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9. Jahrgang, Nr. 1/2013 - DWG Radio

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Heft <strong>Nr</strong>. 13 - <strong>9.</strong> <strong>Jahrgang</strong>, <strong>Nr</strong>. 1/<strong>2013</strong><br />

MISSIONSDIENST<br />

BOLIVIEN<br />

N AC H R I C H T E N V O M M I S S I O N S F E L D


Die Missionare<br />

HERAUSGEBER<br />

Missionsdienst Bolivien e. V.<br />

Rudi und Inna Rhein mit<br />

Sarah-Lineth und Lukas<br />

sind seit 2002 Missionare<br />

auf der Missionstation.<br />

E-Mail:<br />

rudi.rhein@gmail.com<br />

Julia Wagner<br />

ist seit 2006<br />

Missionarin<br />

auf der Missionsstation.<br />

E-Mail:<br />

julywagner@web.de<br />

Johanna Schmid<br />

ist seit November 2010<br />

Missionarin<br />

auf der Missionsstation.<br />

E-Mail:<br />

juana211@gmail.com<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

<strong>9.</strong> <strong>Jahrgang</strong>, halbjährlich, kostenlos<br />

IM INTERNET<br />

Unter www.dwg-radio.net/mdb-nachrichten<br />

kann man alle Hefte lesen und downloaden.<br />

SCHRIFTLEITUNG<br />

Jakob Rempel, Oedheim<br />

LAYOUT<br />

Wilhelm Rhein, Gundelsheim<br />

TITELFOTO<br />

Im Oktober findet in Bolivien jedes Jahr ein Fest zur<br />

Ehre aller Frauen statt.<br />

KONTAKTADRESSEN<br />

Feldadresse: Missionsdienst Bolivien<br />

Casilla 191<br />

Guayaramerín/Beni<br />

Bolivia, SA<br />

Tel.: 00591 3855/3600<br />

Eugen und Anna Dück<br />

mit Joel und Dorothea<br />

sind seit Januar 2011<br />

Missionare<br />

auf der Missionsstation.<br />

Deutschland:<br />

Missionsdienst Bolivien<br />

Schwabenstr. 23, 74229 Oedheim<br />

Tel.: 0049 (0) 7136/6024060<br />

E-Mail: jak.rempel@gmail.com<br />

E-Mail:<br />

dueck.ea@gmail.com<br />

Heinrich und Helene<br />

Görzen mit Julia, Nelly,<br />

Jonathan, Lina, David<br />

und Samuel sind seit September<br />

2011 Missionare<br />

auf der Missionsstation.<br />

E-Mail:<br />

hhgoerzen@googlemail.com<br />

Wilhelm und Jolanda<br />

Biester<br />

haben 1967 die Mission<br />

gegründet. Jetzt im<br />

tätigen Ruhestand.<br />

E-Mail:<br />

w.biester@bluewin.ch<br />

Schweiz<br />

Verein Missionsdienst Bolivien<br />

Nussweg 20 b, CH-4852 Rothrist<br />

Tel.: 0041 (0) 6279/41186<br />

SPENDENKONTEN<br />

Deutschland Volksbank Stuttgart eG<br />

BLZ 600 901 00<br />

Konto 201 479 001<br />

für EU-Überweisungen:<br />

IBAN: DE42 6009 0100 0201 4790 01<br />

BIC: VOBADESS<br />

Bei Zweckgebundenen Spenden bitte<br />

Verwendungszweck angeben<br />

Schweiz<br />

BEKB/BCBE 4900 Langenthal<br />

Postcheck-Konto 30-106-9<br />

Bankenclearing 79035<br />

zu Gunsten: Kto <strong>Nr</strong>. 423.911.045.38


EDITORIAL<br />

Liebe Missionsfreunde!<br />

Was hat sich seit dem letzten Besuch auf der Missionsstation verändert?<br />

Wie geht es unseren Missionaren und ihren Familien? Sind bolivianische<br />

Kinder und Erwachsene zum Glauben an Jesus Christus gekommen? – Das<br />

waren und sind Fragen, die uns auch im Heimatkomitee immer wieder<br />

bewegen. Am besten lassen sie sich vor Ort beantworten. Daher durften<br />

im letzten Herbst einige Brüder aus Deutschland zusammen mit einer<br />

Schwester eine erlebnisreiche Reise nach Bolivien starten. In diesem Heft<br />

lesen Sie ihren Bericht.<br />

Da ist unserer Buchladen in Guayaramerín eine wichtige Anlaufstelle, wo<br />

Hilfesuchende hinkommen und geistliche und praktische Hilfe bekommen.<br />

Gott heilt Ehen und Familien, wenn wir hier in der Heimat mit unseren<br />

Freunden im Gebet uns vereinen und gebrauchen lassen, damit nicht die<br />

Verblendung und Macht Satans Menschen gefangen halten kann, sondern<br />

dass sie frei werden dürfen und ihr Leben nun zur Ehre Gottes führen.<br />

Kindern darf im biblischen Unterricht an einigen Schulen und vor allem<br />

während den Kinderfreizeiten der gute Same des Wortes Gottes ins Herz<br />

gestreut werden. Betet mit, dass dieser Same aufgeht und Frucht wirkt.<br />

Es geht auch nicht darum, dass wir Christen an irdischen Gütern reich<br />

werden wollen, vielmehr sollen wir in der Liebe zu den verlorenen Seelen<br />

zunehmen – jeder an dem Platz, an dem er steht. Darf Gott diese Liebe<br />

auch in Dir vermehren und aus Dir ein brauchbares Werkzeug für IHN<br />

machen? Darf ER Dir deinen Platz zeigen, wo Du es leben darfst?<br />

Und wie sollen die Missionarskinder eine gute Schulausbildung bekommen,<br />

wenn es am Ort nur einheimische Schulen gibt? Mit dieser Frage waren<br />

Heinrich und Helene Görzen gleich von Anfang an konfrontiert. Lesen<br />

Sie in ihrem Bericht, welche Lösungen gefunden wurden. Und wie könnte<br />

die Missionsarbeit getan werden, wenn unsere Missionare nicht tatkräftig<br />

von freiwilligen Helfern unterstützt würden? Neue Helfer werden laufend<br />

gesucht!<br />

Es grüßen die Mitarbeiter des MDB


Vorwort<br />

Wunsch des Apostels<br />

Jakob Schneipel, Harsewinkel<br />

Euch aber lasse der Herr wachsen und<br />

immer reicher werden in der Liebe untereinander<br />

und zu jedermann, wie auch<br />

wir sie zu euch haben, damit eure Herzen<br />

gestärkt werden und untadelig seien in Heiligkeit<br />

vor Gott, unserm Vater, wenn unser<br />

Herr Jesus kommt mit allen seinen Heiligen.<br />

Amen. – 1. Thess. 3, 12-13.<br />

Der Wunsch „immer reicher“ zu werden,<br />

ist er biblisch? Hat Paulus da nicht die<br />

Warnung Jesu: „Wie schwer kommen die<br />

Reichen in das Reich Gottes“ (Luk. 18, 24)<br />

ü b e r s e h e n ?<br />

Reich zu<br />

werden<br />

in Gott, in<br />

seiner Liebe<br />

ist ein guter<br />

Wunsch<br />

Nein. Wo es<br />

um den irdischen<br />

Reichtum<br />

geht, da<br />

hat Jesus sehr<br />

gewarnt. Wo<br />

es aber darum<br />

geht in<br />

Gott, in der<br />

Liebe, reich<br />

zu werden, da<br />

werden wir<br />

sehr ermutigt<br />

dem nach zu<br />

streben. Darum dieser gute Wunsch, sogar<br />

ein Gebet des Apostels, der ein guter<br />

Freund und ein geistlicher Vater der jungen<br />

Gemeinde in Thessalonich war.<br />

Diesen göttlichen Reichtum wünsche ich<br />

auch unseren Gemeinden und auch der<br />

Missionsstation in Guayaramerín, die wir<br />

vor Kurzem besucht haben. Der erste Brief<br />

an die Thessalonicher ist wie eine Antwort<br />

des Apostel Paulus auf die Nachricht, die<br />

Timotheus aus der Gemeinde zu Thessalonich<br />

brachte. 1. Thess. 3,6: „Nun aber ist<br />

Timotheus von euch wieder zu uns gekommen<br />

und hat uns Gutes berichtet von eurem<br />

Glauben und eurer Liebe.“<br />

Die Gläubigen in Thessalonich bereiten<br />

Paulus viel Freude mit ihrer Beständigkeit<br />

in der Bedrängnis. Man könnte meinen,<br />

Paulus sollte jetzt schreiben: „Liebe Gemeinde,<br />

bleibt auch weiter so.“ Nein, er hat<br />

den großen Wunsch: „Euch aber lasse der<br />

Herr wachsen und immer reicher werden in<br />

der Liebe.“ Dies soll unsere Richtung sein<br />

in der Nachfolge und im Dienst. Das Leben<br />

eines Christen kann gar nicht reich genug<br />

an christlicher Nächstenliebe sein. Paulus<br />

schreibt nicht, dass die Gemeinde wachsen<br />

und immer reicher werden wird in der Liebe,<br />

weil sie so liebevoll oder so begabt ist,<br />

oder weil Paulus sich um sie so bemüht –<br />

Nein! Paulus sagt: „Euch aber lasse der Herr<br />

wachsen.“ Von uns erwartet der Herr eine<br />

völlige Hingabe, einen zubereiteten Boden<br />

unserer Herzen.<br />

In Jeremia 4,3 heißt es: „Pflüget ein Neues<br />

und säet nicht unter die Dornen!“ Der<br />

Schwerpunkt des Wachstums, ob in der Gemeinde<br />

oder auf einer Missionsstation, soll<br />

die Liebe sein. – Wachsen und überreich<br />

werden in der Liebe.<br />

Zunächst sollte ein Christ diese Liebe<br />

gegenüber den anderen Gliedern am Leib<br />

Christi haben. Gott hat seine Liebe in unser<br />

Herz ausgegossen durch den Heiligen Geist<br />

4 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Vorwort<br />

(Röm. 5,5). Diese Liebe ist in der Tat in der<br />

Gemeinde zu Thessalonich zu sehen. Sie leben<br />

im neuen Gebot des Herrn Jesus – Joh.<br />

13,34-35 „Ein neues Gebot gebe ich euch,<br />

dass ihr euch untereinander liebt, wie ich<br />

euch geliebt habe, damit auch ihr einander<br />

lieb habt. Daran wird jedermann erkennen,<br />

dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe<br />

untereinander habt.“<br />

Wie angenehm und wohltuend die Liebe<br />

ist, dürfen wir an einem Beispiel aus dem<br />

Leben zweier leiblicher Brüder sehen: Diese<br />

lebten zusammen auf einem Bauernhof.<br />

Der Jüngere war verheiratet und hatte<br />

Kinder. Der Ältere war ledig. Sie pflügten,<br />

streuten Saatgut auf das Land und ernteten<br />

zusammen. Das Geerntete teilten sie gleichmäßig,<br />

jeder bekam eine Hälfte. In der<br />

Nacht wurde einmal der Ältere wach und<br />

konnte keine Ruhe finden. Er dachte: „Mein<br />

Bruder hat eine Familie, aber ich bin allein<br />

und habe trotzdem genauso viel genommen<br />

wie er.“ Er stand auf und brachte seinem<br />

Bruder heimlich mehrere Eimer Weizen. In<br />

der gleichen Nacht, geraume Zeit später, erwachte<br />

auch der Jüngere. Er dachte: „Mein<br />

Bruder hat keine Kinder. Wer wird für ihn<br />

sorgen in seinen alten Tagen?“ Er stand auf<br />

und brachte auch heimlich Weizen zu seinem<br />

Bruder.<br />

Als es Tag wurde, war jeder Bruder erstaunt.<br />

Der Vorrat an Weizen hatte bei keinem<br />

abgenommen. In der zweiten Nacht<br />

wartete jeder der Brüder, bis es still wurde<br />

und alle eingeschlafen waren. Dann standen<br />

sie auf, denn jeder wollte die Liebestat<br />

heimlich fortsetzen. Auf dem halben Weg<br />

trafen sie sich, beide mit voll beladenen Eimern.<br />

Jeder erkannte, wie gut es der andere<br />

mit ihm meinte. Da stellten sie ihre Eimer<br />

ab, umarmten sich in herzlicher, brüderlicher<br />

Liebe. Gott im Himmel aber schaute<br />

auf sie herab und freute sich. Wir wollen<br />

auch so leben.<br />

Durch das Wachstum im Glauben und in<br />

der Liebe werden die Herzen der Christen<br />

gestärkt (1. Thess. 3, 13) Es ist der große<br />

Wunsch und das Gebet des Apostels Paulus,<br />

dass die Gemeinde zu Thessalonich bei der<br />

W i e d e r -<br />

kunft Jesu<br />

u nt a d e l i g<br />

und heilig<br />

vor Gott<br />

erscheinen<br />

möge. Bei<br />

unserm Besuch<br />

in Bolivien<br />

auf<br />

der Missionsstation<br />

ist uns ein<br />

friedliches<br />

und liebevolles<br />

Mite<br />

i n a n d e r<br />

der Missionare<br />

aufgefallen.<br />

Es<br />

ist eine gute<br />

Grundlage<br />

für den gemeinsamen<br />

D i e n s t .<br />

Auch dass<br />

H e i n r i c h<br />

„Ein neues<br />

Gebot gebe<br />

ich euch,<br />

dass ihr euch<br />

untereinander<br />

liebt, wie ich<br />

euch geliebt<br />

habe, damit<br />

auch ihr<br />

einander lieb<br />

habt. “<br />

— Joh 13,34<br />

und Helene,<br />

eine Familie aus unserer Gemeinde, sich<br />

gut eingelebt haben und im Segen ihre Aufgaben<br />

tun, macht uns Freude. Wir sind Gott<br />

dafür dankbar und beten, dass Gott euch auf<br />

der Missionsstation und uns als Gemeinde,<br />

wachsen und immer reicher werden lässt in<br />

der Liebe.<br />

▪<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

5


Berichte<br />

Das Privileg<br />

der offenen Türen<br />

Traktate: Wenn man unterwegs ist, ist es<br />

immer gut, geistliche Literatur dabei zu<br />

haben, denn es gibt sehr oft eine Gelegenheit,<br />

ein Traktat weiterzugeben.<br />

Ich bin bei der „Segip”, einem Büro, wo<br />

ich mein Carnet (Personalausweis) abholen<br />

will. Nun bin ich zum zweiten Mal heute<br />

hier, denn es gab einen Fehler, so dass sie<br />

das Carnet nochmals machen mussten.<br />

Wieder stehe ich in der Warteschlange. Es<br />

warten noch viele andere Leute. Warum<br />

sollte ich ihnen nicht etwas zum Lesen<br />

geben? Sie haben Zeit und die Leute hier<br />

nehmen es normalerweise gerne. Aber es<br />

braucht doch Überwindung bei so vielen<br />

Leuten das zu machen. Es lässt mich nicht<br />

in Ruhe. Zuerst gehe ich zu der Polizistin,<br />

die auch in der Warteschlage ist und mit der<br />

ich zuvor schon ein paar Worte gewechselt<br />

habe und gebe ihr und dann den anderen<br />

etwas zum Lesen. Alle nehmen es bereitwillig<br />

an. Als ich fertig bin, winkt mir ein<br />

Mann, er möchte auch etwas zum Lesen.<br />

Schön, wie offen die Menschen hier für<br />

Gottes Wort sind!<br />

Gott öffnete uns in diesem Jahr wieder<br />

die Türen und wir konnten in vier Schulen<br />

und einem Kindergarten unterrichten. Hier<br />

ein Beispiel aus der Schule in Guayaraguazú:<br />

Es war ein Regentag und nur sieben<br />

Kinder waren in meiner Schulklasse. Doch<br />

somit konnte ich mich persönlicher den<br />

einzelnen Kindern widmen. Wir sprachen<br />

u. a. über ihre Familien. Von den sieben<br />

Kindern sind in mindestens vier Familien<br />

Väter, die sich oft betrinken. Es tut einem<br />

weh, wenn man diese Zweitklässler sieht<br />

und sich vorstellt, welchen Einflüssen sie<br />

täglich ausgesetzt sind. Jetzt sind die langen<br />

Schulferien. Möge Gott uns auch in diesem<br />

Jahr wieder die Türen öffnen, um hier zu<br />

unterrichten. Wenn wir mehr Mitarbeiter<br />

hätten, könnten wir in noch mehr Schulen<br />

unterrichten!!<br />

Es freut mich, dass unsere Gemeinde in<br />

Guayaraguazú eine Kinderstunde hat und<br />

auch ein kleiner Hauskreis sich dort zweimal<br />

in der Woche trifft. Leider kommen<br />

nur sehr wenige. Unsere Gemeinde plant in<br />

diesem Gebiet ein Gemeindehaus zu bauen.<br />

Bitte betet für Guayaraguazú.<br />

In den Campamentos können wir mehr<br />

und intensiver Zeit mit den jungen Leuten<br />

verbringen. Durch Lieder, biblische Geschichten,<br />

Bibelverse lernen u. a. wird der<br />

Same des Wortes Gottes in ihre Herzen<br />

gesät. So sind diese Tage für manche ein<br />

Neuanfang im Glauben und für andere eine<br />

Ermutigung im Glaubensleben weiterzukommen.<br />

Man bekommt in persönlichen<br />

Gesprächen einiges von den Kindern und<br />

ihren Familienverhältnissen mit. Was wird<br />

aus ihnen, wenn sie in ihre Familien zurückgehen?<br />

Ester treffe ich auf der Straße,<br />

die wir gemeinsam überqueren. Sie erzählt,<br />

dass sie früher im Campamento war, aber<br />

gescheitert ist. Sie hat ein Kind mit einem<br />

jungen Mann, der aber nun eine andere<br />

heiraten will. Manchmal braucht es viel<br />

Zeit, bis so ein junger Mensch wieder neu<br />

zu Jesus durchdringt, weil so manche Dinge<br />

die Seele belasten. Es gibt viele junge Müt-<br />

6 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Berichte<br />

ter hier, manche alleinerziehend, die sich<br />

irgendwie durchkämpfen. Gott hat uns ein<br />

paar Kontakte geschenkt, wo wir versuchen<br />

zu helfen. Es braucht wenig Zeit, um einen<br />

Menschen zu evangelisieren, dann müssen<br />

Jahre des geistlichen Wachstums folgen. Vor<br />

allem die Weiterführung von Neubekehrten<br />

ist eine große Herausforderung, die aber<br />

sehr notwendig ist. Gerade in dem Punkt<br />

Jüngerschaft wünsche ich mir noch mehr<br />

Zeit nehmen zu können für Einzelne.<br />

Johanna Schmid<br />

Der Auftrag, den der Herr Jesus uns gab,<br />

war zu den Menschen zu gehen und<br />

ihnen das Evangelium zu predigen. Aber<br />

manchmal führt der Herr die Menschen<br />

auch gerade vor unsere Tür, damit wir ihnen<br />

die frohe Botschaft sagen dürfen.<br />

So war es auch mit Zarife. Ob sie suchend<br />

nach Gott war oder ob sie für ihre eigenen<br />

Wege Unterstützung suchte, wussten<br />

wir nicht.<br />

Sie kam an<br />

einem Spätnachmittag<br />

in den Buchladen<br />

und<br />

wollte mit<br />

einem Seelsorger<br />

oder<br />

Pastor sprechen.<br />

Rudi<br />

wurde gerufen,<br />

um mit<br />

dieser Frau<br />

zu sprechen.<br />

Bei dem Gespräch erzählte Zarife, dass sie<br />

beim Vorbeigehen am Buchladen oben das<br />

Schild gesehen und die Bibelverse gelesen<br />

hatte und nun dachte, dass man ihr hier<br />

bestimmt helfen würde. Sie erzählte ihre<br />

ganze Situation: Sie ist schon mehrere Jahre<br />

Gottes Wege<br />

verheiratet und hat mit ihrem Mann Julio<br />

eine zweijährige Tochter. Als es vor einiger<br />

Zeit Konflikte in der Ehe gab, ist sie ihrem<br />

Mann untreu geworden und mit dem Ehemann<br />

ihrer Schwester zusammengezogen.<br />

Ihre Ausrede: Der Schwager habe sie selber<br />

gesucht und will sie jetzt auch nicht gehen<br />

lassen. Die ganze Situation beschäftige sie<br />

sehr, da sie wusste, dass sie in Sünde lebe.<br />

Z a r i f e<br />

bat um Hilfe,<br />

denn sie<br />

wüsste nicht,<br />

was sie machen<br />

sollte,<br />

t e n d i e r t e<br />

aber mehr<br />

zur Scheidung.<br />

Rudi<br />

erklärte ihr<br />

anhand der<br />

Bibel, dass<br />

die Ehes<br />

c h e i d u n g<br />

vor Gott ein Gräuel ist und dass sie Buße<br />

tun und zu ihrem Mann zurückkehren<br />

sollte. Rudi bat sie auch am nächsten Tag<br />

zusammen mit ihrem Mann zu kommen,<br />

um ein gemeinsames Gespräch zu haben.<br />

Alle auf der Station beteten für dieses Ehe-<br />

Julio (Foto) und seine Frau Zarife bekehrten sich. Zarife jedoch, die<br />

ihrem Mann bereits vor ihrer Bekehrung untreu war, zeigt keine<br />

Früchte der Buße: Für Julio ein Zeit harter Prüfungen.<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

7


Berichte<br />

paar. Sie kamen auch wie versprochen.<br />

Im Gespräch stellte sich heraus, dass Julio<br />

schon in einer unserer früheren Freizeiten<br />

eine Entscheidung für den Herrn getroffen<br />

hatte, aber sich nie einer Gemeinde angeschlossen<br />

hatte und eigene Wege gegangen<br />

war. Ihm war es immer bewusst, aber er<br />

verdrängte diesen Gedanken. Jetzt bei dem<br />

Gespräch sagte er, wäre es, als ob Gott ihn<br />

wieder rief, zu ihm zurückzukehren. Er erkannte<br />

seine Sünden und zusammen mit<br />

Zarife taten sie Buße und bekannten vor<br />

Gott ihr unordentliches Leben. Sie knieten<br />

nieder, beteten zusammen und baten auch<br />

einander um Vergebung. Danach besuchte<br />

Rudi sie immer wieder. Bei Julio sah man<br />

wirklich einen Wandel und er wollte von<br />

ganzem Herzen dem Herrn nachfolgen.<br />

Doch bei seiner Frau gab es wenig Veränderung.<br />

Sie war in Gedanken immer noch bei<br />

dem Mann ihrer Schwester und brach auch<br />

den Kontakt zu ihm nicht ab. Rudi redete<br />

noch einige Male mit ihr, aber sie ließ sich<br />

nichts sagen. Zarife betrank sich auch einige<br />

Male, wohl um ihr Gewissen zu dämpfen<br />

und nach einer Zeit reiste sie ganz plötzlich<br />

mit ihrer Tochter ab.<br />

Später stellte sich heraus, dass sie wieder<br />

bei ihrem Schwager ist. Für Julio fing eine<br />

Zeit der Prüfung an. Es ist bis jetzt nicht<br />

leicht für ihn zu verstehen, warum alles<br />

so gekommen ist, wo es doch nach einem<br />

neuen Anfang aussah. Sehr schwer fällt es<br />

ihm, dass er seine Tochter nicht sehen kann.<br />

Seine Frau hat mittlerweile die Scheidung<br />

eingereicht. Wir wollen aber die Hoffnung<br />

nicht verlieren und beten, dass der Herr das<br />

Herz von Zarife verändert, sie die Sünde<br />

wirklich lassen kann und zu ihrem Mann<br />

zurückkehrt. Besonders aber auch, dass Julio<br />

in dieser Zeit fest werden kann in dem<br />

Herrn und gehorsam seinen Weg geht. ▪<br />

„Einem festen Herzen<br />

bewahrst du den Frieden,<br />

den Frieden, weil es auf<br />

dich vertraut“<br />

Mayorly Ribera, besser bekannt unter „Blanqui“<br />

ist am 30. Dezember 1980 in Guayaramerín<br />

geboren. Von ihrer Mutter Teresa<br />

(sie schrieb ein Zeugnis im MDB-Heft <strong>Nr</strong>.<br />

10, 1/2011, S. 19) erhielt sie eine christliche<br />

Erziehung, denn sie lehrte sie den Weg des<br />

Herrn, trotz der gewalttätigen Behandlung,<br />

die sie von ihrem Ehemann und Vater erfuhren.<br />

Ich habe sechs Geschwister, vier Schwestern<br />

und zwei Brüder. Als ich sieben<br />

Jahre alt war, nahm ich den Herrn in der<br />

Gemeinde Berea an. Danach entfernte<br />

ich mich einige Jahre von Gott. Ich lernte<br />

meinen jetzigen Mann Estelio kennen und<br />

heiratete sehr früh, mit 17 Jahren. Mit der<br />

Heirat erhoffte ich mir, den Schwierigkeiten<br />

in meinem Elternhaus zu entfliehen.<br />

Mit 21 ließ ich mich zusammen mit<br />

meinem Mann taufen, nachdem wir uns<br />

entschieden hatten, den Weg mit Jesus weiterzugehen.<br />

Wir wohnten inzwischen in<br />

Santa Cruz im Haus einer Gemeinde, deren<br />

Gottesdienste wir auch besuchten. Unsere<br />

Kinder lehrten wir den Weg des Herrn.<br />

Es war eine sehr schöne Zeit, denn mein<br />

Mann studierte ein Jahr am Bibelseminar.<br />

Estelio arbeitete als Taxifahrer. Durch seine<br />

Freunde fing er an auszugehen und Alkohol<br />

zu trinken. Aus diesem Grund verließen<br />

wir die Gemeinde. Doch ich blieb weiter auf<br />

dem Weg mit Jesus.<br />

Meinem Mann wurde angeboten, Drogen<br />

nach Spanien zu schmuggeln und dafür<br />

viel Geld zu erhalten. Er wollte in Spanien<br />

8 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Berichte<br />

bleiben und dort arbeiten. Unsere Kinder<br />

flehten ihn an, doch zu bleiben, aber er<br />

wollte gehen. Schlussendlich kam er nicht<br />

in Europa an, sie erwischten ihn am Flughafen<br />

und er kam für vier Jahre ins Gefängnis.<br />

So fing eine schwierige Zeit für mich und<br />

meine Kinder an. Doch für Gott ist nichts<br />

unmöglich.<br />

Ich kehrte<br />

zu meinen<br />

Eltern nach<br />

Guayaramerín<br />

zurück, während<br />

mein<br />

Inzwischen lebt Blanqui mit<br />

ihrem Mann und ihren Kindern<br />

Mann im<br />

in Guayaramerín<br />

Gefängnis in<br />

Santa Cruz war.<br />

Eine weitere Probe war, als mein Sohn<br />

David an Leukämie erkrankte. Doch der<br />

Herr war mit uns. Dank dem Herrn wurde<br />

David gesund. Doch mit einigen Schwie-<br />

Blanqui unterrichtet eine<br />

Sonntagsschule in der Gemeinde<br />

Berea<br />

rigkeiten ist<br />

er jetzt am<br />

kämpfen, wie<br />

es vielen Jugendlichen<br />

in<br />

seinem Alter<br />

geht, die in<br />

der Gefahr<br />

stehen sich<br />

negativ beeinflussen zu lassen und in Banden<br />

zu geraten. Möge der Herr ihn auf Seinem<br />

Weg bewahren.<br />

Durch meine Mutter lernte ich den „Missionsdienst<br />

Bolivien“ kennen. Ich hatte die<br />

Möglichkeit in den Kinderfreizeiten mitzuhelfen.<br />

Seit 2010 arbeite ich an zwei halben<br />

Tagen in der Woche auf der Missionsstation.<br />

Nach einiger Zeit erhöhten sich die Arbeitstage.<br />

Meine Aufgabenbereiche sind in<br />

der Küche sowie bei manchen Missionaren<br />

im Haushalt mit Reinigungsarbeiten usw.<br />

Auch für die Mithilfe in den Campamentos<br />

stehe ich zur Verfügung. Dank der Mission<br />

konnte ich den KEB-Kurs besuchen und<br />

habe jetzt meine Klasse in der Sonntagsschule<br />

in der Gemeinde Berea. Es sind ca.<br />

15 Kinder, die acht bis neun Jahre alt sind.<br />

Am Freitagnachmittag helfe ich im Kindergarten,<br />

wo wir 30 Kinder zwischen vier<br />

und fünf Jahren haben. Auch helfe ich bei<br />

OANSA mit (Programm für Kinder, wo sie<br />

u. a. viele Bibelverse auswendig lernen).<br />

Ich bin dem Herrn sehr dankbar, dass<br />

ich in der Mission arbeiten kann, es ist eine<br />

große Hilfe für mich, auch für mein geistliches<br />

Leben.<br />

Heute lebe ich mit meinem Mann und<br />

meinen Kindern in Guayaramerín (mein<br />

Mann kam nach Jahren aus dem Gefängnis),<br />

aber er ist noch nicht zum Herrn zurückgekehrt.<br />

Mit meiner Familie ging ich durch verschiedene<br />

Schwierigkeiten: Am 11. Mai<br />

2011 passierte eine sehr traurige Tragödie.<br />

Meine 17-jährige Cousine Sayury, die seit<br />

ihrem 8. Monat bei uns wohnte, wurde ermordet.<br />

Sie hinterließ ihren Sohn Bruno<br />

(damals 11 Monate alt). Da ihre Eltern in<br />

Japan wohnen, blieb Bruno bei uns.<br />

Ich bitte euch um Gebet für meine Familie,<br />

denn nur drei von uns Frauen sind gläubig:<br />

meine Großmutter, meine Mutter und<br />

ich folgen dem Herrn nach. Auch meine<br />

Kinder sind bis jetzt auf dem Weg mit dem<br />

Herrn.<br />

Es gibt einen großen Einfluss in meinem<br />

Zuhause durch Alkohol und Drogen. Bitte<br />

betet, dass meine Kinder beschützt werden<br />

inmitten dieser schwierigen Umstände und<br />

der schlechten Vorbilder, denn alle Männer,<br />

die bei uns im Haus wohnen (mein Vater,<br />

meine Brüder, mein Mann) sind dem Alkohol<br />

ergeben. Mayorly Ribera (Blanqui)<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

9


Reisebericht<br />

„Lass uns … nach unseren Brüdern<br />

sehen, wie es um sie steht!“<br />

Bei einer Reise, besonders wenn es mehrere Personen sind, muss alles genau abgestimmt und<br />

überlegt werden. Sechs Brüder mussten von Deutschland nach Bolivien die Strecke mit drei<br />

Flugzeugen, einer vierstündigen Taxifahrt und einem Boot zurücklegen. Solche Reisen bergen<br />

auch Überraschungen.<br />

Text: Jakob Rempel, Manfred Siegmann<br />

Kurz nachdem wir der Flug gebucht, alle<br />

Daten geklärt und miteinander ausgetauscht<br />

hatten, kam die erste Änderung: der<br />

Rückflug sollte fünf Stunden früher beginnen,<br />

dadurch verlängerten sich die Pausen zwischen<br />

den Flügen. Zum Abreisen war diese<br />

Zeit aber günstiger, denn wir brauchten nicht<br />

in der Nacht unterwegs zu sein oder in Porto<br />

Velho/Brasilien, einer fremden Stadt übernachten.<br />

Es wurde uns gesagt, dass alle Hotels wegen<br />

einer der größten Baustellen Brasiliens<br />

am Fluss Rio Madeira überfüllt sind. In dieser<br />

Gegend soll ein sehr großes Wasserkraftwerk<br />

entstehen. Bei der Planung wollten wir uns für<br />

die Gemeinschaft mit den Geschwistern auf<br />

der Missionsstation ausreichend Zeit nehmen,<br />

ihre Arbeit kennenlernen und ihre Lebensumstände<br />

miterleben, sie dabei aber nicht zu<br />

stark belasten.<br />

So ging unsere Reise nach Guayaramerín<br />

am 8. Oktober vom Frankfurter Flughafen<br />

los. In Sao Paulo verpassten wir durch die<br />

lange Wartezeit bei der Passkontrolle den<br />

Anschlussflug nach Brasilia, unserem nächsten<br />

Zwischenstopp. Es war zwar noch früh-<br />

10 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Reisebericht<br />

morgens, aber der nächste Flug sollte erst am<br />

nächsten Tag weiter gehen. Später wurde dann<br />

doch noch ein Flug mit freien Plätzen für uns<br />

gefunden. Es freute uns, denn wir brauchten<br />

keine Übernachtung zu suchen, und so ging<br />

es dann um ca. 18 Uhr weiter nach Brasilia<br />

und von dort mit dem nächsten Flugzeug bis<br />

Porto Velho. Durch diese Verspätung gab es<br />

auch Schwierigkeiten für die Taxifahrer, die<br />

schon losgefahren waren, um uns abzuholen.<br />

Die Strecke von mehr als 300 km bis zur Grenze<br />

nach Bolivien fuhren wir ca. 3,5 Stunden.<br />

Es war drei Uhr in der Nacht, als wir am Hafen<br />

des Grenzflusses Mamore standen. Nach<br />

einem kurzen Telefonat dauerte es nicht lange<br />

bis Rudi Rhein und Heinrich Görzen uns<br />

mit dem Taxi-Boot abholten. Auf der anderen<br />

Seite des Flusses wartete Eugen Dück mit dem<br />

Pickup schon auf uns, und so waren wir, neun<br />

Stunden später als erwartet, endlich auf der<br />

Missionsstation.<br />

Nachdem wir gut geschlafen und uns erholt<br />

hatten, freuten wir uns über das Beisammensein<br />

mit den Missionaren. Es erwarteten uns<br />

intensive Tage mit Besprechungen, Bibelarbeiten,<br />

Besichtigungen der Missionsstation<br />

und des Freizeitgeländes. Wir besuchten Gottesdienste<br />

in den bolivianischen Gemeinden<br />

und in einer kleinen Gruppe. Auch reisten wir<br />

mit dem Pickup zur Siedlung Villa Bella. In<br />

den Schulen konnten wir beim biblischen Unterricht<br />

und beim Mittagessen dabei sein. Fast<br />

die ganze Zeit über begleiteten uns starke Hitze,<br />

feuchte Luft, Staub auf den Straßen, aber<br />

auch friedliche Menschen und freundliche<br />

Geschwister in den Gemeinden.<br />

Die Tischgemeinschaft beim gemeinsamen<br />

Mittagessen mit den Geschwistern auf der<br />

Missionsstation und auch beim Frühstück<br />

und Abendbrot in den Wohnungen der Missionare<br />

ließen uns Zeit für ruhige Gemeinschaft<br />

miteinander.<br />

Manfred Siegmann: „Die wenigen Tage in<br />

Guayaramerín waren sehr anstrengend. Sie<br />

waren ausgefüllt mit vielerlei Dingen: Besprechungen<br />

über viele Fragen, wie es in der Arbeit<br />

weitergehen soll, was Schwerpunkte sein<br />

sollen in der Zukunft. Besonders wichtig war<br />

uns die Gemeinschaft mit allen Geschwistern<br />

auf der Missionsstation.<br />

Das Zusammensein mit den Geschwistern<br />

in Einigkeit und Harmonie war für alle sehr<br />

stärkend, auch dass die Geschwister auf dem<br />

Missionsfeld sehen durften: Ihre Anliegen<br />

sind auch unsere Anliegen zu Hause. Sie sind<br />

nicht allein, wir möchten sie nach Möglichkeit<br />

unterstützen. So dass wir sagen können,<br />

es war doch eine schöne, eine gesegnete Zeit.<br />

Es ist ja unser gemeinsames Anliegen, dass<br />

der Segen vom Herrn vorhanden ist bei den<br />

vielerlei Aufgaben, die in Bolivien anzugreifen<br />

und zu bewältigen sind. Dass Menschen<br />

gedient werden kann und sie herauskommen<br />

aus ihrem oft sehr verpfuschten Leben und in<br />

Jesus neu werden.<br />

Es ist zum einen sehr viel Aufbauarbeit notwendig,<br />

wo wirklich mit den Anfangsdingen<br />

des Glaubens begonnen werden muss, aber<br />

zum andern auch viel Jüngerschaftspflege<br />

nötig, die Einzelnen tiefer in den Wegen des<br />

Glaubens zu führen.Es ist aber auch sehr bemerkenswert<br />

zu sehen, wie unsere bolivianischen<br />

Geschwister in ihren Verhältnissen<br />

auf dem Plan sind und Gott dienen wollen.<br />

So dass wir feststellen müssen: Die Türen<br />

sind im Moment noch sehr weit offen, auch<br />

bei der jetzigen Regierung. Sie legt unserer<br />

Arbeit im Moment praktisch nichts in den<br />

Weg.<br />

Noch gilt es zu wirken, bis der Herr kommt.“<br />

Als wir am Ende unseres Aufenthalts waren,<br />

merkten wir, dass die Zeit viel zu schnell<br />

verging. Es gab noch einiges, was so wichtig<br />

wäre, aber der Tag der Abreise stand fest. Ei-<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

11


Reisebericht<br />

nen Tag vor der Abreise ließen wir bei der<br />

Polizeibehörde die Papiere zuerst in Bolivien<br />

ausstempeln und dann in Brasilien entstempeln.<br />

Wir wollten möglichst keine Überraschungen<br />

am Abreisetag erleben. Der letzte<br />

Tag verlief ohne besondere Pläne. Mit Kofferpacken<br />

und Vorbereitungen zur Abreise verlief<br />

die Zeit sehr schnell. So kam auch das letze<br />

gemeinsame Abendessen. Die letzten Segenswünsche<br />

wurden weitergegeben, dann wurden<br />

wir mit Gebet verabschiedet und zum Hafen<br />

gebracht. Die Brüder begleiteten uns mit<br />

dem Boot über die Grenze nach Brasilien bis<br />

zu den Taxis. Die warteten schon auf uns und<br />

es ging wieder nach Porto Velho zum Flughafen.<br />

Um 20:00 Uhr ist es hier schon ganz dunkel,<br />

wir hatten noch genug Zeit bis zu unserem<br />

Abflug, aber der starke tropische Regen, der<br />

kurz darauf einsetzte, lies uns zeitweise kaum<br />

vorankommen. Dann hielt man uns noch bei<br />

einer Polizeikontrolle an, der Fußraum wurde<br />

ausgeleuchtet, Pässe durchgeschaut, der<br />

Kofferraum aufgemacht. Wir verstanden kein<br />

Wort portugiesisch, der Taxifahrer konnte<br />

uns auch nichts erklären und so mussten wir<br />

mitten in der Nacht, in der Fremde hoffen,<br />

dass bei uns alles in Ordnung ist und alles gut<br />

endet. Gott schenkte uns auch hier seine Bewahrung.<br />

Rechtzeitig angekommen saßen wir,<br />

nachdem die Koffer abgegeben und die Tickets<br />

eingecheckt waren, im Wartesaal. Zuerst<br />

gab es noch viele freie Plätze, aber allmählich<br />

wurde der Saal voll. Auf den großen Bildschirmen<br />

wurden die aktuellen Ab- und Ankunftszeiten<br />

der erwarteten Flüge angezeigt,<br />

auch unser Flug war dabei. Wir konnten uns<br />

ruhig entspannen, die von Zeit zu Zeit wiederholten<br />

Durchsagen in Portugiesisch konnten<br />

wir sowieso nicht verstehen, und so verließen<br />

wir uns auf die Angaben auf dem Bildschirm.<br />

Menschen kamen und gingen, manche legten<br />

sich auf den Boden und schliefen. Es wurde<br />

Nacht. Langsam kam auch die Zeit für unseren<br />

Flug, aber es tat sich nichts. Das Flugpersonal<br />

stellte sich schon zum Ausgang, aber<br />

bald darauf gingen sie wieder weg. Wir erfuhren,<br />

dass die erwarteten Flugzeuge wegen<br />

dem Unwetter nicht landen konnten. War es<br />

noch immer der tropische Regen, der auch<br />

unsere Autofahrt beeinträchtigt hatte? Mit<br />

Mühe verstanden wir, dass der nächste Abflug<br />

jetzt erst um vier Uhr morgens stattfindet. Die<br />

Zeit verging, es wurde wieder unruhig, auch<br />

dieser Flug fiel aus. Bei dem Infostand unserer<br />

Fluggesellschaft versuchten wir Näheres über<br />

unseren Flug zu erfahren. Wir sahen, dass<br />

die anderen Fluggäste an die Schalter gingen.<br />

Jetzt mussten alle ihre Flugtickets abgeben,<br />

die Koffer holen und mit einer anderen Fluggesellschaft<br />

fliegen. Das gleiche galt auch für<br />

uns. Ein freundlicher Mitarbeiter der Fluggesellschaft<br />

TAM half uns neue Tickets zu bekommen<br />

und unsere Koffer zu finden. Um 6<br />

Uhr morgens saßen wir im Flugzeug, das uns<br />

jetzt nicht nach Brasilia, sondern in die brasilianische<br />

Stadt Cuiaba brachte. Auf dem Flughafen<br />

angekommen, brauchten wir nicht mal<br />

in den Wartesaal zu gehen, sondern konnten<br />

direkt ins nächste Flugzeug steigen, welches<br />

uns nach Sao Paulo brachte. Entspannt saßen<br />

wir im Wartesaal des großen Flughafens von<br />

São Paulo (Port. für Sankt Paulus). Von dieser<br />

Stadt wird berichtet, dass sie am 25. Januar<br />

1554, dem Fest der Bekehrung des Apostels<br />

Paulus, von zwei jesuitischen Missionaren um<br />

ein Jesuiten-Kloster gegründet wurde. Es wäre<br />

interessant zu wissen, wie viele Christen es in<br />

dieser größten Stadt Brasiliens heute gibt.<br />

Nach ein paar Stunden durften wir unsere<br />

Plätze in der geräumigen Boeing 747-400 einnehmen,<br />

die uns elf Stunden in der Luft hielt<br />

und in Frankfurt absetzte. So kamen wir erschöpft,<br />

aber gesund und bewahrt nach der<br />

ca. 39 Stunden langen Reise, nach Hause. ▪<br />

12 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Berichte<br />

„Suchet den Herrn, während Er sich finden<br />

lässt! Ruft Ihn an, während Er nahe ist“<br />

Rudi am Bett des Sterbenden<br />

Pastor Rudi, du musst unbedingt mitkommen!<br />

Bella, eine Frau aus der<br />

Stadt liegt im Sterben.<br />

— Der Rufende<br />

heißt Federico, ein<br />

Schreiner, der vor<br />

kurzem auf der Missionsstation<br />

Frieden<br />

mit dem Herrn Jesus<br />

finden konnte.<br />

Wir fahren auf dem<br />

Motorrad hin. Die<br />

Straßen sind staubig,<br />

und doch ist so ein<br />

Zweirad ein angenehmes Transportmittel<br />

im tropischen warmen Klima. Am Ziel angekommen<br />

finden wir ein einfaches Bretterhäuschen<br />

vor.<br />

Es beginnt dunkel zu werden, Nachbarn<br />

haben sich draußen vor dem Haus versammelt.<br />

Hier, im Amazonasgebiet, wo es kaum<br />

Terminkalender gibt, scheinen die Leute<br />

mehr Zeit für den Nächsten zu haben.<br />

Wir gehen ins Häuschen hinein. Es<br />

herrscht tiefes Leid. Die junge Mutter, etwa<br />

34 Jahre alt, liegt im Bett. Krebs hat ihr Inneres<br />

zerfressen, die Ärzte haben sie aufgegeben<br />

und nach Hause geschickt.<br />

Ein Mädchen liegt auf den Knien vor dem<br />

Bett und hält die Mutter fest, so als will sie<br />

damit sagen: „Ich las dich nicht, bleib bitte,<br />

bitte bei mir!“<br />

Die Verwandten haben sich im Haus versammelt.<br />

Eine Ärztin steht auch am Bett.<br />

Wir wissen nicht, ob die Kranke wegen der<br />

starken Schmerzmittel noch etwas versteht.<br />

Und doch erklärt Rudi ihr mit klaren Worten<br />

das Evangelium, spricht auch sehr direkt<br />

zu allen Anwesenden. Danach beten wir.<br />

Heute ist Bella in<br />

der Ewigkeit. Gott<br />

allein weiß, ob sie<br />

die rettende Botschaft<br />

noch annehmen<br />

konnte. Für<br />

die anwesende Verwandtschaft<br />

war<br />

es eine Lehre im<br />

Sinne von Jes. 55, 6:<br />

„Suchet den Herrn,<br />

während Er sich<br />

finden lässt! Ruft Ihn an, während Er nahe<br />

ist.“<br />

Viktor Rhein<br />

FREIWILLIGER MISSIONARISCHER<br />

KURZZEITEINSATZ<br />

Junge Männer und Frauen haben<br />

die Möglichkeit einen freiwilligen<br />

missionarischen Kurzzeiteinsatz auf<br />

unserer Missionsstation durchzuführen.<br />

Neben vielen praktischen<br />

Aufgaben kommt auch der Einsatz<br />

in den Kinder- und Jugendfreizeiten,<br />

je nach spanischen Sprachkenntnissen,<br />

in Frage. Eine gewinnbringende<br />

Lebensschule!<br />

Hast Du Interesse, dann schreibe an:<br />

Manfred Siegmann<br />

Karl-Valentin-Str. 3<br />

68259 Mannheim<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

13


Reisebericht<br />

Interview:<br />

Reiseeindrücke<br />

Helene Rempel war im Oktober für knapp zwei Wochen auf der Missionsstation in<br />

Guayaramerín/Bolivien. Sie begleitete ihren Ehemann Jakob mit ein paar Brüdern aus<br />

dem Heimatkomitee. Wir möchten durch dieses Interview erfahren, welche Eindrücke sie<br />

dort gesammelt hat.<br />

Helene, inwieweit stehst du in Verbindung<br />

mit dem Missionsdienst Bolivien?<br />

In Verbindung mit dem Missionsdienst<br />

Bolivien kam ich durch Rudi Rhein. Er ist<br />

einer meiner jüngeren Brüder. In den Jahren<br />

1995/1996 machte er in Guayaramerín<br />

seinen „Anderen Dienst“. In den darauffolgenden<br />

Jahren wuchs unsere Verbindung<br />

mit dieser Mission immer mehr. Seit einigen<br />

Jahren ist mein Mann, Jakob Rempel,<br />

tätig im Heimatkomitee vom MDB.<br />

Wo liegt Bolivien und wie lange dauerte die<br />

Reise?<br />

Bolivien liegt in Südamerika, nahe am<br />

Äquator, ein großer Teil grenzt an Brasilien.<br />

Wir reisten mit drei Flugzeugen und benötigten<br />

für die Hinreise über 30 Stunden.<br />

Kannst du uns die ersten Eindrücke von<br />

Land und Leuten beschreiben?<br />

Als wir kurz vor drei Uhr nachts am Grenzfluss<br />

von Brasilien und Bolivien ankamen,<br />

überraschte uns eine feuchte Wärme von<br />

ca. 27 Grad Celsius. Etwas ganz Besonderes<br />

war die Fahrt über den breiten Fluss<br />

mit dem Boot. Wir wurden von Rudi und<br />

Heinrich empfangen. Auf den ersten Blick<br />

sah alles ganz friedlich aus. Die Menschen<br />

z. B. auf dem Markt wirkten stressfrei. Im<br />

Allgemeinen waren die Menschen nicht<br />

schlecht gekleidet. Die Straßen waren voll<br />

von langsam fahrenden Motorrädern. Die<br />

Pflanzen sind dort ganz anders und besonders<br />

beeindrucken einen die verschiedenen<br />

schönen Palmen. Sehr ungewohnt ist es mit<br />

Menschen zu tun zu haben, deren Sprache<br />

man nicht versteht und die einen nicht verstehen.<br />

Dieses ist eine große Barriere.<br />

Welches Klima herrscht in diesem Gebiet Boliviens?<br />

Die meiste Zeit unseres Aufenthaltes war<br />

es schwül und warm. Man kann es sich<br />

so vorstellen, als ob man in ein warmes<br />

Badezimmer kommt.<br />

Es herrscht eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit.<br />

In den Zimmern<br />

sind Ventilatoren angebracht,<br />

welche einen ständigen Geräuschpegel<br />

und Wind verursachen.<br />

Rudi sagte mir: „Das<br />

Schwerste für mich hier ist die<br />

Hitze.“<br />

14 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Reisebericht<br />

Welchen Lebensumständen sind die Missionare<br />

ausgeliefert?<br />

Weit weg von Eltern, Verwandten, Freunden<br />

und ihrer Gemeinde. Sie leben alle auf<br />

einem Grundstück nah beieinander. Jeder<br />

sieht, wie der andere lebt. Man braucht viel<br />

Liebe zueinander, um jeden so anzunehmen,<br />

wie er ist. Die Kurzzeitler kochen das<br />

Mittagessen und es wird gemeinsam gegessen.<br />

Gemeinsame Andachten und Gebetszeiten<br />

werden täglich gepflegt. Die Missionare<br />

stehen unter ständiger Beobachtung<br />

durch die Bevölkerung.<br />

Wie bauen die Missionare Kontakt zu den<br />

Bolivianern auf?<br />

Die Missionsstation ist nach außen<br />

durch ihren Buchladen erkennbar.<br />

Hier kommen Menschen hin, die vor<br />

allem Hilfe suchen. Dabei entstehen<br />

persönliche Kontakte. Die Menschen<br />

scheinen viel Vertrauen zu den Missionaren<br />

zu haben. Mir persönlich ist<br />

aufgefallen, dass die Missionare sich Zeit<br />

nehmen für die Einzelnen. Auch durch Kinderfreizeiten<br />

und Frauenstunden<br />

entstehen Kontakte mit den<br />

Bolivianern.<br />

Welche Spezialitäten kamen auf den Tisch?<br />

Gebratener Fisch (Piranha), Pizza aus dem<br />

Steinofen, Erdnusssuppe, Jukka-Gericht<br />

mit Käse, gebratene Bananen, sehr leckeres<br />

Rindfleisch.<br />

Kannst du uns einen bolivianischen Gottesdienst<br />

beschreiben?<br />

Es wird sehr laut und viel gesungen. Sehr<br />

lange Einleitungen. In jedem Gottesdienst<br />

wird ein Begrüßungslied gesungen, bei dem<br />

sich alle die Hand geben. Eine Spende wird<br />

jedes Mal eingesammelt. Dann kommt die<br />

Predigt In den Bibelstunden wird am Ende<br />

noch ein langer Abschnitt aus der<br />

Bibel vorgelesen. So wird die<br />

Bibel einfach von Anfang<br />

bis Ende gemeinsam<br />

durchgelesen.<br />

Vielen Dank für den<br />

Einblick, den du<br />

uns gegeben<br />

hast.<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

15


Reisebericht<br />

Konferenz<br />

mit Wolfgang Bühne<br />

Am 17. Oktober 2012 kam Wolfgang Bühne nach Bolivien, um dort zuerst in Santa Cruz<br />

in der Brüdergemeinde zu dienen und danach bei uns in Guayaramerín.<br />

Durch ein Gespräch über das Buch „Die<br />

charismatische Bombe“ mit einem Bibelschüler,<br />

der in Santa Cruz, einer Großstadt<br />

Boliviens, lebt und dort auch in einer<br />

Brüdergemeinde tätig ist, kam der Wunsch<br />

den Autor einzuladen. Wolfgang Bühne<br />

stellt in seinem Buch die Lehren und Praktiken<br />

der charismatischen Bewegung dar<br />

und vergleicht sie mit der Bibel. Hier in Bolivien<br />

ist die charismatische Bewegung stark<br />

am wachsen und leider werden auch gesunde<br />

Gemeinden von dieser Lehre verführt<br />

und mitgerissen. So betete die Gemeinde<br />

in Santa Cruz und auch wir, dass Gott es<br />

ermöglichen möchte, Wolfgang Bühne zu<br />

diesem Thema einzuladen.<br />

Gott ist wunderbar und so kam es, das<br />

Wolfgang Bühne tatsächlich am 17. Oktober<br />

nach Bolivien kam, um dort zuerst in<br />

Santa Cruz in der Brüdergemeinde zu dienen<br />

und danach bei uns in Guayaramerín.<br />

Rudi flog nach Santa Cruz, um Wolfgang<br />

Bühne zu übersetzen. Am 24. Oktober fand<br />

dann eine Konferenz bei uns auf dem Freizeitgelände<br />

NUEVA CANAÁN an. Zu dieser<br />

Veranstaltung wurden Geschwister aus<br />

den Nachbarstädten Riberalta und Cobija<br />

eingeladen.<br />

Für uns und die Gemeinden war diese<br />

Zeit von großem Segen. Wir sind Gott<br />

dankbar, dass er diese Konferenz ermöglicht<br />

hat. Durch klare, mit vielen biblischen<br />

Beispielen fundierte Botschaften wurden<br />

wir ermahnt und auch ermutigt. Einige Tage<br />

danach berichtete uns ein Prediger aus einer<br />

anderen Stadt, dass der Gemeindeleiter<br />

nach dieser Bibelkonferenz bei der Gemeinde<br />

um Vergebung bat, dass sie als Gemeinde<br />

an charismatischen Veranstaltungen teilnahmen.<br />

Danken wir Gott auch für dieses<br />

Zeugnis. Viele Geschwister äußerten ihren<br />

Dank und auch den Wunsch in der Zukunft<br />

öfters solche Konferenzen zu machen. Auch<br />

die Gemeinschaft mit Wolfgang Bühne war<br />

für uns sehr bereichernd. Wir durften viel<br />

von seinem Leben und Zeugnissen lernen.<br />

Rudi Rhein<br />

Über die Zeit in Guayaramerín berichtet<br />

Wolfgang Bühne selbst<br />

Nachdem wir eine ereignisreiche und<br />

gesegnete Woche in Santa Cruz verbracht<br />

hatten, flogen wir mit einem kleinen<br />

Propeller-Flugzeug in das etwa 1.300 km<br />

entfernte, dünnbesiedelte und tropische<br />

Tiefland, wo wir auf einer kleinen Piste, fast<br />

wie auf einem Bauernhof, landeten. Hier in<br />

Guayaramerín, einer kleinen, vom Urwald<br />

umgebenen Stadt, nur durch einen Nebenfluss<br />

des Amazonas von Brasilien getrennt,<br />

lebt und dient mein Freund und Übersetzer<br />

Rudi mit seiner Familie und zahlreichen<br />

Mitarbeitern auf einer Missionsstation,<br />

16 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Reisebericht<br />

die vor Jahrzehnten von dem Missionar<br />

Wilhelm Biester und seiner Frau Jolanda<br />

gegründet wurde. Nur wenige Kilometer<br />

entfernt wird die sehr schön gelegene und<br />

große Freizeit-Anlage „Canaán“ betrieben,<br />

wo in den Ferien Freizeiten für Kinder, Jugendliche<br />

und Erwachsene angeboten werden<br />

und womit eine große und gesegnete<br />

evangelistische Arbeit verbunden ist.<br />

Hier in „Canaán“ hatten die Geschwister<br />

eine Konferenz organisiert, wo tagsüber<br />

etwa fünf Stunden Vorträge zu halten<br />

waren und jeweils abends Vorträge in den<br />

verschiedenen evangelikalen Gemeinden<br />

stattfanden. Zur Abwechslung und Freude<br />

wurden die Konferenzteilnehmer mit einer<br />

Art Viehwagen dorthin transportiert.<br />

Tagesüber waren etwa 100 bis 120 Geschwister<br />

(meist verantwortliche Brüder)<br />

anwesend, die sehr interessiert waren und<br />

viele Fragen hatten. Abends in den Gemeinden<br />

waren – je nach Größe – zwischen 200<br />

und 350 Besucher anwesend.<br />

Wie in Santa Cruz gab es auch hier einen<br />

Jugendabend, der sehr gut besucht wurde<br />

und bei dem viele zu spät Kommende<br />

stehen mussten. Als Thema hatte man gewünscht:<br />

„Freundschaft – Liebe – Sexualität“.<br />

Grund dafür war die Tatsache, dass<br />

nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch<br />

in der Gemeindejugend die sexuelle Unmoral<br />

sehr hoch ist. Verschiedene Brüder<br />

äußerten, dass man schätzt, dass nur etwa<br />

die Hälfte der Jugendlichen aus christlichen<br />

Familien „sauber“ in die Ehe gehen. Auch<br />

auf diesem wichtigen Gebiet fehlt es an Vorbildern,<br />

an guter Literatur und biblischer<br />

Unterweisung.<br />

Notstand in Sachen Literatur<br />

Die spanische Literatur, die wir zum Anlass<br />

der Konferenzen ins Land geschickt<br />

und auch per Koffer mitgebracht hatten,<br />

war gleich am ersten Konferenzabend völlig<br />

ausverkauft. Dieses unerwartet große Interesse<br />

an guter geistlicher Literatur hat verschiedene<br />

Ursachen. Es gibt in spanischer<br />

Sprache eine große Auswahl an guten Kommentaren,<br />

Nachschlagewerken und erbaulichen<br />

Büchern, die allerdings für die dortigen<br />

Verhältnisse sehr teuer und für viele<br />

ärmere Geschwister kaum bezahlbar sind.<br />

Dazu kommt, dass alle Bücher importiert<br />

werden müssen – meist aus den USA, aber<br />

auch aus Kolumbien und Brasilien – und<br />

durch hohe Zölle und Transportkosten zusätzlich<br />

teurer werden. Die wenigen christlichen<br />

Buchläden, die es in Bolivien gibt,<br />

können kaum existieren und viele von ihnen<br />

haben in den letzten Jahren ihre Arbeit<br />

eingestellt.<br />

Tatsache ist aber auch, dass in Lateinamerika<br />

allgemein eine Leseträgheit zu beobachten<br />

ist, die einerseits aus dem ständigen<br />

Fernsehkonsum resultiert und andererseits<br />

Geschwister fehlen, die selbst begeisterte<br />

Leser sind, zum Lesen herausfordern und<br />

die junge Generation zum Lesen erziehen.<br />

Eine Ausnahme bildet Carlos, der Leiter<br />

der Gemeinde-Bibelschule in Santa Cruz,<br />

der mit großer Freude Bücher während der<br />

Konferenz vorstellen konnte, durch die er<br />

selbst gesegnet wurde. Diese Bücher waren<br />

in der Pause sofort ausverkauft und müssen<br />

nun in großen Mengen besorgt und nachgeliefert<br />

werden.<br />

Hier liegt also ein großes Aufgabengebiet<br />

vor uns und wir hoffen mit Gottes Hilfe diesen<br />

Notstand in Zukunft zumindest etwas<br />

lindern zu können.<br />

Die Mitarbeit und das Interesse während<br />

der Konferenzen war über Erwarten groß –<br />

wobei der erstaunliche Anteil jüngerer Geschwister<br />

sehr ermutigend war. ▪<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

17


Berichte<br />

„Ich möchte eine Bibel“<br />

Die Mitarbeiter vom Buchladen sind Tatiana und Gabi. Sie arbeiten vor allem an den<br />

Vormittagen. Indira, Johanna und Julia helfen an den Nachmittagen aus.<br />

Es ist ein Ort für gute Begegnungen.<br />

Wenn wir unsere Kunden im Buchladen<br />

begrüßen, dann hören wir oft den<br />

Satz: „Ich möchte eine Bibel, darf ich mir<br />

ihre Bibeln anschauen?“<br />

Es kommen Kinder, die in die Gemeinde<br />

gehen oder Kinder, die für den Religionsunterricht<br />

eine Bibel brauchen. Auch haben<br />

wir immer wieder einige Kinderbibeln anzubieten,<br />

die gerne von Eltern oder anderen<br />

Verwandten für die kleineren Freunde gekauft<br />

werden.<br />

Junge Leute suchen nicht so oft eine Bibel,<br />

da ist es schön, wenn man mit ihnen erst<br />

einmal ins Gespräch kommen kann.<br />

Kürzlich kam ein Mädchen, Daniely, zusammen<br />

mit ihrer Freundin in den Buchladen.<br />

Sie fragten nach einem säkularen<br />

Schulbuch, das wir nicht in unserem Sortiment<br />

hatten. Nach der kurzen Vorstellung<br />

der Bücher, die wir im Buchladen haben,<br />

fiel ihr ein, dass sie auch einen Jüngerschaftskurs<br />

wollte, der von einem Prediger<br />

empfohlen wurde. Da sie sich nicht an den<br />

Namen des Kurses erinnern konnte, bot ich<br />

ihr einen Bibelkurs für Jugendliche an. Sie<br />

nahm ihn mit und kam am nächsten Tag<br />

wieder mit dem ausgefüllten Bogen der<br />

ersten Lektion. Sie konnte dann das zweite<br />

Heft mitnehmen und so kam sie immer<br />

wieder. Nachdem sie zu Johanna (Schmid)<br />

Vertrauen gewonnen hatte, erzählte sie,<br />

dass sie schwanger ist. Es stellte sich heraus,<br />

dass ihr Freund der Sohn einer alleinerziehenden<br />

Mutter aus unserer Gemeinde ist.<br />

Beide Elternteile wissen von der Schwangerschaft<br />

und die jungen Leute wollen heiraten.<br />

Unser Gebet ist, dass sie beide von<br />

ganzem Herzen den Herrn suchen und ihn<br />

als Mittelpunkt in ihre Beziehung stellen.<br />

Noemi kam eines Tages in den Buchladen,<br />

sie hatte schon eine Bibel und fragte<br />

nach Schwester Julia. Wir kennen uns seit<br />

ein paar Jahren, nur dass sie in den letzten<br />

drei Jahren weder bei den Freizeiten dabei<br />

war, noch in die Gemeinde kam. Interessant<br />

war, wie sie unterwegs durch den Fahrer<br />

eines Taxis an den Herrn erinnert wurde!<br />

Daraufhin kam sie zu mir und wollte ihr<br />

Leben in Ordnung bringen. Sie erzählte,<br />

dass sie sich auf einen Streit mit einem<br />

Mädchen eingelassen hatte, nachdem das<br />

andere Mädchen ihr ständig böse Schimpfnamen<br />

zurief. Eines Abends war sie so böse<br />

geworden, dass sie mit einem Messer nach<br />

dem Mädchen warf und es verletzte. Das<br />

Mädchen verlor viel Blut, aber überlebte.<br />

Dadurch kam Noemi vor Gericht. Sie ist<br />

noch nicht verurteilt, weil das andere Mädchen<br />

mit dem Gerichtsprozess nicht weitermacht.<br />

Nach einem längeren Gespräch und Bibellesen<br />

hat sie den Herrn um Vergebung<br />

gebeten. Vor ein paar Monaten ist sie durch<br />

eine Beziehung mit einem jungen Mann<br />

schwanger geworden. Der junge Mann will<br />

aber davon nichts wissen. Leider kostet es<br />

18 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Berichte<br />

sie Überwindung in die Gemeinde zu gehen.<br />

Auch war sie in letzter Zeit gesundheitlich<br />

angeschlagen.<br />

Am 2<strong>9.</strong> September 1509 wurde der Druck<br />

der spanischen Bibel abgeschlossen. Damit<br />

wurde der Monat September in den spanischsprechenden<br />

Ländern zum „Monat<br />

der Bibel“. Die Gemeinden hier nutzen diese<br />

Tage, um die Bibel in besonderer Weise<br />

ganz durchzulesen. Auch organisieren sie<br />

einen Zug durch die Hauptstraße mit Plakaten<br />

von Bibelversen und singen dabei.<br />

Im Buchladen haben wir diese Tage genutzt,<br />

um verschiedene Bibeln billiger anzubieten.<br />

In dieser Zeit kam auch ein Soldat, um<br />

sich eine Bibel zu kaufen. Er suchte auch<br />

eine Kinderbibel für seine Kinder. Leider<br />

kann seine Familie nicht mit ihm hier sein.<br />

Er erwähnte, dass er schon einiges mit dem<br />

Herrn erlebt hat, doch hat er sich entmutigen<br />

lassen und innerlich von Gott entfernt.<br />

Nun sucht er wieder den Herrn und bereut<br />

seinen Weg fern von ihm.<br />

Julia Wagner<br />

Zwischenmeldung<br />

aus<br />

Guayara<br />

In der jetzigen<br />

Regenzeit<br />

regnet es ins Haus von Eugen<br />

und Anna Dück stark hinein. Es ist notwendig,<br />

hier schnell Abhilfe zu schaffen.<br />

Überhaupt muss das ganze Dach erneuert<br />

werden.<br />

Unser Gebetsanliegen ist, hier eine gute<br />

Lösung für die Zukunft zu finden, evtl.<br />

mit einem Neubau.<br />

▪<br />

Frauentag<br />

Im Oktober findet in Bolivien jedes Jahr ein<br />

Fest zur Ehre aller Frauen statt. Wochen<br />

im Voraus laufen schon die Vorbereitungen.<br />

Stadtverwaltung, Presse, Sicherheitsdienste<br />

usw. sind dabei. Jede Frau bekommt im<br />

Rahmen der<br />

Feier eine<br />

Blume geschenkt.<br />

Einige<br />

Stunden<br />

vor der Eröffnung<br />

der<br />

Die Anwesenden erhoben sich<br />

zum Gebet. Das Redenerpult ist<br />

schwach erkennbar, hinten links<br />

Feier laden<br />

„Pyrotechniker“<br />

durch Knaller und Feuerwerk die Bewohner<br />

ins Stadion ein.<br />

Zahlreiche Kinder von den Mitarbeitern der<br />

Stadtverwaltung haben in den vergangenen<br />

Jahren bei den evangelistischen Kinderfreizeiten<br />

teilgenommen und von unserer<br />

Missionsstation viel Gutes erzählt, unter<br />

anderem auch Kinder des amtierenden<br />

Bürgermeisters. So kam es, dass dieser<br />

durch seine Sekretärin bei Rudi anfragte, ob<br />

er im Stadion den Frauen eine Rede halten<br />

könnte und für diese anschließend beten<br />

würde. Rudi sagte gerne zu.<br />

Bald war es tatsächlich so weit, viele Leute<br />

kamen ins Stadion. Rudi las die wunderbaren<br />

Verse aus Sprüche 31 mit der Erklärung,<br />

dass ein Mensch nur in Verbindung<br />

mit seinem Schöpfer zu diesen wunderbaren<br />

Diensten fähig ist. Dann erklärte er<br />

den Weg zur Versöhnung und Errettung,<br />

anschließend erhoben sich alle Anwesenden<br />

respektvoll zum Gebet.<br />

Unser Flehen zu Gott ist jetzt: „Herr Jesus,<br />

segne Dein ausgestreutes Wort.“<br />

Viktor Rhein<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

19


Zeugnis<br />

Wie wunderbar ist Gott<br />

Federico führte ein Leben in Gottlosgkeit. Das änderte sich, als er eines Tages verzweifelt<br />

durch die Straßen ging und den Buchladen betrat.<br />

Schon als Kind habe ich bei meinem<br />

Vater in der Schreinerei mitgeholfen<br />

und somit diesen Beruf geerbt. Jetzt, mit<br />

32 Jahren, lebe ich im Haus meines Vaters,<br />

der vor einem Jahr verstorben ist. Meine<br />

Mutter sehe ich nur selten, weil sie sich<br />

scheiden ließ und in Brasilien wohnt. Vor<br />

vier Jahren habe ich Jessica kennengelernt<br />

und bin mit ihr zusammengezogen. Nach<br />

einem Jahr kam unsere Tochter Luziane zur<br />

Welt. Nicht lange Zeit danach fing ich an,<br />

die Abende mit meinen Freunden im Alkohol-<br />

und Drogenrausch zu verbringen.<br />

Immer wieder bat mich Jessica, dass ich mir<br />

Zeit für sie nehmen und abends zu Hause<br />

bleiben sollte, um mit ihr zu reden, sie hätte<br />

mir vieles zu erzählen. Jedoch ließ ich mir<br />

nichts sagen und antwortete ihr nur: „Ich<br />

hab dir nichts zu erzählen!“<br />

Fast drei Jahre ging das Leben so weiter<br />

und zuletzt war es soweit, dass ich nicht<br />

mehr in der Lage war die Strom- und Wasserrechnungen<br />

zu bezahlen. Daraufhin<br />

wurde uns der Strom abgeschaltet und das<br />

Wasser gesperrt.<br />

Als in diesen schweren Tagen Jessica mir<br />

sagte, dass sie ausziehen würde, kam ich<br />

zum ersten Mal zur Besinnung und wollte<br />

sie nicht verlieren, noch weniger meine<br />

Tochter, die ich sehr liebe. Doch diese Entscheidung<br />

stand bei Jessica fest.<br />

So begab ich mich auf die Suche nach<br />

Hilfe und Rat. Ich war so verzweifelt. Erst<br />

vor einem Jahr verlor ich meinen Vater, der<br />

zu den wenigen gehörte, die mir ganz nahe<br />

standen.<br />

In meiner Not fragte ich hier und dort um<br />

Hilfe, bis mich jemand auf den Buchladen<br />

20 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Zeugnis<br />

des Missionsdienstes Bolivien aufmerksam<br />

machte. Im Buchladen kam es dann zu<br />

einem Gespräch mit Bruder Eugen Dück.<br />

Ich berichtete unter Tränen von meiner Familientragödie<br />

und bat ihn um Hilfe und<br />

Rat. Mein Wunsch, unsere Familie zu retten,<br />

war sehr groß, ich war bereit alles dafür<br />

zu tun. Ich sprach mit Bruder Eugen über<br />

die Ursachen der entstandenen Probleme<br />

und mir wurde sofort klar, dass mein Leben<br />

in den Drogen und im Alkohol diese Zerstörung<br />

verursacht haben muss. Was konnte<br />

ich tun? Wer konnte mir helfen?<br />

Ich wollte mein Leben ändern und zurück<br />

zu meiner Frau.<br />

Hoffnungslos und niedergeschlagen<br />

fragte ich den Bruder: „Was muss ich tun?“<br />

Er erzählte mir von Jesus, dass Er der einzige<br />

ist, der jetzt noch helfen könnte. Er erklärte<br />

mir, dass Jesus der Erretter der Welt ist<br />

und was Jesus für mich und meine Schuld<br />

vollbracht hat. Er sagte mir, dass ich mein<br />

Leben vor Gott in Ordnung bringen muss,<br />

bevor ich an Jessica und meine Tochter<br />

denken kann. Sofort wollte ich es tun und<br />

so beteten wir zusammen und ich entschied<br />

mich für ein Leben mit dem Herrn.<br />

Vor Gott bekannte ich meine Schuld und<br />

Sünde und lud Ihn in mein Herz ein. Am<br />

Ende des Gespräches fragte ich Bruder Eugen<br />

noch, ob ich morgen wieder kommen<br />

könnte. Ich wollte mehr von Gott und seinem<br />

Willen erfahren. Und so trafen wir<br />

uns jeden Tag zum Bibellesen und gemeinsamen<br />

Gebet.<br />

Leider konnte ich nicht gut lesen. Wenn<br />

ich las, musste ich mich so sehr auf das Lesen<br />

konzentrieren, dass ich nicht verstand,<br />

was ich las. Und so musste ich es mehrmals<br />

wiederholen, bis ich einen Satz oder Gedanken<br />

verstehen konnte. Ungefähr eine Woche<br />

nachdem ich mich für den Herrn entschieden<br />

habe, hat Jessica mich verlassen. Es war<br />

der schwerste Tag meines Lebens. Danach<br />

gab es viele Tage, wo ich mit Tränen in den<br />

Augen und einem zerschlagenen Herzen<br />

zum gemeinsamen Gebet Bruder Eugen<br />

aufsuchte.<br />

Gott war so gnädig zu mir, wenn ich irgendwie<br />

niedergedrückt war und Versuchungen<br />

auf mich zukamen, fuhr ich direkt<br />

nach Hause und fing an die Bibel zu lesen<br />

und zu beten, bis ich wieder ruhig war. Bald<br />

danach besuchte ich auch die Gottesdienste,<br />

wohin mich Bruder Eugen einlud und ich<br />

freute mich sehr noch andere Gläubige<br />

kennenzulernen und mit ihnen zu beten.<br />

Mehrere Geschwister nahmen sich immer<br />

wieder Zeit, um mit mir zu reden, mich zu<br />

ermutigen und mit mir zu beten. Besonders<br />

Bruder Rudi gab mir hilfreiche Ratschläge<br />

und ermutigte mich sehr in meinem Kampf<br />

um meine Familie.<br />

Es sind fast sechs Monate vergangen und<br />

Gott hat inzwischen Unglaubliches gewirkt.<br />

Ich konnte bei Jessica um Vergebung bitten<br />

und ihr erzählen, was Gott in meinem<br />

Leben getan hat. Ich sagte ihr, dass ich nun<br />

ein anderer Federico sei und warte, dass sie<br />

wieder zurück kommt. Es vergingen wieder<br />

mehr als sechs Wochen, wo wir mit mehreren<br />

Geschwistern aus der Gemeinde für<br />

Jessica gebetet haben. Dann, eines Abends<br />

nach dem Gottesdienst, teilte sie mir mit,<br />

dass sie mir vergeben hat. Es war so unglaublich,<br />

aber wahr. Ich war so froh. Gott<br />

allein hat es soweit geführt.<br />

Bitte betet weiter für die Errettung meiner<br />

Jessica. Sie hat schon einige Mal das Evangelium<br />

gehört, jedoch kann sie sich noch<br />

nicht für Jesus entscheiden. Betet, dass Gott<br />

mir viel Liebe und Geduld schenkt. ER allein<br />

kann meine Familie wiederherstellen.<br />

Federico Burger<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

21


Villa Bella<br />

Eine staubige Schotterstraße führt quer<br />

durch den Urwald bis zu einem kleinen<br />

Dorf, wie man es aus den Büchern der ersten<br />

Missionare kennt. Ein Dorf mit einigen<br />

Bretter- und Bambushütten. Ein Dorf ohne<br />

Strom, ohne Wasserversorgung und ohne<br />

Telefon und kaum einem Handyempfang,<br />

ganz im Norden von Bolivien. Es befindet<br />

sich genau dort, wo die zwei großen Flüsse<br />

Mamoré und Madeira sich vereinigen. Eine<br />

wunderbare Parallele zum Garten Eden.<br />

Und gleichwie auch die Sünde in den Garten<br />

Eden eingedrungen ist, so hat die Sünde<br />

dieses Dorf eingenommen und verdorben.<br />

Und genau hier beginnt die Geschichte.<br />

Nein, nicht unsere Geschichte, sondern hier<br />

beginnt Gottes Geschichte. Die Geschichte<br />

der Liebe Gottes zu den Menschen.<br />

In diesem Dorf, „Villa Bella“ („Schönes<br />

Dorf “), wohnen ca. 40 Familien, die abgeschottet<br />

von der Welt ihren Alltag verbringen.<br />

In diesen Alltag brachen die Sonnenstrahlen<br />

der Liebe Gottes hinein. Als unser<br />

Missionsteam erfuhr, dass es dort eine offene<br />

Tür gibt, um das Wort des Evangeliums<br />

weiterzugeben, beschlossen wir tatkräftig<br />

mit anzupacken.<br />

Daraufhin besichtigten wir das Dorf und<br />

bald war der Entschluss gefasst auf einem<br />

Grundstück, das uns zur Verfügung gestellt<br />

wurde, ein kleines Bethaus zu bauen. Dazu<br />

wurden ein paar Dorfbewohner beauftragt<br />

Bretter herzustellen, Palmblätter für das<br />

Dach zu schneiden und einen Brunnen<br />

auszuheben, der mittlerweile schon fertiggestellt<br />

wurde.<br />

22 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Berichte<br />

Doch damit nicht genug.<br />

Bis die Materialien<br />

hergestellt und für den<br />

Bau bereit sind, wird in<br />

regelmäßigen Abständen<br />

ein Gottesdienst durchgeführt.<br />

So durften wir<br />

am 13. Oktober dort von<br />

Haus zu Haus gehen und<br />

die Menschen zum Gottesdienst<br />

einladen und<br />

Traktate verteilen. Die<br />

Menschen sind sehr offen<br />

und es kamen ca. 30 bis<br />

40 Personen zum Gottesdienst.<br />

Sie durften das<br />

Evangelium hören und,<br />

gebe Gott, dass die Saat<br />

aufgehe und Frucht trage.<br />

Beim Verabschieden<br />

war die dringendste Frage, die wir zu hören<br />

bekamen: „Wann kommt ihr wieder?“<br />

Diese Frage ist zeitgleich<br />

ein Aufruf: Bitte<br />

kommt schnellstens<br />

wieder, wir brauchen<br />

euch. Dürfen wir als<br />

Kinder Gottes uns<br />

diesem Aufruf verschließen,<br />

weil wir<br />

andere Dinge zu tun<br />

haben?<br />

Bitte betet für<br />

dieses Dorf, in dem<br />

es Menschen gibt, die<br />

das erste Mal etwas<br />

von Gottes Liebe gehört<br />

haben. Auch dass<br />

sich Menschen bereit<br />

erklären dort für den<br />

Herrn zu arbeiten<br />

und dass der Herr die<br />

notwendigen Mittel gibt und auch die Weisheit,<br />

diese richtig einzusetzen. ▪<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

23


Berichte<br />

Gott sorgt für unsere Kinder<br />

Eines der Gebetsanliegen von Görzens vor der Ausreise nach Bolivien war die schulische<br />

Ausbildung ihrer ältesten Tochter Julia. Wo sollte sie zur Schule gehen? Sollte sie die Deutsche<br />

Fernschule machen? Wer würde sie in diesem Fall unterrichten?<br />

Der Herr schenkte uns die Klarheit, uns<br />

für die Deutsche Fernschule zu entscheiden.<br />

Dazu beigetragen haben aufklärende<br />

Gespräche mit der ehemaligen Missionarin<br />

Annegret Meyerhoff. Sie hatte durch ihren<br />

langjährigen Dienst in Bolivien auch Erfahrungen<br />

mit den einheimischen Schulen gemacht.<br />

Eine Schwester rief damals einen Bruder<br />

vom Heimatkomitee des Missionsdienstes<br />

Bolivien an und bot uns ihre Hilfe bei der<br />

Finanzierung der Deutschen Fernschule an.<br />

Wir kannten diese Schwester nicht, und sie<br />

uns auch nur vom Hören. Zu dem Zeitpunkt<br />

waren wir uns noch nicht mal sicher, wie wir<br />

es mit der Schule machen sollten. Aber der<br />

„Unser Gebetsanliegen<br />

ist, dass Gott<br />

uns jemanden<br />

schickt, der<br />

unsere Kinder,<br />

Julia und Nelly,<br />

weiter unterrichten<br />

wird“<br />

Herr hat uns damals gezeigt, dass er dafür sorgen<br />

wird. So wie er uns durch diese Schwester<br />

helfen wollte, würde er auch für Geschwister<br />

sorgen, die Julia unterrichten würden.<br />

Dank Gottes Führung durften wir in der<br />

Sprachschule in Cochabamba Olga Tjart<br />

kennen lernen. Sie unterrichtete gerade die<br />

Kinder einer Missionarsfamilie. Sie war mit<br />

dem Programm bei den Kindern fast fertig<br />

und wollte noch ungefähr ein halbes Jahr in<br />

Bolivien bleiben. Sie wollte auch gerne unsere<br />

Missionsstation kennen lernen. So kam es,<br />

dass Julia gleich eine Lehrerin hatte, als wir<br />

nach dem Sprachstudium in Guayaramerín<br />

ankamen.<br />

Kurz bevor Olga zurück nach Deutschland<br />

ging, ist Jenny Ermeck aus Frankfurt für ein<br />

Jahr gekommen. Wir waren sehr dankbar, dass<br />

der Herr uns so schnell die nächste Lehrerin<br />

schenkte. Jenny spricht nicht viel, und ich<br />

machte mir Sorgen, ob sie es wirklich machen<br />

wollte. Doch dann erfuhren wir von ihr, dass<br />

sie eigentlich Lehrerin werden wollte und es<br />

gerne tat. Da können wir wieder staunen, wie<br />

wunderbar Gottes Führungen sind. Er sckickt<br />

uns die Geschwister, die wir gerade brauchen!<br />

Wir sind Olga und Jenny sehr dankbar für den<br />

Dienst, den sie für den Herrn, aber auch an<br />

uns getan haben.<br />

Leider muss auch Jenny uns bald verlassen,<br />

da ihre Zeit bald zu Ende geht. Wir freuen uns<br />

über Helene Thiessen, die noch bis April da<br />

ist. Sie war als Helferin schon in Kenia, hat<br />

dort mit dem Material der Deutschen Fernschule<br />

unterrichtet und unterstützt Jenny zurzeit,<br />

indem sie das Fach Sachunterricht übernommen<br />

hat.<br />

Wir hoffen, dass Jenny das zweite Schuljahr<br />

mit Julia bis zu ihrer Abreise im März abschließen<br />

kann.<br />

Unser Gebetsanliegen ist, dass Gott uns jemanden<br />

schickt, der unsere Kinder, Julia und<br />

Nelly, weiter unterrichten wird. Im April <strong>2013</strong><br />

sollte Julia das dritte Schuljahr und Nelly das<br />

erste Schuljahr beginnen.<br />

Wir beten, dass Gott uns rechtzeitig jemanden<br />

schickt. Heinrich und Helene Görzen<br />

24 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Kurzzeiteinsatz<br />

Fernschulbetreuung<br />

Jenny Ermeck kommt aus der Evangeliums-Christen-Baptisten Gemeinde Frankfurt am<br />

Main. Seit Ende März 2012 ist sie auf der Missionsstation in Bolivien. Ihre Hauptaufgabe<br />

ist es Julia Görzen beim Fernschulunterricht zu unterstützen.<br />

Julia ist acht Jahre alt und durchläuft die<br />

2. Klasse der Deutschen Fernschule. Ich<br />

helfe ihr dabei die Lektionen in Deutsch<br />

und Mathematik durchzuarbeiten. Helene<br />

Thiessen (aus Weißenthurm) macht den<br />

Sachunterricht. Seit November sind wir in<br />

dem neuen Schulraum, wo auch nachmittags<br />

der Kindergarten<br />

für<br />

die Missionarskinder<br />

stattfindet.<br />

Der Unterricht<br />

fängt um 8:00<br />

Uhr an. An der<br />

Pünktlichkeit<br />

müssen Julia<br />

und auch ich<br />

noch arbeiten,<br />

da es keine<br />

S c h u l g l o c k e<br />

gibt. Zu Beginn<br />

lesen wir immer<br />

eine Geschichte<br />

und lernen<br />

einen Vers aus<br />

der Bibel auswendig. Täglich haben wir<br />

mindestens drei Stunden Unterricht. Meine<br />

Aufgabe ist es, die Aufgabenstellungen,<br />

die in den Blättern stehen, zu lesen und<br />

zu erklären, falls etwas unverständlich ist.<br />

Manchmal machen wir einen Zusatzunterricht,<br />

z. B. den Schreiblehrgang, der nicht<br />

im Programm der „Deutschen Fernschule“<br />

dabei war.<br />

Regelmäßig gibt es Tests, Lernkontrollen<br />

oder auch kreative Arbeiten, die Julia machen<br />

muss. Ich scanne sie ein und schicke<br />

sie per E-Mail an die „Deutsche Fernschule“.<br />

Die Noten und Beurteilungen vergibt<br />

die Betreuungslehrerin in Deutschland und<br />

schickt die korrigierten Tests an Familie<br />

Görzen zurück.<br />

Julia gefällt es<br />

hier in Bolivien<br />

sehr gut und sie<br />

findet den Einzelunterricht<br />

sogar besser als<br />

Jenny absolviert einen Einsatz auf der Missionstation. Im März<br />

kehrt sie wieder nach Hause zurück.<br />

eine normale<br />

Schule. Bastelarbeiten<br />

und<br />

Spiele machen<br />

ihr besonders<br />

Freude. Im<br />

Vergleich zu<br />

D e u t s c h l a n d<br />

muss sie nicht<br />

so früh aufstehen<br />

und hat<br />

keinen langen<br />

Weg bis zum Klassenzimmer. Es gibt weniger<br />

Hausaufgaben und mehr Zeit zum<br />

Spielen mit Geschwistern und Freunden.<br />

Manchmal, da wünscht sie sich schon auch<br />

eine Klassenkameradin.<br />

Ich danke allen, die mich mit Gebeten unterstützen<br />

und bitte betet auch für die Freiwilligen,<br />

die diese Aufgabe weitermachen.<br />

Jenny Ermeck<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

25


Kurzzeiteinsatz<br />

Der perfekte Plan Gottes<br />

Am Anfang unseres Berichtes wollen wir uns<br />

ganz kurz vorstellen. Wir sind Matthias und<br />

Tina Suckau, seit 16. April 2011 verheiratet<br />

und nun schon seit 8. Mai 2012 hier in Guayaramerín<br />

auf der Missionsstation.<br />

Nun sind wir schon fast sieben Monate hier<br />

und es gäbe vieles zu berichten, was wir<br />

erlebt haben.<br />

Ich fang mal mit Tinas Aufgaben an. Da<br />

Tina in Deutschland den Beruf der Hauswirtschafterin<br />

gelernt und auch ausgeübt hat, hilft<br />

sie, seitdem wir aus Cochabamba zurück sind,<br />

wo wir vier Wochen zum Sprachstudium waren,<br />

fleißig in der Küche mit. Auch führt sie<br />

mit Hilfe einer anderen Freiwilligen die Vorschule<br />

für Sarah, Nelly und Jonathan durch.<br />

Außerdem hilft sie bei anderen anfallenden<br />

Arbeiten mit.<br />

Meine (Matthias) Aufgaben sind unterschiedlicher<br />

Art. Hauptsächlich helfe ich bei<br />

allen praktischen Arbeiten im Umfeld der<br />

Missionsstation und darf<br />

somit die Missionare<br />

entlasten.<br />

Für uns war es eine<br />

große Freude, als wir<br />

beide im Kindergarten<br />

und in der Schule bei<br />

dem biblischen Unterricht mithelfen durften.<br />

Die Arbeit mit Kindern macht immer sehr<br />

viel Freude. Man merkt, dass viele zuhause<br />

sehr vernachlässigt werden, denn sie sind immer<br />

sehr anhänglich.<br />

Im Laufe des Jahres werden immer wieder<br />

Kinderfreizeiten durchgeführt und wir dürfen<br />

tatkräftig mithelfen und auch hier sieht man,<br />

wie sehr die Kinder an einem hängen. Sie sind<br />

mit wenigem zufrieden und freuen sich viel<br />

mehr über die Aufmerksamkeit, die man ihnen<br />

entgegenbringt.<br />

Es war eine besondere Freude ins Dorf Villa<br />

Bella mitzufahren, um dort einen Missionsgottesdienst<br />

mitzuerleben und ein weiteres<br />

Mal, um dort ein Gemeindehaus zu bauen. Es<br />

war ein wunderbares Erlebnis, das Evangelium<br />

an Menschen weiterzugeben, die noch nie<br />

etwas von Jesus Christus gehört haben oder<br />

nur sehr wenig, und die offen sind für Gottes<br />

Wort.<br />

Diese Menschen werden wir nie wieder vergessen.<br />

Sie saugten die Worte des Predigers<br />

wie ein trockener Schwamm auf. Diese Menschen<br />

brauchen Jesus. Sie leben in ihrem Dorf<br />

abgeschottet von der Welt, ohne Strom, ohne<br />

Wasser, ohne Telefon oder Handy. Aber sie<br />

leben mit einer Seele, die verloren ist. Sie leben<br />

ihren Alltag ohne Jesus und deshalb auch<br />

ohne Hoffnung.<br />

Wenn man uns fragt, was dieses Jahr uns<br />

gebracht hat, so müssen wir sagen: Irdisch<br />

gesehen nicht sehr viel. Wir können vielleicht<br />

jetzt ein bisschen spanisch, haben ein bisschen<br />

von der Welt gesehen und haben einige andere<br />

Leute und eine andere Kultur kennengelernt,<br />

doch viel mehr auch nicht. Doch wenn man<br />

es vom Geistlichen her betrachtet, dann müssen<br />

wir sagen, es ist ein reich gesegnetes Jahr.<br />

Ich will damit nicht sagen, dass es ein einfaches<br />

Jahr ist, denn Jesus hat nie gesagt, dass<br />

Nachfolge einfach wird. Es gibt viele Dinge,<br />

die schwer sind, doch wir sind Gott dankbar,<br />

dass er uns hierher geführt hat und uns hier<br />

gebrauchen möchte.<br />

Abschließen möchte ich mit unserem Lieblingsvers<br />

aus Jesaja 41, 10: Fürchte dich nicht,<br />

denn ICH bin mit dir. Sei nicht ängstlich denn<br />

ICH bin DEIN Gott. Ich stärke dich, ICH helfe<br />

dir auch. ICH erhalte dich durch die rechte<br />

Hand meiner Gerechtigkeit.<br />

Matthias und Tina Suckau<br />

26 1 / <strong>2013</strong> Mi{{ion{dien{t Bolivien


Kurzzeiteinsatz<br />

Wer hätte gedacht, dass ein<br />

Jahr so schnell vergehen<br />

kann?!<br />

Mi{{ion{dien{t Bolivien 1 / <strong>2013</strong><br />

Hinter mir liegt<br />

ein Jahr voller<br />

Fragen, Ängste<br />

und auch Schwierigkeiten.<br />

Aber<br />

vor allem auch der<br />

Freude und des<br />

Gesegnetseins!<br />

Jeder Anfang ist<br />

schwer und meiner<br />

machte da keine<br />

Ausnahme: Sprache,<br />

Umgebung und Kultur waren mehr oder<br />

weniger fremd und so brauchte es Zeit des<br />

Eingewöhnens.<br />

Sehr schnell habe ich gemerkt, dass ich von<br />

mir aus nichts tun kann und völlig auf den<br />

HERRN angewiesen bin. Damit Gott mich gebrauchen<br />

kann, muss ich mich IHM jeden Tag<br />

zur Verfügung stellen. Oftmals musste ich mir<br />

in Erinnerung rufen, dass ich nach Bolivien<br />

gegangen bin, um dem HERRN zu dienen<br />

und nicht den Menschen.<br />

Mein Aufgabenbereich auf der Station erstreckte<br />

sich größtenteils im hauswirtschaftlichen<br />

Bereich. Dazu gehörten das Kochen<br />

(für die Mitarbeiter und auch für die Hunde),<br />

Einkaufen der Lebensmittel, Waschen für die<br />

Missionare, Beaufsichtigen der Missionarskinder,…<br />

Es gab Bereiche, die mir unnötige Sorgen<br />

und Kopfzerbrechen bereiteten, z. B. das Kochen.<br />

Doch mit Gebet, einem Kochbuch und<br />

Ratschlägen von den erfahrenen Hausfrauen<br />

klappte dann alles doch ganz gut. Dadurch<br />

lernte ich scheinbar unwichtige Sachen vor<br />

den HERRN zu bringen, z. B. dass es ausreicht,<br />

dass genug Salz drin ist, dass es auch wirklich<br />

gar ist,…<br />

Das Beaufsichtigen der Missionarskinder<br />

hat mir auch sehr viel Freude bereitet. Es war<br />

nicht immer einfach und ich betete oft um<br />

Liebe und Weisheit. Da die Ideen zum Spielen<br />

manchmal gefehlt haben, musste ich mich<br />

dann und wann in meine Kindheit zurückversetzen.<br />

Dann spielten wir z. B. Indianer und<br />

bauten Zelte aus Decken und Stühlen.<br />

Ich bin<br />

sehr froh<br />

auch in die<br />

missionarischen<br />

Tätigkeiten<br />

einen<br />

kleinen<br />

E i n b l i c k<br />

bekommen<br />

zu haben.<br />

Durch die<br />

Kinderfreizeiten, den christlichen Unterricht<br />

in den Schulen, die Kinderarbeit in der Gemeinde<br />

und die Jugendstunden lernte ich die<br />

Bolivianer besser kennen und lieben. Eine<br />

biblische Lektion oder die Einübung eines<br />

Verses erforderte immer Vorbereitung und<br />

viel Gebet. Ich habe gesehen, wie offen doch<br />

die meisten Kinder für Gottes Wort sind.<br />

Sie lernen sehr schnell Bibelverse auswendig<br />

und wissen auch sehr viel. Viele nehmen den<br />

HERRN Jesus als ihren Retter ins Herz auf.<br />

Das ist ein ganz besonderes Gebetsanliegen,<br />

dass diese Kinder in der Nachfolge Jesu die<br />

richtigen Schritte tun.<br />

Zusammenfassend kann ich einfach nur<br />

sagen, dass ich in der Schule Gottes bin und<br />

ER mein Lehrer war! Immer wieder erlebte<br />

ich Seine Größe und Allmacht! Ich habe IHN<br />

besser kennengelernt und bin IHM dadurch<br />

näher gekommen! Es war und ist ein sehr<br />

wertvolles Jahr für mich! Katherina Neufeld<br />

27


„ Hebt eure Augen auf<br />

Und seht die Felder an;<br />

Sie sind schon weiß zur Ernte.<br />

Darum bittet den Herrn der<br />

Ernte, daß er Arbeiter<br />

“<br />

In seine Ernte aussende!<br />

— Joh 4,35; Mt 9,38<br />

Missionsdienst Bolivien<br />

www.dwg-radio.net/mdb-nachrichten

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