Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
GEMEINSCHAFT 11/2004 27<br />
Herrn Gnade zum Besten <strong>die</strong>nt. Es<br />
konnte mir nichts Lieberes genommen<br />
werden als meine Frau. Und<br />
doch, wenn ich dafür den mir gewordenen<br />
Gewinn herauszugeben<br />
hätte, ich könnte nicht den Tausch<br />
eingehen. Die verlorenen Geliebten<br />
bilden mit ihrer Anziehungskraft<br />
ein Gegengewicht gegen <strong>die</strong><br />
Anziehungskraft der Erde, in welche<br />
man sich mit ihnen, solange<br />
man sie besitzt, unbewusst hineinbaut,<br />
dass es gut zu wohnen ist.<br />
Nun, nachdem <strong>die</strong> Hütte zerstört<br />
ist, sind sie Magnete, <strong>die</strong> nach<br />
oben ziehen. Dabei müssen wir des<br />
Apostels Wort zur Anwendung<br />
bringen: Ich vergesse, was dahinten<br />
ist, was mir Gewinn und Lust<br />
war, das Vergangene. Und ich strecke<br />
mich nach dem, was vorne<br />
liegt, oben und in der Zukunft.<br />
In Schwachheitsstunden kann man<br />
oft nicht selber schöpfen. Da tut<br />
brüderliche Teilnahme wohl. Der<br />
Herr, der aus Finsternis hervorruft,<br />
schaffe dir Licht und mache sein<br />
Wort des Lebens in dir kräftig zu<br />
neuer Frucht.«<br />
Nach dem Tod seiner jüngsten<br />
Tochter im Jahr 1877 schrieb er:<br />
»Um <strong>wie</strong> viel ist mir <strong>die</strong> jenseitige<br />
Welt <strong>wie</strong>der näher gekommen und<br />
ich ihr. So hat mich der Herr mit<br />
dem, was mir für <strong>die</strong>se Spanne Zeit<br />
genommen wurde, am Gewinn der<br />
Ewigkeit bereichert. Und es ist mir<br />
daraus neu Geduld und Tröstung<br />
unter dem, was ich tragen muss,<br />
geflossen. Ich empfing Erfrischung<br />
und Stärkung namentlich auch für<br />
meinen Beruf, dass ich <strong>die</strong>sen<br />
Winter mit freudigem Auftun des<br />
Mundes und mit sichtbar verstärktem<br />
Eindruck auf <strong>die</strong> Hörer zeugen<br />
könnte von den Geheimnissen des<br />
Himmelreichs.« Otto Schaude<br />
Zusammengefasste Gedanken aus<br />
»Mit Freuden ernten« von Winrich<br />
und Beate Scheffbuch, Hänssler-<br />
Verlag 1999, Seiten 128–136.<br />
Wachsende Kirche<br />
Gespräch mit Dekan Ulrich Mack (Freudenstadt), dem Vorsitzenden des<br />
Theologischen Ausschusses der Landessynode<br />
Die Landessynode hat<br />
ein Projekt »Wachsende<br />
Kirche« gestartet.<br />
Was ist darunter<br />
zu verstehen?<br />
Wir wollen fragen:<br />
Wie kann unsere Kirche<br />
<strong>wie</strong>der wachsen?<br />
– und zwar in einem<br />
quantitativen (zahlenmäßig)<br />
<strong>wie</strong> in einem<br />
geistlich-qualitativen<br />
Sinn. Wir wollen,<br />
dass <strong>die</strong> Freude am<br />
Gemeindeleben und<br />
der Mut, neue missionarische<br />
Schritte zu wagen wachsen. In dem<br />
Projekt sollen »Strategien und<br />
Konzepte« erarbeitet werden »mit<br />
dem Ziel, den derzeitigen Trend<br />
kleiner werdender Zahlen umzukehren,<br />
damit Gemeinden <strong>wie</strong>der<br />
wachsen« – so steht es in einem<br />
Antrag, der vor allem von Mitgliedern<br />
der »Lebendigen Gemeinde«<br />
in <strong>die</strong> Synode eingebracht wurde.<br />
Wie kamen Synodale auf <strong>die</strong> Idee,<br />
einen solchen Antrag zu stellen?<br />
Schon im November 1999 befasste<br />
sich <strong>die</strong> Synode der Evangelischen<br />
Kirche in Deutschland (EKD) in<br />
Leipzig mit dem Thema »Der missionarische<br />
Auftrag der Kirche«.<br />
Sie beschloss eine vielbeachtete<br />
»Kundgebung«. In ihr steht: »Wir<br />
haben den Auftrag, Menschen <strong>die</strong><br />
Augen zu öffnen für <strong>die</strong> Wahrheit<br />
und <strong>die</strong> Schönheit der christlichen<br />
Botschaft. Wir wollen sie dafür gewinnen,<br />
dass sie sich in Freiheit an<br />
Jesus Christus binden und sich zur<br />
Kirche als der Gemeinschaft der<br />
Ulrich Mack<br />
Glaubenden halten.«<br />
Und dann: »Der Leib<br />
Christi soll wachsen.<br />
Darum wollen <strong>die</strong><br />
Kirchen Mitglieder<br />
gewinnen. Dafür setzen<br />
wir uns kräftig<br />
ein.« Was <strong>die</strong> EKD-<br />
Synode angestoßen<br />
hat, haben einzelne<br />
Landeskirchen schon<br />
aufgenommen. Wir<br />
in Württemberg wollen<br />
jetzt <strong>die</strong>ser Spur<br />
folgen.<br />
Wie steht <strong>die</strong> Kirchenleitung dazu?<br />
Landesbischof Dr. Maier hat in seinem<br />
ersten Bischofsbericht im Juli<br />
2002 schon <strong>die</strong> Ziele vorgegeben:<br />
»Den Glauben weitergeben« und<br />
»Austritte verringern und Eintritte<br />
vermehren«. Er hat sich in der<br />
Schwerpunkttagung der Synode im<br />
Juli ausdrücklich hinter das Projekt<br />
gestellt. Der Oberkirchenrat hat<br />
nun bereits einen Leitungskreis gebildet<br />
unter der Regie von OKR<br />
Küenzlen, der <strong>die</strong> nächsten Schritte<br />
planen und begleiten soll.<br />
Aber es gab doch bisher schon missionarische<br />
Bemühungen in den<br />
Gemeinden. Was soll jetzt anders<br />
werden?<br />
Ja, es gab und gibt schon viele missionarische<br />
Projekte und Modelle –<br />
von ProChrist und der Aktion »neu<br />
anfangen« bis hin zu Grundkursen<br />
des Glaubens, Frauenfrühstück<br />
oder Religionsunterricht für Erwachsene.<br />
Aber oft sind es kleine<br />
Gruppen, auch Gemeinschaften,