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Heinrich Heines Heimkehr zu Gott - DWG Radio

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WILHELM REINHOLD BRAUER<strong>Heinrich</strong> <strong>Heines</strong><strong>Heimkehr</strong> <strong>zu</strong> <strong>Gott</strong>


t/t,/i,.,.,"*l Tr 6 .'{"J-rg ürr ' <strong>Heinrich</strong> <strong>Heines</strong><strong>Heimkehr</strong> zrL <strong>Gott</strong>Ein Selbstzeugnis des Dichters an alle ,,gottlosen Selbstgötter"Wilhelm Reinhold BrauerDirehtor der Berliner Stadtmission,,Wa.rum sind, so uiele in unseren Tagen,Die es nicht mehr glauben können,daß <strong>Gott</strong> diesen Berg kirchlidter Aerwahrlosung,tiefen Unglaubens ins Meer versenken kann?lch glaube es !"(Adoll StoecJters Aermächtnis)STOECKER. BUCHHANDLUNG, B ERLIN.TE MPELH OF


-"ä;,Heinrith Heiue Federzeichnulrq vol Ludrvig Glinrrrr 18276isidiidi#i;iarüVorwortDer vorliegende Vortrag wurde auf einer Mitarbeitertagungcler Berliner Stadtmission am 9. März 1956, dem 79. Gründungs'tage der Berliner Stadtmission, von Missionsdirektor PastorBrauer gehalten. Dabei wurde der Wunsch ausgesprochen, dieseu'eithin unbekannten Ausführungen <strong>Heines</strong> einem weiterenKreis interessierter Menschen bekannt<strong>zu</strong>geben. Somit entschlossenwir uns, diesen Vortrag in der Stoecker-Buchhandlungunserer Berliner Statltmission <strong>zu</strong> veröffentlichen.Die Feststellungen <strong>Heinrich</strong> <strong>Heines</strong> uncl seine Heirnkehr <strong>zu</strong><strong>Gott</strong> in den letzten acht Jahren seines Lebens sincl von großerBedeutung für die Gegenwart. Heine hat sich unter schwererrinneren Kämpfen von seinem Lehrer Ifegel und der idealistischen'Weitanschauung innerlich losgesagt. Er fand, wenn auchrroch nicht <strong>zu</strong> Christus, so doch <strong>zu</strong> dem <strong>Gott</strong> seiner Väter <strong>zu</strong>rück.Das ,,himmlisihe Heimweh", wie er sich ausdrückte, ist bei ihmausgebrochen und hat ihn aus den dürren Gefilden des Idealismusund von den 'I'rebern ins Yaterhaus <strong>zu</strong>rüchgeführt. <strong>Heines</strong>innerer 'Wandel ist darum für uns von großer Bedeutung, weiles auch heute in dern großen weltanschaulichen Ringen um diellrkenntnis von den verheerenden atheistischen Wirkungen desdeutschen Idealismus geht.Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts haben wir auch einevöllig andere Anschauung von dem Vesen und den Grenzen der\{'- i s s e n s c h a f t bekommen. Unter der Wucht grundstirzenderErgebnisse der modernen Naturwissenschaften erscheintheute die Zeit der sog. klassischen Sflissenschaften überholt. Yorallem lehnt die Naturwissenschaft es heute als unvereinbar mitihrer eigentlichen Aufgabe ab, sich als Vorspann für Unglaubetrnd F'reidenkertum mißbrauchen til. lassen. Die führendenMänner der heutigen Naturwissenschaft vertreten in Glauhens'dingen den Satz von der ,,doppelten Verneinung", d. h. sie verneineneine ,,Wissenschaft", die auf Grund ihrer Forschungmeinte, den christlichen Glauben verneinen <strong>zu</strong> müssen. Jedenfallsentbehrt heute jeder Versuch, die 'Wissenschaft so hin<strong>zu</strong>stellen,als lehne sie den christlichen Glauben ab, jeder wissen-


schaftlichen Grundlage. Niemand, der heute noch dem Unglaubenoder der Freidenkerei hulcligt, kann sich dafür auf die 'Wissenschaftberufen. I)as ist ein heute überholter Standpunkt. 'Wirclürfen uns nicht mehr auf veraltete Anschauungen über dasVerhältnis zwischen Wissenschaft und dem christlichen Glauberrverlassen.Auch der deutsche Idealismus als Weltanschauung undReligionsersatz hat versagt. Hegel geht mit seinen Schülern vonf alschen Vorausset<strong>zu</strong>ngen aus. Sie glauben nicht nur an clieGüte und Vernunft des Menschen, sondern setzen ihn an <strong>Gott</strong>esStelle. Sie träum von jener falschen Annahme ausgehencl -von einer Weltverbesserung und huldigerr einem Fortschrittsglauben,tler durch die erschütternden, gegenteiligen Erfahnrngender letzten Jahrhunderte bis in unsre Tage hinein Lügcrrgestraft ist. Der llfensch hat versagt. Daher prägte jemand tlatbeschämende Wort vom ,,Tigeraffeno'. Selten hat sich das Wortcler Bibel so erschütternd bewahrheitet wie nach den Katastrophenunserer Tage:,,Da sie sich für weise hielten, sind sie <strong>zu</strong>Narren gewordenoo (Röm. Ir22). Es ist Zeit, daß unser Volkendlich seinen idealistisch-materialistischen Irrweg einsieht urtrlsich entschieden von jenem gottlosen Religionsersatz absagt. Eirrtrotziges, unbelehrbares Festhalten an ihm wider bessere Eirrsichtwürde zürn völligen Untergang Deutschlands und Europasführen. frren isr menschlich; aber es ist die Art eines Narren,im Irrtum <strong>zu</strong> verharren.Nur im christlichen Glauben, d. h. im persönlichenVertrauen auf Jesus Christus hahen wir ein tragfähiges Fundament,das dem einzelnen Menschen täglich neue Kräfte <strong>zu</strong> einemLeben in <strong>Gott</strong>esfurcht, Verantwortung und sozialer Gerechtigkeitgibt. Nur der durch <strong>Gott</strong>es Geist wiedergeborene und damit innerlicherneuerte Mensch wird auf die Dauer imstande sein, neueVerhältnisse in Ehe uncl Familie, Beruf uncl öffentlichem Leben<strong>zu</strong> schaffen. Nur ein Mensch, der vor dem lebendigen <strong>Gott</strong> Verantwortungträgt und von ihm täglich neue Glaubenskraftempfängt, kann die großen Aufgaben der Kultur und Wirtschaft,cles sozialen Lebens und der Politik so lösen, daß sowohl diegottgelvollte Freiheit des Einzelnen, als auch die freie Verantv'ortungfür das eigene Volk und die menschliche Gesellsch aft zttI{t rlII{iihrem Rechte kommen. In dieser christlich-sozialen Richtungliegen die Aufgaben der Ztuklunft. Nur so kann die Atmosphärevon allem IIaß entgiftet werden; nur in der gemeinsamen AnerhennungJesu Christi als ihres Herrn und Heilandes könnenMenschen <strong>zu</strong> Brüdern und zrr Segensträgern der Menschheitwerden. Das alte Buch der Bibel, das einen Heine nach seineneigenen Geständnissen wieder <strong>zu</strong>m lebendigen Glauben <strong>zu</strong>rückführte,hat auch heute Kraft genug, um jeden einzelnen wieder<strong>zu</strong>rn Glauben <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen. Ob und daß das geschieht, ist dieF.ntscheidungsfrage unserer Zeit:und. unseres Volkes. <strong>Gott</strong> erhörtnoch heute Gebete und tut Wunder. Ein geflügeltes Wort imheutigen Israel lautet: ,,Ver nicht an Vunder glaubt, ist keinRealist.'o Nur den Betern kann es noch gelingen! Darum solltenalle Beter heute anhaltend um eine tiefgründige geistlicheErwedrung beten!Die im Vortrag angeführten Zitate sind entnommen aus,,<strong>Heinrich</strong> <strong>Heines</strong> sämtliche Werkeo' (12 Bände), mit einer biog;raphischenEinleitung von Reinhold Ortmann, Juli 1902, (VerlagCarl Herrmann Otto & Co", Berlin-Schöneberg) und ,,<strong>Heinrich</strong>Ileine, sein Leben, Selbstzeugnisse, Briefe und Berichte'o vonC. F. Reinhold (Verlag des Drudchauses Tempelhof-Berlin L947).<strong>Gott</strong> segne diese Bekenntnisse <strong>Heines</strong>, daß in vielen Herzendas himmlische lleimweh wieder erwachen möge!**4


Iten Fotentaten. Er nennt sie häßlich, schmutzig, boshaft, dummund denkt mit Grauen an den Tag, an dem die finstern Bilderstürmerdie Herrschaft antreten werden. ,,Mit ihren schwieligenHänden werden sie ohne Erbarmen die Marmorbildsäulen derSchönheit zerbrechen, die meinem tlerzen so teuer sind . . . undauch mein Buch der Lieder wird dem Gewürzkrämer dienen, umdaraus Tüten <strong>zu</strong> drehen, in die er Kaffee schütten wird oderTabak für die alten 'Weiber der Zukunft.'o Er hat gegen Priestertumund Kirchenglauben Jahrzehnte hindurch mit allen ihm <strong>zu</strong>Gebote stehenden Wafferr gekämpft. Er hat, wie er sagt, ,,leichtsinnigund blasphemischoo mit den deutschen Philosophen denAtheismus proklamiert. Mehr als zwei Jahrzehnte hindurch hatHeine alles getan, um den christlichen Glauben und alles Heilige<strong>zu</strong> verhöhnen. Er hat in das Ringen um eine neue Zeit dieDrachensaat des Unglaubens hineingesät. Bei aller berechtigterrKritik hestehender Mißstände ist er weit über das Maß desErlaubten hinaus gegangen. Aber schließlich kam deutlich überIleine die Erkenntnis von der Verkehrtheit seines 'Weces.Die deutsche PhilosophieDer wesentlit-he l(ampf <strong>Heines</strong> galt der geistigen AuseinanderseL<strong>zu</strong>ng mit cler Hegel'sihen Philosophie. Er spürte mitvielen andern Zeitgenossen, daß hier die entscheidende Geisterschlachtgeschlagen u'ürde. Im Jahre lB34 hat Heine schon ausseinem Pariser Exil einen Beitrag ,,Ztrr Geschichte tlerReligion und Philosophie in Deutschland"niedergeschrieben. Hier setzt er sich in hartem Kampf mit derReligion des deutschen trdealismus auseinander, vor allem mitF-ichte, Schelling und Hegel. Er spürte, daß hier die Entscheidungüber Glaube oder Unglaube fällt. Durch etliche Jahrzehntetobte dieser Kampf in <strong>Heines</strong> fnnerstem. Schließlich durchschauteer diese Philosophie der <strong>Gott</strong>losigkeit und sagte sichvon ihr los. Er schreibt: ,,Ich war nie abstrakter Denker, undich nahrn die Synthese der Hegel'schen Doktrin ungeprüft an,da ihre Folgerungen meiner Eitelkeit schmeichelten. trch warjung und stolz, und es tat meinem Hochmut wohl, als ich von[tregel erfuhr, daß nicht, wie meine Großmutter meinte, der liebeIO<strong>Gott</strong>, cler in Himmel residiert, sonderp ich sel[st hier aufErden der liebe <strong>Gott</strong> sei". NIit Seherblick erkennt Heine, daßtliese Geclanken der idealistischen Philosophie eine weltweiteAuswirkung haben und <strong>zu</strong> einer deutsihen Revolution führenwerden. ,,Die deutsche Philosop[ie ist eine wichtige, das ganzeMenschengeschlecht betreffende Angelegenheit, und erst diespätesten Enkel werden darüber entsiheiden können, ob wirclafür <strong>zu</strong> tadeln oder <strong>zu</strong> loben sind, daß wir erst unsere Philosophieund hernach urrsere f,tevolution ausarbeiten . . . Laßt euchnicht bange seirr, ihr cleutschen Republikaner, die cleutscheRevolution wird darum nicht milder und sanfter ausfallen, weilihr die Kant'sche Kritik, der Fichte'sche Transzendentalidealismusund gar die Naturphilosophie <strong>zu</strong>grunde liegen. Durch dieseDoktrinen haben sich revolutionäre Kräfte entwickelt, die nurcles Tages harren, wo sie hervorbrechen und die Welt mit Entsetzenund Bewunderung erfüllen können... Wenn ihr danndas Gepolter und Geklirre hört, hütet euch, ihr Nachbarskinder,ihr Franzosen, und mischt euch nicht in die Geschäfte, die wir <strong>zu</strong>IIause in Deutschland vollbringen. Es könnte euch schlechtL,ekommen. Bei diesem Geräusch werclen die Adler aus der Lufttot niederfallen, und die Löwen in der fernsten Wüste Afrikasrverden die Schwänze einkneifen und sich in ihren königlichenI{öhlen verkriechen. Es wird ein Stück aufgeführt werden inDeutschland, wogegen clie französische Revolution nur wie eineharmlose ldylle erscheinen möchte . . . Lächelt nicht über meinenFat, den Rat eines Träumers, der euch vor Kantianerl, Fichteanernuncl Naturphilosophen warnt . . . und \^renll ihr es einstkrachen hört, wie es noch niemals in der Veltgeschichte gekrachtlaat, so wißt: der deltsche Donner hat endlich sein Ziel erreichtooAuch den 'Weltkrieg hat Heine vorausgese[en und mahnt:""Die Zukunft riecht nach Juchten, nach Blut, nach <strong>Gott</strong>losigkeitund nach sehr vielen Priigeln. Ich rate unsern Enfteln, mit einersehr dicken Rückenhaut <strong>zu</strong>r Welt <strong>zu</strong> kommen.oof)as kichernde Geknister... . . Wie schwer das Yerständnis der Hegel'schen Sc{rriften ist,wie leicht man sich hier täuschen kann, und <strong>zu</strong> verstehen glaubt,während man nur dialektische Formeln nach<strong>zu</strong>konstmieren get1


ler4t, das merkte ich erst viele Jahre später hier in paris, alsich mich damit beschäftigte, aus dem abstrakten schul-Idiomjene Formeln in die Muttersprache des gesunden Verstandes undder allgemeinen verständlichkeit, ins Französische, <strong>zu</strong> übersetzen.Hier muß der Dolmetsch bestimmt wissen, was er <strong>zu</strong>sagen hat, und der verschämteste Begriff ist gezwungen, diemystischen Gewänder fallen <strong>zu</strong> lassen und sich in seiner Nacktheit<strong>zu</strong> zeigen. Iih hatte nämlich den vorsatz gefaßt, eine allgemeinverständliche Darstellung der ganzen Hegel'schen philosophiezLr verfassen, um sie einer neuern Ausgabe meinesBuches ,,De l'Allemagne" als Ergän<strong>zu</strong>ng desselben ein<strong>zu</strong>verleiben.Ich beschäftigte rnich während zwei Jahren mit dieser Arbeit,und es gelang mir nur mit Not und Anstrengung, clenspröden Stoff <strong>zu</strong> bewältigen und die abstraktesten partien sopopulär als möglich vor<strong>zu</strong>tragen. Doch als clas werk endlichfertig war, erfaßte mich bei seinem Anblick ein unheimlichesGrauen, und es kam mir vor, als ob das Manuskript mich mitfremden, ironischen, ja boshaften Augen ansähe. rch war in einesonderbare Verlegenheit geraten; Autor uncl Schrift paßten nichtmehr <strong>zu</strong>sammen. Es hatte siih nämlich um jene zeit der obenerwähntewiderwille gegen den Atheismus schon rneines Gemütesbemeistert, und da ich gegen den stehen mußte, daß allencliesen <strong>Gott</strong>seligkeiten diese llegel'sche Philosophie den furchtbarstenVorschub geleistet, ward sie mir äußerst unbehaglichund fatal. Ich empfand überhaupt nie eine all<strong>zu</strong>große Begeisterungfür die Philosophie, und von überzeugung konnte in Be<strong>zu</strong>gauf dieselbe gar nicht die Rede sein. Dann schreibt Heine davon,wie bereits oben erwähnt, daß die Hegel'sche Lehre seiner Eitelkeitschmeichelte, indem sie den Menschen selber zrrrrr <strong>Gott</strong>erklärt. Heine fährt dann fort: ,,Dieser törichte stolz übte.keineswegs einen verderhlichen Einfluß auf meine Gefühle, dieer vielmehr bis zl;lrtr Heroismus steigerte; und ich machtedamals einen solchen aufwand von Großmut und selbstaufopferung,daß ich dadurch die brillantesten Hochthaten jenerguten Spießbärger der Tugend, die nur aus Pflichtgefühl handeltenund nur den Gesetzen der Moral gehorchen, gewiß außerordentlichverdunkelte. war ich doch selber jetzt das lebendeGesetz der Moral und cler Quell alles Rechtes und aller Befugnis.,rAber die Repräsentationskosten eines ,<strong>Gott</strong>es', der sich nichtiumpen lassen will und weder Gesundheit noih Börse schont, sinclungeheuer; um eine solche Rolle mit Anstand <strong>zu</strong> spielen, sindbesonders zwei Dinge unentbehrlich: viel Geld und viel Gesundheit.Leider geschah €s, daß eines Tages im Februar/ 'tIB4B diese beiden Requisiten mir abhanden - kamen, undmeine Göttlichkeit geriet dadurch sehr ins Stocken. Zum Glückwar das verehrungswürdige Publikum in jener Zeit mit. sogroßen, unerhörten, fabelhaften Schauspielen beschäftigt, daßdasselbe die Yeränderungen, die darnals mit meiner kleinenPerson vorging, nicht besonders bemerken mochte. Ju, siewaren unerhört und fabelhaft, die Ereignisse in jenen tollenFebruartagen? wo die Y/eisheit der Klügsten <strong>zu</strong> Schanden ge-l:lffr,lIch war die Ursittlichkeit, ich war unsündbar, ich war clie inkarnierteReinheit; die anrüchigsten Magdalenen wurden purifiziertdurch die läuternde und sühnende Macht meiner Liebesflammen,und fleckenlos wie Lilien und errötend wie keusche Rosen, miteiner ganz lneluen Jungfräulichkeit gingen sie hervor aus denIJmarmungen <strong>Gott</strong>es. Diese Restaurationen beschädigter Magdtümer,ich gestehe es, erschöpften <strong>zu</strong>weilen meine Kräfte. Aberich gab, ohne <strong>zu</strong> feilschen, und unerschöpflich war der Bornmeiner Barmherzigkeit. Ich war ganz Liebe und war ganz freivon Haß. Icla rächte mich auch nicht mehr an meinen Feinden,cla ich im Grunde keinen Feind mehr hatte, oder vielmehr niemandals solchen anerkannte; für mich gab es jetzt nur nochtingläubige, die an meiner Göttlichkeit zweifelten. JedeUnbill, die sie mir antaten, war ein Sakrilegium, und - ihreSchmähungen waren Blasphemien. Solche <strong>Gott</strong>losigkeiten konnteich freilich nicht immer ungeahndet lassen, aber alsdann war esnicht eine menschliche Rache, sondern die Strafe <strong>Gott</strong>es, die denSänder traf. Bei dieser höheren Gerechtigkeitspflege unterdrückteich <strong>zu</strong>weilen mit mehr oder weniger Mühe alles gemeineMitleid. .Wie ich keine Feinde besaß, so gab es für mich auchkeine Freunde, sondern nur Gläubige, die an meine }lerrlichkeitglaubten, de miih anbeteten, auch rneine Werke lobten, sowohltlie versifizierlen.. wie die, welche ich in Prosa geschaffen, unddieser Gemeinde von wahrhaft Frommen und AndächtiEen tatich sehr viel Gutes, zarnal den jungen Devotinnen."12


nacht untl clie Auserwählten des Blödsinns aufs Sc.hild gehoberrwurden. Die letzterr wurden die ersten, das lJnterste kam <strong>zu</strong>oberst, sowohl clie Dinge wie die Gedanken waren umgestürzt,es war wirklich die verkehrte Welt. Väre ich in dieser unsinnigen,auf den I(opf gestellten Zeit - ein ,vernünftiger Mensch'gewesen, so hätte ich gewiß rlurch jene Ereignisse meinen Verstandverloren, aber verrückt, wie ich damals war, mulSte dasGegenteil geschehen, unrl son


nunft an die Stelle des lleiligen Geistes getreten ist. Ihrn graute'r.or den furchtharen Auswirkungen dieser cleutschen <strong>Gott</strong>losigkeit,und das führte langsam <strong>zu</strong> einer inneren Umkehr. .DieseUmkehr begann etwa im Jahre IB4B149. In einem Brief anF'rancois Mignet (17. 1. 1949) schreibt Heine: ,,<strong>Gott</strong> ist ganzrrnd gar entthronte ztrr Verwunderung von David Strauß undlhres Freundes <strong>Heinrich</strong> Heine, die, obwohl sie zwanzig Jahrehindurch auf diese Katastrophe hingearbeitet haben, darüberdoch entsetzt und betrübt sincl . . . Auch in uns, wie ich Ihnen gestehe,ist eine große religiöse Umwäl<strong>zu</strong>ng vor sich gegangen.David Strauß hat eri vor versammeltem Parlament bekannt; beimir ist es noch mein Cleheimnis, das ich nur meiner Värterin undeinigen ausgezeichneten Frauen anvertraue. Selbst auf die Ge-Iahr hin, der Dummheit geziehen <strong>zu</strong> werclen, will ich Ihnen dochtlas große Ereignis rneiner Seele nicht mehr verschweigen: ichhabe mich von dem deutschen Atheismus abgewendet und steheim Begriff, in den Schoß des einfältigsten Glaubens <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>kehren.Ich f angc arr ztt verstehen, daß ein bißchen <strong>Gott</strong>esglaubeeinem armen Menschen nichts schaden kann, besonders wenn erseit sieben Monaten auf dem Rüdcen liegt und von den heftigstenSchmerzen heimgesucht wird'.. (S. 409 f.). Das w-ar der Anfang.Ein rundes Jahr später (25.1. f B50) schreibt Heine an <strong>Heinrich</strong>Laube u. a.: ,,fch habe nämlich, um Dir die Sache mit einemWorte <strong>zu</strong> verdeutlichen, den Hegelschen <strong>Gott</strong> oder vielmehr dieHegelsche <strong>Gott</strong>losigkeit aufgegeben und an deren Stelle dasDogma von einem wirklichen, persönlichen <strong>Gott</strong>, der außerhalbcler Natur untl des Menschengemütes ist, wieder hervorgezogen.Dieses Dogma, das sich ebensogut durchführen läßt wie unsereHegelsche Synthese, haben am tiefsinnigsten, laut den Zeugnissender neuplatonischen Fragmente, schon die alten Magier dargestellt,und später in den mosaischen Urkunden tritt es rniteiner Wahrheitsbegeisterung und einer Beredsamkeit hervor,H'elche wahrlich nicht bei unsern neuen Dialektikerrr za findenist. Hegel ist bei mir sehr heruntergekommen, und der alteMoses steht in floribus. Hätte ich aber doch noch neben demMoses auch seine Profeten!"In der Vorrede ztrr 2. Aufl. Zur Geschichte der Religion undPhilosophie schreibt Heine: ,,Nein, es ist nicht wahr, daß dieVernunftkritik, welche die Beweistümer für das Dasein <strong>Gott</strong>es,wie wir dieselben seit Anselm von Canterbury kennen, zernichtethat, auch dem Dasein <strong>Gott</strong>es selber ein Ende gemacht hat!Der Deismus lebt, lebt sein lebendigstes Leben, er ist niiht tot,und am allerwenigsten hat ihn die neueste deutsche Philosophiegetötet. Diese spinnwebige Berliner Dialektik kann keinen Hundaus dem Ofenloch locken, sie kann keine Katze töten, wie vielH.eniger einen <strong>Gott</strong>."Im N'achwort <strong>zu</strong>m ,rRomanzeroo' schreibt Heine: ,,W'enn manauf dem Sterbebett liegt, wird man sehr empfindsam und weichseligund möchte Frieden machen mit <strong>Gott</strong> und der'Welt. Seit ichselbst der Barmherzigkeit <strong>Gott</strong>es bedürftig, habe ich allen meinenFeinden Amnestie erteilt; manche schöne Gedichte, die gegensehr hohe und sehr niedrige Personen gerichtet waren? wurdendeshalb in vorliegender Sammlung nicht aufgenommen. Gedichte,die nur halbwegs Anzüglichkeiten gegen den lieben <strong>Gott</strong> selbstcnthielten, habe ich mit ängstlichem Eifer den Flammen überliefert.Es ist besser, daß die Verse brennen als cler Versifex. Ja,wie mit der Kreatur habe ich auch mit dem Sc{röpfer Frieden ge-' macht, <strong>zu</strong>m größten Argernis meiner aufgeklärten Freunde, diemir Yorwürfe machten über dieses Zurückfallen in den altenAberglauben, wie sie meine <strong>Heimkehr</strong> z\ <strong>Gott</strong> <strong>zu</strong>nennen beliebten. Andere in ihrer Intoleranz äußerten sich nochherber. Der gesamte hohe Klerus des Atheismus hat seinAnathema über mich ausgesprochen, und es gibt fanatischePfaffen des Unglaubens, die mich gerne auf die Folter spannten,damit ich meine Ketzereien bekenne. Zann Glück stehen ihnenkeine anderen Folterinstrumente <strong>zu</strong> Gebote, als ihre Schriften.Aber ich will auch ohne Tortur alles bekennen: Ja, ich bin<strong>zu</strong>rüchgekehrt <strong>zu</strong> <strong>Gott</strong> wie der verlorene Sohn, nachdem ichlange bei den Hegelianern tlie Schweine gehütet. Var es rlieMisere, die mich <strong>zu</strong>rüd


ohnmächtig. tlm einen Willen <strong>zu</strong> haben, muß man eine Personha]ren. 'Werrn man nun einen <strong>Gott</strong> begehrt, der <strong>zu</strong> helfen vermagund das ist cloch die Hauptsache muß man auchseine - Persönlichkeit, seine Außerweltlichkeit und seine heiligenAttribute, die Allgüte, die Allweisheit, die Allgerechtigkeit usw.annehmen. . . Ich habe vom <strong>Gott</strong> der Pantheisten geredet, aberich kann nicht umhin <strong>zu</strong> bemerken, claß er im Grunde gar kein<strong>Gott</strong> ist, sowie überhaupt die Pantheisten eigentlieh nur verschämteAtheisten sind. . . Auch haben die meisten in Deutschlarrrln ährend der Restaurationszeit mit dem lieben <strong>Gott</strong>rlieselbe fünfzehnjährige l(omödie gespielt. In der Theologie(hingegen) muß idr mich des Rüdcsdrreitens beschuldigen, indemich, wie ich bereits oben gestanden, <strong>zu</strong> dem alten Aberglauben,za einem persönlichen <strong>Gott</strong> <strong>zu</strong>rückkehrte. Das läßt sich nuncinmal niiht vertuschen, wie es rnancher aufgeklärte und wohlvonden holden fdolen, die icih angebetet in den Zeiten meinesrneinende Freund versuchte. Es war im Mai 1848, an demTage, wo ich <strong>zu</strong>rn lerzten Mal ausging, als ich Abschied nahmGlüclces. Nur mit NIühe schleppte ich mich bis <strong>zu</strong>m Louvre,und iih brach fast <strong>zu</strong>sammene als ich in den erhabenen Saal trat,wo die hochgebenecleite <strong>Gott</strong>heit der Sc.hönheit? unsere liebeFrau von Milo, auf ihrem Postamente steht. Ztt ihren Füßenlag ich lange und ich weinte heftig, daß sich dessen ein Steinerbarmen mußte. Auch schaute die Göttin mitleidig auf michherab, doch <strong>zu</strong>gleich so trostlos, als wollte sie sagen: Siehst dudenn nic{rt, daß ich keine Arme ha}re und also nicht helfenkann7Lc<strong>Heines</strong> Erleuchtung durch die BibelIn der Vorrede <strong>zu</strong>r 2, Auflage seiner Geschichte der Religionund Philosophie gibt Heine Auskunft, wie es bei ihm zrrdieser <strong>Heimkehr</strong> <strong>zu</strong> <strong>Gott</strong> kam. Er wehrt alle neugierigen Fragennach seiner Bekehrung ab, aber gibt eine Antwort, die auch fürunsere Tage Bedeutung hat: ,rfn der Tat, weder eine Yisiori,rroch eine seraphitische -Verzüdcung, noch eine Stimme vomt8Himmel, auch kein merkwürdiger Traum oder sonst ein wunderspukhrachte mich auf den 'Weg des Heils. Ich verdanke meineErleuchtung ga:nz einfach der Lektüre eines Buches EinesBuches? Ja, und es ist ein altes, schlichtes Buch, bescheiden - wiedie Natur, auch natürlich wie diese; ein Buch, das werkeltägigund anspruchslos aussieht, wie die Sonng, clie segnend und gütiguns anblickt wie eine alte Großmutter, die auch täglich in demBuche liest, mit den lieben, bebenden Lippen, und mit derBrille auf der Nase und dieses Buch heißt auch ganz kurzwegdas Buch, die BIBEL. - Mit Fug und Recht nennt man diese auchdie heilige Schrift; wer seinen <strong>Gott</strong> verloren hat, der kannihn in diesem Buche wieder finden, und wer ihn nie gekannt,dem weht hier entgegen der Odem des göttlichen Vorlgs66.Ist das nicht eine wunderbare Beschreibung rler Bibel! -Mit den Worten alter Heiliger rühmt Heine die Herrlichkeitcler Bibel, ihre Weisheit, Yerstand und Zacht. Noch einmalspricht er an der gleichen Stelle über seine innere Vandlungund die R.olle, welche die Bibel dabei spielte: ,,Ach! Einige.fahre später ist eine leibliche uncl geistige Veräntlerung eingetreten.\ffie oft seitdem denke ich an die Geschichte diesestrabylonischen Königs, der sich selbst für den lieben <strong>Gott</strong> hielt,aber von der Höhe seines Dünkels erbärmlich herabstürzte,rtie ein Tier am Boden kroch und Gras aß (es wird wohlSalat gewesen sein). In dem prachtvollen - grandiosen BuchIlaniel steht diese Legende, die ich nicht blofJ dem guten Ruge,sondern auch meinem noch viel verstod


sein seiner selbst gelange. Diese Formel ist riicht so klar wie dieursprünglichen Tlrorte: Wenn ihr vom Baume der Erkenntnisgenossen, werdet ihr wie <strong>Gott</strong> sein.6'.-Es ist ohne jeden Zweifel deutlich, daß Heine eine innereVandlung erlebt hat. Die Bibel war ihm hierhei Kraftquelleund Wegweiser. Stundenlang ließ er sich aus ihr vorlesen oderlas selber darin. ,,Ich lese viel darin, das heißt, ich lasse mirvorlesen. Es ist doch ein ganz wunderbares Buch, dies Buchder Büchero'. Der Schriftsteller Karl Hillebrand half von 1849ab Heine nicht nur bei der Herausgabe des ,rRomanzerooo, son'clern las ihm auch viel aus theologischen Verkeno z. B. 12 oder15 Bände von Fr. August Tholuck, freilich auch die Bibel vor,die Heine ,,fast auswendig wußte und in der ich ihm oft galnzeKapitel vorlas, vornehmlich im Alten Testamente. Yon Zeitlan'Een wollte er nichts wissenoo.Der Bankrott des UnglaubensHeine hat ganz unmißverständlich deutlich dem Atheismusabgesagt. In seinen ,rGeständnisseno' aus der Matratzengruft(iS54) schreibt er:,,Als ich (aber) merkte, daß der rohe Plebs,der Janhagel, dieselben Them ata <strong>zu</strong> diskutieren begann, . . . alsiih sah, daß Schmierlappen von Schuster- und Schneidergesellenin ihrer plumpen Herbergssprache die Existenz <strong>Gott</strong>es <strong>zu</strong>leugnen sich unterfingen, als der Atheismus anfing, sehr starknach Käse, Branntwein und T'abak <strong>zu</strong> stinken, da gingen mir1llötzlich die Augen auf, und was ich nicht durch meinen Yerstandbegriffen hatte, das begriff ich jetzt durih den Geruchssinn,durch das Mißbehagen des Ekels, und mit meinem Atheismushatte es, gottlob! ein Endeoo.Ein Jahr vor seinem Tode besuchten den kranken DichterAdolf Stahr und Fanny Lewald. Man sprach u. a. auch über dieZustände in Frankreich und über die Zaktrnft. Hierbei äußertesich Heine sehr bestimmt über die Überwindung des Atheismusi1 den Volksrnassen: ,,Es hilft alles nichts, die Zukunft gehörtlnseren Feinden, den l(ommunisten, und Louis Napoleon istnur ihr Johannes. Glauben Sie denn, daß der liebe <strong>Gott</strong> nur<strong>zu</strong>m Spaß diese letzte grancliose Komödie auf<strong>zu</strong>führen erlaubt20hat? Wenn ihn clie l(ommunisten aur:h heute noch verleugnen, er weiß besser als sie, daß dann noch eine Zeitkomrnen wird, wo sie an ihn glauben lernen werden".Im Glauben an die Gern'ißheit der Vergebung entschlief Heine.Er war von einem Weiterleben jenseits des Grahes überzeugt.,!.**Sinn für das lfirchliche,,F'räherhin. wo clie Philosophie ein überwiegerrtles lrrteressefür mich hatte, wußte ich den Protestantismus nur wegen derVerdienste <strong>zu</strong> schätzen, die er sich durch die Eroberung clerDenkfreiheit erworben, die tloch der Boden ist, auf welchem sichspäter Leiltniz, Kant und Hegel ber,r'egen konnterr Luther,der gewaltige Mann mit der Axt, rnußte diesen Kr:iegern - vor'angehen und ihnen den 'Weg bahnen. In dieser Beziehung habeich auch die Reformation als den Anfang der deutschen Philosophiegervürcligt und meine kampflustige Parteinahme für denProtestantismus justifiziert. Jetzt, in meinen späteren undreiferen Tagen, wo das religiöse Gefühl wieder überwältigendin mir aufwog und der gescheiterte Metaphysiker sich an dieBibel festklammefi- jetzt würdige ich den Protestantismus ganzabsonderlich ob der Verdienste, die er sich durch die Auffindungund Verbreitung tles heiligen Buches erworben.Ich habe oben erwähnt, wie protestantische Stimmen aus derHeimat in sehr indiskret gestellten Fragen die Vermutungausdrückten, als ob bei dem Viedererwachen meines religiösenGefühls auch der Sinn für das Kirchliche in mir stärker geworden.Ich weiß nicht, inwieweit ich merken ließ, claß ichweder ftir ein Dogma, noch für irgencl einen Kultus außerordentlichschwärme und iih in dieser Beziehung clerselbe geliliebenbin, der ich immer l!-ar. Ich mache dieses Geständnisje.rzt auch, um einigen Freunden, die mit großem Eifer rlerrömisch-katholisctrren Kirche <strong>zu</strong>getan sind, einen Irrtum zrrbenehmen, in den sie ebenfalls in be<strong>zu</strong>g auf meine jetzigeI)enkungsart verfallen sind. Sonderbar! <strong>zu</strong>r selben Zeit, wo mirin Deutschland der Protestantismus die unverdiente Ehre2l


erzeigte, rnir eine evangelische Erleuchtung zvzlulrarlen, verbreitetesich auch clas Gerücht, als sei ich <strong>zu</strong>m katholischerrGlauben übergetreten, j", manche gute Seelen versicherten,ein soleher Übertritt habe sehon rror vielen Jahren stattgefunden,und sie unterstützten ihre Behauptung mit der Angabecler bestimmtesten Details, sie nannten Zeit und Ort, sie gahenTag und Datum an, sie bezeichneten mit Namen die Kirche,wo ich die Ketzerei cles Protestantismus abgesc,hworen undc[en allein-seligrnachenden römisch-katholisch-apostolischenGlauben angenommen haben sollte; es fehlte nur die Angabe,rvie viel Glodcengeläute und Schellengeklingel der MeßnerI-rei dieser Feierlichkeit spendierte.. Der Unglauben ist in der Ehe jedenfalls gefährlich, undso freigeistisch icht selbst gewesen, so durfte doch in meinemHause nie ein frivoles \ffort gesprochen werden. Wie ein ehrsamerSpießbürger lebte ich mitten in Paris, und deshalb,als ich heiratete, wollte ich auch kirchlich getraut werden,obgleich hier <strong>zu</strong> Lande die gesetzlich eingeführte Zivilehe hinlänglichvon der Gesellschaft anerkannt ist. Meine liberalenl'reunde grollten mir cleshalb uncl überschütteten mich mitVorwürfen, als hätte ich der Klerisei eine za große Komzessiongemacht. Ihr Murrsinn über meine Schwäihe würde sich nochsehr gesteigert haben, hätten sie gewußt, wie viel größereKonzessionen ich damals der ihnen verhaßten Priesterschaftmachte.. Aber ich bewahrte im zornigsten Ekel dennoch immereine Ehrfurcht vor dem wahren Priesterstand, indem ich, indie Vergangenheit <strong>zu</strong>rückblickend, der Verdienste gedachte, dieer sich einst um mich erwarb.***SchlußwortEs ist bedeutsam, dalJ wir von dieser <strong>Heimkehr</strong> <strong>Heines</strong>'tlr <strong>Gott</strong> etwas wissen. Vir erleben heute als Enlcel seinerZeit. die Folgen jener l(atastrophe, die Heine kommen sah.22Noch tobt der Kampf der Auseinanderset<strong>zu</strong>ng. Wir wollenuns in ehrlicher Selbstbesinnung unter diese demütigende Tatsachebeugen, daß es deutsche Denker waren, liberale Theologen:Professoren der idealistischen Philosophie, die auf Berlinerund anderen Lehrstühlen das Gift der <strong>Gott</strong>losigkeitmit religiösen Yokabeln in die damalige Jugend hineinträufelten.IJnsere Aufgabe als Christen ist es, den deutschenAbfall und Atheismus <strong>zu</strong> überwinden durch das Zeogtris vondem lebendigen <strong>Gott</strong>, der sich in der Heiligen Schrift undim Heiland Jesus Christus offenbart hat. Adolf Stoecker hatrechtzeitig gewarnt vor der dreifachen Lawine: Entkirchlichung,Entchristlichung und Entsittlichung. Heute können wir diegrauenhaften Auswirkungen des Abfalls vom Glauben an <strong>Gott</strong>überall mit Händen greifen. Darum ist der alte Auftrag derBerliner Stadtmission hinsichtlich des Glaubens, der in clerLiebe tätig ist, von großer Bedeutung für die <strong>Heimkehr</strong> unseres\rolkes <strong>zu</strong> <strong>Gott</strong>.Heine hat freilich den Schritt bis hin <strong>zu</strong> Jesus nicht mehrgetan. Aber Heine's Entlarvung des Zeitgeistes kann uns heutenoch einen großen Dienst tun. Heine selber ist ein Beispielclafür, wie <strong>Gott</strong> durch sein Wort auch einen weit abgekommenenMenschen aus den Klauen der ,ratheistischen Religionoo befreienkann. Das hilft uns nicht nur in der Seelsorge an Menschen, diedem gleichen Geist <strong>zu</strong>m Opfer gefallen sind. Für Atheistenliann es eine Hilfe und Ermunterung sein, daß es auch fürsie noch in jedem Falle einen 'Weg <strong>zu</strong>m lebendigen <strong>Gott</strong> <strong>zu</strong>rückgibt. <strong>Gott</strong> kann auih heute noch aus einem Saulus einen Paulusrnachen. In dieser Gewißheit wollen wir unsern missionarischenDienst tun.Möge der Tag nicht mehr fern sein, wo sich <strong>Heines</strong> Voraussageerfüllt, daß auch die Ungläubigen in allen Ländern an den<strong>Gott</strong> wieder glauben lernen, den sie durc,h Schuld der deutschenPhilosophie einst leugnen lernten. Wir wollen anhaltend umeine Erweckung beten! Deutschland ist I'ür rlen Glauben, färclen Heiland <strong>zu</strong> sewinnen. W. B.23


'\ ,'' .r,,:/ \.1- ," Ein hemerkenswertes GedichtDas nachfolgende Gedic}t wird von mancher Seite <strong>Heinrich</strong>Ileine <strong>zu</strong>geschrieben. Es soll in seinem Nachlaß, der in seinerganzon Fülle allerdings noch ungeordnet ist, vorkommen. Klarerwiesen ist es bis <strong>zu</strong>r Stunde allerdings noch nicht. Der galnzeTon, irr dem das Gedicht gehalten ist, paßt aber durchaus inseine letzten Gedichte. Wir geben darum -mit Yorbehalt -clies anonyme Gedicht weiter:24Zerschlagen ist die alte Leireram Felsen, welcher Christus heißt,die Leier, die <strong>zu</strong> böser Feierbewegt ward von dem bösen Geist,di,e Leier, die <strong>zu</strong>m Aufruhr klang,die Zweifel, Spott und Abfall sang.O Herr, o Herr, idr knie nieder,vergib, vergib, mir meine Lieder.Der Kirche ist und ihrem Glaubenmanch Spottlied frevelhaft erschallt.Es sollte Zudtt und Ordnung raubenmit weicher Töne Truggewalt.Die freie Rotte triumphiert.Ich hab' ihr manchen <strong>zu</strong>geführt.O Herr, ich schlag' die Augen nieder,vergib, vergib mir meine Lieder.Und al,s des Märzes Stürme kamenbis <strong>zu</strong>m November, trüb und wild,cla hab' ich wilden Aufruhrsam'e,nin süße Lieder einEehüIlt.So manche,s Herz hab' ich betört,des ew'gen Lebens GIück zerstört.Gebeugten Hauptes ruf ich wieder:O Flerr, vergib mir me,ine Lieder.Zerschmettert ist die alte Leieram Felsen, welcher Christus heißt,die Leier, die <strong>zu</strong>r bösen Fei'e'rbewegt ward von dem bösen Geist.Ach, ichenk mir eine Leier, neu und mild,vom heil'gen Friedensklang erfüllt.O neige segnend Dich herniederund gib mir neue, neue Lieder'


Bei uns sind bereits ersehienen:,,Kraft und Licht", viers., allsonntäglich erscheinendes,'bebildertesEvangelisationsblatt. Einzelex. 7Yz Pf.g. Bei größerem Be<strong>zu</strong>gbilliger. Postscheckkonto: Berlin-West 29885.,,Der Krankentrost', illustr., viets., allsonntäglich erscheinendesVerteilblatt für Kranke und Leidende. 4 Pfg. pro Stüdr.Postscheckkonto: Berlin-West 684 65.,,Leuchtendes Sterben', von Stadtmiss.-Pastor RaederEine sieghafte lllustration <strong>zu</strong> dem lVort: ,,Der Todist verschlungen in den Sieg." DM 3.80"EinArzt schreibt Briefe", von D. Dr. FichtnerEin Arzt gibt Antwort auf schwierige Fragen leiblicherund seelischer Not. DM 2.50,Diener des Heiligen", von Miss.-Dir. Möller DM 3.50Ein herrlicher Missionsbericht aus der Japanmiss.Taufrische Erlebnisse von dem, was Jesus vermag. DM 3.50,,<strong>Gott</strong>es Geist wirkt \Munder", von Rudolf Flofmann ca' DM 3.00,Stärker als das Leid", von D. Le Seur DM 0'25.,25 Jahre auf Stadtmissionswegen durch Berlin bei Tagund bei Nacht", von Stadtmiss.-Pastor Raeder DM 0'25,,Sieger üher den Tod", von D. Le Seur DM 0,25,,<strong>Heinrich</strong> <strong>Heines</strong> <strong>Heimkehr</strong> <strong>zu</strong> <strong>Gott</strong>", von WilhelmReinhold Brauer DM 0'25,,Kreuz und quer durch die Berliner Stadtmission voneinst untl,heut'!", v.on Stadtmiss.-Pastor Raeder DM 0'30B'e,stellungen der Zeitschriften sind <strong>zu</strong> richten an den Verlag ,,Kraftund Licht", Berlin-Ternpelhof' Kaiserkorso 2.Die genannten Bücher können bezogen werden von der Stoedrer-Buchhandlung, Berlin-Tempelhof, Kaiserkorso 1. Postscheckkonto:Berlin-West 419 70.Dort ist auch jede andere christliche Literatur erhältlich. Bestellun-Een werden j-ederzeit gern entgegengenommen und erledigt'Bei Uberweisungen wählen Sie stets bitte nlr das Konto, für dasdie Zahlung bestimmt ist. Einzahlungen verschiedener Beträge aufein Konto deshalb unbedingt vermeiden!


WILHELM R.EIN HO LD BRAA ER<strong>Heinrich</strong> <strong>Heines</strong><strong>Heimkehr</strong> za <strong>Gott</strong>

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