Kommunikation - Grüner Kreis
Kommunikation - Grüner Kreis
Kommunikation - Grüner Kreis
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
| grünerkreiskommunikation.kooperation.konflikt<br />
aus der<br />
Praxis<br />
erzählt ...<br />
herausforderung<br />
kommunikation<br />
Zwischenmenschliche <strong>Kommunikation</strong> ist<br />
spannend, bisweilen leicht und spielerisch<br />
– und manchmal schwierig und missverständlich.<br />
Aber auf jeden Fall eine Herausforderung,<br />
frei nach dem Motto: „Man kann nicht nicht<br />
kommunizieren“, und das auf verschiedene<br />
Art und Weise. Für mich ist ein/e Therapeut/in<br />
hauptsächlich ein/e Kommunikator/in, ein/e<br />
Übersetzer/in von einer inneren Welt in eine<br />
andere.<br />
Die <strong>Kommunikation</strong> mit möglichen KlientInnen<br />
beginnt meist mit einem telefonischen<br />
Kontakt. Entweder mit den VorbetreuerInnen<br />
oder mit den ambulanten Beratungszentren.<br />
Meist ist es ein besorgte/r Angehörige/r, der/<br />
die vorsichtig über seine/ihre Ängste und Sorgen<br />
berichtet. Oft kommt es dann zu einem<br />
persönlichen Informationsgespräch, bei dem<br />
der/die Betroffene noch gar nicht dabei ist.<br />
Der logische nächste Schritt ist ein Gespräch<br />
mit der ganzen Familie. Die <strong>Kommunikation</strong><br />
innerhalb des Systems ist oftmals bereits von<br />
Manipulationen, Vorwürfen und Schuldzuweisungen<br />
geprägt. In dieser Phase erhalten<br />
die Familienmitglieder Unterstützung durch<br />
die Angehörigengruppe und Einzelgespräche.<br />
0 winter 2009<br />
Zwei BetreuerInnen kümmern sich um die Familie,<br />
je eine/r um den/die Betroffene/n, eine/r<br />
um die anderen. So wird sichergestellt, dass<br />
das eingeschliffene „süchtige“ <strong>Kommunikation</strong>smuster<br />
unterbrochen wird. Wir beraten<br />
und helfen herauszufinden, ob eine stationäre<br />
oder eine ambulante Therapie angezeigt ist, ob<br />
medizinische, rechtliche und/oder finanzielle<br />
Dinge abgeklärt werden müssen. Wir unterstützen<br />
dabei, einen Kostenträger zu finden,<br />
und bereiten eine Aufnahme vor. Wir stehen<br />
bei Motivationseinbrüchen und Rückschlägen<br />
zur Verfügung. Je nach Lebenslage nehmen<br />
viele KlientInnen diese Angebote der ambulanten<br />
Einrichtungen in Anspruch.<br />
Ein anschauliches Beispiel aus meinem Arbeitsbereich:<br />
Ein verzweifeltes Elternpaar<br />
kommt mit seiner süchtigen, bereits erwachsenen<br />
Tochter zum Erstgespräch. Schnell wird<br />
deutlich, dass alle Beteiligten aneinander vor-<br />
Wie sich<br />
klientinnen<br />
therapie<br />
vorstellen und<br />
was Sie brauchen<br />
würden.<br />
beireden. Ich hole eine Schale mit Holztieren<br />
und bitte jede/n, ein Tier zu wählen, mit dem<br />
er/sie sich derzeit ein Stück weit identifizieren<br />
kann. Beide Eltern nehmen unabhängig<br />
voneinander je eine Schildkröte, die Tochter<br />
einen Elefanten. Leicht ist nachvollziehbar,<br />
wie schwierig die <strong>Kommunikation</strong> und ein<br />
Zusammenleben zwischen Schildkröten und<br />
Elefanten ist! Natürlich für beide Seiten. Dieses<br />
Externalisieren macht innere unbewusste<br />
Vorgänge sichtbar und dann wird eine deutlichere<br />
<strong>Kommunikation</strong> möglich.<br />
Eine wichtige Erfahrung: Ich bitte einige KlientInnen<br />
zu kommunizieren, was sie sich unter<br />
Therapie vorstellen und was sie brauchen würden.<br />
Im Bild links unten die Ergebnisse.<br />
Oftmals ist nicht bewusst, dass <strong>Kommunikation</strong><br />
nicht nur zwischen verschiedenen<br />
Menschen stattfindet, sondern auch innerpersönlich<br />
wichtig ist. Die unterschiedlichen<br />
Aspekte unter einen Hut zu bringen, kann<br />
sehr herausfordernd sein.<br />
Und immer wieder steht missverständliche<br />
<strong>Kommunikation</strong> am Beginn einer therapeutischen<br />
Beziehung:<br />
Therapeut/in: „... du machst nicht wirklich<br />
Therapie.“<br />
Klient/in: „Doch, ich komme ja eh jede Woche<br />
her.“<br />
teXt UnD ZeIchnUnG:<br />
karin PetroVic,<br />
PsychotheraPeUtIn,<br />
LeIterIn aMBULantes<br />
ZentrUM GraZ<br />
fotos: archIv „grüner<br />
kreiS“