Gmesblättli März 2011 - Tschagguns
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Was üs ganz frei dünkt hot isch gsi,<br />
dass alli Schualgagla zu üsera Lehreri<br />
hon Du säga dörfa und der Onderrecht<br />
ischt im Dialekt abghalta warda.<br />
Singa hon miar net glärnat bis dr Pfarrer<br />
Schoder denn ko ischt. Der hot<br />
denn a Giga mötbrocht und hot üs<br />
„Glorwürdige Königin“ und „Maria zu<br />
lieben“ glehrt. Drom könn miar decht<br />
all noch so guat singa. Abr dia neumodischa<br />
Liadr i dr Kilka tuan üs ros fuxa,<br />
denn der guat Pfarrer Schoder hot üs<br />
halt ke Nota glehrt. I hon i dr ganza<br />
Schualzit a ganz a guati Freundin ghet<br />
und zwor isch des „z`Wörflers Reinhilda“<br />
gsi, dia spöter Frau vom Zimmermeister<br />
Fritz. Miar sen unzertrennlich<br />
gsi. Im lötschta Schualjohr sen miar<br />
scho großi Maiggana gsi und do hot<br />
d`Lehreri gförchtet, miar könnten halt<br />
scho vo da Buaba schwätza. Des hot sie<br />
drom dam Pfarrer Schoder vorbrocht<br />
und der hot sich üs den prompt vorknöpft.<br />
Zerscht bin ich dra ko, derwil<br />
hot d`Reinhilda im Vorhus warta<br />
müaßa. Jetzt het ich dem Pfarrer Schoder<br />
id Hand versprächa solla, nia meh<br />
möt minera Freundin zgo und des hon i<br />
halt net do und zuanam gset, ich könni<br />
net etschas versprächa was ich net halta<br />
ka. Dua isch der guat Pfarrer halt fugsteifelswild<br />
warda und ich hon denn<br />
go könna. Denn ischt d`Reinhilda dra<br />
ko und dia het des glich versprächa<br />
sölla. Dia hot am denn zor Antwort<br />
geh: „Wenn i net möt dr Freundin go<br />
darf, denn gangi halt möt ma Freund.“<br />
Do hot si natürli noch ärger in Pfeffer<br />
gschissa! Ich hon denn bi da Gäßschärma<br />
möt ma Rodel gwartet. Denn<br />
sen miar zema of de Rodl ghockat und<br />
öber „z`Groldaboda“ ahi grodlat und<br />
dr Pfarrer und d`Lehreri hon nochi<br />
luaga könna. Daför hon miar üs bedi<br />
in Betragen an 2er ighandlat, aber bim<br />
Entlassungszügnis hots aber decht a<br />
„Sehr gut“ geh.<br />
Und nun zu etwas Besinnlicherem<br />
Wir hatten eine sehr gute und verantwortungsvolle<br />
Lehrerin und sind Ihr<br />
zu großem Dank verpflichtet! Sie hat<br />
uns das nötige Rüstzeug für das spätere<br />
Leben mitgegeben. Wir haben<br />
ihr sicher auch oft das Leben schwer<br />
gemacht. Sie hat ihr ganzes langes<br />
Leben für die Latschauer Schule geopfert<br />
und hat immer für uns gebetet.<br />
Die Latschauer Schule und ihre Kinder<br />
waren ihr ein und alles. Der Herrgott<br />
hat sie sicher belohnt! In lieber und<br />
dankbarer Erinnerung im Namen aller<br />
Latschauer Schüler vom alten Schulhaus.<br />
Josefine Engstler, geb. Marent<br />
vulgo „Chrestas Josefina“<br />
geb. 19. Juni 1914<br />
5 Wochen vor Beginn des 1. Weltkrieges<br />
Nachtrag<br />
Im Juni 1938 mussten wir mit blutendem<br />
Herzen unsere schöne geliebte<br />
Heimat auf Latschau verlassen. Wir<br />
wurden von der Vorarlberger Illwerke<br />
ausgesiedelt. Es war ein sehr schmerzlicher<br />
Einschnitt in unserem Leben.<br />
Unser Anwesen war nachweislich über<br />
Seinerzeit<br />
Josefine Engstler, Portrait an ihrem 95. Geburtstag am 19. Juni 2009<br />
300 Jahre im Besitz unserer Vorfahren.<br />
Anmerkung<br />
Dieser Beitrag basiert auf einer handschriftlichen<br />
Aufzeichnung von Josefine<br />
Engstler und wurde original übertragen.<br />
Wann diese Aufzeichnungen<br />
niedergeschrieben wurden, ist nicht<br />
bekannt, es dürften aber sicher mindestens<br />
20 Jahre her sein.<br />
Wenn auch Sie sich noch an interessante<br />
geschichtliche oder gesellschaftliche<br />
Begebenheiten aus<br />
<strong>Tschagguns</strong> erinnern oder Unterlagen<br />
dazu haben, so melden Sie sich<br />
bitte beim Gemeindeamt <strong>Tschagguns</strong>,<br />
oder bei mir. Die Unterlagen<br />
bekommen Sie natürlich wieder<br />
zurück. Es ist eine Möglichkeit, dass<br />
historisches Wissen, auch wenn es<br />
aus persönlicher Sicht betrachtet<br />
wird, nicht in Vergessenheit gerät<br />
und verloren geht. Wir nehmen uns<br />
gerne Zeit dafür !<br />
Egon Pfefferkorn<br />
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