Wege zu den Gesundheitsberufen - Gesundheitsberufe Bern
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Mein Alltag als Ergotherapeut<br />
Die Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
Um Ergotherapeut/in <strong>zu</strong> wer<strong>den</strong>,<br />
sollten Sie….<br />
Berufs- oder Fachmatur, eine<br />
gymnasiale Matur oder einen Fachmittelschulausweis<br />
(spezielle Bedingungen)<br />
mitbringen.<br />
interessiert sein, mit beeinträchtigten<br />
Menschen <strong>zu</strong> arbeiten.<br />
Als Ergotherapeut/in arbeiten Sie<br />
mit Menschen aller Altersstufen, die<br />
vorübergehend oder langfristig eingeschränkt<br />
oder von Einschränkung<br />
bedroht sind.<br />
gute Beobachtungsgabe haben.<br />
vernetzt und analytisch <strong>den</strong>ken<br />
können. Sie ziehen bei der Bestimmung<br />
der Mittel und Metho<strong>den</strong> zahlreiche<br />
Komponenten wie Bedürfnisse,<br />
Werte und Ziele Ihrer Klientinnen und<br />
Klienten, <strong>den</strong> kulturellen Hintergrund<br />
oder die Umweltbedingungen und<br />
Ressourcen mit ein.<br />
sozialkompetent und teamfähig<br />
sein. Sie arbeiten mit Klient/innen,<br />
Angehörigen, Berufskolleg/innen und<br />
Fachleuten anderer Bereiche des Gesundheitswesens.<br />
Gute Zusammenarbeit<br />
ist dabei zentral.<br />
praktische Intelligenz verfügen.<br />
reflektieren<br />
können.<br />
Berufsbild Ergotherapie<br />
intensiv auseinandergesetzt und<br />
Erfahrungen im selbstorganisierten<br />
Lernen gesammelt haben.<br />
<br />
welterfahrung, davon 8 Monate im<br />
Gesundheits- oder Sozialwesen, oder<br />
zwei Monate Arbeitswelterfahrung im<br />
Gesundheits- oder Sozialwesen mitbringen.<br />
Eignungsabklärung erfolgreich<br />
absolvieren.<br />
«Am Morgen aufstehen, das Pyjama ausziehen, <strong>zu</strong>r Toilette gehen, sich duschen, die<br />
Haare föhnen – für die meisten Menschen einfache Handlungen. Nicht so für Menschen,<br />
deren Fähigkeit <strong>zu</strong> handeln nach Unfall oder Krankheit eingeschränkt ist. Sie<br />
müssen neue Lösungen fin<strong>den</strong>, wie sie Tätigkeiten <strong>zu</strong> Hause, im Beruf oder in der<br />
Freizeit möglichst selbständig verrichten können. Auf meiner Abteilung in der Klinik<br />
arbeite ich mit Patienten, die einen Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten<br />
haben. Viele sind halbseitig gelähmt und lei<strong>den</strong> unter Orientierungsschwierigkeiten<br />
und Gedächtnis- oder Sprachstörungen. Nach <strong>den</strong> ersten Wochen im Akutspital<br />
kommen sie <strong>zu</strong> uns in die Frührehabilitation, die mehrere Monate dauert.<br />
Zuerst lerne ich <strong>den</strong> Patienten kennen, erfasse seine Lebenssituation und lege <strong>zu</strong>sammen<br />
mit ihm und <strong>den</strong> Ärzten, Neuropsychologen, Physiotherapeuten, Logopä<strong>den</strong><br />
und Pflegefachleuten das Ziel für die Rehabilitation fest. Mit <strong>den</strong> Angehörigen<br />
bespreche und übe ich, wie sie <strong>den</strong> Patienten im Alltag unterstützen können. Mit<br />
jedem Patienten führe ich pro Woche vier bis fünf stationäre Behandlungen durch,<br />
da<strong>zu</strong> bis <strong>zu</strong> viermal therapeutische Anleitung <strong>zu</strong>r Körperpflege am Morgen: Wie<br />
gelangt er in <strong>den</strong> Rollstuhl? Wie zieht er <strong>den</strong> Pullover über <strong>den</strong> Kopf? Wie kann er<br />
essen? Ich zeige diese Handlungen nicht einfach vor. Der Patient soll mit der Einschränkung,<br />
die für ihn neu ist, Erfahrungen sammeln. Gemeinsam erarbeiten wir,<br />
wie er eine Handlung am besten planen und ausführen könnte. Wo nötig und möglich<br />
wird die Umwelt des Patienten an seine Fähigkeiten angepasst.<br />
Während der ersten Zeit <strong>zu</strong>rück im gewohnten Umfeld begleiten wir die Patienten.<br />
Wir unterstützen sie darin, mit Alltagssituationen um<strong>zu</strong>gehen, <strong>zu</strong>m Beispiel in der<br />
Stadt unterwegs <strong>zu</strong> sein. Wir begleiten auch <strong>den</strong> beruflichen Wiedereinstieg.<br />
Früher habe ich als Ergotherapeut in einer orthopädischen Klinik gearbeitet, wo wir<br />
hauptsächlich Patienten nach Handoperationen betreut haben. Meine Aufgabe<br />
bestand darin, diese Patienten nach der Operation therapeutisch <strong>zu</strong> begleiten. Bereits<br />
zwei bis drei Tage nach dem Eingriff fand meistens der erste Kontakt statt.<br />
Zusammen mit dem Patienten habe ich die Therapie geplant und die Ziele der<br />
Behandlung festgelegt. Während der Erstbehandlung habe ich jeweils <strong>den</strong> nach der<br />
Operation angelegten Verband gewechselt. Dabei fand <strong>zu</strong>gleich ein Erstbefund der<br />
Hand statt: Wie sieht die Haut aus? Ist die Hand stark geschwollen? Hat der Patient<br />
Schmerzen? Wie ist die Beweglichkeit? Wo<strong>zu</strong> möchte der Patient die Hand<br />
wieder einsetzen im Alltag? Danach habe ich ihm je nach Verordnung des Arztes<br />
eine Schiene angepasst. Da<strong>zu</strong> kamen Übungen, die der Patient <strong>zu</strong> Hause machen<br />
sollte, sowie eine Aufklärung <strong>zu</strong> Vorsichtsmassnahmen und die Planung der<br />
weiteren Termine. Eine ambulante Behandlung dauert in der Handrehabilitation<br />
meistens zwischen sechs Wochen und drei Monaten, je nach Einschränkungen des<br />
Patienten im Alltag und Beruf sowie Verlauf der Therapie.<br />
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen lernen können, mit Einschränkungen<br />
<strong>zu</strong> leben. Durch die Ergotherapie erlangen sie mehr Handlungsfähigkeit und<br />
gewinnen dadurch an Selbständigkeit. Der Beruf des Ergotherapeuten ist sehr vielseitig.<br />
Immer wieder kommt es <strong>zu</strong> neuen Situationen und Erfahrungen.»<br />
8/2013 «<strong>Gesundheitsberufe</strong> – Profis für Menschen». Erhältlich bei: OdA Gesundheit <strong>Bern</strong>,<br />
Tel. 031 970 40 70, info@gesundheitsberufe-bern.ch, www.gesundheitsberufe-bern.ch