Journal - Allianz
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<strong>Allianz</strong> <strong>Journal</strong> 2/2013 | Seite 29<br />
EUROPA<br />
alle Fotos: Stern<br />
Zumindest der Staatsbankrott<br />
blieb dem Land<br />
erspart, dank eines<br />
Rettungspakets von EU,<br />
Europäischer Zentralbank<br />
und Internationalem<br />
Währungsfonds in Höhe<br />
von 78 Milliarden Euro. Zwar<br />
hat das Verfassungsgericht<br />
einige Sparbeschlüsse der<br />
Regierung Coelho gestoppt, doch der Ministerpräsident hält an seinem rigiden Sanierungskurs fest, mit dem er<br />
hofft, das Land wieder in sicheres Fahrwasser zu steuern. Hunderttausende haben gegen die Sparmaßnahmen<br />
demonstriert. Ein untrüglicher Indikator, dass die Zeichen auf Sturm stehen – es muss einiges passieren, bevor<br />
Portugiesen ihren Protest auf die Straße tragen. Portugals Ex-Premier Soares hat bereits zum Sturz der Regierung<br />
aufgerufen. Auch das ein eher seltener Vorgang.<br />
Angesichts der prekären Lage hat Premier Coelho seine arbeitslosen Landsleute bereits zur Emigration geraten. Nach<br />
Brasilien zum Beispiel, oder nach Afrika, in die alten Kolonien. Viele Portugiesen sind der Aufforderung schon gefolgt<br />
und haben ihrer Heimat den Rücken gekehrt. Beobachter sprechen vom größten Exodus, den das Land je erlebt hat.<br />
Wobei es, anders als noch in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, heute zumeist die gut Ausgebildeten<br />
sind, die ihr Glück fern der Heimat suchen. Ein Aderlass, der das Land noch teuer zu stehen kommen könnte.<br />
Der Preis des Erfolgs<br />
Portugal macht schwere Zeiten durch, die Wirtschaftsleistung des Landes sinkt, die Arbeitslosenzahlen<br />
sind auf Rekordniveau. Auch die Versicherungsbranche ist auf Talfahrt – außer die <strong>Allianz</strong> Portugal.<br />
Wir sprachen mit Vorstandschefin Teresa Godinho über den Preis des Erfolgs.<br />
INTERVIEW: FRANK STERN<br />
Frau Godinho, aus Portugal kommen seit geraumer Zeit nur noch deprimierende Nachrichten. Sehen Sie<br />
irgendwo den Silberstreif am Horizont?<br />
Ich bin ein positiver Mensch und will an den Umschwung glauben. Portugal hat in den letzten Monaten eine Menge<br />
auf den Weg gebracht, das stimmt mich zuversichtlich. Aber wir brauchen weitere Reformen, etwa im Steuersystem<br />
und in der Arbeitsgesetzgebung. Im Moment kann niemand sagen, wie die Sache am Ende ausgeht. Auch wenn wir<br />
Portugiesen kein Volk sind, das ständig auf den Straßen demonstriert, rumort es im Innern doch ganz erheblich.<br />
Was denken die Portugiesen über den Euro und die Europäische Union?<br />
Ich glaube, niemand, der bei uns Verantwortung trägt, will die Eurozone verlassen. Natürlich gibt es ein paar Ökonomen,<br />
die in den Medien dafür plädieren. Aber das sind Minderheitenmeinungen. Die Portugiesen wollen nicht wieder >