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Wege zu den Gesundheitsberufen - Gesundheitsberufe Bern

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Mein Alltag als Aktivierungsfachmann<br />

Die Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />

Um Aktivierungsfachfrau/fachmann <strong>zu</strong><br />

wer<strong>den</strong>, sollten Sie…<br />

abgeschlossene Berufslehre<br />

mit eidg. Fähigkeitszeugnis, einen<br />

Fachmittelschulabschluss oder eine<br />

gymnasiale Matur mitbringen.<br />

Freude am Umgang mit hochbetagten<br />

Menschen und Menschen mit<br />

Einschränkungen oder Behinderungen<br />

haben.<br />

einfühlsam und geduldig sein. Als<br />

Aktivierungsfachfrau/fachmann<br />

arbeiten Sie täglich mit Menschen,<br />

die körperliche und/oder geistige Einschränkungen<br />

mitbringen.<br />

kommunikativ und teamfähig sein.<br />

Sie arbeiten mit Angehörigen und im<br />

Team. Gute Zusammenarbeit und<br />

offene, adäquate Kommunikation<br />

sind dabei zentral.<br />

gestalterisches und musisches<br />

Interesse sowie organisatorisches<br />

Geschick mitbringen.<br />

körperlich und psychisch belastbar<br />

sein. Sie sind mit Situationen konfrontiert,<br />

die belastend sein können.<br />

verantwortungsbewusst, reflexionsund<br />

konfliktfähig sein.<br />

Aufnahmeverfahren erfolgreich<br />

absolvieren.<br />

<br />

rung im Geriatriebereich verfügen.<br />

«Als Aktivierungsfachmann im Alters- und Pflegeheim arbeite ich mit verschie<strong>den</strong>en<br />

Gruppen von Klientinnen und Klienten. Da ist <strong>zu</strong>m Beispiel der Männerstammtisch,<br />

der sich an einem Abend pro Woche trifft. Wir sprechen über <strong>den</strong> Armeedienst, über<br />

die ehemaligen Berufe oder über Autos. Ich nehme Militärschuhe und einen Militärrucksack<br />

mit, Bücher und Bilder, Autozeitschriften und Modellautos. Kürzlich hat ein<br />

Bewohner von seiner früheren Arbeit als Automechaniker erzählt, worauf die Runde<br />

lange gefachsimpelt hat.<br />

Jede Woche arbeite ich auch mit fünf Klientinnen und Klienten, die einen Schlaganfall<br />

erlitten haben und halbseitig gelähmt sind. Wir sitzen im Kreis, die Bewohner im<br />

Rollstuhl, und stupsen einander einen Ballon <strong>zu</strong>. Oder sie tanzen mit <strong>den</strong> Rollstühlen,<br />

üben mit Bällen Zielwurf, schlagen mit Rhythmus-Instrumenten. Wir lachen<br />

viel. Am Schluss sind sie wacher, entspannter, voll Freude.<br />

Die Kochgruppe bereitet einmal in der Woche ein Abendessen <strong>zu</strong>, meist Apfelkuchen<br />

oder Gemüsesuppe mit Würstli. Die Mitglieder der Gruppe rüsten, schnei<strong>den</strong>, rühren,<br />

kneten und wallen. Ich koche und backe an der fahrbaren Kochstation. Während der<br />

Arbeit sprechen wir über Gemüse, Kräuter, Rezepte und wie die Frauen Früchte eingemacht<br />

haben. Nach dem Essen singen wir oft.<br />

Beliebt ist auch die Vorlese-Gruppe. Am Anfang und Schluss können die Teilnehmen<strong>den</strong><br />

Musik wünschen, die ich ab CD vorspiele. Dazwischen lese ich Geschichten<br />

aus dem Alltag vor, Humorvolles und Besinnliches, über die wir dann sprechen.<br />

Treten Klientinnen und Klienten neu ins Heim ein, führe ich während <strong>den</strong> ersten drei<br />

Monaten eine Einzeltherapie durch. Ich erfasse die Lebensgeschichte, die Bedürfnisse<br />

und die Vorlieben. Für jede Person stelle ich Ziele auf. Zum Beispiel betreue<br />

ich eine Frau, die gerne gebacken hat. Ich backe mit ihr Kuchen, und sie bekommt<br />

Komplimente für das Zvieri. Das stärkt ihr Selbstvertrauen. Nach <strong>den</strong> drei Monaten<br />

soll sie Mitglied der Kochgruppe wer<strong>den</strong>.<br />

Ich arbeite gerne mit diesen Menschen, gebe gerne Anstösse, wie sie ihre Lebensqualität<br />

halten oder sogar wieder steigern können. Eine wertschätzende Haltung ist<br />

dabei grundlegend. Oft lerne ich von ihnen. Zum Beispiel von der Frau, die viel Sport<br />

getrieben und ein Verkaufsgeschäft geleitet hat. Jetzt ist sie an Demenz erkrankt,<br />

kann weder gehen noch re<strong>den</strong>. Ich staune über ihre innere Freude und wie sie fähig<br />

ist, sich trotz ihrer Krankheit wohl <strong>zu</strong> fühlen. Ich erfahre, dass selbst in einer solchen<br />

Situation das Leben lebenswert ist. Meist kommunizieren wir ohne Worte. Wenn<br />

sie mich anlacht und wir uns die Hände drücken, spüre ich Verbun<strong>den</strong>heit.<br />

Die meisten unserer Bewohnerinnen und Bewohner sterben im Heim. Mit meiner<br />

Arbeit trage ich da<strong>zu</strong> bei, dass sie möglichst erfüllte letzte Jahre verleben und<br />

schliesslich auf eine gute Art gehen können.»<br />

8/2013 «<strong>Gesundheitsberufe</strong> – Profis für Menschen». Erhältlich bei: OdA Gesundheit <strong>Bern</strong>,<br />

Tel. 031 970 40 70, info@gesundheitsberufe-bern.ch, www.gesundheitsberufe-bern.ch

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