Hart wie Kameldorn … - Wild und Hund
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AUS ALLER WELT<br />
Was für ein Land: Blauer<br />
Himmel, riesige Reviere,<br />
wilde Natur <strong>und</strong><br />
hohe Berge.<br />
Da macht das<br />
Jagen Spass<br />
Der neugierigen Erdhörnchensippe<br />
entgeht nichts<br />
46<br />
WILD UND HUND 14/2006<br />
Christian Schätze<br />
Anfang Juni – es ist Herbst geworden<br />
in Südwest. Und damit auch empfindlich<br />
kühl. Nur zehn Grad Celsius<br />
zeigt das Thermometer an der Farmhauswand<br />
an. Doch im Osten geht als<br />
roter Ball bereits die Sonne auf. Sie wird<br />
in wenigen St<strong>und</strong>en die Quecksilbersäule<br />
auf über 30 Grad getrieben haben.<br />
Ein paar Webervögel <strong>und</strong> Stare sitzen<br />
jetzt bereits auf dem Rand der Tränke<br />
<strong>und</strong> streiten um den besten Platz. Im riesigen<br />
<strong>Kameldorn</strong>baum, einer Akazienart<br />
mit sehr hartem Holz <strong>und</strong> langen Dornen,<br />
haben sich einige etwa elsterngroße<br />
Graulärmvögel, auch „Go-aways“ genannt,<br />
eingef<strong>und</strong>en. Ihr krächzender<br />
Ruf, der tatsächlich <strong>wie</strong> „go-away“ klingt,<br />
brachte ihnen den Namen ein. Er soll alle<br />
Tiere des Buschlands vor Jägern warnen,<br />
heißt es. Auch heute Morgen geben sie ihr<br />
Bestes, obwohl es hier niemanden zu<br />
warnen gibt. Selbst die aufmerksamen<br />
Erdhörnchen, die tagsüber mit viel Passion<br />
den Farmhausgarten in ein Kraterfeld<br />
umwandeln <strong>und</strong> meterlange unterirdische<br />
Röhrensysteme anlegen, nehmen<br />
die grauen Störenfriede nicht so wichtig.<br />
Sie stehen <strong>wie</strong> die Zinnsoldaten in der<br />
Morgensonne <strong>und</strong> lassen sich die wärmenden<br />
Sonnenstrahlen auf den hübschen<br />
graubraunen Balg scheinen.<br />
Schnell sind ein paar Sandwich geschmiert,<br />
die Trinkflaschen mit Wasser<br />
<strong>und</strong> Mineraltabletten gefüllt. Kamera,<br />
Fernglas <strong>und</strong> Büchse komplettieren die<br />
Ausrüstung. „Los, geht’s. Bethuel hat bereits<br />
den Pickup vorgefahren“, ruft Führer<br />
Alexander. Schon stehen wir in unsere<br />
dicken Jacken gehüllt auf der Ladefläche.<br />
Auf der weichen tiefen Sandpad<br />
geht es in Richtung Erongogebirge. Am<br />
Fuß des beeindruckenden über 2 000<br />
Meter hohen Massivs soll heute auf Kudu<br />
gejagt werden, denn es ist Brunft. Doch<br />
auch wenn wir auf einen starken Springbock,<br />
Oryxbullen oder Bergzebrahengst<br />
treffen sollten, würde ich nicht nein<br />
sagen.<br />
Langsam wühlt sich der Geländewagen<br />
durch den feinen Sand. Vorbei an<br />
den Hütten der schwarzen Ziegenhirten,<br />
vorbei an dem großen, laut quietschen-<br />
den Windrad <strong>und</strong> vorbei an den Tränken<br />
des Viehs, an denen sich um diese Zeit im-<br />
FOTO: BURKHARD FISCHER