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Ichologie – Eine Einführung - AndreasMascha.de

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Privatsache <strong>de</strong>s forschen<strong>de</strong>n konkreten Menschen bzw.<br />

empirischen Ichs, son<strong>de</strong>rn erhebt intersubjektiven Geltungsanspruch<br />

und hat grundsÄtzlich immer Auffor<strong>de</strong>rungscharakter<br />

an das Ich <strong>de</strong>s Lesers bzw. Mitforschen<strong>de</strong>n,<br />

das Gesagte fÖr sich selbst nachzuvollziehen.<br />

<strong>Eine</strong> ichologische Forschungsethik folgt fundamental <strong>de</strong>m<br />

Prinzip pars pro toto.<br />

Wen<strong>de</strong>n wir uns nun <strong>de</strong>r zweiten Meditation (von insgesamt<br />

sechs) zu. Hier sucht Descartes <strong>de</strong>n Archimedischen<br />

Punkt, diesen einen Punkt, <strong>de</strong>r fest, unbeweglich und<br />

gewiss sei und sei er auch nur „dies <strong>Eine</strong>, dass es nichts<br />

Gewisses gibt.“ 3 Und er fin<strong>de</strong>t diesen unbezweifelbaren<br />

Punkt im Ich: „Nach<strong>de</strong>m ich so alles genug und Åbergenug<br />

erwogen habe, muss ich schlieàlich festhalten, dass <strong>de</strong>r<br />

Satz ‚Ich bin, Ich existiere’ (Ego sum, ego existo) sooft ich<br />

ihn ausspreche o<strong>de</strong>r im Geist auffasse, notwendig wahr<br />

sei.“ 4 Aber was ist dies Ich? Descartes ist sich <strong>de</strong>r<br />

Gefahren <strong>de</strong>s Irrtums bei seiner Selbstreflexion bewusst<br />

und fÄhrt fort: „Ich bin mir aber noch nicht hinreichend klar<br />

darÅber, wer <strong>de</strong>nn Ich bin – jener Ich, <strong>de</strong>r notwendigerweise<br />

ist. Ich muss mich von nun an in acht nehmen, dass<br />

ich nicht etwa unvorsichtigerweise etwas an<strong>de</strong>res fÅr mich<br />

selbst halte und so selbst in <strong>de</strong>rjenigen Erkenntnis abirre,<br />

die fÅr mich die gewisseste und evi<strong>de</strong>nteste sein soll.“ 5<br />

Auch wenn ich unzweifelhaft erkannt habe, dass ich bin,<br />

bleibt doch die Frage, was ich bin. Descartes bestimmt<br />

dieses Ich als „<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>s Ding“ (res cogitans), d.h. Geist<br />

(mens), bzw. Seele (animus), bzw. Verstand (intellectus)<br />

bzw. Vernunft (ratio). Hier wer<strong>de</strong>n aber viele Ich-Aspekte<br />

in einen Topf geworfen, die ein<strong>de</strong>utig differenziert gehÑren<br />

und gera<strong>de</strong> nicht gleichgesetzt wer<strong>de</strong>n dÅrfen. Das<br />

Seelen-Ich ist eben nicht i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m mentalen<br />

Verstan<strong>de</strong>s-Ich und vor einer Vermischung <strong>de</strong>r Dimensionen<br />

<strong>de</strong>s Ich gilt es sich vorsichtigerweise in acht zu<br />

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