RN Sonderausgabe 2009 - Reit- und Fahrverein Leonberg e.V.
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<strong>Reit</strong>ernachrichten<br />
<strong>Reit</strong>- <strong>und</strong> <strong>Fahrverein</strong> <strong>Leonberg</strong> e.V.<br />
<strong>Sonderausgabe</strong> August <strong>2009</strong><br />
1969 - <strong>2009</strong><br />
40 Jahre <strong>Reit</strong>anlage Tilgshäusle<br />
30 Jahre <strong>Reit</strong>halle II<br />
<strong>Reit</strong>anlage RuFV <strong>Leonberg</strong> in den 70er-<br />
Jahren.<br />
Liebe Vereinsmitglieder,<br />
eigentlich wäre ja schon wieder ein Fest<br />
fällig. Doch wir haben erst vor 2 Jahren<br />
das 75-jährige Vereinsbestehen ganz<br />
groß gefeiert. Daran denken, was unsere<br />
„Wiedergründer“ von 1958 zum Bau<br />
einer <strong>Reit</strong>anlage veranlasste <strong>und</strong> wie die<br />
Dinge ihren Gang nahmen, das dürfen<br />
<strong>und</strong> sollten wir jedoch.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> möchten wir Ihnen,<br />
liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser, mit dieser<br />
<strong>Sonderausgabe</strong> der <strong>Reit</strong>ernachrichten<br />
(<strong>RN</strong>) ein Stück Geschichte r<strong>und</strong> um die<br />
Anlage des RuFV <strong>Leonberg</strong> näherbringen.<br />
Die Tatsache, dass der RuFV <strong>Leonberg</strong><br />
nunmehr seit 40 Jahren ein eigenes<br />
Zuhause hat, kann man durchaus als<br />
große Gemeinschaftsleistung einordnen,<br />
wenn man die damaligen Verhältnisse<br />
näher betrachtet.<br />
Unsere Anfänge<br />
In den 50er-Jahren – es war nur einige<br />
Zeit nach Kriegsende – hielten hauptsächlich<br />
Bauern mit eigenen landwirtschaftlichen<br />
Betrieben Pferde, die dort<br />
vorwiegend in der täglichen Feldarbeit<br />
zum Einsatz kamen. So auch in <strong>Leonberg</strong>.<br />
Die bäuerliche Jugend war hier<br />
geprägt von ihren Vätern, die vor dem<br />
Krieg den RuFV gegründet <strong>und</strong> mit Leben<br />
erfüllt hatten. Diese Jugend wollte<br />
in der Freizeit die vorhandenen Pferde<br />
nutzen <strong>und</strong> <strong>Reit</strong>sport betreiben – <strong>und</strong><br />
dies relativ früh auch im Wettbewerb.<br />
Bloß wo trainieren? Wer sagt uns, wie<br />
es geht? Wo gibt es Turniere? Wie ist<br />
das Ganze organisiert? Wie kommt man<br />
dorthin <strong>und</strong> was wird verlangt? Alles<br />
Fragen, auf die man damals nicht sofort<br />
Antworten fand.<br />
Die Neu- oder Wiedergründung unseres<br />
Vereins im Jahr 1958 war also überfällig,<br />
wenn man am reitsportlichen Geschehen<br />
allgemein <strong>und</strong> auch auf Turnieren<br />
teilnehmen wollte. Selbstverständlich<br />
gab es auch städtische <strong>Reit</strong>vereine<br />
<strong>und</strong> wenige private städtische <strong>Reit</strong>ställe<br />
– aber die spielten in einer anderen<br />
Liga.<br />
Verschiedene <strong>Reit</strong>hallen <strong>und</strong> Anlagen<br />
standen bereits. Und dort waren damals<br />
schon elegante Sportpferde aus den<br />
Ställen der norddeutschen Züchter untergebracht.<br />
Der Süden der Republik<br />
hinkte in der Zucht <strong>und</strong> damit auch im<br />
<strong>Reit</strong>pferdeangebot meilenweit hinterher.<br />
Auf den Turnieren gab es Prüfungen für<br />
städtische <strong>und</strong> solche für ländliche<br />
<strong>Reit</strong>er. Die <strong>Leonberg</strong>er wollten üben,<br />
sich entwickeln <strong>und</strong> mussten stets<br />
improvisieren.<br />
Die Stadt <strong>Leonberg</strong> war aufgr<strong>und</strong> des<br />
wichtigen Pferdemarkts – der sich im<br />
Laufe der Zeit zu einem wahren<br />
Volksfest entwickeln sollte – stets an<br />
der hiesigen reiterlichen Entwicklung<br />
interessiert <strong>und</strong> unterstützte die <strong>Reit</strong>er<br />
<strong>und</strong> später den Verein tatkräftig. Alle<br />
Bürgermeister von damals bis heute<br />
waren <strong>und</strong> sind unterstützende Partner<br />
des RuFV.<br />
Natürlich auch deshalb, weil sich der<br />
Pferdemarkt so gut entwickeln konnte.<br />
Die <strong>Reit</strong>er waren stets da, wenn es<br />
sich um Beteiligung an den Aktivitäten<br />
zum Pferdemarkt handelte.<br />
Das jährliche Pferdemarktprogramm<br />
musste eingeübt werden. Nur wo? Im<br />
Januar bei zugefrorenem Boden <strong>und</strong><br />
bei klirrender Kälte? Und die damalige<br />
reiterliche Garderobe war alles<br />
andere als geeignet für einen ge-<br />
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<strong>Reit</strong>ernachrichten <strong>Sonderausgabe</strong> August <strong>2009</strong><br />
<strong>Reit</strong>- <strong>und</strong> <strong>Fahrverein</strong> <strong>Leonberg</strong> e.V.<br />
schmeidigen Sitz des <strong>Reit</strong>ers. Auf den<br />
Semmelwiesen (heute neues Rathausgelände)<br />
wurde mit Kohleschlacken der<br />
Hufschlag belegt, damit überhaupt so<br />
etwas Ähnliches wie ein <strong>Reit</strong>platz vorhanden<br />
war. So konnte man das Pferdemarktprogramm<br />
wenigstens auf ebenem<br />
Boden einstudieren.<br />
Wenn es die Witterung <strong>und</strong> die Aberntung<br />
der Felder zuließ, war es auch<br />
möglich, auf einigen ebenen Feldern zu<br />
reiten – nicht alle Besitzer waren begeistert<br />
über das Verdichten des Ackerbodens<br />
durch die <strong>Reit</strong>er.<br />
Mitte der 60er-Jahre durften wir dann in<br />
Eigenleistung auf dem Wannerhof einen<br />
<strong>Reit</strong>platz anlegen – dies genügte zunächst<br />
für einige Zeit den Ansprüchen.<br />
Ab 1959 stand außerdem noch das <strong>Reit</strong>stadion<br />
in der Stadt zur Verfügung.<br />
Doch der Weg zu Pferd hin- <strong>und</strong> zurück<br />
war sehr zeitaufwändig <strong>und</strong> wurde nur<br />
unwillig angenommen, auch wenn die<br />
Stadt immer wieder an die Pflicht zur<br />
Belebung des Platzes erinnerte.<br />
Durch unsere Turnierambitionen (mit<br />
durchaus bereits achtbaren Erfolgen)<br />
<strong>und</strong> die vielfältigen eigenen Veranstaltungen<br />
sowie die zunehmende Interessentenschar<br />
sahen wir uns gezwungen,<br />
immer intensiver über eine eigene<br />
<strong>Reit</strong>halle nachzudenken.<br />
ten <strong>und</strong> Veranstaltungen. Die legendären<br />
Seehaus-Military-Veranstaltungen<br />
in den 60er- <strong>und</strong> 70er-Jahren wurden in<br />
enger Kooperation zwischen RuFV <strong>und</strong><br />
dem Haus Seitter durchgeführt.<br />
Viele Vielseitigkeitsreiter der regionalen<br />
<strong>und</strong> nationalen Spitze waren in<br />
<strong>Leonberg</strong> am Start, einer wurde später<br />
Olympiasieger (Matthias Baumann).<br />
Zurück zur ersehnten <strong>Reit</strong>anlage<br />
Mit unserem zunehmenden Bekanntheitsgrad<br />
wuchs auch die Zahl der<br />
Interessenten an der <strong>Reit</strong>erei aus der<br />
wachsenden Stadt <strong>und</strong> der Umgebung.<br />
Der Verein entschloss sich, in den leeren<br />
Stallungen des Margaretenheims<br />
(heute Postamt) 2 Pferde zu halten<br />
Eine auf der Prag in Stuttgart leer<br />
stehende Lagerhalle wurde in Eigenleistung<br />
abgebrochen, nach <strong>Leonberg</strong><br />
transportiert, zwischengelagert – <strong>und</strong><br />
später wieder veräußert, da nach<br />
neuer Mitgliederentwicklung ja auch<br />
ein Stall dabei sein sollte. Ein Blick in<br />
die Vereinskasse zeigte jedoch, dass<br />
unsere Träume wohl utopisch waren.<br />
Bei 35 Mitgliedern (Jahresbeitrag 10<br />
DM) im Jahr 1958 sowie r<strong>und</strong> 60<br />
Mitgliedern 1960 <strong>und</strong> etwa 120 Mitgliedern<br />
im Jahr 1967 (davon natürlich<br />
viele Kinder) war die Aussicht auf<br />
allmähliches Füllen der Kasse nicht<br />
nur bei Skeptikern fraglich. Ein unermüdlicher<br />
Pessimist hat uns in einer<br />
Versammlung mit dem unvergessenen<br />
Satz erfreut: „Oh Häuflein klein, verzage<br />
nicht!“<br />
Unsere Veranstaltungen<br />
Erste gute Erfahrungen als Veranstalter<br />
konnten bei einigen kleineren Turnieren<br />
bereits 1958-1963 gesammelt werden.<br />
Darunter ein gelungener <strong>Reit</strong>ertag 1959<br />
zur Einweihung des <strong>Reit</strong>stadions an der<br />
Steinstrasse.<br />
Ab 1964 wurde der Vorschlag vom<br />
damaligen 1. Vorsitzenden Hugo Burkhardt<br />
umgesetzt <strong>und</strong> seit damals heißen<br />
unsere Turniere „<strong>Leonberg</strong>er <strong>Reit</strong>erspiele“.<br />
Die Bekanntheit des RuFV<br />
<strong>Leonberg</strong> entwickelte sich auch dank<br />
guter Presse für gelungene Turniere<br />
<strong>und</strong> <strong>Reit</strong>ertage rasch <strong>und</strong> positiv.<br />
Die damaligen Veranstaltungen wurden<br />
im <strong>Reit</strong>stadion in der Stadt durchgeführt.<br />
Übrigens ziemlich früh schon<br />
bis zur mittelschweren Klasse. Von<br />
Anfang an begleitete die Familie Seitter<br />
vom Seehaus die reiterlichen Aktivitä-<br />
Spendenschein aus den 60er-Jahren.<br />
Es gab Spendenscheine über 5 DM <strong>und</strong> 2 DM.<br />
<strong>und</strong> im nahe gelegenen <strong>Reit</strong>stadion<br />
sowohl <strong>Reit</strong>unterricht als auch später<br />
Voltigierunterricht anzubieten.<br />
Beim ersten Voltigiertermin 1967 standen<br />
an die 100 Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
da <strong>und</strong> wollten ihren ersten Kontakt mit<br />
einem Pferderücken erleben. Alle kamen<br />
dran <strong>und</strong> keiner musste enttäuscht<br />
wieder umdrehen. Ein vom<br />
Seehaus zur Verfügung gestelltes<br />
Pferd wurde dann zu den jeweiligen<br />
Volti-Übungsst<strong>und</strong>en abgeholt <strong>und</strong><br />
zurücktransportiert.<br />
Allmählich musste etwas in Sachen<br />
<strong>Reit</strong>halle geschehen Ob wir es erzwingen<br />
wollten oder nur blauäugig waren?<br />
Über die ganzen Jahre jedoch konnte<br />
durch den unermüdlichen Einsatz des<br />
damaligen „Stammes“ über wirtschaftlich<br />
gewinnbringende Veranstaltungen<br />
<strong>und</strong> viele kleine Spenden ein<br />
für damalige Verhältnisse respektabler<br />
Betrag von gut 26 000 DM erwirtschaftet<br />
werden. Die Pläne reiften <strong>und</strong><br />
es fehlte nur der letzte Anstoß zur<br />
Verwirklichung. Eugen Höhn, Bauunternehmer<br />
aus Gerlingen zählte inzwischen<br />
auch als Pferdebesitzer zu<br />
unseren Mitliedern. Er machte uns<br />
Mut. Später war er dann unser Rohbau-Unternehmer<br />
<strong>und</strong> brachte auch<br />
von seinem Hausarchitekten die Pläne<br />
für Halle I <strong>und</strong> Stall I bei.<br />
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<strong>Reit</strong>ernachrichten <strong>Sonderausgabe</strong> August <strong>2009</strong><br />
<strong>Reit</strong>- <strong>und</strong> <strong>Fahrverein</strong> <strong>Leonberg</strong> e.V.<br />
1968 wurde Alfons Söll 1. Vorsitzender<br />
– er hat es verstanden, die Fakten <strong>und</strong><br />
Bedenken in Einklang zu bringen <strong>und</strong><br />
den Baubeschluss herbeizuführen. Der<br />
damaligen Zeit <strong>und</strong> der Mitgliederstruktur<br />
angemessen wurden Bausteine gedruckt,<br />
Wert 2 DM <strong>und</strong> 5 DM. Man<br />
hoffte, sie zahlreich unters Volk zu<br />
bringen…es lief schleppend!<br />
Obwohl zwischenzeitlich die Mitgliederschaft<br />
breiter gestreut war unter der<br />
Bevölkerung, war die Zahl derer, die an<br />
einem Neubau mit anpacken konnten<br />
<strong>und</strong> wollten, nicht gerade üppig.<br />
Baubeschluss<br />
Die Pläne sahen eine Halle (20 x 40 m),<br />
einen überschaubaren Stall – damals als<br />
Ständerstall geplant – sowie einen Lagerraum<br />
für Futter <strong>und</strong> Stroh vor.<br />
Diesen Platz fand man damals – vor<br />
dem <strong>Reit</strong>erstüble-Ausbau – in der hinteren<br />
Hälfte über Stall I, also etwa ab<br />
Mitte des heutigen Nebenzimmers bis<br />
zum heutigen hinteren Abgang.<br />
Lange vor der Umsetzung des Vorhabens<br />
war die Standortfrage heiß diskutiert.<br />
Die gesamte <strong>Leonberg</strong>er Flur<br />
wurde nach Möglichkeiten abgesucht.<br />
Auch einen Bau auf dem Seehaus konnten<br />
sich manche vorstellen.<br />
Für den Bauunternehmer waren wir<br />
Hilfsarbeiter, Handlanger, Grabarbeiter,<br />
Maschinisten usw. Der Umgangston<br />
gegenüber den „Hilfsarbeitern“ war<br />
damals noch militärisch…auch lautstark.<br />
Die Geräuschkulisse schwoll<br />
erheblich an, wenn die Dinge nicht so<br />
klappen wollten, wie sie sollten.<br />
Die nicht vorhandene Betonpumpe<br />
wurde ersetzt durch einen landwirtschaftlichen<br />
Geräteträger mit Frontpritsche,<br />
mit dem man den Beton über ein<br />
Gerüst nach oben transportierte. Die<br />
senkrechten Wände wurden so mit<br />
Beton befüllt, wie auch die gesamte<br />
Decke über dem Stall – also der Casino-<br />
Fußboden!<br />
stätte gefeiert werden – nach reiterlichen<br />
Vorführungen selbstverständlich<br />
auch in diesem Stressjahr.<br />
Kaum neigte sich das Bezugsjahr der<br />
Anlage seinem Ende entgegen, kündigte<br />
sich ziemlich überraschend eine<br />
weit großzügigere Entwicklung <strong>und</strong><br />
Erweiterung an.<br />
GEZE baut <strong>und</strong> bezieht Stall II<br />
Die Ereignisse überschlugen sich, als<br />
sich kurz nach Fertigstellung von<br />
Halle I, Stall <strong>und</strong> Gaststätte ankündigte,<br />
dass wir einen weiteren<br />
Stall mit Sattelkammer <strong>und</strong> Pflegerzimmer<br />
<strong>und</strong> großem Futterlagerraum<br />
auf die Anlage Tilgshäusle bekom-<br />
Die zündende Idee hatte dann Paul<br />
Ziegler, lange Jahre als Gemeinderat<br />
tätig <strong>und</strong> Begleiter, Ratgeber <strong>und</strong> Helfer<br />
für die Sache. Er brachte die städtische<br />
Obstbaumwiese im Tilgshäusle ins<br />
Gespräch <strong>und</strong> warb im Gemeinderat<br />
dafür.<br />
Bei der Stadtverwaltung <strong>und</strong> insbesondere<br />
beim damaligen OB Rexer<br />
fanden wir große Fürsprecher für die<br />
Idee <strong>und</strong> so stimmte der Gemeinderat<br />
einer Überlassung des Geländes <strong>und</strong><br />
auch dem Vorhaben <strong>Reit</strong>anlagenbau zu.<br />
Baubeginn – Ärmel hoch <strong>und</strong> los<br />
Am 16. Oktober 1968 ging es los. Nicht<br />
wie heute mit allerlei Gerät – Bagger<br />
<strong>und</strong> Kran standen uns nicht zur Verfügung.<br />
Auch keine Betonpumpe. Also<br />
gab es viel Handarbeit bei den F<strong>und</strong>amenten<br />
<strong>und</strong> bei allem, was folgen sollte.<br />
Auch damals war der Kreis derer, die<br />
richtig <strong>und</strong> durchhaltend anpackten,<br />
recht überschaubar, dafür aber umso<br />
motivierter <strong>und</strong> sehr effektiv.<br />
Einweihung der Gesamtanlage am 18.10.1970.<br />
Foto: privat<br />
Ab Stall Kleinfelder wurde von Hand<br />
ein Graben bis zur Baustelle für<br />
Strom <strong>und</strong> Wasseranschlüsse ausgehoben.<br />
Nachdem der Rohbau <strong>und</strong> die F<strong>und</strong>amente<br />
erstellt waren, warteten wir<br />
gespannt auf die Anlieferung der Stahlkonstruktion<br />
der Halle <strong>und</strong> auf die Errichtung.<br />
Nach einigem Hin <strong>und</strong> Her<br />
standen sie dann endlich, unsere Halle<br />
<strong>und</strong> der Stall. Der Innenausbau <strong>und</strong> die<br />
Erstellung der Außenanlage konnten in<br />
Angriff genommen werden.<br />
Bereits Ende Mai 1969 war die Halle<br />
bereitbar <strong>und</strong> der Stall mit 23 Plätzen<br />
fertig. Neben den noch laufenden Bauarbeiten<br />
wurde der <strong>Reit</strong>betrieb aufgenommen<br />
– mehrere <strong>Reit</strong>st<strong>und</strong>en täglich<br />
erfüllten die noch nicht endgültig<br />
fertig gestellte Anlage mit Leben.<br />
Die Weihnachtsfeier 1969 konnte dann<br />
schon in der parallel ausgebauten Gast-<br />
men sollten. Ein Turnierstall mit<br />
Berufsreitern <strong>und</strong> Spitzenpferden zog<br />
nach kurzer Bauzeit ein. Frau Brigitte<br />
Vöster-Alber (damals Sittmann), Inhaberin<br />
der Firma GEZE, ließ unseren<br />
heutigen Stall II für 26 Pferde erstellen<br />
<strong>und</strong> erfüllte ihn mit reiterlichem<br />
Leben.<br />
Dank der großen Professionalität gelang<br />
sowohl die Bauzeit als auch –<br />
nach Fertigstellung – das tägliche<br />
Neben- <strong>und</strong> Miteinander in beiden<br />
Betriebsabläufen.<br />
Die Profis ritten in den frühen Morgenst<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> die <strong>Reit</strong>er des RuFV<br />
nachmittags <strong>und</strong> abends. Mit einem<br />
großen Schauprogramm wurde am<br />
18.10.1970 die Einweihung für die<br />
Gesamtanlage gefeiert. Der große<br />
Sandplatz war bereitbar, aber noch<br />
nicht ganz fertig.<br />
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<strong>Reit</strong>ernachrichten <strong>Sonderausgabe</strong> August <strong>2009</strong><br />
<strong>Reit</strong>- <strong>und</strong> <strong>Fahrverein</strong> <strong>Leonberg</strong> e.V.<br />
Was war das plötzlich für eine neue<br />
Situation...eine Reihe namhafter Berufsreiter<br />
aus dem Lande wie Peter Gut,<br />
Manfred Hölzel, Uli Eggers, der dänische<br />
Profi Jörgen Jenssen <strong>und</strong> der holsteinische<br />
Nationenpreisreiter Rainer<br />
Hedde standen in Diensten des Stalls<br />
GEZE <strong>und</strong> gingen bei uns ein <strong>und</strong> aus.<br />
Dressur- <strong>und</strong> Springpferde für die<br />
schwere Klasse S sowie talentierte<br />
Nachwuchspferde standen bei uns in<br />
Reih <strong>und</strong> Glied. Die tägliche Arbeit der<br />
Profis mit ihren Pferden war eine andere<br />
Welt als die unsrige.<br />
In der Außenwirkung profitierte der<br />
RuFV <strong>Leonberg</strong> natürlich auch durch<br />
die Turnierstarts der Profis für unseren<br />
Verein. Das gute Miteinander wurde<br />
nicht nur in der <strong>Reit</strong>halle gepflegt.<br />
Auch im Casino gab es manch schönen<br />
<strong>und</strong> feucht-fröhlichen gemeinsamen<br />
Abend.<br />
Einige Pferde der damaligen Zeit im<br />
GEZE-Stall waren zum Beispiel Wind,<br />
Servatius, Sturmwind, das Springpferd<br />
GEZE, Akteur, Waitaki <strong>und</strong> Winnetou.<br />
Der Aufenthalt unserer Gäste währte<br />
leider nur etwa 2 Jahre, denn es ergab<br />
sich, dass Frau Vöster-Alber die <strong>Reit</strong>anlage<br />
in Maichingen erwarb <strong>und</strong> dort<br />
alleinige Herrin im Hause sein konnte.<br />
In Maichingen avancierte der Stall<br />
GEZE dann zu einem renommierten<br />
nationalen Turnierstall.<br />
Es kamen <strong>Reit</strong>er <strong>und</strong> Pferde von internationalem<br />
Format hinzu. Der viel zu<br />
früh verstorbene Hartwig Steenken etwa<br />
<strong>und</strong> Pferde wie Deister, Fair Play <strong>und</strong><br />
viele nennenswerte andere waren in<br />
Maichingen zu Hause.<br />
Plötzlich hatten wir einen zusätzlichen<br />
Stall<br />
Den Auszug unserer <strong>Reit</strong>erfre<strong>und</strong>e aus<br />
der Anlage bedauerten wir sehr, denn es<br />
war eine kurze, schöne, lehrreiche <strong>und</strong><br />
unterhaltsame Zeit.<br />
Frau Brigitte Vöster-Alber vermachte<br />
dem RuFV den gesamten Stall mit Einrichtung<br />
<strong>und</strong> überließ uns noch 4 Pferde<br />
für den Schulstall. Unserer großzügigen<br />
Sponsorin sind wir zu Dank verpflichtet.<br />
Wir hatten so auf einmal einen weiteren<br />
Stall <strong>und</strong> die Möglichkeit, die<br />
Futter-Lagersituation mit einem Schlag<br />
zu regeln. Großen Dank auch für 40<br />
Jahre Sponsoring durch das Haus GEZE<br />
<strong>und</strong> Brigitte Vöster-Alber. Es ist bis<br />
heute so, dass uns GEZE durch die<br />
Übernahme von Geld- <strong>und</strong> Ehrenpreis<br />
das Hauptspringen am großen Turnier<br />
ermöglicht.<br />
Auch in diesem Jahr dürfen wir uns<br />
wieder auf eine 2-Sterne-Springprüfung<br />
der schweren Klasse S freuen, präsentiert<br />
durch das Haus GEZE.<br />
Weitere Entwicklung<br />
Der Verein gönnte sich keine Verschnaufpause.<br />
Neben den vielfältigen<br />
Aktivitäten r<strong>und</strong> ums Pferd wurde munter<br />
weiter gebaut <strong>und</strong> weiter entwickelt.<br />
In den Ställen standen neben r<strong>und</strong> 50<br />
Privatpferden auch stets zwischen 15<br />
<strong>und</strong> 18 Schulpferde. So konnte ein recht<br />
breit gefächertes Vereinsleben entstehen.<br />
Breitensport <strong>und</strong> Turniersport<br />
waren gleichermaßen gefragt <strong>und</strong> wurden<br />
gleichermaßen betrieben.<br />
Der Voltigiersport hat – wie eingangs<br />
erwähnt – lange Tradition in <strong>Leonberg</strong>.<br />
Aus den täglichen Voltigierst<strong>und</strong>en<br />
wuchsen Talente heran, die es<br />
zusammen mit ihren Trainern zu<br />
großem sportlichen Ansehen brachten.<br />
Die Erfolge unserer heutigen<br />
Gruppen alle aufzuzählen, würde den<br />
Rahmen sprengen. Titel auf Landes-<br />
<strong>und</strong> Süddeutschen Meisterschaften<br />
wurden errungen. Äußerst erfolgreich<br />
sind die Teams auch im Ausland<br />
unterwegs, z. B. in Frankreich oder<br />
Österreich.<br />
Die Ferienkurse, Pfingstritte in den<br />
Schwarzwald, mehrtägige Ausritte<br />
auf der schwäbischen Alb, die traditionellen<br />
Sonntagsausritte, die Herbstjagden<br />
(Hausfrauen, Jugend <strong>und</strong> große<br />
Jagd), begleitet von unseren Vereins-<br />
Jagdhornbläsern, sowie unser berittener<br />
Fanfarenzug bereicherten den<br />
reiterlichen Vereinsalltag sehr <strong>und</strong><br />
brachten die Mitglieder zusammen.<br />
Weiterer Ausbau<br />
Im Zuge des weiteren Ausbaus der<br />
Anlage folgte der Aushub der<br />
Schwemme, die von einer Quelle<br />
gespeist wird <strong>und</strong> heute bei unseren<br />
beliebter <strong>und</strong> professioneller werden-<br />
den Geländeturnieren die Zuschauer<br />
besonders anlockt.<br />
So sah die Schwemme früher<br />
aus: viel Wasser, kein Baum.<br />
Foto: privat<br />
Nach den <strong>Reit</strong>st<strong>und</strong>en wird – früher<br />
wie heute – täglich die Gelegenheit<br />
wahrgenommen, die Pferdebeine zu<br />
kühlen oder die Pferde einfach nur mit<br />
dem Wasser vertraut zu machen.<br />
Ein nächster Bauschritt befasste sich<br />
mit der Schmiede, der Futterkammer<br />
mit Hafersilo <strong>und</strong> 4 Außenboxen. Für<br />
später stand noch der Schulpferdestall<br />
mit dem Heuboden auf dem Plan.<br />
Mitte der 70er-Jahre wurde dann der<br />
große Rasen-Turnierplatz angelegt.<br />
An Regentagen <strong>und</strong> in der Winterzeit<br />
wurde der <strong>Reit</strong>betrieb in einer Halle<br />
zunehmend beengter, so dass dann<br />
10 Jahre nach Bezug der ersten Halle<br />
der Baubeschluss für Halle II einhellige<br />
Zustimmung fand – der daneben<br />
liegende Sandplatz wurde in einem<br />
Schritt als weitere <strong>Reit</strong>bahn hergestellt.<br />
Unsere schöne Naturtribüne am Turnierplatz<br />
verdanken wir dem Bodenaushub<br />
für Halle II seit nunmehr 30<br />
Jahren.<br />
Auch danach ging es zielstrebig mit<br />
Erweiterungen voran – eine Longierhalle<br />
wurde errichtet <strong>und</strong> der<br />
obere Abreiteplatz an die Bedürfnisse<br />
angepasst.<br />
Unser immer populärer werdendes<br />
großes <strong>Reit</strong>turnier konnte auch in<br />
Qualität <strong>und</strong> Prüfungsumfang stetig<br />
gesteigert werden, so dass seit mehreren<br />
Jahren in Dressur <strong>und</strong> Springen<br />
Prüfungen der schweren Klasse stattfinden.<br />
Dieser Einstieg in die schweren Prüfungen<br />
erfordert für die hochklassigeren<br />
Pferde auch zwangsläufig bessere<br />
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<strong>Reit</strong>ernachrichten <strong>Sonderausgabe</strong> August <strong>2009</strong><br />
<strong>Reit</strong>- <strong>und</strong> <strong>Fahrverein</strong> <strong>Leonberg</strong> e.V.<br />
Vorbereitungsbedingungen für den<br />
Start. Daher wurde nun <strong>2009</strong> der obere<br />
Abreiteplatz gr<strong>und</strong>saniert <strong>und</strong> wetterfest<br />
gemacht. Erfreulich, dass unsere<br />
<strong>Reit</strong>er sich im allgemeinen Trainingsalltag<br />
sehr wohl auf diesem Platz fühlen.<br />
Vor wenigen Jahren erfolgte noch der<br />
Bau einer Pferdeführanlage <strong>und</strong> seit<br />
<strong>2009</strong> die Errichtung von Paddocks.<br />
Auch unser Bild „ums Haus“ wurde mit<br />
geeigneten Anlagen ständig dem Bedarf<br />
eines Vereins mit vom Verband<br />
„prämierter Jugendarbeit“ angepasst<br />
(z. B. Spielplatz, Grillplatz, Jugendraum<br />
usw.). Wir dürfen stolz sein auf eine<br />
großzügige Anlage im Tilgshäusle, in<br />
der alles zu finden ist, was sich <strong>Reit</strong>er<strong>und</strong><br />
Pferdefre<strong>und</strong>e wünschen.<br />
Was in dieser <strong>Sonderausgabe</strong> aufgezeichnet<br />
ist, kann für jeden Abschnitt<br />
nur ein lückenhaftes Bild geben.<br />
Viele Namen wären zu nennen, von<br />
Personen, die sich eindrucksvoll <strong>und</strong> oft<br />
unter großen persönlichen Opfern<br />
selbstlos in Tausenden von Arbeitsst<strong>und</strong>en<br />
am Aufbau beteiligt haben.<br />
Dank an alle für körperlichen, ideellen<br />
<strong>und</strong> finanziellen Einsatz über<br />
Jahrzehnte.<br />
Dank auch an alle unsere Mitarbeiter,<br />
die uns in diesen 40 Jahren tatkräftig<br />
begleitet haben.<br />
Die Wahrung <strong>und</strong> Erhaltung von Geschaffenem<br />
sowie weitere Verbesserungen,<br />
das sind die Aufgaben, die uns<br />
bevorstehen.<br />
Der Verein hofft, dass die Freude mit<br />
dem Pferd – <strong>und</strong> am Geleisteten – Motor<br />
<strong>und</strong> Antrieb auch für künftige Leistungen<br />
sind. Martin Wanner<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Reit</strong>- <strong>und</strong> <strong>Fahrverein</strong><br />
<strong>Leonberg</strong> e.V. (V.i.S.d.P.),<br />
Tilgshäuslesweg 2,<br />
71229 <strong>Leonberg</strong><br />
www.reitverein-leonberg.de<br />
Tel.: 07152/27575<br />
Redaktion: Christiane Weseloh,<br />
reiternachrichten@rfv-leonberg.de<br />
Herstellung & Layout:<br />
Christiane Weseloh<br />
Anzeigen: Annick Caron,<br />
presse@rfv-leonberg.de<br />
Druck: Druckerei Stegmaier GmbH,<br />
Mühlacker<br />
Für den Inhalt der einzelnen Beiträge<br />
sind die unter den Beiträgen<br />
genannten Personen<br />
verantwortlich.<br />
Rasenplatz in den 70er-Jahren.<br />
Zeltlager für Ferienreitschüler.<br />
Foto: privat<br />
Seite 5