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Heinrich Heines Heimkehr zu Gott - DWG Radio

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sein seiner selbst gelange. Diese Formel ist riicht so klar wie dieursprünglichen Tlrorte: Wenn ihr vom Baume der Erkenntnisgenossen, werdet ihr wie <strong>Gott</strong> sein.6'.-Es ist ohne jeden Zweifel deutlich, daß Heine eine innereVandlung erlebt hat. Die Bibel war ihm hierhei Kraftquelleund Wegweiser. Stundenlang ließ er sich aus ihr vorlesen oderlas selber darin. ,,Ich lese viel darin, das heißt, ich lasse mirvorlesen. Es ist doch ein ganz wunderbares Buch, dies Buchder Büchero'. Der Schriftsteller Karl Hillebrand half von 1849ab Heine nicht nur bei der Herausgabe des ,rRomanzerooo, son'clern las ihm auch viel aus theologischen Verkeno z. B. 12 oder15 Bände von Fr. August Tholuck, freilich auch die Bibel vor,die Heine ,,fast auswendig wußte und in der ich ihm oft galnzeKapitel vorlas, vornehmlich im Alten Testamente. Yon Zeitlan'Een wollte er nichts wissenoo.Der Bankrott des UnglaubensHeine hat ganz unmißverständlich deutlich dem Atheismusabgesagt. In seinen ,rGeständnisseno' aus der Matratzengruft(iS54) schreibt er:,,Als ich (aber) merkte, daß der rohe Plebs,der Janhagel, dieselben Them ata <strong>zu</strong> diskutieren begann, . . . alsiih sah, daß Schmierlappen von Schuster- und Schneidergesellenin ihrer plumpen Herbergssprache die Existenz <strong>Gott</strong>es <strong>zu</strong>leugnen sich unterfingen, als der Atheismus anfing, sehr starknach Käse, Branntwein und T'abak <strong>zu</strong> stinken, da gingen mir1llötzlich die Augen auf, und was ich nicht durch meinen Yerstandbegriffen hatte, das begriff ich jetzt durih den Geruchssinn,durch das Mißbehagen des Ekels, und mit meinem Atheismushatte es, gottlob! ein Endeoo.Ein Jahr vor seinem Tode besuchten den kranken DichterAdolf Stahr und Fanny Lewald. Man sprach u. a. auch über dieZustände in Frankreich und über die Zaktrnft. Hierbei äußertesich Heine sehr bestimmt über die Überwindung des Atheismusi1 den Volksrnassen: ,,Es hilft alles nichts, die Zukunft gehörtlnseren Feinden, den l(ommunisten, und Louis Napoleon istnur ihr Johannes. Glauben Sie denn, daß der liebe <strong>Gott</strong> nur<strong>zu</strong>m Spaß diese letzte grancliose Komödie auf<strong>zu</strong>führen erlaubt20hat? Wenn ihn clie l(ommunisten aur:h heute noch verleugnen, er weiß besser als sie, daß dann noch eine Zeitkomrnen wird, wo sie an ihn glauben lernen werden".Im Glauben an die Gern'ißheit der Vergebung entschlief Heine.Er war von einem Weiterleben jenseits des Grahes überzeugt.,!.**Sinn für das lfirchliche,,F'räherhin. wo clie Philosophie ein überwiegerrtles lrrteressefür mich hatte, wußte ich den Protestantismus nur wegen derVerdienste <strong>zu</strong> schätzen, die er sich durch die Eroberung clerDenkfreiheit erworben, die tloch der Boden ist, auf welchem sichspäter Leiltniz, Kant und Hegel ber,r'egen konnterr Luther,der gewaltige Mann mit der Axt, rnußte diesen Kr:iegern - vor'angehen und ihnen den 'Weg bahnen. In dieser Beziehung habeich auch die Reformation als den Anfang der deutschen Philosophiegervürcligt und meine kampflustige Parteinahme für denProtestantismus justifiziert. Jetzt, in meinen späteren undreiferen Tagen, wo das religiöse Gefühl wieder überwältigendin mir aufwog und der gescheiterte Metaphysiker sich an dieBibel festklammefi- jetzt würdige ich den Protestantismus ganzabsonderlich ob der Verdienste, die er sich durch die Auffindungund Verbreitung tles heiligen Buches erworben.Ich habe oben erwähnt, wie protestantische Stimmen aus derHeimat in sehr indiskret gestellten Fragen die Vermutungausdrückten, als ob bei dem Viedererwachen meines religiösenGefühls auch der Sinn für das Kirchliche in mir stärker geworden.Ich weiß nicht, inwieweit ich merken ließ, claß ichweder ftir ein Dogma, noch für irgencl einen Kultus außerordentlichschwärme und iih in dieser Beziehung clerselbe geliliebenbin, der ich immer l!-ar. Ich mache dieses Geständnisje.rzt auch, um einigen Freunden, die mit großem Eifer rlerrömisch-katholisctrren Kirche <strong>zu</strong>getan sind, einen Irrtum zrrbenehmen, in den sie ebenfalls in be<strong>zu</strong>g auf meine jetzigeI)enkungsart verfallen sind. Sonderbar! <strong>zu</strong>r selben Zeit, wo mirin Deutschland der Protestantismus die unverdiente Ehre2l

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