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Heinrich Heines Heimkehr zu Gott - DWG Radio

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ohnmächtig. tlm einen Willen <strong>zu</strong> haben, muß man eine Personha]ren. 'Werrn man nun einen <strong>Gott</strong> begehrt, der <strong>zu</strong> helfen vermagund das ist cloch die Hauptsache muß man auchseine - Persönlichkeit, seine Außerweltlichkeit und seine heiligenAttribute, die Allgüte, die Allweisheit, die Allgerechtigkeit usw.annehmen. . . Ich habe vom <strong>Gott</strong> der Pantheisten geredet, aberich kann nicht umhin <strong>zu</strong> bemerken, claß er im Grunde gar kein<strong>Gott</strong> ist, sowie überhaupt die Pantheisten eigentlieh nur verschämteAtheisten sind. . . Auch haben die meisten in Deutschlarrrln ährend der Restaurationszeit mit dem lieben <strong>Gott</strong>rlieselbe fünfzehnjährige l(omödie gespielt. In der Theologie(hingegen) muß idr mich des Rüdcsdrreitens beschuldigen, indemich, wie ich bereits oben gestanden, <strong>zu</strong> dem alten Aberglauben,za einem persönlichen <strong>Gott</strong> <strong>zu</strong>rückkehrte. Das läßt sich nuncinmal niiht vertuschen, wie es rnancher aufgeklärte und wohlvonden holden fdolen, die icih angebetet in den Zeiten meinesrneinende Freund versuchte. Es war im Mai 1848, an demTage, wo ich <strong>zu</strong>rn lerzten Mal ausging, als ich Abschied nahmGlüclces. Nur mit NIühe schleppte ich mich bis <strong>zu</strong>m Louvre,und iih brach fast <strong>zu</strong>sammene als ich in den erhabenen Saal trat,wo die hochgebenecleite <strong>Gott</strong>heit der Sc.hönheit? unsere liebeFrau von Milo, auf ihrem Postamente steht. Ztt ihren Füßenlag ich lange und ich weinte heftig, daß sich dessen ein Steinerbarmen mußte. Auch schaute die Göttin mitleidig auf michherab, doch <strong>zu</strong>gleich so trostlos, als wollte sie sagen: Siehst dudenn nic{rt, daß ich keine Arme ha}re und also nicht helfenkann7Lc<strong>Heines</strong> Erleuchtung durch die BibelIn der Vorrede <strong>zu</strong>r 2, Auflage seiner Geschichte der Religionund Philosophie gibt Heine Auskunft, wie es bei ihm zrrdieser <strong>Heimkehr</strong> <strong>zu</strong> <strong>Gott</strong> kam. Er wehrt alle neugierigen Fragennach seiner Bekehrung ab, aber gibt eine Antwort, die auch fürunsere Tage Bedeutung hat: ,rfn der Tat, weder eine Yisiori,rroch eine seraphitische -Verzüdcung, noch eine Stimme vomt8Himmel, auch kein merkwürdiger Traum oder sonst ein wunderspukhrachte mich auf den 'Weg des Heils. Ich verdanke meineErleuchtung ga:nz einfach der Lektüre eines Buches EinesBuches? Ja, und es ist ein altes, schlichtes Buch, bescheiden - wiedie Natur, auch natürlich wie diese; ein Buch, das werkeltägigund anspruchslos aussieht, wie die Sonng, clie segnend und gütiguns anblickt wie eine alte Großmutter, die auch täglich in demBuche liest, mit den lieben, bebenden Lippen, und mit derBrille auf der Nase und dieses Buch heißt auch ganz kurzwegdas Buch, die BIBEL. - Mit Fug und Recht nennt man diese auchdie heilige Schrift; wer seinen <strong>Gott</strong> verloren hat, der kannihn in diesem Buche wieder finden, und wer ihn nie gekannt,dem weht hier entgegen der Odem des göttlichen Vorlgs66.Ist das nicht eine wunderbare Beschreibung rler Bibel! -Mit den Worten alter Heiliger rühmt Heine die Herrlichkeitcler Bibel, ihre Weisheit, Yerstand und Zacht. Noch einmalspricht er an der gleichen Stelle über seine innere Vandlungund die R.olle, welche die Bibel dabei spielte: ,,Ach! Einige.fahre später ist eine leibliche uncl geistige Veräntlerung eingetreten.\ffie oft seitdem denke ich an die Geschichte diesestrabylonischen Königs, der sich selbst für den lieben <strong>Gott</strong> hielt,aber von der Höhe seines Dünkels erbärmlich herabstürzte,rtie ein Tier am Boden kroch und Gras aß (es wird wohlSalat gewesen sein). In dem prachtvollen - grandiosen BuchIlaniel steht diese Legende, die ich nicht blofJ dem guten Ruge,sondern auch meinem noch viel verstod

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