JS-VAS-physioscience-4-2008 - Mt-omt.de
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Originalarbeit 125<br />
Gütekriterien <strong>de</strong>r visuellen Analogskala zur Schmerzbewertung<br />
Quality Criteria of the Visual Analogue Scale for Pain Assessment<br />
Autor<br />
J. Schomacher<br />
Schlüsselwçrter<br />
l " visuelle Analogskala<br />
l " numerische Ratingskala<br />
l " verbale Ratingskala<br />
l " Validität<br />
l " Reliabilität<br />
l " Empfindlichkeit für Verän<strong>de</strong>rungen<br />
Statistik<br />
l "<br />
Key words<br />
l " visual analogue scale<br />
l " numeric rating scale<br />
l " verbal rating scale<br />
l " validity<br />
l " reliability<br />
l " responsiveness to change<br />
statistics<br />
l "<br />
eingereicht 25.9.2007<br />
angenommen 18.11.2007<br />
Bibliografie<br />
DOI 10.1055/s-<strong>2008</strong>-1027685<br />
<strong>physioscience</strong> <strong>2008</strong>; 4:<br />
125 – 133 Georg Thieme<br />
Verlag KG Stuttgart · New York ·<br />
ISSN 1860-3092<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzadresse<br />
Jochen Schomacher<br />
PT, PT-OMT, MCMK (F),<br />
DPT (USA), B. Sc. Phys.,<br />
M. Sc. Phys. (D)<br />
Dorfstr. 24<br />
8700 Küsnacht<br />
Schweiz<br />
Jochen-Schomacher@web.<strong>de</strong><br />
Zusammenfassung<br />
!<br />
Hintergrund: Die visuelle Analogskala (<strong>VAS</strong>) ist<br />
eines von verschie<strong>de</strong>nen Instrumenten zur Messung<br />
subjektiver Empfindungen wie <strong>de</strong>r Schmerzintensität.<br />
Sie fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Physiotherapie zunehmend<br />
Verbreitung.<br />
Ziel: Analyse <strong>de</strong>r Gütekriterien Validität, Reliabilität<br />
(mit Objektivität) und Empfindlichkeit für<br />
klinisch relevante Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>; Beschreibung<br />
<strong>de</strong>s Skalenniveaus <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> für die zu<br />
wählen<strong>de</strong>n statistischen Tests.<br />
Metho<strong>de</strong>: Literatursuche in 3 Datenbanken und<br />
Referenzlisten.<br />
Ergebnisse: Die <strong>VAS</strong> erscheint vali<strong>de</strong>, reliabel<br />
sowie objektiv und erfasst mit hoher Sensitivität<br />
¾n<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Schmerzempfindung. Die klinisch<br />
relevante Reduktion <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>-Werte beginnt<br />
bei kleinen Eingangswerten schon ab<br />
5 – 10/100 mm, während bei Eingangswerten<br />
von über 40/100 mm eine Min<strong>de</strong>stverän<strong>de</strong>rung<br />
von 20 mm o<strong>de</strong>r 30% angegeben wird. Bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />
sind die Verbesserungen in Prozent <strong>de</strong>nen<br />
in absoluten Zahlenwerten vorzuziehen. Die<br />
<strong>VAS</strong>-Werte besitzen die Eigenschaften einer Rationalskala<br />
und erlauben bei vorausgesetzter<br />
Normalverteilung die Anwendung parametrischer<br />
Tests zur statistischen Berechnung. Die<br />
Fehlerquote beim Ausfüllen <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> ist mit<br />
4 – 11% gering. Da sie bei älteren und <strong>de</strong>sorientierten<br />
Patienten hçher liegt, bevorzugen diese<br />
häufig eine verbale Ratingskala.<br />
Schlussfolgerung: Die <strong>VAS</strong> scheint die wissenschaftlichen<br />
Gütekriterien zu erfüllen und eignet<br />
sich zur Messung subjektiver Empfindungen wie<br />
<strong>de</strong>r Schmerzäußerung in <strong>de</strong>r Physiotherapie.<br />
Abstract<br />
!<br />
Background: The visual analogue scale (<strong>VAS</strong>) is<br />
one of various instruments to measure subjective<br />
sensations like pain intensity. It is more and more<br />
used in physiotherapy.<br />
Objective: Analysis of the quality criteria validity,<br />
reliability (with objectivity) and responsiveness<br />
to clinical relevant change of <strong>VAS</strong>; <strong>de</strong>scription<br />
of the <strong>VAS</strong> scale level for the correct<br />
selection of statistic tests.<br />
Method: Literature search in 3 databases and reference<br />
lists.<br />
Results: The <strong>VAS</strong> seems to be valid, reliable and<br />
objective, and is highly sensitive to <strong>de</strong>tect changes<br />
in pain sensation. In the case of low baseline<br />
<strong>VAS</strong> scores the clinical relevant reduction in <strong>VAS</strong><br />
values starts at 5 – 10/100 mm whereas with<br />
baseline <strong>VAS</strong> scores above 40/100 mm a minimal<br />
change of 20 mm or 30% is indicated. In analysis<br />
improvements in percentage are preferred to absolute<br />
value quotations. The <strong>VAS</strong> scores hold the<br />
attributes of a ratio scale and assuming normal<br />
distribution allow the application of parametric<br />
tests for statistical analysis. With 4 – 11% the error<br />
rate of <strong>VAS</strong> application is low. As the score is<br />
higher in el<strong>de</strong>rly and disoriented patients, they<br />
often prefer a verbal rating scale.<br />
Conclusion: The <strong>VAS</strong> seems to meet the scientific<br />
quality criteria and is suitable for measurements<br />
of subjective sensations like pain manifestation<br />
in physiotherapy.<br />
Einleitung<br />
!<br />
MarquiØ et al. [30] zeigten an 200 Patienten einer<br />
Notfallstation, dass die ¾rzte ihre Schmerzen<br />
sowohl bei <strong>de</strong>r Aufnahme als auch Entlassung<br />
geringer als sie selbst bewerten. Da dies<br />
zu einer inadäquaten Behandlung beitragen<br />
kçnnte, ist die direkte Erhebung <strong>de</strong>s Schmerzes<br />
Schomacher J. Gütekriterien <strong>de</strong>r visuellen… <strong>physioscience</strong> <strong>2008</strong>; 4: 125–133
126<br />
Originalarbeit<br />
am Patienten sinnvoll. Physiotherapeuten benutzen zunehmend<br />
standardisierte Instrumente wie die visuelle Analogskala<br />
(<strong>VAS</strong>), um die Wirkung <strong>de</strong>r Behandlung zu messen [1]. Die<br />
<strong>VAS</strong> ist eines von vielen Instrumenten zur Erfassung subjektiver<br />
Phänomene wie z. B. Schmerz, Übelkeit und Angst [40].<br />
Weiter sind die numerische (NRS), die grafische und die verbale<br />
Ratingskala (VRS) verbreitet [28].<br />
Die <strong>VAS</strong> umfasst eine gera<strong>de</strong> Linie, an <strong>de</strong>ren En<strong>de</strong>n die Extrempunkte<br />
<strong>de</strong>r zu messen<strong>de</strong>n Empfindung notiert sind (l " Abb. 1a).<br />
Der Patient soll mit einem Stift die Intensität seiner Empfindung<br />
auf <strong>de</strong>r Linie zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Endpunkten ankreuzen.<br />
Die NRS besteht aus Ziffern zwischen 2 Endpunkten, die wie bei<br />
<strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> die Extrempunkte <strong>de</strong>r zu messen<strong>de</strong>n Empfindung beschreiben<br />
(l " Abb. 1b). Die grafische Ratingskala (GRS) ist wie<br />
eine visuelle Analogskala aufgebaut, allerdings mit beschreiben<strong>de</strong>n<br />
Begriffen in Abstän<strong>de</strong>n entlang <strong>de</strong>r Linie (l " Abb. 1c).<br />
Die VRS besteht aus die zu messen<strong>de</strong> Empfindung beschreiben<strong>de</strong>n<br />
Ausdrücken, aus <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Patient einen auswählen bzw.<br />
ankreuzen soll (l " Abb. 1 d).<br />
Die Länge <strong>de</strong>r grafischen Skalen, die Benennung ihrer Endpunkte<br />
und eventuell zusätzliche beschreiben<strong>de</strong> Begriffe kçnnen relativ<br />
frei gewählt wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong> ¾n<strong>de</strong>rung beeinflusst allerdings die<br />
Gütekriterien und verlangt ihre erneute Überprüfung. Die <strong>VAS</strong><br />
wird häufig 10 cm lang gezeichnet, um mit einem Lineal die Markierung<br />
in einen Zahlenwert zwischen 0 und 10 cm bzw. 0 und<br />
100 mm umwan<strong>de</strong>ln zu kçnnen. Auch an<strong>de</strong>re Längen wie die<br />
15 cm von Price et al. [35] sind mçglich.<br />
kein<br />
Schmerz<br />
a<br />
0<br />
kein<br />
Schmerz<br />
b<br />
schlimmster<br />
vorstellbarer<br />
Schmerz<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
schlimmster<br />
vorstellbarer<br />
Schmerz<br />
leicht mäßig stark<br />
kein<br />
Schmerz<br />
Schmerz so<br />
schlimm wie<br />
möglich<br />
c<br />
d<br />
„Wie intensiv empfin<strong>de</strong>n Sie Ihren gegenwärtigen Schmerz?“<br />
kein Schmerz<br />
mil<strong>de</strong>r Schmerz<br />
mäßiger Schmerz<br />
ernster/starker Schmerz<br />
schlimmstmöglicher Schmerz<br />
Abb. 1 a <strong>VAS</strong>. b Grafische numerische Ratingskala (11-Punkte-Schachtelskala<br />
bzw. 11-point box scale; [22] von 0 – 10 (NRS-11; auch mçglich:<br />
NRS-21: 0 – 20, NRS-101: 0 – 100; [42]). Beachte: Für die NRS kann <strong>de</strong>r Patient<br />
auch eine Nummer zwischen 0 und 100 notieren, was die Datenerhebung<br />
z.B. per Telefon o<strong>de</strong>r am Patientenbett erleichtert. c Grafische<br />
Ratingskala (visuelle beschreiben<strong>de</strong> Skala). d Verbale Ratingskala [29].<br />
Beachte: Auch wenn <strong>de</strong>n Begriffen zur Auswertung Nummern zugeordnet<br />
wer<strong>de</strong>n, han<strong>de</strong>lt es sich um eine Ordinalskala [42].<br />
Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r einfachen und schnellen Handhabung wird<br />
die <strong>VAS</strong> neben <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren genannten Skalen häufig zur Messung<br />
<strong>de</strong>r Behandlungswirkung benutzt. Wie bei je<strong>de</strong>m Messinstrument<br />
sollten die folgen<strong>de</strong> „wissenschaftlichen Gütekriterien“<br />
beachtet wer<strong>de</strong>n [26].<br />
E Validität (Gültigkeit): Der Test misst, was er vorgibt zu messen.<br />
Dies wird meist im Vergleich zu einem Goldstandard geprüft<br />
[10, 26]. Beispiel: Der mechanische Zweischenkel-Winkelmesser<br />
zeigt das Ausmaß <strong>de</strong>r Kniegelenkflexion im<br />
Vergleich zum Goldstandard <strong>de</strong>r Winkelmessung auf <strong>de</strong>m<br />
Rçntgenbild mit einer Genauigkeit von ca. 10 an [26].<br />
E Reliabilität (Messgenauigkeit): Wie<strong>de</strong>rholte Messungen unter<br />
gleichen Bedingungen führen zum gleichen Ergebnis [10,<br />
26]. Beispiel: Aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong> Messungen <strong>de</strong>r Knieflexion<br />
<strong>de</strong>sselben Untersuchers (Intrarater-Reliabilität) o<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>ner<br />
Untersucher (Interrater-Reliabilität) erzielen<br />
übereinstimmend das (weitgehend) gleiche Ergebnis. Die Reliabilität<br />
hängt unter an<strong>de</strong>rem von <strong>de</strong>r Anzeige <strong>de</strong>s Messgeräts<br />
ab, die die Genauigkeit <strong>de</strong>r Beobachtung (Objektivität)<br />
und damit die Beobachterübereinstimmung bestimmt. So ermçglicht<br />
z.B. eine kleine Unterteilung <strong>de</strong>r Winkelmesserskala<br />
eine bessere Übereinstimmung als eine grçßere Unterteilung,<br />
bei <strong>de</strong>r Werte zwischen 2 Skalenstrichen <strong>de</strong>m hçheren<br />
o<strong>de</strong>r niedrigeren Messwert zugeordnet wer<strong>de</strong>n kçnnen. Eine<br />
digitale Anzeige liefert exakt ablesbare Werte und eine große<br />
Übereinstimmung beim Ablesen zwischen verschie<strong>de</strong>nen Beobachtern,<br />
was einer großen (Auswertungs-) Objektivität<br />
entspricht.<br />
Die Reliabilität bezieht sich mehr auf die Wie<strong>de</strong>rholbarkeit<br />
<strong>de</strong>s Messvorgangs und <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>s Messgerätes wie<br />
<strong>de</strong>m Anlegen <strong>de</strong>s Winkelmessers an <strong>de</strong>n richtigen Referenzpunkten<br />
in <strong>de</strong>r immer gleichen Ausgangsstellung. Die Objektivität<br />
zielt stärker auf die Genauigkeit <strong>de</strong>r Beobachtung und<br />
Messung, die <strong>de</strong>n Messgegenstand wie <strong>de</strong>n Schmerz nicht beeinflussen<br />
dürfen.<br />
E Empfindlichkeit (auf Verän<strong>de</strong>rungen) beschreibt die Eigenschaft<br />
einer Messung, Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s eines<br />
Subjekts in verän<strong>de</strong>rten Messwerten zu erfassen [26]. Diese<br />
„¾n<strong>de</strong>rungssensitivität“ z. B. zwischen <strong>de</strong>n Messzeitpunkten<br />
vor und nach einer Behandlung hängt von <strong>de</strong>r Reliabilität<br />
und Validität einer Messung ab und ist spezifisch für die untersuchte<br />
Population [10].<br />
Die Empfindlichkeit auf Verän<strong>de</strong>rungen einer Messung ist in<br />
Zusammenhang mit ihrer relativen Be<strong>de</strong>utung zu beurteilen<br />
[6]. So kann die Ultraschalltopometrie Bewegungen zwar auf<br />
0,5 – 1 mm Genauigkeit erfassen [16], doch die klinische Relevanz<br />
beispielsweise einer Flexionszunahme <strong>de</strong>r Wirbelsäule<br />
um 1 mm ist fraglich. Eine statistische Differenz ist daher nicht<br />
mit einer klinischen Relevanz gleichzusetzen [27]. Folglich<br />
muss bei Messungen wie <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> festgelegt wer<strong>de</strong>n, ab wann<br />
ein Verän<strong>de</strong>rungswert klinisch be<strong>de</strong>utend ist.<br />
Bei diagnostischen Messinstrumenten sind zusätzlich noch die<br />
Sensitivität und Spezifität zu nennen [6]. Sensitivität (Empfindlichkeit)<br />
beschreibt die Wahrscheinlichkeit, ein positives Testergebnis<br />
als ein solches zu erkennen [21, 26]. Die Sensitivität wird<br />
durch die Spezifität ergänzt, die die Wahrscheinlichkeit angibt,<br />
ein negatives Testergebnis als ein solches festzustellen [21, 26].<br />
Beispiel: Ein akuter lumbaler Bandscheibenvorfall geht meistens<br />
mit unteren Rückenschmerzen einher. Nimmt man aus einer Bevçlkerungsgruppe<br />
alle Menschen mit unteren Rückenschmerzen<br />
heraus, kann man relativ sicher sein, keinen mit einem akuten<br />
lumbalen Bandscheibenvorfall zu übersehen. Mit <strong>de</strong>m<br />
Schomacher J. Gütekriterien <strong>de</strong>r visuellen… <strong>physioscience</strong> <strong>2008</strong>; 4: 125 – 133
Originalarbeit 127<br />
Symptom unterer Rückenschmerz sind also gut alle Patienten zu<br />
erkennen, die einen akuten lumbalen Bandscheibenvorfall haben<br />
kçnnten – das Symptom hat eine hohe Sensitivität! In <strong>de</strong>r<br />
so ausgewählten Patientengruppe wer<strong>de</strong>n jedoch sehr viele sein,<br />
die zwar untere Rückenschmerzen, aber keinen akuten lumbalen<br />
Bandscheibenvorfall ausweisen. Das Symptom unterer Rückenschmerz<br />
erkennt also schlecht diejenigen, die keinen lumbalen<br />
Bandscheibenvorfall haben – es hat folglich eine geringe<br />
Spezifität.<br />
Da die Schmerzäußerung (im Gegensatz zu Schmerzreaktionen<br />
wie Blutdruckanstieg) offensichtlich und subjektiv ist, macht es<br />
wenig Sinn zu prüfen, ob die Skalen zur Schmerzmessung die<br />
schmerzhaften Patienten aus einer Stichprobe richtig erkennen.<br />
Die Sensitivität und Spezifität <strong>de</strong>r oben genannten Skalen wer<strong>de</strong>n<br />
daher in diesem Sinne nicht weiter betrachtet.<br />
Das Ziel <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit bestand darin, Informationen<br />
zu <strong>de</strong>n genannten 3 wissenschaftlichen Gütekriterien <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong><br />
zu liefern, die Physiotherapeuten in <strong>de</strong>r Argumentation zum Einsatz<br />
<strong>de</strong>s Messinstruments am Patienten und in Forschungsarbeiten<br />
benutzen kçnnen. Zusätzlich beschreibt sie das bei <strong>de</strong>r Auswahl<br />
statistischer Tests entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Skalenniveau <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>.<br />
Metho<strong>de</strong><br />
!<br />
Eine erste orientieren<strong>de</strong> Literatursuche erfolgte in <strong>de</strong>r Datenbank<br />
Medline (Suchmaschine PubMed) mit <strong>de</strong>n Suchbegriffen<br />
Visual analogue scale, pain measurement und graphical representation<br />
pain. Aus <strong>de</strong>r großen Treffermenge (je > 29000 bei<br />
<strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n Suchbegriffen) und <strong>de</strong>r Artikelsammlung<br />
<strong>de</strong>s Autors wur<strong>de</strong>n zum Einlesen in das Thema einige Verçffentlichungen<br />
ausgewählt, die sich mit <strong>de</strong>n Gütekriterien <strong>de</strong>r<br />
<strong>VAS</strong> befassen.<br />
Eine automatisierte Literatursuche wur<strong>de</strong> durchgeführt<br />
(l " Tab. 1) und übersichtliche Treffermengen von unter 100<br />
anhand <strong>de</strong>r Titel durchsucht. Enthielten diese genauere Hinweise<br />
zum Thema, wur<strong>de</strong> das Abstract gelesen.<br />
Eingeschlossen wur<strong>de</strong>n Arbeiten, die die Validität, Reliabilität,<br />
Objektivität und Empfindlichkeit <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> bezüglich muskuloskelettaler<br />
Schmerzen bei Erwachsenen untersuchten. Arbeiten, die<br />
die <strong>VAS</strong> in Studien ohne explizite Prüfung ihrer Validität, Reliabilität,<br />
Objektivität und/o<strong>de</strong>r Empfindlichkeit anwen<strong>de</strong>ten, wur<strong>de</strong>n<br />
ausgeschlossen. Von Abstracts, die Hinweise auf eine Erfüllung<br />
<strong>de</strong>r Einschlusskriterien enthielten, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Volltext gelesen<br />
und auf Ein- und Ausschlusskriterien geprüft. Das Durchsuchen<br />
<strong>de</strong>r Referenzlisten dieser Artikel fand nach <strong>de</strong>m gleichen Schema<br />
statt. Anschließend erfolgte die Zusammenfassung und Auswertung<br />
<strong>de</strong>r in Frage kommen<strong>de</strong>n Arbeiten.<br />
Die Literatursuche in <strong>de</strong>n Datenbanken wur<strong>de</strong> zeitlich und<br />
sprachlich nicht eingeschränkt. Die Besorgung <strong>de</strong>r Volltexte<br />
war auf über die Zürcher Hochschule Winterthur und die Zentralbibliothek<br />
<strong>de</strong>r Universität Zürich elektronisch verfügbaren<br />
Arbeiten beschränkt.<br />
Ergebnisse<br />
!<br />
Aus <strong>de</strong>r Fülle <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r automatisierten Suche gefun<strong>de</strong>nen Arbeiten<br />
zu <strong>de</strong>n Suchbegriffen (l " Tab. 1) wur<strong>de</strong>n 26 ausgewählt<br />
und ausgewertet. Die Studien beschäftigen sich vorwiegend mit<br />
ärztlichen Interventionen (l " Tab. 2).<br />
Die Einteilungen auf <strong>de</strong>n Skalen zur Bewertung <strong>de</strong>r Schmerzintensität<br />
variieren von 4 (z. B. 4-Punkte-verbale-Ratingskala)<br />
bis zu fast unendlich vielen Kategorien (z. B. <strong>VAS</strong>). Pro Skala<br />
sollte jeweils nur eine Schmerzmodalität wie Intensität o<strong>de</strong>r<br />
Unangenehmheit erfasst wer<strong>de</strong>n [41]. Die <strong>VAS</strong> kann auch zur<br />
Bewertung an<strong>de</strong>rer Empfindungen wie <strong>de</strong>m Hçren von Tçnen<br />
[28] und <strong>de</strong>m Sehen von Graustufen [7] dienen.<br />
Jensen et al. [24] fan<strong>de</strong>n heraus, dass eine 11- und eine 21-Punkte-Skala<br />
im Vergleich zu einer 101-Punkte-numerischen-Ratingskala<br />
nur einen geringen Informationsverlust aufweisen. Der<br />
Korrelationskoeffizient zwischen <strong>de</strong>n 3 Skalen betrug r > 99. Die<br />
Werte einer <strong>VAS</strong>-11 ähneln <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r NRS-11, allerdings sind<br />
Letztere hçher als die entsprechen<strong>de</strong>n <strong>VAS</strong>-Werte. Daher wird<br />
eine Umformung <strong>de</strong>r Werte von einer zur an<strong>de</strong>ren Skala nicht<br />
empfohlen [2, 19].<br />
Die <strong>VAS</strong> zeigt die Schmerzintensität <strong>de</strong>s Patienten genauer als<br />
die VRS [33]. Sie wird gewçhnlich mit einer 10 cm langen gera<strong>de</strong>n<br />
Linie auf Papier dargestellt. Ihre Ausrichtung und die<br />
Anordnung <strong>de</strong>r Beschriftung kçnnen unterschiedlich sein<br />
(l " Abb. 2a–f). Die von Scott et al. [38] als grafische Ratingskala<br />
bezeichnete <strong>VAS</strong> (l " Abb. 2c) wird allgemein numerische Ratingskala<br />
genannt [42]. Für Kin<strong>de</strong>r leichter verständlich sind<br />
sogenannte Smiley-Skalen mit verschie<strong>de</strong>nen Abstufungen<br />
zwischen einem weinen<strong>de</strong>n und einem lachen<strong>de</strong>n Gesicht als<br />
Extrempunkte [20].<br />
Die Linie <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> kann sowohl horizontal als auch vertikal dargestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Chinesische Patienten machen bei Anwendung<br />
<strong>de</strong>r vertikalen <strong>VAS</strong>, Englisch sprechen<strong>de</strong> hingegen bei <strong>de</strong>r horizontalen<br />
<strong>VAS</strong> weniger Fehler, was mit <strong>de</strong>r Lesetradition zusammenhängen<br />
mag [42]. Die horizontale Version zeigt bei Deutsch<br />
sprechen<strong>de</strong>n Patienten eine uniformere Verteilung <strong>de</strong>r Werte<br />
Tab. 1 Automatisierte Literatursuche vom 12.1.2007 mit Angabe <strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>nen Arbeiten (Die Schreibweisen analog und analogue waren in PubMed gleichbe<strong>de</strong>utend)<br />
Suchbegriffe Treffer in PubMed Treffer in PEDro Treffer in Medpilot<br />
visual analogue scale 35379 558 6 591<br />
visual analogue scale pain 32380 481 4 837<br />
visual analogue scale validity 1 160 2 235<br />
visual analogue scale reliability 1 028 4 228<br />
visual analogue scale objectivity 14 0 3<br />
visual analogue scale validity reliability 623 0 133<br />
visual analogue scale validity reliability pain 525 0 84<br />
visual analogue scale sensitivity 2 704 9 326<br />
visual analogue scale pain cervical 728 36 170<br />
visual analogue scale validity reliability pain cervical 8 0 0<br />
pain measurement 29363 336 39407<br />
graphical representation pain 8 0 10<br />
Schomacher J. Gütekriterien <strong>de</strong>r visuellen… <strong>physioscience</strong> <strong>2008</strong>; 4: 125–133
128<br />
Originalarbeit<br />
Tab. 2<br />
Zusammenfassung <strong>de</strong>r wesentlichen Ergebnisse <strong>de</strong>r Patientenstudien hinsichtlich <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong><br />
Autoren wesentliche Ergebnisse Patientenzahl (akut od. chronisch) <strong>VAS</strong> für wissenschaftliche<br />
Zwecke<br />
geeignet?<br />
Ohnhaus u.<br />
Adler [33]<br />
Scott u.<br />
Huskisson<br />
[38]<br />
Carlsson [4]<br />
Price et<br />
al. [34]<br />
Jensen et al.<br />
[22]<br />
Duncan<br />
et al. [11]<br />
Jensen et al.<br />
[23]<br />
Jensen et al.<br />
[24]<br />
Price et al.<br />
[35]<br />
Ogon et al.<br />
[32]<br />
DeLoach<br />
et al. [8]<br />
Briggs u.<br />
Closs [3]<br />
Jensen et al.<br />
[25]<br />
Myles et al.<br />
[31]<br />
die <strong>VAS</strong> reflektiert die Schmerzintensität <strong>de</strong>s Patienten besser<br />
als die VRS<br />
<strong>VAS</strong>, NRS und die grafische Ratingskala mit gleichmäßiger<br />
Verteilung aller Buchstaben <strong>de</strong>r beschreiben<strong>de</strong>n Worte zeigen<br />
eine uniforme Verteilung, nicht hingegen die grafische Ratingskalen<br />
mit „geklumpter“ Verteilung <strong>de</strong>r Worte<br />
eine absolute <strong>VAS</strong> (0–100 mm) ist besser als eine vergleichen<strong>de</strong><br />
<strong>VAS</strong> (–100 bis + 100 mm), die mehr von Erwartungen und<br />
Schwächen in <strong>de</strong>r Schmerzerinnerung beeinflusst ist.<br />
<strong>VAS</strong> sollte ausgefüllt wer<strong>de</strong>n, ohne die vorherigen <strong>VAS</strong>-Werte<br />
zu sehen<br />
<strong>VAS</strong> erscheint vali<strong>de</strong> und reliabel zur Messung <strong>de</strong>r Intensität<br />
und <strong>de</strong>r Unangenehmheit <strong>de</strong>s Schmerzes<br />
sie entspricht einer Rationalskala<br />
die inkorrekten Antworten variieren von 2,7% (VRS-4) bis 8,0%<br />
(VRS-6) ohne signifikante Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Skalen<br />
bei <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> sind inkorrekte Antworten mit einem erhçhten<br />
Alter verbun<strong>de</strong>n<br />
verschie<strong>de</strong>ne Skalen korrelieren gut miteinan<strong>de</strong>r, NRS-101 und<br />
<strong>VAS</strong> sind zu empfehlen<br />
die Sensitivität <strong>de</strong>r VRS (als verbal <strong>de</strong>scriptor scale) ist im Vergleich<br />
zur <strong>VAS</strong> gering hçher, aber bei<strong>de</strong> Skalen sind zur Bewertung<br />
<strong>de</strong>r Intensität und Unangenehmheit von Schmerz<br />
brauchbar<br />
die Wahl sollte von <strong>de</strong>r Fähigkeit <strong>de</strong>s Patienten für verbale o<strong>de</strong>r<br />
räumliche Vergleiche gelenkt wer<strong>de</strong>n<br />
die NRS-Bewertung kann von Tag zu Tag variieren<br />
täglich 4 Bewertungen während 1 Woche liefern die beste<br />
Test-Retest-Stabilität<br />
interne Konsistenz und Validität steigen mit <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Bewertungen pro Tag<br />
Skalen mit 11 und 21 Bewertungen enthalten im Wesentlichen<br />
die gleichen Informationen wie die ursprüngliche NRS-101<br />
(Korrelationskoeffizient ‡ 0,99), auch bezüglich <strong>de</strong>r Sensitivität<br />
Skalen mit 6 und weniger Bewertungspunkten zeigen eine abnehmen<strong>de</strong><br />
Übereinstimmung mit <strong>de</strong>r NRS-101<br />
<strong>VAS</strong> entspricht einer Ratioskala<br />
eine mechanische und eine papierene Form <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> zeigen<br />
eine konsistente Übereinstimmung<br />
die horizontale <strong>VAS</strong> ist uniformer und hat eine hçhere Sensitivitätalsdievertikale<strong>VAS</strong>fürchronischenunterenRückenschmerz<br />
die Rate fehlen<strong>de</strong>r bzw. falscher Antworten scheint mehr von<br />
<strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>r Fragestellung als von <strong>de</strong>r horizontalen<br />
o<strong>de</strong>r vertikalen Orientierung <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> abzuhängen<br />
<strong>VAS</strong> ist eine vali<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong> zur postoperativen Schmerzmessung,<br />
sollte jedoch nicht genauer als € 20 mm betrachtet wer<strong>de</strong>n<br />
gute Korrelation zwischen <strong>VAS</strong> und VRS-5 (Spearman-Rank-<br />
Korrelationskoeffizient: 0,79–0,70)<br />
innerhalb <strong>de</strong>r einzelnen VRS-5 Abschnitte variieren <strong>VAS</strong>-Werte<br />
stark<br />
VRS-5 war einfacher anzuwen<strong>de</strong>n als die <strong>VAS</strong>, beson<strong>de</strong>rs bei<br />
hohem Alter und orthopädischen Traumen älterer Frauen<br />
Kombination <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> Werte von 3 o<strong>de</strong>r 4 verschie<strong>de</strong>nen<br />
Schmerzmodalitäten bringt keine wesentlich <strong>de</strong>utlicheren Ergebnisse<br />
als die <strong>VAS</strong>-Werte von 1 od. 2 Schmerzmodalitäten<br />
Kombination <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>-Werte von 3 o<strong>de</strong>r 4 verschie<strong>de</strong>nen<br />
Schmerzmodalitäten ist über <strong>de</strong>n Zeitverlauf jedoch stabiler<br />
<strong>VAS</strong> Werte haben die Eigenschaften einer linearen Rationalskala<br />
und erlauben daher die Anwendung parametrischer statistischer<br />
Tests (einzige Studie mit statistisch im Voraus kalkulierter<br />
Proban<strong>de</strong>nzahl)<br />
6 (Tumorschmerz, keine direkten Angaben<br />
zu akut od. chronisch)<br />
100 (keine Angaben zu akut od. chronisch) ja<br />
3 u. 5 chronische ja<br />
30 chronische u. 20 gesun<strong>de</strong> ja<br />
75 chronische ja<br />
8 gesun<strong>de</strong> ja<br />
200 chronische ja (NRS)<br />
124 chronische ja (NRS)<br />
23 orofasziale Schmerzpatienten (ohne<br />
weitere Angaben) u. 10 chronische myofasziale<br />
Schmerzpatienten<br />
78 chronische ja<br />
60 akute ja<br />
417 akute ja, aber schwierigere<br />
Anwendung bei ¾lteren<br />
als VRS-5<br />
123 chronische ja<br />
52 akute ja<br />
ja<br />
ja<br />
Schomacher J. Gütekriterien <strong>de</strong>r visuellen… <strong>physioscience</strong> <strong>2008</strong>; 4: 125 – 133
Originalarbeit 129<br />
Tab. 2<br />
(Fortsetzung)<br />
Autoren wesentliche Ergebnisse Patientenzahl (akut od. chronisch) <strong>VAS</strong> für wissenschaftliche<br />
Zwecke<br />
geeignet?<br />
Breivik et al.<br />
[2]<br />
Hartrick<br />
et al. [19]<br />
Williams<br />
et al. [41]<br />
Farrar et al.<br />
[14]<br />
Gridley u.<br />
van <strong>de</strong>n<br />
Dol<strong>de</strong>r [16]<br />
Rosier et al.<br />
[36]<br />
Scudds<br />
et al. [39]<br />
Lara-MuÇoz<br />
et al. [28]<br />
De Leon<br />
et al. [7]<br />
Lund et al.<br />
[29]<br />
NRS-11-Werte sind hçher als die korrespondieren<strong>de</strong>n <strong>VAS</strong>-<br />
Werte, weshalb eine Umformung <strong>de</strong>r NRS-11-Werte in <strong>VAS</strong>-<br />
Werte nicht empfohlen wird<br />
Sensitivität <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> ist gering hçher als die <strong>de</strong>r NRS-11, doch<br />
bei<strong>de</strong> Skalen sind gut benutzbar<br />
<strong>VAS</strong>-101-Werte sind meist niedriger als NRS-11-Werte<br />
abhängig von <strong>de</strong>r Erkrankung <strong>de</strong>r Patienten, zeigt <strong>VAS</strong> häufiger<br />
eine Linearität als die NRS-11<br />
die allgemeine Praxis bei chronischen Patienten, vielfache<br />
Schmerzen und vielfache Dimensionen auf einer Skala bewertenzulassen,sollteüberdachtwer<strong>de</strong>n<br />
eine Verän<strong>de</strong>rung auf <strong>de</strong>r NRS-11 bei chronischen Schmerzpatienten<br />
von –1,74 Punkten bzw. –27,9% korreliert am besten<br />
mit <strong>de</strong>r klinisch wesentlichen Verbesserung laut Patientenbewertung,<br />
die mit <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>s Arztes gut übereinstimmt<br />
in <strong>de</strong>r Praxis sollte die Verbesserung –2 Punkte bzw. –30% betragen<br />
die <strong>VAS</strong> zur Schmerzintensität im Rahmen <strong>de</strong>s Short Form<br />
McGill Pain Questionnaire korreliert gut mit <strong>de</strong>r prozentualen<br />
Schätzung <strong>de</strong>r Schmerzverbesserung seitens <strong>de</strong>r Patienten<br />
die Variationen bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> und <strong>de</strong>r VRS (als<br />
verbal <strong>de</strong>scriptor scale) sind wahrscheinlich mehr auf die ¾n<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Schmerzerfahrung als auf eine Variabilität <strong>de</strong>r<br />
Skalen zurückzuführen<br />
es empfiehlt sich, aus mehreren Bewertungen <strong>de</strong>n Durchschnittswert<br />
zu ermitteln<br />
die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r einzelnen Punkte auf <strong>de</strong>n Skalen variierte<br />
<strong>de</strong>utlich zwischen <strong>de</strong>n Patienten<br />
35 akute ja<br />
222 akute ja<br />
78 chronische ja, aber nur jeweils<br />
1Dimension<br />
2 724 chronische (aus 10 Studien) ja (NRS)<br />
41 (keine Angaben zu akut o<strong>de</strong>r chronisch) ja<br />
15 gesun<strong>de</strong> ja<br />
<strong>VAS</strong> korreliert gut mit ähnlichen Skalen 100 akute u. chronische ja<br />
<strong>VAS</strong> erhielt die hçchsten Werte bei <strong>de</strong>r Beurteilung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Tçne im Vergleich zur VRS und NRS, wobei alle 3 Skalen<br />
ausreichend exakt sind und die VRS am reliabelsten ist<br />
alle 3 Skalen (<strong>VAS</strong>, VRS, NRS) haben wie für akustische [28]<br />
auch für optische Signale eine akzeptable Validität, wobei die<br />
<strong>VAS</strong> die grçßere Detailtiefe besitzt<br />
<strong>VAS</strong> ist nützlich für Vergleiche in grçßeren Gruppen mit Werten<br />
<strong>de</strong>r zentralen Ten<strong>de</strong>nz wie <strong>de</strong>m arithmetischen Mittelwert,<br />
weil Messfehler reduziert wer<strong>de</strong>n kçnnen<br />
<strong>VAS</strong>-Werte sollen als kontinuierliche Daten statistisch analysiert<br />
und nicht in Gruppen (z. B. entsprechend einer VRS-5)<br />
zusammengefasst wer<strong>de</strong>n<br />
30 gesun<strong>de</strong> ja<br />
20 gesun<strong>de</strong> ja<br />
83 (chronisch-idiopathisch, nozizeptiv<br />
und neuropathisch)<br />
ja<br />
und eine hçhere Sensitivität für Verän<strong>de</strong>rungen als die vertikale<br />
[32].<br />
Price et al. [35] stellten fest, dass eine 15 cm lange mechanische<br />
Version <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> gleiche Werte liefert wie die Papierversion.<br />
Die mechanische Version erleichtert die Handhabung, da<br />
<strong>de</strong>r Wert direkt auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>s Geräts ablesbar ist und<br />
nicht auf <strong>de</strong>m Papier ausgemessen wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Die Intensität <strong>de</strong>s Schmerzes ist nur ein Aspekt <strong>de</strong>s komplexen<br />
Schmerzgeschehens [42]. Auch an<strong>de</strong>re wie die Unangenehmheit<br />
(Endpunkte <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>: überhaupt nicht unangenehm und maximal<br />
unangenehm) kçnnen gewählt wer<strong>de</strong>n. Die Kombination<br />
<strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>-Werte von 3 o<strong>de</strong>r 4 Schmerzmodalitäten ergibt jedoch<br />
keine wesentlichen Vorteile gegenüber <strong>de</strong>r Auswertung von nur<br />
1 o<strong>de</strong>r 2 Modalitäten. Nur die Stabilität <strong>de</strong>r Messwerte über einen<br />
Zeitraum von 2 Monaten war grçßer [25].<br />
Für die Messung <strong>de</strong>r Schmerzäußerung besteht kein Goldstandard<br />
[25], weil sie eine subjektive und keine objektive Variable<br />
ist. Die Validität <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> wur<strong>de</strong> teilweise durch ihre Korrelation<br />
mit an<strong>de</strong>ren, von Patienten zur Bewertung ihres Schmerzes<br />
benutzten Messinstrumenten geprüft [41]. So fan<strong>de</strong>n Gridley<br />
und van <strong>de</strong>n Dol<strong>de</strong>r [16] eine gute Übereinstimmung <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>-<br />
Werte im Short Form McGill Pain Questionnaire mit <strong>de</strong>r vom Patienten<br />
prozentual geschätzten Schmerzverbesserung. Die Validität<br />
<strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> kann nicht generell betrachtet wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />
ist für je<strong>de</strong> Patientengruppe mit ihren Bedingungen zu prüfen<br />
[41]. Ein Fehlen solcher Studien muss in <strong>de</strong>r Interpretation berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Reliabilität einer Schmerzmessung lässt sich schwer erfassen,<br />
da sich <strong>de</strong>r Schmerz von einem Moment zum an<strong>de</strong>rn än<strong>de</strong>rn<br />
kann und folglich auch die <strong>VAS</strong>-Bewertungen von Tag zu<br />
Tag variieren [23, 36]. Seriell erhobene <strong>VAS</strong>-Werte kçnnen eine<br />
Variabilität von bis zu 20% aufweisen [42]. Da sich <strong>de</strong>r Schmerz<br />
jedoch nicht systematisch än<strong>de</strong>rt, sollte <strong>de</strong>r über mehrere Messpunkte<br />
erhobene Durchschnittswert reliabel sein [25]. Die charakteristische<br />
Schmerzintensität wird folglich am besten aus<br />
<strong>de</strong>m Durchschnitt <strong>de</strong>s gegenwärtigen, durchschnittlichen und<br />
Schomacher J. Gütekriterien <strong>de</strong>r visuellen… <strong>physioscience</strong> <strong>2008</strong>; 4: 125–133
130<br />
Originalarbeit<br />
Schmerz so<br />
schlimm wie<br />
möglich<br />
Schmerz so<br />
schlimm wie<br />
möglich<br />
Schmerz so<br />
schlimm wie<br />
möglich<br />
stark<br />
Schmerz so<br />
schlimm wie<br />
möglich<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
kein<br />
kein<br />
kein<br />
Schmerz<br />
Schmerz<br />
Schmerz<br />
a b c<br />
d<br />
stark<br />
Schmerz so<br />
schlimm wie<br />
möglich<br />
e<br />
Schmerz so<br />
schlimm wie<br />
möglich<br />
f<br />
mäßig<br />
mild<br />
mäßig<br />
kein<br />
Schmerz<br />
leicht<br />
s t a r k m ä ß i g l e i c h t<br />
stark mäßig leicht<br />
kein<br />
Schmerz<br />
kein<br />
Schmerz<br />
Abb. 2 a <strong>VAS</strong>. b–f Grafische Ratingskala [38]. Nur die <strong>VAS</strong> (Abb. 2a) und<br />
die grafische Ratingskala mit gleichmäßiger Verteilung <strong>de</strong>r Buchstaben<br />
(Abb. 2e) zeigten eine uniforme Verteilung <strong>de</strong>r Werte, die bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn<br />
Skalen gehäuft („geklumpt“) an <strong>de</strong>n Begriffen auftreten.<br />
schlimmsten Schmerz auf 3 <strong>VAS</strong> und über einen längeren Zeitverlauf<br />
ermittelt [12].<br />
Bei <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> kann die Objektivität beeinträchtigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Untersucher muss die Markierung <strong>de</strong>s Patienten auf<br />
<strong>de</strong>r Linie ausmessen und in einen Zahlenwert umwan<strong>de</strong>ln, wobei<br />
Fehler mçglich sind [22]. Zu<strong>de</strong>m ist darauf zu achten, dass<br />
beim Kopieren <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> auf Papier die Länge <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> nicht verzerrt<br />
wird [22, 42].<br />
Außer <strong>de</strong>n Hinweisen auf diese Fehler fan<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Literatur<br />
keine Aussagen über ihre Grçße und tatsächlichen Einfluss<br />
auf die Ergebnisse <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>-Messungen. Da die klinisch<br />
relevante Differenz (siehe unten) über 5 – 10 mm beträgt und<br />
anzunehmen ist, das <strong>de</strong>r Messfehler beim Auswerten <strong>de</strong>utlich<br />
unter 5 mm liegt, kann eine recht hohe Objektivität vermutet<br />
wer<strong>de</strong>n. Diese Auswertungsfehler bestehen bei <strong>de</strong>r verbalen<br />
und numerischen Ratingskala nicht.<br />
Die Empfindlichkeit für Verän<strong>de</strong>rungen ist ein wichtiger Aspekt<br />
bei <strong>de</strong>r Messung von Behandlungswirkungen [25]. Duncan et<br />
al. [11] fan<strong>de</strong>n die ¾n<strong>de</strong>rungssensitivität bei <strong>de</strong>r VRS im Vergleich<br />
zur <strong>VAS</strong> gering hçher, empfehlen jedoch bei<strong>de</strong> Skalen<br />
für <strong>de</strong>n praktischen Gebrauch. Breivik et al. [2] stellten eine<br />
leicht hçhere Sensitivität <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>-101 im Vergleich zur NRS-11<br />
fest. Die Bezeichnung <strong>de</strong>s Eingangsschmerzes (Baseline score<br />
for pain intensity) kann auf <strong>de</strong>n Skalen stark variieren, weshalb<br />
Messungen zu Behandlungswirkungen gewçhnlich die absoluten<br />
o<strong>de</strong>r prozentualen Werte im Verhältnis zum Ausgangswert<br />
(auf <strong>de</strong>r NRS) berechnen [14].<br />
Die klinisch be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Verbesserung wird von Rowbotham<br />
[37] mit einer Vermin<strong>de</strong>rung von 2 Punkten bzw. 30% auf einer<br />
NRS-11 angegeben. Bei chronischem Schmerz fan<strong>de</strong>n Farrar<br />
et al. [14] eine klinisch relevante Verbesserung bei –1,74<br />
Punkte bzw. –27,9% auf <strong>de</strong>r NRS–11. Für die Praxis empfehlen<br />
sie als Orientierung –2 Punkte bzw. –30%. Bei akutem Tumorschmerz<br />
galten –2 Punkte und –33% als klinisch relevante Abnahme<br />
<strong>de</strong>r Werte [14]. Briggs und Closs [3] betrachten schon<br />
eine 10 mm Reduktion auf <strong>de</strong>r 100 mm <strong>VAS</strong> als klinisch signifikant.<br />
Die klinisch relevante Verbesserung ist ein subjektiver<br />
Wert, <strong>de</strong>r jedoch mit <strong>de</strong>r Einschätzung <strong>de</strong>s Arztes stark korreliert<br />
(Spearman-Rang-Korrelationskoeffizient: 0,87; [14]).<br />
Nach Rowbotham [37] beschreiben Studien, <strong>de</strong>ren Einschlusskriterien<br />
<strong>de</strong>r Patienten auch Schmerzintensitäten von weniger<br />
als 4/10 beinhalten, eine Reduktion von 0,5 Punkten häufig als<br />
„viel verbessert“. Daher sind die Prozentwerte <strong>de</strong>r Verbesserung<br />
<strong>de</strong>n absoluten Punktwerten vorzuziehen, wenn Einzelpatienten<br />
betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Zur Berechnung <strong>de</strong>r prozentualen Verän<strong>de</strong>rung befürworten<br />
Williamson und Hoggart [42] für die <strong>VAS</strong> die Formel: 100-mal<br />
(Differenz zwischen <strong>de</strong>n Werten vor- und nachher)/Intensität<br />
vorher. Auch sie schreiben diesen prozentualen Schmerzwerten<br />
mehr Zuverlässigkeit zu als <strong>de</strong>n rohen Zahlendifferenzen (z. B.<br />
von 6/10 nach 4/10 = 2 Werte Differenz, entspricht 33,33%).<br />
Farrar et al. [14] empfehlen die gleiche Rechnung für die Ermittlung<br />
prozentualer Verän<strong>de</strong>rungen auf einer NRS-11.<br />
Wur<strong>de</strong> als Einschlusskriterium ein Min<strong>de</strong>stschmerz von 4 auf<br />
<strong>de</strong>r NRS-11 gewählt, dann ist eine hçhere Übereinstimmung<br />
zwischen absoluten und prozentualen Werten bei <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen<br />
anzunehmen als bei einer grçßeren Variabilität in<br />
<strong>de</strong>n Eingangswerten. Collins et al. [5] weisen darauf hin, dass<br />
„mäßiger Schmerz“ auf einer 4-Punkte-Skala einem <strong>VAS</strong>-Wert<br />
von > 30 mm entspricht und als Einschlusskriterium in Studien<br />
zur schmerzlin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Wirkung von Medikamenten bei akutem<br />
Schmerz benutzt wer<strong>de</strong>n sollte. Fehlt ein solches Einschlusskriterium<br />
und variieren die Eingangswerte auf <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>,<br />
sollte die Verän<strong>de</strong>rung in Prozenten erfasst wer<strong>de</strong>n [14]. Allgemein<br />
gilt: je hçher die Eingangswerte, <strong>de</strong>sto grçßer müssen<br />
die absoluten Werte <strong>de</strong>r Verbesserung sein, um eine klinische<br />
Relevanz zu besitzen. Dies ist bei <strong>de</strong>n prozentualen Werten<br />
nicht zu beobachten [14].<br />
Schomacher J. Gütekriterien <strong>de</strong>r visuellen… <strong>physioscience</strong> <strong>2008</strong>; 4: 125 – 133
Originalarbeit 131<br />
Tab. 3<br />
Zusammenfassung <strong>de</strong>r wesentlichen Ergebnisse <strong>de</strong>r Reviews hinsichtlich <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong><br />
Autoren wesentliche Ergebnisse Patientenzahl <strong>VAS</strong> für wissenschaftliche<br />
Zwecke<br />
geeignet?<br />
Collins et al.<br />
[5]<br />
Williamson<br />
u. Hoggart<br />
[42]<br />
<strong>VAS</strong>-Wert über 30 mm entspricht mit Wahrscheinlichkeit einem mäßigen<br />
Schmerz auf einer 4-Punkte-Skala<br />
die Anordnung <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> scheint durch die Lesetradition bestimmt: chinesische<br />
Patienten zeigen auf <strong>de</strong>r vertikalen, Englisch sprechen<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r horizontalen<br />
<strong>VAS</strong> weniger Irrtümer<br />
<strong>VAS</strong> liefert rationale Daten, die aber nicht immer normal verteilt sind (dann<br />
nicht-parametrische Tests benutzen)<br />
<strong>VAS</strong> ist statistisch robuster und besitzt hçhere Validität und Reliabilität als<br />
NRS und VRS; ihre Sensitivität für ¾n<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Schmerzintensität ist<br />
hoch<br />
<strong>VAS</strong>-11 reicht meist im Vergleich zur <strong>VAS</strong>-101<br />
prozentuale Verän<strong>de</strong>rungen auf <strong>de</strong>r Skala sind meist zuverlässiger als die<br />
rohen Zahlendifferenzen<br />
Zahlenwerte <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> sind nicht mit <strong>de</strong>n Zahlenwerten <strong>de</strong>r NRS gleichzusetzen<br />
(Wert 4/10 = NRS-Wert 4/10)<br />
serielle <strong>VAS</strong>-Bewertungen kçnnen eine Variabilität von bis zu 20% haben<br />
Fehlerrate <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> beträgt 4 – 11% und ist von älteren und schlecht orientierten<br />
Patienten schwerer zu benutzen als die NRS<br />
Review mit 11 RCT (1 080<br />
postoperative Patienten)<br />
Review (keine Angabe<br />
zur Patientenzahl und<br />
-art)<br />
ja<br />
ja<br />
Menge bzw.<br />
Intensität<br />
Norminalskala Ordinalskala Intervallskala Rationalskala<br />
A B C A > B > C<br />
A2 A1 A½ 0 10 20<br />
– A = Schmerz<br />
ja<br />
– B = Schmerz<br />
nein<br />
– C = unklar<br />
– A = kein<br />
Schmerz<br />
– B = etwas<br />
Schmerz<br />
– C = viel<br />
Schmerz<br />
– A1 = experimenteller<br />
Referenzschmerz<br />
– A½ = Hälfte von A1<br />
– A2 = das Doppelte<br />
von A1<br />
– 0 = kein<br />
Schmerz<br />
–10 = 10%<br />
Schmerz<br />
usw.<br />
Abb. 3 Verschie<strong>de</strong>ne Skalenniveaus [18].<br />
Für die statistischen Berechnungen sollten die <strong>VAS</strong>-Werte als<br />
kontinuierliche Daten analysiert wer<strong>de</strong>n, ohne sie in Gruppen<br />
z.B. entsprechend einer VRS-5 zusammenzufassen [29]. In <strong>de</strong>r<br />
Statistik gilt die Rationalskala als das hçchste Skalenniveau,<br />
also eine Skala mit gleichen Abstän<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n Werten<br />
und einem absoluten Nullpunkt wie „kein Schmerz“ (l " Abb. 3).<br />
Sie hat <strong>de</strong>n Vorteil, etwas über die Grçße <strong>de</strong>s Schmerzes auszusagen<br />
und somit vali<strong>de</strong> Vergleiche zwischen verschie<strong>de</strong>nen<br />
Schmerztypen und Interpretationen von Behandlungswirkungen<br />
zu ermçglichen [34]. Rationalskalen wie die <strong>VAS</strong> kçnnen<br />
eine prozentuale Reduktion <strong>de</strong>s Schmerzes ausdrücken. Price<br />
et al. [35] fan<strong>de</strong>n in ihren Experimenten zur Temperaturempfindung<br />
die Eigenschaft <strong>de</strong>r Rationalskala nur für die <strong>VAS</strong> und<br />
nicht für die NRS. Letztere erlaubt folglich keine prozentuale<br />
Berechnung. Dies steht im Wi<strong>de</strong>rspruch zu Farrar et al. [14],<br />
die auch bei <strong>de</strong>r NRS prozentuale Berechnungen empfehlen.<br />
Hatrick et al. [19] stellten bei <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>-101 häufiger eine Linearität<br />
fest als bei <strong>de</strong>r NRS-11, was bei unterschiedlichen Erkrankungen<br />
variierte.<br />
Schomacher J. Gütekriterien <strong>de</strong>r visuellen… <strong>physioscience</strong> <strong>2008</strong>; 4: 125–133
132<br />
Originalarbeit<br />
Die Eigenschaft <strong>de</strong>r Rationalskala (absoluter Nullpunkt, gleiche<br />
Abstän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Werten) erlauben es, die Werte <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong><br />
mit parametrischen statistischen Tests zu prüfen [31]. Diese prüfen<br />
konkrete Werte wie Varianz o<strong>de</strong>r Mittelwert und setzen eine<br />
Normalverteilung und ein Intervallskalenniveau voraus. Im Gegensatz<br />
zu nicht parametrischen statistischen Tests liefern sie Aussagen<br />
über die Wahrscheinlichkeitsverteilung <strong>de</strong>r untersuchten<br />
Variablen (verän<strong>de</strong>rliche Grçßen). Dexter und Chestnut [9] fan<strong>de</strong>n<br />
in ihrer statistischen Untersuchung, dass t-Test und ANOVA gute<br />
Tests zur statistischen Überprüfung von <strong>VAS</strong>-Werten zwischen 2<br />
bzw. 3 Gruppen sind.<br />
Die statistische Berechnung mit <strong>de</strong>m t-Test liefert Mittelwertvergleiche.<br />
Eine Überlegenheit <strong>de</strong>r Interventions- im Vergleich<br />
zur Kontrollgruppe von durchschnittlich 10 Punkten auf <strong>de</strong>r<br />
<strong>VAS</strong>-101 kann eine große Überlegenheit bei wenigen Proban<strong>de</strong>n<br />
bzw. eine kleine bei vielen Proban<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>uten o<strong>de</strong>r alle<br />
Kombinationen dazwischen [13]. Daher sollte zusätzlich die<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Patienten mit einer klinisch relevanten Verbesserung<br />
angegeben wer<strong>de</strong>n, was <strong>de</strong>m Kliniker eine leichtere Interpretation<br />
ermçglicht [13].<br />
Gemäß Williamson und Hoggart [42] sind die <strong>VAS</strong>-Werte nicht<br />
immer normalverteilt, weshalb dann nicht parametrische Tests<br />
zu benutzen seien. Die Normalverteilung <strong>de</strong>r Daten sollte daher<br />
zuvor z. B. mit <strong>de</strong>m Kolmogorow-Smirnow-Test [21] überprüft<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Schwierigkeit <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> stellt die Übersetzung einer sensorischen<br />
Erfahrung in ein lineares Format dar [3]. Weiter wird die<br />
Bewertung <strong>de</strong>s gegenwärtigen Schmerzes im Vergleich zum abstrakten<br />
maximalen Niveau <strong>de</strong>r Endpunkte als Problem genannt<br />
[4]. Carlsson [4] konnte jedoch keinen Unterschied zwischen<br />
dieser Schwierigkeit und <strong>de</strong>rjenigen feststellen, sich an einen<br />
vergangenen Schmerz als Vergleichsreferenz zu erinnern. Allerdings<br />
war in ihrer Untersuchung die <strong>VAS</strong> von 0 bis 100 mm besser<br />
als eine „vergleichen<strong>de</strong>“ <strong>VAS</strong>, auf <strong>de</strong>r die Schmerzintensität<br />
im Vergleich zum vorigen Schmerz auf einer <strong>VAS</strong> von –100 bis<br />
+ 100 mm einzutragen war [4].<br />
Mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter gestaltet sich das Ausfüllen <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong><br />
schwieriger, sodass die Rate falscher o<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>r Bewertungen<br />
zunimmt [3, 22]. Ogon et al. [32] zeigten, dass weniger die<br />
horizontale o<strong>de</strong>r vertikale Anordnung <strong>de</strong>r Linie als vielmehr die<br />
Komplexität <strong>de</strong>r Fragestellung die Fehlerrate beeinflusst. ¾ltere<br />
Patienten ziehen oft die VRS <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> vor [3].<br />
Probleme <strong>de</strong>r verbalen Ratingskalen sind, dass ein Begriff wie<br />
z.B. mil<strong>de</strong>r Schmerz nicht für je<strong>de</strong>n Patienten das Gleiche be<strong>de</strong>utet<br />
und dass die Intervalle zwischen <strong>de</strong>n Wortkategorien<br />
nicht einen i<strong>de</strong>ntischen Schritt in <strong>de</strong>r Schmerzintensität darstellen<br />
(Ohnhaus und Adler 1975). Der Abstand zwischen keinem<br />
und leichtem Schmerz ist nicht gleich <strong>de</strong>m Abstand zwischen<br />
mäßigen und starken Schmerz. Die VRS gilt daher als<br />
ordinale Skala (l " Abb. 3). Sie erlaubt keine parametrischen<br />
statistischen Analysen (Briggs und Closs 1999).<br />
Diskussion<br />
!<br />
Die meisten <strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>nen Studien zur Validität und Reliabilität<br />
<strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> und an<strong>de</strong>rer Skalen wur<strong>de</strong>n mit Medikamenten<br />
durchgeführt. Viele Autoren beschränken ihre Aussagen auf<br />
ähnliche Erkrankungen, Behandlungen und Patienten wie in ihrer<br />
Studie [14]. Daher scheinen die externe Validität (Übertragbarkeit<br />
<strong>de</strong>r Resultate auf an<strong>de</strong>re Patienten und Situationen)<br />
und somit auch die Übertragbarkeit <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>-Gütekriterien aus<br />
ärztlichen Studien auf physiotherapeutische Interventionen<br />
nicht pauschal gegeben zu sein. Da alle gefun<strong>de</strong>nen Studien<br />
die <strong>VAS</strong> jedoch für die Messung von subjektiven Empfindungen<br />
empfehlen, ist eine Übertragbarkeit <strong>de</strong>r Gütekriterien auf<br />
Schmerzmessungen in <strong>de</strong>r Physiotherapie anzunehmen.<br />
Einige Angaben zeigen Wi<strong>de</strong>rsprüchlichkeiten, wie bei z. B. Price<br />
et al. [35], die eine prozentuale Berechnung <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>-Werte nicht<br />
für mçglich halten, während an<strong>de</strong>re Autoren sie empfehlen [14].<br />
Unterschiedlich sind auch die Aussagen zu einer klinisch relevanten<br />
Reduktion <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong>-Werte. Rowbotham [37] sieht diese<br />
schon ab 0,5 Punkten auf einer <strong>VAS</strong>-10 (bei niedrigen Eingangswerten),<br />
wohingegen An<strong>de</strong>re Werte von über 30 mm [5] o<strong>de</strong>r<br />
33% [14] angeben (bei Eingangswerten über 4/10). Häufig gilt<br />
eine Schmerzreduktion von 10 mm auf einer 100-mm-<strong>VAS</strong> als<br />
klinisch relevant [17].<br />
Kropmans et al. [27] fan<strong>de</strong>n anhand <strong>de</strong>r Daten verschie<strong>de</strong>ner<br />
Studien mit statistischen Instrumenten die kleinste feststellbare<br />
Differenz für Schmerzverän<strong>de</strong>rungen bei temporomandibulären<br />
Patienten 28 mm auf <strong>de</strong>r 0 – 100-mm-<strong>VAS</strong> fest (ohne Angabe <strong>de</strong>r<br />
Eingangswerte). Die Verbesserung sollte immer auch in prozentualen<br />
Werten und mit <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r verbesserten Patienten<br />
angegeben wer<strong>de</strong>n. Es bleibt zu beachten, dass eine statistische<br />
Differenz nicht mit einer klinischen Relevanz gleichzusetzen ist<br />
[27]!<br />
Eine Einschränkung erhält die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit durch die Auswahl<br />
und Auswertung <strong>de</strong>r Literatur. Die Menge <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Datenbanken<br />
gefun<strong>de</strong>nen Arbeiten war zu groß, um alle durchlesen zu<br />
kçnnen. Zu<strong>de</strong>m konnten nur die über die 2 genannten Institutionen<br />
verfügbaren Artikel ausgewertet wer<strong>de</strong>n. Weiter erfolgte die<br />
Informationsauswahl und -darstellung nur durch 1 Person. Daher<br />
kçnnen wichtige Sachverhalte übersehen o<strong>de</strong>r nicht gefun<strong>de</strong>n<br />
wor<strong>de</strong>n sein.<br />
Schlussfolgerungen<br />
!<br />
Die analysierten Studien zeigen, dass die <strong>VAS</strong> ein vali<strong>de</strong>s, reliables<br />
und objektives Messinstrument mit hoher Sensitivität<br />
für Verän<strong>de</strong>rungen zu sein scheint. Die Gütekriterien stammen<br />
vorwiegend aus <strong>de</strong>r Medikamentenforschung. Dennoch spricht<br />
nichts dagegen, die <strong>VAS</strong> in <strong>de</strong>r Physiotherapie anzuwen<strong>de</strong>n.<br />
Die <strong>VAS</strong> liefert ähnliche Werte wie die NRS, die jedoch weniger<br />
sensitiv für Verän<strong>de</strong>rungen ist. ¾ltere und <strong>de</strong>sorientierte<br />
Patienten fin<strong>de</strong>n das Ausfüllen einer VRS häufig einfacher.<br />
Die minimale klinisch relevante Reduktion ist bei geringen Eingangswerten<br />
klein (<strong>VAS</strong>-10: > 0,5 Punkte) und sollte bei Eingangswerten<br />
über 4/10 bei ‡ 2 liegen. Die Verbesserung sollte<br />
in Prozenten ausgedrückt und mit <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r sich verbesserten<br />
Patienten dargestellt wer<strong>de</strong>n. Für die statistische Berechnung<br />
ist die <strong>VAS</strong> als Rationalskala zu betrachten. Sofern<br />
eine Normalverteilung vorliegt, sind parametrische Tests anzuwen<strong>de</strong>n.<br />
Zusätzlich sollte die Anzahl <strong>de</strong>r Patienten mit einer<br />
klinisch relevanten Verbesserung angegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Schomacher J. Gütekriterien <strong>de</strong>r visuellen… <strong>physioscience</strong> <strong>2008</strong>; 4: 125 – 133
Originalarbeit 133<br />
Quintessenz<br />
E Die <strong>VAS</strong> scheint ein vali<strong>de</strong>s, reliables und objektives Messinstrument<br />
mit hoher Sensitivität für Verän<strong>de</strong>rungen zu sein.<br />
E Studien zu <strong>de</strong>n Gütekriterien <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> bei <strong>de</strong>r Anwendung in <strong>de</strong>r<br />
Physiotherapie fehlen bisher.<br />
E Die NRS liefert ähnliche Werte wie die <strong>VAS</strong>, ist jedoch weniger<br />
sensitiv für Verän<strong>de</strong>rungen.<br />
E Verän<strong>de</strong>rungen auf <strong>de</strong>r <strong>VAS</strong> sollten in absoluten Werten, in Prozenten<br />
und mit <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r sich verbesserten Patienten sowie<br />
<strong>de</strong>r klinischen Relevanz <strong>de</strong>r Werteän<strong>de</strong>rung dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
E Die <strong>VAS</strong> ist als Rationalskala zu betrachten und daher für parametrische<br />
Tests geeignet, sofern eine Normalverteilung vorliegt.<br />
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