hilferuf einer branche: „wir wollen transportieren“ - Die Transporteure
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VERLAGSBEILAGE<br />
Der europäische Logistikdienstleister<br />
Dachser<br />
trotzt der Rezession:<br />
„Wir haben in Österreich sehr<br />
vernünftige Arbeit geleistet,<br />
auf der wir in den nächsten<br />
Jahren aufbauen können“,<br />
hebt Geschäftsführer Günther<br />
Klimitsch im Gespräch mit dem<br />
WirtschaftsBlatt hervor. „Das<br />
Jahr 2009 und vermutlich auch<br />
2010 wird nicht so werden, wie<br />
die vergangenen Jahre, aber da<br />
müssen wir durch“. <strong>Die</strong> Struktur<br />
eines Familienbetriebs biete<br />
die Voraussetzungen, um kontinuierlich<br />
wachsen und die<br />
qualifizierte Ausbildung der<br />
Mitarbeiter voranbringen zu<br />
können. „<strong>Die</strong> beginnende Rezession<br />
haben wir schon im<br />
August und im September des<br />
Vorjahres deutlich gespürt,<br />
weil sich unsere Arbeit auf das<br />
Teil- und Komplettladungsgeschäft<br />
konzentriert, das eng<br />
mit der Industrie verbunden<br />
ist“, erläutert Klimitsch: „Wir<br />
haben gemerkt, dass da mit<br />
Riesenschritten etwas auf uns<br />
zukommt und wir den Betrieb<br />
noch straffer organisieren müssen.<br />
Das haben wir im Herbst<br />
sehr gut hingekriegt.“<br />
STABILISIERUNG. Zur aktuellen<br />
Situation des eigenen<br />
Unternehmens stellt der Geschäftsführer<br />
fest, „dass sich<br />
der Boden offensichtlich gefunden<br />
hat“; für die gesamte<br />
Logistik-Branche hoffe er, „dass<br />
es nicht weiter nach unten<br />
geht“. Auch bei den Kunden sei<br />
„eine gewisse Stabilisierung“<br />
zu merken. <strong>Die</strong> Rezession werde<br />
sich jedoch „zumindest bis<br />
zum Frühjahr oder Sommer des<br />
nächsten Jahres“ fortsetzen.<br />
Dass die Dachser-Gruppe die<br />
gegenwärtig triste Wirtschaftslage<br />
relativ unbeschadet durchlebt,<br />
führt Klimitsch vor allem<br />
auf den Umstand zurück, dass<br />
man nicht nur im industriellen<br />
Sektor – auch „ein wenig“ im<br />
besonders gebeutelten automotiven<br />
Segment -, sondern<br />
sehr stark im Konsumbereich<br />
tätig ist: „Dort merken wir Sta-<br />
LOGISTIKBLATT<br />
bilität, sogar Wachstum. Hierdurch<br />
kompensieren wir die<br />
Einbrüche“.<br />
Bisher seien bei Dachser in<br />
Österreich keine Kündigungen<br />
ausgesprochen worden und<br />
man habe auch keine Kurzarbeit<br />
einführen müssen. Es sei<br />
„gut für die Mitarbeiter, zu wissen,<br />
dass sie bei uns gut aufgehoben<br />
sind und wichtig, dass<br />
sie nicht in Unruhe verfallen“.<br />
Wer seinen Job mache, brauche<br />
keine Sorge haben, etwas<br />
zu verlieren.<br />
QUALIFIZIERTE AUSBIL-<br />
DUNG. Jedoch: „Das Produkt<br />
‚Mitarbeiter‘ wird immer<br />
teurer“, betont Klimitsch,<br />
denn „wir investieren in qualifizierte<br />
Ausbildung auf hohem<br />
Niveau“. Das sei notwendig,<br />
um sich von den Mitbewerbern<br />
abzuheben: „Der Erfolg liegt<br />
jenseits des Mittelmaßes“ und<br />
mit Mittelmaß ließe sich nicht<br />
mehr genug Geld verdienen,<br />
um Standards zu setzen. <strong>Die</strong><br />
Ausbildungskosten seien aber<br />
zum Teil aus dem Geschäftsfeld<br />
nicht mehr abzudecken, weil die<br />
Frachttarife niedrig sind. Das<br />
Schlagwort „Transport ist zu<br />
billig“ sei berechtigt.<br />
Den Schlüssel zur Generierung<br />
angemessener Erlöse<br />
sieht Klimitsch in <strong>einer</strong> neuen<br />
Qualität der Kunden-/Lieferanten-<br />
Beziehung: „<strong>Die</strong> Branche<br />
hat 15 bis 20 Jahre gut<br />
verdient und wir haben dabei<br />
vielleicht zu wenig auf unsere<br />
Kunden gehört. Jeder denkt<br />
an den Umsatz – wir müssen<br />
jedoch denken, wie wir die<br />
Kundenwünsche auf höchstem<br />
Qualitätslevel erfüllen.“ Hierzu<br />
sei es notwendig, sich dem Kunden<br />
zu öffnen; „dann öffnet sich<br />
auch der Kunde“. Man müsse<br />
kommunizieren, dass man kein<br />
Bauchladen, sondern ein Logistikunternehmen<br />
sei, das nicht<br />
bloß dem Geschäftspartner<br />
„den Lkw vor die Rampe knallt“.<br />
Und: „Der Kunde muss verstehen,<br />
was wir können.“ Das würde<br />
die Bereitschaft fördern, die<br />
<strong>Die</strong>nstleistung entsprechend zu<br />
honorieren.<br />
ÜBERKAPAZITÄTEN. <strong>Die</strong><br />
wirtschaftliche Lage der Frächter,<br />
die – bedingt durch Auftragsrückgänge<br />
– Teile ihrer<br />
Flotte stilllegen müssen, kommentiert<br />
Klimitsch nicht ohne<br />
kritischen Unterton: Man müsse<br />
in guten Zeiten überlegen, was<br />
man in weniger guten Jahren<br />
macht. Das Transportgewerbe<br />
habe jedoch „immer weiter aufgerüstet,<br />
ohne über die Folgen<br />
nachzudenken, wenn der Wirtschaft<br />
etwas passiert“. Hierdurch<br />
seien Überkapazitäten<br />
MITTWOCH,<br />
17. JUNI 2009 S11<br />
„DER ERFOLG LIEGT JENSEITS<br />
DES MITTELMASSES“<br />
INTERVIEW. Günther Klimitsch, Geschäftsführer von Dachser Österreich, spricht über die Herausforderung in<br />
wirtschaftlich turbulenten Zeiten am Markt zu reüssieren.<br />
Günther Klimitsch, Geschäftsführer von Dachser Österreich<br />
<strong>Die</strong> Betuweroute ist eine<br />
neugebaute Eisenbahnstrecke<br />
in den Niederlanden<br />
für den Güterverkehr<br />
vom Hafen Rotterdam nach<br />
Zevenaar in der Nähe der<br />
deutsch-niederländischen<br />
Grenze, auf der auch alle österreichischen<br />
Ganzzüge nach<br />
Rotterdam verkehren. Ihr Name<br />
stammt vom niederländischen<br />
Landstrich Betuwe, den sie teilweise<br />
durchquert.<br />
<strong>Die</strong> insgesamt 160 Kilometer<br />
lange Strecke gliedert sich in<br />
105 Kilometer Neubaustrecke<br />
zwischen dem Rangierbahnhof<br />
Kijfhoek und Zevenaar.<br />
Westlich von Kijfhoek schließt<br />
sich daran eine 45 Kilometer<br />
lange Ausbaustrecke an. Zum<br />
Projekt gehört darüber hinaus<br />
eine zehn Kilometer lange Bestandsstrecke<br />
im Raum Kijfhoek/Barendrecht.<br />
<strong>Die</strong> Strecke führt von Maasvlakte<br />
über eine bestehende<br />
Hafenstrecke zum Rangierbahnhof<br />
Kijfhoek (zwischen<br />
Rotterdam und Dordrecht) und<br />
von dort der niederländischen<br />
Autobahn (Rijksweg) A 15 entlang<br />
in östliche Richtung und<br />
weiter bis Zevenaar, wo sie in<br />
die vorhandene Hollandstrecke<br />
Arnheim – Oberhausen einmündet.<br />
Durch diese Streckenführung<br />
entlang der Autobahn wird<br />
weitgehend eine zusätzliche<br />
Belastung von Wohngebieten<br />
Der Hauptsitz der Dachser Austria GmbH befindet sich im Logistikzentrum Linz in Hörsching, unweit des Flughafens<br />
vermieden. <strong>Die</strong> Gesamtkosten<br />
des Projekts belaufen sich auf<br />
€ 4,7 Milliarden.<br />
NICHT AUSGELASTET. Anfang<br />
2007 wurde die Betuwe-<br />
Route fertiggestellt. <strong>Die</strong> Kapazität<br />
ist für zehn Güterzüge<br />
pro Stunde und Richtung auf<br />
diesem Streckenabschnitt ausgelegt,<br />
insgesamt 480 Züge<br />
täglich. In der Praxis verkehren<br />
zur Zeit etwa 150 Züge täglich.<br />
Nicht nur die Verkehrs- und<br />
Transportunternehmen, sondern<br />
auch ein großer Teil der<br />
niederländischen Wirtschaft<br />
profitiert von der Möglichkeit,<br />
Güter direkt und ohne Aufenthalt<br />
von dem Hafengebiet<br />
Maasvlakte zur deutschen<br />
Grenze und danach in das<br />
übrige Europa zu transportieren.<br />
Durch die Errichtung<br />
der Betuwe-Route wurde die<br />
Wettbewerbsposition des Rotterdamer<br />
Hafens und der Niederlande<br />
als Transport- und<br />
Distributionsland nachhaltig<br />
gestärkt.<br />
<strong>Die</strong> Betuweroute ist in den<br />
Niederlanden politisch umstritten.<br />
Bedingt dadurch, dass die<br />
Trasse einige Naturschutzgebiete<br />
und Wohngebiete<br />
durchquert, war der Bau von<br />
Tunneln erforderlich. Dadurch<br />
wurde der ursprünglich für den<br />
Bau geplante Etat um 40–50<br />
Prozent überschritten.<br />
DACHSER<br />
Dachser ist nach eigenen Angaben <strong>einer</strong> der führenden europäischen<br />
Logistikdienstleister. Das Familienunternehmen<br />
mit Sitz in Kempten/Allgäu hat im Geschäftsjahr 2008 den<br />
konsolidierten Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 12 % auf<br />
3,6 Mrd. EUR gesteigert.<br />
<strong>Die</strong> Zahl der Standorte hat sich von 297 auf 305 erhöht, jene<br />
der Mitarbeiter von 17.100 auf 18.175, von denen 425 in Österreich<br />
beschäftigt sind. 43,3 Mio. Sendungen (2007: 39,1 Mio.)<br />
mit einem Gesamtgewicht von 29,1 Millionen Tonnen.<br />
beigestellt (2)<br />
aufgebaut worden und nun<br />
müsse „jeder Unternehmer für<br />
sich prüfen, ob er sich den Fuhrpark<br />
noch leisten kann oder ihn<br />
redimensionieren muss“. Denn:<br />
„Bei Überkapazitäten hat man<br />
keine Chance, sich auf dem<br />
Markt entsprechend zu positionieren.“<br />
Dachser sei von dieser<br />
Entwicklung nicht unmittelbar<br />
betroffen, da die eigenen europaweit<br />
rund 7.800 Wechselaufbauten<br />
von Frächtern befördert<br />
werden. Klimitsch: „Wir fühlen<br />
uns aber für unsere Frächter<br />
verantwortlich und halten unsere<br />
Verträge ein.“<br />
STÜCKGUT-DIENSTLEISTER.<br />
Als <strong>Die</strong>nstleister im nationalen<br />
und internationalen Stückgutverkehr<br />
setzt Dachser auf den<br />
Wechselaufbau und auf den<br />
Begegnungsverkehr: So treffen<br />
einander getaktete Transporte<br />
etwa aus Dortmund und aus<br />
Hörsching in Regensburg oder<br />
in Nürnberg, wo die Wechselbrücken<br />
umgeladen werden<br />
und die Fahrzeuge wieder an<br />
ihre Ausgangsorte zurückkehren.<br />
Auf diese Weise wird das<br />
Einhalten von Lenk- und Ruhezeiten<br />
mit der Einsparung von<br />
Fahrzeit verbunden.<br />
Hafen Rotterdam setzt auf Fracht-Bahnstrecke<br />
Nederbetuwe<br />
<strong>Die</strong> holländische Fracht-Bahnstrecke Betuweroute hat eine<br />
Gesamtkapazität von 480 Zügen pro Tag