Wirtschaftsfaktor Tourismus - IHK Fulda
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<strong>Wirtschaftsfaktor</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
zeigt der unlängst von Landrat Woide ins Leben gerufene Masterplan<br />
Wasserkuppe. Wir haben jährlich bis zu 800.000 Tagesbesucher, bis<br />
zu drei Millionen könnten es sein.<br />
Für den Flugsport würde das bedeuten: Die in den 1940er und 60er<br />
Jahren an den West- und Nordhängen der Wasserkuppe aufgeforsteten<br />
Fichtenwälder, die an die langweiligen Monokulturen im Thüringer<br />
Wald erinnern, sollten wieder zurückgebaut werden. Die ortsfremden<br />
Gehölze haben zur Übersäuerung des Bodens geführt.<br />
Dadurch gingen sowohl der Biotop-Charakter der einzigartigen<br />
Borstgraswiesen als auch die bedeutenden fl ugsportlichen Möglichkeiten<br />
der Wasserkuppe verloren. Der geologische Wanderpfad an der<br />
Wasserkuppe war beispielsweise noch vor wenigen Jahren ein sensationeller<br />
Wanderweg mit zahlreichen Startplätzen. Heute ist er längst<br />
zugewuchert. Lediglich im Südtal mit dem <strong>Fulda</strong>quellgebiet blieb das<br />
Landschaftsbild weitestgehend erhalten. Abbildungen aus den Zeiten<br />
zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg zeigen, wie die Wasserkuppe<br />
mit weiten Wiesenfl ächen aussehen sollte.<br />
Politisch fördernswert ist aus meiner Sicht auch der Skitourismus. Hier<br />
bedarf es einer professionellen Beschneiung. Für das Klima der kommenden<br />
20 Jahre wäre das auch laut NAO-Index* wirtschaftlich sinnvoll.<br />
Der Gipfellauf, der ehemals umzäunt war, sollte für Lenkdrachen<br />
bis 30 Meter Seillänge zugelassen werden. Täglich fragen Familien an,<br />
wo sie Drachen steigen lassen dürfen. Diese Form des Flugsports würde<br />
gut zum Thema „Berg der Flieger“ passen.<br />
In der Gleitschirmschule hoffen wir, unsere Zahlen der vergangenen<br />
Jahre halten zu können. An den fl iegbaren Wochenenden sind die<br />
Hänge der Wasserkuppe zu 100 Prozent ausgelastet.“<br />
Andreas Schubert ist Inhaber der Papillon Rhöner Drachen- und<br />
Gleitschirm-Flugschulen Wasserkuppe GmbH sowie der Hotels Peterchens<br />
Mondfahrt und Deutscher Flieger.<br />
Sich bewegen, um attraktiv zu bleiben____________<br />
Wolfram Killer: „Meiner Einschätzung nach wird in der Gastronomie<br />
und Hotellerie in den nächsten zehn Jahren nicht sehr viel passieren.<br />
Der Trend zu Kurzreisen wird anhalten. Wir haben noch nie so viele<br />
Reisen in diesem Bereich verkauft wie 2009. Für unsere Branche<br />
bedeutet das, attraktiv zu bleiben und sich selbst kritisch, vielleicht<br />
auch mit Hilfe eines Beraters zu betrachten und sich zu bewegen.<br />
Konkret: Stimmen Angebot, Ambiente und Mitarbeiter? Nicht alle Probleme<br />
wie beim Nichtrauchergesetz kommen von außen. Wer auf dem<br />
heutigen Niveau verharrt, wird an dem einen oder anderen Standort<br />
Probleme bekommen. Wir können uns nur noch, und das wird in zehn<br />
Jahren noch stärker zutreffen, durch zwei Dinge unterscheiden – durch<br />
Mitarbeiter und Qualität. Jeder kann Spargel auf die Karte setzen, ob<br />
er auch schmeckt, ist eine ganz andere Frage. Mitarbeiterauswahl, –<br />
schulung und -weiterbildung müssen einen viel höheren Stellenwert<br />
bekommen. Nur mit Studenten zu arbeiten, die ein paar Euro verdienen<br />
wollen, funktioniert nicht.<br />
Die touristische Attraktivität muss noch weiter ausgebaut werden.<br />
In zehn Jahren sollten überall Schilder auf die Tagungs- und Kongressstadt<br />
<strong>Fulda</strong> hinweisen. Die Arbeit des <strong>Tourismus</strong>- und Kongressmanagements,<br />
die in den vergangenen Jahren deutlich gewonnen<br />
* Laut NAO Index - NAO steht für Nordatlantische Oszillation - wirkt in Mitteleuropa eine natürliche periodische Schwingung<br />
zwischen Azorenhoch und Islandtief in den kommenden 20 Jahren deutlich stärker als der von Menschen herbeigeführte<br />
Klimawandel. Es wird daher ein markant kontinentaler Witterungsverlauf erwartet. In der Folge werden für die Hochlagen der<br />
Rhön in dieser Zeit strenge und schneereiche Winter sowie kurze und heiße Sommer erwartet.<br />
8 Wirtschaft Region <strong>Fulda</strong> 06/2010<br />
hat, ist noch besser geworden. Vermarktet wird nicht nur der Barock,<br />
sondern ganz selbstverständlich auch die Zentralität und die Angebote<br />
der Rhön. Die Stadt lockt weitere Magneten wie die Messe Rett-<br />
Mobil an. Die Hotels sind in dieser Zeit ausgebucht. Auch von den<br />
Domplatzkonzerten profi tieren unsere Branche und der Handel. Die<br />
Stadt ist dann einfach lebendig. Die Öffnungszeiten des Einzelhandels<br />
sind nicht erst in zehn Jahren attraktiv zu gestalten. Der<br />
Gemeinschaftssinn hat bis 2020 zugenommen. Alle haben erkannt,<br />
wie wichtig es ist, zusammenzuhalten, das Ganze im Blick zu haben<br />
und nicht nur den eigenen Vorteil zu sehen.<br />
Keine Frage, das Esperanto ist eine echte Bereicherung für <strong>Fulda</strong> und<br />
hat die Stadt als Tagungsstandort gestärkt. Die Sieben Welten passen<br />
gut in dieses Gesamtbild und werden nicht nur bundes-, sondern<br />
europaweit durch eine Strahlwirkung Gäste anziehen. Die Sieben<br />
Welten wollen allen Beherbergungsbetrieben kostengünstige Eintrittstickets<br />
zur Verfügung stellen. Davon profi tieren alle. Ich bin<br />
gespannt auf die nächsten zehn Jahre.“<br />
Wolfram Killer ist Direktor des Holiday Inn in <strong>Fulda</strong> und Vorsitzender<br />
des Hotel- und Gaststättenverbandes <strong>Fulda</strong>.<br />
Ideen sofort umsetzen__________________________<br />
Dieter Kehl: „Zehn Jahre hört sich zunächst sehr lang an, ist aber, wie<br />
wir wissen, nur eine kurze Zeit. Die Ideen, die wir heute im Kopf haben,<br />
müssen wir am besten schon morgen und nicht erst übermorgen umsetzen.<br />
Programme, die in fünf Jahren greifen und in sieben zum Erfolg<br />
führen, können wir uns eigentlich nicht leisten. Der Gast im Landtourismus<br />
ist mittlerweile wesentlich anspruchsvoller als noch vor einigen<br />
Jahren und längst nicht mehr mit einem Spaziergang über den Bauernhof<br />
und einem Glas frische Milch zufrieden. Heute, und in Zukunft<br />
noch stärker, wird ein Rundum-Sorglos-Paket erwartet, sprich herzlicher<br />
Service, gute Qualität in allen Bereichen und ein anspruchsvolles<br />
Urlaubsprogramm. Wir vom Rhöner Charme wollen den gedeckten<br />
Tisch bieten und unsere Gäste damit auch wieder länger binden. Wo<br />
früher Gruppen mit 50 Gästen angemeldet wurden, sind es heute nicht<br />
selten nur noch 30 bis 35. Die Aufenthaltsdauer hat sich von sechs bis<br />
sieben Tage auf drei bis vier verringert.<br />
Das Land der offenen Fernen ist für einen Kurztrip viel zu schade. Um<br />
Stammkunden zu binden und neue Gäste zu fi nden, müssen wir auf<br />
Angebote setzen, die nicht so leicht zu kopieren sind. Beispiele dafür<br />
sind eine historische Schlenderweinprobe in Tann, Führungen mit<br />
Schäfer Weckbach in der Hochrhön, inklusive spannender Geschichten<br />
und frischer Lammbratwürstchen in seiner Scheune. Solche Angebote,<br />
wie auch die Rhön als das Land der offenen Fernen mit seinen touristischen<br />
Highlights, sind unverwechselbar. Nach wie vor muss der<br />
Bekanntheitsgrad der Rhön gesteigert und die Region als Ganzes vermarktet<br />
werden. Es wird bereits vieles getan und für mich ist es manchmal<br />
selbst ein Rätsel, warum dieser Prozess so langsam vorangeht.<br />
Anscheinend braucht es doch längere Zeit, um die Rhön nachhaltig in<br />
den Köpfen zu verankern. Unsere Häuser haben sich zum Teil sehr gut<br />
entwickelt.<br />
In Zukunft wird Zertifi zierung sicher noch einen höheren Stellenwert<br />
bekommen. Auch das Internet ist nicht mehr wegzudenken. Hier müssen<br />
die Angebote stimmen. Mit diesem Thema müssen sich die Gastronomen<br />
noch stärker beschäftigen, denn auch im World Wide Web<br />
erwartet der Gast nach drei Klicks den gedeckten Tisch. Wenn wir es