

achtzehn, im zweiten sieben, und im dritten<br />

sechs Schüler.<br />

Es ist unser großes Anliegen, dass auch<br />

dies Jahr von großem Gewinn für einen<br />

jeden der Schüler wird.<br />

Eines der sechs Ehepaare die dieses Jahr<br />

zur Bibelschule kamen, wollen wir euch<br />

vorstellen: José Luis, 33 und Brenda, 26<br />

sind seit zwei Jahren verheiratet und kommen<br />

aus der Nachbarstadt Riberalta die 90<br />

Kilometer von hier entfernt ist.<br />

José Luis ist in einer kleinen Urwaldsiedlung<br />

geboren. (Die Mutter war fremd<br />

gegangen und wurde schwanger.) Aus der<br />

Hass-Reaktion heraus schickte der Vater<br />

José Luis von Zuhause weg. (An dem Tage,<br />

als der „Vater“ ihn wegschickte, war die<br />

Mutter nicht zuhause.) Für Mutter und<br />

Sohn war diese Situation sehr verzagend,<br />

doch der Vater hatte entschieden.<br />

Mit einem Rücksack stand nun der<br />

Zwölfjährige auf der Straße. «Wohin soll<br />

ich nun?» Dachte er und entschloss sich<br />

kurzerhand zum Platz zu gehen, wo sich<br />

alle LKW-Fahrer treffen um darauf zu<br />

warten, dass sie jemand sie für einen oder<br />

mehrere Transporte anwirbt. Dort fand er<br />

eine Gelegenheit bis nach Guayaramerín zu<br />

kommen, hier schlich er durch die Straßen,<br />

und beschloss den Grenzfluss zu überqueren.<br />

So kam er nach Brasilien. Dort nahm<br />

ihn ein ungläubiger Mann mit zu sich nach<br />

Hause, als José Luis ihn auf der Strasse<br />

um Essen bat. Dies Haus wurde sein neues<br />

Zuhause...<br />

Er war so von seinem ‚Vater‘ und seiner<br />

Mutter enttäuscht, dass er sich vornahm<br />

nie mehr zurück zu kommen.<br />

Nach über zwei Jahren traf er jemanden<br />

in der Stadt den er kannte und ihm wurde<br />

berichtet, dass seine Mutter sehr krank sei.<br />

Daraufhin entschloss sich José Luis seine<br />

Mutter zu besuchen.<br />

Er durfte dann wieder bei seiner Mutter<br />

bleiben. Nach ca. einem Jahr wurde er für<br />

den Militärdienst eingezogen. Von da kam<br />

er als Schläger und Verbrecher zurück.<br />

Sein Lebensstiel ging immer mehr bergab.<br />

Kurze Zeit danach wurde er eingeladen,<br />

für einen großen Viehzüchter eine Arbeit<br />

zu machen. Ein großes Grundstück sollte<br />

eingezäunt werden. Zusammen mit noch<br />

14 1 / 2005 <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong>


anderen zwanzig Männern wurden sie mit<br />

einem kleinen LKW dorthin gebracht. Als<br />

sie ankamen, stellten sie erschrocken fest,<br />

dass sie betrogen worden waren, denn<br />

am Einfahrtstor standen zivilgekleidete<br />

Männer mit Maschinengewehren in den<br />

Händen. Sie waren in einer Drogenfabrik<br />

gelandet.<br />

Nun mussten sie keinen Zaun ziehen,<br />

sondern Cocablätter treten, bis ihre Füße<br />

ganz wund waren. Hier waren sie nun als<br />

‚freie bezahlte Sklaven‘. Ihnen wurde klar<br />

gemacht, dass sie gut bezahlt würden, dass<br />

sie jedoch diesen Ort nicht so schnell verlassen<br />

könnten. José Luis gefiel diese Arbeit.<br />

Mit der Zeit gewann er das Vertrauen<br />

und endlich durfte er die Droge nach auswärts<br />

schmuggeln und verkaufen. Immer<br />

mehr und immer weiter. Als Folge war er in<br />

mehreren Auseinadersetzungen beteiligt,<br />

wo es mit Messern und Pistolen vor sich<br />

ging und er so wie ins Krankenhaus so<br />

auch ins Gefängnis landete. Dort wurde er<br />

von Seinen Chefs rausgekauft, und so ging<br />

das Leben der Sünde weiter.<br />

Doch Gott hatte mit ihm Erbarmen. Vor<br />

ca. sieben Jahren wurde er von einigen jungen<br />

Leuten wieder einmal in die Gemeinde<br />

eingeladen. Diesmal ging er. Schon bald<br />

durfte er Frieden mit Gott finden.<br />

Ein neues Leben begann für ihn. Nun<br />

musste er vieles ordnen, musste arbeiten<br />

lernen (So schnell wie mit dem Verkauf von<br />

Drogen konnte er sich das Geld nicht mehr<br />

verdienen). Es war kein leichter Kampf, mit<br />

seinen Freunden, Vorgesetzten... Er fiel aufs<br />

Neue, doch blieb er nicht liegen, in Jesus<br />

konnte er immer weiter aufwärts gehen.<br />

Vor zwei Jahren heiratete er Brenda. Sie<br />

hatte auch kein einfaches Leben. So wie es<br />

bei José Luis war, so war es auch bei ihr. Ihr<br />

Vater wollte sie nicht als seine Tochter anerkennen,<br />

da sie eine sehr helle Haut hatte<br />

und ganz anders aussah als ihre Geschwister.<br />

Die Großeltern sahen diese Not und<br />

nahmen sie als kleines Baby zu sich wo sie<br />

bis zu ihrem zehnten Lebensjahr gelebt hat.<br />

Mit zehn Jahren nahm sie den Herrn Jesus<br />

als ihren Erlöser an. Sie besuchte regelmäßig<br />

den Gottesdienst. Im gleichen Jahr<br />

mussten ihre Großeltern verreisen, und so<br />

kam sie dann zu ihrer Familie zurück. Als<br />

erstes bekam sie einen Schock, denn nach<br />

den vielen Jahre in Frieden und Harmonie,<br />

erlebte sie jetzt den Gegensatz. Ihr Vater,<br />

ein Alkoholiker, kam oft betrunken nach<br />

Hause, schlug die Mutter und aus Wut<br />

machte er viele Sachen kaputt. Um das<br />

Geld für seine<br />

Sucht aufzutreiben,<br />

verkaufte<br />

er oft Gegenstände<br />

aus<br />

dem Haus. Die<br />

Mutter musste<br />

hart arbeiten,<br />

um die Familie<br />

durchzubringen<br />

und Brenda<br />

half ihr wo sie<br />

nur konnte. Der<br />

Vater verbot ihr<br />

die Gottesdienste<br />

zu besuchen,<br />

doch ihr starker<br />

Willen war nicht<br />

zu halten und so<br />

fand sie immer eine Möglichkeit zu entfliehen.<br />

Sie lies sich taufen und arbeitete ganz<br />

eifrig in der Gemeinde mit. Ihrem Vater<br />

gegenüber war sie sehr konsequent und<br />

machte ihm sein sündiges Leben bewusst<br />

in dem sie ihn immer zur Rechenschaft<br />

zog. Ihr wurde plötzlich klar, dass sie gegen<br />

ihren Vater kämpfte.<br />

José Luis und Brenda Luis fanden beide zum Herrn<br />

Die wunderbare Möglichkeit, junge Menschen durch das Wort Gottes<br />

und das gelebte Vorbild zu prägen, und ihnen die nötige Zurüstung für<br />

die Missionierung ihres eigenen Landes zu geben.<br />

Als sie sechzehn Jahre alt war ertappte sie<br />

ihren Vater mit einer anderen Frau die er<br />

immer mit Geld versorgte, wo doch seine<br />

Familie oft ohne Mittel blieb. In diesem<br />

Moment stellte sie sich ihrem Vater gegenüber<br />

und in diesem Kampf brach sie<br />

einfach zusammen. Man brachte sie ins<br />

Krankenhaus. Ihr war ihre falsche Handlung,<br />

ihren Vater aus Kraft zur Umkehr<br />

bringen zu wollen, bewusst.<br />

Doch der Herr hatte Gnade gegeben und<br />

an diesem Tag rührte er das Herz vom Vater<br />

an und dieser versprach der Familie und<br />

Brenda, sein Leben zu bessern. Oft lud ihn<br />

Brenda und ihre Mutter zum Gottesdienst<br />

ein, aber er wollte nie etwas davon wissen.<br />

Doch nach diesem Vorfall entschloss er<br />

sich mitzukommen. Ein Bruder sprach ihn<br />

darauf hin an, ein Bibelstudium zu machen<br />

und er willigte ein.<br />

Nach einer kurzen Zeit übergab er sein<br />

Leben Jesus. Brenda sagt: „Jetzt ist er ein<br />

ganz anderer Mensch.“ Der Herr wirkt<br />

Wunder und es ist nicht aus unserer Kraft.<br />

Er ist es, der Menschenleben verändert.<br />

Für dieses junge Ehepaar geht nun ein<br />

großer Wunsch in Erfüllung, der immer<br />

wie ein Traum vor ihnen stand, nämlich<br />

an die Bibelschule zu kommen. Wir wollen<br />

sie in ihrem Studium fest begleiten und<br />

unterstützen.<br />

Möge der Herr Gnade geben, dass alle<br />

Schüler fest bleiben<br />

und das Studium<br />

zum Abschluss<br />

bringen. Meistens<br />

sind im dritten Studienjahr<br />

nur noch<br />

die Hälfte der Bibelschüler<br />

da. Waren sie im ersten Kurs zwölf<br />

Schüler, dann beenden nur sechs das dritte<br />

Jahr, entweder weil sie selber aufhören,<br />

oder wegen Sünde aufhören müssen.<br />

Dass doch Gottes Wort auch in diesem<br />

Jahr tiefe Spuren hinterlassen kann und<br />

Geschwister vorbereitet werden, die der<br />

Herr in Seinem Weinberg gebrauchen<br />

kann, in welchem es ja noch so viel zu tun<br />

gibt.<br />

Der Herr hat ja gesagt, dass Er Sein Wiederkommen<br />

nicht grundlos hinauszögert,<br />

sondern ER ist voller Gnade und will nicht,<br />

dass jemand verloren gehe, sondern dass<br />

jedermann Raum zur Buße habe. Wie lang<br />

wird Er noch warten?<br />

▪<br />

<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong> 1 / 2005<br />

15


Was ein Zivildienstleistender in<br />

Guayaramerín erlebte<br />

Daniel Dick, 22 aus der Baptistengemeinde<br />

Weinsberg, machte achtzehn Monate<br />

Zivildienst auf der Missionsstation<br />

Guayaramerín.<br />

Dieses Jahr war für mich eine großartige<br />

Erfahrung, dass Gott Arbeit vorbereitet,<br />

die ich für IHN tun kann. Beim Zurückdenken<br />

an diese achtzehn Monate in<br />

<strong>Bolivien</strong>, ist eigentlich nicht mehr das unbekannte,<br />

schöne Land interessant, nicht<br />

die Leute, nicht das erlernen irgendwelcher<br />

Fertigkeiten, sondern, dass jede Tätigkeit<br />

für die Missionsstation, eigentlich für IHN<br />

getan werden durfte. Das macht die Zeit<br />

hier wertvoll. (Das habe ich aber nicht immer<br />

so gesehen und es bedarf immer noch<br />

der Korrektur.)<br />

Ankunft im September, gerade zum<br />

Abschluss der Trockenzeit, wenn die Luft<br />

schwülwarm auf dem Land liegt, wo es aber<br />

auch Tage gibt, an denen die Südwinde beginnen<br />

und es sogar sehr nass und windig<br />

sein kann. Das ist die Regenzeit <strong>Bolivien</strong>s.<br />

Dank der Möglichkeit, den Befehl der Obrigkeit<br />

ein Zivildienstjahr zu leisten, mit<br />

dem Befehl unseres Herrn zu verbinden,<br />

nämlich hinzugehen und in Seinem Weinberg<br />

zu arbeiten, so stand für mich fest, den<br />

sogenannten ‚Anderen Dienst im Ausland‘<br />

zu machen. Dies gäbe mir die Möglichkeit,<br />

wenigstens für ein Jahr auf dem Missionsfeld<br />

im Ausland mithelfen zu können. Da<br />

unsere Gemeinde bereits vorher schon Geschw.<br />

Biester und ihre Mission in <strong>Bolivien</strong><br />

kannten und einer der ersten Zivildienstleistende<br />

aus unserer Gemeinde kam, war<br />

der Kontakt zu ihnen schon gegeben und<br />

mein Interesse wuchs, so<br />

dass ich im September<br />

2003, nach meiner Mechatronikerausbildung,<br />

diesen<br />

Zivildienst beginnen<br />

konnte.<br />

Einen Monat nach meiner<br />

Ankunft konnte ich<br />

mit zwei bolivianischen<br />

Missionaren aus der Nachbarstadt<br />

Riberalta, (wo<br />

auch die Schweizerische<br />

Indianermission ihren Sitz<br />

hat, ca. 90 Kilometer von<br />

Guayaramerín entfernt)<br />

eine missionarische Flussreise<br />

unternehmen. Einer<br />

der Brüder macht die Missionsreisen<br />

auf den Flüssen<br />

schon seit fünfundzwanzig Jahren. Wir<br />

fuhren zu dritt zwei Wochen lang die Windungen<br />

eines Flusses hinauf und besuchten<br />

dabei jeden Abend eine Siedlung von<br />

Bolivianern, Die Rückfahrt dauerte eine<br />

Woche. Es gibt immer wieder Möglichkeiten<br />

mit kleineren oder größeren Gruppen<br />

bolivianischer Gläubigen<br />

solche Reisen<br />

zu unternehmen, das<br />

ist eine gute Möglichkeit,<br />

die Sprache<br />

zu trainieren und<br />

die Natur und Bevölkerung<br />

<strong>Bolivien</strong>s<br />

kennen zu lernen.<br />

Bau eines Spielplatzes<br />

Der Schwerpunkt<br />

meiner Mitarbeit war<br />

aber die Missionsstation<br />

in der Stadt Guayaramerín und das<br />

Freizeitgelände ‚Nueva Canaán‘ im Urwald,<br />

sieben Kilometer außerhalb der Stadt. Hier<br />

muss man sich auf viele verschiedene<br />

Arbeiten einstellen, es gibt immer wieder<br />

kleinere und größere Reparaturarbeiten<br />

zu erledigen. Ein größeres Projekt war die<br />

Erneuerung der elektrischen Lichtinstallation.<br />

Die alte Installation die viele Jahre<br />

lang gute Dienste geleistet hatte, wurde<br />

schon brüchig und erneuerungsbedürftig.<br />

Hier konnte ich Walter Rech helfen, der aus<br />

der Schweiz für einige Monate hierher kam<br />

und die Leitung des ganzen Umbaus hatte.<br />

Ein weiteres großes Projekt war der<br />

Bau eines Spielplatzes. Eine Woche bevor<br />

die verschiedenen «Campamentos» (Freizeiten)<br />

beginnen, war es jeweils meine<br />

Aufgabe, mit dem Auto durch die Straßen<br />

zu fahren und durch Lautsprecher zu den<br />

jeweiligen Freizeiten einzuladen. Nach den<br />

Freizeitwochen, an denen mein Beitrag in<br />

dem Mitorganisieren von Spielen bestand<br />

und dem Mithelfen in der Leitung einer<br />

der vier Gruppen, in denen die Kinder<br />

meistens aufgeteilt werden, war die Zeit<br />

nach den Freizeiten dann ausgefüllt mit<br />

praktischen Arbeiten.<br />

Während dieser Kinderfreizeiten wurde<br />

mir deutlich, dass Gott diese Arbeit an den<br />

Kindern, bestätigt. Die Eltern der Kinder,<br />

die zu den Freizeiten kommen, haben<br />

durch die Jahre hindurch in denen diese<br />

Arbeit schon besteht, ein großes Vertrauen<br />

gewonnen und schicken ihre Kinder gerne<br />

zu den Freizeiten, zu denen ein Teil von ihnen<br />

selber schon als Kinder ging. Einige der<br />

Kinder kommen aber auch aus zerrütteten<br />

Familienverhältnissen, und man kann immer<br />

wieder sehen, dass für sie diese Zeit<br />

etwas besonderes ist,<br />

in der sie Ruhe und<br />

Liebe bekommen und<br />

was das wichtigste ist:<br />

von der Liebe des Einen<br />

hören, der den Preis für<br />

sie bezahlte und sie in<br />

Seine Gemeinschaft<br />

ruft. Etwas, was mir<br />

hier bewusst wurde, ist,<br />

dass Gott jeden nach<br />

seinen Fähigkeiten<br />

einsetzen kann und jeder gebraucht werden<br />

kann. Jeder ist wichtig, vorausgesetzt,<br />

dass seine Hingabe an den Herrn aufrichtig<br />

ist. Dieser Einblick in ein Missionsfeld im<br />

Ausland nahm einige Vorstellungen, die<br />

ich mir vorher über Mission im Ausland<br />

machte weg, und ersetzte sie durch eine<br />

Realität, die alles etwas nüchterner sehen<br />

lässt und viel mehr Vertrauen auf den<br />

Herrn verlangt.<br />

▪<br />

16 1 / 2005 <strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong>


Missionseinsatz<br />

Heinrich und Helene Görzen absolvierten im<br />

Februar 2005 einen zwölfmonatigen Einsatz<br />

in Guayaramerín.<br />

Abschiednehmen fiel uns nicht so leicht,<br />

als der Tag immer näher rückte um<br />

nach <strong>Bolivien</strong> zu reisen. Wir waren sicher,<br />

dass es Gottes Auftrag für uns war, ein Jahr<br />

auf die Missionstation in Guayaramerín zu<br />

gehen, um einen Einblick in diese Arbeit zu<br />

bekommen.<br />

Die Reise war sehr interessant, weil wir<br />

oft Gottes Hilfe verspüren konnten. Mit<br />

unseren schlechten Englischkenntnissen<br />

und nur einigen Worten Spanisch, waren<br />

wir sehr auf Gott angewiesen. Als wir dann<br />

nach stundenlangem Fliegen, einer langen<br />

Busfahrt und zum Abschluss noch einer<br />

Bootsfahrt in Guayaramerín ankamen,<br />

Besuch einer Siedlung: «Besonders viel Freude»<br />

Büchertisch in den Siedlungen: «Es gibt noch sehr viel zu tun»<br />

(Im Februar 2005)<br />

Töchterchen Julia kam in bolivien zur Welt: «Es sah vieles anders aus, als wir es uns vorgestellt hatten»<br />

waren wir sehr froh.<br />

Natürlich sah vieles anders aus, als wir<br />

es uns vorgestellt hatten. Erst blieben wir<br />

nur zehn Tage auf der Missionsstation,<br />

um alles kennenzulernen. Dann reisten<br />

wir nach Cochabamba, um die Sprache zu<br />

lernen. Das war für uns sehr<br />

mühsam.<br />

Zugleich lernten wir auch<br />

diese Großstadt, mit ca.<br />

600.000 Einwohnern kennen.<br />

Die Stadt liegt auf etwa 2500<br />

Meter ü.M. und ist von<br />

Bergen bis zu über 4000 Meter<br />

Höhe umgeben. Auf den<br />

Wanderungen in den Bergen<br />

trafen wir hin und wieder die<br />

Hochlandindianer, die dort<br />

leben. Nach sechswöchigem<br />

Studium, jedoch mit noch<br />

geringen Sprachkenntnissen,<br />

kehrten wir dann auf die<br />

Missionsstation zurück.<br />

Hier waren zu der Zeit nur<br />

vier Mitarbeiter zugegen und<br />

somit gab es sehr viel zu tun.<br />

Aber auch jetzt gibt es noch<br />

viel zu tun!<br />

Auf dem Freizeitgelände<br />

der Station, wie auch auf<br />

dem Stationsgelände, musste<br />

und muss immer noch<br />

wegen jahrelangem Gebrauch<br />

vieles renoviert und erneuert<br />

werden. Zusätzlich begannen<br />

wir noch mit dem Bau eines<br />

großen Spielplatzes auf dem<br />

Freizeitgelände.<br />

Durch das Mithelfen im<br />

christlichen Buchladen lernte<br />

man viele Menschen kennen. Diese kamen<br />

um Bibeln, Traktate, Kassetten und anderes<br />

christliches Material zu kaufen oder<br />

auszuleihen.<br />

Immer wieder mussten wir darüber<br />

staunen, dass Gott uns durch die vielen<br />

Gebete der Geschwister und Freunden<br />

reichlich segnete und das Gelingen bei<br />

den Arbeiten schenkte. Besonders viel<br />

Freude hatten wir bei den Besuchen in<br />

den kleinen Siedlungen, die im Urwald<br />

verstreut sind. Aber auch die verschiedenen<br />

Kinderfreizeiten waren für uns ein Segen.<br />

Besonders wenn man miterleben kann, wie<br />

Kinder Jesus in ihre Herzen aufnehmen.<br />

Reichlich gesegnet hat der Herr uns auch<br />

durch unsere Tochter Julia, die er uns hier<br />

in <strong>Bolivien</strong> geschenkt hat. Er hat uns Seine<br />

große Güte und Liebe gezeigt, indem er sie<br />

vor Krankheiten bewahrt hat, was gar nicht<br />

so selbstverständlich ist hier in <strong>Bolivien</strong>.<br />

Viele Babys in Südamerika leiden an<br />

Krankheiten.<br />

Sehr wertvoll hier auf der Station für uns<br />

ist, dass wir vieles für unser persönliches<br />

Leben von erfahrenen Missionaren lernen<br />

können. Es gibt noch sehr viel zu tun und<br />

dennoch müssen wir schon bald wieder<br />

Abschied nehmen, um nach Deutschland<br />

zurückzugehen. Da werden wir an das<br />

Lied erinnert, in dem es heißt «Es eilt die<br />

Zeit, die Stunden flieh’n und niemand hält<br />

sie auf, auch deine Jahre geh’n dahin wie<br />

schneller Wogenlauf…»<br />

Hier in <strong>Bolivien</strong> ist es uns noch bewusster<br />

geworden, wie schnell die Zeit vergeht und<br />

wie kurz doch ein Menschenleben ist.<br />

Unser Wunsch, dieses kurze Leben ganz<br />

für den Herrn, unseren Retter und König<br />

einzusetzen, hat sich verstärkt. ▪<br />

<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong> 1 / 2005<br />

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Offene Türen<br />

Das Erntefeld ist groß<br />

Von Rudi Rhein<br />

Urwaldsiedlungen<br />

Im Umkreis von 100 Kilometer um Guayaramerín gibt es<br />

hunderte von Urwaldsiedlungen.<br />

Genaue Daten konnten wir noch nicht ermitteln.<br />

In der Malaria-Station wurde mir eine handgemalte Karte<br />

gegeben, in der im Umkreis von etwa 50 Kilometer 94 Urwald-<br />

Siedlungen mit bis zu 650 Einwohnern eingezeichnet sind. Diese<br />

Siedlungen werden so gut wie gar nicht besucht.<br />

Siedlungen, die man auf dem Wasserweg erreichen kann, werden<br />

ca. dreimal im Jahr von einheimischen Geschwistern besucht.<br />

Es ist ein großer Gewinn für die Verbreitung des Evangeliums,<br />

dass mit ausländischer Hilfe immer mehr Straßen ausgebaut<br />

werden. Dazu ein Beispiel: Trinidad, die Bundeshauptstadt<br />

unseres Bundeslandes Beni ist 650 Kilometer von uns entfernt.<br />

Mit dem Schiff braucht man bis dort hin mindestens 10 Tage,<br />

denn die Flüsse des Amazonas machen sehr viele Windungen.<br />

Auf dem Landweg erreicht man Trinidad schon in einem Tag.<br />

Eine immer größere Zahl von Dörfern kann man über den<br />

Landweg erreichen, doch in der Regenzeit braucht man dazu<br />

entsprechende Fahrzeuge, um die aufgeweichten Straßen<br />

befahren zu können. In der Trockenzeit kann man aber gut mit<br />

einem Motorrad viele Siedlungen erreichen.<br />

In den meisten Siedlungen gibt es Schulen, und die Türen<br />

sind offen um den Kindern Gottes Wort zu unterrichten. Es<br />

ist einfach überwältigend, dass diese Leute dem Evangelium<br />

völlig offen gegenüber stehen, doch so gut wie gar nicht<br />

evangelisiert werden.<br />

Den Bewohnern dieser Siedlungen liegt das Wandern im Blut.<br />

Das ist ein nicht kleines Problem. Denn innerhalb von zehn<br />

Jahren sind die meisten an andere Orte gezogen, andere<br />

wiederum sind hergezogen. Doch das Gute daran ist, dass<br />

sie das Evangelium mitnehmen und somit weiter verbreiten<br />

könnten, ähnlich wie es schon bei der Urgemeinde der während<br />

den Verfolgungen der Fall war.<br />

Das Erntefeld ist groß, doch der Arbeiter sind sehr wenige.<br />

Wer will gehen? Bist DU bereit im Namen Jesu die Welt<br />

anzuflehen sich mit Gott zu versöhnen?<br />

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Ein junges bolivianisches Mädchen. Welche Zukunft wird sie wohl haben? Oft besuchen<br />

solche Kinder keine Schulen.<br />

Guayaramerín ist eine kleine einfache Stadt mit etwa 35.000 Einwohnern an der Grenze<br />

zu Brasilien. Die Stadt ist am Wachsen. die Not auch. Was sich wohl im inneren dieser<br />

Häuser abspielt?<br />

Das Tiefl and <strong>Bolivien</strong>s bietet 18 Affenarten Lebensraum, darunter auch einigen der<br />

kleinsten Affenarten der Welt.<br />

Ein indianerjunge mit seinem Kanu am Orton-Fluss. Schon von ihrer Kindheit an lernen<br />

die Kinder mit diesem sehr nützlichen Transportmittel umzugehen.<br />

<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong> 1 / 2005<br />

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<strong>Missionsdienst</strong> <strong>Bolivien</strong>

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