Zeitschrift Heft 05/08
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„Der Neubau eines Regenüberlaufbauwerks wurde erforderlich,<br />
um zwei alte Regenüberlaufbauwerke außer Betrieb nehmen<br />
zu können, die nicht mehr den allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik entsprechen“, beschreibt Projektleiter<br />
Dipl.-Ing. Paul Beierle, Stadtentwässerung Hagen – SEH<br />
(AöR), den Anlass für die Tiefbauarbeiten im Hagener Innenstadtbereich.<br />
Dabei müssen die Zu- und Ablaufleitungen des<br />
geplanten Bauwerks an die neuen hydraulischen Gegebenheiten<br />
angepasst werden.<br />
„Im Zuge der Gesamtbaumaßnahme wird in der Bachstraße<br />
zwischen Lange Straße und Buscheystraße der vorhandene<br />
Steinzeugkanal mit Nennweiten von DN 200 bis DN 300<br />
mm auf einer Länge von rund 170 m gegen einen Kanal aus<br />
Stahlbeton in den Nennweiten 700 mm bzw. 800 mm ausgetauscht“,<br />
so Beierle weiter. Im Fortlauf der Bachstraße zwischen<br />
Lange Straße und Augustastraße wird der vorhandene<br />
Mischwasserkanal DN 900 mm und das Bachprofil 880/1100<br />
aus Stahlbeton auf einer Länge von rund 34 m durch Stahlbetonprofile<br />
in den Nennweiten DN 1600 mm bzw. DN 1200 mm<br />
ersetzt. „Das neue Regenüberlaufbauwerk liegt im Einmündungsbereich<br />
der Bismarckstraße“ ergänzt Abteilungsleiter<br />
Dipl.-Ing. Michael Greive, Stadtentwässerung Hagen – SEH<br />
(AöR). „Auch hier wird die vorhandene Mischwasserkanalisation<br />
auf einer Länge von rd. 215 m durch PE-Rohre in den<br />
Nennweiten 500 mm und 400 mm ausgetauscht.“<br />
Zur Anpassung an die erhöhten Schmutzwassermengen aus<br />
dem neuen Regenüberlaufbauwerk ist außerdem noch eine<br />
Anpassung von zwei Schachtbauwerken durchzuführen.<br />
Nach der Fertigstellung der Baumaßnahme wird damit erheblich<br />
mehr Abwasser zur Kläranlage in Hagen-Vorhalle weitergeleitet.<br />
Auf diese Weise erfolgt nach Aussage von Beierle<br />
eine deutliche Reduzierung der Gewässerbelastung.<br />
In FBS-Qualität gefertigt<br />
Für den Bau des Regenüberlaufs kamen sieben Stahlbetonprofile<br />
mit Rechteckquerschnitt zum Einsatz. Die 4,85 m breiten<br />
und 3,70 m hohen Bauteile sind im Mittel 2,70 m lang und<br />
wurden bei Westrohr Betonwerke in Münster gefertigt. Westrohr-Rechteckprofile<br />
unterliegen der ständigen Überwachung<br />
durch den Güteschutz Beton, Nordrhein-Westfalen. Grundlage<br />
für die Ausführungen, Anforderungen und Prüfungen ist<br />
die FBS-Qualitätsrichtlinie Teil 1–3 und die erhöhten Anforderungen<br />
der Stadtentwässerung Hagen.<br />
Hierin sind die technischen Anforderungen und besonderen<br />
Qualitätsanforderungen festgelegt, die von den Allgemeinen<br />
Technischen Vertragsbedingungen (ATV) der VOB/C, den relevanten<br />
DIN-Normen und sonstigen vertraglichen Bestimmungen<br />
abweichen bzw. sie ergänzen, wie zum Beispiel eine<br />
geforderte maximale Rissbreite von wk = 0,15 mm.<br />
Dichtung nachträglich aktiviert<br />
Die Rechteckprofile, deren Wandstärke 30 cm beträgt, sind<br />
mit aktivierbaren, druckwasserdichten Verbindungen ausgestattet.<br />
Eine Technologie, die bei Westrohr entwickelt worden<br />
ist. Die Rechteckprofile sind werkseitig mit einer Lippengleitringdichtung<br />
und einem aktivierbaren Dichtring aus hochwer-<br />
tigen Elastomeren ausgestattet. Auf der Baustelle wird dieser<br />
aktivierbare Dichtring nach dem Zusammenfügen der Profile<br />
vollständig mit PUMaterial dauerelastisch ausgefüllt. „Fehler<br />
und Beschädigungen, die zu Bauverzögerungen oder gar<br />
Undichtigkeiten führen könnten, sind damit praktisch ausgeschlossen“,<br />
erklärt Dipl.-Ing. Harald Mowe, Vertrieb Westrohr<br />
Betonwerk Münster GmbH & Co. KG. Weitere Vorteile:<br />
Die Rahmenverbindung hält mindestens bis zu einem Druck<br />
von 1,0 bar, gemäß der FBSQualitätsrichtlinie, Teil 1–3, dicht.<br />
Selbst gegen drückendes Wasser von außen oder gegen erhöhten<br />
Innendruck.<br />
Jede Menge Extras<br />
Darüber hinaus erhalten die Bauteile des Regenüberlaufbauwerks<br />
weitere bautechnische Zusatzausstattungen. Hierzu<br />
zählt eine 10 m lange fugenübergreifende Überlaufschwelle<br />
und eine Trennwand, die in die Rahmen integriert wurden.<br />
Der erste und der letzte Rahmen wurden zudem mit einer<br />
Stirnwand mit Anschlussmuffen für FBS-Stahlbetonrohre von<br />
der Firma Berding bestückt. Zwei Bauteile wurden jeweils<br />
mit einem so genannten MIDSchacht versehen. Hierbei waren<br />
nicht nur die Anforderungen an eine druckwasserdichte<br />
Verbindung zu berücksichtigen, sondern auch die Anforderungen<br />
an eine gasdichte Verbindung zu erfüllen. Eine Lösung<br />
für diese nicht alltäglichen Leistungsmerkmale fanden die<br />
Baupartner gemeinsam: Die Verbindung der Rahmen wurde<br />
mit einer so genannten Vergusstasche für einen quellfähigen<br />
Mörtel ausgestattet, die beidseitig mit Injektionsschläuchen<br />
abgedichtet wird. Zusätzlich wird beidseitig eine aus dem<br />
Tankstellenbau bekannte Polysulfid-Dichtung eingebaut.<br />
Millimeterarbeit beim Einheben<br />
Auch der Einbau der Schwergewichte vor Ort klappte reibungslos<br />
– trotz der beengten Platzverhältnisse im Bereich<br />
der Baugrube, die vor allem durch die enge Wohnbebauung<br />
bestimmt wird. Nicht zuletzt aufgrund dieser Rahmenbedingungen<br />
hatte sich das ausführende Unternehmen bei der Sicherung<br />
der Baugrube für ein Gleitschienen-Verbausystem<br />
entschieden. Hierbei kam ein gestufter Linearverbau zum<br />
Einsatz, dessen einzelne Bauteile – Verbauplatten, Linearverbauträger<br />
und Laufwagen – unabhängig voneinander bewegt<br />
werden können. Eine wichtige Vorraussetzung für Dipl.-Ing.<br />
Stephan Errenst, der die Anordnung und Größe der Verbaumodule<br />
im Vorfeld der Baumaßnahme auf die verschiedenen<br />
Einbausituationen angepasst hat. Eine wichtige Vorraussetzung,<br />
damit die enorm großen Stahlbeton-Fertigteile reibungslos<br />
eingefädelt werden konnten. „Ein Vorteil des Linearverbaus<br />
besteht darin, dass die Laufwagen in bestimmten<br />
Bauphasen so weit in die Höhe gezogen werden konnten,<br />
dass die 4,85 m breiten, 3,70 m hohen und 2,70 m langen<br />
Bauteile problemlos unter dem Verbau eingefädelt werden<br />
konnten“, erklärt Errenst.<br />
Aufgrund des bisherigen Baufortschritts sind die Beteiligten<br />
zuversichtlich, dass die Tiefbaumaßnahme in der Hagener<br />
Bachstraße wie geplant im Mai dieses Jahres abgeschlossen<br />
werden kann.<br />
342 Kommunalwirtschaft <strong>05</strong>/20<strong>08</strong>