Komplett - Das Sauerlandmagazin Dezember 2014
Ausgabe Dezember 2014
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Biegen, kneten und<br />
entspannen<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
Text Pia Mester<br />
Tierosteopathin Julia Schmale heilt Hunde und Pferde auf die sanfte Art<br />
Mowgli hat sichtlich Mühe, die Augen offen zu halten.<br />
Ganz langsam driftet der 18-jährige Wallach in die<br />
Traumwelt ab, während die Tierosteopathin Julia Schmale<br />
seinen Rücken abtastet, die Rippen einrenkt und seine<br />
Beine durchbewegt. „Der ist total tiefenentspannt“, freut<br />
sich Besitzern Christine Müther. Für Mowgli ist es bereits<br />
die dritte Behandlung. Davor war das Freizeitpferd alles<br />
andere als entspannt.<br />
Wenn man krank ist, geht man zum Arzt. So denken viele<br />
Menschen und vergessen dabei, dass es auch andere,<br />
alternative Behandlungsmethoden gibt. Was sich beim<br />
Menschen bewährt hat, wird immer öfter auch für Haustiere<br />
empfohlen. Eine alternative Behandlungsmethode<br />
ist die Osteopathie, was sich von den griechischen Wörtern<br />
osteo für Knochen und pathos für Leiden ableitet.<br />
Im Zentrum dieser Theorie steht die Wirbelsäule. Wenn<br />
hier etwas nicht stimmt, kann das Auswirkungen auf andere<br />
Bereiche des Körpers, beispielsweise die Organe,<br />
haben. „Es ist eine ganzheitliche Behandlungsmethode“,<br />
erklärt Julia Schmale eine Woche vorher vor 23 Zuhörern<br />
bei einem Informationsabend in Herscheid. „Sie soll dem<br />
Körper die Möglichkeit geben, sich selber zu korrigieren.“<br />
Den Anwesenden an diesem Abend, zumeist Pferdebesitzern,<br />
leuchtet das ein.<br />
Blockaden der Wirbelsäule wirken sich<br />
auf den ganzen Körper aus<br />
Tierosteopathen, erklärt Julia Schmale, behandeln nicht<br />
die Symptome, sondern die Ursachen. Und das seien<br />
meist Blockaden des Rückgrats, bei der sich zwei Wirbel<br />
verkanten und die Bewegung eingeschränkt ist. Oft werden<br />
diese durch Stürze oder falsche Bewegungen ausgelöst.<br />
Die Symptome können dabei ganz unterschiedlich<br />
ausfallen: Von offensichtlichen Rückenschmerzen bis hin<br />
zu Leberproblemen, Haarausfall oder Untergewicht könnten<br />
viele gesundheitliche Probleme ihren Ursprung – und<br />
ihre Heilungschancen – in der Wirbelsäule haben. Manchmal,<br />
so Julia Schmale, interpretiere man das Verhalten<br />
seines Pferdes oder Hundes auch falsch. Ein Pferd, das<br />
sich gegen den Sattel wehrt, könne bockig sein, aber genauso<br />
gut auch Schmerzen vermeiden wollen.<br />
Seit vier Jahren praktiziert die Halveranerin Julia Schmale<br />
als Tierosteopathin und behandelt mittlerweile tierische<br />
Patienten in ganz NRW und bei Bedarf sogar deutschlandweit.<br />
Auslöser für ihren Berufswunsch, erzählt die<br />
30-Jährige, sei eine Begegnung mit einer anderen Tierosteopathin<br />
gewesen: „Ich wollte schon immer beruflich<br />
etwas mit Tieren machen. Dann habe ich selber im Reitstall<br />
erlebt, wie eine Osteopathin die Pferde behandelt.<br />
Von da an stand mein Berufswunsch fest.“ Erst mal, so<br />
erzählt Julia Schmale weiter, habe sie eine Ausbildung<br />
zur Physiotherapeutin für Menschen absolviert. Doch ihren<br />
Traum hat sie niemals aufgegeben und von 2007 bis<br />
2010 neben der Arbeit eine Zusatzausbildung bei einem<br />
Institut in Mönchengladbach absolviert und mit Diplom<br />
abgeschlossen. Seit einem Jahr arbeitet sie nun hauptberuflich<br />
als Tierosteopathin. <strong>Das</strong>s sie damit glücklich ist,<br />
merkt man ihr während des Vortrags an. Und auch, als<br />
sie sich mit ihren 1,55 Zentimeter Körpergröße an dem<br />
1,73 Meter großen Mowgli abmüht.<br />
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