Neue Szene Augsburg 2015-04
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info und Veranstaltungskalender unter www.neue-szene.de
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31<br />
»Auflehnung ist das<br />
heiligste aller Rechte«<br />
inzwischen soviel darüber berichtet, die Bürger sind<br />
ja nicht doof. Aber jetzt wird versucht, das Bürgerbegehren<br />
abzuschießen und für ein Ratsbegehren, also<br />
eine Art Bürgerbegehren, das vom Stadtrat initiiert<br />
wird, sehe ich keine Mehrheit. Gribl wird das Begehren<br />
juristisch ablehnen, die SPD wird ihn unterstützen<br />
und vielleicht dürfen die Grünen gegen die Fusion<br />
stimmen, um das Gesicht zu wahren, die Mehrheit ist<br />
sowieso sicher. Das ist das übliche Spiel in solchen<br />
Koalitionen.<br />
Dann ist die Fusion also nicht mehr aufzuhalten.<br />
Das würde ich nicht so sagen.<br />
Wieso nicht? Die Regierungsmehrheit steht.<br />
Man könnte ein zweites Bürgerbegehren starten.<br />
Gehen wir von den Stadtwerken zum Klinikum<br />
<strong>Augsburg</strong>. Wird das Klinikum krankgespart, oder<br />
wirtschaftlich fitgemacht?<br />
Wenn man mit den Leuten redet, hört es sich eher<br />
nach kranksparen an. Neulich rief mich eine Frau<br />
an, um mir zu schildern, wie sie zuerst stundenlang<br />
in der Notaufnahme warten musste und am Ende in<br />
einem Bett auf dem Gang lag. Das ist kein Einzelfall.<br />
Das Personal bemüht sich nach Kräften, aber es wird<br />
zu viel gespart. Das ist dieses Konzernverhalten,<br />
das ich meine, auch beim Klinikum. Du kannst ein<br />
Krankenhaus nicht immer nach Gewinn und Verlust<br />
beurteilen. Ich kann natürlich einen Manager holen<br />
und eine Unternehmensberatung beauftragen,<br />
die streichen mir dann alle möglichen Posten und<br />
Leistungen, aber ich erfülle meine Aufgabe als Krankenhaus<br />
dann nicht. Die Aufgabe ist eine funktionierende<br />
Grundversorgung, egal, was es kostet. Von<br />
den Schulen oder dem Stadttheater erwartet ja auch<br />
keiner, dass sie Gewinn machen.<br />
Wie schafft man es eigentlich, dass einem keiner<br />
ansieht, wenn man sich im Stadtrat gerade tödlich<br />
langweilt, weil die Kollegen ödes Zeug reden?<br />
Wenn ich Stuss höre, schalt ich einfach ab. Ich schau<br />
dann halt meine Unterlagen an, das ist mir dann<br />
wurscht. Mir ist im Stadtrat aber noch nie langweilig<br />
geworden. Es ist ja so: Soviel blödes Zeug kann gar<br />
niemand erzählen, dass man nicht doch was Gescheites<br />
rausziehen kann.<br />
Doch, manche schaffen das schon.<br />
Echt? Auch bei unqualifizierten Äußerungen habe ich<br />
dann doch immerhin die Veranlassung, mir das Thema<br />
mal genauer anzuschauen. Ich denke mir dann:<br />
Wieso sagt der das jetzt? Ich denke mir nicht, dass er<br />
grundsätzlich blöd ist.<br />
Namen wollen Sie nicht nennen?<br />
Nö, das geht quer durch die Parteien. Ich will aber<br />
ganz sicher nicht sagen, dass alle im Stadtrat blöd<br />
wären! Es gibt manchmal schon komische Beiträge,<br />
aber ich kann da jetzt keine Namen nennen.<br />
Sie können es anonymisieren. Dass zum Beispiel<br />
ein Stadtrat sich darüber beschwert hat, dass<br />
man auf der Website der Stadt nichts findet,<br />
wenn man nach dem Wort „Korruption“ sucht.<br />
Das war der Peter Grab.<br />
Das haben jetzt Sie gesagt.<br />
Das fand ich witzig, was der abgezogen hat, hat mir<br />
gefallen! Ich weiß jetzt, dass es auf der Website der<br />
Stadt keinen Button gibt, den ich anklicken kann,<br />
wenn ich einen Korruptionsverdacht habe.<br />
Hat Ihnen Peter Grab nach seinem politischen<br />
Absturz aufgrund der Missbrauchsvorwürfe Leid<br />
getan?<br />
Nö, er tut mir da nicht Leid. Für seine Kinder tut es<br />
mir richtig Leid, für die ist das natürlich ein echter<br />
Scheiß. Aber er muss wissen, was er macht. Wenn<br />
man gewisse Bedürfnisse hat, kann man das dezenter<br />
machen.<br />
(me)