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Pfarrblatt Nr. 7/8 - Pfarrei Heitenried

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Seit 2008 treffen sich im Afrikanum bei den Weissen<br />

Vätern in Freiburg am Mittwochmittag Migranntinnen<br />

und Migranten, AsylbewerberInnen sowie<br />

Sans-Papiers zum Mittagessen. Doch es ist nicht nur<br />

das leibliche Wohl, das im Zentrum steht. Menschen<br />

aus 26 Ländern haben hier einen Ort gefunden, an<br />

dem sich sich über ihre Erlebnisse austauschen können,<br />

an dem sie Probleme des Alltags besprechen<br />

und sich aufgehoben fühlen dürfen.<br />

Region<br />

Point d’Ancrage in Freiburg<br />

Ein Ankerpunkt in einer neuen Heimat<br />

Kurz vor 12 Uhr herrscht im Afrikanum ein buntes<br />

Treiben: Kinder verschiedener Altersstufen spielen<br />

auf dem Hof, drinnen wird gespendete Kleidung<br />

anprobiert und verteilt, eine Klasse der Deutschsprachigen<br />

Orientierungsschule Freiburg (DOSF)<br />

verabschiedet sich gerade von Terrel Abeysinghe,<br />

einem Journalisten aus Sri Lanka, der seit 2010 als<br />

anerkannter Flüchtling in der Schweiz lebt und mit<br />

ihnen seine Geschichte geteilt hat. Allmählich füllt<br />

sich der grosse Saal und man findet sich zum Mittagessen<br />

in Kleingruppen zusammen. Viele Bekannte<br />

begrüssen sich herzlich in vielen Sprachen und mit<br />

universal verständlichen Gesten.<br />

Freiwilligenteam Point d‘Ancrage.<br />

Über Stationen in Oman, Nepal und Singapur kam er<br />

schliesslich in die Schweiz. „Ich habe hier nach Orten<br />

gesucht, an denen ich Menschen treffen kann,<br />

um mich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Die<br />

Art und Weise, wie ich hier willkommen geheissen<br />

wurde, hat mir Vertrauen geschenkt und ich habe<br />

erlebt, dass dies ein Ort mit guten Menschen ist, mit<br />

denen ich meine Gefühle und Schwierigkeiten teilen<br />

kann – das ist das Wichtigste, wenn man sich in so<br />

einer Lage befindet“, so Terrel Abeysinghe.<br />

Mit Kreativität und freiwilligem Einsatz<br />

Das Küchenteam ist schon seit 9 Uhr vor Ort beschäftigt.<br />

Die Produkte, die ihnen zur Verfügung gestellt<br />

werden, müssen kreativ zu einem Menü zusammengestellt<br />

und zubereitet werden. Dabei muss das<br />

Küchenteam flexibel sein, denn ob 70 oder 80 oder<br />

mehr Gäste kommen, ist vorher nicht abzuschätzen.<br />

An diesem Tag ist es voll. Pater Claude Maillard muss<br />

sich erst einmal Gehör verschaffen, begrüsst dann<br />

alle Anwesenden und gibt auch noch den Schülerinnen<br />

und Schülern der DOSF Zeit, sich für die Gastfreundschaft<br />

zu bedanken. Da einige von ihnen selber<br />

einen Migrationshintergrund haben, tun sie dies<br />

in verschiedenen Sprachen. Nach einem spirituellen<br />

Impuls beginnt dann die Essensausgabe.<br />

Vertrauen führt zu Gemeinschaft<br />

Zwischen Spaghetti, Poulet und Gemüse erzählt dann<br />

Terrel Abeysinghe davon, wie er aus seiner Heimat<br />

fliehen musste. Als Singalesischer Journalist arbeitete<br />

er während des Bürgerkrieges mit Tamilischen<br />

Kollegen für die Website „www.outreachsl.com“, auf<br />

welcher auf Menschenrechtsverletzungen in Sri Lanka<br />

aufmerksam gemacht wurde. 2008 wurden drei<br />

seiner Kollegen bei einer Razzia inhaftiert und gefoltert,<br />

Abeysinghe konnte in die Phillipinen flüchten.<br />

Vielfältige Dienste<br />

Nach dem Essen zieht sich der Hauptverantwortliche<br />

Pater Jean-Pierre Barbey in sein Büro zurück. Es<br />

haben sich noch einige Gäste zu einem persönlichen<br />

Gespräch bei ihm angemeldet. Gleichzeitig trifft sich<br />

eine Gruppe im grossen Saal, um gemeinsam Französisch<br />

zu lernen. Vielfältig sind die Dienste, die die<br />

insgesamt 27 Freiwilligen (Ordensmitglieder und<br />

weitere Engagierte) anbieten: Sie begleiten bei Behördengängen,<br />

machen Besuche in Unterkünften,<br />

bieten Gesundheitskurse und Hausaufgabenbetreuungen<br />

für die Kinder an.<br />

Finanzierung<br />

Seit 2011 ist der Rahmen des Projekts durch die<br />

Schaffung einer Organisation formalisiert worden.<br />

Finanziert wird der „Point d’Ancrage“ durch Spenden,<br />

Ordensgemeinschaften, Beiträge von <strong>Pfarrei</strong>en,<br />

Mitgliedsbeiträge sowie die katholische kirchliche<br />

Körperschaft des Kantons.<br />

Der Dienst, der hier geleistet wird, ist wichtig. „Jeder<br />

braucht einen Ort, um aufzutanken und innere Kraft<br />

zu sammeln. So ein ‚Ankerpunkt‘ möchten wir sein“,<br />

betont Pater Claude Maillard.<br />

Christina Mönkehues<br />

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