Vertrauensmarketing
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Zeitschrift des Bundes der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure e. V.<br />
Erforderlich:<br />
Der neue BDVI-Präsident<br />
fordert ein ÖbVI-<br />
<strong>Vertrauensmarketing</strong><br />
Ergiebig:<br />
Über Befindlichkeiten<br />
im deutschen<br />
Vermessungswesen<br />
Erstaunlich:<br />
Mini- und Mikrodrohnen<br />
mit<br />
Echtzeit-<br />
Georegistrierung<br />
DPAG PVSt G 50591 »Entgelt bezahlt« BDVI Berlin<br />
34. Jahrgang<br />
2008<br />
ISSN 0342-6165<br />
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MOSAIK<br />
_ KRANKENGELD<br />
Krankengeldregelung für Selbstständige<br />
muss zurückgenommen werden<br />
Zur aktuellen Debatte erklärt BFB-Präsident Dr. Ulrich Oesingmann:<br />
»Rund 1,5 Millionen Selbstständige und Freiberufler,<br />
die freiwillig Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) sind, erhalten ab dem neuen Jahr kein Krankengeld<br />
mehr von ihrer Kasse. Wir fordern den Gesetzgeber auf,<br />
diese Leistungskürzung zurückzunehmen.«<br />
Im Zuge der im Jahr 2007 verabschiedeten Gesundheitsreform<br />
wurden diese Leistungen mit Wirkung ab dem 1. Januar 2009<br />
gestrichen. Dies ist eine eklatante Benachteiligung der in der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung freiwillig versicherten Selbstständigen.<br />
Der Gesetzgeber muss diese Änderung sofort rückgängig<br />
machen. Da nicht damit zu rechnen ist, dass sich der<br />
Gesetzgeber zeitnah bewegt, müssen sich die Betroffenen<br />
schnellstens um ein neues Auffangnetz im Krankheitsfall kümmern.<br />
Die Folgen für Selbstständige, die im Krankheitsfall nicht<br />
mehr abgesichert sind, können existenzbedrohend sein.<br />
Die betroffenen in der GKV freiwillig versicherten Selbstständigen<br />
sollten sich daher in den nächsten Wochen von mehreren<br />
privaten Versicherungsgesellschaften Angebote einholen und<br />
Prämien und Leistungen vergleichen. Die Versicherungsunter-<br />
_ AUSBILDUNG<br />
DIA startet mit Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
im Bereich Real Estate<br />
Führungs- und Nachwuchskräften der Immobilien- und Finanzbranche<br />
bietet die Deutsche Immobilien-Akademie (DIA)<br />
an der Universität Freiburg ab September die Möglichkeit, einen<br />
Bachelor- oder Masterabschluss im Bereich Real Estate<br />
zu erwerben. Möglich wird dies im Rahmen einer Kooperation<br />
mit der SMI School of Management and Innovation, der Business<br />
School an der privaten, staatlich anerkannten und promotionsberechtigten<br />
Steinbeis-Hochschule Berlin.<br />
»Für uns geht damit der Traum von einer durchlässigen, berufsbegleitenden<br />
immobilienwirtschaftlichen Weiterbildung bis<br />
hin zum akademischen Abschluss in Erfüllung«, freut sich DIA-<br />
Geschäftsführer Peter Graf. Die Anforderungen an die Aus- und<br />
Weiterbildung, welche für eine erfolgreiche berufliche Tätigkeit<br />
in der Immobilienwirtschaft notwendig seien, nähmen aufgrund<br />
der Internationalisierung und Professionalisierung immer mehr<br />
zu. »Neben Berufspraktikern mit einem Abschluss als Immobilienkaufmann<br />
oder Immobilienwirt werden auch Betriebswirte,<br />
Juristen,BauingenieureundArchitektenverstärktdieMöglichkeit<br />
nutzen, sich mit einem Bachelorstudium oder einem der postgradualen<br />
Masterstudiengänge immobilienwirtschaftliche Spezialkenntnisse<br />
anzueignen«, ist sich Peter Graf sicher.<br />
nehmen sind aufgefordert, Produkte anzubieten, die dem geringen<br />
versicherungsmathematischen Risiko von Ausfallzeiten<br />
bei Selbstständigen Rechnung tragen. Dieses unterdurchschnittliche<br />
Risiko muss sich auch in günstigen Konditionen wiederfinden.<br />
Dabei sollte an kombinierte Angebote mit Betriebsausfalldeckung<br />
gedacht werden. Die Alternative, das Krankengeld<br />
auch zukünftig über die GKV abzusichern, sehen wir kritisch.<br />
Wer sich dazu entschließt, einen Zusatzvertrag über seine<br />
gesetzliche Kasse abzuschließen, sollte gewarnt sein. Erstens<br />
liegen bis heute keine Krankengeld-Wahltarife bei den gesetzlichen<br />
Kassen vor. Zweitens ist noch nicht abzusehen, wie sich<br />
die Beiträge der einzelnen Kassen nach Einführung des Gesundheitsfonds<br />
entwickeln werden. Und wer sich heute für eine bestimmte<br />
Krankenkasse entscheidet, ist an diese mindestens für<br />
die nächsten drei Jahre gebunden. Wie auch immer sich die<br />
Betroffenen entscheiden: Sie werden mit Zusatzbelastungen<br />
rechnen müssen. Diese werden besser verkraften zu sein als die<br />
finanziellen Belastungen, die eintreten, wenn die Ausfallzeiten<br />
bei zum Teil langen und schweren Erkrankungen nicht mehr<br />
abgesichert sind.«<br />
(Quelle: Presseinformation des BFB, 9. September 2008)<br />
»Genügte es in der Vergangenheit,<br />
einzelne<br />
Objekte bewerten, bewirtschaften<br />
oder vermarkten<br />
zu können, so<br />
stehen heute verstärkt<br />
grenzüberschreitende<br />
Portfolios, Unternehmen<br />
oder die Strukturierung<br />
der Finanzierung<br />
im Fokus«, erläutern<br />
die Studienleiter<br />
Professor Heinz Rehkugler<br />
und Professor Michael Lister. Bei der Bewertung, der<br />
Ertragsberechnung, der Kreditbeschaffung oder der Suche nach<br />
neuen Investitionsstrategien benötigten Entscheider Fachkompetenz<br />
auf internationalem Niveau.<br />
Information: Deutsche Immobilien-Akademie<br />
an der Universität Freiburg, Thomas Bühren<br />
Eisenbahnstraße 56, 79098 Freiburg, Telefon 0761/20755-27<br />
www.dia.de<br />
(Quelle: Presseinformation der Deutschen Immobilien-Akademie an<br />
der Universität Freiburg GmbH, 5. August 2008) 390<br />
3
391<br />
MOSAIK<br />
3<br />
Die CDs mit Bild + Ton des<br />
Kabaretts »Corner-Value-Paper«<br />
vom BDVI-Kongress 2008 können<br />
bei der BDVI-Geschäftsstelle<br />
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_ ADV<br />
Jubiläumsveranstaltung 60 Jahre<br />
Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltung<br />
(AdV) in Stuttgart<br />
»Baden-Württemberg bekennt sich zu einer konsequenten Weiterentwicklung<br />
der Vermessungsverwaltung.«<br />
»Die Landesregierung von Baden-Württemberg unterstützt die technologischen Entwicklungen<br />
im amtlichen Vermessungswesen: sei es beim Aufbau einer Geodateninfrastruktur<br />
oder durch die Einrichtung und den Betrieb des Satellitenpositionierungsdienstes<br />
SAPOS®. Baden-Württemberg begnügt sich im Bereich Forschung<br />
und Entwicklung nicht mit einer Zuschauerrolle, sondern will sich aktiv beteiligen«,<br />
sagte die Staatssekretärin im<br />
Ministerium für Ernährung und<br />
Ländlichen Raum, Friedlinde<br />
Gurr-Hirsch MdL, am Dienstag<br />
(9. September) im Rahmen der<br />
Veranstaltung zum 60-jährigen<br />
Bestehen der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Vermessungsverwaltung<br />
(AdV) in Stuttgart. InnerhalbEuropashabeBaden-Württemberg<br />
mit 4,2 % des Bruttoinlandsprodukts<br />
das meiste Geld Staatssekretärin für Aktivrolle von BW<br />
in die Forschung investiert. Damit hat bei Forschung und Entwicklung<br />
Baden-Württemberg im Vergleich<br />
der Länder in Deutschland und in der EU Platz eins eingenommen.<br />
»Die Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen gewährleistet die Einheitlichkeit<br />
der von der Wirtschaft gebrauchten Geobasisinformationen. Ohne die AdV<br />
hätten wir 16 verschiedene Stimmen; dies wäre im europäischen Kontext mehr als<br />
hinderlich. Im zusammenwachsenden Europa muss Deutschland auch im föderal<br />
strukturierten Vermessungswesen mit einer Stimme sprechen«, erklärte die Staatssekretärin.<br />
Gerade im Bereich der Geoinformationen sei dies äußerst wichtig. Geoinformationen<br />
müssten in einheitlichen Standards und Normen zur Verfügung stehen.<br />
Durch die europäische INSPIRE-Richtlinie würden die Voraussetzungen für eine<br />
Aktivierung des Wertschöpfungspotenzials von Geoinformationen geschaffen.<br />
INSPIRE (Infrastructure for Spatial Information in Europe) unterstütze durch den<br />
Aufbau von Geodateninfrastrukturen die Lissabon-Strategie der Europäischen Union<br />
für mehr Wirtschaftswachstum. Die Landesregierung werde diese Richtlinie in Baden-<br />
Württemberg daher zügig umsetzen.<br />
In der AdV wirken die Vermessungsverwaltungen der Länder zusammen, um fachliche<br />
Angelegenheiten von grundsätzlicher und überregionaler Bedeutung mit dem<br />
Ziel einer einheitlichen Regelung zu behandeln. So waren Vertreter der AdV bei der<br />
Konzeption für das europäische Satellitennavigationssystem Galileo beteiligt und<br />
brachten die Interessen der Vermessungsverwaltungen Deutschlands in den europäischen<br />
Gremien ein. Durch die Einrichtung von »Zentralen Stellen« wurde pro<br />
Produkt oder Dienst ein Ansprechpartner für die Belange der Industrie, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft geschaffen. Damit werden hochwertige Produkte und Dienstleistungen<br />
der Vermessungsverwaltungen einheitlich und aus einer Hand abgegeben.<br />
Der Vorteil der amtlichen Geoinformationen der Vermessungsverwaltungen sind<br />
die bundesweite Verfügbarkeit, die hohe Aktualität und einheitliche Gebühren und<br />
Lizenzmodelle.<br />
(Quelle: Pressestelle des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum)<br />
_ E-LEARNING<br />
Gold in Peking – für die Lehre<br />
TU-Student für die Entwicklung einer multimedialen E-Learning-<br />
Plattform in der Geoinformationstechnik ausgezeichnet.<br />
Mit einem Gold Award kehrte das Team des Instituts für Geodäsie<br />
und Geoinformationstechnik (IGG) der Technischen Universität<br />
Berlin aus Peking zurück. Auf dem mit über 3.000 Teilnehmern<br />
gut besuchten 21. Kongress der »International Society<br />
of Photogrammetry and Remote Sensing« (ISPRS) war<br />
Robert Kaden, studentischer Mitarbeiter des IGG, für seine<br />
Entwicklung einer multimedialen E-Learning-Plattform zu<br />
dem Standard CityGML ausgezeichnet worden.<br />
CityGML (City Geography Markup Language) ist ein semantisches<br />
Datenmodell und Austauschformat, mit dem 3-D-Daten<br />
für Gebäude- und Stadtmodelle beschrieben werden können.<br />
Gerade erst Anfang August 2008 ist es vom Open Geospatial<br />
Consortium (OGC) als internationaler Standard verabschiedet<br />
worden. Dieser Standard erleichtert die weltweite Zusammenarbeit<br />
und den hersteller- und anbieterübergreifenden Datenaustausch<br />
von virtuellen 3-D-Stadtmodellen. Entwickelt wurde<br />
CityGML von der SIG 3D, einem deutschen Gremium mit über<br />
100 Mitgliedern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung<br />
_ UMORGANISATION DER LANDESVERMESSUNG<br />
GEObasis.NRW jetzt bei der Bezirksregierung Köln<br />
Die Umorganisation der Landesvermessung in NRW wurde im letzten Jahr von der Landesregierung<br />
propagiert und durchgesetzt. Neben der Aufgabenkritik am Landesvermessungsamt<br />
und bei den Bezirksregierungen hatte das Vorhaben das Ziel,<br />
Personaleinsparungen vorzunehmen.<br />
Wie erfolgreich dieses Unternehmen war, davon berichtete<br />
der Regierungspräsident von Köln in seiner Pressekonferenz<br />
vom 25. Juni 2008. Generalthema der Pressekonferenz war<br />
die Integration des Landesvermessungsamtes (ehemaliger<br />
LHO-Betrieb) in eine Abteilung der Bezirksregierung. Die<br />
jetzige Abteilung 7 »GEObasis.NRW« wurde neu strukturiert<br />
und personell verschlankt.<br />
Die Einbindung der Aufgaben »Landesvermessung« und<br />
»GEObasis« in eine Regierungsbehörde bietet Chancen für<br />
die Bündelung von Aufgaben insbesondere im Bereich E-<br />
Government und Know-how-Center für Zukunftsaufgaben<br />
auf allen Gebieten der Landesvermessung (von SAPOS® bis<br />
GIS). Die Abteilung 7 könnte als Stabsstelle, losgelöst von<br />
Dienstaufsichtsaufgaben, fungieren. Hier hat das Land NRW<br />
noch einiges an Nachholbedarf, besonders wenn es darum<br />
geht, die amtlichen Daten auch allen amtlichen Vermessungsstellen<br />
nach VermKatG zur Verfügung zu stellen. Es bedarf<br />
noch einiger praktischer Entscheidungen, um auch das<br />
Denken auf die Region »Land NRW« auszurichten.<br />
Der BDVI wünscht der Abteilung 7 viel Erfolg auf dem Weg<br />
zur »GEObasis.NRW«.<br />
(Quelle: Pressestelle Bezirksregierung Köln/BDVI NRW)<br />
Robert Kaden ist der Dritte von rechts.<br />
MOSAIK<br />
unter dem Vorsitz von TU-Professor Thomas H. Kolbe. Eingesetzt<br />
wird der Standard bereits von Vermessungsämtern und<br />
Unternehmen, die Gebäude, Stadtviertel und ganze Regionen<br />
in einer 3-D-Ansicht abbilden, um Voraussetzungen für Stadtplanungen,<br />
Umweltsimulationen, Sicherheitsanalysen oder für<br />
touristische Zwecke zu schaffen. Auch für die zukünftige Automatisierung<br />
bestimmter Vermessungsarbeiten durch Roboter<br />
sind die 3-D-Modelle ein unabdingbares Hilfsmittel.<br />
Der Erfolg der bisherigen Kursteilnehmer (seit Mai 2008) aus verschiedenen<br />
europäischen Ländern überzeugte auch die Jury in<br />
Peking. Sie verlieh dem angehenden Geodäten Robert Kaden den<br />
mit 1.000 US $ dotierten Gold Award des E-Learning-Wettbewerbs<br />
CATCON (Computer Assisted Teaching Contest).<br />
(Quelle: Pressestelle der TU Berlin)<br />
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3<br />
392
393<br />
EDITORIAL<br />
3<br />
34. Jahrgang, 2008, Heft 3<br />
EDITORIAL<br />
Step by Step<br />
Das FORUM begrüßt den neuen Präsidenten, Michael Zurhorst, wie es<br />
den alten verabschiedet hat: mit »business as usual«. Der Willkommensgruß<br />
in diesem Heft ist vielfältig und umfasst verschiedene Aktionsbereiche,<br />
die in der kommenden Zeit das Interesse der ÖbVI auf sich ziehen werden.<br />
An erster Stelle stehen die Gedanken des »Neuen« unter dem diesjährigen<br />
Kongressmotto »Perspektive Zukunft«. Über seinen pragmatischen Ansatz,<br />
mit dem Privileg der öffentlichen Beleihung ausgestattet neue Wirkungsfelder<br />
zu erobern, wird man hoffentlich noch öfter und in allen Gremien<br />
sprechen. Sein Vorschlag für ein »<strong>Vertrauensmarketing</strong>« passt sehr gut zu<br />
den Ausführungen des DVW-Präsidenten Hagen Graeff, der seine Frage nach<br />
den Befindlichkeiten im deutschen Vermessungswesen nicht allein mit den<br />
aktuellen Herausforderungen beantwortet, sondern mit dem Hinweis auf<br />
die Gestaltungsmöglichkeiten in einem breit gefächerten Berufsfeld.<br />
Den Bericht vom Kleinen Geodätentag darf man gern als Pendant oder als<br />
Spiegel des Bundeskongresses lesen. So wie die Aktionen auf Bundesebene<br />
zu neuen Kommunikationsformen zwischen den Vertretern der Vermessungsverwaltungen<br />
und dem BDVI geführt haben, ist beispielsweise im<br />
amtlichen Vermessungswesen des Landes Brandenburg über die Jahre ein<br />
gegenseitiges Verständnis für die unterschiedlichen Befindlichkeiten der Akteure<br />
entstanden. Jedes Bundesland mag seine Form der Zusammenarbeit<br />
finden. Der Weg wird – wie nachlesbar – auf Bundes- und Länderebene<br />
bereits beschritten.<br />
Mit den beiden technischen Beiträgen wollen wir Diskussionsthemen zur<br />
INTERGEO beisteuern. Ulrich Bergmann ist zu verdanken, dass er die<br />
Schwarz-Weiß-Betrachtungen über den Einsatz von GNSS-Messungen gar<br />
nicht erst mitmacht, sondern einen vermittelnden und damit auch praxisnahen<br />
Vorschlag zur integrierten Anwendung von GNSS-Messungen und<br />
terrestrischen Beobachtungen unterbreitet. Hannes Eugster bleibt es vorbehalten,<br />
das technische Fenster weit zu öffnen und den Blick auf den Einsatz<br />
von Mini- und Mikrodrohnen mit Echtzeit-Georegistrierung zu richten.<br />
Mit diesen Beiträgen wird noch einmal die von Hagen Graeff festgestellte<br />
»kreative Vielfältigkeit« der Geodäsie unterstrichen.<br />
Wie schön – ein Beruf mit Zukunft.<br />
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395<br />
IN DIESEM HEFT<br />
IN DIESEM HEFT<br />
TITEL | BDVI INTERN<br />
3<br />
34. Jahrgang, 2008, Heft 3<br />
Des Berufes Kern<br />
Gedanken des neuen BDVI-Präsidenten zur »Perspektive Zukunft«<br />
Michael Zurhorst 397<br />
MOSAIK 390<br />
EDITORIAL<br />
Step by Step<br />
Walter Schwenk 393<br />
KONGRESS<br />
Wir sind wer!<br />
Befindlichkeiten im deutschen Vermessungswesen<br />
Hagen Graeff 403<br />
Zum Beispiel könnte man …<br />
Nachsinnen in einem leeren Kongresssaal 407<br />
Das Corner-Value-Paper und der BDVI-Kongress<br />
Highlight am Vorabend 409<br />
TECHNIK<br />
Genauigkeitsuntersuchungen zu<br />
hybriden Verfahren mit GNSS-Messungen<br />
und terrestrischen Beobachtungen<br />
Ulrich Bergmann 411<br />
UAV-basiertes Augmented Monitoring<br />
Echtzeit-Videodaten-Georeferenzierung und -Integration<br />
in virtuelle Globen<br />
Hannes Eugster 420<br />
IMMOBILIEN<br />
Aktuelle Gebäudesachwerte in der<br />
Verkehrswertermittlung (NHK 2005)<br />
Warum hat man nicht vorher einen Wertermittler gefragt?<br />
Agnar Boysen 425<br />
Herzlich willkommen … 397<br />
auf der Kommandobrücke des BDVI. Vielleicht<br />
ließen sich auch andere Bilder verwenden, aber so, wie ÖbVI<br />
Michael Zurhorst aus Werne in der Mitgliederversammlung des<br />
BDVI vor das Rednerpult trat,<br />
wie er in seiner Antrittsrede<br />
programmatische Akzente<br />
setzte, verfestigte sich der<br />
Eindruck: Hier übernimmt<br />
jemand Verantwortung, um<br />
zu gestalten. Die Zuhörer<br />
waren zufrieden.<br />
Perspektive Zukunft.<br />
Wer etwas will,<br />
sucht Wege<br />
403<br />
und dafür steht der DVW-Präsident Hagen Graeff, für die Suche<br />
nach einem Einstieg in neue Ausbildungsformen, für die Bewährung<br />
auf veränderten Arbeitsfeldern, für die Gesprächsfähigkeit<br />
im Umgang der Geodäten miteinander.<br />
Den zweiten Teil des Zitats braucht er daher nicht in Anspruch<br />
zu nehmen: Wer etwas nicht will, sucht Gründe.<br />
Für die Praxis 411<br />
bringen die Untersuchungen von Ulrich Bergmann<br />
die Erkenntnis, dass die in Ballungsräumen oft notwendige<br />
Verknüpfung von GNSS-Messungen mit terrestrischen Beobachtungen<br />
neue Fragen zu den amtlich geforderten und technisch<br />
möglichen Genauigkeiten aufwirft.<br />
Kollege ÖbVI, übernehmen Sie.<br />
Mini- und Mikrodrohnen<br />
im Einsatz<br />
420<br />
Der Clou des Beitrags von Hannes Eugster besteht in der Echtzeit-<br />
Georegistrierung und Echtzeit-Geodatenintegration von Bilddaten,<br />
die mit Mini- und Mikrodrohnen gewonnen werden. Der<br />
Einsatz von Mini- und Mikrodrohnen findet im weitesten Sinne<br />
im Sicherheits- und Überwachungsbereich (z. B. Katastropheneinsatz)<br />
statt.<br />
Wie bei jeder Revolution<br />
425<br />
so schreibt Agnar Boysen in seiner Vorstellung<br />
der überarbeiteten Normalherstellungskosten (NHK 2005), ist viel<br />
Gutes im Kern geboren, aber auch viel Gutes »konterrevolutionär«<br />
erschlagen worden.<br />
Mit einem engagierten<br />
Beitrag regt der<br />
Autor zur Eigenprüfung<br />
an und zum<br />
vorerst kritischen<br />
Umgang mit dem<br />
Entwurf des Baukosteninformationszentrums.<br />
Zum Beispiel Thüringen 437<br />
Die Diskussion über Zweck und Nutzen der Abmarkungspflicht<br />
wird häufig nur unter Kostengesichtspunkten<br />
geführt. Zu kurz gedacht, sagt Frank Reichert und stellt in seinem<br />
Beitrag zur Geschichte der Abmarkungspflicht in Thüringen das<br />
Gut des Rechtsfriedens in den Vordergrund.<br />
GLOSSAR<br />
IN DIESEM HEFT<br />
Liebe Mutti<br />
… Ein Jahr später …<br />
Andreas Bandow 433<br />
FORUM FEDERALE<br />
Der Kleine Große Tag<br />
Gemeinsame Fachtagung in Neuruppin<br />
Andreas Bandow 435<br />
Die Abmarkungspflicht in Thüringen<br />
Ein Ende nach 469 Jahren?<br />
Frank Reichert 437<br />
Lockere Landpartie per Motorrad!<br />
Claudia Zimmermann 443<br />
FORUM FUNDUS<br />
Eine clevere Lösung!?<br />
Oder doch eher die Axt am Berufsstand?<br />
Rudolf Wehmeyer 441<br />
Zeitmanagement<br />
Aus dem Alltag eines ÖbVI<br />
Claudia Zimmermann 442<br />
BÜCHER 444<br />
FORUM FUTURA 449<br />
FORUM FACTUM 453<br />
IMPRESSUM 453<br />
3<br />
396
397<br />
BDVI INTERN INHALT<br />
Gedanken des neuen BDVI-Präsidenten<br />
zur »Perspektive Zukunft«<br />
DES BERUFES KERN<br />
In diesem Jahr wird der BDVI 60 Jahre alt und dieser Verband hat dabei<br />
gerade mal fünf Präsidenten benötigt. Das zeugt von großer Kontinuität.<br />
Vor 30 Jahren war ich als Student das erste Mal mit meinem Vater auf einem Jahreskongress des<br />
BDVI in Lahnstein. Damals hieß das noch Jahreshauptversammlung. An diesem Tag vor 30 Jahren<br />
stand auch ein Präsidentenwechsel an: seinerzeit von unserem heutigen Ehrenpräsidenten Dr. Wil-<br />
helm Kühnhausen auf Ernst Simon. Herr Esser wurde damals zum neuen Justitiar gewählt, beglei-<br />
tet uns also heute auch schon 30 Jahre. Seinerzeit haben mich einige Personen als Protagonisten<br />
beeindruckt, die beispielsweise Kühnhausen, Leber, Hils und Kruse hießen. Damals und auch später,<br />
mit einem Präsidenten Dr. Otmar Schuster und einem Präsidenten Volkmar Teetzmann, in der De-<br />
pression der zweiten Hälfte der 80er Jahre und der Euphorie der Wiedervereinigung Anfang der<br />
90er Jahre – immer fühlte ich mich dabei, wäre aber nie auf den Gedanken gekommen, einmal als<br />
Kandidat für das Präsidentenamt vor Ihnen zu stehen.<br />
3<br />
MICHAEL ZURHORST | WERNE<br />
Preiskampf wird als Honorarflexibilität verklausuliert.<br />
Man hätte vereinfacht auch schreiben können: Seht zu, wie ihr klarkommt!<br />
Aber bevor ich hier weiterrede, möchte ich es nicht versäumen,<br />
auch hier noch einmal in der Mitgliederversammlung<br />
meinen und unser aller Dank an den scheidenden Präsidenten<br />
Volkmar Teetzmann auszusprechen. Du, Volkmar, hast<br />
Großes geleistet und hinterlässt deinem Nachfolger ein<br />
großes Erbe im doppelten Sinne:<br />
1 | hat der BDVI unter deiner Führung viel<br />
erreicht, worauf sich aufbauen lässt, und<br />
2 | sind die Fußspuren und das Schrittmaß –<br />
kein Wunder bei deiner Statur – eine<br />
echte Vorgabe.<br />
Nun zurück: Vor sechs Monaten hat man die Frage an mich<br />
gerichtet, ob ich für das Präsidentenamt kandidieren wolle.<br />
Nachdem ich wie gesagt vor 30 Jahren das erste Mal mit<br />
meinem Vater dabei war, habe ich heute das Glück, mit<br />
meinem Sohn Alexander als jüngstem Neumitglied des BDVI<br />
an meiner Seite hier zu sein. Das mag Ihnen verdeutlichen,<br />
dass ich durch meinen Sohn gewisse Freiräume in der Zeitgestaltung<br />
gewonnen habe. Die nächste Generation schickt<br />
sich an, sich in unserem Beruf aufzustellen.<br />
Da es für ein Rentnerdasein mit 50 Jahren vielleicht ein wenig<br />
früh ist, habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet,<br />
heute vor Ihnen zu stehen und für das Präsidentenamt<br />
zu kandidieren.<br />
Damit Ihre Entscheidung für einen neuen Präsidenten nicht<br />
nur eine Formsache wird, möchte ich Ihnen ein paar Gedanken<br />
zur Zukunft unseres Berufsstandes unterbreiten, die<br />
auch eine Art Programm darstellen. Als Kommunalpolitiker<br />
habe ich zwar gelernt, dass bei Wahlen Programme kaum<br />
jemanden interessieren, aber trotzdem wage ich unter unserem<br />
Kongressmotto »Perspektive Zukunft« ein paar Ausführungen.<br />
PERSPEKTIVE ZUKUNFT<br />
Für den aufmerksamen Beobachter unterliegt der Berufsstand<br />
des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs (ÖbVI)<br />
seit Jahren einem intensiven Wandel, der eher an Dynamik<br />
gewinnt, als dass er als abgeschlossen betrachtet werden<br />
kann. Globalisierung, Europatauglichkeit, Entbürokratisierung,<br />
Harmonisierung, Wettbewerb, Honorarflexibilisierung,<br />
betriebswirtschaftliche Kalkulation sind Stichworte für sich<br />
verändernde Rahmenbedingungen, die die Freien Berufe im<br />
BDVI INTERN<br />
Allgemeinen und den ÖbVI-Beruf im Speziellen vor Orientierungsaufgaben<br />
für die Zukunft stellen.<br />
Professor Dr. Hommerich hat kürzlich in einem Interwiev für<br />
den Verband Freier Berufe (VFB) NRW unter dem Titel »Modernisierung<br />
versus Trivialisierung der Freien Berufe« angemahnt,<br />
dass die Freien Berufe in jeder Teildisziplin einen Wertekern<br />
erarbeiten und diesen im Sinne eines <strong>Vertrauensmarketing</strong>s<br />
veröffentlichen müssen. Darüber hinaus müsse durch ein nachvollziehbares<br />
Qualitätsmanagement eine verbürgte Qualität<br />
dem Markt angeboten werden. Wenn man diese Fragen bezüglich<br />
des ÖbVI-Berufes reflektiert, muss man zu folgender<br />
Erkenntnis kommen: Die vordringlichen Baustellen zur Modernisierung<br />
unseren Berufsstandes würden sein:<br />
1 | Wertekern definieren<br />
2 | <strong>Vertrauensmarketing</strong> schaffen<br />
3 | Qualitätsmanagement sichern<br />
Nach Auffassung von Prof. Hommerich liegt die Trivialisierung<br />
der Freien Berufe in der »ökonomistischen« Verengung der Perspektive,<br />
die das Thema Verbraucherschutz nicht kennen will.<br />
Der Verbraucherschutz wird von der Politik zwar häufig unter<br />
dem Stichwort »asymmetrische Wissensverteilung« grundsätzlich<br />
gesehen, aber unter dem Deckmantel der Entbürokratisierung<br />
zugunsten des »mündigen Bürgers« weggewischt.<br />
Ein eklatantes Beispiel hierfür ist der gerade vorgelegte Referentenentwurf<br />
zur HOAI-Novelle. Die geplante HOAI ist das Papier<br />
nicht wert, auf dem sie gedruckt werden wird. Das gilt für<br />
alle Bauingenieur- und Architektenleistungen, aber für Vermessungsleistungen<br />
insbesondere. Man lasse sich die Wortwahl<br />
der Gesetzesbegründung auf der Zunge zergehen:<br />
Mit der neuen Honorarordnung für Architekten und Ingenieure<br />
soll der Wettbewerb gefördert und der Bürokratieabbau<br />
vorangebracht werden. Deshalb wird der Anwendungsbereich<br />
der Honorarordnung eingeschränkt,<br />
um Auftraggeberinnen und Auftraggebern sowie Auftragnehmerinnen<br />
und Auftragnehmern mehr Freiraum<br />
zur Vertragsgestaltung zu lassen.<br />
Damit soll in diesem Bereich eine höhere Honorarflexibilität,<br />
die für moderne komplexe Planungsprozesse unabdingbar<br />
ist, erreicht werden. Die Büros werden konsequenter<br />
als bisher zur betriebswirtschaftlichen Kalkulation<br />
und Vertragsgestaltung angehalten.<br />
3<br />
398
399<br />
BDVI INTERN<br />
Wer hat denn von Hause aus bessere Voraussetzungen, sich im Markt der Grundstücks-<br />
3<br />
und Gebäudebewertung oder im Sektor der Geoinformationsverarbeitung<br />
zu etablieren, als die Geodäten? Andere Berufe geben sich hier viel selbstbewusster<br />
und machen den Geodäten Positionen kaum widersprochen streitig.<br />
Einige der eingangs genannten Stichworte tauchen hier wieder<br />
auf. Die ökonomistische Verengung der Sicht wird evident. Preiskampf<br />
wird als Honorarflexibilität verklausuliert. Man hätte<br />
vereinfacht auch schreiben können: Seht zu, wie ihr klarkommt!<br />
Dieser Gesetzesentwurf ist aber wie gesagt nur ein Beispiel für<br />
die sich durchsetzende politische Gedankenwelt, der es gegenzusteuern<br />
gilt.<br />
Es erscheint logisch, dass ein Gegensteuern im Wesentlichen<br />
durch eine Kerndefinition und Kernvermarktung des Berufsstandes<br />
möglich ist, denn die bedrohenden Einflüsse kommen<br />
zentral aus Europa und vom Bund. Der Rückzug auf den Föderalismus<br />
als Schutz für den Berufsstand, der vordergründige<br />
Erfolg, eine Abstandsflächenberechnungsvorschrift zu retten,<br />
eine bessere Gebührenordnung auszuhandeln oder den Lageplan<br />
als hoheitliche Leistung zu definieren, wird den Berufsstand<br />
nicht langfristig retten oder gar modernisieren. Die regionale,<br />
föderale berufsständische Arbeit ist unverzichtbar. Sie hat unmittelbaren<br />
Einfluss auf das Tagesgeschäft in den einzelnen Büros.<br />
Hochachtung vor all den ehrenamtlichen Funktionsträgern,<br />
die unter Berücksichtigung der landestypischen Ausprägungsvarianten<br />
des ÖbVI-Berufes Einfluss auf berufswichtige Gesetze,<br />
Verordnungen und Erlasse nehmen, um den Berufsträgern<br />
die Arbeit zu erleichtern, und sogar Aufgabenfelder sichern,<br />
die ein ökonomisches Überleben der Büros ermöglichen.<br />
Es ist aber die Frage zu stellen, auf welche Zeitschiene es wirkt,<br />
wenn die Grundlagen des Berufes aus übergeordneter Sicht<br />
zerstört werden.<br />
Das EU-Vertragsverletzungsverfahren hat eine Spitze davon<br />
gezeigt. Man darf nicht verkennen, dass dieses Verfahren dazu<br />
geeignet war, den Berufsstand des ÖbVI als hoheitlichen Funktionsträger<br />
in den Grundfesten zu erschüttern. Man darf auch<br />
nicht vergessen, dass das Verfahren nur aus geringem wirtschaftlichem<br />
Interesse für die EU durch die Kommission auf Eis<br />
gelegt wurde. Der aktuelle Vorstoß zur HOAI betrifft zwar nicht<br />
den hoheitlichen Kern, wird aber mit einem nahezu zynischen<br />
Pinselstrich die nicht hoheitlichen Vermessungsleistungen in<br />
ein Nirwana der Hilfsleistungen verdrängen.<br />
Berufsständische Vertreter tun sich wesentlich leichter, dem<br />
einzelnen Berufsträger eine Änderung in den berufsspezifi-<br />
schen Landesvorschriften zu verkaufen, die dieser im Tagesgeschäft<br />
sowieso permanent vor Augen hat. Es muss aber Aufgabe<br />
sein, dem Einzelnen die Bedeutung dieser übergeordneten<br />
Entwicklungen klarzumachen. Viel zu viele Berufsträger glauben<br />
sich mit dem Dienstsiegel im Panzerschrank noch sicher.<br />
Man kann es auch kürzer sagen: Hätten wir das Vertragsverletzungsverfahren<br />
nicht abwehren können, würde es unseren<br />
Beruf schon heute nicht mehr in der Form geben!<br />
Trotz aller unverzichtbaren Bemühungen auf Landesebene,<br />
günstige Rahmenbedingungen für die Berufsträger auszuhandeln,<br />
ist festzustellen, dass zwei Drittel der Berufsträger wirtschaftlich<br />
schlechter dastehen als ein angestellter Kollege im<br />
öffentlichen Dienst.<br />
Ein Drittel erzielt Ergebnisse, die eher dem Thema Selbstausbeutung<br />
zuzurechnen sind. Das eine Drittel, das auskömmliche<br />
Erträge erwirtschaftet, hat sich mehrheitlich Marktstellungsmerkmale<br />
erarbeitet, die jenseits des hoheitlichen Berufskerns<br />
liegen: Diese Berufsträger haben ergänzende Produktlinien im<br />
Geoinformationssektor, in der Grundstücks- und Gebäudebewertung,<br />
in der Planung oder sonstigen Feldern aufgemacht.<br />
Nebenbei bemerkt zeigen sich auch da Entwicklungen, die mit<br />
dem Beruf des ÖbVI unvereinbar sind.<br />
So sollte das Selbstverständnis einer unabhängigen Berufsausübung<br />
z. B. die gleichzeitige Tätigkeit als Erschließungsträger<br />
und Vermessungsingenieur in einem Baugebiet eigentlich ausschließen.<br />
Die Bürokostenvergleiche des AHO e. V. zeigen im<br />
Übrigen, dass die aufgezeigte wirtschaftliche Situation nicht<br />
auf die ÖbVI-Büros beschränkt ist, sondern eine belegte Ausprägung<br />
in allen Ingenieur- und Planungsbüros ist. Wenn<br />
man über den Zaun auf andere Freie Berufe wie Rechtsanwälte,<br />
Ärzte und Apotheker schaut, so ist dort eine ähnliche Situation<br />
zu verzeichnen.<br />
Um diese Situation nachhaltig zu verbessern, ist es zwingend<br />
notwendig, den Berufskern (wieder) tragfähig zu machen und<br />
parallel neue Aufgabenfelder zu erschließen. Ein zukunftsfähiger<br />
Berufskern ist nicht zwingend der gleiche, der vor 50 Jahren<br />
gegolten hat. Er muss neu definiert werden und: Der Berufskern<br />
muss vermarktet werden.<br />
Hätten wir das Vertragsverletzungs-<br />
verfahren nicht abwehren können,<br />
würde es unseren Beruf schon heute<br />
nicht mehr in der Form geben!<br />
Zur Definition des Berufskerns sind die Grunddefinitionen<br />
des Freien Berufes einerseits und die spezifischen<br />
Definitionen im Vermessungswesen andererseits<br />
zu verifizieren. Es ist sicher nicht die ursprüngliche Definition<br />
verwendbar, dass das Streben des Freien Berufes<br />
nicht auf Gewinn abzielt. Die Freien Berufe haben aber<br />
im Allgemeinen immer noch die persönliche, eigenverantwortliche<br />
und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen<br />
höherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit<br />
auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikation<br />
oder schöpferischer Begabung zum Inhalt – so eine<br />
gängige Definition des Freien Berufes …<br />
Ein augenfälliges Merkmal ist das Interesse der Allgemeinheit.<br />
Bezogen auf den Berufsstand ist daher zu definieren, welchen<br />
Stellenwert welche Leistungen des ÖbVI als Teil des öffentlichen<br />
Vermessungswesens im Interesse der Allgemeinheit haben.<br />
Hier fallen sicher sofort die Stichpunkte Beglaubigung von<br />
Tatbeständen an Grund und Boden, öffentliche Urkunde und<br />
Eigentumssicherung ins Gewicht. Aber reicht das als Kerndefinition?<br />
Unser Berufsstand muss hieran arbeiten und er tut<br />
gut daran, dies mit der Vermessungsverwaltung zusammen zu<br />
tun.<br />
Schon 1999 hat Prof. Dr. Magel in einem ZfV-Artikel »Vermessungswesen<br />
vor neuen Herausforderungen – Chancen für den<br />
Freien Beruf?« gefordert, dass Vermessungsverwaltung und<br />
Freier Beruf besser daran tun würden, gemeinsam Aufgabenfelder<br />
zu definieren, als über die Verteilung vorhandener Aufgabenfelder<br />
zu streiten. Ein wesentlicher Schritt in diese Richtung<br />
ist das zwischen BDVI und AdV schon 2005 ausgehandelte<br />
Eckwertepapier »Memorandum über die Zusammenarbeit im<br />
amtlichen Vermessungswesen in Deutschland«.<br />
In der Breite ist dies aber leider ein bisher noch zu wenig beachteter<br />
Meilenstein für die Entwicklung des Berufsstandes.<br />
Es wird darauf ankommen, dieses Papier mit Leben zu füllen.<br />
Das Eckwertepapier ist nicht eine Abgrenzungsvereinbarung<br />
von Tätigkeitsbereichen, wie es vordergründig erscheint. Es<br />
kann und sollte Basis für eine gemeinsame Berufsfelddefinition<br />
und -vermarktung sein. Dies wird eine weit reichende Aufgabe<br />
sein, die neben der Kerndefinition auch die Erschließung<br />
neuer Aufgabenfelder enthalten muss.<br />
MICHAEL ZURHORST<br />
BDVI INTERN<br />
BERUFLICH<br />
1977 bis 1982 Geodäsiestudium in Bonn<br />
1982 bis 1984 Referendariat in Arnsberg, NRW<br />
1984 bis 1985 Praktisches Jahr<br />
seit 1986 ÖbVI in Werne (Übernahme des<br />
väterlichen Betriebes in 3. Generation)<br />
seit 1990 Geschäftsführender Gesellschafter der grit<br />
GmbH; GIS Consulting<br />
seit 1991 Gutachtertätigkeit im Bereich Grundstücksund<br />
Gebäudebewertung<br />
seit Mai 2008 Sozietät mit Sohn Alexander Zurhorst<br />
(4. ÖbVI-Generation)<br />
UND SONST<br />
seit 1990 Vorstandsmitglied des BDVI NRW<br />
seit 1990 Mitglied im Hauptvorstand des BDVI<br />
1990 bis 1999 Vorsitzender der Gebührenkommission<br />
NRW des BDVI<br />
1994 bis 1998 Vorsitzender der Bundesgebührenkommission<br />
des BDVI<br />
seit 1994 Mitglied des Stadtrates der Stadt Werne,<br />
Bau- und planungspolitischer Sprecher<br />
der CDU-Fraktion<br />
seit 1994 Mitglied der V V der Ingenieurkammer-Bau<br />
(IKBau) NRW<br />
seit 1995 Mitglied der Fachkommission Vermessung des<br />
Ausschusses für die Honorarordnung AHO e. V.<br />
seit 2004 Mitglied im Aufsichtsrat der<br />
Hansa Luftbild AG<br />
seit 2004 Mitglied des Sachverständigenausschusses<br />
der IKBau NRW<br />
seit 2007 Vorsitzender der Fachkommission Vermessung<br />
des AHO e. V.<br />
seit 2007 Vorstandsmitglied der IKBau NRW<br />
seit Mai 2008 Präsident des Bundes der Öffentlichen Vermessungsingenieure<br />
e. V. (BDVI)<br />
FAMILIENDATEN<br />
Geboren am 23. Mai 1957 in Werne, verheiratet, drei kluge<br />
Kinder, Sohn Alexander ist in seine Fußstapfen getreten,<br />
begeisterter Golfspieler und Hobbygourmetkoch<br />
3<br />
400
401<br />
BDVI INTERN<br />
Was spricht gegen eine überregionale Sozietät, in der der einzelne Berufsträger<br />
3<br />
eigenverantwortlich und mit dem Lokalitätsprinzip seine hoheitliche<br />
Funktion erfüllt, aber in den anderen Bereichen eine gemeinschaftliche<br />
Neben der Definition und Vermarktung des Berufskerns, die<br />
für den Fortbestand des Freien Berufes des ÖbVI unerlässlich<br />
sein werden, wird es eben auch auf die Erweiterung des Aufgabenfeldes<br />
ankommen. Wie schon aufgezeigt, sichert der Berufskern<br />
alleine nur sehr wenigen Berufsträgern ein angemessenes<br />
Auskommen. Erstaunlich ist dabei, mit welchen Schwierigkeiten<br />
die innere Missionierung der Berufsträger in diese<br />
Richtung verbunden ist, obwohl die breitgefächerte Ausbildung<br />
genug Ansätze für weitere berufliche Tätigkeiten liefert. Wer<br />
hat denn von Hause aus bessere Voraussetzungen, sich im Markt<br />
der Grundstücks- und Gebäudebewertung oder im Sektor der<br />
Geoinformationsverarbeitung zu etablieren, als die Geodäten?<br />
Aber andere Berufe geben sich hier viel selbstbewusster und<br />
machen den Geodäten Positionen kaum widersprochen streitig.<br />
Zum Beispiel blieb eine Äußerung in der GeoBit unwidersprochen,<br />
die meinte, es sei an der Zeit, die Vermesser auf den<br />
Kern ihrer Aufgabe zurückzuschrauben: auf die Koordinate.<br />
Warum ist es aber so schwierig, neue Aufgabenfelder in der<br />
Breite des freiberuflichen Vermessungswesens zu erschließen?<br />
Ein systemimmanentes Problem ist sicher der hohe Grad an Individualismus<br />
der Berufsträger. Auf der einen Seite unverzichtbares<br />
Merkmal einer freiberuflichen Tätigkeit, behindert dieser<br />
Individualismus notwendige Entwicklungen. In der Zwangsjacke<br />
der täglichen Aufgabenerfüllung – zumal vor dem Hintergrund<br />
schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse – ist es nicht<br />
einfach, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Neue Aufgaben<br />
und Märkte brauchen Zeit und häufig auch Kapital. Beides<br />
ist oft schwer darzustellen, zumal in kleinen Strukturen.<br />
Zwar hat ein kleiner Teil der Berufsträger hier eigene Kanäle<br />
erschlossen, für die meisten Kollegen muss jedoch eine Strategie<br />
entwickelt werden, damit sie sich neue Aufgabenfelder erschließen<br />
können. Dabei gilt es, inhaltliche und organisatorische<br />
Perspektiven zu entwickeln und zu transportieren.<br />
Inhaltlich bieten sich zunächst die genannten Felder wie Wertermittlung<br />
und Geoinformation an. Da die Problemstellung<br />
für die Behördenvertreter im Wesentlichen gleich ist, ist auch<br />
hier eine gemeinsame Strategie anzustreben, wie es Magel schon<br />
1999 anmahnte. Sicher gibt es in den Behörden viele Verfechter<br />
einer Einigelungstaktik bei gleichzeitigem Claimen von Aufgaben.<br />
Aber diese müssen genauso überzeugt werden wie viele<br />
Kollegen.<br />
Berufsausübung stattfindet?<br />
Die von der EU vorgetragene mangelnde wirtschaftliche<br />
Gesamtbedeutung, die auch an vielen<br />
anderen Stellen insbesondere im politischen<br />
Umfeld als Wahrnehmung des Berufes evident<br />
wird, kann sich dabei auch als Vorteil erweisen.<br />
Wenn Verwaltung und Freier Beruf gemeinsam versuchen, neue<br />
Aufgaben gesetzlich zu verankern, so ruft das im politischen<br />
Raum neben Erstaunen auch die Haltung hervor, dass so eine<br />
gemeinsame Position mehr oder weniger diskussionslos umgesetzt<br />
wird. Belegte Beispiele hierfür sind jedenfalls vorhanden.<br />
Das heißt nicht, dass neue Aufgabenfelder ausschließlich im<br />
so genannten geregelten Bereich erschlossen werden sollten<br />
und könnten. Es gilt, den definierten, geregelten Berufskern<br />
zu erweitern und aus dieser Kernkompetenz weitere Aufgabenfelder<br />
zu generieren. Es steht selbstverständlich jedem frei,<br />
Aufgaben beliebig zu generieren. Unzweifelhaft ist es aber leichter,<br />
Aufgaben aus der Kernkompetenz heraus zu besetzen.<br />
Organisatorisch sind die Rahmenbedingungen der freiberuflichen<br />
Kollegen zu berücksichtigen, die von Bürostrukturen<br />
mehrheitlich mit einigen wenigen Mitarbeitern und dem selbst<br />
inhaltlich maßgeblich mitarbeitenden Büroinhaber geprägt sind.<br />
Demzufolge erscheint es zwingend, dass überall gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
geschaffen werden, die ein überregionales<br />
Zusammenarbeiten von ÖbVI ermöglichen. An vielen Stellen<br />
werden von Kollegen heute gesellschaftsrechtliche Hilfskonstruktionen<br />
in verschiedenen Tarnstufen geschaffen, um Zusammenarbeit<br />
zu ermöglichen. Manchmal mag es auch opportun<br />
sein, eine separate GmbH zu gründen, aber auch das ist<br />
nach nicht allen Berufsordnungen zulässig. Gegner derartiger<br />
Lösungen wenden ein, dass mit einer Öffnung der Berufsordnungen<br />
überregionale Großbüros entstehen würden, wie etwa<br />
bei den großen Anwalts- und Steuerkanzleien. Wenn man<br />
sich aber die Reihen unserer Berufsträger anschaut, wie gesagt<br />
mehrheitlich Individualisten, so darf eine solche Entwicklung<br />
durchaus in den Bereich der Utopie geschoben werden. Was<br />
spricht gegen eine überregionale Sozietät, in der der einzelne<br />
Berufsträger eigenverantwortlich und mit dem Lokalitätsprinzip<br />
seine hoheitliche Funktion erfüllt, aber in den anderen<br />
Bereichen eine gemeinschaftliche Berufsausübung stattfindet?<br />
Wie sonst soll man z. B. im Bewertungsbereich die Hürden über-<br />
winden? Mehrjährige Berufserfahrung und Referenzgutachten,<br />
Seminare und Prüfung für die Zulassung als Öffentlich<br />
bestellter Sachverständiger: Wie will man dies als Einzelkämpfer<br />
nebenher bewerkstelligen? Und hat man es geschafft,<br />
deckt dann das Auftragsvolumen im direkten Umfeld den<br />
dafür betriebenen Aufwand? Aus einem großen Büro heraus<br />
ist das zumindest viel einfacher. Warum nicht solche Felder<br />
über Kooperationen erschließen?<br />
Auf der anderen Seite müssen die Berufsträger auch bereit<br />
sein, neue Aufgaben zu übernehmen und als Chance zu begreifen<br />
und nicht als Belastung. Wenn es z. B. in NRW nun<br />
wie woanders schon üblich dazu kommen sollte, dass ÖbVI<br />
Baulasterklärungen beurkunden dürfen, so ist das zunächst<br />
eine Chance, den Berufskern zu erweitern. Natürlich muss sich<br />
der Verband dann darum kümmern, dass diese Verantwortung<br />
auch honoriert wird, aber das ist erst das zweite Thema! Insgesamt<br />
ist der Verband für die Zukunftsaufgaben gut aufgestellt.DieGrundsatzkommissionarbeitetschonanderKerndefinition.<br />
Und die Frage der Erschließung neuer Aufgabenfelder<br />
steht ständig im Fokus der Betrachtung. Können wir bei<br />
der Novellierung der Grundsteuer eine Rolle spielen? Können<br />
wir an den GDI-Aktivitäten partizipieren? Die Liste ist lang.<br />
Und wenn Sie mich dann nun wählen sollten, so sage ich<br />
Ihnen: Das dispensiert Sie nicht von der Mitarbeit im Verband.<br />
Ein Verband wie dieser kann nicht von oben regiert<br />
oder bearbeitet werden. Die Mitglieder müssen sich einbringen<br />
und können nicht auf Ergebnisse warten. Die Sicherung<br />
des Berufsstandes und die Gewinnung neuer Geschäftsfelder<br />
sind keine Bringschuld des Präsidenten, keine Bringschuld<br />
des Präsidiums und auch keine Bringschuld des Hauptvorstandes!<br />
Wir müssen gemeinsam daran arbeiten!<br />
Dipl.-Ing. Michael Zurhorst, BDVI-Präsident<br />
Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur<br />
Landwehrstraße 143 | 59368 Werne<br />
E-Mail zurhorst@bdvi.de
403<br />
KONGRESS<br />
Befindlichkeiten im<br />
deutschen Vermessungswesen<br />
WIR SIND WER!<br />
HAGEN GRAEFF | HAMBURG<br />
M<br />
eine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kollegen, lieber Volkmar Teetzmann, ich darf<br />
mich bedanken für die ehrenvolle Einladung, diesen Nachmittag, der der Verabschiedung<br />
des BDVI-Präsidenten gewidmet ist, mit einem einleitenden Beitrag zu eröffnen.<br />
Die gewählte Thematik ist für diesen Anlass sicher geeignet, könnte aber Befindlichkeiten erzeugen,<br />
die dem Nachmittag seine Angenehmheit nehmen.<br />
3<br />
Um dies zu vermeiden, möchte ich zunächst auf den Begriff<br />
Befindlichkeit eingehen:<br />
Martin Heidegger beschreibt das Phänomen<br />
so: »Befindlichkeit kann das Dasein am<br />
deutlichsten erschließen, es aber auch am<br />
stärksten verschließen.«<br />
Befindlichkeit beschreibt also immer einen inneren Zustand<br />
und ist zugleich die Darstellung der Seelenlage.<br />
Einen anderen Bedeutungsweg erhält man, wenn das Befinden<br />
verbunden wird mit dem Fragewörtchen »wo«. Dabei wird<br />
die Lage- durch die Ortsbeschreibung ersetzt oder vielleicht<br />
auch ergänzt. Dieser Ort ist aber nicht koordinatorisch, sondern<br />
ebenso abstrakt gemeint wie die Seele.<br />
Beides miteinander verknüpft ergibt wohl eine allgemein empfundene<br />
Bestimmung des Begriffs der Befindlichkeit. Dies zeigt<br />
aber zugleich, dass Befindlichkeit immer eine höchst subjektive<br />
Inhaltlichkeit hat. Daher scheitert jeder Versuch einer Objektivierung.<br />
Wenn ich versuche, einige Befindlichkeiten im deutschen Vermessungswesen<br />
aufzuzeigen oder auch nur anzureißen, dann<br />
ist dies also meiner subjektiven Wahrnehmung geschuldet.<br />
Eine ganz besondere Befindlichkeit liegt in unserer kreativen<br />
Vielfältigkeit und der Breite des Berufsfeldes. Dies findet seinen<br />
Ausdruck bei der Namensgebung unseres Berufes.<br />
Für einen Außenstehenden wird so der Geodät zu einem nur<br />
schwer beschreibbaren Wesen. Wir tun uns schwer mit einer<br />
ebenso verständlichen wie vollständigen und zugleich kurzen<br />
Darstellung des Geodäten.<br />
Auch die Hochschulen haben in den letzten Jahren die Verwirrung<br />
eher gesteigert als geklärt.<br />
Zugegebenermaßen, unser Berufsfeld ist groß und weit gespannt.<br />
Aber müssen wir deshalb auch die Begrifflichkeit so zersplittern?<br />
Andere Berufe wie Bauingenieure oder Maschinenbauer<br />
tun dies jedenfalls nicht.<br />
Wir haben eine Vielzahl von Vereinen und Verbänden, die diese<br />
Namensvielfältigkeit nicht nur widerspiegeln, sondern auch damit<br />
diese Zersplitterung noch verstärken.<br />
Auch dieses dient nicht gerade einer verständlichen, einheitlichen<br />
und griffigen Berufsdefinition. Es birgt zumindest die<br />
Gefahr, in der öffentlichen Wahrnehmung unterschätzt und<br />
damit auch leicht übersehen zu werden.<br />
KONGRESS<br />
Diese Situation erzeugt dann eine besondere Befindlichkeit,<br />
die ihren Ausdruck in einer gewissen Unsicherheit, zumindest<br />
Unklarheit, in der Außendarstellung findet. Entsprechend ist<br />
diese kleinteilig, mehr zersplittert als zusammenführend und<br />
zusammenfassend. Ich sehe gerade in diesem Bereich noch ein<br />
großes Arbeitsfeld, unsere Befindlichkeit zu verbessern.<br />
Diese – ich möchte sagen – Basisbefindlichkeit zeigt sich auch<br />
in den jüngst geführten Diskussionen über die Neuordnung der<br />
Berufsausbildung der Vermessungstechniker und Kartographen.<br />
Die bisher erarbeitete Lösung – basierend auf den aufgezeigten<br />
Befindlichkeiten – führte konsequent zur Schaffung eines<br />
neuen Begriffs oder Namens: Geomatiker.<br />
Ob wir mit einem weiteren Begriff, der zudem wieder nicht<br />
selbsterklärend und leicht verständlich ist, unsere Befindlichkeit<br />
hier verbessern können, sei dahingestellt. Ich persönlich halte<br />
diese Lösung noch nicht für hilfreich.<br />
Ganz anders – aber auf ähnlicher Wurzel – stellen sich Befindlichkeiten<br />
im Wirtschaftsbereich Geodäsie dar.<br />
Als aktuelles Arbeitsfeld bietet sich der Bereich der Geoinformation<br />
an, und dies in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist es erklärtes<br />
politisches Ziel, zügig eine nationale Geodateninfrastruktur<br />
aufzubauen, und zum anderen stellen Geodaten sicher einen<br />
elementaren Baustein für die Entwicklung von E-Government-<br />
Anwendungen dar. Die Aufgaben sind klar und die Möglichkeiten<br />
des Vermessungswesens werden von niemandem ernsthaft<br />
bestritten. Nicht mehr so klar ist der Weg dorthin.<br />
Der Bund mit seinen Aktivitäten des IMAGI und die Länder mit<br />
ihren Maßnahmen zu einer vernetzten Geodatenstruktur befinden<br />
sich zwar in einem intensiven Abstimmungsprozess, setzen<br />
aber die Prioritäten teilweise etwas unterschiedlich. Dies<br />
führt dann dazu, dass uns die Kundschaft nicht hinreichend<br />
einheitlich wahrnimmt, und fördert eine gewisse Verunsicherung.<br />
Andererseits kommt erst langsam ins Bewusstsein, welche<br />
wichtige Rolle die Kommunen in diesem Bereich spielen. Bedeutende<br />
Geodaten entstehen im kommunalen Bereich und<br />
werden dort vorgehalten. Hierzu zählen z. B. die vielfältigen<br />
Planungsdaten, die Bestandsdaten von Straßen, Leitungen und<br />
vielem mehr. Wenn die Abstimmung zwischen den Ländern und<br />
dem Bund schon nicht ohne Probleme ist, so wird dies zwischen<br />
den Kommunen noch um einiges schwieriger sein. Doch<br />
gerade in den Kommunen spielt die Entwicklung von intelligenten<br />
E-Government-Lösungen eine große Rolle und damit<br />
auch die Verwendung von Geodaten. Dies wird nur mit einer<br />
gemeinsamen Anstrengung aller Partner gehen. Zu diesen Partnern<br />
zähle ich nicht nur die Kommunen selbst, sondern insbesondere<br />
auch die freiberuflichen Ingenieure, also auch Öffentlich<br />
bestellte Vermessungsingenieure.<br />
3<br />
404
405<br />
KONGRESS<br />
Damit gelangen wir zwangsläufig in den Bereich unterschiedlichster<br />
Befindlichkeiten von Ländern und ÖbVI, gelangen wir<br />
zu dem geliebten und zugleich beklagten Föderalismus, der sich<br />
ja auch in unseren Verbänden und Vereinen widerspiegelt.<br />
Staat und Freier Beruf – hier meine ich die Wahrnehmung der<br />
öffentlichen Bestellung – stehen sich nicht wettbewerblich<br />
gegenüber, sondern sich ergänzend und stützend auf der Basis<br />
von Gemeinsamkeit und gegenseitigem Vertrauen.<br />
Mit dem so genannten Eckwertepapier – »Gemeinsam für Staat,<br />
Politik und Wirtschaft« – haben sich AdV und BDVI eben auf<br />
diesen gemeinsamen Weg gemacht, zwei unterschiedliche Befindlichkeiten<br />
so weiterzuentwickeln, dass eine gemeinsame<br />
und positive Befindlichkeit entsteht. Diese wird leichter zu<br />
vermarkten sein, einfacher in der Politik darzustellen sein und<br />
dient damit dem gesamten Berufsstand.<br />
Dieser Weg ist sicher ein weiter, aber er ist begonnen. Wo gegangen<br />
wird, entstehen neue Wege.<br />
Natürlich ist damit nicht jeglichem Streit an der Basis die Nahrung<br />
entzogen. Aber man sollte ihn von der Frage nach dem<br />
Grundsätzlichen freihalten können. Das dient einer guten Befindlichkeit<br />
auf beiden Seiten.<br />
Eine andere Facette, die allerdings auch etwas Grundsätzliches<br />
hat, ist noch zu benennen: das Fehlen des Öffentlich bestellten<br />
Vermessungsingenieurs in Bayern. Hier konnte man die Befindlichkeit<br />
des BDVI noch in keine neue Dimension führen, was<br />
andererseits ja nicht bedeutet, dass man sich noch nicht auf<br />
den Weg gemacht hätte.<br />
3<br />
Auch das Verhältnis der Vermessungsverwaltungen untereinander<br />
wie insbesondere im Verhältnis zwischen Bund und<br />
Ländern könnte und muss noch stärker positiv ausgebildet werden.<br />
Wenn es zwischen Staat und ÖbVI auch immer – zumindest<br />
unterschwellig – um die Frage des Nehmens und Gebens<br />
geht, also um die Artikulierung von Anspruch, dann ist dieses<br />
vielleicht noch intensiver zwischen Bund und Ländern der Fall.<br />
Die dabei geführten Diskussionen und ihre Argumente machen<br />
die unterschiedlichen Befindlichkeiten oft erst deutlich.<br />
Aus meiner Sicht ist dies verständlich, vielleicht auch notwendig,<br />
wenn sichergestellt wird, dass das Vermessungswesen ein<br />
gemeinsames Ziel verfolgt und damit Partikularinteressen nachrangig<br />
vertreten werden. Dazu gehört der notwendige Wille<br />
und manchmal auch der erforderliche Mut. Reiner Ingenieurverstand<br />
und pure Sachlichkeit müssen durch Strategie und<br />
politische Verhaltensweise ergänzt werden.<br />
Die nächsten Herausforderungen stehen schon vor der Tür:<br />
Hierzu zähle ich die praxisgerechte Umsetzung der INSPIRE-<br />
Richtlinie einschließlich der Durchführungsverordnungen, den<br />
weiteren Aufbau von dreidimensionalen Datenbeständen ebenso<br />
wie die Einführung von Galileo.<br />
Gerade INSPIRE sehe ich als gewaltige Herausforderung für<br />
die Kommunen, besonders für die kleineren. Hier wird externe<br />
Unterstützung in vielfältiger Weise erforderlich werden. Ein<br />
angemessenes Aufgabenfeld für unseren Berufsstand.<br />
Ebenso intensiv werden wir uns mit Galileo beschäftigen müssen,<br />
wenn wir das bisherige Angebot des Vermessungswesens<br />
aufrechterhalten wollen bzw. es noch ausbauen wollen.<br />
Dies wird wiederum neue Befindlichkeiten auslösen, aber hoffentlich dann<br />
schon eine gemeinsame für die öffentliche Hand und den Freien Beruf. Eine,<br />
die sich für alle positiv entwickelt. Eine, die uns sagen lässt: Wir sind wer!<br />
Nach innen gerichtet können unsere Befindlichkeiten zu Reibungen führen<br />
und Unsicherheiten deutlich werden lassen, nach außen müssen wir uns gemeinsam<br />
artikulieren und unsere Befindlichkeit positiv verkaufen.<br />
Wenn also im Sinne Heideggers Befindlichkeit unser Dasein erschließt, dann<br />
sollte es uns im eigenen Interesse wert sein, um eine gemeinsame positive Befindlichkeit<br />
zu ringen.<br />
Oder anders ausgedrückt: Formelkompromisse, die ein Nehmen ermöglichen,<br />
nicht aber auch ein Geben einfordern, werden uns nicht wirklich nützen. Wollen<br />
wir unser geodätisches Befinden noch weiter und intensiver zum Positiven<br />
bewegen, muss uns der Wert der Gemeinsamkeit noch bewusster werden. Ich<br />
sage bewusst Gemeinsamkeit und nicht Einheitlichkeit. Sie ist kein Wert an<br />
sich.<br />
Wer etwas will, sucht Wege. Wer etwas nicht will, sucht Gründe. Ich glaube,<br />
wir haben schon ein Wegstück gefunden und können jetzt an einer Verlängerung<br />
arbeiten. Es soll sich für uns alle lohnen.<br />
Meine sehr geehrten Damen und Herren, an dieser Stelle danke ich für Ihr<br />
Hineinhorchen in die eigene Befindlichkeit.<br />
Dipl.-Ing. Hagen Graeff | DVW-Präsident<br />
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407<br />
KONGRESS<br />
E<br />
ine Möglichkeit, nach einem derartig grandios feiernden Kongress wieder zur Besinnung zu<br />
kommen, wäre, einen Borstenbesen in die Hand zu nehmen und damit durch den Saal zu<br />
schurren. Zugleich säubernd und nachsinnend. Nicht schlecht.<br />
3<br />
Nachsinnen in<br />
einem leeren Kongresssaal<br />
ZUM BEISPIEL KÖNNTE MAN …<br />
Oder sich in einer leeren Reihe an einem x-beliebigen Platz<br />
niederzusetzen und endlich mitzukriegen, dass man sich ja in<br />
einem sakralen Raum befindet. Was das Nachsinnen oder Besinnen<br />
manchmal erleichtert.<br />
Die würdigenden wie auch die programmatischen Aspekte sind<br />
abgearbeitet (sie lassen sich in diesem Heft nachlesen). Der<br />
Kongress hat – berechtigterweise – gefeiert, aber auch die an-<br />
stehenden Themen von den Vortragenden benannt bekommen.<br />
So weit, so richtig.<br />
Und trotzdem sei die Frage erlaubt nach den Eindrücken und<br />
Äußerungen, die letztlich »hängen bleiben«. Was könnte den<br />
Kollegen berichtet werden, die den BDVI-Jahreskongress 2008<br />
nicht besucht haben?<br />
Ein paar Gedanken, einige wenige Assoziationen<br />
in einer Nachkongress-Atmosphäre,<br />
in einem (leeren) Saal, den die Kongressteilnehmer<br />
schon längst verlassen haben …<br />
Der Kongress fand in einer unfertigen, die Identität suchenden<br />
Umgebung statt. Kongressort eine Kirche. Hotel mit Blick<br />
auf leer stehende Gewerbegebäude. Tagungsort der Gremien<br />
ein existenzbedrohtes Veranstaltungszentrum. Welcher Eindruck<br />
blieb haften, welche Botschaft?<br />
Bleiben wir noch etwas sitzen und erinnern uns an den russischen<br />
Abend und seine besondere Heiterkeit. Im Saal und überall<br />
sonst. Die ungezwungene Erlebnisfreudigkeit der meisten<br />
Besucher, aber auch die großstädtische Lockerheit der Veranstalter<br />
machten Begegnungen möglich, die ein Zwölfertisch<br />
einen ganzen Abend über nicht bietet. Wir dachten immer,<br />
Gesellschaftsabende sind out. Nichts dergleichen. Vielleicht<br />
kann man es so ausdrücken: ein Abend der persönlichen Netzwerke.<br />
Die wichtigen und bemerkenswerten Gedanken der BDVI- und<br />
DVW-Protagonisten wird man möglicherweise erst morgen bedenken.<br />
Die persönlichen Zukunftsfragen müssen aber heute<br />
beantwortet werden, unter ganz unterschiedlichen Bedingungen.<br />
Nicht so intellektuell, dafür aber viel dringender. Gab der<br />
Kongress hier Hilfestellungen?<br />
Nur bedingt. Die Beiträge sind ja alle wohlriechend<br />
vorbereitet worden. Soll sein. Aber wie bekommt<br />
man die Gedanken transportiert? Wie<br />
wäre es, wenn für die Fragen zur beruflichen Zukunft<br />
eine Spielwiese eingerichtet würde? Vielleicht<br />
sollte man ein Diskussionspodium einrichten,<br />
nicht mit den Großkopferten – die sollen zuhören<br />
–, sondern mit engagierten Kollegen aus den<br />
Landesgruppen. Und von Bundesland zu Bundesland<br />
tingeln. »BDVI vor Ort« zu Gast in Obersuhl –<br />
warum nicht?<br />
Natürlich können und sollen sich auch die Gremienvertreter<br />
ihre Köpfe heißreden, dann aber<br />
auch die Ergebnisse – Fragen, Anregungen, Vorschläge<br />
– allen Kollegen mitteilen. Ja, sicher – das<br />
hatten wir alles schon, aber vielleicht brauchen<br />
wir wieder einen Aufbruch. Vielleicht – so könnte<br />
KONGRESS<br />
man nachsinnen – sollte der BDVI wieder mehr experimentieren.<br />
Wenn doch sowieso keiner definitiv darüber Auskunft<br />
geben kann, wohin der gesellschaftliche Wind den Berufsstand<br />
weht. Warum sollte der BDVI nicht fachliche, technische, politische<br />
Experimentierinseln einrichten?<br />
Zu wenig konkret? Wie wäre es mit der Entwicklung graphisch<br />
anspruchsvoller Auskunftssysteme für den Büroalltag? Warum<br />
sollte der BDVI nicht die Aktivitäten von ÖbVI-bezogenen<br />
ALKIS-Adaptionen unterstützen? Was ist mit der Grundsteuer?<br />
Sind die ÖbVI nicht hervorragend ausgerüstet, die politischen<br />
Entwicklungen aufzunehmen?<br />
Ein paar Gedanken, einige wenige Assoziationen in einer Nachkongress-Atmosphäre,<br />
in einem (leeren) Saal, den die Kongressteilnehmer<br />
schon längst verlassen haben …<br />
Wo findet der BDVI-Kongress 2009 statt?<br />
FORUM-Schriftleitung<br />
3<br />
408
409<br />
KONFGRESS KONGRESS<br />
DER DURCHSCHNITTSMENSCH<br />
(ÖbVI sitzt am Tisch und starrt ins Publikum, Diabolos dahinter im Halbdunkel)<br />
DIABOLOS ÖbVI<br />
Jetzt hat er endlich mal die Chance, | glaubt nicht, er redet hier in Trance<br />
er ist allein, das ist die Krux | er wühlt sich durch und macht nur Murks in seinem<br />
(eindringlich) Man will von mir den Centimeter | und die Bescheinigung dann später,<br />
öffentlich bestellten Vermessungsbüro<br />
rechtlich sicher das Ergebnis | ich fühl mich wie zu ein’m Begräbnis,<br />
ihr seht schon recht, das macht nicht froh<br />
er ist ein Diener vieler Herren | und kann sich nicht dagegen sperren<br />
denn ich weiß es leider besser<br />
Die vielen Klaffen im Kataster | stören mir mein Lebensraster<br />
Schaut ihn nur an, wie er hier zittert | mal ist er traurig, mal verbittert<br />
Ich bin kein öffentlich belieh’ner Übermensch<br />
er steht so zwischen allen Stühlen | man kann nur Mitleid mit ihm fühlen<br />
(weinerlich) Alle Ordnungen der Welt, ob sie Leistung gegen Geld<br />
aufrechnen oder Kosten nur noch steuern, | ich möchte' sie wirklich alle feuern,<br />
ich bin kein öffentlich bestellter Übermensch.<br />
Höre – Du bist ein Durchschnittsmensch<br />
Ich?<br />
Du bist kein Übermensch<br />
Ich? Meinst Du das wirklich? – (begreifend) | Ich bin ein Durchschnittsmensch.<br />
Darf ich ab jetzt um eins schon gehen, | darf ich die Frühverrentung sehen?<br />
kann ich Verwaltungsschreiben zimmern, | brauch mich nicht sofort erinnern?<br />
kann Bilanzen schnell vergessen, | darf in der Kantine essen,<br />
Mich wird es total befreien, | ich werd’s niemals je bereuen<br />
ich bin ein Durchschnittsmensch.<br />
Alle werd’n sich mit Dir messen, | aus dem selben Blechnapf fressen,<br />
Ich bin ein Durchschnittsmensch<br />
auf die Schulter werd’n sie schlagen | und die Ängste dir verjagen.<br />
Freiberufler werd’n sie sagen, | uns gemeinsam geht’s an Kragen,<br />
aber jetzt steh’n wir zusammen, | werden Eisenpfähle rammen,<br />
wo die Unterschiede fehlen, | brauchen wir uns nicht mehr quälen.<br />
Mann, wie war das öfter ätzend | und für uns total zersetzend,<br />
wenn du uns mit Recht beschwert hast, | mit Verwaltungsakt belehrt hast.<br />
Diese Überdosis Wissen fanden wir so oft beschissen<br />
– Aber jetzt ist alles anders<br />
Ach nee!<br />
Du bist jetzt einer von uns<br />
Ach ja?<br />
Du bist jetzt einer von uns<br />
unterbietest wie wir in deinem Revier | Dir ist alles egal, so ist das Fanal<br />
Sagst ja und meinst nein, gibst wenig, nimmst ein<br />
Schlägst Feuer, wo Asche glimmt | Hauptsach’, die Kohle stimmt<br />
Du bist ein Durchschnittsmensch<br />
Ach du liebe große Güte, | das kommt mir nicht in die Tüte<br />
will man mich hier einvernehmen, | werd mich nicht dazu bequemen<br />
ich bin ein öffentlich beliehener<br />
Durchschnittsmensch<br />
Aber ein öffentlich beliehener<br />
Durchschnittsmensch<br />
Ich bin klug und technisch schlau | Kenn’ das Recht und meine Frau<br />
Weiß was oben ist, was unten, | sag’ die Meinung unumwunden,<br />
wenn keiner zuhört und ich allein | das Siegel setze und daran mich noch ergötze<br />
ich bin nämlich – ein öffentlich bestellter<br />
Ü B E R – Durchschnittsmensch!<br />
3<br />
KONGRESS<br />
Das Corner-Value-Paper<br />
und der BDVI-Kongress<br />
Highlight am Vorabend<br />
N<br />
atürlich hatten die Akteure gehofft, dass der Theaterkeller im Berliner Umspannwerk Ost gut gefüllt sein<br />
würde. Es war rappelvoll. Bei den Proben hatten sie (Bandow, Lehmann, Schwenk, Tilly) von Publikumszuspruch<br />
geträumt. Das Mitternachtspublikum war enthusiasmiert. Und hoffentlich würde man den entspannten<br />
Umgang mit aktuellen BDVI-DVW-Themen gut aufnehmen. Die positiven Nachwirkungen zum Corner-<br />
Value-Paper waren überwältigend. Und schließlich sollten sich Barbara und Volkmar Teetzmann mal so richtig<br />
inkognito freuen können. Es hat den Anschein, dass sie die Woge der Begeisterung immer noch verarbeiten.<br />
Das schönste Erlebnis war aber, dass sich der Kabarettabend atmosphärisch und inhaltlich als ein richtig guter<br />
Einstieg für den BDVI-Kongress 2008 bewährte. Fazit: Kann man machen (wenn man machen kann).<br />
PS: Die musikalische, technische und organisatorische Betreuung waren perfekt. Herzlichen Dank.<br />
3<br />
410
TECHNIK<br />
GENAUIGKEITS-<br />
UNTERSUCHUNGEN ZU<br />
HYBRIDEN VERFAHREN MIT<br />
GNSS-MESSUNGEN UND<br />
TERRESTRISCHEN BEOBACHTUNGEN 1 | EINLEITUNG<br />
411<br />
Abbildung 1.1 | Beispiel einer innerstädtischen Bebauung<br />
Durch die verstärkte Nutzung der GNSS-<br />
Verfahren zur Erzeugung temporärer<br />
Anschlusspunkte anstelle des direkten An-<br />
schlusses an das Lagefestpunktfeld sind Detailvermessungen sehr häufig nur als hybride Verfahren mit<br />
GNSS- und terrestrischen Messungen möglich. Nachfolgend sind in möglichen Netzkonfigurationen<br />
Genauigkeitsaussagen für die aufzunehmenden Punkte anhand von Diagnoseausgleichungen ermittelt<br />
worden. Hierzu werden die theoretischen Hintergründe der Diagnoseausgleichung, der Aufbau der Lage-<br />
netze, die angenommenen Genauigkeiten der Messungen und die gewonnenen Ergebnisse erläutert. Zur<br />
Vergleichbarkeit wird auch der direkte Anschluss an das Lagefestpunktfeld betrachtet. Ferner werden<br />
in den Netzaufbauten neben den eindeutigen Lösungen auch die vollständig kontrollierten Lösungen<br />
genutzt. Abschließend erfolgt ein Vergleich der Genauigkeitsmaße mit den in Vorschriften gebräuch-<br />
lichen Angaben.<br />
3<br />
ULRICH BERGMANN | BERLIN<br />
Ein Blick aus dem Fenster des Hauses Bauwesen der TFH Berlin<br />
erschließt sehr schnell, dass mit den Satellitenverfahren Detailvermessungen<br />
nicht ohne zusätzlichen Einsatz von terrestrischen<br />
Verfahren mit elektronischen Tachymetern möglich sind.<br />
Der Blick geht hierbei in Richtung Norden und zeigt, dass Richtung<br />
Westen und Süden Abschattungen durch Gebäude und<br />
streckenweise auch durch Straßenbäume im aufgenommenen<br />
Straßenbereich vorhanden sind.<br />
Der hier dargestellte Fall im Bezirk Mitte von Berlin stellt mit<br />
der relativ offenen Bebauung noch keinen Extremfall dar. Auf<br />
der anderen Seite kann man sich jedoch ländliche Bereiche<br />
vorstellen, die bedeutend weniger Probleme beim Empfang der<br />
Satellitensignale aufweisen. Man muss jedoch immer damit rechnen,<br />
dass der aufzunehmende Punkt nicht direkt mit Satellitenverfahren<br />
vermessen werden kann.<br />
Im Land Berlin ist zum 31. Dezember 2005 die Pflege des Lagefestpunktfeldes,<br />
also des Übergeordneten Lagefestpunktfeldes,<br />
und des Aufnahmefestpunktfeldes eingestellt worden [Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung 1]. Die Gründe hierfür stellen<br />
der hohe finanzielle Aufwand zur Pflege des Lagefestpunktfeldes<br />
und eine Alternative mit den Satellitenverfahren dar,<br />
welche eine Herstellung von temporären Anschlusspunkten (TAP)<br />
in vergleichbarer Genauigkeit ermöglichen. Hierbei wird der<br />
Anschluss an das Lagebezugssystem über die Referenzstationen<br />
des Satellitenpositionierungsdienstes der deutschen Landesvermessung<br />
mit den SAPOS®-Diensten oder anderen kommerziellen<br />
Diensten hergestellt.<br />
Die nachfolgenden Ergebnisse entstammen einem Untersuchungsauftrag<br />
der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in<br />
Berlin aus dem Jahre 2006.<br />
2 | DIE DIAGNOSEAUSGLEICHUNG<br />
TECHNIK<br />
Genauigkeitsaussagen für die zu bestimmenden Neupunkte<br />
müssen nicht zwangsläufig mit wirklichen Messungen verbunden<br />
sein, sondern können auch nur aus den geometrischen<br />
Zusammenhängen und den Beobachtungsgenauigkeiten ermittelt<br />
werden.<br />
41925 1 1<br />
41925 3 121<br />
41925 3 111<br />
41925 1 2<br />
20100 20200 20300<br />
21500<br />
20400<br />
A B A B A<br />
Richtung in A nach B<br />
B<br />
Neupunkt<br />
A B<br />
Strecke von A nach B Anschlusspunkt<br />
Koeffizienten- oder Designmatrix A<br />
Abbildung 2.1 | Beispiel für den Aufbau<br />
der Koeffizientenmatrix in einem Ausgleichungsverfahren<br />
41925 3 91<br />
41925 3 101<br />
21800<br />
21700<br />
21600<br />
3<br />
412
413<br />
TECHNIK<br />
Genauigkeiten der terrestrischen<br />
Beobachtungen<br />
Genauigkeiten der Anschlüsse<br />
Unabhängigkeit der Beobachtungen<br />
So beschreiben die Lage der Punkte und die genutzten Beobachtungen<br />
die Koeffizienten- oder Designmatrix A und die Genauigkeitsangaben<br />
oder Standardabweichungen der Beobachtungen<br />
mit der Annahme von unabhängigen Beobachtungen<br />
die Matrix P in der oben dargestellten Form. Damit sind die<br />
nachfolgenden Formeln für die Genauigkeitsaussagen zu den<br />
Koordinaten der Neupunkte berechenbar. Hierbei stellt die<br />
Größe s 0 mit einem beliebig wählbaren positiven Zahlenwert<br />
keine Festlegung dar, da sich eine Veränderung der Größe s 0<br />
um einen Faktor in den Berechnungen der Standardabweichungen<br />
der Unbekannten wieder herauskürzen würde.<br />
Standardabweichungen für die Koordinaten der Neupunkte:<br />
s y = s 0 (A’PA) y ,y<br />
i<br />
3<br />
-1<br />
i i<br />
-1<br />
sx = s0 (A’PA) x ,x<br />
i<br />
i i<br />
Standardabweichung der Punkte:<br />
-1 -1<br />
sP = s0 (A’PA) y ,y + (A’PA) x ,x<br />
i<br />
Abbildung 2.2 | Standardabweichung<br />
Fehlerellipsen mit der großen Halbachse A,<br />
der kleinen Halbachse B und dem Drehwinkel t:<br />
-1 -1 2<br />
ai = s0 ((A’PA) y ,y + (A’PA) x ,x + i ) / 2<br />
i i<br />
Abbildung 2.3 | Fehlerellipse<br />
(2-2)<br />
(2-3)<br />
(2-4)<br />
(2-5)<br />
(2-6)<br />
(2-7)<br />
mit i (2-8)<br />
= s0 ((A’PA) y ,y - (A’PA) x ,x ) + 4 ((A’PA) y ,x )<br />
Zusammenhänge:<br />
i i<br />
-1 -1 2<br />
bi = s0 ((A’PA) y ,y + (A’PA) x ,x - i ) / 2<br />
2<br />
i i<br />
s P = s y + s x = a i + b i<br />
i<br />
2<br />
i<br />
i<br />
i i<br />
i i<br />
2 -1 -1 2 -1<br />
2 2 2<br />
i i<br />
i i<br />
( )<br />
-1<br />
2 (A’PA) y ,x i i<br />
arctan<br />
-1<br />
(A’PA) x ,x i i<br />
ti =<br />
2<br />
- (A’PA) -1<br />
y ,y i i<br />
i i<br />
s P<br />
a<br />
i i<br />
2<br />
s x s P<br />
b t<br />
s y<br />
(2-9)<br />
2<br />
s0 2<br />
s1 2<br />
s0 2<br />
sm 2<br />
s0 2<br />
s1 P = diag (P 1,1 = , … , P m,m = ) = 0 0 (2-1)<br />
0 0<br />
3 | DIE NETZKONFIGURATIONEN<br />
0 0<br />
2<br />
s0 2<br />
sm In den nachfolgenden Ausführungen ist der Aufbau der untersuchten<br />
Netzkonfigurationen beschrieben. Ausgehend von<br />
den häufig praktisch vorliegenden Verhältnissen sind hierbei<br />
Unterscheidungen hinsichtlich der Erreichbarkeit der aufzunehmenden<br />
Punkte vorgenommen worden.<br />
Einen zweiten Aspekt stellt die Kontrollierbarkeit der Koordinatenbestimmungen<br />
bei den Netzaufbauten dar. Es sind hierbei<br />
alle Fälle von der eindeutigen, also nicht kontrollierten Lösung<br />
über sinnvolle Zwischenschritte bis zur vollständig kontrollierten<br />
Bestimmung untersucht worden. Der häufig eingesetzte<br />
Fall von im Netz sehr schwach kontrollierten Messungen mit<br />
sich anschließenden Kontrollmessungen wie z. B. den »Steinbreiten«<br />
führt in den Genauigkeitsaussagen auf die gleichen<br />
Ergebnisse, da diese Kontrollmessungen nur zur Kontrolle des<br />
Ergebnisses, aber nicht zu einer neuen Koordinatenbestimmung<br />
herangezogen werden. Veränderte und auch in der Genauigkeit<br />
verbesserte Koordinatenbestimmungen erhält man in diesem<br />
Fall nur bei einer gemeinsamen Auswertung aller Messungselemente<br />
in einer Ausgleichungsberechnung.<br />
Zur Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit der bislang gegebenen<br />
Praxis sind die Netze sowohl im Anschluss an das Festpunktfeld<br />
als auch im Anschluss an die Referenzstationen über<br />
temporäre Anschlusspunkte (TAP) mit Satellitenverfahren ausgewertet<br />
worden.<br />
Nachfolgend ist das Untersuchungsgebiet, in welchem die im<br />
nächsten Abschnitt dargestellten Netze berechnet worden sind,<br />
maßstäblich mit den drei Berliner SAPOS®-Referenzstationen<br />
und der Berliner Landesgrenze dargestellt.<br />
43126 0<br />
41925<br />
41327 0 896<br />
30102 0<br />
40000<br />
30000<br />
20000<br />
10000<br />
9000<br />
9000 10000 20000 30000 40000 50000 60000<br />
Abbildung 3.1 | Lage des Kartenblattes 41925 (Berliner Kartenschnitt bezogen<br />
auf den TP Müggelberg) und der drei SAPOS®-Referenzstationen<br />
3.1 | DIE GEOMETRIE DER NETZE<br />
In Abhängigkeit von den Abschattungen durch die Bebauung<br />
oder der Topographie sowie der Zugänglichkeit der aufzunehmenden<br />
Punkte werden die beiden aufgeführten Typen von<br />
Netzen genutzt werden können.<br />
Der erste Typ wird sicherlich nur bei günstigen örtlichen Verhältnissen<br />
auftreten. In diesem Fall wird man entweder direkt<br />
vom Festpunkt bzw. TAP aus die Aufnahme durchführen oder<br />
den Aufnahmepunkt in einer »freien Stationierung« im Anschluss<br />
an das Festpunktfeld bzw. die TAP (Punktart 1) nutzen<br />
können.<br />
Häufig wird der zweite Typ im Netzaufbau mit verknüpfenden<br />
Polygonzugmessungen auftreten. Hierbei lässt sich noch zwischen<br />
Polygonzügen zum Aufnahmepunkt oder zwischen den<br />
Anschlusspunkten unterscheiden.<br />
Im Anschluss sind die beiden Netztypen mit ihren Ausprägungen<br />
als Netzbild dargestellt. In abgeschwächter graphischer<br />
Darstellung sind dabei die den Aufnahmepunkt zusätzlich kontrollierenden<br />
Messungen an einen weiteren Anschlusspunkt<br />
dargestellt. In allen Beispielen werden für vier aufzunehmende<br />
Neupunkte (Punktart 3) im Anschluss an den Aufnahmepunkt<br />
die Koordinaten ermittelt.<br />
41925 1 1<br />
41925 3 121<br />
41925 3 111<br />
20100 20200 20300 20400<br />
A B<br />
zusätzliche Kontrollmessungen<br />
41925 1 2<br />
41925 1 3<br />
41925 3 91<br />
41925 3 101<br />
Abbildung 3.2 | Direkte Nutzung eines Anschlusspunktes<br />
als Aufnahmepunkt<br />
21800<br />
21700<br />
21600<br />
21500<br />
41925 1 1<br />
41925 3 81<br />
41925 5 4<br />
41925 1 2<br />
41925 3 71 41925 3 61<br />
41925 1 3<br />
Abbildung 3.3 | Bestimmung des Aufnahmepunktes<br />
über eine »freie Stationierung«<br />
Abbildung 3.4 | Bestimmung des Aufnahmepunktes<br />
über einen »toten Zug« mit direktem Anschluss<br />
41925 3 51<br />
TECHNIK<br />
20100 20200 20300 20400<br />
41925 3 161<br />
41925 3 151<br />
41925 1 1<br />
41925 5 9<br />
41925 5 10<br />
41925 5 8<br />
41925 3 131<br />
41925 3 141<br />
41925 1 3<br />
41925 1 2<br />
21800<br />
21700<br />
21600<br />
21500<br />
21900<br />
21800<br />
21700<br />
21600<br />
21500<br />
21400<br />
20100 20200 20300 20400<br />
3<br />
414
415<br />
TECHNIK<br />
41925 3 191<br />
41925 5 11<br />
41925 1 1<br />
21400<br />
20100 20200 20300 20400<br />
Abbildung 3.5 | Bestimmung des Aufnahmepunktes<br />
über einen »toten Zug« mit einer »freien Stationierung«<br />
41925 3 241<br />
41925 3 201 41925 3 171<br />
41925 5 14<br />
41925 1 1<br />
41925 3 231<br />
3<br />
41925 5 12<br />
41925 5 13<br />
41925 5 4<br />
41925 1 2<br />
41925 1 3<br />
41925 3 211<br />
41925 3 181<br />
41925 1 2<br />
41925 5 16<br />
41925 5 15<br />
41925 3 221<br />
41925 1 3<br />
20100 20200 20300 20400<br />
Abbildung 3.6 | Bestimmung des Aufnahmepunktes<br />
über einen eingehängten Polygonzug<br />
21900<br />
21800<br />
21700<br />
21600<br />
21500<br />
21800<br />
21700<br />
21600<br />
21500<br />
In den vorhergehenden Netzkonfigurationen sind die Beobachtungen<br />
zu den aufzunehmenden Punkten (Punktart 3) nicht<br />
kontrolliert. Daher sind die Neupunktbestimmungen auch in<br />
einer vollständig kontrollierten Form bearbeitet worden.<br />
41925 1 1<br />
20100 20200 20300 20400<br />
Abbildung 3.7 | Bestimmung der Aufnahmepunkte<br />
über eine »freie Stationierung« mit kontrollierten Neupunktbestimmungen<br />
41925 3 201<br />
41925 3 191<br />
41925 1 1<br />
41925 5 7<br />
41925 5 6<br />
41925 1 2<br />
41925 3 81 41925 3 51<br />
41925 3 71<br />
41925 5 22 41925 5 19<br />
41925 5 21 41925 5 18<br />
41925 5 20 41925 5 17<br />
41925 5 7<br />
41925 5 6<br />
41925 3 61<br />
41925 1 3<br />
41925 3 171<br />
41925 1 2<br />
41925 3 181<br />
41925 1 3<br />
20100 20200 20300 20400<br />
21700<br />
21600<br />
21500<br />
21800<br />
21700<br />
21600<br />
21500<br />
Abbildung 3.8 | Bestimmung der Aufnahmepunkte über eine »freie Stationierung«<br />
und je einen Polygonzug mit kontrollierten Neupunktbestimmungen<br />
41925 3 241<br />
41925 5 14<br />
41925 5 26<br />
41925 1 1<br />
41925 3 231<br />
41925 5 15<br />
41925 3 211<br />
41925 1 2<br />
41925 5 16<br />
41925 5 28<br />
41925 5 27<br />
41925 3 221<br />
41925 1 3<br />
20100 20200 20300 20400<br />
Abbildung 3.9 | Bestimmung der Aufnahmepunkte jeweils über einen<br />
eingehängten Polygonzug mit kontrollierten Neupunktbestimmungen<br />
3.2 | ANNAHMEN ZU DEN GENAUIGKEITEN<br />
DER NETZMESSUNGEN<br />
21800<br />
21700<br />
21600<br />
21500<br />
Nach der Festlegung des funktionalen Modells sind nachfolgend<br />
die Annahmen zum stochastischen Modell angegeben. Hierbei<br />
wird zwischen zwei Modellen unterschieden, welche sich<br />
hinsichtlich des Aufwandes für die Messungen unterscheiden.<br />
Stochastisches Modell I<br />
Bei den terrestrischen Beobachtungen wird in der Genauigkeit<br />
der Messungen von einem Tachymeter höherer Genauigkeit mit<br />
einer Standardabweichung von ± 1,5 mgon für eine einmalige<br />
Richtungsmessung und von ± 2,4 mm für eine einmalige Streckenmessung<br />
ausgegangen. Bei allen terrestrischen Beobachtungen<br />
wird eine Messung in zwei Vollsätzen vorausgesetzt.<br />
Beim Anschluss an das Festpunktfeld oder an die TAP wird genauso<br />
wie bei dem Anmessen der Neupunkte (Punktart 3) ein<br />
Zentrierfehler von ± 2,0 mm angenommen, welcher zusammen<br />
mit den reinen Genauigkeiten der Messungen nach dem<br />
Varianzfortpflanzungsgesetz die Genauigkeiten der Beobachtungen<br />
ergibt. Beim Nutzen von Polygonzügen wird wegen<br />
einer vorausgesetzten Zwangszentrierung kein Zentrierfehler<br />
berücksichtigt.<br />
Standardabweichung Wert<br />
einer beweglichen Anschlusskoordinate<br />
einer einmaligen 3-D-Koordinatenbestimmung<br />
einer einmaligen Richtungsmessung<br />
einer einmaligen Streckenmessung<br />
der Zentrierung<br />
einer Richtungsbeobachtung in 2 Vollsätzen<br />
einer Streckenbeobachtung mit 2 Messungen<br />
s A = ± 10,0 mm<br />
s K = ± 15,0 mm<br />
s r = ± 1,5 mgon<br />
s d = ± 2,4 mm<br />
s Z = ± 2,0 mm<br />
s R =<br />
s D =<br />
Tabelle 3.1 | Zusammenfassung zu den stochastischen<br />
Annahmen im Modell I<br />
Standardabweichung Wert<br />
einer beweglichen Anschlusskoordinate<br />
einer einmaligen 3-D-Koordinatenbestimmung<br />
einer einmaligen Richtungsmessung<br />
einer einmaligen Streckenmessung<br />
der Zentrierung in den<br />
Anschluss- und Zwischenpunkten<br />
der Zentrierung in den Neupunkten<br />
s A = ± 10,0 mm<br />
s K = ± 17,0 mm<br />
s r = ± 1,5 mgon<br />
s d = ± 2,4 mm<br />
sZ = ± 2,0 mm<br />
A<br />
sZ = ± 5,0 mm<br />
der terrestrischen Beobachtungen zu den Anschluss- und Zwischenpunkten<br />
einer Richtungsbeobachtung in einem Vollsatz<br />
sR =<br />
A<br />
2 2<br />
2<br />
sz sr + A<br />
2<br />
D<br />
einer Streckenbeobachtung mit einer Messung sD = A<br />
2 2<br />
sd + szA der terrestrischen Beobachtungen zu den zu bestimmenden Neupunkten<br />
einer Richtungsbeobachtung in einem Vollsatz<br />
sR = G<br />
2 2<br />
2 sz sr + G<br />
2<br />
D<br />
einer Streckenbeobachtung mit einer Messung sD = G<br />
2 2<br />
sd + szG Tabelle 3.2 | Zusammenfassung zu den stochastischen<br />
Annahmen im Modell II<br />
G<br />
2<br />
sd 2<br />
+ sz 2<br />
TECHNIK<br />
2 2<br />
sz +<br />
2<br />
D<br />
Stochastisches Modell II<br />
Im Gegensatz zum ersten Modellansatz wird hier von terrestrischen<br />
Messungen in einem Vollsatz ausgegangen. Das kann<br />
bei geräteinterner Korrektur des Kipp- und Zielachsfehlers auch<br />
die Messung in einem Halbsatz bedeuten. Ferner wird im Gegensatz<br />
zu oben von einem Zentrierfehler von ± 5,0 mm bei<br />
der Anzielung der Neupunkte (Punktart 3) ausgegangen. Auch<br />
der Einsatz der Zwangszentrierung bei der Messung der Polygonzüge<br />
wird bei diesem Modellansatz nicht berücksichtigt,<br />
womit auch diese terrestrischen Messungen mit Zentrierfehlern<br />
versehen werden müssen. Auch die aus den Satellitenmessungen<br />
resultierenden dreidimensionalen geozentrischen Koordinatenwerte<br />
als Beobachtungen werden mit einer vergrößerten<br />
Standardabweichung von ± 17,0 mm eingeführt.<br />
2<br />
sr 2<br />
3<br />
416
417<br />
TECHNIK<br />
4 | ERGEBNISSE DER<br />
GENAUIGKEITSUNTERSUCHUNGEN<br />
Die Auswertungen wurden mit dem Ausgleichungsprogramm<br />
für Lagenetze LAVA 2.3 [Bergmann, 2006] durchgeführt.<br />
Dieses Programm bearbeitet eine Ausgleichung nach vermittelnden<br />
Beobachtungen und ist aufgrund der Sparse-Algorithmen<br />
auch auf sehr große Gleichungssysteme ausgelegt. Ferner<br />
wird der Anschluss an das Lagefestpunktfeld mit »beweglichen<br />
Anschlusspunkten« verarbeitet, womit die Anschlussgenauigkeit<br />
in diesen Punkten berücksichtigt werden kann. Außerdem<br />
können auch Satellitenbeobachtungen für die Anschlüsse der<br />
temporären Anschlusspunkte (TAP) an das Lagebezugssystem<br />
berücksichtigt werden.<br />
Die Bestimmung der TAP erfolgt über Satellitenbeobachtungen<br />
zu den drei SAPOS®-Referenzstationen in zwei unabhängigen<br />
Beobachtungsgruppen. Dies ist gleichbedeutend mit den Forderungen<br />
der »Ausführungsvorschriften über die Nutzung des<br />
Satellitenpositionierungsdienstes der deutschen Landesvermessung<br />
für den Anschluss an das Lagebezugssystem (AV SAPOS®)«<br />
[Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2] nach einer unabhängigen<br />
Kontrollbestimmung der TAP. Mit den oben angegebenen<br />
Standardabweichungen für die 3-D-Koordinatenbestimmung<br />
von ± 15,0 mm im Modell I erhält man für die Koordinaten<br />
der TAP eine Standardabweichung von ± 12,6 mm<br />
sowie bei ± 17,0 mm im Modell II eine Standardabweichung<br />
der TAP-Koordinaten von ± 14,3 mm. Diese Werte entsprechen<br />
etwa den Angaben der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen<br />
der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV)<br />
[AdV, 2008], die für eine einmalige Bestimmung im Verfahren<br />
des Hochpräzisen Echtzeit-Positionierungs-Service (SAPOS®-<br />
HEPS) mit Korrekturdaten eine Standardabweichung in der Lage<br />
von 1–2 cm angeben. Durch die unabhängige doppelte Bestimmung<br />
der Koordinaten kann bei dem Verfahren mit SAPOS®-<br />
HEPS eine etwas höhere Genauigkeit als die oben berechnete<br />
erreicht werden, womit die obigen Annahmen für die Standardabweichung<br />
der 3-D-Koordinatenbestimmung noch nach unten<br />
korrigiert werden könnten.<br />
Zur Erläuterung einiger grundsätzlicher Aussagen zu den Untersuchungsergebnissen<br />
sollen nachfolgend die Ergebnisse zu<br />
den Genauigkeiten der Netzkonfiguration der Abbildung 3.3<br />
dargestellt werden. Der erste Ergebnissatz bezieht sich auf den<br />
Fall, dass die beiden Anschlusspunkte Lagefestpunkte sind und<br />
das Stochastikmodell I genutzt wird. In diesem Fall liegt in der<br />
Netzkonfiguration der Abbildung 3.3 ein Freiheitsgrad von 1<br />
aufgrund der doppelten Maßstabsfestlegung vor.<br />
3<br />
Punktkennzeichen<br />
41925 3 51<br />
41925 3 61<br />
41925 3 71<br />
41925 3 81<br />
Standardabweichungen<br />
der<br />
Koordinatenwerte<br />
s y (mm)<br />
7,9<br />
11,8<br />
11,8<br />
7,9<br />
s x (mm)<br />
10,6<br />
10,6<br />
8,4<br />
8,4<br />
Standardabweichung<br />
des<br />
Punktes<br />
sP (mm)<br />
13,2<br />
15,9<br />
14,5<br />
11,5<br />
Tabelle 4.1 | »Freie Stationierung« im Anschluss an<br />
zwei Lagefestpunkte im Stochastikmodell I<br />
Diese Netzkonfiguration spiegelt sehr schön wider, dass die zu<br />
bestimmenden Neupunkte innerhalb des Bearbeitungsgebietes<br />
mit dem Punkt 41925 3 81 erheblich genauer als diejenigen<br />
außerhalb mit dem Punkt 41925 3 61 ermittelt werden.<br />
Die nachfolgende Netzkonfiguration gemäß der Abbildung 3.3<br />
zeigt exemplarisch die Auswirkungen einer überbestimmten<br />
Ermittlung der Koordinaten des Aufnahmepunktes.<br />
Punktkennzeichen<br />
41925 3 51<br />
41925 3 61<br />
41925 3 71<br />
41925 3 81<br />
Standardabweichungen<br />
der<br />
Koordinatenwerte<br />
s y (mm)<br />
7,5<br />
7,5<br />
7,5<br />
7,5<br />
s x (mm)<br />
7,5<br />
7,5<br />
7,5<br />
7,5<br />
Standardabweichung<br />
des<br />
Punktes<br />
sP (mm)<br />
10,6<br />
10,6<br />
10,6<br />
10,6<br />
Tabelle 4.2 | »Freie Stationierung« im Anschluss an<br />
drei Lagefestpunkte im Stochastikmodell I<br />
Fehlerellipse<br />
a (mm)<br />
10,7<br />
13,8<br />
12,2<br />
8,5<br />
b (mm)<br />
7,8<br />
7,8<br />
7,8<br />
7,8<br />
Fehlerellipse<br />
a (mm)<br />
8,3<br />
8,3<br />
8,3<br />
8,3<br />
b (mm)<br />
6,5<br />
6,5<br />
6,5<br />
6,5<br />
Hier erkennt man die Auswirkungen der zusätzlichen Beobachtungen,<br />
welche nicht nur die Bestimmung des Aufnahmepunktes<br />
kontrollieren, sondern auch zu einer Genauigkeitssteigerung<br />
in den aufzunehmenden Neupunkten führen. Der große Unterschied<br />
im Punkt 41925 3 61 resultiert hierbei allerdings daraus,<br />
dass dieser Punkt mit den neuen Beobachtungen mitten<br />
im Bearbeitungsgebiet und nicht mehr wie davor außerhalb<br />
liegt.<br />
Die nächsten Ergebnisse basieren auf dem gleichen Netzaufbau,<br />
der Unterschied besteht nur in der Nutzung der Genauigkeitsannahmen<br />
des zweiten Modells.<br />
t (gon)<br />
186,95<br />
56,49<br />
121,77<br />
27,61<br />
t (gon)<br />
150,00<br />
50,00<br />
150,00<br />
50,00<br />
Punktkennzeichen<br />
41925 3 51<br />
41925 3 61<br />
41925 3 71<br />
41925 3 81<br />
Punktkennzeichen<br />
41925 3 51<br />
41925 3 61<br />
41925 3 71<br />
41925 3 81<br />
Standardabweichungen<br />
der<br />
Koordinatenwerte<br />
s y (mm)<br />
9,0<br />
9,0<br />
9,0<br />
9,0<br />
Ein Vergleich mit dem vorhergehenden Fall lässt sofort die zu<br />
erwartenden Ergebnisse mit einer geringeren Genauigkeit erkennen,<br />
was bei einem verminderten Aufwand für die Messungen<br />
und dementsprechend geringeren Genauigkeiten der Beobachtungen<br />
auch zu erwarten war.<br />
Der letzte Vergleich in diesem Netzaufbau bezieht sich auf den<br />
Austausch der Anschlusspunkte.<br />
Standardabweichungen<br />
der<br />
Koordinatenwerte<br />
s y (mm)<br />
10,4<br />
10,4<br />
10,4<br />
10,4<br />
s x (mm)<br />
9,0<br />
9,0<br />
9,0<br />
9,0<br />
s x (mm)<br />
10,4<br />
10,4<br />
10,4<br />
10,4<br />
Standardabweichung<br />
des<br />
Punktes<br />
sP (mm)<br />
12,8<br />
12,8<br />
12,8<br />
12,8<br />
Tabelle 4.3 | »Freie Stationierung« im Anschluss an<br />
drei Lagefestpunkte im Stochastikmodell II<br />
Standardabweichung<br />
des<br />
Punktes<br />
sP (mm)<br />
14,7<br />
14,7<br />
14,7<br />
14,7<br />
Tabelle 4.4 | »Freie Stationierung« im Anschluss an<br />
drei TAP im Stochastikmodell I<br />
Fehlerellipse<br />
a (mm)<br />
9,8<br />
9,8<br />
9,8<br />
9,8<br />
Fehlerellipse<br />
a (mm)<br />
11,1<br />
11,1<br />
11,1<br />
11,1<br />
b (mm)<br />
8,2<br />
8,2<br />
8,2<br />
8,2<br />
b (mm)<br />
9,7<br />
9,7<br />
9,7<br />
9,7<br />
t (gon)<br />
150,00<br />
50,00<br />
150,00<br />
50,00<br />
t (gon)<br />
149,69<br />
50,09<br />
150,31<br />
49,91<br />
Das vorliegende Ergebnis ist auch recht einfach mit der geringeren<br />
Genauigkeit der Anschlusspunkte zu erläutern. Hier sei<br />
allerdings auf die obige Aussage verwiesen, dass die Genauigkeit<br />
der TAP recht pessimistisch angesetzt worden ist.<br />
Dem vorangegangenen Netzaufbau nach Abbildung 3.3 soll<br />
der vollständig überbestimmte Netzaufbau aus der Abbildung<br />
3.7 gegenübergestellt werden.<br />
Punktkennzeichen<br />
41925 3 51<br />
41925 3 61<br />
41925 3 71<br />
41925 3 81<br />
TECHNIK<br />
Man erkennt wiederum eine Genauigkeitssteigerung aus den<br />
kontrollierenden Beobachtungen, die hier allerdings vergleichsweise<br />
gering ausfällt.<br />
In den beiden nachfolgenden Tabellen sind die Standardabweichungen<br />
des Punktes sowie die große Halbachse der Fehlerellipsen<br />
jeweils mit dem größten und dem kleinsten Wert<br />
der vier aufzunehmenden Neupunkte (Punktart 3) für alle Netze<br />
aufgeführt.<br />
Netzauf- Anschluss Große Halbachse der<br />
bau gemäß<br />
Abbildung<br />
Fehlerellipse<br />
kleinster Wert größter Wert<br />
(mm) (mm)<br />
3.2<br />
3.2<br />
3.3<br />
3.4<br />
3.5<br />
3.6<br />
3.6<br />
3.2<br />
3.2<br />
3.3<br />
3.3<br />
3.4<br />
3.4<br />
3.5<br />
3.5<br />
3.6<br />
3.6<br />
3.7<br />
3.7<br />
3.8<br />
3.8<br />
3.9<br />
3.9<br />
Standardabweichungen<br />
der<br />
Koordinatenwerte<br />
s y (mm)<br />
10,2<br />
10,2<br />
10,2<br />
10,2<br />
2 FP<br />
2 FP m. Strecke<br />
2 FP<br />
2 FP<br />
2 FP<br />
2 FP<br />
2 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
s x (mm)<br />
10,2<br />
10,2<br />
10,2<br />
10,2<br />
Standardabweichung<br />
des<br />
Punktes<br />
sP (mm)<br />
14,4<br />
14,4<br />
14,4<br />
14,4<br />
10,5<br />
7,9<br />
8,5<br />
12,2<br />
9,6<br />
10,4<br />
12,9<br />
6,7<br />
9,8<br />
8,3<br />
11,1<br />
10,8<br />
13,3<br />
9,0<br />
11,7<br />
7,3<br />
10,3<br />
8,0<br />
10,8<br />
8,6<br />
11,2<br />
6,8<br />
9,9<br />
16,1<br />
16,0<br />
13,8<br />
21,2<br />
17,6<br />
11,3<br />
13,6<br />
12,6<br />
15,0<br />
8,3<br />
11,1<br />
18,6<br />
20,6<br />
15,4<br />
17,5<br />
10,8<br />
13,3<br />
8,0<br />
10,9<br />
14,2<br />
16,5<br />
10,5<br />
13,0<br />
Fehlerellipse<br />
a (mm)<br />
10,9<br />
10,8<br />
10,9<br />
10,9<br />
Tabelle 4.6 | Ergebnisse der vier aufzunehmenden Neupunkte<br />
im Stochastikmodell I<br />
Standardabweichung<br />
des Punktes<br />
kleinster Wert<br />
(mm)<br />
13,1<br />
11,1<br />
11,5<br />
14,7<br />
12,6<br />
13,1<br />
16,7<br />
9,3<br />
13,8<br />
10,6<br />
14,7<br />
12,9<br />
16,6<br />
11,6<br />
15,5<br />
9,8<br />
14,1<br />
10,1<br />
14,4<br />
10,6<br />
14,8<br />
9,2<br />
13,7<br />
b (mm)<br />
9,4<br />
9,4<br />
9,4<br />
9,4<br />
Tabelle 4.5 | »Freie Stationierung« im Anschluss an<br />
drei TAP im Stochastikmodell I mit überbestimmter Neupunktermittlung<br />
t (gon)<br />
149,70<br />
50,07<br />
150,33<br />
49,89<br />
größter Wert<br />
(mm)<br />
19,1<br />
17,8<br />
15,9<br />
22,9<br />
19,5<br />
13,8<br />
17,3<br />
14,2<br />
17,8<br />
10,6<br />
14,7<br />
20,0<br />
23,1<br />
17,0<br />
20,2<br />
12,6<br />
16,4<br />
10,1<br />
14,4<br />
15,7<br />
19,1<br />
12,1<br />
16,1<br />
3<br />
418
419<br />
TECHNIK<br />
Netzauf- Anschluss Große Halbachse der<br />
bau gemäß<br />
Abbildung<br />
Fehlerellipse<br />
kleinster Wert größter Wert<br />
(mm) (mm)<br />
3.2<br />
3.2<br />
3.3<br />
3.4<br />
3.5<br />
3.6<br />
3.6<br />
3.2<br />
3.2<br />
3.3<br />
3.3<br />
3.4<br />
3.4<br />
3.5<br />
3.5<br />
3.6<br />
3.6<br />
3.7<br />
3.7<br />
3.8<br />
3.8<br />
3.9<br />
3.9<br />
2 FP<br />
2 FP m. Strecke<br />
2 FP<br />
2 FP<br />
2 FP<br />
2 FP<br />
2 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
3 FP<br />
3 TAP<br />
Die Betrachtung der Ergebnisse bestätigt zuerst die beiden obigen<br />
Erkenntnisse, dass der Anschluss an die TAP ungenauere<br />
Koordinaten in den aufzunehmenden Neupunkten im Gegensatz<br />
zu den Festpunkten ergibt und dass die Annahmen in den<br />
beiden stochastischen Modellen die gleichen Veränderungen<br />
erbringen. Ferner erkennt man, dass eine höhere Anzahl von<br />
Messungselementen bis zum Aufnahmepunkt die Genauigkeit<br />
der aufzunehmenden Neupunkte verringert. Auch die bereits<br />
oben gewonnene Erkenntnis, dass kontrollierende Beobachtungen<br />
auch die Genauigkeit steigern, lässt sich an den Ergebnissen<br />
der Tabellen 4.6 und 4.7 ablesen.<br />
5 | ANFORDERUNGEN AN DIE GENAUIGKEITEN<br />
IN DEN VORSCHRIFTEN<br />
Angaben für Genauigkeitsangaben werden häufig in Form von<br />
einzuhaltenden Standardabweichungen oder in Form von nicht<br />
zu überschreitenden linearen Abweichungen angegeben. Beispielhaft<br />
seien die Angaben in den überholten »Ausführungsvorschriften<br />
über die Herstellung des Lagefestpunktfeldes (AV<br />
3<br />
11,6<br />
9,4<br />
9,9<br />
13,8<br />
13,8<br />
12,2<br />
15,8<br />
8,3<br />
12,0<br />
9,8<br />
13,5<br />
12,6<br />
16,2<br />
12,9<br />
15,7<br />
9,6<br />
13,0<br />
8,8<br />
12,7<br />
10,2<br />
14,0<br />
8,0<br />
11,9<br />
16,9<br />
16,8<br />
14,8<br />
28,8<br />
25,6<br />
13,0<br />
16,6<br />
13,6<br />
17,6<br />
9,8<br />
13,5<br />
27,0<br />
30,1<br />
24,2<br />
26,6<br />
12,5<br />
16,2<br />
8,8<br />
12,8<br />
18,2<br />
22,4<br />
11,4<br />
15,3<br />
Tabelle 4.7 | Ergebnisse der vier aufzunehmenden Neupunkte<br />
im Stochastikmodell II<br />
Standardabweichung<br />
des Punktes<br />
kleinster Wert<br />
(mm)<br />
14,9<br />
13,2<br />
13,6<br />
17,8<br />
17,6<br />
15,8<br />
20,7<br />
11,7<br />
17,0<br />
12,8<br />
18,0<br />
16,3<br />
21,1<br />
16,6<br />
20,4<br />
12,8<br />
17,8<br />
11,3<br />
17,0<br />
13,1<br />
18,3<br />
10,8<br />
16,4<br />
größter Wert<br />
(mm)<br />
20,3<br />
19,1<br />
17,5<br />
31,1<br />
27,7<br />
16,4<br />
21,3<br />
15,9<br />
21,3<br />
12,8<br />
18,0<br />
28,9<br />
33,1<br />
26,1<br />
29,5<br />
15,1<br />
20,2<br />
11,3<br />
17,0<br />
19,8<br />
25,3<br />
13,5<br />
19,1<br />
Lagefestpunktfeld)« des Landes Berlin mit dem Grenzwert von<br />
± 15,0 mm für die Standardabweichung des Punktes (hier noch<br />
als mittlerer Punktfehler bezeichnet) einer Ausgleichungsberechnung<br />
eines Aufnahmefestpunktfeldes (hier als flächenhaft<br />
ausgewertete Aufnahmefestpunkte bezeichnet) genannt. Ein<br />
Beispiel für eine einzuhaltende lineare Abweichung stellen die<br />
»Ausführungsvorschriften über die Grenzvermessungen (AV<br />
Grenzvermessung)« des Landes Berlin dar [Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung 2]. Hierbei wird für die Flurstücksgrenze<br />
festgelegt, dass diese hergestellt ist, wenn neben weiteren<br />
Bedingungen der abgesteckte Grenzpunkt von der örtlich vorgefundenen<br />
Kennzeichnung linear um nicht mehr als 0,03 m<br />
abweicht. Erkennbar ist an diesen beiden Beispielen, dass nicht<br />
nur direkt berechenbare Standardabweichungen, sondern auch<br />
grundsätzlich einzuhaltende Grenzwerte angegeben werden.<br />
Im zweiten Fall kann die große Halbachse der Fehlerellipse als<br />
maximale lineare Abweichung angenommen werden. Der Übergang<br />
von den Standardabweichungen zu einem einzuhaltenden<br />
Grenzwert wird durch die Nutzung des dreifachen Wertes<br />
der Standardabweichungen erreicht. In diesem Fall beträgt die<br />
Wahrscheinlichkeit für das Überschreiten des Grenzwertes nur<br />
noch 0,26 % im Gegensatz zu den Standardabweichungen mit<br />
31,3 % bei einer angenommenen Normalverteilung für die Beobachtungen.<br />
Würde man die obige lineare Abweichung von 0,03 m in der AV<br />
Grenzvermessung als einzuhaltenden Grenzwert verstehen,<br />
so könnten nach den obigen Netzauswertungen nur Netze mit<br />
Werten für die große Halbachse der Fehlerellipsen von weniger<br />
oder gleich 0,01 m genutzt werden. In diesem Fall würden nur<br />
sehr wenige Netzaufbauten verbunden mit einem relativ hohen<br />
Messungsaufwand verbleiben.<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Bergmann<br />
Technische Fachhochschule Berlin | Haus Bauwesen<br />
Luxemburger Straße 10 | 13353 Berlin<br />
E-Mail uberg@tfh-berlin.de<br />
6 | LITERATUR<br />
AdV: Internetveröffentlichung unter:<br />
http://www.sapos.de/pdf/SAPOS_Prospekt.pdf,<br />
letzter Zugriff 23.07.2008<br />
Bergmann, Ulrich: Beschreibung zum Programm LAVA, 2006<br />
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 1:<br />
Internetveröffentlichung unter:<br />
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/geoinformation/sapos/<br />
de/download/lfp_sapos_flyer.pdf, letzter Zugriff 28.07.2008<br />
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2:<br />
Internetveröffentlichung unter:<br />
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/<br />
de/download/geoinformation/Vorschriftensammlung/<br />
STARTSEITE.pdf, letzter Zugriff 28.07.2008<br />
Echtzeit-Videodaten-<br />
Georeferenzierung<br />
und -Integration<br />
in virtuelle Globen<br />
HANNES EUGSTER | MUTTENZ<br />
TECHNIK<br />
UAV-basiertes Augmented Monitoring<br />
U<br />
nbemannte Mini- und Mikrodrohnensysteme (UAV – Unmanned Aerial Vehicle) haben in<br />
den letzten Jahren eine starke Entwicklung erlebt und sind heute als kommerzielle Produkte<br />
auf dem Markt erhältlich. Viele dieser Systeme verwenden für die autonome Fluglageregelung<br />
kostengünstige INS/GPS-Sensoren und erlauben das Mitführen beliebiger Geosensoren wie Video-<br />
kameras. Gleichzeitig stehen heute verschiedene webbasierte 3-D-Geoinformationsdienste ba-<br />
sierend auf virtuellen Globen zur Verfügung. Trotz ihrer Verfügbarkeit werden beide Technologien<br />
noch kaum kombiniert genutzt. Gerade die UAV-basierte Echtzeit-Bilddatenintegration in virtuelle<br />
Globen bietet eine kostengünstige Möglichkeit, die Geobasisdaten von 3-D-Geoinformationsdiens-<br />
ten rasch zu aktualisieren und damit den Nutzen markant zu steigern. Mögliche Anwendungen<br />
reichen von der Echtzeit-Überwachung von Infrastrukturanlagen über Waldbrand-Monitoring bis<br />
hin zur Entscheidungsunterstützung bei Naturkatastrophen.<br />
3<br />
420
421<br />
TECHNIK<br />
1 | EINLEITUNG<br />
Dieser Beitrag zeigt eine Prototyplösung auf, mit der Videoaufnahmen<br />
aus Mini- oder Mikrodrohnen in Echtzeit oder offline<br />
in einen virtuellen Globus integriert werden können. Dabei<br />
wurde der Fokus speziell auf die Verwendung von kostengünstigen<br />
und rasch verfügbaren Mini- und Mikrodrohnensystemen<br />
gelegt. Gerade auf Plattformsystemen dieser Kategorie<br />
können wegen Gewichtslimitierungen und aus Kostengründen<br />
zur Fluglagebestimmung nur Sensorsysteme geringer Qualität<br />
verwendet werden. Diese Einschränkungen limitieren die Georegistrierungsgenauigkeit,<br />
mit welcher die Videodaten in die<br />
virtuelle Welt integriert werden können. Die Prototyp-Entwicklung<br />
erfolgte im Rahmen des KTI-Projekts »Virtual Monitoring«<br />
[1] am Institut Vermessung und Geoinformation der Fachhochschule<br />
Nordwestschweiz. Der in diesem Beitrag präsentierte<br />
Ansatz unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von<br />
mini- und mikrodrohnenbasierten photogrammetrischen Anwendungen<br />
wie sie u. a. in [2] vorgestellt werden. So liegt der<br />
Fokus bei der hier vorgestellten Lösung im Speziellen bei der<br />
Echtzeit-Georegistrierung und -Geodatenintegration von Bilddaten<br />
in virtuelle Globen. Für die Echtzeit-Georegistrierung<br />
werden die standardmäßig verfügbaren Geosensoren auf den<br />
unbemannten Plattformen sowie die bestehende Geodatenbasis<br />
des virtuellen Globus verwendet. Vertiefende Informationen<br />
über die realisierte Lösung sind in der Veröffentlichung<br />
[3] zu finden.<br />
2 | VERWENDETE BASISTECHNOLOGIEN<br />
Heute existiert eine große Anzahl verschiedener unbemannter<br />
Flugsysteme für unterschiedliche Anwendungen und in unterschiedlichen<br />
Ausführungen auf dem Markt. Gerade Mini- und<br />
Mikrodrohnen werden zunehmend als kostengünstige und effiziente<br />
Aufnahmeplattformen für Geodaten eingesetzt. Die<br />
europäische Assoziation für unbemannte Flugsysteme (EU-<br />
ROUVS) klassiert diese Kleinstflugsysteme wie folgt:<br />
Kategorie Maximales<br />
Startgewicht<br />
Mikro<br />
Mini<br />
< 5 kg<br />
< 30 kg<br />
Diese Fluggeräte verfügen meist über einen integrierten Fluglagekontroller,<br />
der eine automatische Stabilisierung sowie eine<br />
ferngesteuerte Navigation erlaubt. Einige Plattformen verfügen<br />
zusätzlich über einen Autopiloten, der vollständig auto-<br />
3<br />
Maximale<br />
Flughöhe<br />
250 m<br />
150–300 m<br />
Flugdauer Datenlink-<br />
Reichweite<br />
1 h<br />
< 2 h<br />
Tabelle 1 | Klassifikation Mini- und Mikrodrohnensysteme<br />
< 10 km<br />
< 10 km<br />
nome Flüge ermöglicht. Die für die Fluglagedatenbestimmung<br />
notwendigen Sensordaten werden meist mittels MEMS- (Micro-Electro-Mechanical<br />
System) basiertem Inertialnavigationssystem<br />
(INS), Navigations-GPS-Empfänger, Magnetkompass<br />
und Barometer erfasst. Dabei werden die Fluglagedaten bestehend<br />
aus Position, Ausrichtung und Geschwindigkeit aus den<br />
einzelnen Sensoren vom Fluglagekontroller durch Sensordatenfusions-Algorithmen<br />
optimal geschätzt. Die Prototyplösung<br />
verwendet das Mikrodrohnensystem »microdrones md4-200«<br />
(vgl. Abb. 1) mit den folgenden Merkmalen:<br />
Fluggerät Quadcopter<br />
Max. Abfluggewicht<br />
Max. Zuladung<br />
Flugdauer<br />
Genauigkeit Fluglagedaten<br />
Lage<br />
Höhe<br />
Nick- und Rollwinkel<br />
Gierwinkel<br />
0,9 kg<br />
0,3 kg (für Bildsensoren)<br />
~20 min<br />
3,5 m CEP<br />
5 m SEP<br />
1–2°<br />
3–5°<br />
Für die Videodatenerfassung wird eine nichtmetrische PAL-<br />
Videokamera mit einer Auflösung von 640 x 480 Pixel verwendet.<br />
Abbildung 1 | Mikrodrohnensystem »microdrones md4-200«<br />
Als zweite wichtige Komponente verwendet die umgesetzte<br />
Lösung 3-D-Geoinformationsdienste basierend auf virtuellen<br />
Globen, prominente Beispiele für solche Dienste sind Google<br />
Earth oder Microsoft Virtual Earth. Die meisten virtuellen Globen<br />
bieten die Möglichkeit, große Mengen an Geodaten über<br />
das Internet zu »streamen« und in Echtzeit darzustellen. Dabei<br />
wird die virtuelle 3-D-Landschaft meist aus Höhenmodellen,<br />
Orthophotomosaiken, 3-D-Modellen sowie POI (Points of Interest)<br />
aufgebaut. Heutige Dienste weisen aber auch einige<br />
Nachteile auf, so sind gerade die für Echtzeit-Überwachungen<br />
oder Entscheidungssupport-Anwendungen sehr wichtigen<br />
Orthobilddaten meist nicht aktuell. Weiter sind die verwendeten<br />
geodätischen Referenzmodelle im Allgemeinen nicht<br />
publiziert, womit die Integration von Geodatenbeständen mit<br />
ausreichender Georeferenzierungsgenauigkeit ohne manuelle<br />
Nachbearbeitung problematisch ist. Gerade die Kenntnis des<br />
verwendeten geodätischen Bezugssystems ist für die Umsetzung<br />
einer Echtzeit-Video- und Bilddatenintegration zentral.<br />
Zudem bieten die verfügbaren Programmierschnittstellen der<br />
meisten virtuellen Globen keine Möglichkeit, Bild- bzw. Videodaten<br />
in Echtzeit zu integrieren. Aus den genannten Gründen<br />
verwenden wir für die Prototyplösung unseren eigenen an der<br />
Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelten virtuellen Globus<br />
i3D (vgl. Abb. 2). Die i3D-Technologie stellt die gängige<br />
Funktionalität heutiger virtueller Globen zur Verfügung und<br />
ist darüber hinaus speziell optimiert für die Echtzeit-Integration<br />
von Geodaten mit Submetergenauigkeit. Als geodätisches<br />
Bezugssystem verwendet i3D das WGS-84-Referenzellipsoid.<br />
Zusätzlich stellt die i3D-Technologie eine kollaborative virtuelle<br />
Umgebung zur Verfügung, in welcher die Inhalte des virtuellen<br />
Globus neu von vielen Benutzern gleichzeitig erfasst, ausgetauscht,<br />
visualisiert und beurteilt werden können. Mit Hilfe der<br />
verfügbaren Programmierschnittstelle können auf sehr einfache<br />
Weise unterschiedliche Dienste und Anwendungen auf<br />
Basis der i3D-Technologie realisiert werden. Informationen<br />
über den virtuellen Globus i3D sind verfügbar unter [4].<br />
Abbildung 2 | i3D-Editor und -Viewer<br />
3 | SYSTEMARCHITEKTUR UND<br />
VIDEODATENINTEGRATION<br />
TECHNIK<br />
Nachfolgend werden die Architektur und im Speziellen die<br />
Videodatenverarbeitung und -integration der realisierten Lösung<br />
vorgestellt. Das mittels Mini- oder Mikrodrohnensystem<br />
aufgenommene Video lässt sich in Echtzeit- oder im Offline-<br />
Modus in die i3D-Technologie integrieren. Die Integration kann<br />
in zwei unterschiedlichen Varianten durchgeführt werden. Bei<br />
der ersten Variante, dem Augmented Monitoring, werden die<br />
georeferenzierten Videodaten mit den Objekten aus dem virtuellen<br />
Globus überlagert. Der zweite Ansatz, das Virtual Monitoring,<br />
erlaubt die Visualisierung des erfassten Videos in einem<br />
Graphikfenster und synchron dazu in einem zweiten Fenster<br />
die Darstellung der aktuellen Ausrichtung und Position des Aufnahmekegels<br />
der Videokamera in der virtuellen Welt. Abbildung<br />
3 und 4 zeigen die beiden Integrationsansätze und verdeutlichen<br />
die beschriebenen Konzepte.<br />
Abbildung 3 | Beispiel Augmented-Monitoring-Integrationsansatz<br />
Abbildung 4 | Beispiel Virtual-Monitoring-Integrationsansatz<br />
Sämtliche in der Prototyplösung involvierten Hardwarekomponenten<br />
sowie die gesamte entwickelte Datenverarbeitungskette<br />
sind in Abbildung 5 aufgezeigt. Am Anfang befindet sich<br />
die Aufnahmeplattform, die mit Fluglagekontroller, Videoka-<br />
3<br />
422
423<br />
TECHNIK<br />
mera und Datenlinksender ausgerüstet ist. Der Fluglagekontroller<br />
liefert Fluglagenzustände bestehend aus Zeitstempel,<br />
Position, Geschwindigkeit und Ausrichtung mit einer Rate von<br />
4–5 Hz. Das von der Videokamera erfasste analoge PAL-Videosignal<br />
wird anschließend zusammen mit den Fluglagezuständen<br />
über einen analogen Datenlink zur Bodenkontrollstation<br />
übertragen. Die an der Bodenkontrollstation empfangenen<br />
Fluglagezustände und das Videosignal werden über getrennte<br />
Schnittstellen für die weitere Verarbeitung zur Verfügung<br />
gestellt. Damit die erfassten Videodaten später mit Hilfe der<br />
aufgezeichneten Fluglagedaten georegistriert werden können,<br />
wird dem Videosignal mit Hilfe der Time-Code-Integrato- Komponente<br />
eine Zeitstempelinformation hinzugefügt. Diese Time-<br />
Code-Komponente wird mit dem Zeitsignal, generiert durch<br />
einen GPS-Empfänger, synchronisiert. Damit ist gewährleistet,<br />
dass die Zeitstempel der Fluglagezustände sowie die integrierte<br />
Zeitstempelinformation in den Videodaten in der gleichen Zeitreferenz<br />
vorliegen. Im Anschluss wird das Videosignal analog/<br />
digital gewandelt. Bei der Echtzeit-Videodatenintegration werden<br />
die beiden verfügbaren Datenströme direkt von einer portablen<br />
Arbeitsstation empfangen und verarbeitet. Bei einer<br />
Offline-Anwendung können die beiden Datenströme in Dateien<br />
aufgezeichnet und zu einem späteren Zeitpunkt verarbeitet<br />
werden.<br />
Videokamera<br />
GPS<br />
INS<br />
Videodatenintegration<br />
Die für die weitere Videodatenverarbeitung benötigten Softwarekomponenten<br />
basieren auf dem Microsoft-DirectShow-<br />
Framework. Dieses Framework ermöglicht die Implementierung<br />
einer benutzerspezifischen Videoverarbeitungsanwendung auf<br />
Microsoft-Plattformen. Microsoft DirectShow stellt dafür unterschiedliche<br />
Filter, die verschiedene Funktionen wie das Lesen,<br />
Schreiben oder Darstellen von Videosequenzen ermöglichen,<br />
3<br />
Kompass Barc UAV<br />
Boden-<br />
Fluglagekontroller<br />
Analoges<br />
Videosignal (AV)<br />
Videodaten-<br />
Georegistrierung<br />
Direkte Georeferenzierung<br />
Videodatenverarbeitung (DirectShow)<br />
Fluglagedaten<br />
Sender<br />
TxT<br />
Portable Arbeitsstation<br />
Digitalvideo<br />
Drahtlose analoge<br />
Datenübertragung<br />
Datei Frame- AV<br />
grabber<br />
Offline-Verarbeitung<br />
Zeitstempel<br />
Abbildung 5 | Systemarchitektur und Videodatenverarbeitungskette<br />
der Prototyplösung<br />
zur Verfügung. Die gewünschte Funktionalität der Anwendung<br />
wird definiert durch die freie Kombination der einzelnen Basisfilter<br />
zu einem Filter-Graphen. Wird nun ein solcher Filter-<br />
Graph ausgeführt, wird jedes einzelne Bild der Videosequenz<br />
sequenziell entlang der definierten Filter verarbeitet. Die Umsetzung<br />
der Prototyplösung erforderte die zusätzliche Implementierung<br />
von drei speziellen Filtern. In den ersten beiden<br />
Filtern wird die eigentliche Georegistrierung der Videodaten<br />
durchgeführt. Dabei wird für jedes einzelne Bild in der Videosequenz<br />
die vorgängig mit der Time-Code-Komponente integrierte<br />
Zeitstempelinformation extrahiert. Anschließend wird<br />
jedes einzelne Videobild aufgrund der zur Verfügung stehenden<br />
Zeitstempelinformation mit den dazu parallel eingelesenen<br />
Fluglagezuständen synchronisiert. Aus den Fluglagezuständen<br />
lässt sich nun mit dem Ansatz der direkten Georeferenzierung<br />
für jedes einzelne Videobild die äußere Orientierung<br />
bestimmen. Unter direkter Georeferenzierung versteht man in<br />
der Photogrammetrie das direkte Messen der Parameter der<br />
äußeren Orientierung jeder Aufnahme mittels INS/GPS-Sensoren<br />
[5].<br />
Für die korrekte Bestimmung der äußeren Orientierung der<br />
Videodaten wird zusätzlich die Fehlausrichtung zwischen optischer<br />
Achse der Videokamera und INS-Referenz berücksichtigt.<br />
Mit der zusätzlich verfügbaren<br />
inneren Orientierung steht<br />
Fluglagedaten<br />
Zeitstempel<br />
kontrollstation<br />
Empfänger<br />
RxT<br />
AV<br />
Time Code<br />
Integrator<br />
GPS<br />
nun das vollständige Sensormodell –<br />
bestehend aus innerer und äußerer<br />
OrientierungfürjedeseinzelneVideobild<br />
– für die weitere Verarbeitung<br />
zur Verfügung.<br />
Die benötigte Fehlausrichtung sowie<br />
die Parameter der inneren Orientierung<br />
können mit einem vorgängig<br />
durchgeführten Kalibrierungsflug<br />
ermitteltwerden.DerdritteFilterumfasst<br />
schließlich einen erweiterten<br />
i3D-Viewer, welcher die Videodaten<br />
mit dem Sensormodell liest und wahlweise<br />
mit den vorgestellten Ansätzen<br />
Augmented Monitoring oder<br />
Virtual Monitoring in die virtuelle Welt integriert.<br />
4 | ANWENDUNGEN UND RESULTATE<br />
Die vorgestellte Prototyplösung – bestehend aus Mini- oder<br />
Mikrodrohnensystemen, der vorgestellten Videoverarbeitungskette<br />
und dem virtuellen Globus i3D – verfügt über ein großes<br />
Potenzial zur Realisierung konkreter Applikationen in unterschiedlichen<br />
Anwendungsgebieten. Dabei bildet der virtuelle<br />
Globus i3D das Fundament für die unterschiedlichen Anwendungsszenarien.<br />
Mit Hilfe der vorgestellten Videointegrationsstrategien<br />
Augmented Monitoring und Virtual Monitoring können<br />
aus den Videodaten unterschiedliche Geodaten in Echtoder<br />
Nahechtzeit extrahiert und abgeleitet werden. Die zusätzlich<br />
integrierte kollaborative virtuelle Umgebung in der i3D-<br />
Technologie ermöglicht den Austausch und die Verteilung der<br />
extrahierten Geodaten mit weiteren beteiligten Benutzern. Viele<br />
typische Anwendungen können im Sicherheits- und Überwachungsbereich<br />
identifiziert werden. Grenz-, Waldbrand- und<br />
Verkehrsüberwachungen oder die Unterstützung der Einsatzleitung<br />
bei Naturkatastrophen sind nur einige vielversprechende<br />
Beispiele. Weiter kann aufbauend auf dem Augmented-<br />
Monitoring-Ansatz das virtuelle Pilotieren von unbemannten<br />
Flugplattformen realisiert werden. Den vielen Anwendungen<br />
gemeinsam ist der Bedarf an einer hochaktuellen Geodatengrundlage,<br />
die mit dem vorgestellten System kostengünstig<br />
geschaffen werden kann.<br />
Mit der Prototyplösung bestehend aus Mikrodrohnen-Aufnahmeplattform,<br />
Videodatenverarbeitungskette und virtuellem<br />
Globus kann bei üblichen Flughöhen von 50–300 m irgendwo<br />
auf dem Globus eine Echtzeit-Georegistrierungsgenauigkeit<br />
von 6–15 m erwartet werden. Diese Genauigkeit wird in erster<br />
Linie von der Qualität der eingesetzten Geosensoren auf der<br />
Aufnahmeplattform sowie der Genauigkeit des digitalen 3-D-<br />
Landschaftsmodells im virtuellen Globus bestimmt. Für viele<br />
der erwähnten Anwendungen ist diese Genauigkeit jedoch<br />
bereits ausreichend. Natürlich kann die vorgestellte Prototyplösung<br />
auch in Kombination mit größeren Aufnahmeplattformen<br />
eingesetzt werden. Diese Systeme erlauben durch zusätzliche<br />
Nutzlastkapazitäten das Mitführen von hochqualitativen<br />
INS/GPS-Sensoren. Damit könnte die Georeferenzierung der<br />
Videodaten im Submeterbereich durchgeführt werden.<br />
5 | AUSBLICK<br />
Werden jedoch höhere Ansprüche an die Georegistrierungsgenauigkeit<br />
von einem Aufnahmesystem basierend auf INS/<br />
GPS-Sensoren tiefster Qualität gefordert, müssen neue Ansätze<br />
entwickelt und verfolgt werden. Dies kann beispielsweise mit<br />
Hilfe einer integrierten Georeferenzierung realisiert werden.<br />
Bei diesem Verfahren wird die bereits zur Verfügung stehende<br />
Georeferenzierung mit zusätzlichen Bildbeobachtungen auf<br />
bekannte Objekte – in unserem Fall wiederum aus dem virtuellen<br />
Globus – verbessert. Dieser Ansatz benötigt ein stabiles automatisches<br />
Zuordnungsverfahren vom »Bild zum 3-D-Landschaftsmodell«,<br />
das zurzeit entwickelt wird und künftig die vorgestellte<br />
Lösung ergänzen soll. Die Umsetzung dieser automatischen<br />
Zuordnung vom »Bild zum 3-D-Landschaftsmodell«<br />
ist nach wie vor eine große Herausforderung. Speziell die dafür<br />
benötigte Merkmalsextraktion und Modellinterpretation aus<br />
Einzelbildern ist für eine Videosequenz, die im Außenbereich<br />
bei wechselnden Witterungsverhältnissen erfasst wurde, sehr<br />
schwierig. Erste entsprechende Untersuchungen haben gezeigt,<br />
dass die Georegistrierungsgenauigkeit mit diesem Ansatz um<br />
den Faktor 4 gesteigert werden kann. Weitere Informationen<br />
sowie erste Genauigkeitsuntersuchungen zu diesem Ansatz sind<br />
in der Publikation [6] zu finden.<br />
Die hier vorgestellte Prototyplösung soll in den kommenden<br />
zwei Jahren mit Partnern aus der Industrie in ein marktreifes<br />
Gesamtsystem integriert werden. Diese Gesamtsystemlösung<br />
besteht aus unterschiedlichen Komponenten von der Missionsplanung<br />
und Simulation über die Missionsausführung und Datenerfassung<br />
mit einem Drohnensystem bis hin zur Echtzeit-<br />
Geodatenintegration in den virtuellen Globus i3D. Die erwähnten<br />
Anwendungen aus den verschiedensten Bereichen sollen<br />
künftig mit einer solchen Systemlösung realisiert werden.<br />
6 | DANK<br />
Diese Arbeit wird von der schweizerischen Förderagentur für<br />
Innovation KTI finanziell unterstützt.<br />
Dipl.-Ing. Hannes Eugster<br />
Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
Institut Vermessung und Geoinformation<br />
Gründenstraße 40 | CH-4132 Muttenz<br />
E-Mail hannes.eugster@fhnw.ch<br />
TECHNIK<br />
INFORMATIONEN<br />
[1] KTI-Projekt Virtual Monitoring:<br />
http://www.fhnw.ch/habg/ivgi/forschung/vimo<br />
[2] Eisenbeiss, H. 2006: Applications of Photogrammetric Processing<br />
Using an Autonomous Model Helicopter, in: International<br />
Archives of Photogrammetry, Remote Sensing and Spatial Information<br />
Sciences, Vol. XXXVI, Part1/B, ISPRS CommissionISymposium,<br />
Paris, France, 3.–6. July<br />
[3] Eugster, H. and Nebiker, S. 2008: UAV-based Augmented-<br />
Monitoring – Real-time Georeferencing and Integration of Video<br />
Imagery with Virtual Globes, Proceedings of the XXIst ISPRS Congress,<br />
Volume XXXVII, Part B1, Beijing<br />
[4] i3D-Technologie: http://www.fhnw.ch/habg/ivgi/forschung/i3d<br />
[5] Mostafa, M. and Hutton, J. 2005: 10 Years of Direct Georeferencing<br />
for Airborne Photogrammetry, GIS, November 2005<br />
[6] Eugster, H. 2007: Georegistrierung mittels minidrohnenerfasster<br />
Videosequenzen – Ansätze und Genauigkeitsanalyse,<br />
Dreiländertagung der SGPBF, DGPF und OVG, DGPF-Tagungsband<br />
Nr. 16, FHNW, Muttenz, Seiten 637–647<br />
3<br />
424
Aktuelle Gebäudesachwerte in der<br />
Verkehrswertermittlung (NHK 2005)<br />
425<br />
IMMOBILIEN<br />
AGNAR BOYSEN | SCHWARZENBEK<br />
D<br />
as Baukosteninformationszentrum (BKI) deutscher Architektenkammern hatte den Auftrag zur<br />
Erforschung und Überarbeitung der Normalherstellungskosten (NHK 2000) und weiterer für die<br />
Sachwertermittlung notwendiger Daten. Dabei ist von einer Institution, die ansonsten hauptsächlich<br />
reine Kostenanalysen erstellt und veröffentlicht, in kurzer Zeit (August 2005 bis Herbst 2007) ein äußerst<br />
umfangreiches Feld zu bearbeiten gewesen. Nicht nur neue Tabellenwerke wurden abgeleitet, Gebäude-<br />
typen und Ausstattungsstandards neu definiert, sondern auch die Modelle der Alterswertminderung,<br />
der Gesamt- und Restnutzungsdauer für Wohngebäude wurden revolutionär umgekrempelt und neu<br />
angedacht. Wie bei jeder Revolution ist viel Gutes im Kern geboren worden, aber auch viel Gutes kon-<br />
terrevolutionär erschlagen worden. Der Forschungsbericht ersetzt nicht die NHK 2000 und die WertR<br />
2006, sondern soll in einer Testphase erprobt werden. Diese Zusammenfassung enthält keine konkreten<br />
Untersuchungen des Zahlenwerks, sondern nur eine Zusammenfassung der wichtigsten Neuerungen<br />
und eine vorläufige Wertung des Verfassers.<br />
3<br />
Warum hat man nicht vorher<br />
einen Wertermittler gefragt?<br />
DIE BISHERIGEN NHK 2000<br />
Die jetzigen Normalherstellungskosten 2000 sind aus den NHK<br />
1995 mit empirisch abgeleiteten Baupreisindizes umgerechnet<br />
worden. Die Grundlagen und Ableitung der NHK 1995 sind<br />
nie offengelegt worden. Auch durch umfangreiche Forschung<br />
konnte das BKI letztendlich nicht die Herkunft der Baujahresklassen<br />
und der einzelnen Unstimmigkeiten wie z. B. höherer<br />
NHK für Reihenhäuser als für freistehende Einfamilienhäuser<br />
nachweisen. Die Auswertung der jetzigen Baujahresklassen ergab<br />
gleichmäßige Funktionen, die jedoch schon aus den bisherigen<br />
Verläufen der Baupreisindizes bekannt waren und nicht<br />
extra erforscht werden mussten. Der gleichmäßige Verlauf der<br />
Funktionen wies aber nach, dass es sich nicht um empirische<br />
Werte handelt.<br />
Die einzelnen neuen Ergebnisse des Forschungsberichts werden<br />
im Folgenden nach dem Ablauf des Sachwertverfahrens<br />
beschrieben.<br />
GEBÄUDEART (ANLAGE 1)<br />
Die bisherigen Gebäudetypen werden in Anlehnung an die Codierung<br />
des Bauwerkzuordnungskatalogs als Gebäudeart neu<br />
benannt, geordnet und nummeriert in 20 Hauptgruppen mit<br />
insgesamt 235 einzelnen Gebäudearten. Einige frühere Gebäudetypen<br />
wie Ausstellungshallen (Typ 25), Funktionsgebäude für<br />
Sportanlagen (Typ 12) oder Hochschulen (Typ 11) entfallen zukünftig<br />
und sind je nach ihrer Substanz und Verwendung in<br />
andere Arten einzuordnen. Andere Typen wie Schulen (Typ 9),<br />
Turn- und Sporthallen (Typ 13), Tennishallen (Typ 16), Verwaltungsgebäude<br />
(Typ 26), Krankenhäuser (Typ 7), Alten- und<br />
Pflegeheime, Altenwohnheime, Gaststätten, Hotels oder Geschäftshäuser<br />
sind wesentlich verändert bzw. grundsätzlich<br />
neue Gebäudearten geworden. Dabei wurden Standards komprimiert,<br />
Bauweisen neu aufgenommen oder Unterscheidungen<br />
in Geschossen verändert.<br />
Durch die neue Katalogisierung erscheinen die häufigsten Sachwertobjekte,<br />
die Ein- und Zweifamilienhäuser, erst unter Hauptgruppe<br />
6 (Wohnbauten). Die Unterscheidungen nach Geschosszahl<br />
und Ausbau wurden bei den Einfamilien- und Reihenhäusern<br />
beibehalten. Neu sind die Berücksichtigung von Niedrigund<br />
Passivbauweise – jedoch ohne Unterscheidung in Standards<br />
(Art 61.63 und 61.64) –, der Korrekturfaktor für Holzbauweise<br />
und der Fortfall der einfachen Bauweise aus der NHK 2000.<br />
Bei den Reihenhäusern ist ein Standard hinzugekommen und<br />
die Doppelhaushälfte erstmals ausdrücklich erwähnt.<br />
Allerdings sind die Reihenmittelhäuser schlicht vergessen worden<br />
und müssen mittels Korrekturfaktoren abgeleitet werden.<br />
Eine Unterteilung in Niedrig- oder Passivbauweise in logischer<br />
Anlehnung an die Einfamilienhäuser unterbleibt.<br />
Anlage 1<br />
Normalherstellungskosten<br />
IMMOBILIEN<br />
Inhaltsverzeichnis Seite<br />
1 | Bürogebäude / Verwaltungsgebäude<br />
13. Bürogebäude<br />
13.1 Bürogebäude, Massivbau, einfacher Standard 10<br />
13.2 Bürogebäude, Massivbau, mittlerer Standard 10<br />
13.3 Bürogebäude, Massivbau, hoher Standard 10<br />
13.4 Bürogebäude, Stahlskelettbau, einfacher Standard 11<br />
13.5 Bürogebäude, Stahlskelettbau, mittlerer Standard 11<br />
13.6 Bürogebäude, Stahlskelettbau, hoher Standard 11<br />
13.7 Bürogebäude, Holzbau, einfacher Standard 12<br />
13.8 Bürogebäude, Holzbau, mittlerer Standard 12<br />
13.9 Bürogebäude, Holzbau, hoher Standard 12<br />
3 | Gebäude des Gesundheitswesens<br />
32. Krankenhäuser, Tageskliniken<br />
32.10 Krankenhäuser, Kliniken 13<br />
32.11 Tageskliniken, Ärztehäuser 13<br />
34. Alten-, Pflegeheime<br />
34.13 Alten-, Pflegeheime, einfacher Standard 14<br />
34.14 Alten-, Pflegeheime, mittlerer Standard 14<br />
34.15 Alten-, Pflegeheime, hoher Standard 14<br />
4 | Schulen und Kindergärten<br />
41.-43. Schulen<br />
41.16 Allgemeinbildende Schulen 15<br />
42.17 Berufsbildende Schulen 15<br />
43.18 Sonderschulen 15<br />
44. Kindergärten, -tagesstätten<br />
44.19 Kindergärten, einfacher Standard 16<br />
44.20 Kindergärten, mittlerer Standard 16<br />
44.21 Kindergärten, hoher Standard 16<br />
5 | Sportbauten<br />
51. Sporthallen<br />
51.22 Sporthallen (Einfeldhallen) 17<br />
51.23 Sporthallen (Dreifeldhallen) 17<br />
51.24 Sport- und Mehrzweckhallen 17<br />
51.25 Tennishallen 18<br />
52. Schwimmhallen<br />
52.26 Freizeitbäder, Heilbäder 18<br />
6 | Wohnbauten, Gemeinschaftsstätten<br />
61. Ein- und Zweifamilienhäuser<br />
61.27 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG ausgebaut, einfacher Standard 19<br />
61.28 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG ausgebaut, mittlerer Standard 19<br />
61.29 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG ausgebaut, hoher Standard 19<br />
61.30 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG nicht ausgebaut, einfacher Standard 20<br />
61.31 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG nicht ausgebaut, mittlerer Standard 20<br />
61.32 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, DG nicht ausgebaut, hoher Standard 20<br />
61.33 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, einfacher Standard 21<br />
61.34 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, mittlerer Standard 21<br />
61.35 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, hoher Standard 21<br />
61.36 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, nicht unterkellert, DG ausgebaut, einfacher Standard 22<br />
61.37 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, nicht unterkellert, DG ausgebaut, mittlerer Standard 22<br />
61.38 Ein- und Zweifamilienhäuser, eingeschossig, nicht unterkellert, DG ausgebaut, hoher Standard 22<br />
* Flachdach oder flach geneigtes Dach<br />
Mehrfamilienhäuser werden nach Wohneinheiten in drei Arten<br />
unterteilt. Die Geschosszahl, der Spännertyp und die Anbauart<br />
sind nicht mehr gegliedert. Ebenso fehlt eine Gliederung der<br />
Mischnutzung oder der Größe.<br />
Einen sehr großen Raum nimmt die Standardeinordnung für<br />
landwirtschaftliche Betriebsgebäude in der Anlage 4 ein.<br />
BEZUGSMASSSTAB (ANLAGE 8)<br />
Bisher galten für die NHK 1913 der umbaute Raum und für die<br />
NHK 1995 bzw. NHK 2000 der Bruttorauminhalt (BRI) oder die<br />
Bruttogrundfläche (BGF) als Maßstab. Für alle zukünftigen NHK-<br />
2005-Werte ist die BGF auf Basis der DIN 277/2005 als einziger<br />
Maßstab auch in Hinblick auf eine zukünftige massenweise<br />
Wertermittlung ausschließlich zugelassen. Das BKI hat in Anlage<br />
8 des Berichts erstmals Stellung genommen, wie einzelne<br />
3<br />
426
427<br />
IMMOBILIEN<br />
Anlage 8 Berechnung der Brutto-Grundfläche (BGF)<br />
Anlage 1 Normalherstellungskosten 2005<br />
Definition<br />
Die Brutto-Grundfläche (BGF) ist die Summe der Grundflächen aller Grundrissebenen eines Bauwerkes.<br />
Nicht dazu gehören die Grundflächen von nicht nutzbaren Dachflächen und von konstruktiv bedingten<br />
Hohlräumen, z. B. in belüfteten Dächern oder über abgehängten Decken.<br />
Die Brutto-Grundfläche besteht aus Konstruktions-Grundfläche und Netto-Grundfläche.<br />
Berechnung nach DIN 277<br />
Für die Berechnung der Brutto-Grundfläche sind die äußeren Maße der Bauteile einschließlich Bekleidung, z. B.<br />
Putz, in Fußbodenhöhe anzusetzen.<br />
Konstruktive und gestalterische Vor- und Rücksprünge an den Außenflächen bleiben dabei unberücksichtigt.<br />
Brutto-Grundflächen des Bereichs b sind an den Stellen, an denen sie nicht umschlossen sind, bis zur senkrechten<br />
Projektion ihrer Überdeckungen zu rechnen.<br />
Brutto-Grundflächen von Bauteilen (Konstruktions-Grundflächen), die zwischen den Bereichen a und b liegen, sind<br />
zum Bereich a zu rechnen.<br />
BGF Brutto-Grundfläche<br />
BGF a – überdeckt und allseitig in voller Höhe umschlossen<br />
BGF b – überdeckt, jedoch nicht allseitig in voller Höhe umschlossen<br />
BGF c – nicht überdeckt<br />
Flächen zu berechnen sind. Danach zählt nicht der Ausbau, sondern<br />
allein die Nutzbarkeit zu den Berechnungskriterien.<br />
Somit zählen alle Dachgeschosse über 1,25 m Höhe (an der<br />
höchsten Stelle) voll zur BGF, sofern sie nutzbar sind. Auch Kehlbalkenlagen<br />
zählen zur BGF, wenn sie begehbar sind und über<br />
1,25 m Höhe in der Spitze haben.<br />
Nach DIN 277 sind die Flächen in folgende Bereiche zu gliedern:<br />
a – allseitig in voller Höhe umschlossen und überdeckt<br />
b – nicht allseitig in voller Höhe umschlossen, jedoch<br />
überdeckt<br />
c – nicht überdeckt<br />
Die Kosten des BKI enthalten jedoch schon die Bereiche b und<br />
c im üblichen Umfang. Daher dürfen Loggien, Balkone und Eingangsüberdachungen<br />
nicht in die Berechnung einbezogen werden,<br />
sondern nur die Flächen a. Nur bei fehlenden oder übergroßen<br />
Bereichen b und c muss also mit Zu- bzw. Abschlägen<br />
gerechnet werden.<br />
3<br />
Bei Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Reihenhäusern mit<br />
teilweisem Dachausbau und Ausbau mit großen Drempeln und<br />
Gauben gerät dieses System in gefährliche Schieflage, weil die<br />
Gebäudegeometrie vernachlässigt wird. Bei großen Gebäuden<br />
mag dies eine untergeordnete Rolle spielen.<br />
Bei den kleinen Sachwertobjekten kann man den Umweg über<br />
die Umrechnungsfaktoren von Wohnfläche zu BGF als Alternative<br />
sehen, wobei man jedoch eine Korrelation zur Ertragswertmethode<br />
konstruiert. Gänzlich unbeantwortet bleibt die<br />
Herleitung von Marktanpassungsfaktoren.<br />
GRUNDWERTE (ANLAGE 1)<br />
Die neuen Normalherstellungskosten hat man umbenannt, um<br />
auch die Unterschiede zu den bisherigen NHK 2000 zu verdeutlichen.<br />
Eine der wirklich großen Leistungen des BKI ist die Herleitung<br />
von Grundwerten aus einer detaillierten Datenmenge<br />
von ca. 1.400 abgerechneten realen Objekten zum Basisjahr<br />
2005 mit der Aktualität von 2007.<br />
Diese Grundmenge übertrifft alle bisherigen Ableitungen.<br />
Allerdings relativiert sich diese Menge, wenn sie der Anzahl<br />
von 235 einzelnen Gebäudearten und Standards gegenübergestellt<br />
wird. Die abgerechneten Bauten sind in der Mehrzahl<br />
Großprojekte oder extravagante Einzelbauten. Für die Vielzahl<br />
sowohl der Ein- und Zweifamilienhäuser als auch der Reihenhäuser<br />
liegen keine auswertbaren Abrechnungen vor. Diese<br />
mussten daher synthetisch aus modifizierbaren Gebäudetypen<br />
hergeleitet werden.<br />
Typisch für die Arbeit von Architekten ist dabei die Kostenaufteilung<br />
in Konstruktion und technische Anlagen streng nach<br />
DIN 276, obwohl eigentlich nur die Summe beider Kosten den<br />
Wertermittler interessiert.<br />
Unter den Werten werden die Merkmale der Stichprobe angegeben.<br />
Diese variieren z. B. bei der mittleren Höhe von Gebäudeart<br />
zu -art, so dass keine Quervergleiche möglich sind. Wahrscheinlich<br />
hat man nur das arithmetische Mittel abgedruckt<br />
ohne Kenntnis der Belange der Wertermittlung. Weiterhin werden<br />
für die Gesamtnutzungsdauer bei Wohngebäuden Spannen<br />
von 60 bis 100 Jahren angegeben. Gewollt ist jedoch die Beibehaltung<br />
der üblichen Gesamtlebensdauern nach Standard gestaffelt.<br />
Die Marktanpassungsfaktoren wären sonst wegen der<br />
Vielzahl der Modelle nicht mehr zu ermitteln.<br />
Die Baunebenkosten (BNK) werden höher als bisher angegeben.<br />
Die Spannen, die keinen Bezug mehr zum Planungsaufwand<br />
und damit zum Herstellungswert haben, sondern sich nach der<br />
Bauwerksart richten, vernachlässigen, dass individuell jedes<br />
Objekt andere Nebenkosten hat.<br />
Wohnbauten, Gemeinschaftsstätten<br />
Doppel- und Reihenendhäuser<br />
62.71 Doppel- und Reihenendhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, einfacher Standard E/m2 BGF<br />
Baujahre: …1925 1925–1945 1946–1959 1960–1969 1970–1984 1985–2004 2005<br />
300 Bauwerk –<br />
Baukonstruktion<br />
400 Bauwerk –<br />
Technische Anlagen<br />
300 + 400 Bauwerk<br />
Merkmale der Stichprobe:<br />
mittlere Geschosshöhe<br />
Geschosszahl<br />
Wohnfläche / BGF<br />
BGF / Nutzeinheit<br />
3,43 m<br />
1 UG, 1 OG<br />
0,64<br />
1,6 m 2 /WFL<br />
3,43 m<br />
1 UG, 1 OG<br />
0,64<br />
1,6 m 2 /WFL<br />
345<br />
45<br />
390<br />
345<br />
45<br />
390<br />
Anmerkungen: 1 im Sinne NHK (KG 730 + 771) nach DIN 276-11: 2006 | * Flachdach oder flach geneigtes Dach<br />
365<br />
45<br />
410<br />
Die Stichprobenmerkmale (Wohnfläche/BGF) weichen erheblich von<br />
den Werten der NHK 2000 ab und deuten eine Fehlerkorrektur an.<br />
AUSFÜHRUNG DER STANDARDS (ANLAGE 3)<br />
Die bisherigen Standardbeschreibungen mussten sich nachsagen<br />
lassen, dass sie oftmals nicht die aktuellen Bauausführungen wiedergaben.<br />
Die neuen Beschreibungen dagegen spiegeln nicht die alten<br />
Ausführungen wider. Sie sind nach Kostengesichtspunkten und<br />
Schlüsseln der DIN 276 geordnet und direkt übernommen worden.<br />
Alte, längst abgehandelte Diskussionen werden wieder geweckt, indem<br />
die Gründungen wieder als Wertmerkmal für einen Käufer genannt<br />
werden. Ohne zu überlegen, werden dabei die obersten Beläge<br />
der unteren Konstruktion als Gründung genannt. Dies kann wie bei<br />
den Wohngebäuden ohne Keller nach DIN 276/320 Marmor oder<br />
Teppichboden sein. Unter Schlüssel 330 werden für die Außenwände<br />
bei mittlerem Standard Fenster mit Dreifachverglasung genannt.<br />
Bei den Beschreibungen der Dächer (360) findet man eine elektrische<br />
Dachrinnenheizung wieder. Kurios wird es bei der Beschreibung<br />
410 »Abwasser-, Wasseranlagen«. Eine weiße Toilettenschüssel von<br />
Villeroy und Boch aus den 60er Jahren bedeutet einfachen Standard.<br />
Die gleiche in Smaragdgrün oder Violett befördert uns in den mittleren<br />
Standard.<br />
365<br />
45<br />
410<br />
385<br />
50<br />
435<br />
385<br />
50<br />
435<br />
400<br />
50<br />
450<br />
405<br />
50<br />
455<br />
440<br />
55<br />
495<br />
440<br />
55<br />
495<br />
475<br />
60<br />
535<br />
480<br />
60<br />
540<br />
Nebenkosten (in % an Bauwerk) 1<br />
von Ø bis<br />
16 17 18<br />
Gesamtnutzungsdauer: 60–100 J.<br />
Standardeinordnung s. Anlage 2<br />
62.72 Doppel- und Reihenendhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, mittlerer Standard E/m2 BGF<br />
Baujahre: …1925 1925–1945 1946–1959 1960–1969 1970–1984 1985–2004 2005<br />
300 Bauwerk –<br />
Baukonstruktion<br />
400 Bauwerk –<br />
405 405 430 430 450 455 475 475 515 520 560 565<br />
Technische Anlagen<br />
55 55 55 60 60 60 65 65 70 70 75 75<br />
300 + 400 Bauwerk<br />
460 460 485 490 510 515 540 540 585 590 635 640<br />
Merkmale der Stichprobe:<br />
mittlere Geschosshöhe<br />
Geschosszahl<br />
Wohnfläche / BGF<br />
BGF / Nutzeinheit<br />
3,43 m<br />
1 UG, 1 OG<br />
0,64<br />
1,6 m 2 /WFL<br />
Nebenkosten (in % an Bauwerk) 1<br />
von Ø bis<br />
16 17 18<br />
Gesamtnutzungsdauer: 60–100 J.<br />
Standardeinordnung s. Anlage 2<br />
62.73 Doppel- und Reihenendhäuser, eingeschossig, unterkellert, Flachdach*, hoher Standard E/m2 BGF<br />
Baujahre: …1925 1925–1945 1946–1959 1960–1969 1970–1984 1985–2004 2005<br />
300 Bauwerk –<br />
Baukonstruktion<br />
400 Bauwerk –<br />
555 555 585 585 615 620 645 650 705 710 765 775<br />
Technische Anlagen<br />
60 60 60 60 65 65 70 70 75 75 80 80<br />
300 + 400 Bauwerk<br />
615 615 645 645 680 685 715 720 780 785 845 855<br />
Merkmale der Stichprobe:<br />
mittlere Geschosshöhe<br />
Geschosszahl<br />
Wohnfläche / BGF<br />
BGF / Nutzeinheit<br />
Nebenkosten (in % an Bauwerk) 1<br />
von Ø bis<br />
16 17 18<br />
Gesamtnutzungsdauer: 60–100 J.<br />
Standardeinordnung s. Anlage 2<br />
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429<br />
IMMOBILIEN<br />
Anlage 3 Beispiele von Ausführungen zu Grobelementen<br />
Anlage 2 Arbeitsblatt zur Standardeinordnung<br />
Anlage 5<br />
Restwerttabellen<br />
Ausführungsbeispiel zur Standardeinordnung für Wohngebäude<br />
DIN Bezeichnung Einfacher Standard<br />
300 – Bauwerk – Baukonstruktionen<br />
Mittlerer Standard Hoher Standard<br />
320 Gründung 322 Flachgründungen 322 Flachgründungen 322 Flachgründungen<br />
Einzel- u. Streifenfundamente Stahlbetonfundamentplatte weiße Wanne<br />
324 Unterböden<br />
324 Unterböden<br />
323 Tiefgründungen<br />
und Bodenplatten und Bodenplatten Pfahlgründung aus Stahlbeton,<br />
Stahlbetonbodenplatte Abtreppungen, Rampe z. B. Tiefgründung, Nachgründung<br />
325 Bodenbeläge<br />
für TG-Einfahrt, Pumpen- mit Kleinverpresspfählen<br />
Oberfläche glätten, Nutzsumpfschacht,Stahlbeton- 324 Unterböden und<br />
estrich; Verbundestrich, bodenplatte, WU-Beton Bodenplatten<br />
Zementestrich auf Trennlage, 325 Bodenbeläge Aufzugsunterfahrt, Fundament-<br />
Fußbodenanstrich<br />
Wärmedämmung, Trittschallbalken, WU-Beton, Rampendämmung,<br />
Gefälleestrich, heizung<br />
Heizestrich, Fußbodenheizung, 325 Bodenbeläge<br />
Nadelvlies, Linoleum, Laminat- Wärme- und Trittschalldämmung,<br />
belag, Kunststeinbelag, Kaut- Gussasphaltestrich, Fliesen im<br />
schukbelag,Steinzeugboden- Mörtelbett, Teppichboden,<br />
fliesen, PVC-Bodenbelag, Dielenbelag, Parkett, Granit-<br />
Spaltplatten, Jura-Marmor bodenbelag, Natursteinbelag,<br />
Hochkantlamellenparkett<br />
330 Außenwände 331 Tragende Außenwände 331 Tragende Außenwände 331 Tragende Außenwände<br />
Leichtziegel-Mauerwerk, Kalk- Sichtmauerwerk<br />
Sperrbetonwände »weiße<br />
sandstein-Mauerwerk, HLZ- 334 Außentüren und Wanne«, Sichtbeton, Einblasdäm-<br />
Mauerwerk, Betonwerkstein, -fenster<br />
mung, Blähbetonwand, Fertigteile<br />
Stb-Wände<br />
Schiebetüren, Fenster mit Drei- 334 Außentüren und<br />
334 Außentüren und fachverglasung, Verglasung -fenster<br />
-fenster<br />
ESG, Natursteinfensterbänke, Holz-Aluminiumfenster, passiv-<br />
geringer Fensteranteil, Kunst- Edelstahlbeschläge, Klinker- haustaugliche Fenster, Alu-Fensstofffenster,<br />
Holzfenster, Außensimse, Holz-Innensimse, ter, Zink-Außensimse, Naturstein-<br />
Standardverglasung, Garagen- Jura-Innensimse, Alu-Roll- Innenfensterbänke<br />
tore, Stahlkellerfenster, Lasurgittertor, Elektroantrieb 335 Außenwandbekleidung<br />
anstrich für Holzfenster, Alu- 335 Außenwandbekleidung außen<br />
Fensterbänke, MDF-Innen- außen<br />
Kalksandstein-Vormauerung, Verfensterbänke<br />
Schaumglasdämmung, Fassablendschalenmauerwerk, Beton-<br />
335 Außenwandbekleidung dentafeln,Außenwandscha- Modulsteine, Klinkerverblendung,<br />
außen<br />
lung, Stülpschalung, Doppel- Alu-Fassadenelemente, Holzcolor-<br />
Wärmedämmverbundsystem, falzdeckung,Verblendmauer- Fassadentafeln, Holzschindel-<br />
Wärmedämmputz, zweilagiger werkverkleidung,<br />
Kupferblech, Steh-<br />
Kalkzementputz, Anstrich<br />
falzverblechung,Sichtbeton-Fertigteile;Pfosten-Riegelfassadenelemente 337 Elementierte<br />
Außenwände<br />
Wintergarten-Fassadenelemente,<br />
Pfosten-Riegel-Fassade, Fassadenelemente<br />
in Metall-Glas-Konstruktion<br />
340 Innenwände 341 Tragende Innenwände 341 Tragende Innenwände 341 Tragende Innenwände<br />
KS-Mauerwerk, Ziegelmauer- Sichtmauerwerk, Holzfach- Sichtmauerwerk gekrümmter<br />
werkwerk,<br />
Holzrahmenkonstruktion, Grundriss, Aufzugsschachtwände<br />
344 Innentüren und Stahlbetonwände<br />
344 Innentüren und<br />
-fenster<br />
344 Innentüren und -fenster<br />
Röhrenspantüren, kunststoff- -fenster<br />
Schallschutztüren, Holz-Glasbeschichtet,<br />
Stahlzargen, Schiebetürelemente, Ganzglas- Türen, Schiebetüren, Edelstahl-<br />
Stahlblechtüren, Lamellen- türelemente mit Oberlicht, Inbeschläge, Bodendichtungen,<br />
Falttüren<br />
nentüren als Blockzargentüren, Rauchschutztüren, Brandschutz-<br />
345 Innenwand-<br />
Türelemente aus Vollspan, türen, Türelemente in Lack oder<br />
bekleidungen<br />
rauchdichte Holztüren, runde Edelfurnier, Oberlichter, ESG-Ver-<br />
Gipsputz, Zementputz, GK-Be- Glasausschnitte, Edelstahlglasung, Naturholztüren raumkleidung<br />
Fliesen, Betonlasur, beschläge,Edelstahl-Schiebehoch, Holzblockzargen, Obertür-<br />
Latexfarbe, Raufasertapete, türanlage, Schallstopptüren; schließer, Schiebefenster<br />
Anstrich<br />
Sicherheitsverglasung, Schließ- 345 Innenwandbekleidungen<br />
anlage<br />
Spanplattenverkleidung, Holz-<br />
345 Innenwandschalung<br />
Kiefer, Akustikputz,<br />
bekleidungen<br />
Buche-Handlauf, Brandschutz-<br />
Holz-Akustikplatten, Korkverkleidungen, Brüstungspaneele<br />
platten, OSB-Platten, Kalkzementputz,GK-Vorsatzschalen,<br />
Bordüren, Dekorfliesen,<br />
eingelassene Kristallspiegel,<br />
Textilbeläge, Jura-<br />
Marmorfliesen<br />
in Vollholz<br />
Diese Beschreibung ist dringend durch Bewertungssachverständige<br />
zu ergänzen bzw. neu zu formulieren, damit auch die<br />
zukünftigen Gutachtenleser ihr Objekt in der Beschreibung<br />
wiederfinden. Merkmale, die in den Bodenwerten schon enthalten<br />
sind, müssen nicht gesondert beschrieben werden.<br />
3<br />
13.1-13.3 Bürogebäude, Massivbau<br />
KG Kostengruppen der 2. Ebene DIN 276 Standard: einfacher mittlerer hoher Punkte<br />
310 Baugrube 0 0 0<br />
320 Gründung 1 1 2<br />
330 Außenwände 5 6 9<br />
340 Innenwände 3 4 5<br />
350 Decken 3 4 4<br />
360 Dächer 2 2 3<br />
370 Baukonstruktive Einbauten 0 1 2<br />
390 Sonstige Baukonstruktionen 0 1 1<br />
410 Abwasser, Wasser, Gas 1 1 2<br />
420 Wärmeversorgungsanlagen 1 1 2<br />
430 Lufttechnische Anlagen 0 1 2<br />
440 Starkstromanlagen 1 2 3<br />
450 Fernmeldeanlagen 0 0 1<br />
460 Förderanlagen 0 0 0<br />
470 Nutzungsspezifische Anlagen 0 0 0<br />
480 Gebäudeautomation 0 0 0<br />
490 Sonstige technische Anlagen 0 0 0<br />
Punkte: 17 bis 21 = einfach 22 bis 28 = mittel 29 bis 36 = hoch Ihr Projekt (Summe):<br />
13.4-13.6 Bürogebäude, Stahlbetonskelettbau<br />
KG Kostengruppen der 2. Ebene DIN 276 Standard: einfacher mittlerer hoher Punkte<br />
310 Baugrube 0 1 1<br />
320 Gründung 2 2 3<br />
330 Außenwände 7 7 9<br />
340 Innenwände 3 4 5<br />
350 Decken 4 5 5<br />
360 Dächer 2 3 4<br />
370 Baukonstruktive Einbauten 0 0 1<br />
390 Sonstige Baukonstruktionen 1 1 2<br />
410 Abwasser, Wasser, Gas 1 1 2<br />
420 Wärmeversorgungsanlagen 1 1 2<br />
430 Lufttechnische Anlagen 1 1 3<br />
440 Starkstromanlagen 2 2 4<br />
450 Fernmeldeanlagen 0 1 2<br />
460 Förderanlagen 0 1 1<br />
470 Nutzungsspezifische Anlagen 0 1 1<br />
480 Gebäudeautomation 0 2 2<br />
490 Sonstige technische Anlagen 0 0 0<br />
Punkte: 24 bis 29 = einfach 30 bis 37 = mittel 38 bis 47 = hoch Ihr Projekt (Summe):<br />
Grundsätzlich gibt es höchstens nur noch drei Standardstufen.<br />
Aus der Gegenüberstellung mit den Werten und den Beschreibungen<br />
der NHK 2000 kann man herleiten, dass die alte Stufe<br />
»einfach« keinen Eingang gefunden hat und weggefallen ist.<br />
Stattdessen wurden die alten Stufen (»mittel«, »gehoben« und<br />
»stark gehoben«) heruntergestuft zu »einfach«, »mittel« und<br />
»gehoben«. Objekte, die eine sehr einfache Ausstattung haben<br />
(Masse der nicht renovierten Altbauten), können nicht beschrieben<br />
werden und müssen wertmäßig irgendwie extrapoliert<br />
werden, wenn die Homogenität der Daten dies zulässt.<br />
STANDARDEINORDNUNG (ANLAGE 2)<br />
Hat man die Einordnung in die Standardgruppen ermittelt,<br />
kann über die Einordnungstabelle der Ausstattungsstandard<br />
des Gesamtobjekts mittels Punkten errechnet werden. Dies ist<br />
an sich besser als manche bisherige Prozentangabe.<br />
Die Punkte sind jedoch wieder konsequent aus der Sicht der<br />
Architekten rein kostenorientiert nach DIN 276 vergeben worden.<br />
Kein Käufer interessiert sich für die Kosten der Baugrube<br />
oder der Gründung.<br />
Weiterhin wird wahrscheinlich auf Knopfdruck die ganze Palette<br />
der Kostengruppen angegeben. Für Ein- und Zweifamilienhäuser<br />
werden Punkte für Starkstromanlagen vergeben.<br />
Andere Kostengruppen werden durchgehend nur mit null bewertet<br />
und blähen für den Gutachtenleser die Einordnung unsinnig<br />
auf. Diese an sich gute Methodik der Punktevergabe<br />
muss aus der kostenorientierten Sicht zu einer wertrelevanten<br />
Betrachtungsweise überarbeitet werden. Andere Punktevergaben<br />
verhalten sich wertneutral, da sie in allen drei Qualitätsstufen<br />
die gleiche Zahl haben (Doppel- und Reihenendhäuser,<br />
KG 410). Eine differenzierte Einordnung ist damit nicht möglich.<br />
Die Eingliederung des Bauwerks in die Stufen »einfach« bis<br />
»hoch« ist in Punktsummenspannen vorgegeben. Der Übergang<br />
zwischen den Stufen ist nicht fließend. Hier fehlt eine Anwendungshilfe,<br />
damit nicht ein Punkt über »einfach«, »mittel«<br />
oder »gehoben« und damit über NHK-Sprünge entscheidet. Die<br />
Werte müssen je nach Punktzahl interpoliert werden, um bei<br />
den Baukosten unerklärbare Sprünge zu vermeiden.<br />
RESTWERTE (ANLAGE 5)<br />
Die bisherige Alterswertminderung für Wohnhäuser und die<br />
Berechnung eines fiktiven Baujahrs erschienen dem BKI nach<br />
Gegenüberstellung der verschiedenen Modelle zu kompliziert.<br />
Durch Verschneiden der Funktion der Baujahresklassen mit der<br />
ballistischen Kurve der Alterswertminderung von Ross wies das<br />
BKI nach, dass der Verlauf nahezu linear ist und somit einer linearen<br />
Abschreibung entspricht. Damit schien für das BKI das<br />
Problem von fiktiven Baujahren und Modernisierungen gelöst.<br />
Zur Begründung bemüht das BKI seinen Datenbestand und empirische<br />
Lebensdauern von Bauteilen. Das gesamte Gebäude<br />
wird in nicht erneuerbare Bauteile (Rohbau, Dachstuhl = 50 %)<br />
und erneuerbare Bauteile (nur ca. 50 %) zerlegt. Letztere werden<br />
in bauteilspezifischen Zyklen ständig instand gehalten. Im<br />
Normalfall wird der Restwert des Gebäudes mit den Tabellenwerten<br />
in Anlage 5 linear abgeschrieben.<br />
Hat ein Hausbesitzer sich nicht an die Bauteilzyklen gehalten<br />
und schon frühzeitig direkt vor dem Bewertungsstichtag renoviert,<br />
hat er einfach nur Pech gehabt und einen dummen Stichtag<br />
ausgesucht.<br />
RESTWERT NACH ABLAUF<br />
DER GESAMTNUTZUNGSDAUER (ANLAGE 7)<br />
Nach komplettem Ablauf der Lebensdauer der nicht erneuerbaren<br />
Bauteile ist das Gebäude abgeschrieben. Zwischenzeitliche<br />
Renovierungen verlängern nicht die Restnutzungsdauer<br />
des Objektes, sondern wirken sich nur als verlängerte Gesamtlebensdauer<br />
des Objekts aus. Je nach Erhaltungszustand geht<br />
51<br />
52<br />
53<br />
54<br />
55<br />
56<br />
57<br />
58<br />
59<br />
60<br />
61<br />
62<br />
63<br />
64<br />
65<br />
66<br />
67<br />
68<br />
69<br />
70<br />
71<br />
72<br />
73<br />
74<br />
75<br />
76<br />
77<br />
78<br />
79<br />
80<br />
81<br />
82<br />
83<br />
84<br />
85<br />
86<br />
87<br />
88<br />
89<br />
90<br />
91<br />
92<br />
93<br />
94<br />
95<br />
96<br />
97<br />
98<br />
99<br />
100<br />
IMMOBILIEN<br />
Restwerte nach BKI für Wohngebäude in v. H. des Herstellungswertes<br />
bei unterschiedlicher Gesamtnutzungsdauer und unterschiedlichem Gebäudezustand<br />
GebäudeGesamtnutzungsGesamtnutzungsGesamtnutzungsGesamtnutzungsalterdauerdauerdauerdauer 60 Jahre 70 Jahre 80 Jahre 90 Jahre<br />
- Ø + - Ø + - Ø + - Ø + - Ø +<br />
37 43 50 42 48 54 43 50 56 45 53 58 45 53 58<br />
36 43 50 41 48 53 43 50 55 45 53 58 45 53 58<br />
36 42 49 41 47 53 42 49 55 44 52 57 44 52 57<br />
35 42 49 40 47 52 42 49 54 44 52 57 44 52 57<br />
34 41 49 40 46 52 42 49 54 44 52 57 44 52 57<br />
33 40 49 39 45 51 42 49 54 44 52 57 44 52 57<br />
31 39 49 39 45 51 42 49 54 44 52 57 44 52 56<br />
30 39 50 38 44 50 41 48 53 44 51 56 44 51 56<br />
28 38 50 38 44 50 41 48 53 44 51 56 44 51 55<br />
27 37 50 37 43 49 41 48 53 44 51 56 44 51 55<br />
36 42 48 41 48 53 44 51 56 44 51 55<br />
36 41 48 41 48 52 44 51 55 44 51 55<br />
35 41 47 40 47 52 43 50 55 44 51 54<br />
35 40 47 40 47 51 43 50 54 44 51 54<br />
34 39 46 40 47 51 43 50 54 44 51 54<br />
33 38 45 40 47 51 43 50 54 44 51 54<br />
32 37 44 39 47 51 43 50 53 44 51 54<br />
30 35 43 39 46 50 42 49 53 43 50 53<br />
29 34 42 38 46 50 42 49 52 43 50 53<br />
28 33 41 38 46 50 42 49 52 43 50 53<br />
37 46 50 42 49 52 43 50 53<br />
37 46 49 41 48 51 43 50 53<br />
36 45 49 41 48 51 43 49 52<br />
36 45 48 40 47 50 43 49 52<br />
35 45 48 40 47 50 43 49 52<br />
34 45 47 40 47 50 43 49 52<br />
34 44 47 39 46 49 43 49 52<br />
33 44 46 39 46 49 42 48 51<br />
33 43 46 38 45 48 42 48 51<br />
32 43 45 38 45 48 42 48 51<br />
37 44 47 42 48 51<br />
36 43 46 42 47 50<br />
36 43 46 41 47 50<br />
35 42 45 41 46 49<br />
34 41 44 41 46 49<br />
33 40 43 41 46 49<br />
32 39 42 40 45 48<br />
32 38 42 40 45 48<br />
31 37 41 39 44 47<br />
30 36 40 39 44 47<br />
38 43 46<br />
38 43 46<br />
37 42 45<br />
37 42 45<br />
36 41 44<br />
35 40 43<br />
35 39 43<br />
34 39 42<br />
34 38 42<br />
33 37 41<br />
der Wert des Gebäudes maximal nach 60 Jahren auf null. Da<br />
die Grundsubstanz linear aufgebraucht ist, haben auch die erneuerbaren<br />
Bauteile allein keine Lebenserwartung mehr. Am<br />
Ende der mit 100 Jahren unterstellten Gesamtlebensdauer ist<br />
ausschließlich der Restwert der erneuerten Bauteile mit maximal<br />
50 % des Wohngebäudewerts zu schätzen.<br />
Der Gutachter schätzt frei den Verbrauch der erneuerbaren<br />
Bauteile und legt damit den Zustand und die maximale verlängerte<br />
Gesamtnutzungsdauer fest. Danach schätzt er wiederum<br />
frei die Restnutzungsdauer und zieht diese von der vorher<br />
ermittelten maximalen verlängerten Gesamtlebensdauer ab,<br />
um den Stichtag zu ermitteln.<br />
Mit diesen beiden Parametern (Stichtag und Zustand) darf er<br />
aus der Grafik bzw. dem Tafelwerk der Anlage 7 einen Prozentwert<br />
für den Restwert des Gebäudes entnehmen.<br />
Gesamtnutzungsdauer<br />
100 Jahre<br />
3<br />
430
Anlage 7<br />
Wert<br />
in %<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
431<br />
IMMOBILIEN<br />
Wider besseres Wissen und in Ignoranz zur Lehre wird eine rein<br />
technische, kostenorientierte Bauteillebensdauer bewertet. Die<br />
Tatsache, dass nur Zweit- und Weiterverkäufe zu bewerten sind<br />
und damit die wirtschaftliche Abschreibung am Anfang sehr<br />
hoch ist, spielt keine Rolle. Ebenso wird der wirtschaftliche Wert<br />
am Ende der Gesamtlebensdauer durch den unterstellten Verbrauch<br />
der nicht erneuerbaren Bauteile kostenorientiert begrenzt.<br />
Durch die Annahme der linearen Abschreibung der nicht<br />
erneuerbaren Bauteile muss der Renovierungszustand und damit<br />
der Verbrauch der erneuerbaren Bauteile (VEB) vom Sachverständigen<br />
einzeln beurteilt und nach prozentualen Anteilen<br />
bewertet werden. Die freie Schätzung von Restnutzungsdauer<br />
und Zustand der erneuerbaren Bauteile führt hier zu erheblichen<br />
Bandbreiten. Ein besonderes Problem bilden die denkmalgeschützten<br />
Wohnhäuser.<br />
Die Besitzer von umfassend renovierten Altbauten werden diese<br />
bestechend einfache Methode der Kostenermittlung vor Gericht<br />
als Altpapier deklarieren lassen.<br />
Restwerte von Wohngebäuden nach Ablauf<br />
der Gesamtnutzungsdauer*<br />
3<br />
VEB 40 %<br />
VEB 50 % = Guter Zustand<br />
VEB 60 %<br />
VEB 75 % = Mittlerer Zustand<br />
VEB 80 %<br />
VEB 100 % = Schlechter Zustand<br />
0<br />
5<br />
10<br />
15<br />
20<br />
25<br />
30<br />
35<br />
40<br />
45<br />
50<br />
55<br />
60<br />
65<br />
70<br />
75<br />
80<br />
85<br />
90<br />
95<br />
100<br />
105<br />
110<br />
115<br />
120<br />
125<br />
130<br />
135<br />
140<br />
145<br />
150<br />
155<br />
160<br />
165<br />
* Gebäudezustand in Abhängigkeit vom Verbrauch der erneuerungsfähigen Bauteile [VEB] vor Erneuerung in %<br />
bezogen auf deren Lebensdauer<br />
LD<br />
Dies erfolgt spätestens, wenn die Gutachtenleser im Ertragswertverfahren<br />
eine ganz andere Restnutzungsdauer und ein<br />
fiktives Baujahr zu hinterfragen haben. Die Homogenität und<br />
Vergleichbarkeit der Eingangsdaten zwischen beiden Verfahren<br />
wird gesprengt.<br />
Warum hat man nicht vorher einen Wertermittler gefragt?<br />
MODERNISIERUNGEN<br />
Da jede Instandhaltung auch ein gewisses Maß an Modernisierung<br />
beinhaltet, wird eine Modernisierung nur berücksichtigt,<br />
wenn sie eine werterhöhende neue Maßnahme bildet, wie<br />
z. B. zusätzliche technische Anlagen.<br />
BAUSCHÄDEN (ANLAGE 6)<br />
Die Beseitigung von Schäden an erneuerbaren Bauteilen wird<br />
nach dem Anteil der Baukostentabelle der DIN 276 ermittelt.<br />
Diese bezieht sich jedoch auf einen Neubau. In der Realität<br />
muss durch Sicherungsmaßnahmen wie Gerüstbau, Ausbau von<br />
schadhaften Bauteilen, Entsorgungskosten und Baubehinderungen<br />
im Bestand von erheblich höheren Kosten ausgegangen<br />
werden. Physikalische Daten und Neupreise allein lösen<br />
diese Frage nicht. Ein wenig Sachverstand darf auch sein.<br />
FAZIT<br />
Es ist erstaunlich, dass ein Ministerium den Beteiligten und Betroffenen<br />
eine Testphase von einem Jahr zubilligt und zudem<br />
eine Beratung einräumt. Allerdings wurde hier durch einen<br />
Forschungsbericht so viel an einem Modell verändert, dass auch<br />
sehr hoher Klärungsbedarf entsteht.<br />
Das BKI hat durch die Auswertung seiner Daten einen sehr hohen<br />
Aufwand betrieben und umfassend aktuelle Werte geliefert.<br />
Unter anderem konnten endlich die Normalherstellungskosten<br />
für Reihenhäuser korrigiert werden. Für die Bezugseinheit<br />
wurden die Berechnungshinweise der DIN 277 erläutert.<br />
Bei kleineren Objekten kann es jedoch durch die ausschließliche<br />
Verwendung der BGF zu Fehlbewertungen kommen. Leider sind<br />
die Auswertung der Kosten und die Beschreibung aus der Sicht<br />
von Architekten vorgenommen worden ohne den Hintergrund<br />
der Wertermittlung. Es scheint, dass die Kostendaten vor Eingang<br />
nicht normiert und die Stichprobenmerkmale aus einfachen<br />
Mittelwerten abgeleitet wurden. Ein Vergleich zwischen<br />
den Gebäudearten ist nicht möglich.<br />
Das Modell der Alterswertminderung, die Restnutzungsdauer<br />
und die Modernisierung bei Wohngebäuden wurden aus rein<br />
technischer Sicht bewertet ohne Rücksicht auf parallele Be-<br />
Anlage 6<br />
Schadenswertminderungstabelle für Wohngebäude<br />
Durchschnittliche Kostenanteile der erneuerbaren Bauteile an den NHK in % an Kostengruppe 300 und 400<br />
DIN Kostengruppenbezeichnung Ø einfach Ø mittel Ø hoch<br />
334 Außentüren und -fenster 6,9 7,6 7,4<br />
335 Außenwandbekleidung außen 6,5 6,7 6,3<br />
363 Dachbeläge 4,8 5,4 5,0<br />
352 Deckenbeläge 5,3 5,4 6,2<br />
412 Wasseranlagen 4,3 4,2 5,0<br />
345 Innenwandbekleidungen 4,5 3,9 4,7<br />
341 Tragende Innenwände 3,8 3,6 2,8<br />
337 Elementierte Außenwände 3,2 3,1 2,0<br />
344 Innentüren und -fenster 3,0 2,8 2,1<br />
342 Nichttragende Innenwände 3,6 2,7 1,5<br />
444 Niederspannungsinstallationsanlagen 2,8 2,7 2,5<br />
421 Wärmeerzeugungsanlagen 2,5 2,5 3,4<br />
461 Aufzugsanlagen 0,0 2,5 0,0<br />
423 Raumheizflächen 2,2 2,4 1,0<br />
325 Bodenbeläge 1,9 2,2 2,5<br />
336 Außenwandbekleidungen innen 1,7 2,1 2,9<br />
364 Dachbekleidungen 2,5 2,0 1,8<br />
338 Sonnenschutz 2,0 1,7 2,8<br />
359 Decken, Sonstiges 1,3 1,6 0,8<br />
479 Nutzungsspezifische Anlagen, Sonstiges 1,0 1,4 0,0<br />
339 Außenwände, Sonstiges 1,3 1,2 2,0<br />
371 Allgemeine Einbauten 0,8 1,2 1,0<br />
353 Deckenbekleidungen 1,5 1,2 1,5<br />
362 Dachfenster, Dachöffnungen 1,1 1,1 2,2<br />
349 Innenwände, Sonstiges 0,4 0,7 0,6<br />
326 Bauwerksabdichtungen 0,4 0,6 0,8<br />
327 Drainagen 0,5 0,6 0,4<br />
431 Lüftungsanlagen 0,4 0,6 1,0<br />
456 Gefahrenmelde- und Alarmanlagen 0,1 0,6 2,9<br />
332 Nichttragende Außenwände 0,3 0,5 0,5<br />
369 Dächer, Sonstiges 0,3 0,5 0,3<br />
443 Niederspannungsschaltanlagen 0,5 0,3 0,0<br />
445 Beleuchtungsanlagen 0,3 0,3 1,0<br />
455 Fernseh- und Antennenanlagen 0,2 0,3 0,2<br />
452 Such- und Signalanlagen 0,3 0,3 0,2<br />
372 Besondere Einbauten 0,0 0,0 1,2<br />
346 Elementierte Innenwände 0,6 0,2 0,0<br />
329 Gründung, Sonstiges 0,1 0,2 0,0<br />
413 Gasanlagen 0,0 0,1 0,1<br />
446 Blitzschutz- und Erdungsanlagen 0,1 0,1 0,3<br />
454 Elektroakustische Anlagen 0,1 0,1 0,1<br />
471 Küchentechnische Anlagen 0,0 0,1 0,0<br />
451 Telekommunikationsanlagen 0,1 0,1 0,1<br />
457 Übertragungsnetze 0,0 0,1 0,2<br />
475 Feuerlöschanlagen 0,0 0,0 0,0<br />
379 Baukonstruktive Einbauten, Sonstiges 0,0 0,0 0,4<br />
449 Starkstromanlagen, Sonstiges 0,2 0,0 0,0<br />
459 Fernmelde- und informationstechnische Anlagen 0,0 0,0 0,0<br />
476 Badetechnische Anlagen 0,0 0,0 1,0<br />
478 Entsorgungsanlagen 0,0 0,0 0,0<br />
wertungsverfahren. Eine sehr kritische Auswertung in dieser Testphase<br />
muss erfolgen, um Folgen des Forschungsberichts für die Bewertung<br />
zu erkennen.<br />
Mit Spannung dürfen die ersten rechnerischen Gegenüberstellungen<br />
der Gebäudebewertung erwartet werden. Besonders interessant<br />
dürfte sein, ob die Marktanpassungsfaktoren sich durch die<br />
neuen Werte mehr gegen 1,0 nähern.<br />
Dipl.-Ing. Agnar Boysen<br />
Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur,<br />
Sachverständiger (WF) für Grundstücksbewertung<br />
Waldstraße 10 | 21493 Schwarzenbek<br />
Telefon 04151/30 61<br />
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433<br />
GLOSSAR<br />
..... Ein Jahr später .....<br />
Liebe Mutti,<br />
3<br />
wie geht es Dir? Mir geht es gut!<br />
Ich bin oft an der frischen Luft und<br />
esse nicht so viel Süßigkeiten, so wie<br />
Du gesagt hast ... wirklich. Jetzt habe ich Dir schon so lange<br />
nicht geschrieben, aber ich habe überhaupt gar keine Zeit mehr.<br />
So wie Opa früher, wenn ich mit ihm Sackhüpfen spielen wollte.<br />
Ich habe immer noch den komischen Beruf, wo Du nicht so<br />
genau weißt, was das ist. Onkel Gerd hat mich vorgestern angerufen<br />
und mich gefragt, was ich als Busfahrer so verdiene. Weil, Du hast ihm wohl erzählt,<br />
dass ich jetzt ein ÖPNV, bin. Das hast Du Dir aber nicht richtig gemerkt.<br />
Ich bin doch kein ÖPNV sondern ein ÖbVI! Menno! Mit meinem Freund Jens (Du weißt<br />
schon, der bei meinem letzten Geburtstag nach den elf Bratwürsten so gebrochen<br />
hat) sind wir beide auf einmal ÖbVIs geworden. Das war ganz feierlig. Herr und Frau<br />
Ellgeebee haben uns beide eingeladen zu sich nach Frankfurt in ihr Haus und dann<br />
mussten wir uns hinstellen und schwören (genau so wie bei Liebling Kreuzberg), dass<br />
wir immer ehrlich sind und nicht schummeln. Und dann mussten wir jeder 1.000 Euro<br />
bezahlen. Das war nicht mehr so schön. Danach sind wir dann gleich Bier Brause<br />
trinken gegangen und haben uns gegenseitig die Rechnungen gesiegelt.<br />
Und denn haben wir jetzt auch ein richtiges Büro. Bei Frau Nirgendwo. So<br />
heißt die Frau, die uns bemietet, und sie passt auf, dass wir nicht faulenzen und<br />
uns die Schuhe abtreten, wenn wir von draußen kommen. Manchmal kocht sie uns auch<br />
was zu Essen. Das ist auch gut, weil, wir essen nicht mehr oft.<br />
Als wir dann richtig angefangen haben, habe ich mich mit Jens gezankt, wer<br />
auf dem Schild oben stehen darf, dann habe ich mich mit Jens gezankt, wer welchen<br />
Schreibtisch bekommt, und dann habe ich mich mit Jens gezankt, aber da haben wir<br />
beide vergessen, warum. Und einmal, da hatten wir noch gar kein richtiges Schild<br />
an Frau Nirgendwos Tür, haben uns ganz viele Leute geschrieben, dass sie mit uns<br />
arbeiten wollen. Wir haben uns gefreut und alle eingeladen. Aber als die da waren,<br />
da haben die gesagt, dass wir das bezahlen sollen, was sie arbeiten. Kannst Du<br />
Dir das vorstellen? Siehste?! Wir auch nicht. Und dann sind die alle wieder nach<br />
Hause gegangen. Bis auf eine. Die hat uns irgendwie ausgetrickst und verdient<br />
jetzt mehr als wir.<br />
Ansonsten ist das mit dem ÖbVI-Sein ganz schön kompliziert. Immerzu kommen<br />
irgendwelche Leute und wollen, dass man was kauft. Zeitungen, Computerprogramme,<br />
Versicherungen, Zeitungen über Versicherungen, Zeitungen über Computerprogramme<br />
und Computerprogramme gegen Versicherungen. Und Telefonbucheinträge. Der nette<br />
Herr Müller ist öfter in unserem Büro als wir und verkauft uns pausenlos Telefonbucheinträge.<br />
Das ist ganz schön anstrengend und verwirrend. Ich glaube, Du kannst<br />
uns in Deinem Telefonbuch<br />
jetzt auch<br />
unter „Blumenladen“,<br />
„Zementfabrik“ und<br />
„Atombombenverleih“<br />
finden. In etwa 294<br />
deutschen, belgischen<br />
und ukrainischen Städten.<br />
Unser erster Kunde<br />
wollte von uns gar keine<br />
Vermessung kaufen,<br />
sondern Champignons in<br />
Dosen. Haben wir auch<br />
gemacht, weil Kunde ist<br />
Kunde. Ich weiß bloß<br />
nicht, was ich in die<br />
gesiegelte Verkaufsniederschrift<br />
schreiben<br />
soll. Jedenfalls haben<br />
sich die 5.000 Euro für Herrn Müller noch nicht<br />
gelohnt. Doof ist nur, dass manche Vermessungsbüros noch<br />
viel öfter im Telefonbuch stehen als wir, weil sie auch unter „Werbeagentur“,<br />
„Auktionshaus“ oder „Geschenkartikel“ eingetragen sind.<br />
Ansonsten geht es mir aber ganz gut. Ich bin jetzt auch in einem Verein, der<br />
heißt Bedefaui und der schickt uns jeden Tag fünf E-Mails mit dem Computer und<br />
manchmal auch so eine Zeitung. Aber die lese ich nicht, weil da kein Kreuzworträtsel<br />
drin ist. Oder ein Gewinnspiel. Vielleicht lasse ich mir die Zeitung auch<br />
auszahlen. Als FORUM-Scheck. Dann kann ich mir davon wenigstens im Intershop<br />
Duplos und Matchbox-Autos kaufen.<br />
Als ich Dir vor einem Jahr den Brief geschrieben habe, dass ich anfangen<br />
will, ÖbVI zu sein, haben ganz viele Leute zu Jens und mir gesagt: „Damit geht<br />
ihr baden.“ Und dann haben die dabei ganz ernst oder grimmig gekuckt. Das verstehe<br />
ich nicht. Baden gehen ist doch was Schönes. Haben wir im Frühling auch<br />
schon ein paarmal gemacht. Jens wollte erst nicht so richtig, da habe ich ihn<br />
mit einer Vermessungslatte reingeschubst. Und dann war er auch fröhlich. Manchmal<br />
sagen grimmige Leute schon ganz schön merkwürdige Sachen.<br />
So, ich muss jetzt wieder in unser Büro gehen, weil ich den ganzen Leuten,<br />
die wir jetzt dafür bezahlen, dass sie mit uns arbeiten, sagen muss, wofür genau<br />
wir sie bezahlen wollen und wofür nicht. Und weil ich für Frau Nirgendwo einen<br />
großen Blumentopf vom Hof in die Garage bringen soll. Und wenn ich irgendwann<br />
ein großer ÖbVI bin, dann will ich auch in einer Sänfte durch die Straßen getragen<br />
werden, wie unsere Kollegen, hier in der Stadt. Und dann, Mutti, darfst<br />
Du auch mal in meiner Sänfte mitfahren. Und vielleicht sogar auch mal lenken.<br />
Bis dahin freue ich mich auf Deinen nächsten Brief und verspreche Dir, bis dahin<br />
auch nur ganz wenig zu weinen.<br />
GLOSSAR<br />
FORUM-Redaktion<br />
| Bandow Andreas<br />
Dein Andi<br />
PS: Kannst Du mir auch im nächsten Päckchen wieder ein bisschen was zu<br />
Essen schicken? Frau Nirgendwo fährt nämlich für zwei Wochen zu ihrer Kusine. Dipl.-Ing.<br />
3<br />
434
FORUM FEDERALE :::::: FORUM ANZEIGEFEDERALE<br />
435<br />
GEMEINSAME FACHTAGUNG IN NEURUPPIN<br />
Der Kleine Große Tag<br />
3<br />
F<br />
ast wie ein kleines Jubiläum wurde die diesjährige gemeinsame<br />
Fachtagung der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure und<br />
der Vermessungs- und Katasterverwaltung des Landes Brandenburg be-<br />
gangen. Denn zum nunmehr 15. Mal trafen sich die Vertreter des öffent-<br />
lichen Vermessungswesens, diesmal in der im Norden Brandenburgs ge-<br />
legenen Stadt Neuruppin.<br />
Die würdigende Wahrnehmung<br />
der mittlerweile traditionsbehaftetenVeranstaltung<br />
wurde nicht zuletzt<br />
durch das Grußwort des InnenministersdesLandesBrandenburg,<br />
Jörg Schönbohm,<br />
deutlich. Als junger Armeeoffizier<br />
selbst mit dem Vermessungsgeschäft<br />
betraut<br />
gewesen, lobte Schönbohm<br />
das gegenseitige Verständnis<br />
und die vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
der Vermessungsverwaltung<br />
und des<br />
Freien Berufs. Als zukünftige<br />
und zukunftsträchtige Aufgabe<br />
für den Berufsstand<br />
sah der Minister in seinem<br />
Vortrag die Verknüpfung bereits<br />
vorhandener Daten mit<br />
neuen Systemen.<br />
Doch nicht nur der Innenminister, auch die Vorsitzenden der<br />
BDVI-Landesgruppen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern,<br />
hochrangige Vertreter der Behörden aus<br />
Berlin und Mecklenburg-Vorpommern und der neu gewählte<br />
Präsident des BDVI, Michael Zurhorst, waren als Gäste zugegen<br />
und wurden von BDVI-Landesgruppenchef Wolfgang Schultz<br />
herzlich willkommen geheißen. Ihre Anwesenheit untermauere,<br />
so Schultz, die Bedeutung des Kleinen Geodätentages als<br />
Forum für das Öffentliche Vermessungswesen auch über die<br />
Landesgrenzen Brandenburgs hinaus.<br />
Im Veranstaltungszentrum Pfarrkirche, einem ehemaligen<br />
Gotteshaus im Herzen Neuruppins, bot sich den zahlreichen<br />
Zuhörern ein interessantes Vortragsprogramm. So berichtete<br />
ein Vertreter der Staatsanwaltschaft Neuruppin über Korruption<br />
und zog Vergleiche zwischen dem Unterschreiten der<br />
Kostenordnung und Bestechung – ein in der anschließenden<br />
Pause heftig diskutiertes Thema.<br />
Des Weiteren berichtete der Vorsitzende der BDVI-Landesgruppe<br />
Mecklenburg-Vorpommern, ÖbVI Frank Wagner, über die<br />
Situation des Freien Berufs in seinem Bundesland.<br />
Zahlreiche Vertreter des brandenburgischen Ministeriums des<br />
Innern und der Kataster-und Vermessungsämter sprachen zu<br />
verschiedenen neuen Aspekten im amtlichen Vermessungswesen.<br />
Besondere Aufmerksamkeit erfuhr die geplante Einführung<br />
des »Grenzzeugnisses« als Produkt des öffentlichen Vermessungswesens<br />
(nähere Informationen dazu in einem der<br />
nächsten FORUM-Hefte).<br />
Große Beachtung fand ebenfalls der Vortrag des BDVI-Justitiars,<br />
Rechtsanwalt Dr. Rüdiger Holthausen, zum Rechtsdienstleistungsgesetz<br />
und den daraus resultierenden Handlungsspielräumen<br />
eines Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs.<br />
Auch hier zeigte die Resonanz des Publikums, dass diesem Thema<br />
noch öfter Raum zur Erörterung gegeben werden sollte.<br />
Höhepunkt des ersten Veranstaltungstages war die abschließende<br />
Podiumsdiskussion zum Thema »Quo vadis, Freier Beruf?«.<br />
Die Diskutanten waren ÖbVI Ralph Schulze aus Senftenberg,<br />
ÖbVI Michael Peter als stellvertretender Landesgruppenvorsitzender,<br />
BDVI-Präsident ÖbVI Michael Zurhorst und nicht zuletzt<br />
Heinrich Tilly, Präsident des Landesbetriebes für Landesvermessung<br />
und Geobasisinformation Brandenburg (LGB). Neben<br />
Wolfgang Schultz und Manfred Oswald aus dem Ministerium<br />
des Innern war Heinrich Tilly während der gesamten Veranstaltung<br />
auf dem Podium präsent und moderierte weite Teile des<br />
Kleinen Geodätentages im Alleingang mit einer wohltuenden<br />
Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche. Zeitüberschreitungen<br />
seitens der Vortragenden wurden ebenso sarkastisch geahndet<br />
wieUnruheimAuditorium.UndwernichtschnellgenugdasWeite<br />
suchte, bekam sofort einen LGB-Kalender mit den schönsten<br />
Klöstern Brandenburgs geschenkt. Auch gerne mit dem Hinweis,<br />
jene bei Verfehlungen mit der Kostenordnung zum Beichten<br />
aufzusuchen. Es war demnach kaum verwunderlich, dass<br />
im Vorfeld der Podiumsdiskussion ausgerechnet der Chef der<br />
Aufsichtsbehörde der lauteste Rufer in der Wüste pro ÖbVI war.<br />
Er stellte u. a. die Frage, wie viel der einzelne ÖbVI sich denn<br />
für »seinen« Berufsstand engagiere – eine provokante Frage,<br />
auf die leider seitens der zum Mitdiskutieren eingeladenen Zuhörer<br />
kaum etwas entgegnet wurde.<br />
Michael Zurhorst mahnte als BDVI-Präsident an, »die Berufskerne<br />
zukunftsfähig zu machen« (s. a. Seite 397 ff.) und den<br />
Berufsstand nicht nur zu bewerben, sondern auch würdig<br />
darzustellen. Als ÖbVI sei man dem Allgemeinwohl verpflichtet.<br />
Und ebendieses Allgemeinwohl sei bei der täglichen Arbeit<br />
auch zu hinterfragen, so Zurhorst.<br />
Als Vertreter der Landesgruppe führte ÖbVI Michael Peter die<br />
durchschnittliche Bürogröße im Gegensatz zu allzu visionären<br />
Zielen ins Feld. Mit durchschnittlich vier Mitarbeitern pro ÖbVI<br />
sei es »für manchen ÖbVI schwierig, alle Felder, wie z. B. GIS,<br />
Wertermittlung und dergleichen zu bedienen.« Die allgemeinen<br />
wirtschaftlichen Bedingungen ständen dem entgegen.<br />
Am zweiten Veranstaltungstag folgten dann der Bericht der<br />
Aufsichtsbehörde, eine Sachstandsmeldung zum Baurecht und<br />
ein Zwischenstand in Sachen LiKa-Online.<br />
Den eigentlichen Charakter des Kleinen Geodätentags machten<br />
jedoch, wie vermutlich auch in den vorangegangenen 14 Jahren,<br />
nicht die Inhalte der Vorträge und Podiumsdiskussionen<br />
oder das offen ausgefochtene Miniaturscharmützel über Nichtigkeiten<br />
aus, sondern die große Gemeinsamkeit. Offen demonstriert<br />
auf dem Podium und gelebt in den Pausen und bei<br />
der gemeinsamen Abendveranstaltung auf der Terrasse des Seehotels.<br />
Und wenn ein seit drei Tagen zugelassener ÖbVI mit der<br />
Dezernentin für die ÖbVI-Aufsicht und dem BDVI-Justitiar beim<br />
Bier im Gespräch war, so war das, und das sei wirklich der Idee<br />
des Kleinen Geodätentags geschuldet, kein Gespräch über Entschädigungen,<br />
Arbeitsrecht oder Klagen gegen oder für die Verwaltung<br />
und dergleichen, sondern vielleicht einfach ein Gespräch<br />
über Fußball oder das Wetter. Kleine Themen für ein<br />
großes Miteinander. Der gelebte, beschimpfte und insgeheim<br />
wahrscheinlich von den anderen Bundesländern auch beneidete<br />
Brandenburger Kuschelkurs eben.<br />
Und genau in diesem Zusammenhang greift dann auch das<br />
Zitat aus dem Grußwort des Innenministers:<br />
»15 Jahre Kleiner Geodätentag? Was soll das?<br />
Für Brandenburg ist es der Große Geodätentag!«<br />
Andreas Bandow | FORUM-Redaktion<br />
3<br />
436
FORUM FEDERALE<br />
Ein Ende nach 469 Jahren?<br />
Die Abmarkungspflicht in Thüringen<br />
437<br />
FRANK REICHERT | COTTBUS<br />
Immer wieder wird die Frage nach dem Zweck und Nutzen einer Abmarkungspflicht gestellt.<br />
Ein in dieser Diskussion vielfach bemühtes Argument ist, dass Grundstücksgrenzen infolge der<br />
technischen Entwicklung heute auch ohne sichtbare Kennzeichnung jederzeit zuverlässig bestimmt<br />
werden können. Solchen Einwänden ist jedoch entgegenzuhalten, dass eine möglichst dauerhafte<br />
Abmarkung dem Eigentümer jeweils zuverlässig anzeigt, wie weit sich sein Recht an Grund und<br />
Boden erstreckt. Sichtbare Grenzzeichen tragen wesentlich zur störungsfreien Besitzausübung und<br />
damit zur Sicherung des Grenzfriedens bei. Die Kennzeichnung der Grenzen in einem gesetzlich<br />
geregelten Verfahren liegt somit nicht nur im Interesse des Eigentümers, sondern dient dem Rechts-<br />
frieden und damit den Interessen der Allgemeinheit.<br />
Wie in anderen Bundesländern auch, sind deshalb in Thüringen<br />
die Grundeigentümer verpflichtet, bei einer Vermessung<br />
ihrer Grundstücke die Grenzen dauerhaft kenntlich machen<br />
zu lassen. Im Thüringer Gesetz über die Abmarkung der Grundstücke<br />
vom 7. August 1991 ist das Verfahren öffentlich-rechtlich<br />
normiert. Gemäß § 5 entsteht die gesetzliche Pflicht zur<br />
Abmarkung immer dann, wenn Grundstücksgrenzen nicht ausreichend<br />
durch Grenzzeichen abgemarkt sind sowie ein entsprechender<br />
Anlass gegeben ist. Diesen Anlass sieht das Gesetz<br />
3<br />
regelmäßig gegeben, wenn Grenzen auf Antrag ermittelt oder<br />
festgestellt werden bzw. durch Neubildung von Grundstücken<br />
entstehen.<br />
Mit dieser Regelung der Abmarkungspflicht knüpft das Gesetz<br />
inhaltlich an die ursprüngliche Rechtslage des 1920 gebildeten<br />
Landes Thüringen an, in dessen Abmarkungsordnung vom<br />
1. September 1930 es in § 2 schon hieß: »Abmarkung muß stattfinden,<br />
wenn bisherige Grenzen, die bestehen bleiben, fest-<br />
gestellt werden oder neue Grenzen entstehen, also besonders<br />
bei Neumessungen, bei Grundstückszusammenlegungen<br />
und bei Einzelmessungen, die eine Formveränderung<br />
an einem Grundstücke zum Ziele haben, sowie<br />
bei Messungen, die lediglich auf die Feststellung<br />
von Grenzen abzielen. Außerdem müssen alle in einer<br />
vollstreckbaren gerichtlichen Entscheidung oder einem<br />
sonstigen vollstreckbaren Titel ermittelten, festgesetzten<br />
oder vereinbarten Grenzen im Wege der Abmarkung<br />
vermarkt werden.« Mit dem Erlass dieser Abmarkungsordnung,<br />
die mit Gesetz vom 14. Februar 1931 förmlich<br />
in den Rang eines Gesetzes erhoben wurde, war<br />
Thüringen den Empfehlungen des Beirats für Vermessungswesen<br />
von 1923 gefolgt, eine entsprechende Verpflichtung<br />
landesrechtlich zu verordnen.<br />
Ein reichliches Dreivierteljahrhundert später ist nun im<br />
Gegensatz zur damaligen Situation ein Trend zur Lockerung<br />
der Abmarkungspflicht zu beobachten. In einigen<br />
Bundesländern ist der Gesetzgeber sogar dazu übergegangen,<br />
auf eine Abmarkung von Grundstücksgrenzen<br />
gänzlich zu verzichten. Es gibt aber auch Länder, die<br />
in ihren kürzlich erfolgten Novellierungen der Vermessungsgesetze<br />
an der generellen Abmarkungspflicht<br />
festhalten. So ist im Sächsischen Vermessungs- und<br />
Geobasisinformationsgesetz vom 29. Januar 2008 die<br />
Abmarkung weiterhin verpflichtend verankert und auch<br />
im Saarland wurde mit der Änderung des Vermessungsund<br />
Katastergesetzes vom 21. November 2007 die Abmarkung<br />
als Regelfall beibehalten.<br />
Im Freistaat Thüringen hingegen plant man nach dem<br />
Vorbild des Nachbarlandes Hessen, die Abmarkung vollständig<br />
in das Ermessen der Antragsteller zu geben.<br />
Der Gesetzentwurf der Landesregierung für das Thüringer<br />
Vermessungs- und Geoinformationsgesetz vom<br />
25. Juni 2008 (Drucksache 4/4248) sieht zu den Grundsätzen<br />
der Abmarkung in § 14 lediglich noch eine Legaldefinition<br />
vor: »Grenzpunkte werden auf Antrag dauerhaft<br />
durch Grenzmarken abgemarkt (Abmarkung).« Die<br />
zugehörige Begründung führt aus, dass es in Zukunft<br />
dem mündigen Bürger überlassen bleiben könne, aus<br />
freien Stücken zusätzlich zur Grenzfeststellung oder Grenzwiederherstellung<br />
auch die Abmarkung der Grenzpunkte zu<br />
beantragen, um beispielsweise den nachbarlichen Grenzfrieden<br />
zu sichern.<br />
Wenn dieser Entwurf wie vorgesehen umgesetzt wird, würde<br />
dies das Ende einer jahrhundertealten Rechtstradition bedeuten.<br />
Und das ausgerechnet in jenem Land, das die längste Tradition<br />
der öffentlich-rechtlichen Abmarkungspflicht im deutschsprachigen<br />
Raum vorweisen kann.<br />
FORUM FEDERALE<br />
Die nach derzeitigem Wissensstand älteste gesetzliche Verpflichtung<br />
zur Abmarkung von Grundstücksgrenzen findet sich<br />
in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in der südthüringischfränkischen<br />
Grafschaft Henneberg, die ein großes Gebiet im<br />
Westen des Thüringer Waldes sowie den größten Teil der thüringischen<br />
Rhön umfasste.<br />
Im Zuge der allgemeinen Intensivierung der landesfürstlichen<br />
Gesetzgebung im 16. Jahrhundert war hier am 1. Januar 1539<br />
eine eigene Landesordnung offiziell eingeführt worden. Im Ein-<br />
3<br />
438
FORUM FEDERALE<br />
439<br />
gangsprotokoll betonte Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen<br />
(1478–1559) sein Bemühen, das herkömmliche Recht zu<br />
erfassen und zu ordnen. Da das einheimische Recht nicht genug<br />
bekannt sei, hatte er seinen Kanzler und Rat Dr. Johann Gemel<br />
(1503 – nach 1556) beauftragt, »LandRecht und gewonheiten<br />
in eine gewiese ordnung zu bringen und zusammen zu tragen«.<br />
Die Kodifikation mit dem Titel »Der Fürstlichen Graffschafft<br />
Hennenbergk LandsOrdnung« behandelt in acht Büchern die<br />
unterschiedlichsten Rechtsmaterien. Im Wesentlichen enthält<br />
die Landesordnung Bestimmungen über Gerichtsverfassung,<br />
Zivil- und Strafprozess, Privatrecht, Wirtschaftsrecht, Straf-<br />
3<br />
und Staatsrecht sowie das damalige Gebiet der so<br />
genannten »guten Policey«. Dabei dominieren diejenigen<br />
rechtlichen Sachverhalte, die nach den zeitgenössischen<br />
Anschauungen das öffentliche Interesse berührten<br />
oder eine behördliche Mitwirkung erforderten.<br />
Das dritte Buch der hennebergischen Landesordnung<br />
handelt hauptsächlich von Ehe, Vormundschaft sowie<br />
Erbrecht. Im Zusammenhang mit der Erbteilung widmet<br />
es sich ausführlich den Fragen der Abmarkung von<br />
Grundstücksgrenzen. Unter der Kapitelüberschrift »Wie<br />
die Erbgüter abgetheilt sollen werden« (Buch 3, Tit. 5,<br />
Kap. 1) wird die Teilung der Nachlassgegenstände zwischen<br />
den erbberechtigten »Gebrüdern oder Schwestern«<br />
ausführlich geregelt. Dabei wird nach dem traditionellen<br />
fränkischen Realerbteilungsrecht verfahren,<br />
wonach jeder Erbe grundsätzlich das gleiche Erbrecht<br />
genießt. Landbesitz wird dabei aus der gesamten<br />
Hand in die Individualrechtssphäre der einzelnen Erbberechtigten<br />
überführt, indem »einem jeden sein teil<br />
für sein frey eigen Gut zugestellt wird«.<br />
Diese Realteilung, im Text »gründliche abtheilung« genannt,<br />
war nicht in das alleinige Ermessen der Grundeigentümer<br />
gestellt. Die Landesordnung traf dazu umfassende<br />
Regelungen. So sahen die Bestimmungen vor,<br />
dass die als »vier geschworne Steinsetzer« bezeichneten<br />
Feldgeschworenen zur Durchführung und Umsetzung<br />
der Grundstücksteilung herangezogen werden mussten.<br />
Diese vier Feldgeschworenen fungierten als eine Art<br />
bäuerliches bzw. städtisches Eigengericht und waren<br />
neben der hier normierten Funktion oft auch für die<br />
Schlichtung von Grenzstreitigkeiten zuständig. Regelungen<br />
über ihre Wahl, Amtszeit oder Eidesleistung traf<br />
die Landesordnung nicht. Vielmehr setzte sie voraus,<br />
dass auf lokaler Ebene bereits ein solches Gremium<br />
etabliert war. Damit wird deutlich, dass die Landesordnung<br />
in ihren Bestimmungen zum »Vermessungsrecht«<br />
das schon vordem in der Grafschaft Henneberg<br />
in Geltung gewesene Gewohnheitsrecht wiedergibt<br />
und einheimische Gewohnheiten berücksichtigt.<br />
Neben den Feldgeschworenen war die Hinzuziehung der Grundstücksnachbarn<br />
und, sofern es sich um ein Erb- oder Lehngut<br />
handelte, auch des Erb- oder Grundherrn zwingend erforderlich.<br />
Die Landesordnung erwähnt ausdrücklich, dass dies »von<br />
wegen ihres Interesse« geschehen sollte. Bei näherer Betrachtung<br />
erweist sich die bis heute selbstverständliche Regelung<br />
als Fortbildung des überlieferten gemeinen Rechts. Bereits im<br />
mehr als 300 Jahre älteren Sachsenspiegel war bestimmt: »Wer<br />
malboume oder marksteine seczsit, der sal den da bi haben,<br />
der ander sit lant da bi hat« (Landrecht 2, Kap. 50).<br />
Ganz und gar neu hingegen war das in der hennebergischen<br />
Landesordnung von 1539 erstmals begründete Gebot, im Zuge<br />
einer Grundstücksteilung die Grenzen nach außen hin sichtbar<br />
zu machen. Die Abmarkungspflicht bestimmte, dass die<br />
Teilungsgrenzen durch »die geschwornen Steinsetzer mit einem<br />
Marckstein […] versteint werden« mussten. Die Art und<br />
Weise der Abmarkung blieb dabei dem ortsüblichen Gebrauch<br />
überlassen und konnte »wie von alters her oder sonsten kündlich«<br />
geschehen.<br />
Ausgehend von der Regelung des spezifischen Sonderfalls einer<br />
Grundstücks- bzw. Erbteilung statuiert das anschließende<br />
Kapitel (Buch 3, Tit. 5, Kap. 2) eine weit darüber hinausgehende<br />
generelle Abmarkungspflicht: Bei allen Grundstücken, die mit<br />
»unwissenheit untereinander vermengt« waren und keine »kündliche<br />
abmarckung« hatten, sollte »eine gründliche versteinung<br />
und vermarckung« vorgenommen werden. Dabei sollten nicht<br />
nur die jeweiligen geschworenen Steinsetzer und Grundstücksnachbarn,<br />
sondern auch die Richter und Schöffen der regionalen<br />
Gerichte beteiligt werden.<br />
Anlass für dieses aktive Einmischen in die Belange der Untertanen<br />
war die Erkenntnis, dass nichtgesicherte Eigentumsgrenzen<br />
im Laufe der Zeit Veränderungen<br />
erfahren und deshalb häufig Rechtsunsicherheit,<br />
Streit oder Übergriffe auf fremdes Eigentum zur<br />
Folge haben. Die bemängelten Zustände »vielfeltiger<br />
gebrechen« sollten wieder zu rechter Ordnung geführt<br />
werden, damit in Zukunft keinem mehr in »gefehrlicher<br />
weise vor dem andern das seine genommen<br />
oder entzogen« wird. Der Landesherr demonstrierte<br />
so seine Vorsorge für Gemeinwohl und gute<br />
Ordnung. Gleichzeitig ließ sich das angestrebte<br />
Regelungsziel mit den gemeinsamen Interessen von<br />
Obrigkeit und Bevölkerung an der Erhaltung und Förderung<br />
des Grenzfriedens legitimieren.<br />
Im Zusammenhang mit den staatlich angeordneten<br />
präventiven Maßnahmen steht die Frage der Sanktionierung<br />
von Eigentumsverletzungen. Die Landesordnung<br />
sah für das Übertreten der »versteinten«<br />
Grenze z. B. bei der Feldbestellung und Ernte eine<br />
Geldstrafe vor. Ein genaues Strafmaß war nicht festgelegt;<br />
die Geldbuße sollte sich »nach gestalt der<br />
sachen« richten. Wer aber ein Grenzzeichen in böser<br />
Absicht entfernte, machte sich eines schweren Kriminalvergehens<br />
schuldig. Die Landesordnung drohte<br />
für diesen Friedensbruch Leibesstrafen an: »Wo aber<br />
einer dem andern solche vermarckte Stein und Rein<br />
gefehrlichen ausgrübe unnd zerisse, der sol an Leib,<br />
Ehr und Gut, nach grösse und eigenschafft des Guts<br />
ernstlichen gestrafft werden.«<br />
FORUM FEDERALE<br />
Auch 469 Jahre nach der Publikation der Landesordnung<br />
kommt der Grenzabmarkung noch immer eine hohe Bedeutung<br />
zu. Der über Jahrhunderte bewährte Abmarkungsgrundsatz<br />
hat für die Eigentümer von Grundstücken stets die Sicherung<br />
ihrer Eigentumsrechte in der Örtlichkeit erheblich erleichtert.<br />
Auch das spezifische öffentliche Interesse an der<br />
Verhinderung von Grenzstreitigkeiten und der Erhaltung des<br />
Grenzfriedens besteht noch unverändert. Trotz moderner Messmethoden<br />
und kontinuierlicher Qualitäts- und Genauigkeitsverbesserung<br />
des Liegenschaftskatasters besteht keine Veranlassung,<br />
auf den Abmarkungsgrundsatz zu verzichten. Der<br />
Staat würde sich lediglich aus seiner ordnenden Verantwortung<br />
zurückziehen, ohne dass dies für den Bürger zu einer vertretbaren<br />
Verwaltungsoptimierung oder tatsächlichen Kostensenkung<br />
führt. Allenfalls würde die Eigenverantwortlichkeit der<br />
Grundstückseigentümer gestärkt – doch um welchen Preis?<br />
Dipl.-Ing. Frank Reichert<br />
Geschäftsstelle BDVI Brandenburg<br />
Madlower Hauptstraße 7 | 03050 Cottbus<br />
E-Mail reichert@bdvi-brandenburg.de
441<br />
FORUM FUNDUS<br />
Abbildung 1<br />
Abbildung 2<br />
Eine clevere Lösung!?<br />
In der vergangenen Woche erschien der Eigentümer<br />
des Flurstücks 202 bei mir im Büro und bat um<br />
eine Beratung. Er hatte ein Gebäude auf seinem Grundstück<br />
errichtet, welches eingemessen werden musste.<br />
Bei dieser Gelegenheit wollte er auch einen kleinen<br />
Streifen des Nachbargrundstücks, den er be reits nutzte,<br />
erwerben (Abb.1).<br />
Nachdem das Verfahren besprochen war und das Thema Kos -<br />
ten auf den Tisch kam, machte der Kunde den Vorschlag, den<br />
neuen Grenzstein im Süden doch nicht in die Grenze zu setzen,<br />
sondern einen Abstand von 2–5 cm zu halten und von<br />
diesem Knickpunkt die Grenze auf den alten Grenzstein laufen<br />
zu lassen (Abb. 2).<br />
3<br />
Oder doch eher die Axt am Berufsstand?<br />
Dies sei doch eine clevere Lösung, weil dann der vermessungs -<br />
technische Aufwand geringer sei und die südliche Grenze ge -<br />
bührentechnisch nicht in Ansatz gebracht werden müsse. Un -<br />
glücklicherweise ist diese Grenze auch noch geringfügig über<br />
50 m lang, so dass sich nach dem Gebührentarif in NRW die<br />
Grenz längengebühr verdoppelt. Dieser Vorschlag, von einem ver -<br />
messungstechnischen Laien kommend, hat bei mir eine gewisse<br />
Verwunderung ausgelöst. Es beschlich mich das Gefühl, dass<br />
ein Kollege eine bravouröse Beratungsleistung vollbracht hatte.<br />
Um es gleich zu sagen: Mein Bauchgefühl hat mich nicht<br />
getäuscht!<br />
Ein Nachfragen ergab dann, dass dieser »Trick« tatsächlich von<br />
einem »Kollegen« stammte, der dem ratsuchenden Grundstückserwerber<br />
diese irrwitzige Grenzziehung nahegelegt hatte.<br />
Wir haben selbstverständlich eine Beratungspflicht, die beinhaltet,<br />
dass die für den Antragsteller wirtschaftlichste Lösung<br />
gesucht und empfohlen wird. Dabei darf aber nicht aus den<br />
Augen verloren werden, dass der Verlauf von Eigentumsgrenzen<br />
für alle Beteiligten von nachhaltiger Bedeutung ist. Da ist<br />
die billigste Lösung nicht unbedingt die wirtschaftlichste.<br />
In der Berufsordnung NRW heißt es über die Öffentlich be -<br />
stellten Vermessungsingenieure (§ 9):<br />
… In Ausübung ihres Berufs muß ihr Verhalten<br />
der Achtung und dem Vertrauen entsprechen, die<br />
dem Beruf entgegengebracht werden …<br />
Ich habe erhebliche Zweifel, ob das oben geschilderte Bera tungsverhalten<br />
des Kollegen dazu beiträgt, die Achtung und das Vertrauen<br />
gegenüber unserem Beruf und gegenüber dem ge sam -<br />
ten amtlichen Vermessungswesen zu erhalten, ge schwei ge denn<br />
aufzubauen. Diese Beratung ist im höchsten Grade unpro -<br />
fessionell. Sie hat mit Berufsethik nichts zu tun und gibt den<br />
Berufsstand der Lächerlichkeit preis.<br />
Die ethischen Grundsätze unseres Berufes (Standes regeln) ge -<br />
ben die Richtung für verantwortungsvolles Handeln. Sie sollten<br />
verinnerlicht werden, bevor man den Beruf ergreift.<br />
Dipl.-Ing. Rudolf Wehmeyer<br />
Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur<br />
Grevener Straße 75 | 48159 Münster<br />
E-Mail info@vermessungsbuero-wehmeyer.de<br />
ZEIT-<br />
MANAGE-<br />
MENT<br />
FORUM FUNDUS<br />
Schon wieder<br />
mel det Outlook eine neue E-Mail.<br />
Ich bin mitten in einer schwierigen Kontrolle!<br />
Sollte ich trotzdem schnell einen Blick auf den »Be treff«<br />
werfen? Aber da steht ja gar nichts: Wie unhöflich! Der Absender<br />
klingt seriös, aber wie oft mischt sich trotz Spam-Filter ungebetene<br />
Post unter. Eine ganz typische Situation des Alltags.<br />
Im Büro muss klar geregelt sein, wo die neuen E-Mails landen und wer sie verteilt.<br />
Auch eine Abwesenheits- bzw. (gerade jetzt) Urlaubs vertretung muss klar sein. Wer sich<br />
den Luxus erlaubt, nur zweimal am Tag seine E-Mails zu sichten, muss schon eine sehr<br />
gute Zeiteinteilung haben, um zurechtzukommen. Da lobe ich mir die gute, alte Postmappe,<br />
die vormittags die Bundespost und nachmittags die PIN-Post enthält. Man kann sich auf eine<br />
Sache konzentrieren und die Mappe schnell abarbeiten – wenn da nicht noch das Telefon<br />
wäre. Oder schlimmer noch: das Mobiltelefon und der Festnetzanschluss. Muss ich eigentlich<br />
ständig für jeden mobil erreichbar sein? Ich sitze doch sowieso überwiegend an meinem Fest -<br />
netzanschluss, den ich auch oft benutze. Wenn dann noch das Mobiltelefon klingelt, stört<br />
es einfach nur. Der Kunde ist zwar König, aber oftmals habe ich nicht die gleichen Informationen<br />
wie der Projektbearbeiter und dem Kunden wäre viel mehr geholfen, würde er<br />
gleich über Festnetz mit dem Projektbearbeiter sprechen. Eine telefonische Verbindung<br />
von Mobil- zu Festnetz scheitert außerdem häufig an der technischen Ausstattung.<br />
Fazit: Für mein besseres Zeitmanagement ist die Organisation von Kommunikationswegen<br />
via Telefon, Mail und Analogpost sehr wichtig. Auf jeden<br />
Fall vorteilhaft, wenn dem Kunden die direkte E-Mail oder<br />
Durchwahl des Projektbearbeiters bekannt ist.<br />
Dipl.-Ing. Claudia Zimmermann<br />
FORUM-Redaktion<br />
Presseinformation | 18. Juli 2008<br />
Finanzwelt erschüttert! Banken in der Krise!<br />
Hypotheken nicht gesichert!<br />
B<br />
einahe täglich sind diese Schlagzeilen<br />
zu lesen. Eine solide Immobilienwerter -<br />
mitt lung und ausgereifte Eigentums siche -<br />
rungs systeme hingegen schützen das Eigentum<br />
an Grund und Boden und bilden somit<br />
die Basis für gesunde Volks wirt schaften.<br />
Auf der INTERGEO in Bremen, Weltleitmesse und<br />
Kongress für Geodä sie, Geoinformation und<br />
Land management, bilden die aktuellen Themen<br />
der Immobilienwertermittlung, die Fragen zur<br />
Neuausrichtung der deut schen Bodenpolitik in<br />
einer sich wandelnden Gesellschaft und die mo -<br />
der ne Entwicklung des Eigentumskatasters zu<br />
einem elementaren Bau stein von E-Government<br />
einen klaren Schwerpunkt. Wer planen, bauen<br />
und neu ordnen will, benötigt genau diese Ele -<br />
mente als unver zichtbare Grundlagen. Dies gilt<br />
für Projektentwickler, kommunale Planer und<br />
Politiker ebenso wie für Grundeigentümer, Versicherer<br />
und Ban ken. Im Kongress der INTER-<br />
GEO werden aktuelle Fragen zu diesen Themen<br />
diskutiert, ent spre chende Methoden und Werk -<br />
zeuge vor ge stellt. Es werden Fragestellungen<br />
behandelt wie: »Welchen Einfluss hat der<br />
demo graphische Wandel auf die Immobilienwerte?«,<br />
»Wie wird sich die Neu fassung der<br />
Wert ermittlungs ver ord nung aus wirken?« und<br />
»Welchen Nutzen bringt der Grundstücksmarkt<br />
bericht Deutschland?«. Die Fach messe bietet<br />
ein breites Spektrum von Lösungsangeboten –<br />
Hard- und Soft ware –, die sich mit Projekten<br />
des Immobi lien mana ge ments, der Grundstücksbewertung<br />
und der pla ne ri schen Neuausrich-<br />
tung unserer Umwelt aus ein an der setzen. Krea -<br />
tive Aussteller und interes sierte Fach besucher<br />
sind das be stimmende und be lebende Element<br />
des Markt platzes INTERGEO.<br />
Die INTERGEO 2008 findet vom 30. September<br />
bis 2. Oktober 2008 in Bremen statt. Weitere<br />
In formationen unter www.intergeo.de. Veranstalter<br />
der INTERGEO ist der DVW e. V. –<br />
Deutscher Verein für Vermessungswesen.<br />
Pressekontakt<br />
HINTE Marketing & Media GmbH<br />
Hannah Steffen<br />
Fon +49 (0)721/83 14 24-460<br />
E-Mail hsteffen@hinte-marketing.de<br />
3<br />
442<br />
Aus dem Alltag eines ÖbVI
FORUM FEDERALE<br />
443<br />
Lockere Landpartie<br />
per Motorrad!<br />
Wer in Berlin oder Brandenburg mit Vermessung in Verwaltung oder freier Wirtschaft zu tun hat, war zu dieser<br />
Tour eingeladen. Die rund 230 km lange Tour fand statt am Samstag, dem 7. Juni 2008. Sie führte 23 Teilnehmer<br />
vom Südosten Berlins in das Spree-Dahme-Seengebiet.<br />
Das Wetter war perfekt und die Organisation von Friedhelm Olthuis und<br />
dem Organisationsteam war es auch. Sowohl die Teilnehmer als auch<br />
die Motorräder kamen aus allen Bereichen – wie bereits in der Einladung<br />
skizziert: »egal, ob jung, alt, ob langsam oder schnell unterwegs«.<br />
In den gut verteilten Pausen drehten sich natürlich viele Gespräche<br />
um die Vermessung; neue Verbindungen wurden geknüpft, alte aufgefrischt.<br />
In einem Hotel in Schmöckwitz klang der Tag bei Gegrilltem und Live-<br />
Musik am See aus.<br />
So eine Tour war bereits seit Jahren angedacht. Nun hat sie endlich stattgefunden<br />
und war so gut gelungen, dass sofort für das nächste Jahr am ersten Samstag<br />
im Juni (6. Juni 2009) eine Wiederholung mit hoffentlich noch mehr Teilneh -<br />
mern geplant ist. Weitere Infos unter www.motorradtour.comgeo.de.<br />
Dipl.-Ing. Claudia Zimmermann | FORUM-Redaktion<br />
3<br />
MINISTERIUM FÜR INFRASTRUKTUR UND<br />
RAUMORDNUNG | INNENMINISTERIUM (HRSG.)<br />
UND OBERER GUTACHTERAUSSCHUSS DES LANDES<br />
BRANDENBURG<br />
PRAXISHILFE<br />
Bodenwerterhöhungen und Ausgleichs-<br />
beträge in Sanierungsgebieten<br />
Landesvermessung und Geobasisinformation<br />
Brandenburg, 2008<br />
100 Seiten<br />
Im Mai dieses Jahres veröffentlichte das Ministerium für In -<br />
fra struktur und Raumordnung des Landes Brandenburg die<br />
Praxis hilfe »Bodenwerterhöhungen und Ausgleichsbeträge in<br />
Sa nierungsgebieten« (Bearbeitung Walter Schwenk und Christian<br />
Wieck). Nun besteht wahrlich ebenso wenig ein Mangel<br />
an Fach literatur und juristischen Kommentaren zu den Rege -<br />
lungen des besonderen Städtebaurechts des Baugesetzbuches<br />
wie an behördlichen Vorschriften zur Ermittlung und Festsetzung<br />
der Ausgleichsbeträge für sanie rungs bedingte Boden -<br />
werter hö h ungen. Warum und für wen also eine Praxishilfe?<br />
»Mit dem Titel ›Praxishilfe‹ wird der Anspruch deutlich, alle<br />
Beteiligten anhand der konkreten Bedingungen im Land Brandenburg<br />
in der praktischen Umsetzung der besonderen sa -<br />
nierungs rechtlichen Vorschriften zu unterstützen«, heißt es im<br />
Vorwort von Jörg Schönbohm und Reinhold Dellmann. Nach<br />
der Lektüre des Werkes ist man geneigt, den Herren Recht zu<br />
geben. Den Autoren ist es gelungen, die komplexen Sachverhalte<br />
verständlich und komprimiert darzustellen, ohne die not -<br />
wendige inhaltliche Tiefe vermissen zu lassen.<br />
Der besondere Praxisbezug ergibt sich aus der Einbeziehung<br />
von Vertretern der Ministerien, Gemeinden, Sanierungsträgern<br />
und Gutachterausschüssen für Grundstückswerte bei der Erarbei<br />
tung der Praxishilfe. Dadurch konnte bei der Darstellung<br />
des Ablaufs einer Sanierungsmaßnahme ganz gezielt auf in der<br />
täglichen Arbeit auftretende Probleme und Schwierigkeiten<br />
eingegangen werden, was die vorliegende Praxishilfe von den<br />
bislang vorhandenen Fachveröffentlichungen abhebt.<br />
Hervorzuheben ist des Weiteren, dass auch weniger geläufige<br />
Regelungen wie der zum 1. Januar 2007 eingeführten Mög -<br />
lichkeit zur Abschöpfung des Erschließungsaufwandes anstatt<br />
der Bodenwerterhöhung nach<br />
§ 154 Abs. 2a BauGB oder der Sa -<br />
nierungsumlegung ange messener<br />
Raum gegeben wird. Die Verwen -<br />
dung von Graphiken, Diagrammen<br />
und Berechnungs bei spielen<br />
trägt zur Verständ lich keit der Aus -<br />
führungen bei.<br />
BÜCHER<br />
Abgerundet wird die Praxishilfe<br />
von einem umfangreichen Anhang,<br />
der neben Glossar, Literaturund<br />
Stichwortverzeichnis auch<br />
Beispiele für Ausgleichsbetragsbescheide,<br />
Ablösevereinbarungen<br />
und weitere Schriftsätze bietet.<br />
Letztere dürften vor allem für Grundstückseigentümer im Be -<br />
reich von Sanierungsmaßnahmen von Interesse sein. Zudem<br />
werden Grundstücks sachverständigen Hinweise und Vor schläge<br />
zu benötigten Unterlagen für die Ermittlung von Bodenwerten<br />
sowie zum Inhalt und Aufbau von Gut achten an die Hand ge -<br />
geben.<br />
Bei so viel Licht gibt es natürlich auch etwas Schatten. So werden<br />
der in der Praxis immer wieder auftretenden Überlagerung<br />
von Sanierungsmaßnahmen mit anderen städtebaulichen Instrumenten<br />
lediglich zwei Seiten eingeräumt. Im Vergleich zu<br />
anderen behandelten Themen sind die Erklärungen bei diesem<br />
oft sehr komplexen Sachverhalt relativ knapp ausgefallen. Auch<br />
ein Berechnungsbeispiel wäre an dieser Stelle sicherlich sinn -<br />
voll gewesen.<br />
Insgesamt ist den Autoren mit der vorliegenden Praxishilfe jedoch<br />
ein hilfreiches und kompaktes Werk gelungen, dass so wohl<br />
die Arbeit von Behörden und Sachverständigen erleich tern wie<br />
auch für viele Ausgleichsbetragspflichtige einen wichtigen Ratgeber<br />
darstellen kann.<br />
Stephan Zahn | Berlin<br />
Die Broschüre steht als Download unter<br />
www.gutachterausschuss-bb.de/OGAA/pdf/Broschur_<br />
Praxis hilfe_2008.pdf<br />
zur Verfügung bzw. kann kostenlos von der Geschäftsstelle<br />
des Oberen Gutachterausschusses unter folgender Kontakt -<br />
adresse bezogen werden:<br />
Oberer Gutachterausschuss für Grundstückswerte<br />
Geschäftsstelle<br />
Postfach 1674<br />
15206 Frankfurt (Oder)<br />
Telefon 0335/558 25 20<br />
E-Mail oberer.gutachterausschuss@geobasis-bb.de<br />
3<br />
444
445<br />
BÜCHER<br />
GABRIELE BOBKA (HRSG.)<br />
SPEZIALIMMOBILIEN VON A-Z<br />
3<br />
Bundesanzeiger Verlag, 2007<br />
598 Seiten<br />
ISBN 978-3-89817-630-9<br />
Das Buch ist schon eine Zeit lang am Markt und liegt in unserem<br />
Büro zum »gefälligen Gebrauch« aus. Wir können<br />
es uns also sparen, das Werk akademisch zu rezensieren, wir dürfen<br />
bereits die Frage wagen: Finden die Bewertungen, Mo delle,<br />
Benchmarks und Beispiele in (unserer) Praxis Anwendung?<br />
Dafür spricht, dass sich unter den Autoren auch die üblichen<br />
Verdächtigen in dem Buch tummeln: Praktiker der Wertermitt -<br />
lung, die alle über ihre besonderen Anwendungsschwerpunkte<br />
berichten. Allein die Sammlung verschiedener Anwendungs -<br />
felder in einem Werk ist schon hilfreich (das Buch von Vogels<br />
über »Grundstücks- und Gebäudebewertung, marktgerecht«<br />
aus dem Jahre 1972 war in unserem Büro jahrzehntelang der<br />
Renner).<br />
Das beginnt mit Freizeitimmobilien, dem Gastgewerbe und Ge -<br />
sundheitszentren, setzt sich mit Handels- und Hotelimmobilien<br />
fort, streift Industrieliegenschaften, vertieft infrastruktur -<br />
bezogene Immobilien und stellt schließlich auch Immobilien<br />
mit Logistik-, Kirchen-, öffentlicher Nutzung, sogar Seniorennut<br />
zung und schließlich weitere Sondernutzungsformen vor.<br />
Ein bisschen viel? Die Messlatte der Herausgeberin liegt hoch:<br />
Die Spezialimmobilien sollen von A–Z behandelt werden, will<br />
sagen, dem Anwender soll das weite Anwendungsspektrum der<br />
(überwiegend) Gewerbeimmobilien vorgestellt werden. Natürlich<br />
ist das Buch für die gesamte Immobilienwirtschaft konzi -<br />
piert.<br />
»Es wendet sich sowohl an Sachverständige, bei denen die Vertiefung<br />
und Erweiterung ihrer Fachkenntnisse im Vordergrund<br />
steht, als auch an Praktiker, die sich partiell über die Besonderheiten<br />
und neuesten Entwicklungen einzelner Spezialimmobilien<br />
informieren wollen.«<br />
Also schlagen wir auf: Bewertung von Autohäusern. Unsere<br />
Anfrage betrifft die bewertungsrelevanten Merkmale dieser<br />
Branche. Wie kann man Autohäuser vergleichbar machen? Die<br />
Branche gibt darüber keine Auskunft. Obwohl eine Moment -<br />
aufnahme, gibt der Bei trag von Frank Pfaff wertvolle Aus kunft<br />
über die Grundstruktur von Autohäusern. Das Ertrags wert -<br />
verfahren wird be schrie ben, es werden Orientierungen zu den<br />
Bewirtschaftungskosten und zum Liegenschaftszins gegeben.<br />
Und der Verfasser führt den wichtigen Aspekt der Drittverwen -<br />
dungsfähigkeit an.<br />
Fa zit: verwendbar.<br />
Matthias Schröder gibt einen<br />
Abriss über die Bewertung von<br />
Hotels – Immobilien mit Zu -<br />
kunft. Wohl wissend, dass es<br />
in dieser Branche im Bewertungsfall<br />
nicht mit ungefäh -<br />
rem Wissen getan ist, bedeu -<br />
tet es eine Hilfe, sich kompakt<br />
informieren zu können. Das<br />
Bei spiel belegt die Praxisnähe<br />
seiner Aussagen.<br />
Und ein dritter Blick: Die Wert -<br />
ermittlung von Kirchen im mo -<br />
bilien. Ist die Umnutzung von<br />
kirchlich genutzten Räumen<br />
nur ein Phä nomen unserer Zeit,<br />
zudem regional begrenzt? Ga -<br />
briele Bobka klärt – man ist versucht zu sagen: umfassend –<br />
auf über die Säkularisierung des kirchlichen Umfeldes.<br />
Die in Folge zu neh mend problematische Finanzsituation der<br />
Kirchen führt zu Überlegungen über eine Mehr fach- oder so -<br />
gar Umnutzung der Kirchen. Der Wertermittler hat sich zu nehmend<br />
mit Rendi teaspekten auseinander zu setzen, für die es<br />
noch wenige Vorbilder gibt. Der Beitrag führt in die Problematik<br />
kompetent ein.<br />
Und noch ein weiterer Vorzug findet sich in dem Buch. So wird<br />
vor Beginn der Einzelbetrachtungen eine Analyse der wert -<br />
erheblichen Parameter bei Spezialimmobilien versucht.<br />
Hinweise auf die notwendige Nachhaltigkeit von Gewerbenutzungen,<br />
auf die Bedeutung der Modernisierungskosten, auf<br />
Rendite und Risiko. Dieser Vorschlag einer Systematisierung<br />
erleichtert den Einstieg in die Bewertung von vergleichbaren<br />
Immobilien, die in dem Buch nicht behandelt werden.<br />
Ich bin mir sicher, auch dieses Buch wird in unserem Büro ein<br />
Leserenner.<br />
Walter Schwenk | Berlin<br />
DR. ULRIKE KIRCHHOFF<br />
WOHNUNGSEIGENTUM IN<br />
FRAGE UND ANTWORT<br />
Erwerb, Finanzierung, Verwaltung, Verkauf<br />
Beck Juristischer Verlag<br />
1. Auflage (Juni 2007)<br />
Deutsch, broschiert, 165 Seiten<br />
ISBN-10: 3-423-50651-2<br />
ISBN-13: 978-3-423-50651-9<br />
Antworten auf Fragen rund um das Wohnungs<br />
eigentum will Dr. Ulrike Kirchhoff –<br />
Vorsitzende des Landesverbandes bayerischer<br />
Haus-, Wohnungs- und Grundbesitzer e. V.<br />
(Haus & Grund Bayern) – in diesem Rechts berater<br />
geben.<br />
Sieben Themenabschnitte werden dabei auf<br />
162 Seiten behandelt:<br />
Erwerb der Eigentumswohnung<br />
Finanzierung des Kaufes<br />
Eigentümerversammlung<br />
Verwaltung der Anlage<br />
Instandhaltung, Reparatur und<br />
Modernisierung<br />
Gebrauch und Verwertung des Wohneigentums<br />
Eigentümerwechsel<br />
Schematisch werden einzelne Fragestellungen, z. B. »Wer ist für<br />
die Instandhaltung und Instandsetzung zuständig?«, beant wor -<br />
tet. Die Fragen sind dabei so formuliert, wie sich diese z. B. in<br />
einem abendlichen Gespräch zwischen zwei Bekannten oder<br />
Freunden ergeben könnten, wobei der eine Wohnungseigentümer<br />
ist und der Zweite als Laie interessierte Fragen stellt.<br />
Die Antworten sind in knapper Form gehalten, selten mehr als<br />
eine Seite lang. Zumeist genügen die Antworten dem Anspruch<br />
des Buches, »leicht verständlich zu sein«. Für Wohnungseigen -<br />
tümer, die konkrete Probleme in ihrer Wohnanlage, z. B. mit<br />
Mit eigentümern, dem Verwalter o. Ä. haben, werden die Ant -<br />
worten jedoch selten ausreichen. Für die Verständlichkeit des<br />
interessierten Laien wäre es zudem förderlich gewesen, die textlichen<br />
Ausführungen um graphische Elemente zu erweitern.<br />
BÜCHER<br />
Das Buch ist in einem durchweg sachlichen Sprachstil gehalten.<br />
Trotzdem wird man an der einen und anderen Stelle zum<br />
Schmunzeln verleitet. Auf die Frage »Was ist die Teilungser -<br />
klärung?« beginnt die Antwort mit dem Satz: »Unter dem Begriff<br />
Teilungserklärung wird zunächst die Teilungserklärung im<br />
eigentlichen und im engeren Sinne verstanden […]« (Seite 21).<br />
Siehe oben: Hier wäre zum Einstieg eine aussagekräftige Graphik<br />
sicherlich aufschlussreicher.<br />
Weiterhin sollen »zahlreiche Beispiele« die Anschaulichkeit des<br />
Buches verbessern. Obgleich »zahlreich« ein relativer und un -<br />
be stimmter Begriff ist, der weit ausgelegt werden kann, sind<br />
sowohl Anzahl wie auch Qualität insgesamt unzureichend.<br />
Vielmehr beschrän ken sich die Beispiele oftmals auf bloße Nennungen<br />
ohne konkrete Ausführungen. Der Frage »Wann reicht<br />
ein Mehrheitsbe schluss?« folgt:<br />
»Sämt liche Angelegen heiten der ord -<br />
nungsge mäßen Verwaltung können<br />
durch einen einfachen Mehr heits -<br />
beschluss geregelt werden, wie z. B.<br />
die Bestellung des Verwalters […]«<br />
(Seite 72).<br />
Inhaltlich gibt es einige wenige Unsauberkeiten.<br />
So wird beispielsweise<br />
in den Ausführungen zum Aufbau<br />
des Grundbuchs nur das Realfolium<br />
dargestellt (d. h., jedes Grundstück<br />
wird auf einem eigenen Grundbuch -<br />
blatt angelegt). Die zweite Variante<br />
wird nicht erwähnt: das Personalfolium<br />
oder Eigentümergrund buch,<br />
bei dem in einem Grundbuchblatt<br />
mehrere Grundstücke (jeweils unter<br />
einer eindeutigen laufenden Nummer) abgelegt werden.<br />
Wenn gleich solche nicht ganz korrekt dargestellten Sachverhalte<br />
kaum rechtliche oder wertrelevante Auswirkungen für<br />
den Leser haben dürften, bleibt die Frage, wie es sich bei der<br />
Be antwortung anderer, wichtigerer Fragestellungen darstellt.<br />
Für interessierte Neulinge im Bereich des Wohnungseigentums<br />
ist dieses Buch durchaus ein hilfreicher Einstieg. Für Wohnungseigentümer<br />
selbst sind die Ausführungen nur bedingt<br />
geeignet, hier fehlen dann auch Hinweise zu weiterführender<br />
und vertiefender Literatur oder auch Gerichtsurteilen. Zudem<br />
wird nur zu den wenigsten Stichwörtern und Sachverhalten<br />
die gesetzliche Grundlage benannt.<br />
Fazit: bedingt empfehlenswert.<br />
Christian Wieck | Berlin<br />
3<br />
446
447<br />
BÜCHER<br />
DIETER WILKE, HANS-JÜRGEN DAGEFÖRDE, ANDREAS<br />
KNUTH, THOMAS MEYER, CORNELIA BROY-BÜLOW<br />
BAUORDNUNG FÜR BERLIN<br />
Kommentar mit Rechtsverordnungen<br />
und Ausführungsvorschriften<br />
Die »neue« Fassung der Bauordnung für Berlin ist zwar schon<br />
seit dem 29. September 2005 in Kraft, kommentiert wurde<br />
das Gesetz aber zunächst in vielen Veranstaltungen z. B. von<br />
der Baukammer Berlin oder von der Architektenkammer und<br />
weiteren Vereinen oder Bundesverbänden; auch die Senats verwaltung<br />
selbst bot Fortbildungen an. Eine Informations quelle<br />
stellte die Begründung dar, die bereits seit der Gesetzes vorlage<br />
vom 3. Mai 2005 unverändert besteht. Nun ist ein Kommentar<br />
verlegt worden, den fünf Autoren ge mein sam verfasst haben<br />
für Behörden, Architekten, Bauingenieure und nicht zuletzt für<br />
Vermessungsingenieure. Fast zeitgleich erschien der Kommen -<br />
tar der BDVI-Landesgruppe Berlin, welcher ebenfalls weite Verbreitung<br />
und Akzeptanz genießt.<br />
»Die aktuelle Berliner Bauordnung beruht auf den grundsätz -<br />
lichen Erwägungen, sich im Verfahrens- wie im materiellen Recht<br />
auf die aus heutiger Sicht notwendigen Regelungen zu be -<br />
schränken. Teilziele sind<br />
Stärkung der Eigenverantwortung der am Bau Beteiligten,<br />
Reduzierung der Prüfprogramme der Baugenehmigungs -<br />
verfahren,<br />
Deregulierung und Vereinfachung des materiellen Bau -<br />
ordnungsrechts.«<br />
(So der Begleittext des Verlags zur Veröffentlichung.)<br />
Der Kommentar liefert den Ori ginaltext und ausführliche Erläu -<br />
terungen sämtlicher Paragraphen, in die bereits die ersten Pra -<br />
xis erfahrungen eingeflossen sind. Darüber hinaus liefert der An -<br />
hang Hintergrundwissen zum übergeleiteten Berliner Planungs -<br />
recht und zu bauaufsichtlich bedeutsamen Rechts vor schrif ten.<br />
Ein umfangreiches Abkürzungs verzeichnis und ein sehr mager<br />
gehaltenes Sachregister runden den Text ab.<br />
3<br />
Verlag Vieweg + Teubner<br />
GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2008<br />
6., vollständig überarbeitete Auflage<br />
828 Seiten, gebunden, 24 x 17 cm, 119,90 E<br />
ISBN: 978-3-528-12550-9<br />
Den Erläuterungen je -<br />
des Paragraphen ist ein<br />
Inhaltsverzeichnis vorangestellt.<br />
Weiterhin<br />
trägt Fettdruck zur<br />
Übersichtlichkeit bei.<br />
Das für die Vermessungs<br />
fachleute wichti<br />
ge Abstandsflä chen -<br />
recht, welches in Berlin<br />
einigermaßen kompli -<br />
ziert und mit der neuen<br />
Bauordnung auch nicht<br />
wesentlich einfacher<br />
geworden ist, wird sehr ausführlich kommentiert und mit Verweisen<br />
auf die zugrunde liegenden Gerichtsurteile konkretisiert.<br />
Weite re Schwerpunkte bilden der Brandschutz, die am Bau Be -<br />
teiligten, die Behandlung des Bauantrages, die Prüfung bau technischer<br />
Nachweise und die Regelungen über Bauprodukte und<br />
Bauarten.<br />
In der neuen Gestaltung der Abläufe der verschiedenen Bauge<br />
nehmigungsverfahren ist deutlich der Wille zur Deregu lie -<br />
rung zu erkennen. Zukünftig wird die Hälfte aller Vorhaben<br />
ein vereinfachtes Baugenehmigungsverfahren durchlaufen. Ein<br />
wei teres Viertel soll sogar von der Genehmigung freigestellt<br />
werden. Der positive Aspekt ist die Zeitersparnis. Von vielen Ent<br />
wurfsverfassern inzwischen als negativ erkannt ist ihre enorme<br />
Verantwortung, wenn die Baubehörde sich auf den Status der<br />
Baupolizei zurückzieht.<br />
Der Kommentar ist von der Verwaltung anerkannt, wird viel angewandt,<br />
obwohl wenig Exemplare bei den zuständigen Sach -<br />
bearbeitern vorhanden zu sein scheinen.<br />
Die Autoren sind Spezialisten auf dem Gebiet des Berliner Bau -<br />
ordnungsrechts und haben jeweils Teile des Gesetzestextes<br />
kommentiert.<br />
Ohne Kenntnis dieses Kommentars ist die neue Bauordnung<br />
schwierig anzuwenden. Umso angenehmer, dass der Text verständlich<br />
geschrieben und mit Hintergrundwissen und Erklä run -<br />
gen versehen ist – lesbar nicht nur für Akademiker. Ein erwei -<br />
tertes Sachregister bzw. ein umfangreiches Schlagwort register<br />
in der 2. Auflage würden die Anwendbarkeit enorm erhöhen.<br />
Als ergänzende Literatur sind u. a. zu nennen die Entscheidungs<br />
hilfen der Berliner Bauaufsicht und der Leitfaden zum<br />
Bau nebenrecht.<br />
Claudia Zimmermann | Berlin<br />
JENS JÄHNKE<br />
ZUR TEILMARKTBILDUNG<br />
BEIM LANDERWERB<br />
DER ÖFFENTLICHEN HAND<br />
Schriftenreihe des Instituts für Geodäsie<br />
und Geoinformationen der Rheinischen<br />
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn<br />
Heft 5, Bonn 2008, gebundene Ausgabe<br />
187 Seiten, ISSN: 1864-1113<br />
Der freihändige Erwerb zukünftiger Gemeinbedarfsflächen<br />
stellt sowohl für die öffentliche Hand auf der Erwerberseite<br />
als auch für meist private Grundstückseigentümer auf der<br />
Veräußererseite ein Rechtsgeschäft dar, bei welchem aufgrund<br />
der besonderen Rahmenbedingungen das Vorliegen des »ge -<br />
wöhnlichen Geschäftsverkehrs« regelmäßig in Frage gestellt<br />
wird. Da der Grundstückseigentümer nur an die öffentliche Hand<br />
bzw. den Bedarfsträger veräußern kann und der Bedarfs träger<br />
als Erwerber in seiner Entscheidungsfreiheit lagebezogen ge -<br />
bunden ist, besteht weder ein freihändiges Angebot noch eine<br />
zwanglose Nachfrage.<br />
Jähnke untersucht in seiner Dissertation, inwiefern aufgrund<br />
dieser besonderen Rahmenbedingungen Abweichungen zwi -<br />
schen den theoretischen Enteignungs- und Entschädigungsgrund<br />
sätzen und dem tatsächlichen Marktgeschehen bestehen,<br />
worauf diese gegebenenfalls zurückzuführen sind und ob sich<br />
damit die Bildung von Teilmärkten begründen lässt.<br />
Neben der Erläuterung der notwendigen Begrifflichkeiten be -<br />
inhaltet der erste Teil der Arbeit vor allem eine gegliederte Zu -<br />
sammenstellung von Urteilen und Beschlüssen zu Gemeinbedarfs<br />
flächen, zum Begriff des »gewöhnlichen Geschäfts ver kehrs«<br />
oder auch zur Diskrepanz zwischen »Wert« und »Preis«.<br />
Aus der Analyse der Rechtsprechung ergeben sich unterschied -<br />
liche Argumentationsmöglichkeiten. Mit einigen Entschei dun -<br />
gen wird ein Teilmarkt für öffentliche Bedarfsflächen ein ge -<br />
räumt. Andere Urteile verneinen dagegen die Existenz von<br />
Teilmärkten, wenn z. B. erkennbar ist, dass die vermutete Teilmarktbildung<br />
auf fehlerhaften Kaufpreisanalysen basierte.<br />
Im Hauptteil der Arbeit stellt Jähnke die unterschiedlichen und<br />
teils gegensätzlichen Ansichten der Fach- und Kommentarli -<br />
te ratur zur Teilmarktheorie und zur Verwendbarkeit der Kauf-<br />
BÜCHER<br />
fälle der öffentlichen Hand zusammen, wobei die Thematik mit<br />
aus der Fachliteratur bekannten Kauffallbeispielen sowie eigenen<br />
empirischen Untersuchungen eingehender untersucht wird.<br />
Für den Teilmarkt »Zukünftige Gemeinbedarfsflächen« liegen<br />
die Grunderwerbspraxis und die Rechtsdogmatik oftmals weit<br />
auseinander. Beim Erwerb wurde daher ein höherer Kaufpreis<br />
vereinbart, als unter Anwendung der Enteignungs- und Ent schädigungsgrundsätze<br />
zu zahlen wäre. Diese Erhöhungen können<br />
u. a. aus Wirtschaftserschwer niszu schlägen oder Be schleu -<br />
nigungszuschlägen resultie ren. Die diese Zusammenhänge wi -<br />
derlegenden oder (scheinbar) wider spie geln den gewählten<br />
Praxisbei spiele umfassen neben Abbauflächen oder Deponien<br />
schwerpunktmäßig den Ver kehrs we ge bau und die dafür be -<br />
nötigten vormals land- und forst wirt schaftlich ge nutzten Flä -<br />
chen.<br />
Gemäß Jähnkes abschließender Wertung konnte gezeigt werden,<br />
dass die Annahme von Teilmärkten beim Landerwerb von<br />
zukünftigen Gemeinbedarfsflächen bei allen untersuchten<br />
Bei spielen auf unrichtigen Analysen der erhöhten Vergleichs -<br />
kauf preise beruhte. Seinem Ergebnis nach wurden oftmals<br />
Kauffälle herangezogen, die Nebenentschädigungen sowie Zu -<br />
schlä ge zur Berücksichtigung von Verfahrensrisiko oder -dauer<br />
enthielten. Diese müssten aber für die Verkehrswertermittlung<br />
aus den Vergleichsdaten herausgerechnet werden.<br />
Als sinnvolle Ergänzung der wissenschaftlichen Ausführungen<br />
hätten sich differenzierte Handlungsempfehlungen angebo ten.<br />
So haben die aus vorliegenden Vergleichskauffällen resul tie -<br />
ren den Kaufpreise für den Wertermittler einen anderen Verwendungsradius<br />
als für den Bedarfsträger bei der Kalkulation<br />
der aufzubringenden Ankaufspreise. Für den Leser verbleibt<br />
trotz Jähnkes abschließender Wertung der Eindruck, dass ohne<br />
ein scheinbar überhöhtes Kaufpreisangebot im Zuge des freihändigen<br />
Erwerbs ein Ankauf der zukünftigen Gemeinbedarfs -<br />
fläche meist nur schwer möglich ist.<br />
Zusammenfassend stellt Jähnke mit seiner wissenschaftlichen<br />
Arbeit eine kompakte Darstellung hinsichtlich der möglichen<br />
Teilmarktbildung bei Gemeinbedarfsflächen zur Verfügung. Sie<br />
beinhaltet neben untersuchten Praxisbeispielen sowie einer<br />
übersichtlichen Zusammenfassung bisher ergangener Rechts -<br />
ent schei dungen auch Ausführungen zu den Besonderheiten<br />
beim Unternehmensflurbereinigungsverfahren. Da es auch im<br />
Rahmen einer solchen Arbeit nicht möglich ist, die Vielfalt der<br />
die Teilmarkttheorie umfassenden Aspekte erschöpfend<br />
darzustellen, verbleibt noch weiterführender Untersuchungs -<br />
spielraum.<br />
Ellen Günther | Berlin<br />
Die Arbeit wurde am 28. Juni 2007 als Dissertation zur Erlangung des Grades Doktor-Ingenieur der Landwirtschaftlichen<br />
Fakultät der Rhei nischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn vorge legt. Referent war Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Erich Weiß,<br />
Ko referenten waren Prof. Dr.-Ing. Theo Kötter und Prof. Dr.-Ing. Werner Ziegenbein.<br />
3<br />
448
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30./31. Oktober,<br />
13./14. November,<br />
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AKTUELLE ENTWICKLUNGEN IN DER<br />
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IMMOBILIENWERTERMITTLUNG – DIE NEUEN NHK 2005<br />
Dipl.-Ing. Ulrich Homa,<br />
Neue gesetzliche Entwicklungen in der Immobilienwertermittlung – Institut für Baulandcon-<br />
die neue ImmoWertV und die Änderungen des BauGB im Zuge der sulting und Stadtumbau,<br />
Reform des Erbschafts- und Bewertungsrechts<br />
Bonn<br />
Das Forschungsprojekt NHK 2005<br />
Dipl.-Ing. Dietmar Weigt,<br />
Welche Änderungen bringen die NHK 2005?<br />
Professur für Städtebau<br />
Modellkonforme Anwendung des Sachwertverfahrens<br />
und Bodenordnung, Bonn<br />
Das BKI-Alterwertminderungsmodell und -Bauschadensmodell<br />
Beispiele: Bewertung von Sachwertobjekten mit Hilfe des<br />
Sachwertverfahrens<br />
Abschlussdiskussion<br />
EINSTIEGS-/ REFRESHKURS AUSGLEICHUNGSRECHNUNG<br />
Durch die stetige Leistungssteigerung programmgesteuerter Rechen -<br />
anlagen und ihre zunehmende Verbreitung als Personal Computer<br />
setzen sich im Vermessungswesen immer mehr komplexe Auswerte -<br />
verfahren durch. Sie alle verwenden die Ausgleichungsrechnung nach<br />
der Methode der kleinsten Quadrate von GAUSS, so dass heutzutage<br />
nicht nur Ingenieure, sondern auch Vermessungstechniker mit der<br />
Ausgleichung konfrontiert werden.<br />
Der eintägige Kurs bietet – ohne viele Formeln, aber mit einer Fülle<br />
von Beispielen – einen Einstieg bzw. frischt längst vergessenes Wissen<br />
wieder auf bzw. ergänzt es.<br />
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Das Grundseminar »Immobilienwertermittlung – die Bewertung von<br />
bebauten und unbebauten Grundstücken« richtet sich an Öffentlich<br />
bestellte Vermessungsingenieure sowie deren Angestellte, die (wieder)<br />
in die Bewertung von Immobilien einsteigen und mittelfristig die<br />
öffentliche Bestellung und Vereidigung für diesen Fachbereich anstreben<br />
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Fort- und Weiterbildungsordnung eingereicht.<br />
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451<br />
FORUM FUTURA<br />
FACHBEZOGENE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />
GEOINFORMATION<br />
22./23. Oktober 2008,<br />
Frankfurt am Main<br />
28./29.Oktober und<br />
27. November 2008,<br />
Bochum/Leipzig<br />
5. November 2008,<br />
Bauhaus-Universität<br />
Weimar<br />
5. ESGEO-KONFERENZ<br />
Sichere Geoinformationen<br />
Geodätisches Kolloquium<br />
GDI.WSV – die Geodateninfrastruktur<br />
für die Verkehrswasserwege<br />
10. November 2008, RECHTSFRAGEN BEI DER ERSTELLUNG<br />
Hannover, Leibniz-Haus UND VERARBEITUNG VON GEOINFORMATIONEN<br />
1./2. Dezember 2008,<br />
Münster<br />
4./5. Dezember 2008,<br />
Berlin<br />
FACHBEZOGENE UND SEMINARE GEOINFORMATION/<br />
MESSEN / TAGUNGEN<br />
BODENORDNUNG / STADTUMBAU / WERTERMITTLUNG<br />
9. Oktober 2008,<br />
Berlin<br />
10. November 2008,<br />
Fulda<br />
DER GEODATENMANAGER<br />
Expertenseminar<br />
www.esgeo.de<br />
www.uni-weimar.de/Bauing/<br />
Vermess/kolloquium.html<br />
FME-ANWENDERTREFFEN www.fme-anwendertreffen.de<br />
Workshop<br />
ARCHIVIERUNG IN DIGITALER KARTOGRAPHIE<br />
STADTUMBAU OST IM UMBRUCH<br />
Zwischen Leitbild und Rendite<br />
DVW-Seminar<br />
UMLEGUNG IN STADT UND LAND<br />
Grundlagen und Praxisbeispiele<br />
12. bis 13. Januar 2009, Sprengnetter Immobilienbewertung<br />
Dresden<br />
GRUNDLAGEN DES IMMOBILIENRECHTS<br />
www.fortbildung-geodaten.de<br />
www.codata-germany.org/<br />
Archiving_2008<br />
Fon 030/39 04 73 30<br />
E-Mail gst-bb@vhw.de<br />
www.vhw.de<br />
Fon 06042/96 12 23<br />
E-Mail nicola.dekorsymaibaum@hvbg.hessen.de<br />
Fon 06042/96 12 23<br />
www.sprengnetter.de<br />
Sprengnetter Immobilienbewertung – AUS- UND WEITERBILDUNG IN DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />
Seminarübersichten, Referenten und Termine finden Sie im Internet unter www.sprengnetter.de<br />
oder erhalten Sie bei der InfoLine 02642/97 96-75/-76.<br />
WEITERE FACHVERANSTALTUNGEN / MESSEN / TAGUNGEN<br />
SONSTIGE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />
30. September bis<br />
2. Oktober 2008,<br />
Bremen<br />
6. bis 8. Oktober 2008,<br />
München<br />
7. bis 9. Oktober 2008,<br />
Dresden<br />
16./17. Oktober 2008,<br />
Leipzig<br />
17. Oktober 2008,<br />
Karlsruhe<br />
28./29. Oktober 2008,<br />
Augsburg<br />
6. November 2008,<br />
Essen<br />
6. bis 8.<br />
November 2008,<br />
Goslar<br />
12. bis 14.<br />
November 2008,<br />
Potsdam<br />
27. November 2008,<br />
Essen<br />
INTERGEO 2008<br />
1. Oktober 2008, 16:00 bis 17:30 Uhr, BDVI-Forum<br />
»Thema PPP-Modelle in der GDI –<br />
Privatvertrauen vs. Staatsvertrauen«<br />
Fon 0721/931 33-740<br />
E-Mail ofreier@hinte-messe.de<br />
www.intergeo.de<br />
EXPO REAL 2008 Fon 089/94 91 16 28<br />
E-Mail info@exporeal.net<br />
www.exporeal.net<br />
POSITIONs 2008<br />
Kongress und Fachausstellung<br />
für Satellitennavigationssysteme<br />
FORUM FUTURA<br />
KOMCOM Bayern Fon 0681/95 42 70<br />
E-Mail komcom@komcom.de<br />
www.komcom.de/komcom-bayern<br />
DVW-VORTRAGS-UND FORTBILDUNGSVERANSTALTUNG<br />
Vermessungswesen aktuell – 2008<br />
Fon 0201/180 31<br />
E-Mail anmeldung@hdt-essen.de<br />
www.dvw.de/dvwextern/nrw/modul<br />
es.php?name=wirueberuns&pa=sho<br />
wpage&pid=15<br />
8. ALTBERGBAU-KOLLOQUIUM www.igmc.tu-clausthal.de/<br />
abteilungen/ markscheidewesenund-geoinformation/altbergbaukoloquium/ules.php?name=<br />
wiruberuns&pa=showpage&pid=15<br />
DIGITAL EARTH SUMMIT ON GEOINFORMATICS www.isde-summit-2008.org<br />
Seminar<br />
HOAI-LEISTUNGSBILD XIII FÜR<br />
VERMESSUNGSTECHNISCHE LEISTUNGEN<br />
www.positions-kongress.de<br />
KOMCOM OST Fon 0681/954 27-0<br />
E-Mail komcom@komcom.de<br />
www.komcom.de<br />
OPTISCHE MESSTECHNIK<br />
für Anwendungen im Maschinenbau<br />
Fon 0721/608 36 72<br />
E-Mail Messtechnik2008@<br />
gik.uni-karlsruhe.de<br />
Fax 0201/180 32 80<br />
E-Mail anmeldung@hdt-essen.de<br />
www.hdt-essen.de<br />
Weitere umfangreiche Informationen zu Fort- und Weiterbildungen finden Sie auch unter den folgenden Links:<br />
www.bdvi.de/termine.htm • www.sprengnetter.de • www.vhw-online.de • www.staedtebau-berlin.de • www.tae.de • www.zgdv.de<br />
13 13<br />
452
453<br />
FORUM FUTURA<br />
FACHBEZOGENE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />
BODENORDNUNG / STADTUMBAU / WERTERMITTLUNG<br />
12. bis 14.<br />
November 2008,<br />
Berlin<br />
Nachruf<br />
3<br />
WERTERMITTLUNG NACH DEM BAUGESETZBUCH<br />
Vorträge mit Erfahrungsaustausch zwischen Gut achterausschüssen<br />
nach § 193 BauGB, deren Geschäftsstellen und freiberuflich tätigen<br />
Sach verständigen<br />
Krumbholz: Immobilienmarktbericht Deutschland<br />
Voß, Gudat: Verlässlichkeit zugänglicher Markt informationen<br />
Ehlers: Richtungsänderung oder Fortschritt bei GAA<br />
Schwenk, Wieck: Praxishilfe Sanierung für Branden burg<br />
Schumacher: Berücksichtigung von Bau schäden/Baumängeln<br />
bei der Verkehrswertermittlung<br />
Ulrich: Marktwertermittlung von Objekten des<br />
betreuten Wohnens<br />
Troff: Auswirkung der EEG-2008/2009-Novelle<br />
Bischoff: Die neue Wertermittlungsverordnung<br />
Rössler: Aus der Praxis der behördlichen Grundstücks -<br />
bewertung in Berlin<br />
Städtebauliche Besichtigungen<br />
Institut für Städtebau Berlin<br />
Stresemannstraße 90 • 10963 Berlin • Fon 030/23 08 22 0 • Fax 030/23 08 22 22<br />
E-Mail info@staedtebau-berlin.de • www.staedtebau-berlin.de<br />
Die BDVI-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen trauert um<br />
HERRN DIPL.-ING.<br />
HANSHEINRICH MÜNKER<br />
ÖFFENTLICH BESTELLTER VERMESSUNGSINGENIEUR A. D.<br />
* 7. JANUAR 1929 † 7. AUGUST 2008<br />
Wir werden unserem Kollegen ein ehrendes Andenken bewahren.<br />
Dr.-Ing. Hubertus Brauer<br />
Vorsitzender der BDVI-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER<br />
Bund der Öffentlich bestellten<br />
Vermessungsingenieure e. V. (BDVI)<br />
Luisenstraße 46, 10117 Berlin<br />
Fon 030/240 83 83<br />
Fax 030/240 83 859<br />
SCHRIFTLEITUNG<br />
Dr.-Ing. Walter Schwenk<br />
Dr.-Ing. Wolfgang Guske<br />
Maxstraße 3a, 13347 Berlin<br />
Fon 030/46 00 79-0<br />
Fax 030/46 00 79-99<br />
forum@bdvi.de<br />
REDAKTION<br />
Dipl.-Ing. Karin Reimers<br />
Martina Wolkowa<br />
Dipl.-Ing. Andreas Bandow<br />
Robert Lehmann<br />
Dipl.-Ing. Claudia Zimmermann<br />
REDAKTION MOSAIK<br />
Martina Wolkowa<br />
Dipl.-Ing. Andreas Bandow<br />
Luisenstraße 46, 10117 Berlin<br />
Fon 030/240 83 83<br />
Fax 030/240 83 859<br />
KONZEPT + GESTALTUNG<br />
Nolte | Kommunikation<br />
Rückerstraße 4, 10119 Berlin-Mitte<br />
info@nolte-kommunikation.de<br />
DRUCK<br />
MEDIALIS Offsetdruck GmbH<br />
Gedruckt auf Zanders Megamatt<br />
MANUSKRIPTE<br />
Bitte an die Schriftleitung rich ten. Ge -<br />
zeich ne te Bei trä ge stellen die Ansicht<br />
des Ver fassers dar, nicht aber unbedingt<br />
die des BDVI oder der Schriftleitung.<br />
Mit der Annahme des Manus kriptes und<br />
der Veröffentlichung geht das alleinige<br />
Recht der Vervielfältigung und der Über -<br />
setzung auf den BDVI über.<br />
Alle Rechte vorbehalten, auch die des<br />
aus zugs weisen Nachdrucks, der foto -<br />
mecha ni schen Wiedergabe und Über -<br />
setzung.<br />
Der Abdruck von Originalartikeln ohne<br />
vor herige Zustimmung der Schrift -<br />
leitung ist nicht gestattet.<br />
ABONNEMENT<br />
Bezugspreis im Jahres abonnement<br />
34,95 E zzgl. MwSt. und Versand,<br />
für das Einzelheft 9 E.<br />
ISSN<br />
0342-6165<br />
ANZEIGEN<br />
Bund der Öffentlich bestellten<br />
Vermessungsingenieure e. V. (BDVI)<br />
Martina Wolkowa<br />
Luisenstraße 46, 10117 Berlin<br />
Fon 030/240 83 83<br />
Fax 030/240 83 859<br />
forum-anzeigen@bdvi.de<br />
BILDNACHWEIS<br />
Privat, BDVI, Photodisc/Getty Images,<br />
Deutsche Immobilien-Akademie an der<br />
Universität Freiburg GmbH, TU Berlin,<br />
Roland Bauer vom Landesvermessungsamt<br />
BW, Stephan Zahn, Christian Wieck,<br />
Nolte | Kommunikation<br />
Titelfoto: Nolte | Kommunikation
Der BDVI lädt läädt<br />
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Katastervermessung Kattasterver<br />
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83
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©2007, Trimble Navigation Limited. Alle Rechte vorbehalten. Trimble und das Globus- & Dreieck-Logo sind beim United States Patent und<br />
Trademark Offi ce und in anderen Ländern eingetragene Warenzeichen von Trimble Navigation Limited. SUR-160<br />
Wir präsentieren unser bislang leistungsstärkstes<br />
System für Vermessung und Deformationsanalysen:<br />
Die Trimble ® S8 Totalstation.<br />
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der innovativen neuen FineLock Technik<br />
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