gute besserung! 01/15
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18 Kreuzfahrt-Spezial<br />
Kreuzfahrt-Spezial 19<br />
Drittes Terminal ab Juni 2<strong>01</strong>5<br />
Kreuzfahrten ab Hamburg haben in den letzten Jahren rasant an Bedeutung<br />
gewonnen. In 2<strong>01</strong>5 wird die Hansestadt weit mehr als 100 Schiffsanläufe registrieren<br />
– von Reedereien wie AIDA, Costa, Cunard (u. a. „Queen Mary 2“), Hapag<br />
Lloyd (u. a. „MS Europa“), Plantours („MS Hamburg“), Phoenix (u. a. „MS Albatros“)<br />
und TUI Cruises („Mein Schiff“-Flotte). Zurzeit werden die meisten am<br />
HafenCity Kreuzfahrtterminal unweit der historischen Speicherstadt am Großen<br />
Grasbrook-Chicagokai abgewickelt. Ein zweites Terminal gibt es in Altona und<br />
einen Liegeplatz an den St. Pauli-Landungsbrücken. Für Juni 2<strong>01</strong>5 ist ein drittes<br />
Terminal geplant: am Kronprinzkai, zwei Hafenbecken hinter Blohm + Voss.<br />
Auch im Hafen<br />
herrscht Hochbetrieb<br />
Legt ein Kreuzfahrtschiff nach großer Fahrt am Hamburger Hafen an,<br />
gibt es für die Crew kaum Zeit zum Ausruhen. Allein das Verladen<br />
des Proviants ist eine Herkulesaufgabe, denn das Angebot an Bord<br />
übersteigt jegliche Vorstellungskraft.<br />
VON RÜDIGER STETTINSKI<br />
Kaum hat das Schiff festgemacht,<br />
beginnt das Beladen. Die Zeit ist knapp.<br />
Ohne die Infrastruktur am Hamburger<br />
Hafen wäre das stramme Programm<br />
nicht zu schaffen.<br />
Alle helfen. Ein eingespieltes Team<br />
verstaut die Ware unter Deck.<br />
Ob Veuve Clicquot, Dom Pérignon oder<br />
Roederer Cristal: Die prickelnden Bläschen<br />
im Gläschen sind an Bord ein Muss.<br />
Nachdem die Gäste verabschiedet<br />
sind, bleiben meist nur wenige<br />
Stunden, um das ganze<br />
Schiff einmal von Grund auf zu reinigen<br />
und die Vorratskammern wieder<br />
aufzufüllen, bis die neuen Passagiere<br />
an Bord kommen. Außerdem finden<br />
auf etlichen Ozeanriesen parallel<br />
Schiffsbesichtigungen und Veranstaltungen<br />
statt. Ein straffes Programm<br />
und ein Wettlauf gegen die Zeit.<br />
Beispiel „MS Europa 2“ (maximal<br />
500 Gäste; 5-Sterne-plus, Länge: 225 m,<br />
Breite: 27 m, 251 Suiten, 7 Passagierdecks):<br />
Dafür, dass am Kai alles nach Plan<br />
läuft, ist der Hotel Inventory Controller,<br />
kurz HIC, verantwortlich. Er ist sozusagen<br />
der Herrscher über 20.000 Artikel,<br />
die größtenteils per Container von Lkw<br />
angeliefert werden und auf rund 800<br />
Quadratmetern in den Unterdecks zu<br />
verstauen sind – ohne bei sensiblen<br />
Lebensmitteln die Kühlkette zu unterbrechen.<br />
Die Produktpalette entspricht<br />
der eines mittleren Supermarktes sowie<br />
eines kleineren Feinkostladens.<br />
Wildkaviar kommt in den „Tresor“<br />
Im Durchschnitt verschwinden rund<br />
170 Tonnen im Bauch des Schiffs, etwa:<br />
zehn Tonnen Fleisch, eine Tonne Butter,<br />
5.300 Liter Milch, drei Tonnen Mehl,<br />
4.000 Rollen Toilettenpapier, 2.200 Liter<br />
Eiscreme, 6.000 Flaschen Wein, 4.200<br />
Liter Bier, 2.500 Flaschen Champagner<br />
und Sekt – und eine Tonne spezieller<br />
Reis für die philippinischen Crewmitglieder.<br />
Alle zwei bis drei Wochen<br />
Wirtschaftsfaktor Kreuzfahrt<br />
Die Handelskammer Hamburg hat<br />
errechnet, dass der Kreuzfahrttourismus<br />
pro Jahr etwa 300 Millionen<br />
Euro in die Hansestadt pumpt.<br />
2<strong>01</strong>4 brachten die Schiffe etwa<br />
600.000 geldausgebende Besucher<br />
in die Metropole. Dieses Jahr dürften<br />
es noch mehr werden. Vorteil für<br />
Hamburg: Die meisten Ozeanriesen<br />
beginnen oder beenden ihre Tour<br />
hier, und die Reisenden verbringen<br />
deshalb oft einige Tage in der Stadt.<br />
Der größte Koloss, die „Oasis of<br />
the Seas“, bietet sage und schreibe<br />
5.400 Passagieren Platz.<br />
muss zudem neue Frischware gebunkert<br />
werden, etwa <strong>15</strong> Tonnen an Obst<br />
und Gemüse und rund <strong>15</strong>.000 Eier. Das<br />
wird entweder lokal eingekauft oder<br />
es kommt mit dem Flieger, zusammen<br />
mit den Blumen aus Holland. Die rund<br />
1.200 Austern und 300 Hummer, die<br />
alle zwei Wochen angeliefert werden,<br />
liegen in Styroporkisten auf feuchtem<br />
Zeitungspapier und Seetang wohl gebettet.<br />
So sind sie <strong>gute</strong> vier Tage transportierbar.<br />
Deshalb muss gerade dafür<br />
der Transportweg genau berechnet<br />
sein. Das Allerheiligste verbirgt sich in<br />
der Vorratshalle hinter einer dicken Tür,<br />
zu der nur der HIC, der Hotel-Manager<br />
und der Kapitän den Schlüssel haben:<br />
rund 70 Kilogramm Wildkaviar im Wert<br />
von mehr als 140.000 Euro. Pro Reise<br />
werden davon etwa <strong>15</strong> Kilogramm verspeist,<br />
allein am Galaabend etwa sieben<br />
Kilo und täglich fliegen im Durchschnitt<br />
die Korken von 64 Flaschen<br />
edlem Champagner.<br />
Nach dem „Storing“ ist vor<br />
dem „Storing“<br />
Zu Beginn jeder Reise bekommt der<br />
HIC zudem eine Liste von allen Abteilungsleitern<br />
mit den Sonderwünschen<br />
der Gäste. Manche sind Allergiker, einige<br />
essen nur glutenfrei, ein anderer<br />
verträgt kein Salz, andere trinken nur<br />
eine ganz bestimmte Sorte Mineralwasser<br />
oder können auf ihr morgendliches<br />
Müsli aus dem Reformhaus nicht verzichten.<br />
Darauf muss man reagieren.<br />
„Wir versuchen, alles möglich zu machen“,<br />
sagt Stefan Femerling von der<br />
Hamburger Firma Sea Chefs, die für<br />
Einkauf und Kontrolle der Waren zuständig<br />
ist. „Meistens gelingt es uns.“<br />
Auch auf den lokalen Märkten müssen<br />
schon mal frische Lebensmittel besorgt<br />
werden. Der Aufwand ist enorm. Und<br />
die Anspannung des gesamten Teams<br />
löst sich erst, wenn der HIC seine Meldung<br />
macht: „Kapitän! Alles ist verladen,<br />
die Tür ist zu!“<br />
Doch lange währt die Verschnaufpause<br />
nicht. Hat das Schiff abgelegt,<br />
um die Reise fortzusetzen, wird schon<br />
die nächste große Beladung (Fachwort:<br />
Heavy Storing) organisiert.<br />
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auf Seite 20!<br />
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