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Mühlviertelpur

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PAULIMARKT | Mühlviertel Magazin<br />

2<br />

3<br />

In krassem Gegensatz steht (2) der mächtige Jacquard-Webstuhl von Leitern Leinen zu (3) den filigranen Blaudruck-Modeln von Blaudruck Wagner.<br />

1<br />

Immer schon verkaufsfördernd, weil stimmungshebend: Musik auf Märkten!<br />

Einkaufen und feiern<br />

„Schlenkertage“ wurde diese Zeit<br />

ker Wagner. Dabei war der Winter um<br />

diese Zeit noch längst nicht um. „Pau-<br />

viertler Textilerzeuger. Einen Weber<br />

wie Leitner Leinen aus Ulrichsberg<br />

rund um den 2. Februar auch ge-<br />

li Bekehrung, der Winter halbs hinum,<br />

darf man natürlich auf dem viel be-<br />

Vom historischen Markt<br />

zum modernen Marketing<br />

nannt. Was so viel wie „Urlaubszeit“<br />

bedeutet. Denn um Mariä Lichtmess,<br />

2. Februar, war der Landbevölkerung<br />

eher zum Einkaufen und Feiern<br />

denn zum Arbeiten zumute. Die<br />

halbs herum“, sagten die Bauern im<br />

Wissen, dass im Mühlviertler Februar<br />

noch mindestens so viel Schnee fallen<br />

kann, wie in Dezember und Jänner<br />

zusammen.<br />

suchten Webermarkt in Haslach<br />

nicht missen. Kunsthandwerksmärkte<br />

wie dieser haben im Mühlviertel<br />

die Nachfolge des Paulimarktes angetreten.<br />

Obwohl Leitner Leinen heu-<br />

Dienstboten erhielten an diesem Tag<br />

Vielleicht war es die Kälte, vielleicht<br />

te kostbare Jaquardstoffe in alle Welt<br />

Mit dem historisch bedeutsamen Paulimarkt in Freistadt gab es schon vor mehr als 500<br />

Jahren so etwas wie einen internationalen Warenverkehr. Auch heute bieten Mühlviertler<br />

Produzenten ihre Waren noch an Märkten feil – aber nicht nur dort!<br />

TEXT Christa Oberfichtner<br />

ihren Jahreslohn und vielfach wurde<br />

danach der Arbeitsplatz gewechselt.<br />

„Pauli bekehr di! Nimm’s Pinkerl und<br />

scher di!“ lautete damals ein Sprichwort.<br />

die geregelteren Arbeitszeiten in den<br />

modernen Büros und Fabriken, die<br />

dem Paulimarkt zusetzten, sodass er<br />

schließlich immer mehr schrumpfte<br />

und dann ganz verschwand. Heute<br />

liefert und sich die Designer um die<br />

wertvollen Stoffe anstellen, hat das<br />

Unternehmen alljährlich sein Standl<br />

auf dem Markt. Einheimische wie<br />

Gäste nutzen gerne die Gelegenheit,<br />

pflegt Freistadt seinen sehr lebendi-<br />

auch auf günstigere Reststücke oder<br />

in Joch – das sind immer-<br />

Autos auf Parkplätzen herumstan-<br />

Hohenfurth, aus Gmünd und Weit-<br />

Die Leute hatten also etwas Geld in<br />

gen Genussmarkt – von Mai bis Ok-<br />

Muster der vergangenen Saison zu-<br />

hin fast 6000 Quadratme-<br />

den. Und dennoch beschreiben His-<br />

ra und aus dem ganzen Mühlviertel“.<br />

der Hand, das sie am Paulimarkt in<br />

tober jeweils am Freitag Nachmittag.<br />

greifen zu können.<br />

ter – misst der Stadtplatz von<br />

toriker ein dichtes Gedränge an den<br />

Eine andere Quelle, die Wochenzei-<br />

Kleider, Geschirr oder auch Taschen-<br />

Die Versorgung mit Kleidung und an-<br />

Freistadt. Was für eine große Fläche<br />

traditionellen Markttagen. Das größ-<br />

tung „Der Mühlviertler“ weiß sogar<br />

feitel und türkischen Honig umsetz-<br />

deren nützlichen Dingen aber haben<br />

Schöne Meterware so wie auch fer-<br />

für die Händler und Marktfieranten!<br />

te Ereignis – bis in die 1960er Jahre<br />

von Lastwagen aus Italien und aus<br />

ten. „Die Händler bei ihren Buden und<br />

Einkaufszentren am Stadtrand über-<br />

tig genähte Tischwäsche oder Ge-<br />

Die Dimension wird einem erst so<br />

– war der Paulimarkt. Mitten im Win-<br />

Polen, aus Belgien und aus Ungarn,<br />

Ständen vertraten sich die froststar-<br />

nommen.<br />

schirrtücher bietet der für seine<br />

richtig bewusst wenn man bedenkt,<br />

dass zur Zeit der Babenberger, die<br />

ter, wenn es am kältesten war und<br />

der Schnee knirschte, so beschreibt<br />

die Waren zum Paulimarkt nach Freistadt<br />

brachten. Für sie zahlte sich die<br />

ren Füße in riesigen Strohüberschuhen,<br />

denn warme Pelzstiefel wie heute<br />

Kunsthandwerk & Schmankerl<br />

umweltfreundliche Produktion bekannte<br />

Leinenweber Vieböck auf den<br />

Freistadt das „Stapelrecht“ (Markt-<br />

der Heimatforscher Karl A. Wagner,<br />

weite Reise schon aus, immerhin dau-<br />

konnten sich höchstens die ‚oberen‘<br />

Eine Ahnung vom „Marktfahren“ ha-<br />

Märkten an. Der Webermarkt im be-<br />

recht) verliehen haben, noch keine<br />

kamen die Händler „aus Kaplitz und<br />

erte der Paulimarkt vier Wochen lang.<br />

Stände leisten“, erzählt der Histori-<br />

ben heute am ehesten noch die Mühl-<br />

nachbarten Haslach ist für den Hel-<br />

38<br />

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