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Heinrich Heines Heimkehr zu Gott - DWG Radio

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nunft an die Stelle des lleiligen Geistes getreten ist. Ihrn graute'r.or den furchtharen Auswirkungen dieser cleutschen <strong>Gott</strong>losigkeit,und das führte langsam <strong>zu</strong> einer inneren Umkehr. .DieseUmkehr begann etwa im Jahre IB4B149. In einem Brief anF'rancois Mignet (17. 1. 1949) schreibt Heine: ,,<strong>Gott</strong> ist ganzrrnd gar entthronte ztrr Verwunderung von David Strauß undlhres Freundes <strong>Heinrich</strong> Heine, die, obwohl sie zwanzig Jahrehindurch auf diese Katastrophe hingearbeitet haben, darüberdoch entsetzt und betrübt sincl . . . Auch in uns, wie ich Ihnen gestehe,ist eine große religiöse Umwäl<strong>zu</strong>ng vor sich gegangen.David Strauß hat eri vor versammeltem Parlament bekannt; beimir ist es noch mein Cleheimnis, das ich nur meiner Värterin undeinigen ausgezeichneten Frauen anvertraue. Selbst auf die Ge-Iahr hin, der Dummheit geziehen <strong>zu</strong> werclen, will ich Ihnen dochtlas große Ereignis rneiner Seele nicht mehr verschweigen: ichhabe mich von dem deutschen Atheismus abgewendet und steheim Begriff, in den Schoß des einfältigsten Glaubens <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>kehren.Ich f angc arr ztt verstehen, daß ein bißchen <strong>Gott</strong>esglaubeeinem armen Menschen nichts schaden kann, besonders wenn erseit sieben Monaten auf dem Rüdcen liegt und von den heftigstenSchmerzen heimgesucht wird'.. (S. 409 f.). Das w-ar der Anfang.Ein rundes Jahr später (25.1. f B50) schreibt Heine an <strong>Heinrich</strong>Laube u. a.: ,,fch habe nämlich, um Dir die Sache mit einemWorte <strong>zu</strong> verdeutlichen, den Hegelschen <strong>Gott</strong> oder vielmehr dieHegelsche <strong>Gott</strong>losigkeit aufgegeben und an deren Stelle dasDogma von einem wirklichen, persönlichen <strong>Gott</strong>, der außerhalbcler Natur untl des Menschengemütes ist, wieder hervorgezogen.Dieses Dogma, das sich ebensogut durchführen läßt wie unsereHegelsche Synthese, haben am tiefsinnigsten, laut den Zeugnissender neuplatonischen Fragmente, schon die alten Magier dargestellt,und später in den mosaischen Urkunden tritt es rniteiner Wahrheitsbegeisterung und einer Beredsamkeit hervor,H'elche wahrlich nicht bei unsern neuen Dialektikerrr za findenist. Hegel ist bei mir sehr heruntergekommen, und der alteMoses steht in floribus. Hätte ich aber doch noch neben demMoses auch seine Profeten!"In der Vorrede ztrr 2. Aufl. Zur Geschichte der Religion undPhilosophie schreibt Heine: ,,Nein, es ist nicht wahr, daß dieVernunftkritik, welche die Beweistümer für das Dasein <strong>Gott</strong>es,wie wir dieselben seit Anselm von Canterbury kennen, zernichtethat, auch dem Dasein <strong>Gott</strong>es selber ein Ende gemacht hat!Der Deismus lebt, lebt sein lebendigstes Leben, er ist niiht tot,und am allerwenigsten hat ihn die neueste deutsche Philosophiegetötet. Diese spinnwebige Berliner Dialektik kann keinen Hundaus dem Ofenloch locken, sie kann keine Katze töten, wie vielH.eniger einen <strong>Gott</strong>."Im N'achwort <strong>zu</strong>m ,rRomanzeroo' schreibt Heine: ,,W'enn manauf dem Sterbebett liegt, wird man sehr empfindsam und weichseligund möchte Frieden machen mit <strong>Gott</strong> und der'Welt. Seit ichselbst der Barmherzigkeit <strong>Gott</strong>es bedürftig, habe ich allen meinenFeinden Amnestie erteilt; manche schöne Gedichte, die gegensehr hohe und sehr niedrige Personen gerichtet waren? wurdendeshalb in vorliegender Sammlung nicht aufgenommen. Gedichte,die nur halbwegs Anzüglichkeiten gegen den lieben <strong>Gott</strong> selbstcnthielten, habe ich mit ängstlichem Eifer den Flammen überliefert.Es ist besser, daß die Verse brennen als cler Versifex. Ja,wie mit der Kreatur habe ich auch mit dem Sc{röpfer Frieden ge-' macht, <strong>zu</strong>m größten Argernis meiner aufgeklärten Freunde, diemir Yorwürfe machten über dieses Zurückfallen in den altenAberglauben, wie sie meine <strong>Heimkehr</strong> z\ <strong>Gott</strong> <strong>zu</strong>nennen beliebten. Andere in ihrer Intoleranz äußerten sich nochherber. Der gesamte hohe Klerus des Atheismus hat seinAnathema über mich ausgesprochen, und es gibt fanatischePfaffen des Unglaubens, die mich gerne auf die Folter spannten,damit ich meine Ketzereien bekenne. Zann Glück stehen ihnenkeine anderen Folterinstrumente <strong>zu</strong> Gebote, als ihre Schriften.Aber ich will auch ohne Tortur alles bekennen: Ja, ich bin<strong>zu</strong>rüchgekehrt <strong>zu</strong> <strong>Gott</strong> wie der verlorene Sohn, nachdem ichlange bei den Hegelianern tlie Schweine gehütet. Var es rlieMisere, die mich <strong>zu</strong>rüd

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