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Bodenrecht und Bodenordnung in der Entwicklungszusammenarbeit

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6. Bodenpolitik: Leitbil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Zielsetzungen<br />

Wie gezeigt s<strong>in</strong>d die Probleme im Bereich <strong>Bodenrecht</strong> <strong>und</strong> <strong>Bodenordnung</strong><br />

komplexer Natur <strong>und</strong> <strong>in</strong> vielfältiger Weise mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft. Um die daraus<br />

erwachsenden Herausfor<strong>der</strong>ungen bewältigen zu können, ist e<strong>in</strong>e kohärente <strong>und</strong><br />

konsistente Bodenpolitik notwendig, die auch für breite Bevölkerungsschichten<br />

transparent <strong>und</strong> nachvollziehbar ist. Sie sollte auf klaren Leitbil<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

Pr<strong>in</strong>zipien basieren <strong>und</strong> klar def<strong>in</strong>ierten, teils universell anerkannten, teils national,<br />

regional o<strong>der</strong> gruppenspezifisch ausgerichteten Zielsetzungen folgen. E<strong>in</strong> Bündel<br />

langfristig gültiger <strong>und</strong> weitgehend wi<strong>der</strong>spruchsfreier Politik<strong>in</strong>strumente ist<br />

entsprechend aus den Zielen zu entwickeln.<br />

Bodenpolitik versteht sich dabei als Teil umfassen<strong>der</strong>er politischer <strong>und</strong><br />

ökonomischer Reformen als Konsequenz <strong>der</strong> Transformation von e<strong>in</strong>er<br />

Zentralverwaltungs- zu e<strong>in</strong>er Marktwirtschaft, von Demokratisierung <strong>und</strong><br />

Dezentralisierung o<strong>der</strong> von Wachstumsstrategien, die Veteilungsfragen<br />

e<strong>in</strong>beziehen. Jede für das anstehende neue Jahrh<strong>und</strong>ert konzipierte Bodenpolitik<br />

muß dabei die Vorgaben <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Konferenzen <strong>und</strong> teils völkerrechtlich<br />

b<strong>in</strong>denden Konventionen zu <strong>Bodenrecht</strong>s- <strong>und</strong> Ressourcenfragen <strong>in</strong> Rechnung<br />

stellen, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Agenda 21, im Welternährungsgipfel, <strong>in</strong> Habitat II o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Weltfrauenkonferenz nie<strong>der</strong>gelegt s<strong>in</strong>d.<br />

Die drei Eckpfeiler e<strong>in</strong>er rationalen Bodenpolitik müssen se<strong>in</strong>: 1) Effizienz <strong>und</strong> die<br />

För<strong>der</strong>ung wirtschaftlicher Entwicklung, 2) Gleichheit <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit, <strong>und</strong><br />

3) Umwelterhalt <strong>und</strong> nachhaltige Bodennutzung.<br />

E<strong>in</strong>ige Beispiele mögen dies verdeutlichen: Um wirtschaftliche Effizienz zu erzielen<br />

bedarf es e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heitlichen <strong>und</strong> konsistenten Ordnungs- <strong>und</strong> Rechtsrahmens, <strong>der</strong><br />

gleichen Zugang zu <strong>und</strong> Nutzung von Land für private <strong>und</strong> juristische Personen, für<br />

Kollektive wie für den Staat sicherstellt. Darüber h<strong>in</strong>aus bedarf es effektiver<br />

Bodenmärkte, die wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong> funktionstüchtiges, aber kostspieliges System <strong>der</strong><br />

Bodenverwaltung <strong>und</strong> -entwicklung bed<strong>in</strong>gen. Um das Gleichheitsziel zu erreichen ist<br />

e<strong>in</strong> klares Bekenntnis zur Sozialpflichtigkeit von Bodeneigentum erfor<strong>der</strong>lich, ebenso<br />

wie die Anerkennung autochthoner bzw. sek<strong>und</strong>ärer Rechte sowie die Legalisierung<br />

von <strong>in</strong>formellen Siedlungen. E<strong>in</strong>e Bodenpolitik, die Umwelterhalt zum Ziel hat, muß<br />

darüber h<strong>in</strong>aus den Grad staatlicher Intervention <strong>in</strong> Bodenmärkte festlegen, um auch<br />

die Interessen zukünftiger Generationen zu schützen <strong>und</strong> Modelle für e<strong>in</strong> Regelwerk<br />

zur Landnutzung (code of land use) entwickeln zu können.<br />

E<strong>in</strong>e Bodenpolitik, die auf die oben genannten Ziele abzielt, muß damit auch die<br />

Rolle <strong>der</strong>jenigen Gruppen stärken, die bisher vernachlässigt <strong>und</strong> marg<strong>in</strong>alisiert<br />

wurden: sie muß auf Armutsbekämpfung <strong>und</strong> auf Gen<strong>der</strong>gerechtigkeit<br />

ausgerichtet se<strong>in</strong> ebenso wie auf die Verbesserung des rechtlichen Status<br />

<strong>in</strong>digener Gruppen.<br />

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