Ausgabe 4-2011 - I-g-z.de
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| Sc h w e r p u n k t t h e m a<br />
Während innerhalb <strong>de</strong>r CDU eine gewisse<br />
Präferenz für das Mo<strong>de</strong>ll einer Gesundheitsprämie<br />
besteht, liegen die Vorstellungen<br />
<strong>de</strong>r CSU und <strong>de</strong>r FDP in dieser Frage<br />
diametral auseinan<strong>de</strong>r.<br />
pitalge<strong>de</strong>ckte Versicherungslösung mit einer steuerfinanzierten<br />
Unterstützung für Bedürftige zur Diskussion<br />
und gingen in diesen Punkten <strong>de</strong>utlich über<br />
das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Gesundheitsprämie hinaus. Dieser<br />
gefor<strong>de</strong>rte Systemwechsel wur<strong>de</strong> bereits im Wahlprogram<br />
von 2005 mit <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach einem<br />
privaten Krankenversicherungsschutz mit sozialer<br />
Absicherung bekräftigt.<br />
Das Wahlprogramm <strong>de</strong>r FDP zur Bun<strong>de</strong>stagswahl<br />
2009 benennt das Fehlen einer nachhaltigen Finanzierung<br />
als größtes Problem innerhalb <strong>de</strong>s Gesundheitssektors.<br />
Die Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Bürgerversicherung<br />
und <strong>de</strong>r Gesundheitsprämie wer<strong>de</strong>n als nicht lösungsorientierte<br />
Konzepte abgelehnt und gleichzeitig<br />
wird eine grundlegen<strong>de</strong> Neuorientierung <strong>de</strong>s Gesundheitssystems<br />
gefor<strong>de</strong>rt.<br />
Als bestimmen<strong>de</strong> Elemente eines freiheitlichen Systems<br />
wur<strong>de</strong>n in diesem Kontext eine Balance aus<br />
Solidarität und Eigenverantwortung genannt. Um<br />
dieses Ziel zu erreichen beinhaltet das Programm<br />
die Einführung eines leistungsgerechten Prämiensystems,<br />
die Abschaffung <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Umlageverfahrens<br />
und eine Entkopplung <strong>de</strong>r Beiträge vom<br />
Arbeitslohn. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Beschlüssen <strong>de</strong>r<br />
CDU/CSU for<strong>de</strong>rt die FDP zusätzlich eine generationsgerechte<br />
Verteilung <strong>de</strong>r Lasten. Ein Vorschlag<br />
zum sozialen Ausgleich soll aus <strong>de</strong>m Krankenversicherungssystem<br />
in ein steuerfinanziertes Transfersystem<br />
ausgelagert wer<strong>de</strong>n.<br />
4. Koalitionsvertrag zwischen<br />
CDU, CSU und FDP 2009<br />
Der Koalitionsvertrag <strong>de</strong>r 17. Legislaturperio<strong>de</strong> führt<br />
die unterschiedlichen Positionen <strong>de</strong>r beteiligten Partner<br />
zusammen und <strong>de</strong>finiert die For<strong>de</strong>rung nach einem<br />
innovationsfreundlichen, leistungsgerechten<br />
und <strong>de</strong>mographiefesten Gesundheitssystem. Weiterhin<br />
wird das Ziel einer zukunftsfesten und verlässlichen<br />
Finanzierung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r<br />
Faktoren Solidarität und Eigenverantwortung heraus<br />
gestellt.<br />
Für das Erreichen dieses Ziels wer<strong>de</strong>n die Inhalte<br />
<strong>de</strong>r Leitlinien aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Beschlüssen<br />
<strong>de</strong>r CDU/CSU und <strong>de</strong>r FDP zusammengefasst und<br />
in einzelnen Absätzen konkretisiert. Diese For<strong>de</strong>rungen<br />
beziehen sich zum Beispiel auf mehr Wettbewerb<br />
im Gesundheitssystem, einer Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s morbiditätsorientierten<br />
Risikostrukturausgleichs, einer<br />
flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n und bedarfsgerechten Versorgung<br />
und einer verbesserten Prävention.<br />
Obwohl die Begrifflichkeit <strong>de</strong>r einkommensunabhängigen<br />
Gesundheitsprämie im Koalitionsvertrag nicht<br />
erwähnt wird, enthält <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Absatz zur<br />
Finanzierung zentrale Elemente dieses Konzeptes.<br />
Dies sind beispielhaft die Entkopplung <strong>de</strong>r Beiträge<br />
von <strong>de</strong>n Lohnnebenkosten, die Einführung von einkommensunabhängigen<br />
Arbeitnehmerbeiträgen, das<br />
Einfrieren <strong>de</strong>r Arbeitgeberbeiträge und die Schaffung<br />
eines sozialen Ausgleichs).<br />
5. Resümee<br />
Zusammenfassend führt die Analyse <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Beschlussdokumente zu einem überraschen<strong>de</strong>n<br />
Ergebnis und liefert Erklärungsmuster für die aktuellen<br />
Schwierigkeiten und Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen in<br />
<strong>de</strong>r Regierungskoalition. Im Gegensatz zur weitverbreiteten<br />
gesellschaftlichen und politischen Meinung,<br />
besteht zwischen <strong>de</strong>n Koalitionspartnern keine einheitliche<br />
Festlegung auf das Konzept <strong>de</strong>r Gesundheitsprämie.<br />
Während innerhalb <strong>de</strong>r CDU eine gewisse<br />
Präferenz für das Mo<strong>de</strong>ll einer Gesundheitsprämie<br />
besteht, liegen die Vorstellungen <strong>de</strong>r CSU und <strong>de</strong>r<br />
FDP in dieser Frage diametral auseinan<strong>de</strong>r. Die programmatischen<br />
Schwerpunkte <strong>de</strong>r CSU <strong>de</strong>cken sich in<br />
weiten Teilen mit Aspekten <strong>de</strong>r Bürgerversicherung<br />
und for<strong>de</strong>rn einen Finanzierungsmix aus Beiträgen<br />
von Arbeitnehmern und Arbeitgebern als umlagefinanziertes<br />
System. Die Positionen <strong>de</strong>r FDP fokussieren<br />
sich auf die Abschaffung <strong>de</strong>r Umlagefinanzierung<br />
und die Einführung eines leistungsgerechten Prämiensystems<br />
mit Kapital<strong>de</strong>ckung und <strong>de</strong>r Entkopplung<br />
von <strong>de</strong>n Lohnkosten. Vor diesem Hintergrund erhält<br />
das aktuell verabschie<strong>de</strong>te Konzept <strong>de</strong>r Regierungskoalition<br />
eine erweiterte Be<strong>de</strong>utung. Es zeigt in seinen<br />
beschlossenen Maßnahmen <strong>de</strong>n inneren Konflikt <strong>de</strong>r<br />
Koalitionspartner auf und bringt sie auf <strong>de</strong>n kleinsten<br />
gemeinsamen Nenner zusammen.<br />
Unabhängig von dieser Problematik führt die Umsetzung<br />
<strong>de</strong>r geplanten Elemente, wie zum Beispiel<br />
die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Zusatzbeiträge und das<br />
Einfrieren <strong>de</strong>r Arbeitgeberbeiträge zu einem Einstieg<br />
in <strong>de</strong>n Ausstieg aus <strong>de</strong>r paritätischen Beitragsfinanzierung.<br />
10 | IGZ Die Al t e r n a t iv e Nr. 4/<strong>2011</strong>