Komplett - Das Sauerlandmagazin Dezember 2014
Ausgabe Dezember 2014
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Wer eine schöne Flamme sieht,<br />
kann beruhigt kuscheln Von Rüdiger Kahlke<br />
Tipps zum Heizen mit Kamin: 700-Gramm-Scheit gibt gutes Feuer<br />
Knisternde Holzscheite, flackerndes Feuer, wohlige Wärme.<br />
Kamine stehen für Wohlfühl-Atmosphäre. Sie sind<br />
Sinnbild für Gemütlichkeit, ein gebändigtes Lagerfeuer,<br />
an dem sich Familie und Freunde versammeln. Oder<br />
einfach nur ein Blickfang. Während die Zahl klassischer<br />
Kohleöfen stark rückläufig ist, erfreuen sich moderne Kaminöfen,<br />
Kachelöfen oder Heizkamine wachsender Beliebtheit.<br />
Moderne Heizgeräte für Festbrennstoffe gibt es in vielen<br />
Fachgeschäften und fast jedem Baumarkt. Die heißen<br />
Teile fürs Wohnzimmer können aber auch zum heiklen<br />
Teil werden, weiß Uwe Botur, Geschäftsführer der<br />
Schornsteinfeger-Innung für den Märkischen Kreis. Beim<br />
Betrieb der Öfen ist einiges zu beachten.<br />
<strong>Das</strong> fängt beim Lagerplatz<br />
an. „Holz immer unter einem Dach<br />
lagern und so stapeln, dass die Luft<br />
zirkulieren kann“, rät Uwe Botur.<br />
Bei guten Bedingungen dauert es<br />
zwei Jahre bis das Holz trocken genug<br />
ist, um in den Ofen zu wandern.<br />
„Bretter sind in der Regel<br />
Abfall“, betont der Fachmann.<br />
Sie dürfen nur verbrannt werden,<br />
wenn sie unbehandelt, also z. B.<br />
nicht angestrichen sind.<br />
Verbrannt werden sollte nur gespaltenes<br />
Holz, kein Rundholz. <strong>Das</strong><br />
verbrennt unvollständig. Richtgröße<br />
für die Holzscheite sind für den<br />
Schornsteinfeger-Meister etwa 700<br />
Gramm. Dafür sollte man ein Gefühl entwickeln.<br />
Es sollte nicht zu viel Holz aufgelegt werden. Wenn es zu<br />
warm wird, drosseln viele die Luftzufuhr. Folge: unvollständige<br />
Verbrennung. <strong>Das</strong>, so Botur, sei schlecht für die<br />
Umwelt und den Ofen.<br />
Holz sollte oben angesteckt werden, räumt Uwe Botur<br />
mit der gängigen Praxis auf, erst Papier einzulegen und<br />
Holz darauf zu schichten. Sein Tipp: „Zwei Scheite Holz<br />
in den Ofen legen, kleine Stücke oben drauf und darauf<br />
einen Anzünder. <strong>Das</strong> brennt schön von oben nach unten.“<br />
Seit die Richtlinien für den Umweltschutz strenger gefasst<br />
wurden, haben die Schornsteinfeger auch die Öfen für<br />
Festbrennstoffe mehr im Blick. Sie sehen sich den Holzlagerplatz<br />
an, messen die Feuchtigkeit im Brennholz. Seit<br />
vier Jahren informieren Schornsteinfeger die Ofenbesitzer<br />
über die richtige Nutzung der Kamin- und Kachelöfen.<br />
Öfen, die den Vorgaben nicht entsprechen müssen, je<br />
nach Alter, bis 2024 ausgetauscht werden. Manche können<br />
mit Filter nachgerüstet werden.<br />
Mit einem einfachen Test kann jeder selbst prüfen, ob<br />
die Verbrennung gut funktioniert. Uwe Botur: „Wenn sie<br />
immer eine schöne Flamme sehen, können sie nicht viel<br />
falsch machen.“<br />
Pelletöfen – alter Heizstoff, neue Technik<br />
Einfacher in der Handhabung sind<br />
Pellet-Öfen. „Sie machen inzwischen<br />
gut 50 Prozent des Umsatzes<br />
aus“, weiß Utz Buschhaus vom<br />
Herscheider Ofenhaus. Die Öfen<br />
funktionieren vollautomatisch. Die<br />
Pellets (kleine Holzstücke) werden<br />
in einen Tank geschüttet. „Ein<br />
15-Kilo-Sack reicht ein bis zwei<br />
Tage“, sagt Buschhaus. Pellet-Öfen<br />
empfiehlt er vor allem wenn es<br />
darum geht, Nachtspeicherheizungen<br />
zu ersetzen. „Dann amortisieren<br />
sich die Öfen in ein bis zwei<br />
Jahren.“ Holz hacken und schleppen<br />
entfällt. Für Buschhaus eine<br />
Alternative vor allem für ältere<br />
Menschen oder auch für Mietwohnungen,<br />
bei denen es an Lagerraum für Brennholz fehlt.<br />
Dafür ist die Zustimmung des Vermieters nötig. Buschhaus<br />
rät auf jeden Fall, vor dem Ofen-Kauf den Schornsteinfeger<br />
zu fragen, um böse Überraschungen bei der<br />
Betriebsgenehmigung zu vermeiden. <strong>Das</strong> Schnäppchen<br />
im Internet kann sonst zum Flop werden. Buschhaus:<br />
„Man sollte sich auch beraten lassen, welcher Ofen-Typ<br />
zu einem passt: Sichtfenster, hohe oder niedrige Feueröffnung,<br />
Wohnungssituation.“ All das spielt eine Rolle dabei,<br />
ob man lange Freude am Lagerfeuer im Wohnzimmer hat<br />
und ob das neue Möbelstück zur „heißen Flamme“ wird.<br />
Für die, die nur gucken wollen, gibt es Öfen mit Bioethanol.<br />
Kuschelig warm wird es damit aber nicht.<br />
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