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Der_Aufklaerer_ Juergen_Habermas

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Europa und die<br />

neue Deutsche Frage<br />

Ein Gespräch mit Jürgen <strong>Habermas</strong>, Joschka Fischer,<br />

Henrik Enderlein und Christian Calliess<br />

Spätestens seit der Schuldenkrise Griechenlands und der anschließenden Eurokrise steht das<br />

Projekt der Europäischen Union am Scheideweg. Gleichzeitig scheinen der Bundesregierung<br />

und speziell der Bundeskanzlerin sowohl der politische Mut als auch die politische Überzeugung<br />

zu fehlen, die einstige Rolle der Bundesrepublik als Lokomotive der Europäischen Einigung<br />

wieder aufzunehmen. Vor diesem Hintergrund veranstalteten der European Council on Foreign<br />

Relations (ECFR) und die Stiftung Mercator am 6. April in Berlin eine Podiumsdiskussion zum<br />

Thema „Europa und die Wiederentdeckung des deutschen Nationalstaats“. In seinem einleitenden<br />

Vortrag legt „Blätter“-Mitherausgeber Jürgen <strong>Habermas</strong> seine Kritik an der vorgesehenen<br />

intergouvernementalen Regelung des jüngsten „Pakts für Europa“ und an der Renationalisierung<br />

der deutschen EU-Politik dar (vgl. die Kernpunkte seiner Kritik am „Pakt für Europa“<br />

im Anschluss an das Gespräch; der gesamte Vortrag, der am 7. April in der „Süddeutschen<br />

Zeitung“ veröffentlicht wurde, kann unter www.blaetter.de nachgelesen werden). Anschließend<br />

beleuchten und diskutieren mit Jürgen <strong>Habermas</strong> Ex-Außenminister Joschka Fischer,<br />

der Ökomom Henrik Enderlein von der Hertie School of Governance und der Europarechtler<br />

Christian Callies von der Freien Universität Berlin die politischen, wirtschaftlichen und juristischen<br />

Kernprobleme der gegenwärtigen Krise. Die Moderation der Debatte, die wir hier exklusiv<br />

präsentieren, hatte Ulrike Guérot. – D. Red.<br />

Ulrike Guérot: Herr Fischer, um direkt mit dem Kerngedanken von Herrn<br />

<strong>Habermas</strong> zu beginnen: Ist es wahr, dass Deutschland wieder einen unverhohleneren<br />

Führungsanspruch in einem immer deutscher geprägten Europa<br />

verfolgt? Ist das der Trend der Zeit, erleben wir also gegenwärtig eine Renationalisierung<br />

Deutschlands zu Lasten Europas?<br />

Was not tut: Die Vereinigten Staaten von Europa<br />

Joschka Fischer: Dem Befund von Jürgen <strong>Habermas</strong> kann man schon deshalb<br />

nicht widersprechen, weil schlicht und einfach die Fakten diesen Befund<br />

bestätigen. Aber diese Renationalisierung ist nicht Ausdruck einer bewussten<br />

Entscheidung im Sinne einer strategischen Kehrtwende – also in dem Sinne,<br />

dass Deutschland am 9. November 1989 die große Kehrtwende zurück zum<br />

Nationalstaat vollzogen hätte –, sondern mein Eindruck ist, übrigens schon<br />

Blätter für deutsche und internationale Politik 5/2011

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