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Vertrauensmarketing

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Zeitschrift des Bundes der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure e. V.<br />

Erforderlich:<br />

Der neue BDVI-Präsident<br />

fordert ein ÖbVI-<br />

<strong>Vertrauensmarketing</strong><br />

Ergiebig:<br />

Über Befindlichkeiten<br />

im deutschen<br />

Vermessungswesen<br />

Erstaunlich:<br />

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Georegistrierung<br />

DPAG PVSt G 50591 »Entgelt bezahlt« BDVI Berlin<br />

34. Jahrgang<br />

2008<br />

ISSN 0342-6165<br />

H E F T 3


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MOSAIK<br />

_ KRANKENGELD<br />

Krankengeldregelung für Selbstständige<br />

muss zurückgenommen werden<br />

Zur aktuellen Debatte erklärt BFB-Präsident Dr. Ulrich Oesingmann:<br />

»Rund 1,5 Millionen Selbstständige und Freiberufler,<br />

die freiwillig Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV) sind, erhalten ab dem neuen Jahr kein Krankengeld<br />

mehr von ihrer Kasse. Wir fordern den Gesetzgeber auf,<br />

diese Leistungskürzung zurückzunehmen.«<br />

Im Zuge der im Jahr 2007 verabschiedeten Gesundheitsreform<br />

wurden diese Leistungen mit Wirkung ab dem 1. Januar 2009<br />

gestrichen. Dies ist eine eklatante Benachteiligung der in der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung freiwillig versicherten Selbstständigen.<br />

Der Gesetzgeber muss diese Änderung sofort rückgängig<br />

machen. Da nicht damit zu rechnen ist, dass sich der<br />

Gesetzgeber zeitnah bewegt, müssen sich die Betroffenen<br />

schnellstens um ein neues Auffangnetz im Krankheitsfall kümmern.<br />

Die Folgen für Selbstständige, die im Krankheitsfall nicht<br />

mehr abgesichert sind, können existenzbedrohend sein.<br />

Die betroffenen in der GKV freiwillig versicherten Selbstständigen<br />

sollten sich daher in den nächsten Wochen von mehreren<br />

privaten Versicherungsgesellschaften Angebote einholen und<br />

Prämien und Leistungen vergleichen. Die Versicherungsunter-<br />

_ AUSBILDUNG<br />

DIA startet mit Bachelor- und Masterstudiengängen<br />

im Bereich Real Estate<br />

Führungs- und Nachwuchskräften der Immobilien- und Finanzbranche<br />

bietet die Deutsche Immobilien-Akademie (DIA)<br />

an der Universität Freiburg ab September die Möglichkeit, einen<br />

Bachelor- oder Masterabschluss im Bereich Real Estate<br />

zu erwerben. Möglich wird dies im Rahmen einer Kooperation<br />

mit der SMI School of Management and Innovation, der Business<br />

School an der privaten, staatlich anerkannten und promotionsberechtigten<br />

Steinbeis-Hochschule Berlin.<br />

»Für uns geht damit der Traum von einer durchlässigen, berufsbegleitenden<br />

immobilienwirtschaftlichen Weiterbildung bis<br />

hin zum akademischen Abschluss in Erfüllung«, freut sich DIA-<br />

Geschäftsführer Peter Graf. Die Anforderungen an die Aus- und<br />

Weiterbildung, welche für eine erfolgreiche berufliche Tätigkeit<br />

in der Immobilienwirtschaft notwendig seien, nähmen aufgrund<br />

der Internationalisierung und Professionalisierung immer mehr<br />

zu. »Neben Berufspraktikern mit einem Abschluss als Immobilienkaufmann<br />

oder Immobilienwirt werden auch Betriebswirte,<br />

Juristen,BauingenieureundArchitektenverstärktdieMöglichkeit<br />

nutzen, sich mit einem Bachelorstudium oder einem der postgradualen<br />

Masterstudiengänge immobilienwirtschaftliche Spezialkenntnisse<br />

anzueignen«, ist sich Peter Graf sicher.<br />

nehmen sind aufgefordert, Produkte anzubieten, die dem geringen<br />

versicherungsmathematischen Risiko von Ausfallzeiten<br />

bei Selbstständigen Rechnung tragen. Dieses unterdurchschnittliche<br />

Risiko muss sich auch in günstigen Konditionen wiederfinden.<br />

Dabei sollte an kombinierte Angebote mit Betriebsausfalldeckung<br />

gedacht werden. Die Alternative, das Krankengeld<br />

auch zukünftig über die GKV abzusichern, sehen wir kritisch.<br />

Wer sich dazu entschließt, einen Zusatzvertrag über seine<br />

gesetzliche Kasse abzuschließen, sollte gewarnt sein. Erstens<br />

liegen bis heute keine Krankengeld-Wahltarife bei den gesetzlichen<br />

Kassen vor. Zweitens ist noch nicht abzusehen, wie sich<br />

die Beiträge der einzelnen Kassen nach Einführung des Gesundheitsfonds<br />

entwickeln werden. Und wer sich heute für eine bestimmte<br />

Krankenkasse entscheidet, ist an diese mindestens für<br />

die nächsten drei Jahre gebunden. Wie auch immer sich die<br />

Betroffenen entscheiden: Sie werden mit Zusatzbelastungen<br />

rechnen müssen. Diese werden besser verkraften zu sein als die<br />

finanziellen Belastungen, die eintreten, wenn die Ausfallzeiten<br />

bei zum Teil langen und schweren Erkrankungen nicht mehr<br />

abgesichert sind.«<br />

(Quelle: Presseinformation des BFB, 9. September 2008)<br />

»Genügte es in der Vergangenheit,<br />

einzelne<br />

Objekte bewerten, bewirtschaften<br />

oder vermarkten<br />

zu können, so<br />

stehen heute verstärkt<br />

grenzüberschreitende<br />

Portfolios, Unternehmen<br />

oder die Strukturierung<br />

der Finanzierung<br />

im Fokus«, erläutern<br />

die Studienleiter<br />

Professor Heinz Rehkugler<br />

und Professor Michael Lister. Bei der Bewertung, der<br />

Ertragsberechnung, der Kreditbeschaffung oder der Suche nach<br />

neuen Investitionsstrategien benötigten Entscheider Fachkompetenz<br />

auf internationalem Niveau.<br />

Information: Deutsche Immobilien-Akademie<br />

an der Universität Freiburg, Thomas Bühren<br />

Eisenbahnstraße 56, 79098 Freiburg, Telefon 0761/20755-27<br />

www.dia.de<br />

(Quelle: Presseinformation der Deutschen Immobilien-Akademie an<br />

der Universität Freiburg GmbH, 5. August 2008) 390<br />

3


391<br />

MOSAIK<br />

3<br />

Die CDs mit Bild + Ton des<br />

Kabaretts »Corner-Value-Paper«<br />

vom BDVI-Kongress 2008 können<br />

bei der BDVI-Geschäftsstelle<br />

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_ ADV<br />

Jubiläumsveranstaltung 60 Jahre<br />

Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltung<br />

(AdV) in Stuttgart<br />

»Baden-Württemberg bekennt sich zu einer konsequenten Weiterentwicklung<br />

der Vermessungsverwaltung.«<br />

»Die Landesregierung von Baden-Württemberg unterstützt die technologischen Entwicklungen<br />

im amtlichen Vermessungswesen: sei es beim Aufbau einer Geodateninfrastruktur<br />

oder durch die Einrichtung und den Betrieb des Satellitenpositionierungsdienstes<br />

SAPOS®. Baden-Württemberg begnügt sich im Bereich Forschung<br />

und Entwicklung nicht mit einer Zuschauerrolle, sondern will sich aktiv beteiligen«,<br />

sagte die Staatssekretärin im<br />

Ministerium für Ernährung und<br />

Ländlichen Raum, Friedlinde<br />

Gurr-Hirsch MdL, am Dienstag<br />

(9. September) im Rahmen der<br />

Veranstaltung zum 60-jährigen<br />

Bestehen der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Vermessungsverwaltung<br />

(AdV) in Stuttgart. InnerhalbEuropashabeBaden-Württemberg<br />

mit 4,2 % des Bruttoinlandsprodukts<br />

das meiste Geld Staatssekretärin für Aktivrolle von BW<br />

in die Forschung investiert. Damit hat bei Forschung und Entwicklung<br />

Baden-Württemberg im Vergleich<br />

der Länder in Deutschland und in der EU Platz eins eingenommen.<br />

»Die Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen gewährleistet die Einheitlichkeit<br />

der von der Wirtschaft gebrauchten Geobasisinformationen. Ohne die AdV<br />

hätten wir 16 verschiedene Stimmen; dies wäre im europäischen Kontext mehr als<br />

hinderlich. Im zusammenwachsenden Europa muss Deutschland auch im föderal<br />

strukturierten Vermessungswesen mit einer Stimme sprechen«, erklärte die Staatssekretärin.<br />

Gerade im Bereich der Geoinformationen sei dies äußerst wichtig. Geoinformationen<br />

müssten in einheitlichen Standards und Normen zur Verfügung stehen.<br />

Durch die europäische INSPIRE-Richtlinie würden die Voraussetzungen für eine<br />

Aktivierung des Wertschöpfungspotenzials von Geoinformationen geschaffen.<br />

INSPIRE (Infrastructure for Spatial Information in Europe) unterstütze durch den<br />

Aufbau von Geodateninfrastrukturen die Lissabon-Strategie der Europäischen Union<br />

für mehr Wirtschaftswachstum. Die Landesregierung werde diese Richtlinie in Baden-<br />

Württemberg daher zügig umsetzen.<br />

In der AdV wirken die Vermessungsverwaltungen der Länder zusammen, um fachliche<br />

Angelegenheiten von grundsätzlicher und überregionaler Bedeutung mit dem<br />

Ziel einer einheitlichen Regelung zu behandeln. So waren Vertreter der AdV bei der<br />

Konzeption für das europäische Satellitennavigationssystem Galileo beteiligt und<br />

brachten die Interessen der Vermessungsverwaltungen Deutschlands in den europäischen<br />

Gremien ein. Durch die Einrichtung von »Zentralen Stellen« wurde pro<br />

Produkt oder Dienst ein Ansprechpartner für die Belange der Industrie, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft geschaffen. Damit werden hochwertige Produkte und Dienstleistungen<br />

der Vermessungsverwaltungen einheitlich und aus einer Hand abgegeben.<br />

Der Vorteil der amtlichen Geoinformationen der Vermessungsverwaltungen sind<br />

die bundesweite Verfügbarkeit, die hohe Aktualität und einheitliche Gebühren und<br />

Lizenzmodelle.<br />

(Quelle: Pressestelle des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum)<br />

_ E-LEARNING<br />

Gold in Peking – für die Lehre<br />

TU-Student für die Entwicklung einer multimedialen E-Learning-<br />

Plattform in der Geoinformationstechnik ausgezeichnet.<br />

Mit einem Gold Award kehrte das Team des Instituts für Geodäsie<br />

und Geoinformationstechnik (IGG) der Technischen Universität<br />

Berlin aus Peking zurück. Auf dem mit über 3.000 Teilnehmern<br />

gut besuchten 21. Kongress der »International Society<br />

of Photogrammetry and Remote Sensing« (ISPRS) war<br />

Robert Kaden, studentischer Mitarbeiter des IGG, für seine<br />

Entwicklung einer multimedialen E-Learning-Plattform zu<br />

dem Standard CityGML ausgezeichnet worden.<br />

CityGML (City Geography Markup Language) ist ein semantisches<br />

Datenmodell und Austauschformat, mit dem 3-D-Daten<br />

für Gebäude- und Stadtmodelle beschrieben werden können.<br />

Gerade erst Anfang August 2008 ist es vom Open Geospatial<br />

Consortium (OGC) als internationaler Standard verabschiedet<br />

worden. Dieser Standard erleichtert die weltweite Zusammenarbeit<br />

und den hersteller- und anbieterübergreifenden Datenaustausch<br />

von virtuellen 3-D-Stadtmodellen. Entwickelt wurde<br />

CityGML von der SIG 3D, einem deutschen Gremium mit über<br />

100 Mitgliedern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung<br />

_ UMORGANISATION DER LANDESVERMESSUNG<br />

GEObasis.NRW jetzt bei der Bezirksregierung Köln<br />

Die Umorganisation der Landesvermessung in NRW wurde im letzten Jahr von der Landesregierung<br />

propagiert und durchgesetzt. Neben der Aufgabenkritik am Landesvermessungsamt<br />

und bei den Bezirksregierungen hatte das Vorhaben das Ziel,<br />

Personaleinsparungen vorzunehmen.<br />

Wie erfolgreich dieses Unternehmen war, davon berichtete<br />

der Regierungspräsident von Köln in seiner Pressekonferenz<br />

vom 25. Juni 2008. Generalthema der Pressekonferenz war<br />

die Integration des Landesvermessungsamtes (ehemaliger<br />

LHO-Betrieb) in eine Abteilung der Bezirksregierung. Die<br />

jetzige Abteilung 7 »GEObasis.NRW« wurde neu strukturiert<br />

und personell verschlankt.<br />

Die Einbindung der Aufgaben »Landesvermessung« und<br />

»GEObasis« in eine Regierungsbehörde bietet Chancen für<br />

die Bündelung von Aufgaben insbesondere im Bereich E-<br />

Government und Know-how-Center für Zukunftsaufgaben<br />

auf allen Gebieten der Landesvermessung (von SAPOS® bis<br />

GIS). Die Abteilung 7 könnte als Stabsstelle, losgelöst von<br />

Dienstaufsichtsaufgaben, fungieren. Hier hat das Land NRW<br />

noch einiges an Nachholbedarf, besonders wenn es darum<br />

geht, die amtlichen Daten auch allen amtlichen Vermessungsstellen<br />

nach VermKatG zur Verfügung zu stellen. Es bedarf<br />

noch einiger praktischer Entscheidungen, um auch das<br />

Denken auf die Region »Land NRW« auszurichten.<br />

Der BDVI wünscht der Abteilung 7 viel Erfolg auf dem Weg<br />

zur »GEObasis.NRW«.<br />

(Quelle: Pressestelle Bezirksregierung Köln/BDVI NRW)<br />

Robert Kaden ist der Dritte von rechts.<br />

MOSAIK<br />

unter dem Vorsitz von TU-Professor Thomas H. Kolbe. Eingesetzt<br />

wird der Standard bereits von Vermessungsämtern und<br />

Unternehmen, die Gebäude, Stadtviertel und ganze Regionen<br />

in einer 3-D-Ansicht abbilden, um Voraussetzungen für Stadtplanungen,<br />

Umweltsimulationen, Sicherheitsanalysen oder für<br />

touristische Zwecke zu schaffen. Auch für die zukünftige Automatisierung<br />

bestimmter Vermessungsarbeiten durch Roboter<br />

sind die 3-D-Modelle ein unabdingbares Hilfsmittel.<br />

Der Erfolg der bisherigen Kursteilnehmer (seit Mai 2008) aus verschiedenen<br />

europäischen Ländern überzeugte auch die Jury in<br />

Peking. Sie verlieh dem angehenden Geodäten Robert Kaden den<br />

mit 1.000 US $ dotierten Gold Award des E-Learning-Wettbewerbs<br />

CATCON (Computer Assisted Teaching Contest).<br />

(Quelle: Pressestelle der TU Berlin)<br />

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3<br />

392


393<br />

EDITORIAL<br />

3<br />

34. Jahrgang, 2008, Heft 3<br />

EDITORIAL<br />

Step by Step<br />

Das FORUM begrüßt den neuen Präsidenten, Michael Zurhorst, wie es<br />

den alten verabschiedet hat: mit »business as usual«. Der Willkommensgruß<br />

in diesem Heft ist vielfältig und umfasst verschiedene Aktionsbereiche,<br />

die in der kommenden Zeit das Interesse der ÖbVI auf sich ziehen werden.<br />

An erster Stelle stehen die Gedanken des »Neuen« unter dem diesjährigen<br />

Kongressmotto »Perspektive Zukunft«. Über seinen pragmatischen Ansatz,<br />

mit dem Privileg der öffentlichen Beleihung ausgestattet neue Wirkungsfelder<br />

zu erobern, wird man hoffentlich noch öfter und in allen Gremien<br />

sprechen. Sein Vorschlag für ein »<strong>Vertrauensmarketing</strong>« passt sehr gut zu<br />

den Ausführungen des DVW-Präsidenten Hagen Graeff, der seine Frage nach<br />

den Befindlichkeiten im deutschen Vermessungswesen nicht allein mit den<br />

aktuellen Herausforderungen beantwortet, sondern mit dem Hinweis auf<br />

die Gestaltungsmöglichkeiten in einem breit gefächerten Berufsfeld.<br />

Den Bericht vom Kleinen Geodätentag darf man gern als Pendant oder als<br />

Spiegel des Bundeskongresses lesen. So wie die Aktionen auf Bundesebene<br />

zu neuen Kommunikationsformen zwischen den Vertretern der Vermessungsverwaltungen<br />

und dem BDVI geführt haben, ist beispielsweise im<br />

amtlichen Vermessungswesen des Landes Brandenburg über die Jahre ein<br />

gegenseitiges Verständnis für die unterschiedlichen Befindlichkeiten der Akteure<br />

entstanden. Jedes Bundesland mag seine Form der Zusammenarbeit<br />

finden. Der Weg wird – wie nachlesbar – auf Bundes- und Länderebene<br />

bereits beschritten.<br />

Mit den beiden technischen Beiträgen wollen wir Diskussionsthemen zur<br />

INTERGEO beisteuern. Ulrich Bergmann ist zu verdanken, dass er die<br />

Schwarz-Weiß-Betrachtungen über den Einsatz von GNSS-Messungen gar<br />

nicht erst mitmacht, sondern einen vermittelnden und damit auch praxisnahen<br />

Vorschlag zur integrierten Anwendung von GNSS-Messungen und<br />

terrestrischen Beobachtungen unterbreitet. Hannes Eugster bleibt es vorbehalten,<br />

das technische Fenster weit zu öffnen und den Blick auf den Einsatz<br />

von Mini- und Mikrodrohnen mit Echtzeit-Georegistrierung zu richten.<br />

Mit diesen Beiträgen wird noch einmal die von Hagen Graeff festgestellte<br />

»kreative Vielfältigkeit« der Geodäsie unterstrichen.<br />

Wie schön – ein Beruf mit Zukunft.<br />

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395<br />

IN DIESEM HEFT<br />

IN DIESEM HEFT<br />

TITEL | BDVI INTERN<br />

3<br />

34. Jahrgang, 2008, Heft 3<br />

Des Berufes Kern<br />

Gedanken des neuen BDVI-Präsidenten zur »Perspektive Zukunft«<br />

Michael Zurhorst 397<br />

MOSAIK 390<br />

EDITORIAL<br />

Step by Step<br />

Walter Schwenk 393<br />

KONGRESS<br />

Wir sind wer!<br />

Befindlichkeiten im deutschen Vermessungswesen<br />

Hagen Graeff 403<br />

Zum Beispiel könnte man …<br />

Nachsinnen in einem leeren Kongresssaal 407<br />

Das Corner-Value-Paper und der BDVI-Kongress<br />

Highlight am Vorabend 409<br />

TECHNIK<br />

Genauigkeitsuntersuchungen zu<br />

hybriden Verfahren mit GNSS-Messungen<br />

und terrestrischen Beobachtungen<br />

Ulrich Bergmann 411<br />

UAV-basiertes Augmented Monitoring<br />

Echtzeit-Videodaten-Georeferenzierung und -Integration<br />

in virtuelle Globen<br />

Hannes Eugster 420<br />

IMMOBILIEN<br />

Aktuelle Gebäudesachwerte in der<br />

Verkehrswertermittlung (NHK 2005)<br />

Warum hat man nicht vorher einen Wertermittler gefragt?<br />

Agnar Boysen 425<br />

Herzlich willkommen … 397<br />

auf der Kommandobrücke des BDVI. Vielleicht<br />

ließen sich auch andere Bilder verwenden, aber so, wie ÖbVI<br />

Michael Zurhorst aus Werne in der Mitgliederversammlung des<br />

BDVI vor das Rednerpult trat,<br />

wie er in seiner Antrittsrede<br />

programmatische Akzente<br />

setzte, verfestigte sich der<br />

Eindruck: Hier übernimmt<br />

jemand Verantwortung, um<br />

zu gestalten. Die Zuhörer<br />

waren zufrieden.<br />

Perspektive Zukunft.<br />

Wer etwas will,<br />

sucht Wege<br />

403<br />

und dafür steht der DVW-Präsident Hagen Graeff, für die Suche<br />

nach einem Einstieg in neue Ausbildungsformen, für die Bewährung<br />

auf veränderten Arbeitsfeldern, für die Gesprächsfähigkeit<br />

im Umgang der Geodäten miteinander.<br />

Den zweiten Teil des Zitats braucht er daher nicht in Anspruch<br />

zu nehmen: Wer etwas nicht will, sucht Gründe.<br />

Für die Praxis 411<br />

bringen die Untersuchungen von Ulrich Bergmann<br />

die Erkenntnis, dass die in Ballungsräumen oft notwendige<br />

Verknüpfung von GNSS-Messungen mit terrestrischen Beobachtungen<br />

neue Fragen zu den amtlich geforderten und technisch<br />

möglichen Genauigkeiten aufwirft.<br />

Kollege ÖbVI, übernehmen Sie.<br />

Mini- und Mikrodrohnen<br />

im Einsatz<br />

420<br />

Der Clou des Beitrags von Hannes Eugster besteht in der Echtzeit-<br />

Georegistrierung und Echtzeit-Geodatenintegration von Bilddaten,<br />

die mit Mini- und Mikrodrohnen gewonnen werden. Der<br />

Einsatz von Mini- und Mikrodrohnen findet im weitesten Sinne<br />

im Sicherheits- und Überwachungsbereich (z. B. Katastropheneinsatz)<br />

statt.<br />

Wie bei jeder Revolution<br />

425<br />

so schreibt Agnar Boysen in seiner Vorstellung<br />

der überarbeiteten Normalherstellungskosten (NHK 2005), ist viel<br />

Gutes im Kern geboren, aber auch viel Gutes »konterrevolutionär«<br />

erschlagen worden.<br />

Mit einem engagierten<br />

Beitrag regt der<br />

Autor zur Eigenprüfung<br />

an und zum<br />

vorerst kritischen<br />

Umgang mit dem<br />

Entwurf des Baukosteninformationszentrums.<br />

Zum Beispiel Thüringen 437<br />

Die Diskussion über Zweck und Nutzen der Abmarkungspflicht<br />

wird häufig nur unter Kostengesichtspunkten<br />

geführt. Zu kurz gedacht, sagt Frank Reichert und stellt in seinem<br />

Beitrag zur Geschichte der Abmarkungspflicht in Thüringen das<br />

Gut des Rechtsfriedens in den Vordergrund.<br />

GLOSSAR<br />

IN DIESEM HEFT<br />

Liebe Mutti<br />

… Ein Jahr später …<br />

Andreas Bandow 433<br />

FORUM FEDERALE<br />

Der Kleine Große Tag<br />

Gemeinsame Fachtagung in Neuruppin<br />

Andreas Bandow 435<br />

Die Abmarkungspflicht in Thüringen<br />

Ein Ende nach 469 Jahren?<br />

Frank Reichert 437<br />

Lockere Landpartie per Motorrad!<br />

Claudia Zimmermann 443<br />

FORUM FUNDUS<br />

Eine clevere Lösung!?<br />

Oder doch eher die Axt am Berufsstand?<br />

Rudolf Wehmeyer 441<br />

Zeitmanagement<br />

Aus dem Alltag eines ÖbVI<br />

Claudia Zimmermann 442<br />

BÜCHER 444<br />

FORUM FUTURA 449<br />

FORUM FACTUM 453<br />

IMPRESSUM 453<br />

3<br />

396


397<br />

BDVI INTERN INHALT<br />

Gedanken des neuen BDVI-Präsidenten<br />

zur »Perspektive Zukunft«<br />

DES BERUFES KERN<br />

In diesem Jahr wird der BDVI 60 Jahre alt und dieser Verband hat dabei<br />

gerade mal fünf Präsidenten benötigt. Das zeugt von großer Kontinuität.<br />

Vor 30 Jahren war ich als Student das erste Mal mit meinem Vater auf einem Jahreskongress des<br />

BDVI in Lahnstein. Damals hieß das noch Jahreshauptversammlung. An diesem Tag vor 30 Jahren<br />

stand auch ein Präsidentenwechsel an: seinerzeit von unserem heutigen Ehrenpräsidenten Dr. Wil-<br />

helm Kühnhausen auf Ernst Simon. Herr Esser wurde damals zum neuen Justitiar gewählt, beglei-<br />

tet uns also heute auch schon 30 Jahre. Seinerzeit haben mich einige Personen als Protagonisten<br />

beeindruckt, die beispielsweise Kühnhausen, Leber, Hils und Kruse hießen. Damals und auch später,<br />

mit einem Präsidenten Dr. Otmar Schuster und einem Präsidenten Volkmar Teetzmann, in der De-<br />

pression der zweiten Hälfte der 80er Jahre und der Euphorie der Wiedervereinigung Anfang der<br />

90er Jahre – immer fühlte ich mich dabei, wäre aber nie auf den Gedanken gekommen, einmal als<br />

Kandidat für das Präsidentenamt vor Ihnen zu stehen.<br />

3<br />

MICHAEL ZURHORST | WERNE<br />

Preiskampf wird als Honorarflexibilität verklausuliert.<br />

Man hätte vereinfacht auch schreiben können: Seht zu, wie ihr klarkommt!<br />

Aber bevor ich hier weiterrede, möchte ich es nicht versäumen,<br />

auch hier noch einmal in der Mitgliederversammlung<br />

meinen und unser aller Dank an den scheidenden Präsidenten<br />

Volkmar Teetzmann auszusprechen. Du, Volkmar, hast<br />

Großes geleistet und hinterlässt deinem Nachfolger ein<br />

großes Erbe im doppelten Sinne:<br />

1 | hat der BDVI unter deiner Führung viel<br />

erreicht, worauf sich aufbauen lässt, und<br />

2 | sind die Fußspuren und das Schrittmaß –<br />

kein Wunder bei deiner Statur – eine<br />

echte Vorgabe.<br />

Nun zurück: Vor sechs Monaten hat man die Frage an mich<br />

gerichtet, ob ich für das Präsidentenamt kandidieren wolle.<br />

Nachdem ich wie gesagt vor 30 Jahren das erste Mal mit<br />

meinem Vater dabei war, habe ich heute das Glück, mit<br />

meinem Sohn Alexander als jüngstem Neumitglied des BDVI<br />

an meiner Seite hier zu sein. Das mag Ihnen verdeutlichen,<br />

dass ich durch meinen Sohn gewisse Freiräume in der Zeitgestaltung<br />

gewonnen habe. Die nächste Generation schickt<br />

sich an, sich in unserem Beruf aufzustellen.<br />

Da es für ein Rentnerdasein mit 50 Jahren vielleicht ein wenig<br />

früh ist, habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet,<br />

heute vor Ihnen zu stehen und für das Präsidentenamt<br />

zu kandidieren.<br />

Damit Ihre Entscheidung für einen neuen Präsidenten nicht<br />

nur eine Formsache wird, möchte ich Ihnen ein paar Gedanken<br />

zur Zukunft unseres Berufsstandes unterbreiten, die<br />

auch eine Art Programm darstellen. Als Kommunalpolitiker<br />

habe ich zwar gelernt, dass bei Wahlen Programme kaum<br />

jemanden interessieren, aber trotzdem wage ich unter unserem<br />

Kongressmotto »Perspektive Zukunft« ein paar Ausführungen.<br />

PERSPEKTIVE ZUKUNFT<br />

Für den aufmerksamen Beobachter unterliegt der Berufsstand<br />

des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs (ÖbVI)<br />

seit Jahren einem intensiven Wandel, der eher an Dynamik<br />

gewinnt, als dass er als abgeschlossen betrachtet werden<br />

kann. Globalisierung, Europatauglichkeit, Entbürokratisierung,<br />

Harmonisierung, Wettbewerb, Honorarflexibilisierung,<br />

betriebswirtschaftliche Kalkulation sind Stichworte für sich<br />

verändernde Rahmenbedingungen, die die Freien Berufe im<br />

BDVI INTERN<br />

Allgemeinen und den ÖbVI-Beruf im Speziellen vor Orientierungsaufgaben<br />

für die Zukunft stellen.<br />

Professor Dr. Hommerich hat kürzlich in einem Interwiev für<br />

den Verband Freier Berufe (VFB) NRW unter dem Titel »Modernisierung<br />

versus Trivialisierung der Freien Berufe« angemahnt,<br />

dass die Freien Berufe in jeder Teildisziplin einen Wertekern<br />

erarbeiten und diesen im Sinne eines <strong>Vertrauensmarketing</strong>s<br />

veröffentlichen müssen. Darüber hinaus müsse durch ein nachvollziehbares<br />

Qualitätsmanagement eine verbürgte Qualität<br />

dem Markt angeboten werden. Wenn man diese Fragen bezüglich<br />

des ÖbVI-Berufes reflektiert, muss man zu folgender<br />

Erkenntnis kommen: Die vordringlichen Baustellen zur Modernisierung<br />

unseren Berufsstandes würden sein:<br />

1 | Wertekern definieren<br />

2 | <strong>Vertrauensmarketing</strong> schaffen<br />

3 | Qualitätsmanagement sichern<br />

Nach Auffassung von Prof. Hommerich liegt die Trivialisierung<br />

der Freien Berufe in der »ökonomistischen« Verengung der Perspektive,<br />

die das Thema Verbraucherschutz nicht kennen will.<br />

Der Verbraucherschutz wird von der Politik zwar häufig unter<br />

dem Stichwort »asymmetrische Wissensverteilung« grundsätzlich<br />

gesehen, aber unter dem Deckmantel der Entbürokratisierung<br />

zugunsten des »mündigen Bürgers« weggewischt.<br />

Ein eklatantes Beispiel hierfür ist der gerade vorgelegte Referentenentwurf<br />

zur HOAI-Novelle. Die geplante HOAI ist das Papier<br />

nicht wert, auf dem sie gedruckt werden wird. Das gilt für<br />

alle Bauingenieur- und Architektenleistungen, aber für Vermessungsleistungen<br />

insbesondere. Man lasse sich die Wortwahl<br />

der Gesetzesbegründung auf der Zunge zergehen:<br />

Mit der neuen Honorarordnung für Architekten und Ingenieure<br />

soll der Wettbewerb gefördert und der Bürokratieabbau<br />

vorangebracht werden. Deshalb wird der Anwendungsbereich<br />

der Honorarordnung eingeschränkt,<br />

um Auftraggeberinnen und Auftraggebern sowie Auftragnehmerinnen<br />

und Auftragnehmern mehr Freiraum<br />

zur Vertragsgestaltung zu lassen.<br />

Damit soll in diesem Bereich eine höhere Honorarflexibilität,<br />

die für moderne komplexe Planungsprozesse unabdingbar<br />

ist, erreicht werden. Die Büros werden konsequenter<br />

als bisher zur betriebswirtschaftlichen Kalkulation<br />

und Vertragsgestaltung angehalten.<br />

3<br />

398


399<br />

BDVI INTERN<br />

Wer hat denn von Hause aus bessere Voraussetzungen, sich im Markt der Grundstücks-<br />

3<br />

und Gebäudebewertung oder im Sektor der Geoinformationsverarbeitung<br />

zu etablieren, als die Geodäten? Andere Berufe geben sich hier viel selbstbewusster<br />

und machen den Geodäten Positionen kaum widersprochen streitig.<br />

Einige der eingangs genannten Stichworte tauchen hier wieder<br />

auf. Die ökonomistische Verengung der Sicht wird evident. Preiskampf<br />

wird als Honorarflexibilität verklausuliert. Man hätte<br />

vereinfacht auch schreiben können: Seht zu, wie ihr klarkommt!<br />

Dieser Gesetzesentwurf ist aber wie gesagt nur ein Beispiel für<br />

die sich durchsetzende politische Gedankenwelt, der es gegenzusteuern<br />

gilt.<br />

Es erscheint logisch, dass ein Gegensteuern im Wesentlichen<br />

durch eine Kerndefinition und Kernvermarktung des Berufsstandes<br />

möglich ist, denn die bedrohenden Einflüsse kommen<br />

zentral aus Europa und vom Bund. Der Rückzug auf den Föderalismus<br />

als Schutz für den Berufsstand, der vordergründige<br />

Erfolg, eine Abstandsflächenberechnungsvorschrift zu retten,<br />

eine bessere Gebührenordnung auszuhandeln oder den Lageplan<br />

als hoheitliche Leistung zu definieren, wird den Berufsstand<br />

nicht langfristig retten oder gar modernisieren. Die regionale,<br />

föderale berufsständische Arbeit ist unverzichtbar. Sie hat unmittelbaren<br />

Einfluss auf das Tagesgeschäft in den einzelnen Büros.<br />

Hochachtung vor all den ehrenamtlichen Funktionsträgern,<br />

die unter Berücksichtigung der landestypischen Ausprägungsvarianten<br />

des ÖbVI-Berufes Einfluss auf berufswichtige Gesetze,<br />

Verordnungen und Erlasse nehmen, um den Berufsträgern<br />

die Arbeit zu erleichtern, und sogar Aufgabenfelder sichern,<br />

die ein ökonomisches Überleben der Büros ermöglichen.<br />

Es ist aber die Frage zu stellen, auf welche Zeitschiene es wirkt,<br />

wenn die Grundlagen des Berufes aus übergeordneter Sicht<br />

zerstört werden.<br />

Das EU-Vertragsverletzungsverfahren hat eine Spitze davon<br />

gezeigt. Man darf nicht verkennen, dass dieses Verfahren dazu<br />

geeignet war, den Berufsstand des ÖbVI als hoheitlichen Funktionsträger<br />

in den Grundfesten zu erschüttern. Man darf auch<br />

nicht vergessen, dass das Verfahren nur aus geringem wirtschaftlichem<br />

Interesse für die EU durch die Kommission auf Eis<br />

gelegt wurde. Der aktuelle Vorstoß zur HOAI betrifft zwar nicht<br />

den hoheitlichen Kern, wird aber mit einem nahezu zynischen<br />

Pinselstrich die nicht hoheitlichen Vermessungsleistungen in<br />

ein Nirwana der Hilfsleistungen verdrängen.<br />

Berufsständische Vertreter tun sich wesentlich leichter, dem<br />

einzelnen Berufsträger eine Änderung in den berufsspezifi-<br />

schen Landesvorschriften zu verkaufen, die dieser im Tagesgeschäft<br />

sowieso permanent vor Augen hat. Es muss aber Aufgabe<br />

sein, dem Einzelnen die Bedeutung dieser übergeordneten<br />

Entwicklungen klarzumachen. Viel zu viele Berufsträger glauben<br />

sich mit dem Dienstsiegel im Panzerschrank noch sicher.<br />

Man kann es auch kürzer sagen: Hätten wir das Vertragsverletzungsverfahren<br />

nicht abwehren können, würde es unseren<br />

Beruf schon heute nicht mehr in der Form geben!<br />

Trotz aller unverzichtbaren Bemühungen auf Landesebene,<br />

günstige Rahmenbedingungen für die Berufsträger auszuhandeln,<br />

ist festzustellen, dass zwei Drittel der Berufsträger wirtschaftlich<br />

schlechter dastehen als ein angestellter Kollege im<br />

öffentlichen Dienst.<br />

Ein Drittel erzielt Ergebnisse, die eher dem Thema Selbstausbeutung<br />

zuzurechnen sind. Das eine Drittel, das auskömmliche<br />

Erträge erwirtschaftet, hat sich mehrheitlich Marktstellungsmerkmale<br />

erarbeitet, die jenseits des hoheitlichen Berufskerns<br />

liegen: Diese Berufsträger haben ergänzende Produktlinien im<br />

Geoinformationssektor, in der Grundstücks- und Gebäudebewertung,<br />

in der Planung oder sonstigen Feldern aufgemacht.<br />

Nebenbei bemerkt zeigen sich auch da Entwicklungen, die mit<br />

dem Beruf des ÖbVI unvereinbar sind.<br />

So sollte das Selbstverständnis einer unabhängigen Berufsausübung<br />

z. B. die gleichzeitige Tätigkeit als Erschließungsträger<br />

und Vermessungsingenieur in einem Baugebiet eigentlich ausschließen.<br />

Die Bürokostenvergleiche des AHO e. V. zeigen im<br />

Übrigen, dass die aufgezeigte wirtschaftliche Situation nicht<br />

auf die ÖbVI-Büros beschränkt ist, sondern eine belegte Ausprägung<br />

in allen Ingenieur- und Planungsbüros ist. Wenn<br />

man über den Zaun auf andere Freie Berufe wie Rechtsanwälte,<br />

Ärzte und Apotheker schaut, so ist dort eine ähnliche Situation<br />

zu verzeichnen.<br />

Um diese Situation nachhaltig zu verbessern, ist es zwingend<br />

notwendig, den Berufskern (wieder) tragfähig zu machen und<br />

parallel neue Aufgabenfelder zu erschließen. Ein zukunftsfähiger<br />

Berufskern ist nicht zwingend der gleiche, der vor 50 Jahren<br />

gegolten hat. Er muss neu definiert werden und: Der Berufskern<br />

muss vermarktet werden.<br />

Hätten wir das Vertragsverletzungs-<br />

verfahren nicht abwehren können,<br />

würde es unseren Beruf schon heute<br />

nicht mehr in der Form geben!<br />

Zur Definition des Berufskerns sind die Grunddefinitionen<br />

des Freien Berufes einerseits und die spezifischen<br />

Definitionen im Vermessungswesen andererseits<br />

zu verifizieren. Es ist sicher nicht die ursprüngliche Definition<br />

verwendbar, dass das Streben des Freien Berufes<br />

nicht auf Gewinn abzielt. Die Freien Berufe haben aber<br />

im Allgemeinen immer noch die persönliche, eigenverantwortliche<br />

und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen<br />

höherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit<br />

auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikation<br />

oder schöpferischer Begabung zum Inhalt – so eine<br />

gängige Definition des Freien Berufes …<br />

Ein augenfälliges Merkmal ist das Interesse der Allgemeinheit.<br />

Bezogen auf den Berufsstand ist daher zu definieren, welchen<br />

Stellenwert welche Leistungen des ÖbVI als Teil des öffentlichen<br />

Vermessungswesens im Interesse der Allgemeinheit haben.<br />

Hier fallen sicher sofort die Stichpunkte Beglaubigung von<br />

Tatbeständen an Grund und Boden, öffentliche Urkunde und<br />

Eigentumssicherung ins Gewicht. Aber reicht das als Kerndefinition?<br />

Unser Berufsstand muss hieran arbeiten und er tut<br />

gut daran, dies mit der Vermessungsverwaltung zusammen zu<br />

tun.<br />

Schon 1999 hat Prof. Dr. Magel in einem ZfV-Artikel »Vermessungswesen<br />

vor neuen Herausforderungen – Chancen für den<br />

Freien Beruf?« gefordert, dass Vermessungsverwaltung und<br />

Freier Beruf besser daran tun würden, gemeinsam Aufgabenfelder<br />

zu definieren, als über die Verteilung vorhandener Aufgabenfelder<br />

zu streiten. Ein wesentlicher Schritt in diese Richtung<br />

ist das zwischen BDVI und AdV schon 2005 ausgehandelte<br />

Eckwertepapier »Memorandum über die Zusammenarbeit im<br />

amtlichen Vermessungswesen in Deutschland«.<br />

In der Breite ist dies aber leider ein bisher noch zu wenig beachteter<br />

Meilenstein für die Entwicklung des Berufsstandes.<br />

Es wird darauf ankommen, dieses Papier mit Leben zu füllen.<br />

Das Eckwertepapier ist nicht eine Abgrenzungsvereinbarung<br />

von Tätigkeitsbereichen, wie es vordergründig erscheint. Es<br />

kann und sollte Basis für eine gemeinsame Berufsfelddefinition<br />

und -vermarktung sein. Dies wird eine weit reichende Aufgabe<br />

sein, die neben der Kerndefinition auch die Erschließung<br />

neuer Aufgabenfelder enthalten muss.<br />

MICHAEL ZURHORST<br />

BDVI INTERN<br />

BERUFLICH<br />

1977 bis 1982 Geodäsiestudium in Bonn<br />

1982 bis 1984 Referendariat in Arnsberg, NRW<br />

1984 bis 1985 Praktisches Jahr<br />

seit 1986 ÖbVI in Werne (Übernahme des<br />

väterlichen Betriebes in 3. Generation)<br />

seit 1990 Geschäftsführender Gesellschafter der grit<br />

GmbH; GIS Consulting<br />

seit 1991 Gutachtertätigkeit im Bereich Grundstücksund<br />

Gebäudebewertung<br />

seit Mai 2008 Sozietät mit Sohn Alexander Zurhorst<br />

(4. ÖbVI-Generation)<br />

UND SONST<br />

seit 1990 Vorstandsmitglied des BDVI NRW<br />

seit 1990 Mitglied im Hauptvorstand des BDVI<br />

1990 bis 1999 Vorsitzender der Gebührenkommission<br />

NRW des BDVI<br />

1994 bis 1998 Vorsitzender der Bundesgebührenkommission<br />

des BDVI<br />

seit 1994 Mitglied des Stadtrates der Stadt Werne,<br />

Bau- und planungspolitischer Sprecher<br />

der CDU-Fraktion<br />

seit 1994 Mitglied der V V der Ingenieurkammer-Bau<br />

(IKBau) NRW<br />

seit 1995 Mitglied der Fachkommission Vermessung des<br />

Ausschusses für die Honorarordnung AHO e. V.<br />

seit 2004 Mitglied im Aufsichtsrat der<br />

Hansa Luftbild AG<br />

seit 2004 Mitglied des Sachverständigenausschusses<br />

der IKBau NRW<br />

seit 2007 Vorsitzender der Fachkommission Vermessung<br />

des AHO e. V.<br />

seit 2007 Vorstandsmitglied der IKBau NRW<br />

seit Mai 2008 Präsident des Bundes der Öffentlichen Vermessungsingenieure<br />

e. V. (BDVI)<br />

FAMILIENDATEN<br />

Geboren am 23. Mai 1957 in Werne, verheiratet, drei kluge<br />

Kinder, Sohn Alexander ist in seine Fußstapfen getreten,<br />

begeisterter Golfspieler und Hobbygourmetkoch<br />

3<br />

400


401<br />

BDVI INTERN<br />

Was spricht gegen eine überregionale Sozietät, in der der einzelne Berufsträger<br />

3<br />

eigenverantwortlich und mit dem Lokalitätsprinzip seine hoheitliche<br />

Funktion erfüllt, aber in den anderen Bereichen eine gemeinschaftliche<br />

Neben der Definition und Vermarktung des Berufskerns, die<br />

für den Fortbestand des Freien Berufes des ÖbVI unerlässlich<br />

sein werden, wird es eben auch auf die Erweiterung des Aufgabenfeldes<br />

ankommen. Wie schon aufgezeigt, sichert der Berufskern<br />

alleine nur sehr wenigen Berufsträgern ein angemessenes<br />

Auskommen. Erstaunlich ist dabei, mit welchen Schwierigkeiten<br />

die innere Missionierung der Berufsträger in diese<br />

Richtung verbunden ist, obwohl die breitgefächerte Ausbildung<br />

genug Ansätze für weitere berufliche Tätigkeiten liefert. Wer<br />

hat denn von Hause aus bessere Voraussetzungen, sich im Markt<br />

der Grundstücks- und Gebäudebewertung oder im Sektor der<br />

Geoinformationsverarbeitung zu etablieren, als die Geodäten?<br />

Aber andere Berufe geben sich hier viel selbstbewusster und<br />

machen den Geodäten Positionen kaum widersprochen streitig.<br />

Zum Beispiel blieb eine Äußerung in der GeoBit unwidersprochen,<br />

die meinte, es sei an der Zeit, die Vermesser auf den<br />

Kern ihrer Aufgabe zurückzuschrauben: auf die Koordinate.<br />

Warum ist es aber so schwierig, neue Aufgabenfelder in der<br />

Breite des freiberuflichen Vermessungswesens zu erschließen?<br />

Ein systemimmanentes Problem ist sicher der hohe Grad an Individualismus<br />

der Berufsträger. Auf der einen Seite unverzichtbares<br />

Merkmal einer freiberuflichen Tätigkeit, behindert dieser<br />

Individualismus notwendige Entwicklungen. In der Zwangsjacke<br />

der täglichen Aufgabenerfüllung – zumal vor dem Hintergrund<br />

schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse – ist es nicht<br />

einfach, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Neue Aufgaben<br />

und Märkte brauchen Zeit und häufig auch Kapital. Beides<br />

ist oft schwer darzustellen, zumal in kleinen Strukturen.<br />

Zwar hat ein kleiner Teil der Berufsträger hier eigene Kanäle<br />

erschlossen, für die meisten Kollegen muss jedoch eine Strategie<br />

entwickelt werden, damit sie sich neue Aufgabenfelder erschließen<br />

können. Dabei gilt es, inhaltliche und organisatorische<br />

Perspektiven zu entwickeln und zu transportieren.<br />

Inhaltlich bieten sich zunächst die genannten Felder wie Wertermittlung<br />

und Geoinformation an. Da die Problemstellung<br />

für die Behördenvertreter im Wesentlichen gleich ist, ist auch<br />

hier eine gemeinsame Strategie anzustreben, wie es Magel schon<br />

1999 anmahnte. Sicher gibt es in den Behörden viele Verfechter<br />

einer Einigelungstaktik bei gleichzeitigem Claimen von Aufgaben.<br />

Aber diese müssen genauso überzeugt werden wie viele<br />

Kollegen.<br />

Berufsausübung stattfindet?<br />

Die von der EU vorgetragene mangelnde wirtschaftliche<br />

Gesamtbedeutung, die auch an vielen<br />

anderen Stellen insbesondere im politischen<br />

Umfeld als Wahrnehmung des Berufes evident<br />

wird, kann sich dabei auch als Vorteil erweisen.<br />

Wenn Verwaltung und Freier Beruf gemeinsam versuchen, neue<br />

Aufgaben gesetzlich zu verankern, so ruft das im politischen<br />

Raum neben Erstaunen auch die Haltung hervor, dass so eine<br />

gemeinsame Position mehr oder weniger diskussionslos umgesetzt<br />

wird. Belegte Beispiele hierfür sind jedenfalls vorhanden.<br />

Das heißt nicht, dass neue Aufgabenfelder ausschließlich im<br />

so genannten geregelten Bereich erschlossen werden sollten<br />

und könnten. Es gilt, den definierten, geregelten Berufskern<br />

zu erweitern und aus dieser Kernkompetenz weitere Aufgabenfelder<br />

zu generieren. Es steht selbstverständlich jedem frei,<br />

Aufgaben beliebig zu generieren. Unzweifelhaft ist es aber leichter,<br />

Aufgaben aus der Kernkompetenz heraus zu besetzen.<br />

Organisatorisch sind die Rahmenbedingungen der freiberuflichen<br />

Kollegen zu berücksichtigen, die von Bürostrukturen<br />

mehrheitlich mit einigen wenigen Mitarbeitern und dem selbst<br />

inhaltlich maßgeblich mitarbeitenden Büroinhaber geprägt sind.<br />

Demzufolge erscheint es zwingend, dass überall gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden, die ein überregionales<br />

Zusammenarbeiten von ÖbVI ermöglichen. An vielen Stellen<br />

werden von Kollegen heute gesellschaftsrechtliche Hilfskonstruktionen<br />

in verschiedenen Tarnstufen geschaffen, um Zusammenarbeit<br />

zu ermöglichen. Manchmal mag es auch opportun<br />

sein, eine separate GmbH zu gründen, aber auch das ist<br />

nach nicht allen Berufsordnungen zulässig. Gegner derartiger<br />

Lösungen wenden ein, dass mit einer Öffnung der Berufsordnungen<br />

überregionale Großbüros entstehen würden, wie etwa<br />

bei den großen Anwalts- und Steuerkanzleien. Wenn man<br />

sich aber die Reihen unserer Berufsträger anschaut, wie gesagt<br />

mehrheitlich Individualisten, so darf eine solche Entwicklung<br />

durchaus in den Bereich der Utopie geschoben werden. Was<br />

spricht gegen eine überregionale Sozietät, in der der einzelne<br />

Berufsträger eigenverantwortlich und mit dem Lokalitätsprinzip<br />

seine hoheitliche Funktion erfüllt, aber in den anderen<br />

Bereichen eine gemeinschaftliche Berufsausübung stattfindet?<br />

Wie sonst soll man z. B. im Bewertungsbereich die Hürden über-<br />

winden? Mehrjährige Berufserfahrung und Referenzgutachten,<br />

Seminare und Prüfung für die Zulassung als Öffentlich<br />

bestellter Sachverständiger: Wie will man dies als Einzelkämpfer<br />

nebenher bewerkstelligen? Und hat man es geschafft,<br />

deckt dann das Auftragsvolumen im direkten Umfeld den<br />

dafür betriebenen Aufwand? Aus einem großen Büro heraus<br />

ist das zumindest viel einfacher. Warum nicht solche Felder<br />

über Kooperationen erschließen?<br />

Auf der anderen Seite müssen die Berufsträger auch bereit<br />

sein, neue Aufgaben zu übernehmen und als Chance zu begreifen<br />

und nicht als Belastung. Wenn es z. B. in NRW nun<br />

wie woanders schon üblich dazu kommen sollte, dass ÖbVI<br />

Baulasterklärungen beurkunden dürfen, so ist das zunächst<br />

eine Chance, den Berufskern zu erweitern. Natürlich muss sich<br />

der Verband dann darum kümmern, dass diese Verantwortung<br />

auch honoriert wird, aber das ist erst das zweite Thema! Insgesamt<br />

ist der Verband für die Zukunftsaufgaben gut aufgestellt.DieGrundsatzkommissionarbeitetschonanderKerndefinition.<br />

Und die Frage der Erschließung neuer Aufgabenfelder<br />

steht ständig im Fokus der Betrachtung. Können wir bei<br />

der Novellierung der Grundsteuer eine Rolle spielen? Können<br />

wir an den GDI-Aktivitäten partizipieren? Die Liste ist lang.<br />

Und wenn Sie mich dann nun wählen sollten, so sage ich<br />

Ihnen: Das dispensiert Sie nicht von der Mitarbeit im Verband.<br />

Ein Verband wie dieser kann nicht von oben regiert<br />

oder bearbeitet werden. Die Mitglieder müssen sich einbringen<br />

und können nicht auf Ergebnisse warten. Die Sicherung<br />

des Berufsstandes und die Gewinnung neuer Geschäftsfelder<br />

sind keine Bringschuld des Präsidenten, keine Bringschuld<br />

des Präsidiums und auch keine Bringschuld des Hauptvorstandes!<br />

Wir müssen gemeinsam daran arbeiten!<br />

Dipl.-Ing. Michael Zurhorst, BDVI-Präsident<br />

Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur<br />

Landwehrstraße 143 | 59368 Werne<br />

E-Mail zurhorst@bdvi.de


403<br />

KONGRESS<br />

Befindlichkeiten im<br />

deutschen Vermessungswesen<br />

WIR SIND WER!<br />

HAGEN GRAEFF | HAMBURG<br />

M<br />

eine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kollegen, lieber Volkmar Teetzmann, ich darf<br />

mich bedanken für die ehrenvolle Einladung, diesen Nachmittag, der der Verabschiedung<br />

des BDVI-Präsidenten gewidmet ist, mit einem einleitenden Beitrag zu eröffnen.<br />

Die gewählte Thematik ist für diesen Anlass sicher geeignet, könnte aber Befindlichkeiten erzeugen,<br />

die dem Nachmittag seine Angenehmheit nehmen.<br />

3<br />

Um dies zu vermeiden, möchte ich zunächst auf den Begriff<br />

Befindlichkeit eingehen:<br />

Martin Heidegger beschreibt das Phänomen<br />

so: »Befindlichkeit kann das Dasein am<br />

deutlichsten erschließen, es aber auch am<br />

stärksten verschließen.«<br />

Befindlichkeit beschreibt also immer einen inneren Zustand<br />

und ist zugleich die Darstellung der Seelenlage.<br />

Einen anderen Bedeutungsweg erhält man, wenn das Befinden<br />

verbunden wird mit dem Fragewörtchen »wo«. Dabei wird<br />

die Lage- durch die Ortsbeschreibung ersetzt oder vielleicht<br />

auch ergänzt. Dieser Ort ist aber nicht koordinatorisch, sondern<br />

ebenso abstrakt gemeint wie die Seele.<br />

Beides miteinander verknüpft ergibt wohl eine allgemein empfundene<br />

Bestimmung des Begriffs der Befindlichkeit. Dies zeigt<br />

aber zugleich, dass Befindlichkeit immer eine höchst subjektive<br />

Inhaltlichkeit hat. Daher scheitert jeder Versuch einer Objektivierung.<br />

Wenn ich versuche, einige Befindlichkeiten im deutschen Vermessungswesen<br />

aufzuzeigen oder auch nur anzureißen, dann<br />

ist dies also meiner subjektiven Wahrnehmung geschuldet.<br />

Eine ganz besondere Befindlichkeit liegt in unserer kreativen<br />

Vielfältigkeit und der Breite des Berufsfeldes. Dies findet seinen<br />

Ausdruck bei der Namensgebung unseres Berufes.<br />

Für einen Außenstehenden wird so der Geodät zu einem nur<br />

schwer beschreibbaren Wesen. Wir tun uns schwer mit einer<br />

ebenso verständlichen wie vollständigen und zugleich kurzen<br />

Darstellung des Geodäten.<br />

Auch die Hochschulen haben in den letzten Jahren die Verwirrung<br />

eher gesteigert als geklärt.<br />

Zugegebenermaßen, unser Berufsfeld ist groß und weit gespannt.<br />

Aber müssen wir deshalb auch die Begrifflichkeit so zersplittern?<br />

Andere Berufe wie Bauingenieure oder Maschinenbauer<br />

tun dies jedenfalls nicht.<br />

Wir haben eine Vielzahl von Vereinen und Verbänden, die diese<br />

Namensvielfältigkeit nicht nur widerspiegeln, sondern auch damit<br />

diese Zersplitterung noch verstärken.<br />

Auch dieses dient nicht gerade einer verständlichen, einheitlichen<br />

und griffigen Berufsdefinition. Es birgt zumindest die<br />

Gefahr, in der öffentlichen Wahrnehmung unterschätzt und<br />

damit auch leicht übersehen zu werden.<br />

KONGRESS<br />

Diese Situation erzeugt dann eine besondere Befindlichkeit,<br />

die ihren Ausdruck in einer gewissen Unsicherheit, zumindest<br />

Unklarheit, in der Außendarstellung findet. Entsprechend ist<br />

diese kleinteilig, mehr zersplittert als zusammenführend und<br />

zusammenfassend. Ich sehe gerade in diesem Bereich noch ein<br />

großes Arbeitsfeld, unsere Befindlichkeit zu verbessern.<br />

Diese – ich möchte sagen – Basisbefindlichkeit zeigt sich auch<br />

in den jüngst geführten Diskussionen über die Neuordnung der<br />

Berufsausbildung der Vermessungstechniker und Kartographen.<br />

Die bisher erarbeitete Lösung – basierend auf den aufgezeigten<br />

Befindlichkeiten – führte konsequent zur Schaffung eines<br />

neuen Begriffs oder Namens: Geomatiker.<br />

Ob wir mit einem weiteren Begriff, der zudem wieder nicht<br />

selbsterklärend und leicht verständlich ist, unsere Befindlichkeit<br />

hier verbessern können, sei dahingestellt. Ich persönlich halte<br />

diese Lösung noch nicht für hilfreich.<br />

Ganz anders – aber auf ähnlicher Wurzel – stellen sich Befindlichkeiten<br />

im Wirtschaftsbereich Geodäsie dar.<br />

Als aktuelles Arbeitsfeld bietet sich der Bereich der Geoinformation<br />

an, und dies in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist es erklärtes<br />

politisches Ziel, zügig eine nationale Geodateninfrastruktur<br />

aufzubauen, und zum anderen stellen Geodaten sicher einen<br />

elementaren Baustein für die Entwicklung von E-Government-<br />

Anwendungen dar. Die Aufgaben sind klar und die Möglichkeiten<br />

des Vermessungswesens werden von niemandem ernsthaft<br />

bestritten. Nicht mehr so klar ist der Weg dorthin.<br />

Der Bund mit seinen Aktivitäten des IMAGI und die Länder mit<br />

ihren Maßnahmen zu einer vernetzten Geodatenstruktur befinden<br />

sich zwar in einem intensiven Abstimmungsprozess, setzen<br />

aber die Prioritäten teilweise etwas unterschiedlich. Dies<br />

führt dann dazu, dass uns die Kundschaft nicht hinreichend<br />

einheitlich wahrnimmt, und fördert eine gewisse Verunsicherung.<br />

Andererseits kommt erst langsam ins Bewusstsein, welche<br />

wichtige Rolle die Kommunen in diesem Bereich spielen. Bedeutende<br />

Geodaten entstehen im kommunalen Bereich und<br />

werden dort vorgehalten. Hierzu zählen z. B. die vielfältigen<br />

Planungsdaten, die Bestandsdaten von Straßen, Leitungen und<br />

vielem mehr. Wenn die Abstimmung zwischen den Ländern und<br />

dem Bund schon nicht ohne Probleme ist, so wird dies zwischen<br />

den Kommunen noch um einiges schwieriger sein. Doch<br />

gerade in den Kommunen spielt die Entwicklung von intelligenten<br />

E-Government-Lösungen eine große Rolle und damit<br />

auch die Verwendung von Geodaten. Dies wird nur mit einer<br />

gemeinsamen Anstrengung aller Partner gehen. Zu diesen Partnern<br />

zähle ich nicht nur die Kommunen selbst, sondern insbesondere<br />

auch die freiberuflichen Ingenieure, also auch Öffentlich<br />

bestellte Vermessungsingenieure.<br />

3<br />

404


405<br />

KONGRESS<br />

Damit gelangen wir zwangsläufig in den Bereich unterschiedlichster<br />

Befindlichkeiten von Ländern und ÖbVI, gelangen wir<br />

zu dem geliebten und zugleich beklagten Föderalismus, der sich<br />

ja auch in unseren Verbänden und Vereinen widerspiegelt.<br />

Staat und Freier Beruf – hier meine ich die Wahrnehmung der<br />

öffentlichen Bestellung – stehen sich nicht wettbewerblich<br />

gegenüber, sondern sich ergänzend und stützend auf der Basis<br />

von Gemeinsamkeit und gegenseitigem Vertrauen.<br />

Mit dem so genannten Eckwertepapier – »Gemeinsam für Staat,<br />

Politik und Wirtschaft« – haben sich AdV und BDVI eben auf<br />

diesen gemeinsamen Weg gemacht, zwei unterschiedliche Befindlichkeiten<br />

so weiterzuentwickeln, dass eine gemeinsame<br />

und positive Befindlichkeit entsteht. Diese wird leichter zu<br />

vermarkten sein, einfacher in der Politik darzustellen sein und<br />

dient damit dem gesamten Berufsstand.<br />

Dieser Weg ist sicher ein weiter, aber er ist begonnen. Wo gegangen<br />

wird, entstehen neue Wege.<br />

Natürlich ist damit nicht jeglichem Streit an der Basis die Nahrung<br />

entzogen. Aber man sollte ihn von der Frage nach dem<br />

Grundsätzlichen freihalten können. Das dient einer guten Befindlichkeit<br />

auf beiden Seiten.<br />

Eine andere Facette, die allerdings auch etwas Grundsätzliches<br />

hat, ist noch zu benennen: das Fehlen des Öffentlich bestellten<br />

Vermessungsingenieurs in Bayern. Hier konnte man die Befindlichkeit<br />

des BDVI noch in keine neue Dimension führen, was<br />

andererseits ja nicht bedeutet, dass man sich noch nicht auf<br />

den Weg gemacht hätte.<br />

3<br />

Auch das Verhältnis der Vermessungsverwaltungen untereinander<br />

wie insbesondere im Verhältnis zwischen Bund und<br />

Ländern könnte und muss noch stärker positiv ausgebildet werden.<br />

Wenn es zwischen Staat und ÖbVI auch immer – zumindest<br />

unterschwellig – um die Frage des Nehmens und Gebens<br />

geht, also um die Artikulierung von Anspruch, dann ist dieses<br />

vielleicht noch intensiver zwischen Bund und Ländern der Fall.<br />

Die dabei geführten Diskussionen und ihre Argumente machen<br />

die unterschiedlichen Befindlichkeiten oft erst deutlich.<br />

Aus meiner Sicht ist dies verständlich, vielleicht auch notwendig,<br />

wenn sichergestellt wird, dass das Vermessungswesen ein<br />

gemeinsames Ziel verfolgt und damit Partikularinteressen nachrangig<br />

vertreten werden. Dazu gehört der notwendige Wille<br />

und manchmal auch der erforderliche Mut. Reiner Ingenieurverstand<br />

und pure Sachlichkeit müssen durch Strategie und<br />

politische Verhaltensweise ergänzt werden.<br />

Die nächsten Herausforderungen stehen schon vor der Tür:<br />

Hierzu zähle ich die praxisgerechte Umsetzung der INSPIRE-<br />

Richtlinie einschließlich der Durchführungsverordnungen, den<br />

weiteren Aufbau von dreidimensionalen Datenbeständen ebenso<br />

wie die Einführung von Galileo.<br />

Gerade INSPIRE sehe ich als gewaltige Herausforderung für<br />

die Kommunen, besonders für die kleineren. Hier wird externe<br />

Unterstützung in vielfältiger Weise erforderlich werden. Ein<br />

angemessenes Aufgabenfeld für unseren Berufsstand.<br />

Ebenso intensiv werden wir uns mit Galileo beschäftigen müssen,<br />

wenn wir das bisherige Angebot des Vermessungswesens<br />

aufrechterhalten wollen bzw. es noch ausbauen wollen.<br />

Dies wird wiederum neue Befindlichkeiten auslösen, aber hoffentlich dann<br />

schon eine gemeinsame für die öffentliche Hand und den Freien Beruf. Eine,<br />

die sich für alle positiv entwickelt. Eine, die uns sagen lässt: Wir sind wer!<br />

Nach innen gerichtet können unsere Befindlichkeiten zu Reibungen führen<br />

und Unsicherheiten deutlich werden lassen, nach außen müssen wir uns gemeinsam<br />

artikulieren und unsere Befindlichkeit positiv verkaufen.<br />

Wenn also im Sinne Heideggers Befindlichkeit unser Dasein erschließt, dann<br />

sollte es uns im eigenen Interesse wert sein, um eine gemeinsame positive Befindlichkeit<br />

zu ringen.<br />

Oder anders ausgedrückt: Formelkompromisse, die ein Nehmen ermöglichen,<br />

nicht aber auch ein Geben einfordern, werden uns nicht wirklich nützen. Wollen<br />

wir unser geodätisches Befinden noch weiter und intensiver zum Positiven<br />

bewegen, muss uns der Wert der Gemeinsamkeit noch bewusster werden. Ich<br />

sage bewusst Gemeinsamkeit und nicht Einheitlichkeit. Sie ist kein Wert an<br />

sich.<br />

Wer etwas will, sucht Wege. Wer etwas nicht will, sucht Gründe. Ich glaube,<br />

wir haben schon ein Wegstück gefunden und können jetzt an einer Verlängerung<br />

arbeiten. Es soll sich für uns alle lohnen.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren, an dieser Stelle danke ich für Ihr<br />

Hineinhorchen in die eigene Befindlichkeit.<br />

Dipl.-Ing. Hagen Graeff | DVW-Präsident<br />

Beim Grootsee 38 | 22455 Hamburg<br />

E-Mail hagen.graeff@dvw.de<br />

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407<br />

KONGRESS<br />

E<br />

ine Möglichkeit, nach einem derartig grandios feiernden Kongress wieder zur Besinnung zu<br />

kommen, wäre, einen Borstenbesen in die Hand zu nehmen und damit durch den Saal zu<br />

schurren. Zugleich säubernd und nachsinnend. Nicht schlecht.<br />

3<br />

Nachsinnen in<br />

einem leeren Kongresssaal<br />

ZUM BEISPIEL KÖNNTE MAN …<br />

Oder sich in einer leeren Reihe an einem x-beliebigen Platz<br />

niederzusetzen und endlich mitzukriegen, dass man sich ja in<br />

einem sakralen Raum befindet. Was das Nachsinnen oder Besinnen<br />

manchmal erleichtert.<br />

Die würdigenden wie auch die programmatischen Aspekte sind<br />

abgearbeitet (sie lassen sich in diesem Heft nachlesen). Der<br />

Kongress hat – berechtigterweise – gefeiert, aber auch die an-<br />

stehenden Themen von den Vortragenden benannt bekommen.<br />

So weit, so richtig.<br />

Und trotzdem sei die Frage erlaubt nach den Eindrücken und<br />

Äußerungen, die letztlich »hängen bleiben«. Was könnte den<br />

Kollegen berichtet werden, die den BDVI-Jahreskongress 2008<br />

nicht besucht haben?<br />

Ein paar Gedanken, einige wenige Assoziationen<br />

in einer Nachkongress-Atmosphäre,<br />

in einem (leeren) Saal, den die Kongressteilnehmer<br />

schon längst verlassen haben …<br />

Der Kongress fand in einer unfertigen, die Identität suchenden<br />

Umgebung statt. Kongressort eine Kirche. Hotel mit Blick<br />

auf leer stehende Gewerbegebäude. Tagungsort der Gremien<br />

ein existenzbedrohtes Veranstaltungszentrum. Welcher Eindruck<br />

blieb haften, welche Botschaft?<br />

Bleiben wir noch etwas sitzen und erinnern uns an den russischen<br />

Abend und seine besondere Heiterkeit. Im Saal und überall<br />

sonst. Die ungezwungene Erlebnisfreudigkeit der meisten<br />

Besucher, aber auch die großstädtische Lockerheit der Veranstalter<br />

machten Begegnungen möglich, die ein Zwölfertisch<br />

einen ganzen Abend über nicht bietet. Wir dachten immer,<br />

Gesellschaftsabende sind out. Nichts dergleichen. Vielleicht<br />

kann man es so ausdrücken: ein Abend der persönlichen Netzwerke.<br />

Die wichtigen und bemerkenswerten Gedanken der BDVI- und<br />

DVW-Protagonisten wird man möglicherweise erst morgen bedenken.<br />

Die persönlichen Zukunftsfragen müssen aber heute<br />

beantwortet werden, unter ganz unterschiedlichen Bedingungen.<br />

Nicht so intellektuell, dafür aber viel dringender. Gab der<br />

Kongress hier Hilfestellungen?<br />

Nur bedingt. Die Beiträge sind ja alle wohlriechend<br />

vorbereitet worden. Soll sein. Aber wie bekommt<br />

man die Gedanken transportiert? Wie<br />

wäre es, wenn für die Fragen zur beruflichen Zukunft<br />

eine Spielwiese eingerichtet würde? Vielleicht<br />

sollte man ein Diskussionspodium einrichten,<br />

nicht mit den Großkopferten – die sollen zuhören<br />

–, sondern mit engagierten Kollegen aus den<br />

Landesgruppen. Und von Bundesland zu Bundesland<br />

tingeln. »BDVI vor Ort« zu Gast in Obersuhl –<br />

warum nicht?<br />

Natürlich können und sollen sich auch die Gremienvertreter<br />

ihre Köpfe heißreden, dann aber<br />

auch die Ergebnisse – Fragen, Anregungen, Vorschläge<br />

– allen Kollegen mitteilen. Ja, sicher – das<br />

hatten wir alles schon, aber vielleicht brauchen<br />

wir wieder einen Aufbruch. Vielleicht – so könnte<br />

KONGRESS<br />

man nachsinnen – sollte der BDVI wieder mehr experimentieren.<br />

Wenn doch sowieso keiner definitiv darüber Auskunft<br />

geben kann, wohin der gesellschaftliche Wind den Berufsstand<br />

weht. Warum sollte der BDVI nicht fachliche, technische, politische<br />

Experimentierinseln einrichten?<br />

Zu wenig konkret? Wie wäre es mit der Entwicklung graphisch<br />

anspruchsvoller Auskunftssysteme für den Büroalltag? Warum<br />

sollte der BDVI nicht die Aktivitäten von ÖbVI-bezogenen<br />

ALKIS-Adaptionen unterstützen? Was ist mit der Grundsteuer?<br />

Sind die ÖbVI nicht hervorragend ausgerüstet, die politischen<br />

Entwicklungen aufzunehmen?<br />

Ein paar Gedanken, einige wenige Assoziationen in einer Nachkongress-Atmosphäre,<br />

in einem (leeren) Saal, den die Kongressteilnehmer<br />

schon längst verlassen haben …<br />

Wo findet der BDVI-Kongress 2009 statt?<br />

FORUM-Schriftleitung<br />

3<br />

408


409<br />

KONFGRESS KONGRESS<br />

DER DURCHSCHNITTSMENSCH<br />

(ÖbVI sitzt am Tisch und starrt ins Publikum, Diabolos dahinter im Halbdunkel)<br />

DIABOLOS ÖbVI<br />

Jetzt hat er endlich mal die Chance, | glaubt nicht, er redet hier in Trance<br />

er ist allein, das ist die Krux | er wühlt sich durch und macht nur Murks in seinem<br />

(eindringlich) Man will von mir den Centimeter | und die Bescheinigung dann später,<br />

öffentlich bestellten Vermessungsbüro<br />

rechtlich sicher das Ergebnis | ich fühl mich wie zu ein’m Begräbnis,<br />

ihr seht schon recht, das macht nicht froh<br />

er ist ein Diener vieler Herren | und kann sich nicht dagegen sperren<br />

denn ich weiß es leider besser<br />

Die vielen Klaffen im Kataster | stören mir mein Lebensraster<br />

Schaut ihn nur an, wie er hier zittert | mal ist er traurig, mal verbittert<br />

Ich bin kein öffentlich belieh’ner Übermensch<br />

er steht so zwischen allen Stühlen | man kann nur Mitleid mit ihm fühlen<br />

(weinerlich) Alle Ordnungen der Welt, ob sie Leistung gegen Geld<br />

aufrechnen oder Kosten nur noch steuern, | ich möchte' sie wirklich alle feuern,<br />

ich bin kein öffentlich bestellter Übermensch.<br />

Höre – Du bist ein Durchschnittsmensch<br />

Ich?<br />

Du bist kein Übermensch<br />

Ich? Meinst Du das wirklich? – (begreifend) | Ich bin ein Durchschnittsmensch.<br />

Darf ich ab jetzt um eins schon gehen, | darf ich die Frühverrentung sehen?<br />

kann ich Verwaltungsschreiben zimmern, | brauch mich nicht sofort erinnern?<br />

kann Bilanzen schnell vergessen, | darf in der Kantine essen,<br />

Mich wird es total befreien, | ich werd’s niemals je bereuen<br />

ich bin ein Durchschnittsmensch.<br />

Alle werd’n sich mit Dir messen, | aus dem selben Blechnapf fressen,<br />

Ich bin ein Durchschnittsmensch<br />

auf die Schulter werd’n sie schlagen | und die Ängste dir verjagen.<br />

Freiberufler werd’n sie sagen, | uns gemeinsam geht’s an Kragen,<br />

aber jetzt steh’n wir zusammen, | werden Eisenpfähle rammen,<br />

wo die Unterschiede fehlen, | brauchen wir uns nicht mehr quälen.<br />

Mann, wie war das öfter ätzend | und für uns total zersetzend,<br />

wenn du uns mit Recht beschwert hast, | mit Verwaltungsakt belehrt hast.<br />

Diese Überdosis Wissen fanden wir so oft beschissen<br />

– Aber jetzt ist alles anders<br />

Ach nee!<br />

Du bist jetzt einer von uns<br />

Ach ja?<br />

Du bist jetzt einer von uns<br />

unterbietest wie wir in deinem Revier | Dir ist alles egal, so ist das Fanal<br />

Sagst ja und meinst nein, gibst wenig, nimmst ein<br />

Schlägst Feuer, wo Asche glimmt | Hauptsach’, die Kohle stimmt<br />

Du bist ein Durchschnittsmensch<br />

Ach du liebe große Güte, | das kommt mir nicht in die Tüte<br />

will man mich hier einvernehmen, | werd mich nicht dazu bequemen<br />

ich bin ein öffentlich beliehener<br />

Durchschnittsmensch<br />

Aber ein öffentlich beliehener<br />

Durchschnittsmensch<br />

Ich bin klug und technisch schlau | Kenn’ das Recht und meine Frau<br />

Weiß was oben ist, was unten, | sag’ die Meinung unumwunden,<br />

wenn keiner zuhört und ich allein | das Siegel setze und daran mich noch ergötze<br />

ich bin nämlich – ein öffentlich bestellter<br />

Ü B E R – Durchschnittsmensch!<br />

3<br />

KONGRESS<br />

Das Corner-Value-Paper<br />

und der BDVI-Kongress<br />

Highlight am Vorabend<br />

N<br />

atürlich hatten die Akteure gehofft, dass der Theaterkeller im Berliner Umspannwerk Ost gut gefüllt sein<br />

würde. Es war rappelvoll. Bei den Proben hatten sie (Bandow, Lehmann, Schwenk, Tilly) von Publikumszuspruch<br />

geträumt. Das Mitternachtspublikum war enthusiasmiert. Und hoffentlich würde man den entspannten<br />

Umgang mit aktuellen BDVI-DVW-Themen gut aufnehmen. Die positiven Nachwirkungen zum Corner-<br />

Value-Paper waren überwältigend. Und schließlich sollten sich Barbara und Volkmar Teetzmann mal so richtig<br />

inkognito freuen können. Es hat den Anschein, dass sie die Woge der Begeisterung immer noch verarbeiten.<br />

Das schönste Erlebnis war aber, dass sich der Kabarettabend atmosphärisch und inhaltlich als ein richtig guter<br />

Einstieg für den BDVI-Kongress 2008 bewährte. Fazit: Kann man machen (wenn man machen kann).<br />

PS: Die musikalische, technische und organisatorische Betreuung waren perfekt. Herzlichen Dank.<br />

3<br />

410


TECHNIK<br />

GENAUIGKEITS-<br />

UNTERSUCHUNGEN ZU<br />

HYBRIDEN VERFAHREN MIT<br />

GNSS-MESSUNGEN UND<br />

TERRESTRISCHEN BEOBACHTUNGEN 1 | EINLEITUNG<br />

411<br />

Abbildung 1.1 | Beispiel einer innerstädtischen Bebauung<br />

Durch die verstärkte Nutzung der GNSS-<br />

Verfahren zur Erzeugung temporärer<br />

Anschlusspunkte anstelle des direkten An-<br />

schlusses an das Lagefestpunktfeld sind Detailvermessungen sehr häufig nur als hybride Verfahren mit<br />

GNSS- und terrestrischen Messungen möglich. Nachfolgend sind in möglichen Netzkonfigurationen<br />

Genauigkeitsaussagen für die aufzunehmenden Punkte anhand von Diagnoseausgleichungen ermittelt<br />

worden. Hierzu werden die theoretischen Hintergründe der Diagnoseausgleichung, der Aufbau der Lage-<br />

netze, die angenommenen Genauigkeiten der Messungen und die gewonnenen Ergebnisse erläutert. Zur<br />

Vergleichbarkeit wird auch der direkte Anschluss an das Lagefestpunktfeld betrachtet. Ferner werden<br />

in den Netzaufbauten neben den eindeutigen Lösungen auch die vollständig kontrollierten Lösungen<br />

genutzt. Abschließend erfolgt ein Vergleich der Genauigkeitsmaße mit den in Vorschriften gebräuch-<br />

lichen Angaben.<br />

3<br />

ULRICH BERGMANN | BERLIN<br />

Ein Blick aus dem Fenster des Hauses Bauwesen der TFH Berlin<br />

erschließt sehr schnell, dass mit den Satellitenverfahren Detailvermessungen<br />

nicht ohne zusätzlichen Einsatz von terrestrischen<br />

Verfahren mit elektronischen Tachymetern möglich sind.<br />

Der Blick geht hierbei in Richtung Norden und zeigt, dass Richtung<br />

Westen und Süden Abschattungen durch Gebäude und<br />

streckenweise auch durch Straßenbäume im aufgenommenen<br />

Straßenbereich vorhanden sind.<br />

Der hier dargestellte Fall im Bezirk Mitte von Berlin stellt mit<br />

der relativ offenen Bebauung noch keinen Extremfall dar. Auf<br />

der anderen Seite kann man sich jedoch ländliche Bereiche<br />

vorstellen, die bedeutend weniger Probleme beim Empfang der<br />

Satellitensignale aufweisen. Man muss jedoch immer damit rechnen,<br />

dass der aufzunehmende Punkt nicht direkt mit Satellitenverfahren<br />

vermessen werden kann.<br />

Im Land Berlin ist zum 31. Dezember 2005 die Pflege des Lagefestpunktfeldes,<br />

also des Übergeordneten Lagefestpunktfeldes,<br />

und des Aufnahmefestpunktfeldes eingestellt worden [Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung 1]. Die Gründe hierfür stellen<br />

der hohe finanzielle Aufwand zur Pflege des Lagefestpunktfeldes<br />

und eine Alternative mit den Satellitenverfahren dar,<br />

welche eine Herstellung von temporären Anschlusspunkten (TAP)<br />

in vergleichbarer Genauigkeit ermöglichen. Hierbei wird der<br />

Anschluss an das Lagebezugssystem über die Referenzstationen<br />

des Satellitenpositionierungsdienstes der deutschen Landesvermessung<br />

mit den SAPOS®-Diensten oder anderen kommerziellen<br />

Diensten hergestellt.<br />

Die nachfolgenden Ergebnisse entstammen einem Untersuchungsauftrag<br />

der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in<br />

Berlin aus dem Jahre 2006.<br />

2 | DIE DIAGNOSEAUSGLEICHUNG<br />

TECHNIK<br />

Genauigkeitsaussagen für die zu bestimmenden Neupunkte<br />

müssen nicht zwangsläufig mit wirklichen Messungen verbunden<br />

sein, sondern können auch nur aus den geometrischen<br />

Zusammenhängen und den Beobachtungsgenauigkeiten ermittelt<br />

werden.<br />

41925 1 1<br />

41925 3 121<br />

41925 3 111<br />

41925 1 2<br />

20100 20200 20300<br />

21500<br />

20400<br />

A B A B A<br />

Richtung in A nach B<br />

B<br />

Neupunkt<br />

A B<br />

Strecke von A nach B Anschlusspunkt<br />

Koeffizienten- oder Designmatrix A<br />

Abbildung 2.1 | Beispiel für den Aufbau<br />

der Koeffizientenmatrix in einem Ausgleichungsverfahren<br />

41925 3 91<br />

41925 3 101<br />

21800<br />

21700<br />

21600<br />

3<br />

412


413<br />

TECHNIK<br />

Genauigkeiten der terrestrischen<br />

Beobachtungen<br />

Genauigkeiten der Anschlüsse<br />

Unabhängigkeit der Beobachtungen<br />

So beschreiben die Lage der Punkte und die genutzten Beobachtungen<br />

die Koeffizienten- oder Designmatrix A und die Genauigkeitsangaben<br />

oder Standardabweichungen der Beobachtungen<br />

mit der Annahme von unabhängigen Beobachtungen<br />

die Matrix P in der oben dargestellten Form. Damit sind die<br />

nachfolgenden Formeln für die Genauigkeitsaussagen zu den<br />

Koordinaten der Neupunkte berechenbar. Hierbei stellt die<br />

Größe s 0 mit einem beliebig wählbaren positiven Zahlenwert<br />

keine Festlegung dar, da sich eine Veränderung der Größe s 0<br />

um einen Faktor in den Berechnungen der Standardabweichungen<br />

der Unbekannten wieder herauskürzen würde.<br />

Standardabweichungen für die Koordinaten der Neupunkte:<br />

s y = s 0 (A’PA) y ,y<br />

i<br />

3<br />

-1<br />

i i<br />

-1<br />

sx = s0 (A’PA) x ,x<br />

i<br />

i i<br />

Standardabweichung der Punkte:<br />

-1 -1<br />

sP = s0 (A’PA) y ,y + (A’PA) x ,x<br />

i<br />

Abbildung 2.2 | Standardabweichung<br />

Fehlerellipsen mit der großen Halbachse A,<br />

der kleinen Halbachse B und dem Drehwinkel t:<br />

-1 -1 2<br />

ai = s0 ((A’PA) y ,y + (A’PA) x ,x + i ) / 2<br />

i i<br />

Abbildung 2.3 | Fehlerellipse<br />

(2-2)<br />

(2-3)<br />

(2-4)<br />

(2-5)<br />

(2-6)<br />

(2-7)<br />

mit i (2-8)<br />

= s0 ((A’PA) y ,y - (A’PA) x ,x ) + 4 ((A’PA) y ,x )<br />

Zusammenhänge:<br />

i i<br />

-1 -1 2<br />

bi = s0 ((A’PA) y ,y + (A’PA) x ,x - i ) / 2<br />

2<br />

i i<br />

s P = s y + s x = a i + b i<br />

i<br />

2<br />

i<br />

i<br />

i i<br />

i i<br />

2 -1 -1 2 -1<br />

2 2 2<br />

i i<br />

i i<br />

( )<br />

-1<br />

2 (A’PA) y ,x i i<br />

arctan<br />

-1<br />

(A’PA) x ,x i i<br />

ti =<br />

2<br />

- (A’PA) -1<br />

y ,y i i<br />

i i<br />

s P<br />

a<br />

i i<br />

2<br />

s x s P<br />

b t<br />

s y<br />

(2-9)<br />

2<br />

s0 2<br />

s1 2<br />

s0 2<br />

sm 2<br />

s0 2<br />

s1 P = diag (P 1,1 = , … , P m,m = ) = 0 0 (2-1)<br />

0 0<br />

3 | DIE NETZKONFIGURATIONEN<br />

0 0<br />

2<br />

s0 2<br />

sm In den nachfolgenden Ausführungen ist der Aufbau der untersuchten<br />

Netzkonfigurationen beschrieben. Ausgehend von<br />

den häufig praktisch vorliegenden Verhältnissen sind hierbei<br />

Unterscheidungen hinsichtlich der Erreichbarkeit der aufzunehmenden<br />

Punkte vorgenommen worden.<br />

Einen zweiten Aspekt stellt die Kontrollierbarkeit der Koordinatenbestimmungen<br />

bei den Netzaufbauten dar. Es sind hierbei<br />

alle Fälle von der eindeutigen, also nicht kontrollierten Lösung<br />

über sinnvolle Zwischenschritte bis zur vollständig kontrollierten<br />

Bestimmung untersucht worden. Der häufig eingesetzte<br />

Fall von im Netz sehr schwach kontrollierten Messungen mit<br />

sich anschließenden Kontrollmessungen wie z. B. den »Steinbreiten«<br />

führt in den Genauigkeitsaussagen auf die gleichen<br />

Ergebnisse, da diese Kontrollmessungen nur zur Kontrolle des<br />

Ergebnisses, aber nicht zu einer neuen Koordinatenbestimmung<br />

herangezogen werden. Veränderte und auch in der Genauigkeit<br />

verbesserte Koordinatenbestimmungen erhält man in diesem<br />

Fall nur bei einer gemeinsamen Auswertung aller Messungselemente<br />

in einer Ausgleichungsberechnung.<br />

Zur Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit der bislang gegebenen<br />

Praxis sind die Netze sowohl im Anschluss an das Festpunktfeld<br />

als auch im Anschluss an die Referenzstationen über<br />

temporäre Anschlusspunkte (TAP) mit Satellitenverfahren ausgewertet<br />

worden.<br />

Nachfolgend ist das Untersuchungsgebiet, in welchem die im<br />

nächsten Abschnitt dargestellten Netze berechnet worden sind,<br />

maßstäblich mit den drei Berliner SAPOS®-Referenzstationen<br />

und der Berliner Landesgrenze dargestellt.<br />

43126 0<br />

41925<br />

41327 0 896<br />

30102 0<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

9000<br />

9000 10000 20000 30000 40000 50000 60000<br />

Abbildung 3.1 | Lage des Kartenblattes 41925 (Berliner Kartenschnitt bezogen<br />

auf den TP Müggelberg) und der drei SAPOS®-Referenzstationen<br />

3.1 | DIE GEOMETRIE DER NETZE<br />

In Abhängigkeit von den Abschattungen durch die Bebauung<br />

oder der Topographie sowie der Zugänglichkeit der aufzunehmenden<br />

Punkte werden die beiden aufgeführten Typen von<br />

Netzen genutzt werden können.<br />

Der erste Typ wird sicherlich nur bei günstigen örtlichen Verhältnissen<br />

auftreten. In diesem Fall wird man entweder direkt<br />

vom Festpunkt bzw. TAP aus die Aufnahme durchführen oder<br />

den Aufnahmepunkt in einer »freien Stationierung« im Anschluss<br />

an das Festpunktfeld bzw. die TAP (Punktart 1) nutzen<br />

können.<br />

Häufig wird der zweite Typ im Netzaufbau mit verknüpfenden<br />

Polygonzugmessungen auftreten. Hierbei lässt sich noch zwischen<br />

Polygonzügen zum Aufnahmepunkt oder zwischen den<br />

Anschlusspunkten unterscheiden.<br />

Im Anschluss sind die beiden Netztypen mit ihren Ausprägungen<br />

als Netzbild dargestellt. In abgeschwächter graphischer<br />

Darstellung sind dabei die den Aufnahmepunkt zusätzlich kontrollierenden<br />

Messungen an einen weiteren Anschlusspunkt<br />

dargestellt. In allen Beispielen werden für vier aufzunehmende<br />

Neupunkte (Punktart 3) im Anschluss an den Aufnahmepunkt<br />

die Koordinaten ermittelt.<br />

41925 1 1<br />

41925 3 121<br />

41925 3 111<br />

20100 20200 20300 20400<br />

A B<br />

zusätzliche Kontrollmessungen<br />

41925 1 2<br />

41925 1 3<br />

41925 3 91<br />

41925 3 101<br />

Abbildung 3.2 | Direkte Nutzung eines Anschlusspunktes<br />

als Aufnahmepunkt<br />

21800<br />

21700<br />

21600<br />

21500<br />

41925 1 1<br />

41925 3 81<br />

41925 5 4<br />

41925 1 2<br />

41925 3 71 41925 3 61<br />

41925 1 3<br />

Abbildung 3.3 | Bestimmung des Aufnahmepunktes<br />

über eine »freie Stationierung«<br />

Abbildung 3.4 | Bestimmung des Aufnahmepunktes<br />

über einen »toten Zug« mit direktem Anschluss<br />

41925 3 51<br />

TECHNIK<br />

20100 20200 20300 20400<br />

41925 3 161<br />

41925 3 151<br />

41925 1 1<br />

41925 5 9<br />

41925 5 10<br />

41925 5 8<br />

41925 3 131<br />

41925 3 141<br />

41925 1 3<br />

41925 1 2<br />

21800<br />

21700<br />

21600<br />

21500<br />

21900<br />

21800<br />

21700<br />

21600<br />

21500<br />

21400<br />

20100 20200 20300 20400<br />

3<br />

414


415<br />

TECHNIK<br />

41925 3 191<br />

41925 5 11<br />

41925 1 1<br />

21400<br />

20100 20200 20300 20400<br />

Abbildung 3.5 | Bestimmung des Aufnahmepunktes<br />

über einen »toten Zug« mit einer »freien Stationierung«<br />

41925 3 241<br />

41925 3 201 41925 3 171<br />

41925 5 14<br />

41925 1 1<br />

41925 3 231<br />

3<br />

41925 5 12<br />

41925 5 13<br />

41925 5 4<br />

41925 1 2<br />

41925 1 3<br />

41925 3 211<br />

41925 3 181<br />

41925 1 2<br />

41925 5 16<br />

41925 5 15<br />

41925 3 221<br />

41925 1 3<br />

20100 20200 20300 20400<br />

Abbildung 3.6 | Bestimmung des Aufnahmepunktes<br />

über einen eingehängten Polygonzug<br />

21900<br />

21800<br />

21700<br />

21600<br />

21500<br />

21800<br />

21700<br />

21600<br />

21500<br />

In den vorhergehenden Netzkonfigurationen sind die Beobachtungen<br />

zu den aufzunehmenden Punkten (Punktart 3) nicht<br />

kontrolliert. Daher sind die Neupunktbestimmungen auch in<br />

einer vollständig kontrollierten Form bearbeitet worden.<br />

41925 1 1<br />

20100 20200 20300 20400<br />

Abbildung 3.7 | Bestimmung der Aufnahmepunkte<br />

über eine »freie Stationierung« mit kontrollierten Neupunktbestimmungen<br />

41925 3 201<br />

41925 3 191<br />

41925 1 1<br />

41925 5 7<br />

41925 5 6<br />

41925 1 2<br />

41925 3 81 41925 3 51<br />

41925 3 71<br />

41925 5 22 41925 5 19<br />

41925 5 21 41925 5 18<br />

41925 5 20 41925 5 17<br />

41925 5 7<br />

41925 5 6<br />

41925 3 61<br />

41925 1 3<br />

41925 3 171<br />

41925 1 2<br />

41925 3 181<br />

41925 1 3<br />

20100 20200 20300 20400<br />

21700<br />

21600<br />

21500<br />

21800<br />

21700<br />

21600<br />

21500<br />

Abbildung 3.8 | Bestimmung der Aufnahmepunkte über eine »freie Stationierung«<br />

und je einen Polygonzug mit kontrollierten Neupunktbestimmungen<br />

41925 3 241<br />

41925 5 14<br />

41925 5 26<br />

41925 1 1<br />

41925 3 231<br />

41925 5 15<br />

41925 3 211<br />

41925 1 2<br />

41925 5 16<br />

41925 5 28<br />

41925 5 27<br />

41925 3 221<br />

41925 1 3<br />

20100 20200 20300 20400<br />

Abbildung 3.9 | Bestimmung der Aufnahmepunkte jeweils über einen<br />

eingehängten Polygonzug mit kontrollierten Neupunktbestimmungen<br />

3.2 | ANNAHMEN ZU DEN GENAUIGKEITEN<br />

DER NETZMESSUNGEN<br />

21800<br />

21700<br />

21600<br />

21500<br />

Nach der Festlegung des funktionalen Modells sind nachfolgend<br />

die Annahmen zum stochastischen Modell angegeben. Hierbei<br />

wird zwischen zwei Modellen unterschieden, welche sich<br />

hinsichtlich des Aufwandes für die Messungen unterscheiden.<br />

Stochastisches Modell I<br />

Bei den terrestrischen Beobachtungen wird in der Genauigkeit<br />

der Messungen von einem Tachymeter höherer Genauigkeit mit<br />

einer Standardabweichung von ± 1,5 mgon für eine einmalige<br />

Richtungsmessung und von ± 2,4 mm für eine einmalige Streckenmessung<br />

ausgegangen. Bei allen terrestrischen Beobachtungen<br />

wird eine Messung in zwei Vollsätzen vorausgesetzt.<br />

Beim Anschluss an das Festpunktfeld oder an die TAP wird genauso<br />

wie bei dem Anmessen der Neupunkte (Punktart 3) ein<br />

Zentrierfehler von ± 2,0 mm angenommen, welcher zusammen<br />

mit den reinen Genauigkeiten der Messungen nach dem<br />

Varianzfortpflanzungsgesetz die Genauigkeiten der Beobachtungen<br />

ergibt. Beim Nutzen von Polygonzügen wird wegen<br />

einer vorausgesetzten Zwangszentrierung kein Zentrierfehler<br />

berücksichtigt.<br />

Standardabweichung Wert<br />

einer beweglichen Anschlusskoordinate<br />

einer einmaligen 3-D-Koordinatenbestimmung<br />

einer einmaligen Richtungsmessung<br />

einer einmaligen Streckenmessung<br />

der Zentrierung<br />

einer Richtungsbeobachtung in 2 Vollsätzen<br />

einer Streckenbeobachtung mit 2 Messungen<br />

s A = ± 10,0 mm<br />

s K = ± 15,0 mm<br />

s r = ± 1,5 mgon<br />

s d = ± 2,4 mm<br />

s Z = ± 2,0 mm<br />

s R =<br />

s D =<br />

Tabelle 3.1 | Zusammenfassung zu den stochastischen<br />

Annahmen im Modell I<br />

Standardabweichung Wert<br />

einer beweglichen Anschlusskoordinate<br />

einer einmaligen 3-D-Koordinatenbestimmung<br />

einer einmaligen Richtungsmessung<br />

einer einmaligen Streckenmessung<br />

der Zentrierung in den<br />

Anschluss- und Zwischenpunkten<br />

der Zentrierung in den Neupunkten<br />

s A = ± 10,0 mm<br />

s K = ± 17,0 mm<br />

s r = ± 1,5 mgon<br />

s d = ± 2,4 mm<br />

sZ = ± 2,0 mm<br />

A<br />

sZ = ± 5,0 mm<br />

der terrestrischen Beobachtungen zu den Anschluss- und Zwischenpunkten<br />

einer Richtungsbeobachtung in einem Vollsatz<br />

sR =<br />

A<br />

2 2<br />

2<br />

sz sr + A<br />

2<br />

D<br />

einer Streckenbeobachtung mit einer Messung sD = A<br />

2 2<br />

sd + szA der terrestrischen Beobachtungen zu den zu bestimmenden Neupunkten<br />

einer Richtungsbeobachtung in einem Vollsatz<br />

sR = G<br />

2 2<br />

2 sz sr + G<br />

2<br />

D<br />

einer Streckenbeobachtung mit einer Messung sD = G<br />

2 2<br />

sd + szG Tabelle 3.2 | Zusammenfassung zu den stochastischen<br />

Annahmen im Modell II<br />

G<br />

2<br />

sd 2<br />

+ sz 2<br />

TECHNIK<br />

2 2<br />

sz +<br />

2<br />

D<br />

Stochastisches Modell II<br />

Im Gegensatz zum ersten Modellansatz wird hier von terrestrischen<br />

Messungen in einem Vollsatz ausgegangen. Das kann<br />

bei geräteinterner Korrektur des Kipp- und Zielachsfehlers auch<br />

die Messung in einem Halbsatz bedeuten. Ferner wird im Gegensatz<br />

zu oben von einem Zentrierfehler von ± 5,0 mm bei<br />

der Anzielung der Neupunkte (Punktart 3) ausgegangen. Auch<br />

der Einsatz der Zwangszentrierung bei der Messung der Polygonzüge<br />

wird bei diesem Modellansatz nicht berücksichtigt,<br />

womit auch diese terrestrischen Messungen mit Zentrierfehlern<br />

versehen werden müssen. Auch die aus den Satellitenmessungen<br />

resultierenden dreidimensionalen geozentrischen Koordinatenwerte<br />

als Beobachtungen werden mit einer vergrößerten<br />

Standardabweichung von ± 17,0 mm eingeführt.<br />

2<br />

sr 2<br />

3<br />

416


417<br />

TECHNIK<br />

4 | ERGEBNISSE DER<br />

GENAUIGKEITSUNTERSUCHUNGEN<br />

Die Auswertungen wurden mit dem Ausgleichungsprogramm<br />

für Lagenetze LAVA 2.3 [Bergmann, 2006] durchgeführt.<br />

Dieses Programm bearbeitet eine Ausgleichung nach vermittelnden<br />

Beobachtungen und ist aufgrund der Sparse-Algorithmen<br />

auch auf sehr große Gleichungssysteme ausgelegt. Ferner<br />

wird der Anschluss an das Lagefestpunktfeld mit »beweglichen<br />

Anschlusspunkten« verarbeitet, womit die Anschlussgenauigkeit<br />

in diesen Punkten berücksichtigt werden kann. Außerdem<br />

können auch Satellitenbeobachtungen für die Anschlüsse der<br />

temporären Anschlusspunkte (TAP) an das Lagebezugssystem<br />

berücksichtigt werden.<br />

Die Bestimmung der TAP erfolgt über Satellitenbeobachtungen<br />

zu den drei SAPOS®-Referenzstationen in zwei unabhängigen<br />

Beobachtungsgruppen. Dies ist gleichbedeutend mit den Forderungen<br />

der »Ausführungsvorschriften über die Nutzung des<br />

Satellitenpositionierungsdienstes der deutschen Landesvermessung<br />

für den Anschluss an das Lagebezugssystem (AV SAPOS®)«<br />

[Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2] nach einer unabhängigen<br />

Kontrollbestimmung der TAP. Mit den oben angegebenen<br />

Standardabweichungen für die 3-D-Koordinatenbestimmung<br />

von ± 15,0 mm im Modell I erhält man für die Koordinaten<br />

der TAP eine Standardabweichung von ± 12,6 mm<br />

sowie bei ± 17,0 mm im Modell II eine Standardabweichung<br />

der TAP-Koordinaten von ± 14,3 mm. Diese Werte entsprechen<br />

etwa den Angaben der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen<br />

der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV)<br />

[AdV, 2008], die für eine einmalige Bestimmung im Verfahren<br />

des Hochpräzisen Echtzeit-Positionierungs-Service (SAPOS®-<br />

HEPS) mit Korrekturdaten eine Standardabweichung in der Lage<br />

von 1–2 cm angeben. Durch die unabhängige doppelte Bestimmung<br />

der Koordinaten kann bei dem Verfahren mit SAPOS®-<br />

HEPS eine etwas höhere Genauigkeit als die oben berechnete<br />

erreicht werden, womit die obigen Annahmen für die Standardabweichung<br />

der 3-D-Koordinatenbestimmung noch nach unten<br />

korrigiert werden könnten.<br />

Zur Erläuterung einiger grundsätzlicher Aussagen zu den Untersuchungsergebnissen<br />

sollen nachfolgend die Ergebnisse zu<br />

den Genauigkeiten der Netzkonfiguration der Abbildung 3.3<br />

dargestellt werden. Der erste Ergebnissatz bezieht sich auf den<br />

Fall, dass die beiden Anschlusspunkte Lagefestpunkte sind und<br />

das Stochastikmodell I genutzt wird. In diesem Fall liegt in der<br />

Netzkonfiguration der Abbildung 3.3 ein Freiheitsgrad von 1<br />

aufgrund der doppelten Maßstabsfestlegung vor.<br />

3<br />

Punktkennzeichen<br />

41925 3 51<br />

41925 3 61<br />

41925 3 71<br />

41925 3 81<br />

Standardabweichungen<br />

der<br />

Koordinatenwerte<br />

s y (mm)<br />

7,9<br />

11,8<br />

11,8<br />

7,9<br />

s x (mm)<br />

10,6<br />

10,6<br />

8,4<br />

8,4<br />

Standardabweichung<br />

des<br />

Punktes<br />

sP (mm)<br />

13,2<br />

15,9<br />

14,5<br />

11,5<br />

Tabelle 4.1 | »Freie Stationierung« im Anschluss an<br />

zwei Lagefestpunkte im Stochastikmodell I<br />

Diese Netzkonfiguration spiegelt sehr schön wider, dass die zu<br />

bestimmenden Neupunkte innerhalb des Bearbeitungsgebietes<br />

mit dem Punkt 41925 3 81 erheblich genauer als diejenigen<br />

außerhalb mit dem Punkt 41925 3 61 ermittelt werden.<br />

Die nachfolgende Netzkonfiguration gemäß der Abbildung 3.3<br />

zeigt exemplarisch die Auswirkungen einer überbestimmten<br />

Ermittlung der Koordinaten des Aufnahmepunktes.<br />

Punktkennzeichen<br />

41925 3 51<br />

41925 3 61<br />

41925 3 71<br />

41925 3 81<br />

Standardabweichungen<br />

der<br />

Koordinatenwerte<br />

s y (mm)<br />

7,5<br />

7,5<br />

7,5<br />

7,5<br />

s x (mm)<br />

7,5<br />

7,5<br />

7,5<br />

7,5<br />

Standardabweichung<br />

des<br />

Punktes<br />

sP (mm)<br />

10,6<br />

10,6<br />

10,6<br />

10,6<br />

Tabelle 4.2 | »Freie Stationierung« im Anschluss an<br />

drei Lagefestpunkte im Stochastikmodell I<br />

Fehlerellipse<br />

a (mm)<br />

10,7<br />

13,8<br />

12,2<br />

8,5<br />

b (mm)<br />

7,8<br />

7,8<br />

7,8<br />

7,8<br />

Fehlerellipse<br />

a (mm)<br />

8,3<br />

8,3<br />

8,3<br />

8,3<br />

b (mm)<br />

6,5<br />

6,5<br />

6,5<br />

6,5<br />

Hier erkennt man die Auswirkungen der zusätzlichen Beobachtungen,<br />

welche nicht nur die Bestimmung des Aufnahmepunktes<br />

kontrollieren, sondern auch zu einer Genauigkeitssteigerung<br />

in den aufzunehmenden Neupunkten führen. Der große Unterschied<br />

im Punkt 41925 3 61 resultiert hierbei allerdings daraus,<br />

dass dieser Punkt mit den neuen Beobachtungen mitten<br />

im Bearbeitungsgebiet und nicht mehr wie davor außerhalb<br />

liegt.<br />

Die nächsten Ergebnisse basieren auf dem gleichen Netzaufbau,<br />

der Unterschied besteht nur in der Nutzung der Genauigkeitsannahmen<br />

des zweiten Modells.<br />

t (gon)<br />

186,95<br />

56,49<br />

121,77<br />

27,61<br />

t (gon)<br />

150,00<br />

50,00<br />

150,00<br />

50,00<br />

Punktkennzeichen<br />

41925 3 51<br />

41925 3 61<br />

41925 3 71<br />

41925 3 81<br />

Punktkennzeichen<br />

41925 3 51<br />

41925 3 61<br />

41925 3 71<br />

41925 3 81<br />

Standardabweichungen<br />

der<br />

Koordinatenwerte<br />

s y (mm)<br />

9,0<br />

9,0<br />

9,0<br />

9,0<br />

Ein Vergleich mit dem vorhergehenden Fall lässt sofort die zu<br />

erwartenden Ergebnisse mit einer geringeren Genauigkeit erkennen,<br />

was bei einem verminderten Aufwand für die Messungen<br />

und dementsprechend geringeren Genauigkeiten der Beobachtungen<br />

auch zu erwarten war.<br />

Der letzte Vergleich in diesem Netzaufbau bezieht sich auf den<br />

Austausch der Anschlusspunkte.<br />

Standardabweichungen<br />

der<br />

Koordinatenwerte<br />

s y (mm)<br />

10,4<br />

10,4<br />

10,4<br />

10,4<br />

s x (mm)<br />

9,0<br />

9,0<br />

9,0<br />

9,0<br />

s x (mm)<br />

10,4<br />

10,4<br />

10,4<br />

10,4<br />

Standardabweichung<br />

des<br />

Punktes<br />

sP (mm)<br />

12,8<br />

12,8<br />

12,8<br />

12,8<br />

Tabelle 4.3 | »Freie Stationierung« im Anschluss an<br />

drei Lagefestpunkte im Stochastikmodell II<br />

Standardabweichung<br />

des<br />

Punktes<br />

sP (mm)<br />

14,7<br />

14,7<br />

14,7<br />

14,7<br />

Tabelle 4.4 | »Freie Stationierung« im Anschluss an<br />

drei TAP im Stochastikmodell I<br />

Fehlerellipse<br />

a (mm)<br />

9,8<br />

9,8<br />

9,8<br />

9,8<br />

Fehlerellipse<br />

a (mm)<br />

11,1<br />

11,1<br />

11,1<br />

11,1<br />

b (mm)<br />

8,2<br />

8,2<br />

8,2<br />

8,2<br />

b (mm)<br />

9,7<br />

9,7<br />

9,7<br />

9,7<br />

t (gon)<br />

150,00<br />

50,00<br />

150,00<br />

50,00<br />

t (gon)<br />

149,69<br />

50,09<br />

150,31<br />

49,91<br />

Das vorliegende Ergebnis ist auch recht einfach mit der geringeren<br />

Genauigkeit der Anschlusspunkte zu erläutern. Hier sei<br />

allerdings auf die obige Aussage verwiesen, dass die Genauigkeit<br />

der TAP recht pessimistisch angesetzt worden ist.<br />

Dem vorangegangenen Netzaufbau nach Abbildung 3.3 soll<br />

der vollständig überbestimmte Netzaufbau aus der Abbildung<br />

3.7 gegenübergestellt werden.<br />

Punktkennzeichen<br />

41925 3 51<br />

41925 3 61<br />

41925 3 71<br />

41925 3 81<br />

TECHNIK<br />

Man erkennt wiederum eine Genauigkeitssteigerung aus den<br />

kontrollierenden Beobachtungen, die hier allerdings vergleichsweise<br />

gering ausfällt.<br />

In den beiden nachfolgenden Tabellen sind die Standardabweichungen<br />

des Punktes sowie die große Halbachse der Fehlerellipsen<br />

jeweils mit dem größten und dem kleinsten Wert<br />

der vier aufzunehmenden Neupunkte (Punktart 3) für alle Netze<br />

aufgeführt.<br />

Netzauf- Anschluss Große Halbachse der<br />

bau gemäß<br />

Abbildung<br />

Fehlerellipse<br />

kleinster Wert größter Wert<br />

(mm) (mm)<br />

3.2<br />

3.2<br />

3.3<br />

3.4<br />

3.5<br />

3.6<br />

3.6<br />

3.2<br />

3.2<br />

3.3<br />

3.3<br />

3.4<br />

3.4<br />

3.5<br />

3.5<br />

3.6<br />

3.6<br />

3.7<br />

3.7<br />

3.8<br />

3.8<br />

3.9<br />

3.9<br />

Standardabweichungen<br />

der<br />

Koordinatenwerte<br />

s y (mm)<br />

10,2<br />

10,2<br />

10,2<br />

10,2<br />

2 FP<br />

2 FP m. Strecke<br />

2 FP<br />

2 FP<br />

2 FP<br />

2 FP<br />

2 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

s x (mm)<br />

10,2<br />

10,2<br />

10,2<br />

10,2<br />

Standardabweichung<br />

des<br />

Punktes<br />

sP (mm)<br />

14,4<br />

14,4<br />

14,4<br />

14,4<br />

10,5<br />

7,9<br />

8,5<br />

12,2<br />

9,6<br />

10,4<br />

12,9<br />

6,7<br />

9,8<br />

8,3<br />

11,1<br />

10,8<br />

13,3<br />

9,0<br />

11,7<br />

7,3<br />

10,3<br />

8,0<br />

10,8<br />

8,6<br />

11,2<br />

6,8<br />

9,9<br />

16,1<br />

16,0<br />

13,8<br />

21,2<br />

17,6<br />

11,3<br />

13,6<br />

12,6<br />

15,0<br />

8,3<br />

11,1<br />

18,6<br />

20,6<br />

15,4<br />

17,5<br />

10,8<br />

13,3<br />

8,0<br />

10,9<br />

14,2<br />

16,5<br />

10,5<br />

13,0<br />

Fehlerellipse<br />

a (mm)<br />

10,9<br />

10,8<br />

10,9<br />

10,9<br />

Tabelle 4.6 | Ergebnisse der vier aufzunehmenden Neupunkte<br />

im Stochastikmodell I<br />

Standardabweichung<br />

des Punktes<br />

kleinster Wert<br />

(mm)<br />

13,1<br />

11,1<br />

11,5<br />

14,7<br />

12,6<br />

13,1<br />

16,7<br />

9,3<br />

13,8<br />

10,6<br />

14,7<br />

12,9<br />

16,6<br />

11,6<br />

15,5<br />

9,8<br />

14,1<br />

10,1<br />

14,4<br />

10,6<br />

14,8<br />

9,2<br />

13,7<br />

b (mm)<br />

9,4<br />

9,4<br />

9,4<br />

9,4<br />

Tabelle 4.5 | »Freie Stationierung« im Anschluss an<br />

drei TAP im Stochastikmodell I mit überbestimmter Neupunktermittlung<br />

t (gon)<br />

149,70<br />

50,07<br />

150,33<br />

49,89<br />

größter Wert<br />

(mm)<br />

19,1<br />

17,8<br />

15,9<br />

22,9<br />

19,5<br />

13,8<br />

17,3<br />

14,2<br />

17,8<br />

10,6<br />

14,7<br />

20,0<br />

23,1<br />

17,0<br />

20,2<br />

12,6<br />

16,4<br />

10,1<br />

14,4<br />

15,7<br />

19,1<br />

12,1<br />

16,1<br />

3<br />

418


419<br />

TECHNIK<br />

Netzauf- Anschluss Große Halbachse der<br />

bau gemäß<br />

Abbildung<br />

Fehlerellipse<br />

kleinster Wert größter Wert<br />

(mm) (mm)<br />

3.2<br />

3.2<br />

3.3<br />

3.4<br />

3.5<br />

3.6<br />

3.6<br />

3.2<br />

3.2<br />

3.3<br />

3.3<br />

3.4<br />

3.4<br />

3.5<br />

3.5<br />

3.6<br />

3.6<br />

3.7<br />

3.7<br />

3.8<br />

3.8<br />

3.9<br />

3.9<br />

2 FP<br />

2 FP m. Strecke<br />

2 FP<br />

2 FP<br />

2 FP<br />

2 FP<br />

2 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

3 FP<br />

3 TAP<br />

Die Betrachtung der Ergebnisse bestätigt zuerst die beiden obigen<br />

Erkenntnisse, dass der Anschluss an die TAP ungenauere<br />

Koordinaten in den aufzunehmenden Neupunkten im Gegensatz<br />

zu den Festpunkten ergibt und dass die Annahmen in den<br />

beiden stochastischen Modellen die gleichen Veränderungen<br />

erbringen. Ferner erkennt man, dass eine höhere Anzahl von<br />

Messungselementen bis zum Aufnahmepunkt die Genauigkeit<br />

der aufzunehmenden Neupunkte verringert. Auch die bereits<br />

oben gewonnene Erkenntnis, dass kontrollierende Beobachtungen<br />

auch die Genauigkeit steigern, lässt sich an den Ergebnissen<br />

der Tabellen 4.6 und 4.7 ablesen.<br />

5 | ANFORDERUNGEN AN DIE GENAUIGKEITEN<br />

IN DEN VORSCHRIFTEN<br />

Angaben für Genauigkeitsangaben werden häufig in Form von<br />

einzuhaltenden Standardabweichungen oder in Form von nicht<br />

zu überschreitenden linearen Abweichungen angegeben. Beispielhaft<br />

seien die Angaben in den überholten »Ausführungsvorschriften<br />

über die Herstellung des Lagefestpunktfeldes (AV<br />

3<br />

11,6<br />

9,4<br />

9,9<br />

13,8<br />

13,8<br />

12,2<br />

15,8<br />

8,3<br />

12,0<br />

9,8<br />

13,5<br />

12,6<br />

16,2<br />

12,9<br />

15,7<br />

9,6<br />

13,0<br />

8,8<br />

12,7<br />

10,2<br />

14,0<br />

8,0<br />

11,9<br />

16,9<br />

16,8<br />

14,8<br />

28,8<br />

25,6<br />

13,0<br />

16,6<br />

13,6<br />

17,6<br />

9,8<br />

13,5<br />

27,0<br />

30,1<br />

24,2<br />

26,6<br />

12,5<br />

16,2<br />

8,8<br />

12,8<br />

18,2<br />

22,4<br />

11,4<br />

15,3<br />

Tabelle 4.7 | Ergebnisse der vier aufzunehmenden Neupunkte<br />

im Stochastikmodell II<br />

Standardabweichung<br />

des Punktes<br />

kleinster Wert<br />

(mm)<br />

14,9<br />

13,2<br />

13,6<br />

17,8<br />

17,6<br />

15,8<br />

20,7<br />

11,7<br />

17,0<br />

12,8<br />

18,0<br />

16,3<br />

21,1<br />

16,6<br />

20,4<br />

12,8<br />

17,8<br />

11,3<br />

17,0<br />

13,1<br />

18,3<br />

10,8<br />

16,4<br />

größter Wert<br />

(mm)<br />

20,3<br />

19,1<br />

17,5<br />

31,1<br />

27,7<br />

16,4<br />

21,3<br />

15,9<br />

21,3<br />

12,8<br />

18,0<br />

28,9<br />

33,1<br />

26,1<br />

29,5<br />

15,1<br />

20,2<br />

11,3<br />

17,0<br />

19,8<br />

25,3<br />

13,5<br />

19,1<br />

Lagefestpunktfeld)« des Landes Berlin mit dem Grenzwert von<br />

± 15,0 mm für die Standardabweichung des Punktes (hier noch<br />

als mittlerer Punktfehler bezeichnet) einer Ausgleichungsberechnung<br />

eines Aufnahmefestpunktfeldes (hier als flächenhaft<br />

ausgewertete Aufnahmefestpunkte bezeichnet) genannt. Ein<br />

Beispiel für eine einzuhaltende lineare Abweichung stellen die<br />

»Ausführungsvorschriften über die Grenzvermessungen (AV<br />

Grenzvermessung)« des Landes Berlin dar [Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung 2]. Hierbei wird für die Flurstücksgrenze<br />

festgelegt, dass diese hergestellt ist, wenn neben weiteren<br />

Bedingungen der abgesteckte Grenzpunkt von der örtlich vorgefundenen<br />

Kennzeichnung linear um nicht mehr als 0,03 m<br />

abweicht. Erkennbar ist an diesen beiden Beispielen, dass nicht<br />

nur direkt berechenbare Standardabweichungen, sondern auch<br />

grundsätzlich einzuhaltende Grenzwerte angegeben werden.<br />

Im zweiten Fall kann die große Halbachse der Fehlerellipse als<br />

maximale lineare Abweichung angenommen werden. Der Übergang<br />

von den Standardabweichungen zu einem einzuhaltenden<br />

Grenzwert wird durch die Nutzung des dreifachen Wertes<br />

der Standardabweichungen erreicht. In diesem Fall beträgt die<br />

Wahrscheinlichkeit für das Überschreiten des Grenzwertes nur<br />

noch 0,26 % im Gegensatz zu den Standardabweichungen mit<br />

31,3 % bei einer angenommenen Normalverteilung für die Beobachtungen.<br />

Würde man die obige lineare Abweichung von 0,03 m in der AV<br />

Grenzvermessung als einzuhaltenden Grenzwert verstehen,<br />

so könnten nach den obigen Netzauswertungen nur Netze mit<br />

Werten für die große Halbachse der Fehlerellipsen von weniger<br />

oder gleich 0,01 m genutzt werden. In diesem Fall würden nur<br />

sehr wenige Netzaufbauten verbunden mit einem relativ hohen<br />

Messungsaufwand verbleiben.<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Bergmann<br />

Technische Fachhochschule Berlin | Haus Bauwesen<br />

Luxemburger Straße 10 | 13353 Berlin<br />

E-Mail uberg@tfh-berlin.de<br />

6 | LITERATUR<br />

AdV: Internetveröffentlichung unter:<br />

http://www.sapos.de/pdf/SAPOS_Prospekt.pdf,<br />

letzter Zugriff 23.07.2008<br />

Bergmann, Ulrich: Beschreibung zum Programm LAVA, 2006<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 1:<br />

Internetveröffentlichung unter:<br />

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/geoinformation/sapos/<br />

de/download/lfp_sapos_flyer.pdf, letzter Zugriff 28.07.2008<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2:<br />

Internetveröffentlichung unter:<br />

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/<br />

de/download/geoinformation/Vorschriftensammlung/<br />

STARTSEITE.pdf, letzter Zugriff 28.07.2008<br />

Echtzeit-Videodaten-<br />

Georeferenzierung<br />

und -Integration<br />

in virtuelle Globen<br />

HANNES EUGSTER | MUTTENZ<br />

TECHNIK<br />

UAV-basiertes Augmented Monitoring<br />

U<br />

nbemannte Mini- und Mikrodrohnensysteme (UAV – Unmanned Aerial Vehicle) haben in<br />

den letzten Jahren eine starke Entwicklung erlebt und sind heute als kommerzielle Produkte<br />

auf dem Markt erhältlich. Viele dieser Systeme verwenden für die autonome Fluglageregelung<br />

kostengünstige INS/GPS-Sensoren und erlauben das Mitführen beliebiger Geosensoren wie Video-<br />

kameras. Gleichzeitig stehen heute verschiedene webbasierte 3-D-Geoinformationsdienste ba-<br />

sierend auf virtuellen Globen zur Verfügung. Trotz ihrer Verfügbarkeit werden beide Technologien<br />

noch kaum kombiniert genutzt. Gerade die UAV-basierte Echtzeit-Bilddatenintegration in virtuelle<br />

Globen bietet eine kostengünstige Möglichkeit, die Geobasisdaten von 3-D-Geoinformationsdiens-<br />

ten rasch zu aktualisieren und damit den Nutzen markant zu steigern. Mögliche Anwendungen<br />

reichen von der Echtzeit-Überwachung von Infrastrukturanlagen über Waldbrand-Monitoring bis<br />

hin zur Entscheidungsunterstützung bei Naturkatastrophen.<br />

3<br />

420


421<br />

TECHNIK<br />

1 | EINLEITUNG<br />

Dieser Beitrag zeigt eine Prototyplösung auf, mit der Videoaufnahmen<br />

aus Mini- oder Mikrodrohnen in Echtzeit oder offline<br />

in einen virtuellen Globus integriert werden können. Dabei<br />

wurde der Fokus speziell auf die Verwendung von kostengünstigen<br />

und rasch verfügbaren Mini- und Mikrodrohnensystemen<br />

gelegt. Gerade auf Plattformsystemen dieser Kategorie<br />

können wegen Gewichtslimitierungen und aus Kostengründen<br />

zur Fluglagebestimmung nur Sensorsysteme geringer Qualität<br />

verwendet werden. Diese Einschränkungen limitieren die Georegistrierungsgenauigkeit,<br />

mit welcher die Videodaten in die<br />

virtuelle Welt integriert werden können. Die Prototyp-Entwicklung<br />

erfolgte im Rahmen des KTI-Projekts »Virtual Monitoring«<br />

[1] am Institut Vermessung und Geoinformation der Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz. Der in diesem Beitrag präsentierte<br />

Ansatz unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von<br />

mini- und mikrodrohnenbasierten photogrammetrischen Anwendungen<br />

wie sie u. a. in [2] vorgestellt werden. So liegt der<br />

Fokus bei der hier vorgestellten Lösung im Speziellen bei der<br />

Echtzeit-Georegistrierung und -Geodatenintegration von Bilddaten<br />

in virtuelle Globen. Für die Echtzeit-Georegistrierung<br />

werden die standardmäßig verfügbaren Geosensoren auf den<br />

unbemannten Plattformen sowie die bestehende Geodatenbasis<br />

des virtuellen Globus verwendet. Vertiefende Informationen<br />

über die realisierte Lösung sind in der Veröffentlichung<br />

[3] zu finden.<br />

2 | VERWENDETE BASISTECHNOLOGIEN<br />

Heute existiert eine große Anzahl verschiedener unbemannter<br />

Flugsysteme für unterschiedliche Anwendungen und in unterschiedlichen<br />

Ausführungen auf dem Markt. Gerade Mini- und<br />

Mikrodrohnen werden zunehmend als kostengünstige und effiziente<br />

Aufnahmeplattformen für Geodaten eingesetzt. Die<br />

europäische Assoziation für unbemannte Flugsysteme (EU-<br />

ROUVS) klassiert diese Kleinstflugsysteme wie folgt:<br />

Kategorie Maximales<br />

Startgewicht<br />

Mikro<br />

Mini<br />

< 5 kg<br />

< 30 kg<br />

Diese Fluggeräte verfügen meist über einen integrierten Fluglagekontroller,<br />

der eine automatische Stabilisierung sowie eine<br />

ferngesteuerte Navigation erlaubt. Einige Plattformen verfügen<br />

zusätzlich über einen Autopiloten, der vollständig auto-<br />

3<br />

Maximale<br />

Flughöhe<br />

250 m<br />

150–300 m<br />

Flugdauer Datenlink-<br />

Reichweite<br />

1 h<br />

< 2 h<br />

Tabelle 1 | Klassifikation Mini- und Mikrodrohnensysteme<br />

< 10 km<br />

< 10 km<br />

nome Flüge ermöglicht. Die für die Fluglagedatenbestimmung<br />

notwendigen Sensordaten werden meist mittels MEMS- (Micro-Electro-Mechanical<br />

System) basiertem Inertialnavigationssystem<br />

(INS), Navigations-GPS-Empfänger, Magnetkompass<br />

und Barometer erfasst. Dabei werden die Fluglagedaten bestehend<br />

aus Position, Ausrichtung und Geschwindigkeit aus den<br />

einzelnen Sensoren vom Fluglagekontroller durch Sensordatenfusions-Algorithmen<br />

optimal geschätzt. Die Prototyplösung<br />

verwendet das Mikrodrohnensystem »microdrones md4-200«<br />

(vgl. Abb. 1) mit den folgenden Merkmalen:<br />

Fluggerät Quadcopter<br />

Max. Abfluggewicht<br />

Max. Zuladung<br />

Flugdauer<br />

Genauigkeit Fluglagedaten<br />

Lage<br />

Höhe<br />

Nick- und Rollwinkel<br />

Gierwinkel<br />

0,9 kg<br />

0,3 kg (für Bildsensoren)<br />

~20 min<br />

3,5 m CEP<br />

5 m SEP<br />

1–2°<br />

3–5°<br />

Für die Videodatenerfassung wird eine nichtmetrische PAL-<br />

Videokamera mit einer Auflösung von 640 x 480 Pixel verwendet.<br />

Abbildung 1 | Mikrodrohnensystem »microdrones md4-200«<br />

Als zweite wichtige Komponente verwendet die umgesetzte<br />

Lösung 3-D-Geoinformationsdienste basierend auf virtuellen<br />

Globen, prominente Beispiele für solche Dienste sind Google<br />

Earth oder Microsoft Virtual Earth. Die meisten virtuellen Globen<br />

bieten die Möglichkeit, große Mengen an Geodaten über<br />

das Internet zu »streamen« und in Echtzeit darzustellen. Dabei<br />

wird die virtuelle 3-D-Landschaft meist aus Höhenmodellen,<br />

Orthophotomosaiken, 3-D-Modellen sowie POI (Points of Interest)<br />

aufgebaut. Heutige Dienste weisen aber auch einige<br />

Nachteile auf, so sind gerade die für Echtzeit-Überwachungen<br />

oder Entscheidungssupport-Anwendungen sehr wichtigen<br />

Orthobilddaten meist nicht aktuell. Weiter sind die verwendeten<br />

geodätischen Referenzmodelle im Allgemeinen nicht<br />

publiziert, womit die Integration von Geodatenbeständen mit<br />

ausreichender Georeferenzierungsgenauigkeit ohne manuelle<br />

Nachbearbeitung problematisch ist. Gerade die Kenntnis des<br />

verwendeten geodätischen Bezugssystems ist für die Umsetzung<br />

einer Echtzeit-Video- und Bilddatenintegration zentral.<br />

Zudem bieten die verfügbaren Programmierschnittstellen der<br />

meisten virtuellen Globen keine Möglichkeit, Bild- bzw. Videodaten<br />

in Echtzeit zu integrieren. Aus den genannten Gründen<br />

verwenden wir für die Prototyplösung unseren eigenen an der<br />

Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelten virtuellen Globus<br />

i3D (vgl. Abb. 2). Die i3D-Technologie stellt die gängige<br />

Funktionalität heutiger virtueller Globen zur Verfügung und<br />

ist darüber hinaus speziell optimiert für die Echtzeit-Integration<br />

von Geodaten mit Submetergenauigkeit. Als geodätisches<br />

Bezugssystem verwendet i3D das WGS-84-Referenzellipsoid.<br />

Zusätzlich stellt die i3D-Technologie eine kollaborative virtuelle<br />

Umgebung zur Verfügung, in welcher die Inhalte des virtuellen<br />

Globus neu von vielen Benutzern gleichzeitig erfasst, ausgetauscht,<br />

visualisiert und beurteilt werden können. Mit Hilfe der<br />

verfügbaren Programmierschnittstelle können auf sehr einfache<br />

Weise unterschiedliche Dienste und Anwendungen auf<br />

Basis der i3D-Technologie realisiert werden. Informationen<br />

über den virtuellen Globus i3D sind verfügbar unter [4].<br />

Abbildung 2 | i3D-Editor und -Viewer<br />

3 | SYSTEMARCHITEKTUR UND<br />

VIDEODATENINTEGRATION<br />

TECHNIK<br />

Nachfolgend werden die Architektur und im Speziellen die<br />

Videodatenverarbeitung und -integration der realisierten Lösung<br />

vorgestellt. Das mittels Mini- oder Mikrodrohnensystem<br />

aufgenommene Video lässt sich in Echtzeit- oder im Offline-<br />

Modus in die i3D-Technologie integrieren. Die Integration kann<br />

in zwei unterschiedlichen Varianten durchgeführt werden. Bei<br />

der ersten Variante, dem Augmented Monitoring, werden die<br />

georeferenzierten Videodaten mit den Objekten aus dem virtuellen<br />

Globus überlagert. Der zweite Ansatz, das Virtual Monitoring,<br />

erlaubt die Visualisierung des erfassten Videos in einem<br />

Graphikfenster und synchron dazu in einem zweiten Fenster<br />

die Darstellung der aktuellen Ausrichtung und Position des Aufnahmekegels<br />

der Videokamera in der virtuellen Welt. Abbildung<br />

3 und 4 zeigen die beiden Integrationsansätze und verdeutlichen<br />

die beschriebenen Konzepte.<br />

Abbildung 3 | Beispiel Augmented-Monitoring-Integrationsansatz<br />

Abbildung 4 | Beispiel Virtual-Monitoring-Integrationsansatz<br />

Sämtliche in der Prototyplösung involvierten Hardwarekomponenten<br />

sowie die gesamte entwickelte Datenverarbeitungskette<br />

sind in Abbildung 5 aufgezeigt. Am Anfang befindet sich<br />

die Aufnahmeplattform, die mit Fluglagekontroller, Videoka-<br />

3<br />

422


423<br />

TECHNIK<br />

mera und Datenlinksender ausgerüstet ist. Der Fluglagekontroller<br />

liefert Fluglagenzustände bestehend aus Zeitstempel,<br />

Position, Geschwindigkeit und Ausrichtung mit einer Rate von<br />

4–5 Hz. Das von der Videokamera erfasste analoge PAL-Videosignal<br />

wird anschließend zusammen mit den Fluglagezuständen<br />

über einen analogen Datenlink zur Bodenkontrollstation<br />

übertragen. Die an der Bodenkontrollstation empfangenen<br />

Fluglagezustände und das Videosignal werden über getrennte<br />

Schnittstellen für die weitere Verarbeitung zur Verfügung<br />

gestellt. Damit die erfassten Videodaten später mit Hilfe der<br />

aufgezeichneten Fluglagedaten georegistriert werden können,<br />

wird dem Videosignal mit Hilfe der Time-Code-Integrato- Komponente<br />

eine Zeitstempelinformation hinzugefügt. Diese Time-<br />

Code-Komponente wird mit dem Zeitsignal, generiert durch<br />

einen GPS-Empfänger, synchronisiert. Damit ist gewährleistet,<br />

dass die Zeitstempel der Fluglagezustände sowie die integrierte<br />

Zeitstempelinformation in den Videodaten in der gleichen Zeitreferenz<br />

vorliegen. Im Anschluss wird das Videosignal analog/<br />

digital gewandelt. Bei der Echtzeit-Videodatenintegration werden<br />

die beiden verfügbaren Datenströme direkt von einer portablen<br />

Arbeitsstation empfangen und verarbeitet. Bei einer<br />

Offline-Anwendung können die beiden Datenströme in Dateien<br />

aufgezeichnet und zu einem späteren Zeitpunkt verarbeitet<br />

werden.<br />

Videokamera<br />

GPS<br />

INS<br />

Videodatenintegration<br />

Die für die weitere Videodatenverarbeitung benötigten Softwarekomponenten<br />

basieren auf dem Microsoft-DirectShow-<br />

Framework. Dieses Framework ermöglicht die Implementierung<br />

einer benutzerspezifischen Videoverarbeitungsanwendung auf<br />

Microsoft-Plattformen. Microsoft DirectShow stellt dafür unterschiedliche<br />

Filter, die verschiedene Funktionen wie das Lesen,<br />

Schreiben oder Darstellen von Videosequenzen ermöglichen,<br />

3<br />

Kompass Barc UAV<br />

Boden-<br />

Fluglagekontroller<br />

Analoges<br />

Videosignal (AV)<br />

Videodaten-<br />

Georegistrierung<br />

Direkte Georeferenzierung<br />

Videodatenverarbeitung (DirectShow)<br />

Fluglagedaten<br />

Sender<br />

TxT<br />

Portable Arbeitsstation<br />

Digitalvideo<br />

Drahtlose analoge<br />

Datenübertragung<br />

Datei Frame- AV<br />

grabber<br />

Offline-Verarbeitung<br />

Zeitstempel<br />

Abbildung 5 | Systemarchitektur und Videodatenverarbeitungskette<br />

der Prototyplösung<br />

zur Verfügung. Die gewünschte Funktionalität der Anwendung<br />

wird definiert durch die freie Kombination der einzelnen Basisfilter<br />

zu einem Filter-Graphen. Wird nun ein solcher Filter-<br />

Graph ausgeführt, wird jedes einzelne Bild der Videosequenz<br />

sequenziell entlang der definierten Filter verarbeitet. Die Umsetzung<br />

der Prototyplösung erforderte die zusätzliche Implementierung<br />

von drei speziellen Filtern. In den ersten beiden<br />

Filtern wird die eigentliche Georegistrierung der Videodaten<br />

durchgeführt. Dabei wird für jedes einzelne Bild in der Videosequenz<br />

die vorgängig mit der Time-Code-Komponente integrierte<br />

Zeitstempelinformation extrahiert. Anschließend wird<br />

jedes einzelne Videobild aufgrund der zur Verfügung stehenden<br />

Zeitstempelinformation mit den dazu parallel eingelesenen<br />

Fluglagezuständen synchronisiert. Aus den Fluglagezuständen<br />

lässt sich nun mit dem Ansatz der direkten Georeferenzierung<br />

für jedes einzelne Videobild die äußere Orientierung<br />

bestimmen. Unter direkter Georeferenzierung versteht man in<br />

der Photogrammetrie das direkte Messen der Parameter der<br />

äußeren Orientierung jeder Aufnahme mittels INS/GPS-Sensoren<br />

[5].<br />

Für die korrekte Bestimmung der äußeren Orientierung der<br />

Videodaten wird zusätzlich die Fehlausrichtung zwischen optischer<br />

Achse der Videokamera und INS-Referenz berücksichtigt.<br />

Mit der zusätzlich verfügbaren<br />

inneren Orientierung steht<br />

Fluglagedaten<br />

Zeitstempel<br />

kontrollstation<br />

Empfänger<br />

RxT<br />

AV<br />

Time Code<br />

Integrator<br />

GPS<br />

nun das vollständige Sensormodell –<br />

bestehend aus innerer und äußerer<br />

OrientierungfürjedeseinzelneVideobild<br />

– für die weitere Verarbeitung<br />

zur Verfügung.<br />

Die benötigte Fehlausrichtung sowie<br />

die Parameter der inneren Orientierung<br />

können mit einem vorgängig<br />

durchgeführten Kalibrierungsflug<br />

ermitteltwerden.DerdritteFilterumfasst<br />

schließlich einen erweiterten<br />

i3D-Viewer, welcher die Videodaten<br />

mit dem Sensormodell liest und wahlweise<br />

mit den vorgestellten Ansätzen<br />

Augmented Monitoring oder<br />

Virtual Monitoring in die virtuelle Welt integriert.<br />

4 | ANWENDUNGEN UND RESULTATE<br />

Die vorgestellte Prototyplösung – bestehend aus Mini- oder<br />

Mikrodrohnensystemen, der vorgestellten Videoverarbeitungskette<br />

und dem virtuellen Globus i3D – verfügt über ein großes<br />

Potenzial zur Realisierung konkreter Applikationen in unterschiedlichen<br />

Anwendungsgebieten. Dabei bildet der virtuelle<br />

Globus i3D das Fundament für die unterschiedlichen Anwendungsszenarien.<br />

Mit Hilfe der vorgestellten Videointegrationsstrategien<br />

Augmented Monitoring und Virtual Monitoring können<br />

aus den Videodaten unterschiedliche Geodaten in Echtoder<br />

Nahechtzeit extrahiert und abgeleitet werden. Die zusätzlich<br />

integrierte kollaborative virtuelle Umgebung in der i3D-<br />

Technologie ermöglicht den Austausch und die Verteilung der<br />

extrahierten Geodaten mit weiteren beteiligten Benutzern. Viele<br />

typische Anwendungen können im Sicherheits- und Überwachungsbereich<br />

identifiziert werden. Grenz-, Waldbrand- und<br />

Verkehrsüberwachungen oder die Unterstützung der Einsatzleitung<br />

bei Naturkatastrophen sind nur einige vielversprechende<br />

Beispiele. Weiter kann aufbauend auf dem Augmented-<br />

Monitoring-Ansatz das virtuelle Pilotieren von unbemannten<br />

Flugplattformen realisiert werden. Den vielen Anwendungen<br />

gemeinsam ist der Bedarf an einer hochaktuellen Geodatengrundlage,<br />

die mit dem vorgestellten System kostengünstig<br />

geschaffen werden kann.<br />

Mit der Prototyplösung bestehend aus Mikrodrohnen-Aufnahmeplattform,<br />

Videodatenverarbeitungskette und virtuellem<br />

Globus kann bei üblichen Flughöhen von 50–300 m irgendwo<br />

auf dem Globus eine Echtzeit-Georegistrierungsgenauigkeit<br />

von 6–15 m erwartet werden. Diese Genauigkeit wird in erster<br />

Linie von der Qualität der eingesetzten Geosensoren auf der<br />

Aufnahmeplattform sowie der Genauigkeit des digitalen 3-D-<br />

Landschaftsmodells im virtuellen Globus bestimmt. Für viele<br />

der erwähnten Anwendungen ist diese Genauigkeit jedoch<br />

bereits ausreichend. Natürlich kann die vorgestellte Prototyplösung<br />

auch in Kombination mit größeren Aufnahmeplattformen<br />

eingesetzt werden. Diese Systeme erlauben durch zusätzliche<br />

Nutzlastkapazitäten das Mitführen von hochqualitativen<br />

INS/GPS-Sensoren. Damit könnte die Georeferenzierung der<br />

Videodaten im Submeterbereich durchgeführt werden.<br />

5 | AUSBLICK<br />

Werden jedoch höhere Ansprüche an die Georegistrierungsgenauigkeit<br />

von einem Aufnahmesystem basierend auf INS/<br />

GPS-Sensoren tiefster Qualität gefordert, müssen neue Ansätze<br />

entwickelt und verfolgt werden. Dies kann beispielsweise mit<br />

Hilfe einer integrierten Georeferenzierung realisiert werden.<br />

Bei diesem Verfahren wird die bereits zur Verfügung stehende<br />

Georeferenzierung mit zusätzlichen Bildbeobachtungen auf<br />

bekannte Objekte – in unserem Fall wiederum aus dem virtuellen<br />

Globus – verbessert. Dieser Ansatz benötigt ein stabiles automatisches<br />

Zuordnungsverfahren vom »Bild zum 3-D-Landschaftsmodell«,<br />

das zurzeit entwickelt wird und künftig die vorgestellte<br />

Lösung ergänzen soll. Die Umsetzung dieser automatischen<br />

Zuordnung vom »Bild zum 3-D-Landschaftsmodell«<br />

ist nach wie vor eine große Herausforderung. Speziell die dafür<br />

benötigte Merkmalsextraktion und Modellinterpretation aus<br />

Einzelbildern ist für eine Videosequenz, die im Außenbereich<br />

bei wechselnden Witterungsverhältnissen erfasst wurde, sehr<br />

schwierig. Erste entsprechende Untersuchungen haben gezeigt,<br />

dass die Georegistrierungsgenauigkeit mit diesem Ansatz um<br />

den Faktor 4 gesteigert werden kann. Weitere Informationen<br />

sowie erste Genauigkeitsuntersuchungen zu diesem Ansatz sind<br />

in der Publikation [6] zu finden.<br />

Die hier vorgestellte Prototyplösung soll in den kommenden<br />

zwei Jahren mit Partnern aus der Industrie in ein marktreifes<br />

Gesamtsystem integriert werden. Diese Gesamtsystemlösung<br />

besteht aus unterschiedlichen Komponenten von der Missionsplanung<br />

und Simulation über die Missionsausführung und Datenerfassung<br />

mit einem Drohnensystem bis hin zur Echtzeit-<br />

Geodatenintegration in den virtuellen Globus i3D. Die erwähnten<br />

Anwendungen aus den verschiedensten Bereichen sollen<br />

künftig mit einer solchen Systemlösung realisiert werden.<br />

6 | DANK<br />

Diese Arbeit wird von der schweizerischen Förderagentur für<br />

Innovation KTI finanziell unterstützt.<br />

Dipl.-Ing. Hannes Eugster<br />

Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

Institut Vermessung und Geoinformation<br />

Gründenstraße 40 | CH-4132 Muttenz<br />

E-Mail hannes.eugster@fhnw.ch<br />

TECHNIK<br />

INFORMATIONEN<br />

[1] KTI-Projekt Virtual Monitoring:<br />

http://www.fhnw.ch/habg/ivgi/forschung/vimo<br />

[2] Eisenbeiss, H. 2006: Applications of Photogrammetric Processing<br />

Using an Autonomous Model Helicopter, in: International<br />

Archives of Photogrammetry, Remote Sensing and Spatial Information<br />

Sciences, Vol. XXXVI, Part1/B, ISPRS CommissionISymposium,<br />

Paris, France, 3.–6. July<br />

[3] Eugster, H. and Nebiker, S. 2008: UAV-based Augmented-<br />

Monitoring – Real-time Georeferencing and Integration of Video<br />

Imagery with Virtual Globes, Proceedings of the XXIst ISPRS Congress,<br />

Volume XXXVII, Part B1, Beijing<br />

[4] i3D-Technologie: http://www.fhnw.ch/habg/ivgi/forschung/i3d<br />

[5] Mostafa, M. and Hutton, J. 2005: 10 Years of Direct Georeferencing<br />

for Airborne Photogrammetry, GIS, November 2005<br />

[6] Eugster, H. 2007: Georegistrierung mittels minidrohnenerfasster<br />

Videosequenzen – Ansätze und Genauigkeitsanalyse,<br />

Dreiländertagung der SGPBF, DGPF und OVG, DGPF-Tagungsband<br />

Nr. 16, FHNW, Muttenz, Seiten 637–647<br />

3<br />

424


Aktuelle Gebäudesachwerte in der<br />

Verkehrswertermittlung (NHK 2005)<br />

425<br />

IMMOBILIEN<br />

AGNAR BOYSEN | SCHWARZENBEK<br />

D<br />

as Baukosteninformationszentrum (BKI) deutscher Architektenkammern hatte den Auftrag zur<br />

Erforschung und Überarbeitung der Normalherstellungskosten (NHK 2000) und weiterer für die<br />

Sachwertermittlung notwendiger Daten. Dabei ist von einer Institution, die ansonsten hauptsächlich<br />

reine Kostenanalysen erstellt und veröffentlicht, in kurzer Zeit (August 2005 bis Herbst 2007) ein äußerst<br />

umfangreiches Feld zu bearbeiten gewesen. Nicht nur neue Tabellenwerke wurden abgeleitet, Gebäude-<br />

typen und Ausstattungsstandards neu definiert, sondern auch die Modelle der Alterswertminderung,<br />

der Gesamt- und Restnutzungsdauer für Wohngebäude wurden revolutionär umgekrempelt und neu<br />

angedacht. Wie bei jeder Revolution ist viel Gutes im Kern geboren worden, aber auch viel Gutes kon-<br />

terrevolutionär erschlagen worden. Der Forschungsbericht ersetzt nicht die NHK 2000 und die WertR<br />

2006, sondern soll in einer Testphase erprobt werden. Diese Zusammenfassung enthält keine konkreten<br />

Untersuchungen des Zahlenwerks, sondern nur eine Zusammenfassung der wichtigsten Neuerungen<br />

und eine vorläufige Wertung des Verfassers.<br />

3<br />

Warum hat man nicht vorher<br />

einen Wertermittler gefragt?<br />

DIE BISHERIGEN NHK 2000<br />

Die jetzigen Normalherstellungskosten 2000 sind aus den NHK<br />

1995 mit empirisch abgeleiteten Baupreisindizes umgerechnet<br />

worden. Die Grundlagen und Ableitung der NHK 1995 sind<br />

nie offengelegt worden. Auch durch umfangreiche Forschung<br />

konnte das BKI letztendlich nicht die Herkunft der Baujahresklassen<br />

und der einzelnen Unstimmigkeiten wie z. B. höherer<br />

NHK für Reihenhäuser als für freistehende Einfamilienhäuser<br />

nachweisen. Die Auswertung der jetzigen Baujahresklassen ergab<br />

gleichmäßige Funktionen, die jedoch schon aus den bisherigen<br />

Verläufen der Baupreisindizes bekannt waren und nicht<br />

extra erforscht werden mussten. Der gleichmäßige Verlauf der<br />

Funktionen wies aber nach, dass es sich nicht um empirische<br />

Werte handelt.<br />

Die einzelnen neuen Ergebnisse des Forschungsberichts werden<br />

im Folgenden nach dem Ablauf des Sachwertverfahrens<br />

beschrieben.<br />

GEBÄUDEART (ANLAGE 1)<br />

Die bisherigen Gebäudetypen werden in Anlehnung an die Codierung<br />

des Bauwerkzuordnungskatalogs als Gebäudeart neu<br />

benannt, geordnet und nummeriert in 20 Hauptgruppen mit<br />

insgesamt 235 einzelnen Gebäudearten. Einige frühere Gebäudetypen<br />

wie Ausstellungshallen (Typ 25), Funktionsgebäude für<br />

Sportanlagen (Typ 12) oder Hochschulen (Typ 11) entfallen zukünftig<br />

und sind je nach ihrer Substanz und Verwendung in<br />

andere Arten einzuordnen. Andere Typen wie Schulen (Typ 9),<br />

Turn- und Sporthallen (Typ 13), Tennishallen (Typ 16), Verwaltungsgebäude<br />

(Typ 26), Krankenhäuser (Typ 7), Alten- und<br />

Pflegeheime, Altenwohnheime, Gaststätten, Hotels oder Geschäftshäuser<br />

sind wesentlich verändert bzw. grundsätzlich<br />

neue Gebäudearten geworden. Dabei wurden Standards komprimiert,<br />

Bauweisen neu aufgenommen oder Unterscheidungen<br />

in Geschossen verändert.<br />

Durch die neue Katalogisierung erscheinen die häufigsten Sachwertobjekte,<br />

die Ein- und Zweifamilienhäuser, erst unter Hauptgruppe<br />

6 (Wohnbauten). Die Unterscheidungen nach Geschosszahl<br />

und Ausbau wurden bei den Einfamilien- und Reihenhäusern<br />

beibehalten. Neu sind die Berücksichtigung von Niedrigund<br />

Passivbauweise – jedoch ohne Unterscheidung in Standards<br />

(Art 61.63 und 61.64) –, der Korrekturfaktor für Holzbauweise<br />

und der Fortfall der einfachen Bauweise aus der NHK 2000.<br />

Bei den Reihenhäusern ist ein Standard hinzugekommen und<br />

die Doppelhaushälfte erstmals ausdrücklich erwähnt.<br />

Allerdings sind die Reihenmittelhäuser schlicht vergessen worden<br />

und müssen mittels Korrekturfaktoren abgeleitet werden.<br />

Eine Unterteilung in Niedrig- oder Passivbauweise in logischer<br />

Anlehnung an die Einfamilienhäuser unterbleibt.<br />

Anlage 1<br />

Normalherstellungskosten<br />

IMMOBILIEN<br />

Inhaltsverzeichnis Seite<br />

1 | Bürogebäude / Verwaltungsgebäude<br />

13. Bürogebäude<br />

13.1 Bürogebäude, Massivbau, einfacher Standard 10<br />

13.2 Bürogebäude, Massivbau, mittlerer Standard 10<br />

13.3 Bürogebäude, Massivbau, hoher Standard 10<br />

13.4 Bürogebäude, Stahlskelettbau, einfacher Standard 11<br />

13.5 Bürogebäude, Stahlskelettbau, mittlerer Standard 11<br />

13.6 Bürogebäude, Stahlskelettbau, hoher Standard 11<br />

13.7 Bürogebäude, Holzbau, einfacher Standard 12<br />

13.8 Bürogebäude, Holzbau, mittlerer Standard 12<br />

13.9 Bürogebäude, Holzbau, hoher Standard 12<br />

3 | Gebäude des Gesundheitswesens<br />

32. Krankenhäuser, Tageskliniken<br />

32.10 Krankenhäuser, Kliniken 13<br />

32.11 Tageskliniken, Ärztehäuser 13<br />

34. Alten-, Pflegeheime<br />

34.13 Alten-, Pflegeheime, einfacher Standard 14<br />

34.14 Alten-, Pflegeheime, mittlerer Standard 14<br />

34.15 Alten-, Pflegeheime, hoher Standard 14<br />

4 | Schulen und Kindergärten<br />

41.-43. Schulen<br />

41.16 Allgemeinbildende Schulen 15<br />

42.17 Berufsbildende Schulen 15<br />

43.18 Sonderschulen 15<br />

44. Kindergärten, -tagesstätten<br />

44.19 Kindergärten, einfacher Standard 16<br />

44.20 Kindergärten, mittlerer Standard 16<br />

44.21 Kindergärten, hoher Standard 16<br />

5 | Sportbauten<br />

51. Sporthallen<br />

51.22 Sporthallen (Einfeldhallen) 17<br />

51.23 Sporthallen (Dreifeldhallen) 17<br />

51.24 Sport- und Mehrzweckhallen 17<br />

51.25 Tennishallen 18<br />

52. Schwimmhallen<br />

52.26 Freizeitbäder, Heilbäder 18<br />

6 | Wohnbauten, Gemeinschaftsstätten<br />

61. Ein- und Zweifamilienhäuser<br />

61.27 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG ausgebaut, einfacher Standard 19<br />

61.28 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG ausgebaut, mittlerer Standard 19<br />

61.29 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG ausgebaut, hoher Standard 19<br />

61.30 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG nicht ausgebaut, einfacher Standard 20<br />

61.31 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG nicht ausgebaut, mittlerer Standard 20<br />

61.32 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG nicht ausgebaut, hoher Standard 20<br />

61.33 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, einfacher Standard 21<br />

61.34 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, mittlerer Standard 21<br />

61.35 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, hoher Standard 21<br />

61.36 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, nicht unterkellert, DG ausgebaut, einfacher Standard 22<br />

61.37 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, nicht unterkellert, DG ausgebaut, mittlerer Standard 22<br />

61.38 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, nicht unterkellert, DG ausgebaut, hoher Standard 22<br />

* Flachdach oder flach geneigtes Dach<br />

Mehrfamilienhäuser werden nach Wohneinheiten in drei Arten<br />

unterteilt. Die Geschosszahl, der Spännertyp und die Anbauart<br />

sind nicht mehr gegliedert. Ebenso fehlt eine Gliederung der<br />

Mischnutzung oder der Größe.<br />

Einen sehr großen Raum nimmt die Standardeinordnung für<br />

landwirtschaftliche Betriebsgebäude in der Anlage 4 ein.<br />

BEZUGSMASSSTAB (ANLAGE 8)<br />

Bisher galten für die NHK 1913 der umbaute Raum und für die<br />

NHK 1995 bzw. NHK 2000 der Bruttorauminhalt (BRI) oder die<br />

Bruttogrundfläche (BGF) als Maßstab. Für alle zukünftigen NHK-<br />

2005-Werte ist die BGF auf Basis der DIN 277/2005 als einziger<br />

Maßstab auch in Hinblick auf eine zukünftige massenweise<br />

Wertermittlung ausschließlich zugelassen. Das BKI hat in Anlage<br />

8 des Berichts erstmals Stellung genommen, wie einzelne<br />

3<br />

426


427<br />

IMMOBILIEN<br />

Anlage 8 Berechnung der Brutto-Grundfläche (BGF)<br />

Anlage 1 Normalherstellungskosten 2005<br />

Definition<br />

Die Brutto-Grundfläche (BGF) ist die Summe der Grundflächen aller Grundrissebenen eines Bauwerkes.<br />

Nicht dazu gehören die Grundflächen von nicht nutzbaren Dachflächen und von konstruktiv bedingten<br />

Hohlräumen, z. B. in belüfteten Dächern oder über abgehängten Decken.<br />

Die Brutto-Grundfläche besteht aus Konstruktions-Grundfläche und Netto-Grundfläche.<br />

Berechnung nach DIN 277<br />

Für die Berechnung der Brutto-Grundfläche sind die äußeren Maße der Bauteile einschließlich Bekleidung, z. B.<br />

Putz, in Fußbodenhöhe anzusetzen.<br />

Konstruktive und gestalterische Vor- und Rücksprünge an den Außenflächen bleiben dabei unberücksichtigt.<br />

Brutto-Grundflächen des Bereichs b sind an den Stellen, an denen sie nicht umschlossen sind, bis zur senkrechten<br />

Projektion ihrer Überdeckungen zu rechnen.<br />

Brutto-Grundflächen von Bauteilen (Konstruktions-Grundflächen), die zwischen den Bereichen a und b liegen, sind<br />

zum Bereich a zu rechnen.<br />

BGF Brutto-Grundfläche<br />

BGF a – überdeckt und allseitig in voller Höhe umschlossen<br />

BGF b – überdeckt, jedoch nicht allseitig in voller Höhe umschlossen<br />

BGF c – nicht überdeckt<br />

Flächen zu berechnen sind. Danach zählt nicht der Ausbau, sondern<br />

allein die Nutzbarkeit zu den Berechnungskriterien.<br />

Somit zählen alle Dachgeschosse über 1,25 m Höhe (an der<br />

höchsten Stelle) voll zur BGF, sofern sie nutzbar sind. Auch Kehlbalkenlagen<br />

zählen zur BGF, wenn sie begehbar sind und über<br />

1,25 m Höhe in der Spitze haben.<br />

Nach DIN 277 sind die Flächen in folgende Bereiche zu gliedern:<br />

a – allseitig in voller Höhe umschlossen und überdeckt<br />

b – nicht allseitig in voller Höhe umschlossen, jedoch<br />

überdeckt<br />

c – nicht überdeckt<br />

Die Kosten des BKI enthalten jedoch schon die Bereiche b und<br />

c im üblichen Umfang. Daher dürfen Loggien, Balkone und Eingangsüberdachungen<br />

nicht in die Berechnung einbezogen werden,<br />

sondern nur die Flächen a. Nur bei fehlenden oder übergroßen<br />

Bereichen b und c muss also mit Zu- bzw. Abschlägen<br />

gerechnet werden.<br />

3<br />

Bei Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Reihenhäusern mit<br />

teilweisem Dachausbau und Ausbau mit großen Drempeln und<br />

Gauben gerät dieses System in gefährliche Schieflage, weil die<br />

Gebäudegeometrie vernachlässigt wird. Bei großen Gebäuden<br />

mag dies eine untergeordnete Rolle spielen.<br />

Bei den kleinen Sachwertobjekten kann man den Umweg über<br />

die Umrechnungsfaktoren von Wohnfläche zu BGF als Alternative<br />

sehen, wobei man jedoch eine Korrelation zur Ertragswertmethode<br />

konstruiert. Gänzlich unbeantwortet bleibt die<br />

Herleitung von Marktanpassungsfaktoren.<br />

GRUNDWERTE (ANLAGE 1)<br />

Die neuen Normalherstellungskosten hat man umbenannt, um<br />

auch die Unterschiede zu den bisherigen NHK 2000 zu verdeutlichen.<br />

Eine der wirklich großen Leistungen des BKI ist die Herleitung<br />

von Grundwerten aus einer detaillierten Datenmenge<br />

von ca. 1.400 abgerechneten realen Objekten zum Basisjahr<br />

2005 mit der Aktualität von 2007.<br />

Diese Grundmenge übertrifft alle bisherigen Ableitungen.<br />

Allerdings relativiert sich diese Menge, wenn sie der Anzahl<br />

von 235 einzelnen Gebäudearten und Standards gegenübergestellt<br />

wird. Die abgerechneten Bauten sind in der Mehrzahl<br />

Großprojekte oder extravagante Einzelbauten. Für die Vielzahl<br />

sowohl der Ein- und Zweifamilienhäuser als auch der Reihenhäuser<br />

liegen keine auswertbaren Abrechnungen vor. Diese<br />

mussten daher synthetisch aus modifizierbaren Gebäudetypen<br />

hergeleitet werden.<br />

Typisch für die Arbeit von Architekten ist dabei die Kostenaufteilung<br />

in Konstruktion und technische Anlagen streng nach<br />

DIN 276, obwohl eigentlich nur die Summe beider Kosten den<br />

Wertermittler interessiert.<br />

Unter den Werten werden die Merkmale der Stichprobe angegeben.<br />

Diese variieren z. B. bei der mittleren Höhe von Gebäudeart<br />

zu -art, so dass keine Quervergleiche möglich sind. Wahrscheinlich<br />

hat man nur das arithmetische Mittel abgedruckt<br />

ohne Kenntnis der Belange der Wertermittlung. Weiterhin werden<br />

für die Gesamtnutzungsdauer bei Wohngebäuden Spannen<br />

von 60 bis 100 Jahren angegeben. Gewollt ist jedoch die Beibehaltung<br />

der üblichen Gesamtlebensdauern nach Standard gestaffelt.<br />

Die Marktanpassungsfaktoren wären sonst wegen der<br />

Vielzahl der Modelle nicht mehr zu ermitteln.<br />

Die Baunebenkosten (BNK) werden höher als bisher angegeben.<br />

Die Spannen, die keinen Bezug mehr zum Planungsaufwand<br />

und damit zum Herstellungswert haben, sondern sich nach der<br />

Bauwerksart richten, vernachlässigen, dass individuell jedes<br />

Objekt andere Nebenkosten hat.<br />

Wohnbauten, Gemeinschaftsstätten<br />

Doppel- und Reihenendhäuser<br />

62.71 Doppel- und Reihenendhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, einfacher Standard E/m2 BGF<br />

Baujahre: …1925 1925–1945 1946–1959 1960–1969 1970–1984 1985–2004 2005<br />

300 Bauwerk –<br />

Baukonstruktion<br />

400 Bauwerk –<br />

Technische Anlagen<br />

300 + 400 Bauwerk<br />

Merkmale der Stichprobe:<br />

mittlere Geschosshöhe<br />

Geschosszahl<br />

Wohnfläche / BGF<br />

BGF / Nutzeinheit<br />

3,43 m<br />

1 UG, 1 OG<br />

0,64<br />

1,6 m 2 /WFL<br />

3,43 m<br />

1 UG, 1 OG<br />

0,64<br />

1,6 m 2 /WFL<br />

345<br />

45<br />

390<br />

345<br />

45<br />

390<br />

Anmerkungen: 1 im Sinne NHK (KG 730 + 771) nach DIN 276-11: 2006 | * Flachdach oder flach geneigtes Dach<br />

365<br />

45<br />

410<br />

Die Stichprobenmerkmale (Wohnfläche/BGF) weichen erheblich von<br />

den Werten der NHK 2000 ab und deuten eine Fehlerkorrektur an.<br />

AUSFÜHRUNG DER STANDARDS (ANLAGE 3)<br />

Die bisherigen Standardbeschreibungen mussten sich nachsagen<br />

lassen, dass sie oftmals nicht die aktuellen Bauausführungen wiedergaben.<br />

Die neuen Beschreibungen dagegen spiegeln nicht die alten<br />

Ausführungen wider. Sie sind nach Kostengesichtspunkten und<br />

Schlüsseln der DIN 276 geordnet und direkt übernommen worden.<br />

Alte, längst abgehandelte Diskussionen werden wieder geweckt, indem<br />

die Gründungen wieder als Wertmerkmal für einen Käufer genannt<br />

werden. Ohne zu überlegen, werden dabei die obersten Beläge<br />

der unteren Konstruktion als Gründung genannt. Dies kann wie bei<br />

den Wohngebäuden ohne Keller nach DIN 276/320 Marmor oder<br />

Teppichboden sein. Unter Schlüssel 330 werden für die Außenwände<br />

bei mittlerem Standard Fenster mit Dreifachverglasung genannt.<br />

Bei den Beschreibungen der Dächer (360) findet man eine elektrische<br />

Dachrinnenheizung wieder. Kurios wird es bei der Beschreibung<br />

410 »Abwasser-, Wasseranlagen«. Eine weiße Toilettenschüssel von<br />

Villeroy und Boch aus den 60er Jahren bedeutet einfachen Standard.<br />

Die gleiche in Smaragdgrün oder Violett befördert uns in den mittleren<br />

Standard.<br />

365<br />

45<br />

410<br />

385<br />

50<br />

435<br />

385<br />

50<br />

435<br />

400<br />

50<br />

450<br />

405<br />

50<br />

455<br />

440<br />

55<br />

495<br />

440<br />

55<br />

495<br />

475<br />

60<br />

535<br />

480<br />

60<br />

540<br />

Nebenkosten (in % an Bauwerk) 1<br />

von Ø bis<br />

16 17 18<br />

Gesamtnutzungsdauer: 60–100 J.<br />

Standardeinordnung s. Anlage 2<br />

62.72 Doppel- und Reihenendhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, mittlerer Standard E/m2 BGF<br />

Baujahre: …1925 1925–1945 1946–1959 1960–1969 1970–1984 1985–2004 2005<br />

300 Bauwerk –<br />

Baukonstruktion<br />

400 Bauwerk –<br />

405 405 430 430 450 455 475 475 515 520 560 565<br />

Technische Anlagen<br />

55 55 55 60 60 60 65 65 70 70 75 75<br />

300 + 400 Bauwerk<br />

460 460 485 490 510 515 540 540 585 590 635 640<br />

Merkmale der Stichprobe:<br />

mittlere Geschosshöhe<br />

Geschosszahl<br />

Wohnfläche / BGF<br />

BGF / Nutzeinheit<br />

3,43 m<br />

1 UG, 1 OG<br />

0,64<br />

1,6 m 2 /WFL<br />

Nebenkosten (in % an Bauwerk) 1<br />

von Ø bis<br />

16 17 18<br />

Gesamtnutzungsdauer: 60–100 J.<br />

Standardeinordnung s. Anlage 2<br />

62.73 Doppel- und Reihenendhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, hoher Standard E/m2 BGF<br />

Baujahre: …1925 1925–1945 1946–1959 1960–1969 1970–1984 1985–2004 2005<br />

300 Bauwerk –<br />

Baukonstruktion<br />

400 Bauwerk –<br />

555 555 585 585 615 620 645 650 705 710 765 775<br />

Technische Anlagen<br />

60 60 60 60 65 65 70 70 75 75 80 80<br />

300 + 400 Bauwerk<br />

615 615 645 645 680 685 715 720 780 785 845 855<br />

Merkmale der Stichprobe:<br />

mittlere Geschosshöhe<br />

Geschosszahl<br />

Wohnfläche / BGF<br />

BGF / Nutzeinheit<br />

Nebenkosten (in % an Bauwerk) 1<br />

von Ø bis<br />

16 17 18<br />

Gesamtnutzungsdauer: 60–100 J.<br />

Standardeinordnung s. Anlage 2<br />

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429<br />

IMMOBILIEN<br />

Anlage 3 Beispiele von Ausführungen zu Grobelementen<br />

Anlage 2 Arbeitsblatt zur Standardeinordnung<br />

Anlage 5<br />

Restwerttabellen<br />

Ausführungsbeispiel zur Standardeinordnung für Wohngebäude<br />

DIN Bezeichnung Einfacher Standard<br />

300 – Bauwerk – Baukonstruktionen<br />

Mittlerer Standard Hoher Standard<br />

320 Gründung 322 Flachgründungen 322 Flachgründungen 322 Flachgründungen<br />

Einzel- u. Streifenfundamente Stahlbetonfundamentplatte weiße Wanne<br />

324 Unterböden<br />

324 Unterböden<br />

323 Tiefgründungen<br />

und Bodenplatten und Bodenplatten Pfahlgründung aus Stahlbeton,<br />

Stahlbetonbodenplatte Abtreppungen, Rampe z. B. Tiefgründung, Nachgründung<br />

325 Bodenbeläge<br />

für TG-Einfahrt, Pumpen- mit Kleinverpresspfählen<br />

Oberfläche glätten, Nutzsumpfschacht,Stahlbeton- 324 Unterböden und<br />

estrich; Verbundestrich, bodenplatte, WU-Beton Bodenplatten<br />

Zementestrich auf Trennlage, 325 Bodenbeläge Aufzugsunterfahrt, Fundament-<br />

Fußbodenanstrich<br />

Wärmedämmung, Trittschallbalken, WU-Beton, Rampendämmung,<br />

Gefälleestrich, heizung<br />

Heizestrich, Fußbodenheizung, 325 Bodenbeläge<br />

Nadelvlies, Linoleum, Laminat- Wärme- und Trittschalldämmung,<br />

belag, Kunststeinbelag, Kaut- Gussasphaltestrich, Fliesen im<br />

schukbelag,Steinzeugboden- Mörtelbett, Teppichboden,<br />

fliesen, PVC-Bodenbelag, Dielenbelag, Parkett, Granit-<br />

Spaltplatten, Jura-Marmor bodenbelag, Natursteinbelag,<br />

Hochkantlamellenparkett<br />

330 Außenwände 331 Tragende Außenwände 331 Tragende Außenwände 331 Tragende Außenwände<br />

Leichtziegel-Mauerwerk, Kalk- Sichtmauerwerk<br />

Sperrbetonwände »weiße<br />

sandstein-Mauerwerk, HLZ- 334 Außentüren und Wanne«, Sichtbeton, Einblasdäm-<br />

Mauerwerk, Betonwerkstein, -fenster<br />

mung, Blähbetonwand, Fertigteile<br />

Stb-Wände<br />

Schiebetüren, Fenster mit Drei- 334 Außentüren und<br />

334 Außentüren und fachverglasung, Verglasung -fenster<br />

-fenster<br />

ESG, Natursteinfensterbänke, Holz-Aluminiumfenster, passiv-<br />

geringer Fensteranteil, Kunst- Edelstahlbeschläge, Klinker- haustaugliche Fenster, Alu-Fensstofffenster,<br />

Holzfenster, Außensimse, Holz-Innensimse, ter, Zink-Außensimse, Naturstein-<br />

Standardverglasung, Garagen- Jura-Innensimse, Alu-Roll- Innenfensterbänke<br />

tore, Stahlkellerfenster, Lasurgittertor, Elektroantrieb 335 Außenwandbekleidung<br />

anstrich für Holzfenster, Alu- 335 Außenwandbekleidung außen<br />

Fensterbänke, MDF-Innen- außen<br />

Kalksandstein-Vormauerung, Verfensterbänke<br />

Schaumglasdämmung, Fassablendschalenmauerwerk, Beton-<br />

335 Außenwandbekleidung dentafeln,Außenwandscha- Modulsteine, Klinkerverblendung,<br />

außen<br />

lung, Stülpschalung, Doppel- Alu-Fassadenelemente, Holzcolor-<br />

Wärmedämmverbundsystem, falzdeckung,Verblendmauer- Fassadentafeln, Holzschindel-<br />

Wärmedämmputz, zweilagiger werkverkleidung,<br />

Kupferblech, Steh-<br />

Kalkzementputz, Anstrich<br />

falzverblechung,Sichtbeton-Fertigteile;Pfosten-Riegelfassadenelemente 337 Elementierte<br />

Außenwände<br />

Wintergarten-Fassadenelemente,<br />

Pfosten-Riegel-Fassade, Fassadenelemente<br />

in Metall-Glas-Konstruktion<br />

340 Innenwände 341 Tragende Innenwände 341 Tragende Innenwände 341 Tragende Innenwände<br />

KS-Mauerwerk, Ziegelmauer- Sichtmauerwerk, Holzfach- Sichtmauerwerk gekrümmter<br />

werkwerk,<br />

Holzrahmenkonstruktion, Grundriss, Aufzugsschachtwände<br />

344 Innentüren und Stahlbetonwände<br />

344 Innentüren und<br />

-fenster<br />

344 Innentüren und -fenster<br />

Röhrenspantüren, kunststoff- -fenster<br />

Schallschutztüren, Holz-Glasbeschichtet,<br />

Stahlzargen, Schiebetürelemente, Ganzglas- Türen, Schiebetüren, Edelstahl-<br />

Stahlblechtüren, Lamellen- türelemente mit Oberlicht, Inbeschläge, Bodendichtungen,<br />

Falttüren<br />

nentüren als Blockzargentüren, Rauchschutztüren, Brandschutz-<br />

345 Innenwand-<br />

Türelemente aus Vollspan, türen, Türelemente in Lack oder<br />

bekleidungen<br />

rauchdichte Holztüren, runde Edelfurnier, Oberlichter, ESG-Ver-<br />

Gipsputz, Zementputz, GK-Be- Glasausschnitte, Edelstahlglasung, Naturholztüren raumkleidung<br />

Fliesen, Betonlasur, beschläge,Edelstahl-Schiebehoch, Holzblockzargen, Obertür-<br />

Latexfarbe, Raufasertapete, türanlage, Schallstopptüren; schließer, Schiebefenster<br />

Anstrich<br />

Sicherheitsverglasung, Schließ- 345 Innenwandbekleidungen<br />

anlage<br />

Spanplattenverkleidung, Holz-<br />

345 Innenwandschalung<br />

Kiefer, Akustikputz,<br />

bekleidungen<br />

Buche-Handlauf, Brandschutz-<br />

Holz-Akustikplatten, Korkverkleidungen, Brüstungspaneele<br />

platten, OSB-Platten, Kalkzementputz,GK-Vorsatzschalen,<br />

Bordüren, Dekorfliesen,<br />

eingelassene Kristallspiegel,<br />

Textilbeläge, Jura-<br />

Marmorfliesen<br />

in Vollholz<br />

Diese Beschreibung ist dringend durch Bewertungssachverständige<br />

zu ergänzen bzw. neu zu formulieren, damit auch die<br />

zukünftigen Gutachtenleser ihr Objekt in der Beschreibung<br />

wiederfinden. Merkmale, die in den Bodenwerten schon enthalten<br />

sind, müssen nicht gesondert beschrieben werden.<br />

3<br />

13.1-13.3 Bürogebäude, Massivbau<br />

KG Kostengruppen der 2. Ebene DIN 276 Standard: einfacher mittlerer hoher Punkte<br />

310 Baugrube 0 0 0<br />

320 Gründung 1 1 2<br />

330 Außenwände 5 6 9<br />

340 Innenwände 3 4 5<br />

350 Decken 3 4 4<br />

360 Dächer 2 2 3<br />

370 Baukonstruktive Einbauten 0 1 2<br />

390 Sonstige Baukonstruktionen 0 1 1<br />

410 Abwasser, Wasser, Gas 1 1 2<br />

420 Wärmeversorgungsanlagen 1 1 2<br />

430 Lufttechnische Anlagen 0 1 2<br />

440 Starkstromanlagen 1 2 3<br />

450 Fernmeldeanlagen 0 0 1<br />

460 Förderanlagen 0 0 0<br />

470 Nutzungsspezifische Anlagen 0 0 0<br />

480 Gebäudeautomation 0 0 0<br />

490 Sonstige technische Anlagen 0 0 0<br />

Punkte: 17 bis 21 = einfach 22 bis 28 = mittel 29 bis 36 = hoch Ihr Projekt (Summe):<br />

13.4-13.6 Bürogebäude, Stahlbetonskelettbau<br />

KG Kostengruppen der 2. Ebene DIN 276 Standard: einfacher mittlerer hoher Punkte<br />

310 Baugrube 0 1 1<br />

320 Gründung 2 2 3<br />

330 Außenwände 7 7 9<br />

340 Innenwände 3 4 5<br />

350 Decken 4 5 5<br />

360 Dächer 2 3 4<br />

370 Baukonstruktive Einbauten 0 0 1<br />

390 Sonstige Baukonstruktionen 1 1 2<br />

410 Abwasser, Wasser, Gas 1 1 2<br />

420 Wärmeversorgungsanlagen 1 1 2<br />

430 Lufttechnische Anlagen 1 1 3<br />

440 Starkstromanlagen 2 2 4<br />

450 Fernmeldeanlagen 0 1 2<br />

460 Förderanlagen 0 1 1<br />

470 Nutzungsspezifische Anlagen 0 1 1<br />

480 Gebäudeautomation 0 2 2<br />

490 Sonstige technische Anlagen 0 0 0<br />

Punkte: 24 bis 29 = einfach 30 bis 37 = mittel 38 bis 47 = hoch Ihr Projekt (Summe):<br />

Grundsätzlich gibt es höchstens nur noch drei Standardstufen.<br />

Aus der Gegenüberstellung mit den Werten und den Beschreibungen<br />

der NHK 2000 kann man herleiten, dass die alte Stufe<br />

»einfach« keinen Eingang gefunden hat und weggefallen ist.<br />

Stattdessen wurden die alten Stufen (»mittel«, »gehoben« und<br />

»stark gehoben«) heruntergestuft zu »einfach«, »mittel« und<br />

»gehoben«. Objekte, die eine sehr einfache Ausstattung haben<br />

(Masse der nicht renovierten Altbauten), können nicht beschrieben<br />

werden und müssen wertmäßig irgendwie extrapoliert<br />

werden, wenn die Homogenität der Daten dies zulässt.<br />

STANDARDEINORDNUNG (ANLAGE 2)<br />

Hat man die Einordnung in die Standardgruppen ermittelt,<br />

kann über die Einordnungstabelle der Ausstattungsstandard<br />

des Gesamtobjekts mittels Punkten errechnet werden. Dies ist<br />

an sich besser als manche bisherige Prozentangabe.<br />

Die Punkte sind jedoch wieder konsequent aus der Sicht der<br />

Architekten rein kostenorientiert nach DIN 276 vergeben worden.<br />

Kein Käufer interessiert sich für die Kosten der Baugrube<br />

oder der Gründung.<br />

Weiterhin wird wahrscheinlich auf Knopfdruck die ganze Palette<br />

der Kostengruppen angegeben. Für Ein- und Zweifamilienhäuser<br />

werden Punkte für Starkstromanlagen vergeben.<br />

Andere Kostengruppen werden durchgehend nur mit null bewertet<br />

und blähen für den Gutachtenleser die Einordnung unsinnig<br />

auf. Diese an sich gute Methodik der Punktevergabe<br />

muss aus der kostenorientierten Sicht zu einer wertrelevanten<br />

Betrachtungsweise überarbeitet werden. Andere Punktevergaben<br />

verhalten sich wertneutral, da sie in allen drei Qualitätsstufen<br />

die gleiche Zahl haben (Doppel- und Reihenendhäuser,<br />

KG 410). Eine differenzierte Einordnung ist damit nicht möglich.<br />

Die Eingliederung des Bauwerks in die Stufen »einfach« bis<br />

»hoch« ist in Punktsummenspannen vorgegeben. Der Übergang<br />

zwischen den Stufen ist nicht fließend. Hier fehlt eine Anwendungshilfe,<br />

damit nicht ein Punkt über »einfach«, »mittel«<br />

oder »gehoben« und damit über NHK-Sprünge entscheidet. Die<br />

Werte müssen je nach Punktzahl interpoliert werden, um bei<br />

den Baukosten unerklärbare Sprünge zu vermeiden.<br />

RESTWERTE (ANLAGE 5)<br />

Die bisherige Alterswertminderung für Wohnhäuser und die<br />

Berechnung eines fiktiven Baujahrs erschienen dem BKI nach<br />

Gegenüberstellung der verschiedenen Modelle zu kompliziert.<br />

Durch Verschneiden der Funktion der Baujahresklassen mit der<br />

ballistischen Kurve der Alterswertminderung von Ross wies das<br />

BKI nach, dass der Verlauf nahezu linear ist und somit einer linearen<br />

Abschreibung entspricht. Damit schien für das BKI das<br />

Problem von fiktiven Baujahren und Modernisierungen gelöst.<br />

Zur Begründung bemüht das BKI seinen Datenbestand und empirische<br />

Lebensdauern von Bauteilen. Das gesamte Gebäude<br />

wird in nicht erneuerbare Bauteile (Rohbau, Dachstuhl = 50 %)<br />

und erneuerbare Bauteile (nur ca. 50 %) zerlegt. Letztere werden<br />

in bauteilspezifischen Zyklen ständig instand gehalten. Im<br />

Normalfall wird der Restwert des Gebäudes mit den Tabellenwerten<br />

in Anlage 5 linear abgeschrieben.<br />

Hat ein Hausbesitzer sich nicht an die Bauteilzyklen gehalten<br />

und schon frühzeitig direkt vor dem Bewertungsstichtag renoviert,<br />

hat er einfach nur Pech gehabt und einen dummen Stichtag<br />

ausgesucht.<br />

RESTWERT NACH ABLAUF<br />

DER GESAMTNUTZUNGSDAUER (ANLAGE 7)<br />

Nach komplettem Ablauf der Lebensdauer der nicht erneuerbaren<br />

Bauteile ist das Gebäude abgeschrieben. Zwischenzeitliche<br />

Renovierungen verlängern nicht die Restnutzungsdauer<br />

des Objektes, sondern wirken sich nur als verlängerte Gesamtlebensdauer<br />

des Objekts aus. Je nach Erhaltungszustand geht<br />

51<br />

52<br />

53<br />

54<br />

55<br />

56<br />

57<br />

58<br />

59<br />

60<br />

61<br />

62<br />

63<br />

64<br />

65<br />

66<br />

67<br />

68<br />

69<br />

70<br />

71<br />

72<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

77<br />

78<br />

79<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

88<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

93<br />

94<br />

95<br />

96<br />

97<br />

98<br />

99<br />

100<br />

IMMOBILIEN<br />

Restwerte nach BKI für Wohngebäude in v. H. des Herstellungswertes<br />

bei unterschiedlicher Gesamtnutzungsdauer und unterschiedlichem Gebäudezustand<br />

GebäudeGesamtnutzungsGesamtnutzungsGesamtnutzungsGesamtnutzungsalterdauerdauerdauerdauer 60 Jahre 70 Jahre 80 Jahre 90 Jahre<br />

- Ø + - Ø + - Ø + - Ø + - Ø +<br />

37 43 50 42 48 54 43 50 56 45 53 58 45 53 58<br />

36 43 50 41 48 53 43 50 55 45 53 58 45 53 58<br />

36 42 49 41 47 53 42 49 55 44 52 57 44 52 57<br />

35 42 49 40 47 52 42 49 54 44 52 57 44 52 57<br />

34 41 49 40 46 52 42 49 54 44 52 57 44 52 57<br />

33 40 49 39 45 51 42 49 54 44 52 57 44 52 57<br />

31 39 49 39 45 51 42 49 54 44 52 57 44 52 56<br />

30 39 50 38 44 50 41 48 53 44 51 56 44 51 56<br />

28 38 50 38 44 50 41 48 53 44 51 56 44 51 55<br />

27 37 50 37 43 49 41 48 53 44 51 56 44 51 55<br />

36 42 48 41 48 53 44 51 56 44 51 55<br />

36 41 48 41 48 52 44 51 55 44 51 55<br />

35 41 47 40 47 52 43 50 55 44 51 54<br />

35 40 47 40 47 51 43 50 54 44 51 54<br />

34 39 46 40 47 51 43 50 54 44 51 54<br />

33 38 45 40 47 51 43 50 54 44 51 54<br />

32 37 44 39 47 51 43 50 53 44 51 54<br />

30 35 43 39 46 50 42 49 53 43 50 53<br />

29 34 42 38 46 50 42 49 52 43 50 53<br />

28 33 41 38 46 50 42 49 52 43 50 53<br />

37 46 50 42 49 52 43 50 53<br />

37 46 49 41 48 51 43 50 53<br />

36 45 49 41 48 51 43 49 52<br />

36 45 48 40 47 50 43 49 52<br />

35 45 48 40 47 50 43 49 52<br />

34 45 47 40 47 50 43 49 52<br />

34 44 47 39 46 49 43 49 52<br />

33 44 46 39 46 49 42 48 51<br />

33 43 46 38 45 48 42 48 51<br />

32 43 45 38 45 48 42 48 51<br />

37 44 47 42 48 51<br />

36 43 46 42 47 50<br />

36 43 46 41 47 50<br />

35 42 45 41 46 49<br />

34 41 44 41 46 49<br />

33 40 43 41 46 49<br />

32 39 42 40 45 48<br />

32 38 42 40 45 48<br />

31 37 41 39 44 47<br />

30 36 40 39 44 47<br />

38 43 46<br />

38 43 46<br />

37 42 45<br />

37 42 45<br />

36 41 44<br />

35 40 43<br />

35 39 43<br />

34 39 42<br />

34 38 42<br />

33 37 41<br />

der Wert des Gebäudes maximal nach 60 Jahren auf null. Da<br />

die Grundsubstanz linear aufgebraucht ist, haben auch die erneuerbaren<br />

Bauteile allein keine Lebenserwartung mehr. Am<br />

Ende der mit 100 Jahren unterstellten Gesamtlebensdauer ist<br />

ausschließlich der Restwert der erneuerten Bauteile mit maximal<br />

50 % des Wohngebäudewerts zu schätzen.<br />

Der Gutachter schätzt frei den Verbrauch der erneuerbaren<br />

Bauteile und legt damit den Zustand und die maximale verlängerte<br />

Gesamtnutzungsdauer fest. Danach schätzt er wiederum<br />

frei die Restnutzungsdauer und zieht diese von der vorher<br />

ermittelten maximalen verlängerten Gesamtlebensdauer ab,<br />

um den Stichtag zu ermitteln.<br />

Mit diesen beiden Parametern (Stichtag und Zustand) darf er<br />

aus der Grafik bzw. dem Tafelwerk der Anlage 7 einen Prozentwert<br />

für den Restwert des Gebäudes entnehmen.<br />

Gesamtnutzungsdauer<br />

100 Jahre<br />

3<br />

430


Anlage 7<br />

Wert<br />

in %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

431<br />

IMMOBILIEN<br />

Wider besseres Wissen und in Ignoranz zur Lehre wird eine rein<br />

technische, kostenorientierte Bauteillebensdauer bewertet. Die<br />

Tatsache, dass nur Zweit- und Weiterverkäufe zu bewerten sind<br />

und damit die wirtschaftliche Abschreibung am Anfang sehr<br />

hoch ist, spielt keine Rolle. Ebenso wird der wirtschaftliche Wert<br />

am Ende der Gesamtlebensdauer durch den unterstellten Verbrauch<br />

der nicht erneuerbaren Bauteile kostenorientiert begrenzt.<br />

Durch die Annahme der linearen Abschreibung der nicht<br />

erneuerbaren Bauteile muss der Renovierungszustand und damit<br />

der Verbrauch der erneuerbaren Bauteile (VEB) vom Sachverständigen<br />

einzeln beurteilt und nach prozentualen Anteilen<br />

bewertet werden. Die freie Schätzung von Restnutzungsdauer<br />

und Zustand der erneuerbaren Bauteile führt hier zu erheblichen<br />

Bandbreiten. Ein besonderes Problem bilden die denkmalgeschützten<br />

Wohnhäuser.<br />

Die Besitzer von umfassend renovierten Altbauten werden diese<br />

bestechend einfache Methode der Kostenermittlung vor Gericht<br />

als Altpapier deklarieren lassen.<br />

Restwerte von Wohngebäuden nach Ablauf<br />

der Gesamtnutzungsdauer*<br />

3<br />

VEB 40 %<br />

VEB 50 % = Guter Zustand<br />

VEB 60 %<br />

VEB 75 % = Mittlerer Zustand<br />

VEB 80 %<br />

VEB 100 % = Schlechter Zustand<br />

0<br />

5<br />

10<br />

15<br />

20<br />

25<br />

30<br />

35<br />

40<br />

45<br />

50<br />

55<br />

60<br />

65<br />

70<br />

75<br />

80<br />

85<br />

90<br />

95<br />

100<br />

105<br />

110<br />

115<br />

120<br />

125<br />

130<br />

135<br />

140<br />

145<br />

150<br />

155<br />

160<br />

165<br />

* Gebäudezustand in Abhängigkeit vom Verbrauch der erneuerungsfähigen Bauteile [VEB] vor Erneuerung in %<br />

bezogen auf deren Lebensdauer<br />

LD<br />

Dies erfolgt spätestens, wenn die Gutachtenleser im Ertragswertverfahren<br />

eine ganz andere Restnutzungsdauer und ein<br />

fiktives Baujahr zu hinterfragen haben. Die Homogenität und<br />

Vergleichbarkeit der Eingangsdaten zwischen beiden Verfahren<br />

wird gesprengt.<br />

Warum hat man nicht vorher einen Wertermittler gefragt?<br />

MODERNISIERUNGEN<br />

Da jede Instandhaltung auch ein gewisses Maß an Modernisierung<br />

beinhaltet, wird eine Modernisierung nur berücksichtigt,<br />

wenn sie eine werterhöhende neue Maßnahme bildet, wie<br />

z. B. zusätzliche technische Anlagen.<br />

BAUSCHÄDEN (ANLAGE 6)<br />

Die Beseitigung von Schäden an erneuerbaren Bauteilen wird<br />

nach dem Anteil der Baukostentabelle der DIN 276 ermittelt.<br />

Diese bezieht sich jedoch auf einen Neubau. In der Realität<br />

muss durch Sicherungsmaßnahmen wie Gerüstbau, Ausbau von<br />

schadhaften Bauteilen, Entsorgungskosten und Baubehinderungen<br />

im Bestand von erheblich höheren Kosten ausgegangen<br />

werden. Physikalische Daten und Neupreise allein lösen<br />

diese Frage nicht. Ein wenig Sachverstand darf auch sein.<br />

FAZIT<br />

Es ist erstaunlich, dass ein Ministerium den Beteiligten und Betroffenen<br />

eine Testphase von einem Jahr zubilligt und zudem<br />

eine Beratung einräumt. Allerdings wurde hier durch einen<br />

Forschungsbericht so viel an einem Modell verändert, dass auch<br />

sehr hoher Klärungsbedarf entsteht.<br />

Das BKI hat durch die Auswertung seiner Daten einen sehr hohen<br />

Aufwand betrieben und umfassend aktuelle Werte geliefert.<br />

Unter anderem konnten endlich die Normalherstellungskosten<br />

für Reihenhäuser korrigiert werden. Für die Bezugseinheit<br />

wurden die Berechnungshinweise der DIN 277 erläutert.<br />

Bei kleineren Objekten kann es jedoch durch die ausschließliche<br />

Verwendung der BGF zu Fehlbewertungen kommen. Leider sind<br />

die Auswertung der Kosten und die Beschreibung aus der Sicht<br />

von Architekten vorgenommen worden ohne den Hintergrund<br />

der Wertermittlung. Es scheint, dass die Kostendaten vor Eingang<br />

nicht normiert und die Stichprobenmerkmale aus einfachen<br />

Mittelwerten abgeleitet wurden. Ein Vergleich zwischen<br />

den Gebäudearten ist nicht möglich.<br />

Das Modell der Alterswertminderung, die Restnutzungsdauer<br />

und die Modernisierung bei Wohngebäuden wurden aus rein<br />

technischer Sicht bewertet ohne Rücksicht auf parallele Be-<br />

Anlage 6<br />

Schadenswertminderungstabelle für Wohngebäude<br />

Durchschnittliche Kostenanteile der erneuerbaren Bauteile an den NHK in % an Kostengruppe 300 und 400<br />

DIN Kostengruppenbezeichnung Ø einfach Ø mittel Ø hoch<br />

334 Außentüren und -fenster 6,9 7,6 7,4<br />

335 Außenwandbekleidung außen 6,5 6,7 6,3<br />

363 Dachbeläge 4,8 5,4 5,0<br />

352 Deckenbeläge 5,3 5,4 6,2<br />

412 Wasseranlagen 4,3 4,2 5,0<br />

345 Innenwandbekleidungen 4,5 3,9 4,7<br />

341 Tragende Innenwände 3,8 3,6 2,8<br />

337 Elementierte Außenwände 3,2 3,1 2,0<br />

344 Innentüren und -fenster 3,0 2,8 2,1<br />

342 Nichttragende Innenwände 3,6 2,7 1,5<br />

444 Niederspannungsinstallationsanlagen 2,8 2,7 2,5<br />

421 Wärmeerzeugungsanlagen 2,5 2,5 3,4<br />

461 Aufzugsanlagen 0,0 2,5 0,0<br />

423 Raumheizflächen 2,2 2,4 1,0<br />

325 Bodenbeläge 1,9 2,2 2,5<br />

336 Außenwandbekleidungen innen 1,7 2,1 2,9<br />

364 Dachbekleidungen 2,5 2,0 1,8<br />

338 Sonnenschutz 2,0 1,7 2,8<br />

359 Decken, Sonstiges 1,3 1,6 0,8<br />

479 Nutzungsspezifische Anlagen, Sonstiges 1,0 1,4 0,0<br />

339 Außenwände, Sonstiges 1,3 1,2 2,0<br />

371 Allgemeine Einbauten 0,8 1,2 1,0<br />

353 Deckenbekleidungen 1,5 1,2 1,5<br />

362 Dachfenster, Dachöffnungen 1,1 1,1 2,2<br />

349 Innenwände, Sonstiges 0,4 0,7 0,6<br />

326 Bauwerksabdichtungen 0,4 0,6 0,8<br />

327 Drainagen 0,5 0,6 0,4<br />

431 Lüftungsanlagen 0,4 0,6 1,0<br />

456 Gefahrenmelde- und Alarmanlagen 0,1 0,6 2,9<br />

332 Nichttragende Außenwände 0,3 0,5 0,5<br />

369 Dächer, Sonstiges 0,3 0,5 0,3<br />

443 Niederspannungsschaltanlagen 0,5 0,3 0,0<br />

445 Beleuchtungsanlagen 0,3 0,3 1,0<br />

455 Fernseh- und Antennenanlagen 0,2 0,3 0,2<br />

452 Such- und Signalanlagen 0,3 0,3 0,2<br />

372 Besondere Einbauten 0,0 0,0 1,2<br />

346 Elementierte Innenwände 0,6 0,2 0,0<br />

329 Gründung, Sonstiges 0,1 0,2 0,0<br />

413 Gasanlagen 0,0 0,1 0,1<br />

446 Blitzschutz- und Erdungsanlagen 0,1 0,1 0,3<br />

454 Elektroakustische Anlagen 0,1 0,1 0,1<br />

471 Küchentechnische Anlagen 0,0 0,1 0,0<br />

451 Telekommunikationsanlagen 0,1 0,1 0,1<br />

457 Übertragungsnetze 0,0 0,1 0,2<br />

475 Feuerlöschanlagen 0,0 0,0 0,0<br />

379 Baukonstruktive Einbauten, Sonstiges 0,0 0,0 0,4<br />

449 Starkstromanlagen, Sonstiges 0,2 0,0 0,0<br />

459 Fernmelde- und informationstechnische Anlagen 0,0 0,0 0,0<br />

476 Badetechnische Anlagen 0,0 0,0 1,0<br />

478 Entsorgungsanlagen 0,0 0,0 0,0<br />

wertungsverfahren. Eine sehr kritische Auswertung in dieser Testphase<br />

muss erfolgen, um Folgen des Forschungsberichts für die Bewertung<br />

zu erkennen.<br />

Mit Spannung dürfen die ersten rechnerischen Gegenüberstellungen<br />

der Gebäudebewertung erwartet werden. Besonders interessant<br />

dürfte sein, ob die Marktanpassungsfaktoren sich durch die<br />

neuen Werte mehr gegen 1,0 nähern.<br />

Dipl.-Ing. Agnar Boysen<br />

Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur,<br />

Sachverständiger (WF) für Grundstücksbewertung<br />

Waldstraße 10 | 21493 Schwarzenbek<br />

Telefon 04151/30 61<br />

BENUTZTE LITERATUR<br />

Wert V<br />

Sprengnetter, Seminar 12 »Die neuen NHK 2005«<br />

Abschlussbericht BKI, Februar 2008<br />

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433<br />

GLOSSAR<br />

..... Ein Jahr später .....<br />

Liebe Mutti,<br />

3<br />

wie geht es Dir? Mir geht es gut!<br />

Ich bin oft an der frischen Luft und<br />

esse nicht so viel Süßigkeiten, so wie<br />

Du gesagt hast ... wirklich. Jetzt habe ich Dir schon so lange<br />

nicht geschrieben, aber ich habe überhaupt gar keine Zeit mehr.<br />

So wie Opa früher, wenn ich mit ihm Sackhüpfen spielen wollte.<br />

Ich habe immer noch den komischen Beruf, wo Du nicht so<br />

genau weißt, was das ist. Onkel Gerd hat mich vorgestern angerufen<br />

und mich gefragt, was ich als Busfahrer so verdiene. Weil, Du hast ihm wohl erzählt,<br />

dass ich jetzt ein ÖPNV, bin. Das hast Du Dir aber nicht richtig gemerkt.<br />

Ich bin doch kein ÖPNV sondern ein ÖbVI! Menno! Mit meinem Freund Jens (Du weißt<br />

schon, der bei meinem letzten Geburtstag nach den elf Bratwürsten so gebrochen<br />

hat) sind wir beide auf einmal ÖbVIs geworden. Das war ganz feierlig. Herr und Frau<br />

Ellgeebee haben uns beide eingeladen zu sich nach Frankfurt in ihr Haus und dann<br />

mussten wir uns hinstellen und schwören (genau so wie bei Liebling Kreuzberg), dass<br />

wir immer ehrlich sind und nicht schummeln. Und dann mussten wir jeder 1.000 Euro<br />

bezahlen. Das war nicht mehr so schön. Danach sind wir dann gleich Bier Brause<br />

trinken gegangen und haben uns gegenseitig die Rechnungen gesiegelt.<br />

Und denn haben wir jetzt auch ein richtiges Büro. Bei Frau Nirgendwo. So<br />

heißt die Frau, die uns bemietet, und sie passt auf, dass wir nicht faulenzen und<br />

uns die Schuhe abtreten, wenn wir von draußen kommen. Manchmal kocht sie uns auch<br />

was zu Essen. Das ist auch gut, weil, wir essen nicht mehr oft.<br />

Als wir dann richtig angefangen haben, habe ich mich mit Jens gezankt, wer<br />

auf dem Schild oben stehen darf, dann habe ich mich mit Jens gezankt, wer welchen<br />

Schreibtisch bekommt, und dann habe ich mich mit Jens gezankt, aber da haben wir<br />

beide vergessen, warum. Und einmal, da hatten wir noch gar kein richtiges Schild<br />

an Frau Nirgendwos Tür, haben uns ganz viele Leute geschrieben, dass sie mit uns<br />

arbeiten wollen. Wir haben uns gefreut und alle eingeladen. Aber als die da waren,<br />

da haben die gesagt, dass wir das bezahlen sollen, was sie arbeiten. Kannst Du<br />

Dir das vorstellen? Siehste?! Wir auch nicht. Und dann sind die alle wieder nach<br />

Hause gegangen. Bis auf eine. Die hat uns irgendwie ausgetrickst und verdient<br />

jetzt mehr als wir.<br />

Ansonsten ist das mit dem ÖbVI-Sein ganz schön kompliziert. Immerzu kommen<br />

irgendwelche Leute und wollen, dass man was kauft. Zeitungen, Computerprogramme,<br />

Versicherungen, Zeitungen über Versicherungen, Zeitungen über Computerprogramme<br />

und Computerprogramme gegen Versicherungen. Und Telefonbucheinträge. Der nette<br />

Herr Müller ist öfter in unserem Büro als wir und verkauft uns pausenlos Telefonbucheinträge.<br />

Das ist ganz schön anstrengend und verwirrend. Ich glaube, Du kannst<br />

uns in Deinem Telefonbuch<br />

jetzt auch<br />

unter „Blumenladen“,<br />

„Zementfabrik“ und<br />

„Atombombenverleih“<br />

finden. In etwa 294<br />

deutschen, belgischen<br />

und ukrainischen Städten.<br />

Unser erster Kunde<br />

wollte von uns gar keine<br />

Vermessung kaufen,<br />

sondern Champignons in<br />

Dosen. Haben wir auch<br />

gemacht, weil Kunde ist<br />

Kunde. Ich weiß bloß<br />

nicht, was ich in die<br />

gesiegelte Verkaufsniederschrift<br />

schreiben<br />

soll. Jedenfalls haben<br />

sich die 5.000 Euro für Herrn Müller noch nicht<br />

gelohnt. Doof ist nur, dass manche Vermessungsbüros noch<br />

viel öfter im Telefonbuch stehen als wir, weil sie auch unter „Werbeagentur“,<br />

„Auktionshaus“ oder „Geschenkartikel“ eingetragen sind.<br />

Ansonsten geht es mir aber ganz gut. Ich bin jetzt auch in einem Verein, der<br />

heißt Bedefaui und der schickt uns jeden Tag fünf E-Mails mit dem Computer und<br />

manchmal auch so eine Zeitung. Aber die lese ich nicht, weil da kein Kreuzworträtsel<br />

drin ist. Oder ein Gewinnspiel. Vielleicht lasse ich mir die Zeitung auch<br />

auszahlen. Als FORUM-Scheck. Dann kann ich mir davon wenigstens im Intershop<br />

Duplos und Matchbox-Autos kaufen.<br />

Als ich Dir vor einem Jahr den Brief geschrieben habe, dass ich anfangen<br />

will, ÖbVI zu sein, haben ganz viele Leute zu Jens und mir gesagt: „Damit geht<br />

ihr baden.“ Und dann haben die dabei ganz ernst oder grimmig gekuckt. Das verstehe<br />

ich nicht. Baden gehen ist doch was Schönes. Haben wir im Frühling auch<br />

schon ein paarmal gemacht. Jens wollte erst nicht so richtig, da habe ich ihn<br />

mit einer Vermessungslatte reingeschubst. Und dann war er auch fröhlich. Manchmal<br />

sagen grimmige Leute schon ganz schön merkwürdige Sachen.<br />

So, ich muss jetzt wieder in unser Büro gehen, weil ich den ganzen Leuten,<br />

die wir jetzt dafür bezahlen, dass sie mit uns arbeiten, sagen muss, wofür genau<br />

wir sie bezahlen wollen und wofür nicht. Und weil ich für Frau Nirgendwo einen<br />

großen Blumentopf vom Hof in die Garage bringen soll. Und wenn ich irgendwann<br />

ein großer ÖbVI bin, dann will ich auch in einer Sänfte durch die Straßen getragen<br />

werden, wie unsere Kollegen, hier in der Stadt. Und dann, Mutti, darfst<br />

Du auch mal in meiner Sänfte mitfahren. Und vielleicht sogar auch mal lenken.<br />

Bis dahin freue ich mich auf Deinen nächsten Brief und verspreche Dir, bis dahin<br />

auch nur ganz wenig zu weinen.<br />

GLOSSAR<br />

FORUM-Redaktion<br />

| Bandow Andreas<br />

Dein Andi<br />

PS: Kannst Du mir auch im nächsten Päckchen wieder ein bisschen was zu<br />

Essen schicken? Frau Nirgendwo fährt nämlich für zwei Wochen zu ihrer Kusine. Dipl.-Ing.<br />

3<br />

434


FORUM FEDERALE :::::: FORUM ANZEIGEFEDERALE<br />

435<br />

GEMEINSAME FACHTAGUNG IN NEURUPPIN<br />

Der Kleine Große Tag<br />

3<br />

F<br />

ast wie ein kleines Jubiläum wurde die diesjährige gemeinsame<br />

Fachtagung der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure und<br />

der Vermessungs- und Katasterverwaltung des Landes Brandenburg be-<br />

gangen. Denn zum nunmehr 15. Mal trafen sich die Vertreter des öffent-<br />

lichen Vermessungswesens, diesmal in der im Norden Brandenburgs ge-<br />

legenen Stadt Neuruppin.<br />

Die würdigende Wahrnehmung<br />

der mittlerweile traditionsbehaftetenVeranstaltung<br />

wurde nicht zuletzt<br />

durch das Grußwort des InnenministersdesLandesBrandenburg,<br />

Jörg Schönbohm,<br />

deutlich. Als junger Armeeoffizier<br />

selbst mit dem Vermessungsgeschäft<br />

betraut<br />

gewesen, lobte Schönbohm<br />

das gegenseitige Verständnis<br />

und die vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

der Vermessungsverwaltung<br />

und des<br />

Freien Berufs. Als zukünftige<br />

und zukunftsträchtige Aufgabe<br />

für den Berufsstand<br />

sah der Minister in seinem<br />

Vortrag die Verknüpfung bereits<br />

vorhandener Daten mit<br />

neuen Systemen.<br />

Doch nicht nur der Innenminister, auch die Vorsitzenden der<br />

BDVI-Landesgruppen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern,<br />

hochrangige Vertreter der Behörden aus<br />

Berlin und Mecklenburg-Vorpommern und der neu gewählte<br />

Präsident des BDVI, Michael Zurhorst, waren als Gäste zugegen<br />

und wurden von BDVI-Landesgruppenchef Wolfgang Schultz<br />

herzlich willkommen geheißen. Ihre Anwesenheit untermauere,<br />

so Schultz, die Bedeutung des Kleinen Geodätentages als<br />

Forum für das Öffentliche Vermessungswesen auch über die<br />

Landesgrenzen Brandenburgs hinaus.<br />

Im Veranstaltungszentrum Pfarrkirche, einem ehemaligen<br />

Gotteshaus im Herzen Neuruppins, bot sich den zahlreichen<br />

Zuhörern ein interessantes Vortragsprogramm. So berichtete<br />

ein Vertreter der Staatsanwaltschaft Neuruppin über Korruption<br />

und zog Vergleiche zwischen dem Unterschreiten der<br />

Kostenordnung und Bestechung – ein in der anschließenden<br />

Pause heftig diskutiertes Thema.<br />

Des Weiteren berichtete der Vorsitzende der BDVI-Landesgruppe<br />

Mecklenburg-Vorpommern, ÖbVI Frank Wagner, über die<br />

Situation des Freien Berufs in seinem Bundesland.<br />

Zahlreiche Vertreter des brandenburgischen Ministeriums des<br />

Innern und der Kataster-und Vermessungsämter sprachen zu<br />

verschiedenen neuen Aspekten im amtlichen Vermessungswesen.<br />

Besondere Aufmerksamkeit erfuhr die geplante Einführung<br />

des »Grenzzeugnisses« als Produkt des öffentlichen Vermessungswesens<br />

(nähere Informationen dazu in einem der<br />

nächsten FORUM-Hefte).<br />

Große Beachtung fand ebenfalls der Vortrag des BDVI-Justitiars,<br />

Rechtsanwalt Dr. Rüdiger Holthausen, zum Rechtsdienstleistungsgesetz<br />

und den daraus resultierenden Handlungsspielräumen<br />

eines Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs.<br />

Auch hier zeigte die Resonanz des Publikums, dass diesem Thema<br />

noch öfter Raum zur Erörterung gegeben werden sollte.<br />

Höhepunkt des ersten Veranstaltungstages war die abschließende<br />

Podiumsdiskussion zum Thema »Quo vadis, Freier Beruf?«.<br />

Die Diskutanten waren ÖbVI Ralph Schulze aus Senftenberg,<br />

ÖbVI Michael Peter als stellvertretender Landesgruppenvorsitzender,<br />

BDVI-Präsident ÖbVI Michael Zurhorst und nicht zuletzt<br />

Heinrich Tilly, Präsident des Landesbetriebes für Landesvermessung<br />

und Geobasisinformation Brandenburg (LGB). Neben<br />

Wolfgang Schultz und Manfred Oswald aus dem Ministerium<br />

des Innern war Heinrich Tilly während der gesamten Veranstaltung<br />

auf dem Podium präsent und moderierte weite Teile des<br />

Kleinen Geodätentages im Alleingang mit einer wohltuenden<br />

Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche. Zeitüberschreitungen<br />

seitens der Vortragenden wurden ebenso sarkastisch geahndet<br />

wieUnruheimAuditorium.UndwernichtschnellgenugdasWeite<br />

suchte, bekam sofort einen LGB-Kalender mit den schönsten<br />

Klöstern Brandenburgs geschenkt. Auch gerne mit dem Hinweis,<br />

jene bei Verfehlungen mit der Kostenordnung zum Beichten<br />

aufzusuchen. Es war demnach kaum verwunderlich, dass<br />

im Vorfeld der Podiumsdiskussion ausgerechnet der Chef der<br />

Aufsichtsbehörde der lauteste Rufer in der Wüste pro ÖbVI war.<br />

Er stellte u. a. die Frage, wie viel der einzelne ÖbVI sich denn<br />

für »seinen« Berufsstand engagiere – eine provokante Frage,<br />

auf die leider seitens der zum Mitdiskutieren eingeladenen Zuhörer<br />

kaum etwas entgegnet wurde.<br />

Michael Zurhorst mahnte als BDVI-Präsident an, »die Berufskerne<br />

zukunftsfähig zu machen« (s. a. Seite 397 ff.) und den<br />

Berufsstand nicht nur zu bewerben, sondern auch würdig<br />

darzustellen. Als ÖbVI sei man dem Allgemeinwohl verpflichtet.<br />

Und ebendieses Allgemeinwohl sei bei der täglichen Arbeit<br />

auch zu hinterfragen, so Zurhorst.<br />

Als Vertreter der Landesgruppe führte ÖbVI Michael Peter die<br />

durchschnittliche Bürogröße im Gegensatz zu allzu visionären<br />

Zielen ins Feld. Mit durchschnittlich vier Mitarbeitern pro ÖbVI<br />

sei es »für manchen ÖbVI schwierig, alle Felder, wie z. B. GIS,<br />

Wertermittlung und dergleichen zu bedienen.« Die allgemeinen<br />

wirtschaftlichen Bedingungen ständen dem entgegen.<br />

Am zweiten Veranstaltungstag folgten dann der Bericht der<br />

Aufsichtsbehörde, eine Sachstandsmeldung zum Baurecht und<br />

ein Zwischenstand in Sachen LiKa-Online.<br />

Den eigentlichen Charakter des Kleinen Geodätentags machten<br />

jedoch, wie vermutlich auch in den vorangegangenen 14 Jahren,<br />

nicht die Inhalte der Vorträge und Podiumsdiskussionen<br />

oder das offen ausgefochtene Miniaturscharmützel über Nichtigkeiten<br />

aus, sondern die große Gemeinsamkeit. Offen demonstriert<br />

auf dem Podium und gelebt in den Pausen und bei<br />

der gemeinsamen Abendveranstaltung auf der Terrasse des Seehotels.<br />

Und wenn ein seit drei Tagen zugelassener ÖbVI mit der<br />

Dezernentin für die ÖbVI-Aufsicht und dem BDVI-Justitiar beim<br />

Bier im Gespräch war, so war das, und das sei wirklich der Idee<br />

des Kleinen Geodätentags geschuldet, kein Gespräch über Entschädigungen,<br />

Arbeitsrecht oder Klagen gegen oder für die Verwaltung<br />

und dergleichen, sondern vielleicht einfach ein Gespräch<br />

über Fußball oder das Wetter. Kleine Themen für ein<br />

großes Miteinander. Der gelebte, beschimpfte und insgeheim<br />

wahrscheinlich von den anderen Bundesländern auch beneidete<br />

Brandenburger Kuschelkurs eben.<br />

Und genau in diesem Zusammenhang greift dann auch das<br />

Zitat aus dem Grußwort des Innenministers:<br />

»15 Jahre Kleiner Geodätentag? Was soll das?<br />

Für Brandenburg ist es der Große Geodätentag!«<br />

Andreas Bandow | FORUM-Redaktion<br />

3<br />

436


FORUM FEDERALE<br />

Ein Ende nach 469 Jahren?<br />

Die Abmarkungspflicht in Thüringen<br />

437<br />

FRANK REICHERT | COTTBUS<br />

Immer wieder wird die Frage nach dem Zweck und Nutzen einer Abmarkungspflicht gestellt.<br />

Ein in dieser Diskussion vielfach bemühtes Argument ist, dass Grundstücksgrenzen infolge der<br />

technischen Entwicklung heute auch ohne sichtbare Kennzeichnung jederzeit zuverlässig bestimmt<br />

werden können. Solchen Einwänden ist jedoch entgegenzuhalten, dass eine möglichst dauerhafte<br />

Abmarkung dem Eigentümer jeweils zuverlässig anzeigt, wie weit sich sein Recht an Grund und<br />

Boden erstreckt. Sichtbare Grenzzeichen tragen wesentlich zur störungsfreien Besitzausübung und<br />

damit zur Sicherung des Grenzfriedens bei. Die Kennzeichnung der Grenzen in einem gesetzlich<br />

geregelten Verfahren liegt somit nicht nur im Interesse des Eigentümers, sondern dient dem Rechts-<br />

frieden und damit den Interessen der Allgemeinheit.<br />

Wie in anderen Bundesländern auch, sind deshalb in Thüringen<br />

die Grundeigentümer verpflichtet, bei einer Vermessung<br />

ihrer Grundstücke die Grenzen dauerhaft kenntlich machen<br />

zu lassen. Im Thüringer Gesetz über die Abmarkung der Grundstücke<br />

vom 7. August 1991 ist das Verfahren öffentlich-rechtlich<br />

normiert. Gemäß § 5 entsteht die gesetzliche Pflicht zur<br />

Abmarkung immer dann, wenn Grundstücksgrenzen nicht ausreichend<br />

durch Grenzzeichen abgemarkt sind sowie ein entsprechender<br />

Anlass gegeben ist. Diesen Anlass sieht das Gesetz<br />

3<br />

regelmäßig gegeben, wenn Grenzen auf Antrag ermittelt oder<br />

festgestellt werden bzw. durch Neubildung von Grundstücken<br />

entstehen.<br />

Mit dieser Regelung der Abmarkungspflicht knüpft das Gesetz<br />

inhaltlich an die ursprüngliche Rechtslage des 1920 gebildeten<br />

Landes Thüringen an, in dessen Abmarkungsordnung vom<br />

1. September 1930 es in § 2 schon hieß: »Abmarkung muß stattfinden,<br />

wenn bisherige Grenzen, die bestehen bleiben, fest-<br />

gestellt werden oder neue Grenzen entstehen, also besonders<br />

bei Neumessungen, bei Grundstückszusammenlegungen<br />

und bei Einzelmessungen, die eine Formveränderung<br />

an einem Grundstücke zum Ziele haben, sowie<br />

bei Messungen, die lediglich auf die Feststellung<br />

von Grenzen abzielen. Außerdem müssen alle in einer<br />

vollstreckbaren gerichtlichen Entscheidung oder einem<br />

sonstigen vollstreckbaren Titel ermittelten, festgesetzten<br />

oder vereinbarten Grenzen im Wege der Abmarkung<br />

vermarkt werden.« Mit dem Erlass dieser Abmarkungsordnung,<br />

die mit Gesetz vom 14. Februar 1931 förmlich<br />

in den Rang eines Gesetzes erhoben wurde, war<br />

Thüringen den Empfehlungen des Beirats für Vermessungswesen<br />

von 1923 gefolgt, eine entsprechende Verpflichtung<br />

landesrechtlich zu verordnen.<br />

Ein reichliches Dreivierteljahrhundert später ist nun im<br />

Gegensatz zur damaligen Situation ein Trend zur Lockerung<br />

der Abmarkungspflicht zu beobachten. In einigen<br />

Bundesländern ist der Gesetzgeber sogar dazu übergegangen,<br />

auf eine Abmarkung von Grundstücksgrenzen<br />

gänzlich zu verzichten. Es gibt aber auch Länder, die<br />

in ihren kürzlich erfolgten Novellierungen der Vermessungsgesetze<br />

an der generellen Abmarkungspflicht<br />

festhalten. So ist im Sächsischen Vermessungs- und<br />

Geobasisinformationsgesetz vom 29. Januar 2008 die<br />

Abmarkung weiterhin verpflichtend verankert und auch<br />

im Saarland wurde mit der Änderung des Vermessungsund<br />

Katastergesetzes vom 21. November 2007 die Abmarkung<br />

als Regelfall beibehalten.<br />

Im Freistaat Thüringen hingegen plant man nach dem<br />

Vorbild des Nachbarlandes Hessen, die Abmarkung vollständig<br />

in das Ermessen der Antragsteller zu geben.<br />

Der Gesetzentwurf der Landesregierung für das Thüringer<br />

Vermessungs- und Geoinformationsgesetz vom<br />

25. Juni 2008 (Drucksache 4/4248) sieht zu den Grundsätzen<br />

der Abmarkung in § 14 lediglich noch eine Legaldefinition<br />

vor: »Grenzpunkte werden auf Antrag dauerhaft<br />

durch Grenzmarken abgemarkt (Abmarkung).« Die<br />

zugehörige Begründung führt aus, dass es in Zukunft<br />

dem mündigen Bürger überlassen bleiben könne, aus<br />

freien Stücken zusätzlich zur Grenzfeststellung oder Grenzwiederherstellung<br />

auch die Abmarkung der Grenzpunkte zu<br />

beantragen, um beispielsweise den nachbarlichen Grenzfrieden<br />

zu sichern.<br />

Wenn dieser Entwurf wie vorgesehen umgesetzt wird, würde<br />

dies das Ende einer jahrhundertealten Rechtstradition bedeuten.<br />

Und das ausgerechnet in jenem Land, das die längste Tradition<br />

der öffentlich-rechtlichen Abmarkungspflicht im deutschsprachigen<br />

Raum vorweisen kann.<br />

FORUM FEDERALE<br />

Die nach derzeitigem Wissensstand älteste gesetzliche Verpflichtung<br />

zur Abmarkung von Grundstücksgrenzen findet sich<br />

in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in der südthüringischfränkischen<br />

Grafschaft Henneberg, die ein großes Gebiet im<br />

Westen des Thüringer Waldes sowie den größten Teil der thüringischen<br />

Rhön umfasste.<br />

Im Zuge der allgemeinen Intensivierung der landesfürstlichen<br />

Gesetzgebung im 16. Jahrhundert war hier am 1. Januar 1539<br />

eine eigene Landesordnung offiziell eingeführt worden. Im Ein-<br />

3<br />

438


FORUM FEDERALE<br />

439<br />

gangsprotokoll betonte Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen<br />

(1478–1559) sein Bemühen, das herkömmliche Recht zu<br />

erfassen und zu ordnen. Da das einheimische Recht nicht genug<br />

bekannt sei, hatte er seinen Kanzler und Rat Dr. Johann Gemel<br />

(1503 – nach 1556) beauftragt, »LandRecht und gewonheiten<br />

in eine gewiese ordnung zu bringen und zusammen zu tragen«.<br />

Die Kodifikation mit dem Titel »Der Fürstlichen Graffschafft<br />

Hennenbergk LandsOrdnung« behandelt in acht Büchern die<br />

unterschiedlichsten Rechtsmaterien. Im Wesentlichen enthält<br />

die Landesordnung Bestimmungen über Gerichtsverfassung,<br />

Zivil- und Strafprozess, Privatrecht, Wirtschaftsrecht, Straf-<br />

3<br />

und Staatsrecht sowie das damalige Gebiet der so<br />

genannten »guten Policey«. Dabei dominieren diejenigen<br />

rechtlichen Sachverhalte, die nach den zeitgenössischen<br />

Anschauungen das öffentliche Interesse berührten<br />

oder eine behördliche Mitwirkung erforderten.<br />

Das dritte Buch der hennebergischen Landesordnung<br />

handelt hauptsächlich von Ehe, Vormundschaft sowie<br />

Erbrecht. Im Zusammenhang mit der Erbteilung widmet<br />

es sich ausführlich den Fragen der Abmarkung von<br />

Grundstücksgrenzen. Unter der Kapitelüberschrift »Wie<br />

die Erbgüter abgetheilt sollen werden« (Buch 3, Tit. 5,<br />

Kap. 1) wird die Teilung der Nachlassgegenstände zwischen<br />

den erbberechtigten »Gebrüdern oder Schwestern«<br />

ausführlich geregelt. Dabei wird nach dem traditionellen<br />

fränkischen Realerbteilungsrecht verfahren,<br />

wonach jeder Erbe grundsätzlich das gleiche Erbrecht<br />

genießt. Landbesitz wird dabei aus der gesamten<br />

Hand in die Individualrechtssphäre der einzelnen Erbberechtigten<br />

überführt, indem »einem jeden sein teil<br />

für sein frey eigen Gut zugestellt wird«.<br />

Diese Realteilung, im Text »gründliche abtheilung« genannt,<br />

war nicht in das alleinige Ermessen der Grundeigentümer<br />

gestellt. Die Landesordnung traf dazu umfassende<br />

Regelungen. So sahen die Bestimmungen vor,<br />

dass die als »vier geschworne Steinsetzer« bezeichneten<br />

Feldgeschworenen zur Durchführung und Umsetzung<br />

der Grundstücksteilung herangezogen werden mussten.<br />

Diese vier Feldgeschworenen fungierten als eine Art<br />

bäuerliches bzw. städtisches Eigengericht und waren<br />

neben der hier normierten Funktion oft auch für die<br />

Schlichtung von Grenzstreitigkeiten zuständig. Regelungen<br />

über ihre Wahl, Amtszeit oder Eidesleistung traf<br />

die Landesordnung nicht. Vielmehr setzte sie voraus,<br />

dass auf lokaler Ebene bereits ein solches Gremium<br />

etabliert war. Damit wird deutlich, dass die Landesordnung<br />

in ihren Bestimmungen zum »Vermessungsrecht«<br />

das schon vordem in der Grafschaft Henneberg<br />

in Geltung gewesene Gewohnheitsrecht wiedergibt<br />

und einheimische Gewohnheiten berücksichtigt.<br />

Neben den Feldgeschworenen war die Hinzuziehung der Grundstücksnachbarn<br />

und, sofern es sich um ein Erb- oder Lehngut<br />

handelte, auch des Erb- oder Grundherrn zwingend erforderlich.<br />

Die Landesordnung erwähnt ausdrücklich, dass dies »von<br />

wegen ihres Interesse« geschehen sollte. Bei näherer Betrachtung<br />

erweist sich die bis heute selbstverständliche Regelung<br />

als Fortbildung des überlieferten gemeinen Rechts. Bereits im<br />

mehr als 300 Jahre älteren Sachsenspiegel war bestimmt: »Wer<br />

malboume oder marksteine seczsit, der sal den da bi haben,<br />

der ander sit lant da bi hat« (Landrecht 2, Kap. 50).<br />

Ganz und gar neu hingegen war das in der hennebergischen<br />

Landesordnung von 1539 erstmals begründete Gebot, im Zuge<br />

einer Grundstücksteilung die Grenzen nach außen hin sichtbar<br />

zu machen. Die Abmarkungspflicht bestimmte, dass die<br />

Teilungsgrenzen durch »die geschwornen Steinsetzer mit einem<br />

Marckstein […] versteint werden« mussten. Die Art und<br />

Weise der Abmarkung blieb dabei dem ortsüblichen Gebrauch<br />

überlassen und konnte »wie von alters her oder sonsten kündlich«<br />

geschehen.<br />

Ausgehend von der Regelung des spezifischen Sonderfalls einer<br />

Grundstücks- bzw. Erbteilung statuiert das anschließende<br />

Kapitel (Buch 3, Tit. 5, Kap. 2) eine weit darüber hinausgehende<br />

generelle Abmarkungspflicht: Bei allen Grundstücken, die mit<br />

»unwissenheit untereinander vermengt« waren und keine »kündliche<br />

abmarckung« hatten, sollte »eine gründliche versteinung<br />

und vermarckung« vorgenommen werden. Dabei sollten nicht<br />

nur die jeweiligen geschworenen Steinsetzer und Grundstücksnachbarn,<br />

sondern auch die Richter und Schöffen der regionalen<br />

Gerichte beteiligt werden.<br />

Anlass für dieses aktive Einmischen in die Belange der Untertanen<br />

war die Erkenntnis, dass nichtgesicherte Eigentumsgrenzen<br />

im Laufe der Zeit Veränderungen<br />

erfahren und deshalb häufig Rechtsunsicherheit,<br />

Streit oder Übergriffe auf fremdes Eigentum zur<br />

Folge haben. Die bemängelten Zustände »vielfeltiger<br />

gebrechen« sollten wieder zu rechter Ordnung geführt<br />

werden, damit in Zukunft keinem mehr in »gefehrlicher<br />

weise vor dem andern das seine genommen<br />

oder entzogen« wird. Der Landesherr demonstrierte<br />

so seine Vorsorge für Gemeinwohl und gute<br />

Ordnung. Gleichzeitig ließ sich das angestrebte<br />

Regelungsziel mit den gemeinsamen Interessen von<br />

Obrigkeit und Bevölkerung an der Erhaltung und Förderung<br />

des Grenzfriedens legitimieren.<br />

Im Zusammenhang mit den staatlich angeordneten<br />

präventiven Maßnahmen steht die Frage der Sanktionierung<br />

von Eigentumsverletzungen. Die Landesordnung<br />

sah für das Übertreten der »versteinten«<br />

Grenze z. B. bei der Feldbestellung und Ernte eine<br />

Geldstrafe vor. Ein genaues Strafmaß war nicht festgelegt;<br />

die Geldbuße sollte sich »nach gestalt der<br />

sachen« richten. Wer aber ein Grenzzeichen in böser<br />

Absicht entfernte, machte sich eines schweren Kriminalvergehens<br />

schuldig. Die Landesordnung drohte<br />

für diesen Friedensbruch Leibesstrafen an: »Wo aber<br />

einer dem andern solche vermarckte Stein und Rein<br />

gefehrlichen ausgrübe unnd zerisse, der sol an Leib,<br />

Ehr und Gut, nach grösse und eigenschafft des Guts<br />

ernstlichen gestrafft werden.«<br />

FORUM FEDERALE<br />

Auch 469 Jahre nach der Publikation der Landesordnung<br />

kommt der Grenzabmarkung noch immer eine hohe Bedeutung<br />

zu. Der über Jahrhunderte bewährte Abmarkungsgrundsatz<br />

hat für die Eigentümer von Grundstücken stets die Sicherung<br />

ihrer Eigentumsrechte in der Örtlichkeit erheblich erleichtert.<br />

Auch das spezifische öffentliche Interesse an der<br />

Verhinderung von Grenzstreitigkeiten und der Erhaltung des<br />

Grenzfriedens besteht noch unverändert. Trotz moderner Messmethoden<br />

und kontinuierlicher Qualitäts- und Genauigkeitsverbesserung<br />

des Liegenschaftskatasters besteht keine Veranlassung,<br />

auf den Abmarkungsgrundsatz zu verzichten. Der<br />

Staat würde sich lediglich aus seiner ordnenden Verantwortung<br />

zurückziehen, ohne dass dies für den Bürger zu einer vertretbaren<br />

Verwaltungsoptimierung oder tatsächlichen Kostensenkung<br />

führt. Allenfalls würde die Eigenverantwortlichkeit der<br />

Grundstückseigentümer gestärkt – doch um welchen Preis?<br />

Dipl.-Ing. Frank Reichert<br />

Geschäftsstelle BDVI Brandenburg<br />

Madlower Hauptstraße 7 | 03050 Cottbus<br />

E-Mail reichert@bdvi-brandenburg.de


441<br />

FORUM FUNDUS<br />

Abbildung 1<br />

Abbildung 2<br />

Eine clevere Lösung!?<br />

In der vergangenen Woche erschien der Eigentümer<br />

des Flurstücks 202 bei mir im Büro und bat um<br />

eine Beratung. Er hatte ein Gebäude auf seinem Grundstück<br />

errichtet, welches eingemessen werden musste.<br />

Bei dieser Gelegenheit wollte er auch einen kleinen<br />

Streifen des Nachbargrundstücks, den er be reits nutzte,<br />

erwerben (Abb.1).<br />

Nachdem das Verfahren besprochen war und das Thema Kos -<br />

ten auf den Tisch kam, machte der Kunde den Vorschlag, den<br />

neuen Grenzstein im Süden doch nicht in die Grenze zu setzen,<br />

sondern einen Abstand von 2–5 cm zu halten und von<br />

diesem Knickpunkt die Grenze auf den alten Grenzstein laufen<br />

zu lassen (Abb. 2).<br />

3<br />

Oder doch eher die Axt am Berufsstand?<br />

Dies sei doch eine clevere Lösung, weil dann der vermessungs -<br />

technische Aufwand geringer sei und die südliche Grenze ge -<br />

bührentechnisch nicht in Ansatz gebracht werden müsse. Un -<br />

glücklicherweise ist diese Grenze auch noch geringfügig über<br />

50 m lang, so dass sich nach dem Gebührentarif in NRW die<br />

Grenz längengebühr verdoppelt. Dieser Vorschlag, von einem ver -<br />

messungstechnischen Laien kommend, hat bei mir eine gewisse<br />

Verwunderung ausgelöst. Es beschlich mich das Gefühl, dass<br />

ein Kollege eine bravouröse Beratungsleistung vollbracht hatte.<br />

Um es gleich zu sagen: Mein Bauchgefühl hat mich nicht<br />

getäuscht!<br />

Ein Nachfragen ergab dann, dass dieser »Trick« tatsächlich von<br />

einem »Kollegen« stammte, der dem ratsuchenden Grundstückserwerber<br />

diese irrwitzige Grenzziehung nahegelegt hatte.<br />

Wir haben selbstverständlich eine Beratungspflicht, die beinhaltet,<br />

dass die für den Antragsteller wirtschaftlichste Lösung<br />

gesucht und empfohlen wird. Dabei darf aber nicht aus den<br />

Augen verloren werden, dass der Verlauf von Eigentumsgrenzen<br />

für alle Beteiligten von nachhaltiger Bedeutung ist. Da ist<br />

die billigste Lösung nicht unbedingt die wirtschaftlichste.<br />

In der Berufsordnung NRW heißt es über die Öffentlich be -<br />

stellten Vermessungsingenieure (§ 9):<br />

… In Ausübung ihres Berufs muß ihr Verhalten<br />

der Achtung und dem Vertrauen entsprechen, die<br />

dem Beruf entgegengebracht werden …<br />

Ich habe erhebliche Zweifel, ob das oben geschilderte Bera tungsverhalten<br />

des Kollegen dazu beiträgt, die Achtung und das Vertrauen<br />

gegenüber unserem Beruf und gegenüber dem ge sam -<br />

ten amtlichen Vermessungswesen zu erhalten, ge schwei ge denn<br />

aufzubauen. Diese Beratung ist im höchsten Grade unpro -<br />

fessionell. Sie hat mit Berufsethik nichts zu tun und gibt den<br />

Berufsstand der Lächerlichkeit preis.<br />

Die ethischen Grundsätze unseres Berufes (Standes regeln) ge -<br />

ben die Richtung für verantwortungsvolles Handeln. Sie sollten<br />

verinnerlicht werden, bevor man den Beruf ergreift.<br />

Dipl.-Ing. Rudolf Wehmeyer<br />

Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur<br />

Grevener Straße 75 | 48159 Münster<br />

E-Mail info@vermessungsbuero-wehmeyer.de<br />

ZEIT-<br />

MANAGE-<br />

MENT<br />

FORUM FUNDUS<br />

Schon wieder<br />

mel det Outlook eine neue E-Mail.<br />

Ich bin mitten in einer schwierigen Kontrolle!<br />

Sollte ich trotzdem schnell einen Blick auf den »Be treff«<br />

werfen? Aber da steht ja gar nichts: Wie unhöflich! Der Absender<br />

klingt seriös, aber wie oft mischt sich trotz Spam-Filter ungebetene<br />

Post unter. Eine ganz typische Situation des Alltags.<br />

Im Büro muss klar geregelt sein, wo die neuen E-Mails landen und wer sie verteilt.<br />

Auch eine Abwesenheits- bzw. (gerade jetzt) Urlaubs vertretung muss klar sein. Wer sich<br />

den Luxus erlaubt, nur zweimal am Tag seine E-Mails zu sichten, muss schon eine sehr<br />

gute Zeiteinteilung haben, um zurechtzukommen. Da lobe ich mir die gute, alte Postmappe,<br />

die vormittags die Bundespost und nachmittags die PIN-Post enthält. Man kann sich auf eine<br />

Sache konzentrieren und die Mappe schnell abarbeiten – wenn da nicht noch das Telefon<br />

wäre. Oder schlimmer noch: das Mobiltelefon und der Festnetzanschluss. Muss ich eigentlich<br />

ständig für jeden mobil erreichbar sein? Ich sitze doch sowieso überwiegend an meinem Fest -<br />

netzanschluss, den ich auch oft benutze. Wenn dann noch das Mobiltelefon klingelt, stört<br />

es einfach nur. Der Kunde ist zwar König, aber oftmals habe ich nicht die gleichen Informationen<br />

wie der Projektbearbeiter und dem Kunden wäre viel mehr geholfen, würde er<br />

gleich über Festnetz mit dem Projektbearbeiter sprechen. Eine telefonische Verbindung<br />

von Mobil- zu Festnetz scheitert außerdem häufig an der technischen Ausstattung.<br />

Fazit: Für mein besseres Zeitmanagement ist die Organisation von Kommunikationswegen<br />

via Telefon, Mail und Analogpost sehr wichtig. Auf jeden<br />

Fall vorteilhaft, wenn dem Kunden die direkte E-Mail oder<br />

Durchwahl des Projektbearbeiters bekannt ist.<br />

Dipl.-Ing. Claudia Zimmermann<br />

FORUM-Redaktion<br />

Presseinformation | 18. Juli 2008<br />

Finanzwelt erschüttert! Banken in der Krise!<br />

Hypotheken nicht gesichert!<br />

B<br />

einahe täglich sind diese Schlagzeilen<br />

zu lesen. Eine solide Immobilienwerter -<br />

mitt lung und ausgereifte Eigentums siche -<br />

rungs systeme hingegen schützen das Eigentum<br />

an Grund und Boden und bilden somit<br />

die Basis für gesunde Volks wirt schaften.<br />

Auf der INTERGEO in Bremen, Weltleitmesse und<br />

Kongress für Geodä sie, Geoinformation und<br />

Land management, bilden die aktuellen Themen<br />

der Immobilienwertermittlung, die Fragen zur<br />

Neuausrichtung der deut schen Bodenpolitik in<br />

einer sich wandelnden Gesellschaft und die mo -<br />

der ne Entwicklung des Eigentumskatasters zu<br />

einem elementaren Bau stein von E-Government<br />

einen klaren Schwerpunkt. Wer planen, bauen<br />

und neu ordnen will, benötigt genau diese Ele -<br />

mente als unver zichtbare Grundlagen. Dies gilt<br />

für Projektentwickler, kommunale Planer und<br />

Politiker ebenso wie für Grundeigentümer, Versicherer<br />

und Ban ken. Im Kongress der INTER-<br />

GEO werden aktuelle Fragen zu diesen Themen<br />

diskutiert, ent spre chende Methoden und Werk -<br />

zeuge vor ge stellt. Es werden Fragestellungen<br />

behandelt wie: »Welchen Einfluss hat der<br />

demo graphische Wandel auf die Immobilienwerte?«,<br />

»Wie wird sich die Neu fassung der<br />

Wert ermittlungs ver ord nung aus wirken?« und<br />

»Welchen Nutzen bringt der Grundstücksmarkt<br />

bericht Deutschland?«. Die Fach messe bietet<br />

ein breites Spektrum von Lösungsangeboten –<br />

Hard- und Soft ware –, die sich mit Projekten<br />

des Immobi lien mana ge ments, der Grundstücksbewertung<br />

und der pla ne ri schen Neuausrich-<br />

tung unserer Umwelt aus ein an der setzen. Krea -<br />

tive Aussteller und interes sierte Fach besucher<br />

sind das be stimmende und be lebende Element<br />

des Markt platzes INTERGEO.<br />

Die INTERGEO 2008 findet vom 30. September<br />

bis 2. Oktober 2008 in Bremen statt. Weitere<br />

In formationen unter www.intergeo.de. Veranstalter<br />

der INTERGEO ist der DVW e. V. –<br />

Deutscher Verein für Vermessungswesen.<br />

Pressekontakt<br />

HINTE Marketing & Media GmbH<br />

Hannah Steffen<br />

Fon +49 (0)721/83 14 24-460<br />

E-Mail hsteffen@hinte-marketing.de<br />

3<br />

442<br />

Aus dem Alltag eines ÖbVI


FORUM FEDERALE<br />

443<br />

Lockere Landpartie<br />

per Motorrad!<br />

Wer in Berlin oder Brandenburg mit Vermessung in Verwaltung oder freier Wirtschaft zu tun hat, war zu dieser<br />

Tour eingeladen. Die rund 230 km lange Tour fand statt am Samstag, dem 7. Juni 2008. Sie führte 23 Teilnehmer<br />

vom Südosten Berlins in das Spree-Dahme-Seengebiet.<br />

Das Wetter war perfekt und die Organisation von Friedhelm Olthuis und<br />

dem Organisationsteam war es auch. Sowohl die Teilnehmer als auch<br />

die Motorräder kamen aus allen Bereichen – wie bereits in der Einladung<br />

skizziert: »egal, ob jung, alt, ob langsam oder schnell unterwegs«.<br />

In den gut verteilten Pausen drehten sich natürlich viele Gespräche<br />

um die Vermessung; neue Verbindungen wurden geknüpft, alte aufgefrischt.<br />

In einem Hotel in Schmöckwitz klang der Tag bei Gegrilltem und Live-<br />

Musik am See aus.<br />

So eine Tour war bereits seit Jahren angedacht. Nun hat sie endlich stattgefunden<br />

und war so gut gelungen, dass sofort für das nächste Jahr am ersten Samstag<br />

im Juni (6. Juni 2009) eine Wiederholung mit hoffentlich noch mehr Teilneh -<br />

mern geplant ist. Weitere Infos unter www.motorradtour.comgeo.de.<br />

Dipl.-Ing. Claudia Zimmermann | FORUM-Redaktion<br />

3<br />

MINISTERIUM FÜR INFRASTRUKTUR UND<br />

RAUMORDNUNG | INNENMINISTERIUM (HRSG.)<br />

UND OBERER GUTACHTERAUSSCHUSS DES LANDES<br />

BRANDENBURG<br />

PRAXISHILFE<br />

Bodenwerterhöhungen und Ausgleichs-<br />

beträge in Sanierungsgebieten<br />

Landesvermessung und Geobasisinformation<br />

Brandenburg, 2008<br />

100 Seiten<br />

Im Mai dieses Jahres veröffentlichte das Ministerium für In -<br />

fra struktur und Raumordnung des Landes Brandenburg die<br />

Praxis hilfe »Bodenwerterhöhungen und Ausgleichsbeträge in<br />

Sa nierungsgebieten« (Bearbeitung Walter Schwenk und Christian<br />

Wieck). Nun besteht wahrlich ebenso wenig ein Mangel<br />

an Fach literatur und juristischen Kommentaren zu den Rege -<br />

lungen des besonderen Städtebaurechts des Baugesetzbuches<br />

wie an behördlichen Vorschriften zur Ermittlung und Festsetzung<br />

der Ausgleichsbeträge für sanie rungs bedingte Boden -<br />

werter hö h ungen. Warum und für wen also eine Praxishilfe?<br />

»Mit dem Titel ›Praxishilfe‹ wird der Anspruch deutlich, alle<br />

Beteiligten anhand der konkreten Bedingungen im Land Brandenburg<br />

in der praktischen Umsetzung der besonderen sa -<br />

nierungs rechtlichen Vorschriften zu unterstützen«, heißt es im<br />

Vorwort von Jörg Schönbohm und Reinhold Dellmann. Nach<br />

der Lektüre des Werkes ist man geneigt, den Herren Recht zu<br />

geben. Den Autoren ist es gelungen, die komplexen Sachverhalte<br />

verständlich und komprimiert darzustellen, ohne die not -<br />

wendige inhaltliche Tiefe vermissen zu lassen.<br />

Der besondere Praxisbezug ergibt sich aus der Einbeziehung<br />

von Vertretern der Ministerien, Gemeinden, Sanierungsträgern<br />

und Gutachterausschüssen für Grundstückswerte bei der Erarbei<br />

tung der Praxishilfe. Dadurch konnte bei der Darstellung<br />

des Ablaufs einer Sanierungsmaßnahme ganz gezielt auf in der<br />

täglichen Arbeit auftretende Probleme und Schwierigkeiten<br />

eingegangen werden, was die vorliegende Praxishilfe von den<br />

bislang vorhandenen Fachveröffentlichungen abhebt.<br />

Hervorzuheben ist des Weiteren, dass auch weniger geläufige<br />

Regelungen wie der zum 1. Januar 2007 eingeführten Mög -<br />

lichkeit zur Abschöpfung des Erschließungsaufwandes anstatt<br />

der Bodenwerterhöhung nach<br />

§ 154 Abs. 2a BauGB oder der Sa -<br />

nierungsumlegung ange messener<br />

Raum gegeben wird. Die Verwen -<br />

dung von Graphiken, Diagrammen<br />

und Berechnungs bei spielen<br />

trägt zur Verständ lich keit der Aus -<br />

führungen bei.<br />

BÜCHER<br />

Abgerundet wird die Praxishilfe<br />

von einem umfangreichen Anhang,<br />

der neben Glossar, Literaturund<br />

Stichwortverzeichnis auch<br />

Beispiele für Ausgleichsbetragsbescheide,<br />

Ablösevereinbarungen<br />

und weitere Schriftsätze bietet.<br />

Letztere dürften vor allem für Grundstückseigentümer im Be -<br />

reich von Sanierungsmaßnahmen von Interesse sein. Zudem<br />

werden Grundstücks sachverständigen Hinweise und Vor schläge<br />

zu benötigten Unterlagen für die Ermittlung von Bodenwerten<br />

sowie zum Inhalt und Aufbau von Gut achten an die Hand ge -<br />

geben.<br />

Bei so viel Licht gibt es natürlich auch etwas Schatten. So werden<br />

der in der Praxis immer wieder auftretenden Überlagerung<br />

von Sanierungsmaßnahmen mit anderen städtebaulichen Instrumenten<br />

lediglich zwei Seiten eingeräumt. Im Vergleich zu<br />

anderen behandelten Themen sind die Erklärungen bei diesem<br />

oft sehr komplexen Sachverhalt relativ knapp ausgefallen. Auch<br />

ein Berechnungsbeispiel wäre an dieser Stelle sicherlich sinn -<br />

voll gewesen.<br />

Insgesamt ist den Autoren mit der vorliegenden Praxishilfe jedoch<br />

ein hilfreiches und kompaktes Werk gelungen, dass so wohl<br />

die Arbeit von Behörden und Sachverständigen erleich tern wie<br />

auch für viele Ausgleichsbetragspflichtige einen wichtigen Ratgeber<br />

darstellen kann.<br />

Stephan Zahn | Berlin<br />

Die Broschüre steht als Download unter<br />

www.gutachterausschuss-bb.de/OGAA/pdf/Broschur_<br />

Praxis hilfe_2008.pdf<br />

zur Verfügung bzw. kann kostenlos von der Geschäftsstelle<br />

des Oberen Gutachterausschusses unter folgender Kontakt -<br />

adresse bezogen werden:<br />

Oberer Gutachterausschuss für Grundstückswerte<br />

Geschäftsstelle<br />

Postfach 1674<br />

15206 Frankfurt (Oder)<br />

Telefon 0335/558 25 20<br />

E-Mail oberer.gutachterausschuss@geobasis-bb.de<br />

3<br />

444


445<br />

BÜCHER<br />

GABRIELE BOBKA (HRSG.)<br />

SPEZIALIMMOBILIEN VON A-Z<br />

3<br />

Bundesanzeiger Verlag, 2007<br />

598 Seiten<br />

ISBN 978-3-89817-630-9<br />

Das Buch ist schon eine Zeit lang am Markt und liegt in unserem<br />

Büro zum »gefälligen Gebrauch« aus. Wir können<br />

es uns also sparen, das Werk akademisch zu rezensieren, wir dürfen<br />

bereits die Frage wagen: Finden die Bewertungen, Mo delle,<br />

Benchmarks und Beispiele in (unserer) Praxis Anwendung?<br />

Dafür spricht, dass sich unter den Autoren auch die üblichen<br />

Verdächtigen in dem Buch tummeln: Praktiker der Wertermitt -<br />

lung, die alle über ihre besonderen Anwendungsschwerpunkte<br />

berichten. Allein die Sammlung verschiedener Anwendungs -<br />

felder in einem Werk ist schon hilfreich (das Buch von Vogels<br />

über »Grundstücks- und Gebäudebewertung, marktgerecht«<br />

aus dem Jahre 1972 war in unserem Büro jahrzehntelang der<br />

Renner).<br />

Das beginnt mit Freizeitimmobilien, dem Gastgewerbe und Ge -<br />

sundheitszentren, setzt sich mit Handels- und Hotelimmobilien<br />

fort, streift Industrieliegenschaften, vertieft infrastruktur -<br />

bezogene Immobilien und stellt schließlich auch Immobilien<br />

mit Logistik-, Kirchen-, öffentlicher Nutzung, sogar Seniorennut<br />

zung und schließlich weitere Sondernutzungsformen vor.<br />

Ein bisschen viel? Die Messlatte der Herausgeberin liegt hoch:<br />

Die Spezialimmobilien sollen von A–Z behandelt werden, will<br />

sagen, dem Anwender soll das weite Anwendungsspektrum der<br />

(überwiegend) Gewerbeimmobilien vorgestellt werden. Natürlich<br />

ist das Buch für die gesamte Immobilienwirtschaft konzi -<br />

piert.<br />

»Es wendet sich sowohl an Sachverständige, bei denen die Vertiefung<br />

und Erweiterung ihrer Fachkenntnisse im Vordergrund<br />

steht, als auch an Praktiker, die sich partiell über die Besonderheiten<br />

und neuesten Entwicklungen einzelner Spezialimmobilien<br />

informieren wollen.«<br />

Also schlagen wir auf: Bewertung von Autohäusern. Unsere<br />

Anfrage betrifft die bewertungsrelevanten Merkmale dieser<br />

Branche. Wie kann man Autohäuser vergleichbar machen? Die<br />

Branche gibt darüber keine Auskunft. Obwohl eine Moment -<br />

aufnahme, gibt der Bei trag von Frank Pfaff wertvolle Aus kunft<br />

über die Grundstruktur von Autohäusern. Das Ertrags wert -<br />

verfahren wird be schrie ben, es werden Orientierungen zu den<br />

Bewirtschaftungskosten und zum Liegenschaftszins gegeben.<br />

Und der Verfasser führt den wichtigen Aspekt der Drittverwen -<br />

dungsfähigkeit an.<br />

Fa zit: verwendbar.<br />

Matthias Schröder gibt einen<br />

Abriss über die Bewertung von<br />

Hotels – Immobilien mit Zu -<br />

kunft. Wohl wissend, dass es<br />

in dieser Branche im Bewertungsfall<br />

nicht mit ungefäh -<br />

rem Wissen getan ist, bedeu -<br />

tet es eine Hilfe, sich kompakt<br />

informieren zu können. Das<br />

Bei spiel belegt die Praxisnähe<br />

seiner Aussagen.<br />

Und ein dritter Blick: Die Wert -<br />

ermittlung von Kirchen im mo -<br />

bilien. Ist die Umnutzung von<br />

kirchlich genutzten Räumen<br />

nur ein Phä nomen unserer Zeit,<br />

zudem regional begrenzt? Ga -<br />

briele Bobka klärt – man ist versucht zu sagen: umfassend –<br />

auf über die Säkularisierung des kirchlichen Umfeldes.<br />

Die in Folge zu neh mend problematische Finanzsituation der<br />

Kirchen führt zu Überlegungen über eine Mehr fach- oder so -<br />

gar Umnutzung der Kirchen. Der Wertermittler hat sich zu nehmend<br />

mit Rendi teaspekten auseinander zu setzen, für die es<br />

noch wenige Vorbilder gibt. Der Beitrag führt in die Problematik<br />

kompetent ein.<br />

Und noch ein weiterer Vorzug findet sich in dem Buch. So wird<br />

vor Beginn der Einzelbetrachtungen eine Analyse der wert -<br />

erheblichen Parameter bei Spezialimmobilien versucht.<br />

Hinweise auf die notwendige Nachhaltigkeit von Gewerbenutzungen,<br />

auf die Bedeutung der Modernisierungskosten, auf<br />

Rendite und Risiko. Dieser Vorschlag einer Systematisierung<br />

erleichtert den Einstieg in die Bewertung von vergleichbaren<br />

Immobilien, die in dem Buch nicht behandelt werden.<br />

Ich bin mir sicher, auch dieses Buch wird in unserem Büro ein<br />

Leserenner.<br />

Walter Schwenk | Berlin<br />

DR. ULRIKE KIRCHHOFF<br />

WOHNUNGSEIGENTUM IN<br />

FRAGE UND ANTWORT<br />

Erwerb, Finanzierung, Verwaltung, Verkauf<br />

Beck Juristischer Verlag<br />

1. Auflage (Juni 2007)<br />

Deutsch, broschiert, 165 Seiten<br />

ISBN-10: 3-423-50651-2<br />

ISBN-13: 978-3-423-50651-9<br />

Antworten auf Fragen rund um das Wohnungs<br />

eigentum will Dr. Ulrike Kirchhoff –<br />

Vorsitzende des Landesverbandes bayerischer<br />

Haus-, Wohnungs- und Grundbesitzer e. V.<br />

(Haus & Grund Bayern) – in diesem Rechts berater<br />

geben.<br />

Sieben Themenabschnitte werden dabei auf<br />

162 Seiten behandelt:<br />

Erwerb der Eigentumswohnung<br />

Finanzierung des Kaufes<br />

Eigentümerversammlung<br />

Verwaltung der Anlage<br />

Instandhaltung, Reparatur und<br />

Modernisierung<br />

Gebrauch und Verwertung des Wohneigentums<br />

Eigentümerwechsel<br />

Schematisch werden einzelne Fragestellungen, z. B. »Wer ist für<br />

die Instandhaltung und Instandsetzung zuständig?«, beant wor -<br />

tet. Die Fragen sind dabei so formuliert, wie sich diese z. B. in<br />

einem abendlichen Gespräch zwischen zwei Bekannten oder<br />

Freunden ergeben könnten, wobei der eine Wohnungseigentümer<br />

ist und der Zweite als Laie interessierte Fragen stellt.<br />

Die Antworten sind in knapper Form gehalten, selten mehr als<br />

eine Seite lang. Zumeist genügen die Antworten dem Anspruch<br />

des Buches, »leicht verständlich zu sein«. Für Wohnungseigen -<br />

tümer, die konkrete Probleme in ihrer Wohnanlage, z. B. mit<br />

Mit eigentümern, dem Verwalter o. Ä. haben, werden die Ant -<br />

worten jedoch selten ausreichen. Für die Verständlichkeit des<br />

interessierten Laien wäre es zudem förderlich gewesen, die textlichen<br />

Ausführungen um graphische Elemente zu erweitern.<br />

BÜCHER<br />

Das Buch ist in einem durchweg sachlichen Sprachstil gehalten.<br />

Trotzdem wird man an der einen und anderen Stelle zum<br />

Schmunzeln verleitet. Auf die Frage »Was ist die Teilungser -<br />

klärung?« beginnt die Antwort mit dem Satz: »Unter dem Begriff<br />

Teilungserklärung wird zunächst die Teilungserklärung im<br />

eigentlichen und im engeren Sinne verstanden […]« (Seite 21).<br />

Siehe oben: Hier wäre zum Einstieg eine aussagekräftige Graphik<br />

sicherlich aufschlussreicher.<br />

Weiterhin sollen »zahlreiche Beispiele« die Anschaulichkeit des<br />

Buches verbessern. Obgleich »zahlreich« ein relativer und un -<br />

be stimmter Begriff ist, der weit ausgelegt werden kann, sind<br />

sowohl Anzahl wie auch Qualität insgesamt unzureichend.<br />

Vielmehr beschrän ken sich die Beispiele oftmals auf bloße Nennungen<br />

ohne konkrete Ausführungen. Der Frage »Wann reicht<br />

ein Mehrheitsbe schluss?« folgt:<br />

»Sämt liche Angelegen heiten der ord -<br />

nungsge mäßen Verwaltung können<br />

durch einen einfachen Mehr heits -<br />

beschluss geregelt werden, wie z. B.<br />

die Bestellung des Verwalters […]«<br />

(Seite 72).<br />

Inhaltlich gibt es einige wenige Unsauberkeiten.<br />

So wird beispielsweise<br />

in den Ausführungen zum Aufbau<br />

des Grundbuchs nur das Realfolium<br />

dargestellt (d. h., jedes Grundstück<br />

wird auf einem eigenen Grundbuch -<br />

blatt angelegt). Die zweite Variante<br />

wird nicht erwähnt: das Personalfolium<br />

oder Eigentümergrund buch,<br />

bei dem in einem Grundbuchblatt<br />

mehrere Grundstücke (jeweils unter<br />

einer eindeutigen laufenden Nummer) abgelegt werden.<br />

Wenn gleich solche nicht ganz korrekt dargestellten Sachverhalte<br />

kaum rechtliche oder wertrelevante Auswirkungen für<br />

den Leser haben dürften, bleibt die Frage, wie es sich bei der<br />

Be antwortung anderer, wichtigerer Fragestellungen darstellt.<br />

Für interessierte Neulinge im Bereich des Wohnungseigentums<br />

ist dieses Buch durchaus ein hilfreicher Einstieg. Für Wohnungseigentümer<br />

selbst sind die Ausführungen nur bedingt<br />

geeignet, hier fehlen dann auch Hinweise zu weiterführender<br />

und vertiefender Literatur oder auch Gerichtsurteilen. Zudem<br />

wird nur zu den wenigsten Stichwörtern und Sachverhalten<br />

die gesetzliche Grundlage benannt.<br />

Fazit: bedingt empfehlenswert.<br />

Christian Wieck | Berlin<br />

3<br />

446


447<br />

BÜCHER<br />

DIETER WILKE, HANS-JÜRGEN DAGEFÖRDE, ANDREAS<br />

KNUTH, THOMAS MEYER, CORNELIA BROY-BÜLOW<br />

BAUORDNUNG FÜR BERLIN<br />

Kommentar mit Rechtsverordnungen<br />

und Ausführungsvorschriften<br />

Die »neue« Fassung der Bauordnung für Berlin ist zwar schon<br />

seit dem 29. September 2005 in Kraft, kommentiert wurde<br />

das Gesetz aber zunächst in vielen Veranstaltungen z. B. von<br />

der Baukammer Berlin oder von der Architektenkammer und<br />

weiteren Vereinen oder Bundesverbänden; auch die Senats verwaltung<br />

selbst bot Fortbildungen an. Eine Informations quelle<br />

stellte die Begründung dar, die bereits seit der Gesetzes vorlage<br />

vom 3. Mai 2005 unverändert besteht. Nun ist ein Kommentar<br />

verlegt worden, den fünf Autoren ge mein sam verfasst haben<br />

für Behörden, Architekten, Bauingenieure und nicht zuletzt für<br />

Vermessungsingenieure. Fast zeitgleich erschien der Kommen -<br />

tar der BDVI-Landesgruppe Berlin, welcher ebenfalls weite Verbreitung<br />

und Akzeptanz genießt.<br />

»Die aktuelle Berliner Bauordnung beruht auf den grundsätz -<br />

lichen Erwägungen, sich im Verfahrens- wie im materiellen Recht<br />

auf die aus heutiger Sicht notwendigen Regelungen zu be -<br />

schränken. Teilziele sind<br />

Stärkung der Eigenverantwortung der am Bau Beteiligten,<br />

Reduzierung der Prüfprogramme der Baugenehmigungs -<br />

verfahren,<br />

Deregulierung und Vereinfachung des materiellen Bau -<br />

ordnungsrechts.«<br />

(So der Begleittext des Verlags zur Veröffentlichung.)<br />

Der Kommentar liefert den Ori ginaltext und ausführliche Erläu -<br />

terungen sämtlicher Paragraphen, in die bereits die ersten Pra -<br />

xis erfahrungen eingeflossen sind. Darüber hinaus liefert der An -<br />

hang Hintergrundwissen zum übergeleiteten Berliner Planungs -<br />

recht und zu bauaufsichtlich bedeutsamen Rechts vor schrif ten.<br />

Ein umfangreiches Abkürzungs verzeichnis und ein sehr mager<br />

gehaltenes Sachregister runden den Text ab.<br />

3<br />

Verlag Vieweg + Teubner<br />

GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2008<br />

6., vollständig überarbeitete Auflage<br />

828 Seiten, gebunden, 24 x 17 cm, 119,90 E<br />

ISBN: 978-3-528-12550-9<br />

Den Erläuterungen je -<br />

des Paragraphen ist ein<br />

Inhaltsverzeichnis vorangestellt.<br />

Weiterhin<br />

trägt Fettdruck zur<br />

Übersichtlichkeit bei.<br />

Das für die Vermessungs<br />

fachleute wichti<br />

ge Abstandsflä chen -<br />

recht, welches in Berlin<br />

einigermaßen kompli -<br />

ziert und mit der neuen<br />

Bauordnung auch nicht<br />

wesentlich einfacher<br />

geworden ist, wird sehr ausführlich kommentiert und mit Verweisen<br />

auf die zugrunde liegenden Gerichtsurteile konkretisiert.<br />

Weite re Schwerpunkte bilden der Brandschutz, die am Bau Be -<br />

teiligten, die Behandlung des Bauantrages, die Prüfung bau technischer<br />

Nachweise und die Regelungen über Bauprodukte und<br />

Bauarten.<br />

In der neuen Gestaltung der Abläufe der verschiedenen Bauge<br />

nehmigungsverfahren ist deutlich der Wille zur Deregu lie -<br />

rung zu erkennen. Zukünftig wird die Hälfte aller Vorhaben<br />

ein vereinfachtes Baugenehmigungsverfahren durchlaufen. Ein<br />

wei teres Viertel soll sogar von der Genehmigung freigestellt<br />

werden. Der positive Aspekt ist die Zeitersparnis. Von vielen Ent<br />

wurfsverfassern inzwischen als negativ erkannt ist ihre enorme<br />

Verantwortung, wenn die Baubehörde sich auf den Status der<br />

Baupolizei zurückzieht.<br />

Der Kommentar ist von der Verwaltung anerkannt, wird viel angewandt,<br />

obwohl wenig Exemplare bei den zuständigen Sach -<br />

bearbeitern vorhanden zu sein scheinen.<br />

Die Autoren sind Spezialisten auf dem Gebiet des Berliner Bau -<br />

ordnungsrechts und haben jeweils Teile des Gesetzestextes<br />

kommentiert.<br />

Ohne Kenntnis dieses Kommentars ist die neue Bauordnung<br />

schwierig anzuwenden. Umso angenehmer, dass der Text verständlich<br />

geschrieben und mit Hintergrundwissen und Erklä run -<br />

gen versehen ist – lesbar nicht nur für Akademiker. Ein erwei -<br />

tertes Sachregister bzw. ein umfangreiches Schlagwort register<br />

in der 2. Auflage würden die Anwendbarkeit enorm erhöhen.<br />

Als ergänzende Literatur sind u. a. zu nennen die Entscheidungs<br />

hilfen der Berliner Bauaufsicht und der Leitfaden zum<br />

Bau nebenrecht.<br />

Claudia Zimmermann | Berlin<br />

JENS JÄHNKE<br />

ZUR TEILMARKTBILDUNG<br />

BEIM LANDERWERB<br />

DER ÖFFENTLICHEN HAND<br />

Schriftenreihe des Instituts für Geodäsie<br />

und Geoinformationen der Rheinischen<br />

Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn<br />

Heft 5, Bonn 2008, gebundene Ausgabe<br />

187 Seiten, ISSN: 1864-1113<br />

Der freihändige Erwerb zukünftiger Gemeinbedarfsflächen<br />

stellt sowohl für die öffentliche Hand auf der Erwerberseite<br />

als auch für meist private Grundstückseigentümer auf der<br />

Veräußererseite ein Rechtsgeschäft dar, bei welchem aufgrund<br />

der besonderen Rahmenbedingungen das Vorliegen des »ge -<br />

wöhnlichen Geschäftsverkehrs« regelmäßig in Frage gestellt<br />

wird. Da der Grundstückseigentümer nur an die öffentliche Hand<br />

bzw. den Bedarfsträger veräußern kann und der Bedarfs träger<br />

als Erwerber in seiner Entscheidungsfreiheit lagebezogen ge -<br />

bunden ist, besteht weder ein freihändiges Angebot noch eine<br />

zwanglose Nachfrage.<br />

Jähnke untersucht in seiner Dissertation, inwiefern aufgrund<br />

dieser besonderen Rahmenbedingungen Abweichungen zwi -<br />

schen den theoretischen Enteignungs- und Entschädigungsgrund<br />

sätzen und dem tatsächlichen Marktgeschehen bestehen,<br />

worauf diese gegebenenfalls zurückzuführen sind und ob sich<br />

damit die Bildung von Teilmärkten begründen lässt.<br />

Neben der Erläuterung der notwendigen Begrifflichkeiten be -<br />

inhaltet der erste Teil der Arbeit vor allem eine gegliederte Zu -<br />

sammenstellung von Urteilen und Beschlüssen zu Gemeinbedarfs<br />

flächen, zum Begriff des »gewöhnlichen Geschäfts ver kehrs«<br />

oder auch zur Diskrepanz zwischen »Wert« und »Preis«.<br />

Aus der Analyse der Rechtsprechung ergeben sich unterschied -<br />

liche Argumentationsmöglichkeiten. Mit einigen Entschei dun -<br />

gen wird ein Teilmarkt für öffentliche Bedarfsflächen ein ge -<br />

räumt. Andere Urteile verneinen dagegen die Existenz von<br />

Teilmärkten, wenn z. B. erkennbar ist, dass die vermutete Teilmarktbildung<br />

auf fehlerhaften Kaufpreisanalysen basierte.<br />

Im Hauptteil der Arbeit stellt Jähnke die unterschiedlichen und<br />

teils gegensätzlichen Ansichten der Fach- und Kommentarli -<br />

te ratur zur Teilmarktheorie und zur Verwendbarkeit der Kauf-<br />

BÜCHER<br />

fälle der öffentlichen Hand zusammen, wobei die Thematik mit<br />

aus der Fachliteratur bekannten Kauffallbeispielen sowie eigenen<br />

empirischen Untersuchungen eingehender untersucht wird.<br />

Für den Teilmarkt »Zukünftige Gemeinbedarfsflächen« liegen<br />

die Grunderwerbspraxis und die Rechtsdogmatik oftmals weit<br />

auseinander. Beim Erwerb wurde daher ein höherer Kaufpreis<br />

vereinbart, als unter Anwendung der Enteignungs- und Ent schädigungsgrundsätze<br />

zu zahlen wäre. Diese Erhöhungen können<br />

u. a. aus Wirtschaftserschwer niszu schlägen oder Be schleu -<br />

nigungszuschlägen resultie ren. Die diese Zusammenhänge wi -<br />

derlegenden oder (scheinbar) wider spie geln den gewählten<br />

Praxisbei spiele umfassen neben Abbauflächen oder Deponien<br />

schwerpunktmäßig den Ver kehrs we ge bau und die dafür be -<br />

nötigten vormals land- und forst wirt schaftlich ge nutzten Flä -<br />

chen.<br />

Gemäß Jähnkes abschließender Wertung konnte gezeigt werden,<br />

dass die Annahme von Teilmärkten beim Landerwerb von<br />

zukünftigen Gemeinbedarfsflächen bei allen untersuchten<br />

Bei spielen auf unrichtigen Analysen der erhöhten Vergleichs -<br />

kauf preise beruhte. Seinem Ergebnis nach wurden oftmals<br />

Kauffälle herangezogen, die Nebenentschädigungen sowie Zu -<br />

schlä ge zur Berücksichtigung von Verfahrensrisiko oder -dauer<br />

enthielten. Diese müssten aber für die Verkehrswertermittlung<br />

aus den Vergleichsdaten herausgerechnet werden.<br />

Als sinnvolle Ergänzung der wissenschaftlichen Ausführungen<br />

hätten sich differenzierte Handlungsempfehlungen angebo ten.<br />

So haben die aus vorliegenden Vergleichskauffällen resul tie -<br />

ren den Kaufpreise für den Wertermittler einen anderen Verwendungsradius<br />

als für den Bedarfsträger bei der Kalkulation<br />

der aufzubringenden Ankaufspreise. Für den Leser verbleibt<br />

trotz Jähnkes abschließender Wertung der Eindruck, dass ohne<br />

ein scheinbar überhöhtes Kaufpreisangebot im Zuge des freihändigen<br />

Erwerbs ein Ankauf der zukünftigen Gemeinbedarfs -<br />

fläche meist nur schwer möglich ist.<br />

Zusammenfassend stellt Jähnke mit seiner wissenschaftlichen<br />

Arbeit eine kompakte Darstellung hinsichtlich der möglichen<br />

Teilmarktbildung bei Gemeinbedarfsflächen zur Verfügung. Sie<br />

beinhaltet neben untersuchten Praxisbeispielen sowie einer<br />

übersichtlichen Zusammenfassung bisher ergangener Rechts -<br />

ent schei dungen auch Ausführungen zu den Besonderheiten<br />

beim Unternehmensflurbereinigungsverfahren. Da es auch im<br />

Rahmen einer solchen Arbeit nicht möglich ist, die Vielfalt der<br />

die Teilmarkttheorie umfassenden Aspekte erschöpfend<br />

darzustellen, verbleibt noch weiterführender Untersuchungs -<br />

spielraum.<br />

Ellen Günther | Berlin<br />

Die Arbeit wurde am 28. Juni 2007 als Dissertation zur Erlangung des Grades Doktor-Ingenieur der Landwirtschaftlichen<br />

Fakultät der Rhei nischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn vorge legt. Referent war Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Erich Weiß,<br />

Ko referenten waren Prof. Dr.-Ing. Theo Kötter und Prof. Dr.-Ing. Werner Ziegenbein.<br />

3<br />

448


FORUM FUTURA<br />

JOBBÖRSE<br />

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mit der gängigen Vermessungs- und GDV-Software, insbesondere<br />

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mit überwiegend kommunalen Auftrag -<br />

gebern. Sowohl Auftrags- als auch Ertragslage sind sehr gut. Sitz<br />

des Büros ist eine reizvolle Kleinstadt in Südwürttemberg. Das Vermessungsbüro<br />

ist seit über 25 Jahren tätig, hat einen langjährigen<br />

Kundenstamm vorzuweisen und einen hohen Bekanntheitsgrad im<br />

Gebiet. Gesucht wird ein unternehmerisch ambitionierter Vermessungsingenieur,<br />

der das Büro schrittweise übernehmen kann.<br />

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28. Oktober 2008,<br />

Köln<br />

9:00 bis 16:00 Uhr<br />

Teilnehmerbeitrag:<br />

180,00 E<br />

5. November 2008,<br />

Köln<br />

9:00 bis 16:00 Uhr<br />

Teilnehmerbeitrag:<br />

180,00 E<br />

23./24. Oktober,<br />

30./31. Oktober,<br />

13./14. November,<br />

11./12. Dezember,<br />

18./19. Dezember 2008<br />

(10 Tage, jeweils<br />

FORUM FUTURA<br />

AKTUELLE ENTWICKLUNGEN IN DER<br />

Referenten:<br />

IMMOBILIENWERTERMITTLUNG – DIE NEUEN NHK 2005<br />

Dipl.-Ing. Ulrich Homa,<br />

Neue gesetzliche Entwicklungen in der Immobilienwertermittlung – Institut für Baulandcon-<br />

die neue ImmoWertV und die Änderungen des BauGB im Zuge der sulting und Stadtumbau,<br />

Reform des Erbschafts- und Bewertungsrechts<br />

Bonn<br />

Das Forschungsprojekt NHK 2005<br />

Dipl.-Ing. Dietmar Weigt,<br />

Welche Änderungen bringen die NHK 2005?<br />

Professur für Städtebau<br />

Modellkonforme Anwendung des Sachwertverfahrens<br />

und Bodenordnung, Bonn<br />

Das BKI-Alterwertminderungsmodell und -Bauschadensmodell<br />

Beispiele: Bewertung von Sachwertobjekten mit Hilfe des<br />

Sachwertverfahrens<br />

Abschlussdiskussion<br />

EINSTIEGS-/ REFRESHKURS AUSGLEICHUNGSRECHNUNG<br />

Durch die stetige Leistungssteigerung programmgesteuerter Rechen -<br />

anlagen und ihre zunehmende Verbreitung als Personal Computer<br />

setzen sich im Vermessungswesen immer mehr komplexe Auswerte -<br />

verfahren durch. Sie alle verwenden die Ausgleichungsrechnung nach<br />

der Methode der kleinsten Quadrate von GAUSS, so dass heutzutage<br />

nicht nur Ingenieure, sondern auch Vermessungstechniker mit der<br />

Ausgleichung konfrontiert werden.<br />

Der eintägige Kurs bietet – ohne viele Formeln, aber mit einer Fülle<br />

von Beispielen – einen Einstieg bzw. frischt längst vergessenes Wissen<br />

wieder auf bzw. ergänzt es.<br />

Donnerstag und Freitag), möchten.<br />

Mellendorf<br />

9:00 bis 17:00 Uhr Vorläufiges Programm unter:<br />

(65 Zeitstunden) www.bdvi.de/service/bi/Immobilienwert_Programm_2008.pdf<br />

Teilnehmerbeitrag:<br />

1.800,00 E<br />

GRUNDSEMINAR »IMMOBILIENWERTERMITTLUNG«<br />

Das Grundseminar »Immobilienwertermittlung – die Bewertung von<br />

bebauten und unbebauten Grundstücken« richtet sich an Öffentlich<br />

bestellte Vermessungsingenieure sowie deren Angestellte, die (wieder)<br />

in die Bewertung von Immobilien einsteigen und mittelfristig die<br />

öffentliche Bestellung und Vereidigung für diesen Fachbereich anstreben<br />

Referent:<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans Fröhlich<br />

Referenten:<br />

diverse<br />

Unsere Kontaktdaten: BDVI Bildungsinstitut, ddp, Gabriele Grundner<br />

Herderstraße 62 • 40882 Ratingen • Fon 02102/58 86 93 • Fax 02102/58 86 94 • E-Mail gabriele.grundner@arcor.de<br />

Diese Seminare werden bei der Ingenieurkammer-Bau zur Anerkennung von Fortbildungsmaßnahmen gemäß § 3 Abs. 2<br />

Fort- und Weiterbildungsordnung eingereicht.<br />

3<br />

450


451<br />

FORUM FUTURA<br />

FACHBEZOGENE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />

GEOINFORMATION<br />

22./23. Oktober 2008,<br />

Frankfurt am Main<br />

28./29.Oktober und<br />

27. November 2008,<br />

Bochum/Leipzig<br />

5. November 2008,<br />

Bauhaus-Universität<br />

Weimar<br />

5. ESGEO-KONFERENZ<br />

Sichere Geoinformationen<br />

Geodätisches Kolloquium<br />

GDI.WSV – die Geodateninfrastruktur<br />

für die Verkehrswasserwege<br />

10. November 2008, RECHTSFRAGEN BEI DER ERSTELLUNG<br />

Hannover, Leibniz-Haus UND VERARBEITUNG VON GEOINFORMATIONEN<br />

1./2. Dezember 2008,<br />

Münster<br />

4./5. Dezember 2008,<br />

Berlin<br />

FACHBEZOGENE UND SEMINARE GEOINFORMATION/<br />

MESSEN / TAGUNGEN<br />

BODENORDNUNG / STADTUMBAU / WERTERMITTLUNG<br />

9. Oktober 2008,<br />

Berlin<br />

10. November 2008,<br />

Fulda<br />

DER GEODATENMANAGER<br />

Expertenseminar<br />

www.esgeo.de<br />

www.uni-weimar.de/Bauing/<br />

Vermess/kolloquium.html<br />

FME-ANWENDERTREFFEN www.fme-anwendertreffen.de<br />

Workshop<br />

ARCHIVIERUNG IN DIGITALER KARTOGRAPHIE<br />

STADTUMBAU OST IM UMBRUCH<br />

Zwischen Leitbild und Rendite<br />

DVW-Seminar<br />

UMLEGUNG IN STADT UND LAND<br />

Grundlagen und Praxisbeispiele<br />

12. bis 13. Januar 2009, Sprengnetter Immobilienbewertung<br />

Dresden<br />

GRUNDLAGEN DES IMMOBILIENRECHTS<br />

www.fortbildung-geodaten.de<br />

www.codata-germany.org/<br />

Archiving_2008<br />

Fon 030/39 04 73 30<br />

E-Mail gst-bb@vhw.de<br />

www.vhw.de<br />

Fon 06042/96 12 23<br />

E-Mail nicola.dekorsymaibaum@hvbg.hessen.de<br />

Fon 06042/96 12 23<br />

www.sprengnetter.de<br />

Sprengnetter Immobilienbewertung – AUS- UND WEITERBILDUNG IN DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />

Seminarübersichten, Referenten und Termine finden Sie im Internet unter www.sprengnetter.de<br />

oder erhalten Sie bei der InfoLine 02642/97 96-75/-76.<br />

WEITERE FACHVERANSTALTUNGEN / MESSEN / TAGUNGEN<br />

SONSTIGE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />

30. September bis<br />

2. Oktober 2008,<br />

Bremen<br />

6. bis 8. Oktober 2008,<br />

München<br />

7. bis 9. Oktober 2008,<br />

Dresden<br />

16./17. Oktober 2008,<br />

Leipzig<br />

17. Oktober 2008,<br />

Karlsruhe<br />

28./29. Oktober 2008,<br />

Augsburg<br />

6. November 2008,<br />

Essen<br />

6. bis 8.<br />

November 2008,<br />

Goslar<br />

12. bis 14.<br />

November 2008,<br />

Potsdam<br />

27. November 2008,<br />

Essen<br />

INTERGEO 2008<br />

1. Oktober 2008, 16:00 bis 17:30 Uhr, BDVI-Forum<br />

»Thema PPP-Modelle in der GDI –<br />

Privatvertrauen vs. Staatsvertrauen«<br />

Fon 0721/931 33-740<br />

E-Mail ofreier@hinte-messe.de<br />

www.intergeo.de<br />

EXPO REAL 2008 Fon 089/94 91 16 28<br />

E-Mail info@exporeal.net<br />

www.exporeal.net<br />

POSITIONs 2008<br />

Kongress und Fachausstellung<br />

für Satellitennavigationssysteme<br />

FORUM FUTURA<br />

KOMCOM Bayern Fon 0681/95 42 70<br />

E-Mail komcom@komcom.de<br />

www.komcom.de/komcom-bayern<br />

DVW-VORTRAGS-UND FORTBILDUNGSVERANSTALTUNG<br />

Vermessungswesen aktuell – 2008<br />

Fon 0201/180 31<br />

E-Mail anmeldung@hdt-essen.de<br />

www.dvw.de/dvwextern/nrw/modul<br />

es.php?name=wirueberuns&pa=sho<br />

wpage&pid=15<br />

8. ALTBERGBAU-KOLLOQUIUM www.igmc.tu-clausthal.de/<br />

abteilungen/ markscheidewesenund-geoinformation/altbergbaukoloquium/ules.php?name=<br />

wiruberuns&pa=showpage&pid=15<br />

DIGITAL EARTH SUMMIT ON GEOINFORMATICS www.isde-summit-2008.org<br />

Seminar<br />

HOAI-LEISTUNGSBILD XIII FÜR<br />

VERMESSUNGSTECHNISCHE LEISTUNGEN<br />

www.positions-kongress.de<br />

KOMCOM OST Fon 0681/954 27-0<br />

E-Mail komcom@komcom.de<br />

www.komcom.de<br />

OPTISCHE MESSTECHNIK<br />

für Anwendungen im Maschinenbau<br />

Fon 0721/608 36 72<br />

E-Mail Messtechnik2008@<br />

gik.uni-karlsruhe.de<br />

Fax 0201/180 32 80<br />

E-Mail anmeldung@hdt-essen.de<br />

www.hdt-essen.de<br />

Weitere umfangreiche Informationen zu Fort- und Weiterbildungen finden Sie auch unter den folgenden Links:<br />

www.bdvi.de/termine.htm • www.sprengnetter.de • www.vhw-online.de • www.staedtebau-berlin.de • www.tae.de • www.zgdv.de<br />

13 13<br />

452


453<br />

FORUM FUTURA<br />

FACHBEZOGENE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />

BODENORDNUNG / STADTUMBAU / WERTERMITTLUNG<br />

12. bis 14.<br />

November 2008,<br />

Berlin<br />

Nachruf<br />

3<br />

WERTERMITTLUNG NACH DEM BAUGESETZBUCH<br />

Vorträge mit Erfahrungsaustausch zwischen Gut achterausschüssen<br />

nach § 193 BauGB, deren Geschäftsstellen und freiberuflich tätigen<br />

Sach verständigen<br />

Krumbholz: Immobilienmarktbericht Deutschland<br />

Voß, Gudat: Verlässlichkeit zugänglicher Markt informationen<br />

Ehlers: Richtungsänderung oder Fortschritt bei GAA<br />

Schwenk, Wieck: Praxishilfe Sanierung für Branden burg<br />

Schumacher: Berücksichtigung von Bau schäden/Baumängeln<br />

bei der Verkehrswertermittlung<br />

Ulrich: Marktwertermittlung von Objekten des<br />

betreuten Wohnens<br />

Troff: Auswirkung der EEG-2008/2009-Novelle<br />

Bischoff: Die neue Wertermittlungsverordnung<br />

Rössler: Aus der Praxis der behördlichen Grundstücks -<br />

bewertung in Berlin<br />

Städtebauliche Besichtigungen<br />

Institut für Städtebau Berlin<br />

Stresemannstraße 90 • 10963 Berlin • Fon 030/23 08 22 0 • Fax 030/23 08 22 22<br />

E-Mail info@staedtebau-berlin.de • www.staedtebau-berlin.de<br />

Die BDVI-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen trauert um<br />

HERRN DIPL.-ING.<br />

HANSHEINRICH MÜNKER<br />

ÖFFENTLICH BESTELLTER VERMESSUNGSINGENIEUR A. D.<br />

* 7. JANUAR 1929 † 7. AUGUST 2008<br />

Wir werden unserem Kollegen ein ehrendes Andenken bewahren.<br />

Dr.-Ing. Hubertus Brauer<br />

Vorsitzender der BDVI-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

Bund der Öffentlich bestellten<br />

Vermessungsingenieure e. V. (BDVI)<br />

Luisenstraße 46, 10117 Berlin<br />

Fon 030/240 83 83<br />

Fax 030/240 83 859<br />

SCHRIFTLEITUNG<br />

Dr.-Ing. Walter Schwenk<br />

Dr.-Ing. Wolfgang Guske<br />

Maxstraße 3a, 13347 Berlin<br />

Fon 030/46 00 79-0<br />

Fax 030/46 00 79-99<br />

forum@bdvi.de<br />

REDAKTION<br />

Dipl.-Ing. Karin Reimers<br />

Martina Wolkowa<br />

Dipl.-Ing. Andreas Bandow<br />

Robert Lehmann<br />

Dipl.-Ing. Claudia Zimmermann<br />

REDAKTION MOSAIK<br />

Martina Wolkowa<br />

Dipl.-Ing. Andreas Bandow<br />

Luisenstraße 46, 10117 Berlin<br />

Fon 030/240 83 83<br />

Fax 030/240 83 859<br />

KONZEPT + GESTALTUNG<br />

Nolte | Kommunikation<br />

Rückerstraße 4, 10119 Berlin-Mitte<br />

info@nolte-kommunikation.de<br />

DRUCK<br />

MEDIALIS Offsetdruck GmbH<br />

Gedruckt auf Zanders Megamatt<br />

MANUSKRIPTE<br />

Bitte an die Schriftleitung rich ten. Ge -<br />

zeich ne te Bei trä ge stellen die Ansicht<br />

des Ver fassers dar, nicht aber unbedingt<br />

die des BDVI oder der Schriftleitung.<br />

Mit der Annahme des Manus kriptes und<br />

der Veröffentlichung geht das alleinige<br />

Recht der Vervielfältigung und der Über -<br />

setzung auf den BDVI über.<br />

Alle Rechte vorbehalten, auch die des<br />

aus zugs weisen Nachdrucks, der foto -<br />

mecha ni schen Wiedergabe und Über -<br />

setzung.<br />

Der Abdruck von Originalartikeln ohne<br />

vor herige Zustimmung der Schrift -<br />

leitung ist nicht gestattet.<br />

ABONNEMENT<br />

Bezugspreis im Jahres abonnement<br />

34,95 E zzgl. MwSt. und Versand,<br />

für das Einzelheft 9 E.<br />

ISSN<br />

0342-6165<br />

ANZEIGEN<br />

Bund der Öffentlich bestellten<br />

Vermessungsingenieure e. V. (BDVI)<br />

Martina Wolkowa<br />

Luisenstraße 46, 10117 Berlin<br />

Fon 030/240 83 83<br />

Fax 030/240 83 859<br />

forum-anzeigen@bdvi.de<br />

BILDNACHWEIS<br />

Privat, BDVI, Photodisc/Getty Images,<br />

Deutsche Immobilien-Akademie an der<br />

Universität Freiburg GmbH, TU Berlin,<br />

Roland Bauer vom Landesvermessungsamt<br />

BW, Stephan Zahn, Christian Wieck,<br />

Nolte | Kommunikation<br />

Titelfoto: Nolte | Kommunikation


Der BDVI lädt läädt<br />

ein zur<br />

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Katastervermessung Kattasterver<br />

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Überwachen Sie strukturelle Deformationen<br />

in (fast) jeder Stadt.<br />

©2007, Trimble Navigation Limited. Alle Rechte vorbehalten. Trimble und das Globus- & Dreieck-Logo sind beim United States Patent und<br />

Trademark Offi ce und in anderen Ländern eingetragene Warenzeichen von Trimble Navigation Limited. SUR-160<br />

Wir präsentieren unser bislang leistungsstärkstes<br />

System für Vermessung und Deformationsanalysen:<br />

Die Trimble ® S8 Totalstation.<br />

Dieses Spitzenmodell bietet höchste<br />

Flexibilität und Vermessungsgenauigkeit.<br />

Die Trimble S8 handhabt darüber hinaus<br />

strukturelle Deformationsmessungen bei<br />

zahllosen Anwendungen mit unübertroffener<br />

Genauigkeit und hohem Arbeitskomfort<br />

– vom Tunnelbau bis zum Verkehrswesen.<br />

Die Trimble S8-Totalstation erkennt aufgrund<br />

der innovativen neuen FineLock Technik<br />

strukturelle Deformationen – entscheidend<br />

für die Arbeit an tragenden Strukturen.<br />

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die blitzschnelle Datenanalyse hinzu und<br />

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