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Heinrich Heines Heimkehr zu Gott - DWG Radio

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Iten Fotentaten. Er nennt sie häßlich, schmutzig, boshaft, dummund denkt mit Grauen an den Tag, an dem die finstern Bilderstürmerdie Herrschaft antreten werden. ,,Mit ihren schwieligenHänden werden sie ohne Erbarmen die Marmorbildsäulen derSchönheit zerbrechen, die meinem tlerzen so teuer sind . . . undauch mein Buch der Lieder wird dem Gewürzkrämer dienen, umdaraus Tüten <strong>zu</strong> drehen, in die er Kaffee schütten wird oderTabak für die alten 'Weiber der Zukunft.'o Er hat gegen Priestertumund Kirchenglauben Jahrzehnte hindurch mit allen ihm <strong>zu</strong>Gebote stehenden Wafferr gekämpft. Er hat, wie er sagt, ,,leichtsinnigund blasphemischoo mit den deutschen Philosophen denAtheismus proklamiert. Mehr als zwei Jahrzehnte hindurch hatHeine alles getan, um den christlichen Glauben und alles Heilige<strong>zu</strong> verhöhnen. Er hat in das Ringen um eine neue Zeit dieDrachensaat des Unglaubens hineingesät. Bei aller berechtigterrKritik hestehender Mißstände ist er weit über das Maß desErlaubten hinaus gegangen. Aber schließlich kam deutlich überIleine die Erkenntnis von der Verkehrtheit seines 'Weces.Die deutsche PhilosophieDer wesentlit-he l(ampf <strong>Heines</strong> galt der geistigen AuseinanderseL<strong>zu</strong>ng mit cler Hegel'sihen Philosophie. Er spürte mitvielen andern Zeitgenossen, daß hier die entscheidende Geisterschlachtgeschlagen u'ürde. Im Jahre lB34 hat Heine schon ausseinem Pariser Exil einen Beitrag ,,Ztrr Geschichte tlerReligion und Philosophie in Deutschland"niedergeschrieben. Hier setzt er sich in hartem Kampf mit derReligion des deutschen trdealismus auseinander, vor allem mitF-ichte, Schelling und Hegel. Er spürte, daß hier die Entscheidungüber Glaube oder Unglaube fällt. Durch etliche Jahrzehntetobte dieser Kampf in <strong>Heines</strong> fnnerstem. Schließlich durchschauteer diese Philosophie der <strong>Gott</strong>losigkeit und sagte sichvon ihr los. Er schreibt: ,,Ich war nie abstrakter Denker, undich nahrn die Synthese der Hegel'schen Doktrin ungeprüft an,da ihre Folgerungen meiner Eitelkeit schmeichelten. trch warjung und stolz, und es tat meinem Hochmut wohl, als ich von[tregel erfuhr, daß nicht, wie meine Großmutter meinte, der liebeIO<strong>Gott</strong>, cler in Himmel residiert, sonderp ich sel[st hier aufErden der liebe <strong>Gott</strong> sei". NIit Seherblick erkennt Heine, daßtliese Geclanken der idealistischen Philosophie eine weltweiteAuswirkung haben und <strong>zu</strong> einer deutsihen Revolution führenwerden. ,,Die deutsche Philosop[ie ist eine wichtige, das ganzeMenschengeschlecht betreffende Angelegenheit, und erst diespätesten Enkel werden darüber entsiheiden können, ob wirclafür <strong>zu</strong> tadeln oder <strong>zu</strong> loben sind, daß wir erst unsere Philosophieund hernach urrsere f,tevolution ausarbeiten . . . Laßt euchnicht bange seirr, ihr cleutschen Republikaner, die cleutscheRevolution wird darum nicht milder und sanfter ausfallen, weilihr die Kant'sche Kritik, der Fichte'sche Transzendentalidealismusund gar die Naturphilosophie <strong>zu</strong>grunde liegen. Durch dieseDoktrinen haben sich revolutionäre Kräfte entwickelt, die nurcles Tages harren, wo sie hervorbrechen und die Welt mit Entsetzenund Bewunderung erfüllen können... Wenn ihr danndas Gepolter und Geklirre hört, hütet euch, ihr Nachbarskinder,ihr Franzosen, und mischt euch nicht in die Geschäfte, die wir <strong>zu</strong>IIause in Deutschland vollbringen. Es könnte euch schlechtL,ekommen. Bei diesem Geräusch werclen die Adler aus der Lufttot niederfallen, und die Löwen in der fernsten Wüste Afrikasrverden die Schwänze einkneifen und sich in ihren königlichenI{öhlen verkriechen. Es wird ein Stück aufgeführt werden inDeutschland, wogegen clie französische Revolution nur wie eineharmlose ldylle erscheinen möchte . . . Lächelt nicht über meinenFat, den Rat eines Träumers, der euch vor Kantianerl, Fichteanernuncl Naturphilosophen warnt . . . und \^renll ihr es einstkrachen hört, wie es noch niemals in der Veltgeschichte gekrachtlaat, so wißt: der deltsche Donner hat endlich sein Ziel erreichtooAuch den 'Weltkrieg hat Heine vorausgese[en und mahnt:""Die Zukunft riecht nach Juchten, nach Blut, nach <strong>Gott</strong>losigkeitund nach sehr vielen Priigeln. Ich rate unsern Enfteln, mit einersehr dicken Rückenhaut <strong>zu</strong>r Welt <strong>zu</strong> kommen.oof)as kichernde Geknister... . . Wie schwer das Yerständnis der Hegel'schen Sc{rriften ist,wie leicht man sich hier täuschen kann, und <strong>zu</strong> verstehen glaubt,während man nur dialektische Formeln nach<strong>zu</strong>konstmieren get1

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