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Kommunikation - Grüner Kreis

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| grünerkreiskommunikation.kooperation.konflikt<br />

grünerkreissuchtbehandlung<br />

Die therapeutische gemeinschaft<br />

als Lernfeld für<br />

kommunikation und Beziehung<br />

wie Zusammenleben und gemeinsames arbeit gelingen<br />

Als Grundlage für das Gelingen eines Zusammenlebens<br />

in einer therapeutischen Wohngemeinschaft<br />

dienen möglichst klare Strukturen,<br />

sowohl den Tagesablauf als auch das<br />

gesamte zeitliche Therapieprogramm betreffend.<br />

Die Vorgabe von Richtlinien und<br />

Regeln ist in der stationären Behandlung von<br />

Suchtkranken besonders relevant, da Abhängige<br />

von psychoaktiven Substanzen Defizite<br />

in ihren Beziehungsmustern aufweisen. Die<br />

jahrelange Einnahme von Drogen, die das<br />

Gefühlsleben verändert und die sensorische<br />

Wahrnehmung beeinträchtigt hat, bewirkte<br />

in der <strong>Kommunikation</strong>sfähigkeit und beim<br />

Umgang mit anderen Veränderungen. Es<br />

erfolgte ein emotionaler Rückzug und ihre<br />

zwischenmenschliche <strong>Kommunikation</strong> ist<br />

durch viele nicht eingestandene Ängste und<br />

Unsicherheiten belastet. Im Nachhinein ist<br />

nicht zu verifizieren, welche Muster bereits<br />

vor der Einnahme von Substanzen bestanden<br />

und welche, und vor allem in welchem Ausmaß,<br />

im Laufe der Drogenkarriere erworben<br />

wurden. Viele Süchtige lebten in Randgruppen,<br />

wie im Gefängnis, der Drogenszene oder im<br />

Rotlichtmilieu. In diesen <strong>Kreis</strong>en herrschen<br />

eigene <strong>Kommunikation</strong>sgesetze. Vor allem<br />

Weihnachten in der<br />

therapeutischen<br />

gemeinschaft<br />

6 winter 2009<br />

KlientInnen, die eine intensive Hafterfahrung<br />

aufweisen, verstehen die „neue Welt“<br />

und deren Regeln nicht. Ein Szenewort, das<br />

in diesem Zusammenhang immer wieder<br />

fällt, ist: „Verwamsen“. Es bedeutet, jemanden<br />

zum Beispiel an die Polizei zu verraten. Falsch<br />

verstandene Ehre und Zusammenhalt haben<br />

oberste Priorität. Freundschaft wird oft mit<br />

Zweckgemeinschaft gleichgesetzt.<br />

Suchtkranke mit ihren negativen Lebenserfahrungen,<br />

wie z.B. Gefängnisaufenthalten,<br />

weisen ein großes Aggressionspotential auf.<br />

Sie müssen lernen, in anderer Form mit ihren<br />

Aggressionen umzugehen. Eine Vereinsregel<br />

betrifft das Gewaltverbot. Wenn jemand tätliche<br />

Gewalt ausübt oder auch massiv androht,<br />

wird er/sie aus der Therapie entlassen. Die<br />

KlientInnen müssen andere Wege finden, mit<br />

ihren inneren Spannungen fertig zu werden.<br />

Verbale Auseinandersetzungen können unter<br />

anderem manchmal notwendig sein, um<br />

Missverständnisse aufzulösen.<br />

Süchtige haben oftmals nie in ihrem Leben<br />

gelernt, mit Konflikten in effizienter Weise<br />

umzugehen. Die Vermeidung von schwierigen<br />

Dr. anita Födinger<br />

Situationen wird angestrebt, aber durch inadäquates<br />

Verhalten sehr häufig provoziert. Sie<br />

haben Angst, dass über sie gesprochen wird,<br />

foto: hans, JohnsDorf<br />

beschäftigen sich aber vorzugsweise mit den<br />

Schwächen anderer. Für den/die Drogenkranke/n,<br />

der/die sich einer stationären Therapie<br />

unterzieht, bedeutet der Aufenthalt ein mannigfaltiges<br />

Umdenken und Umlernen. Den<br />

meisten ist nicht bewusst, welche Veränderungen<br />

dafür notwendig sind. Sie haben in<br />

ihrer Zeit vor der Therapie wenig Struktur,<br />

so wie sie in unserer Gesellschaft verlangt<br />

wird, erfahren. Die Nacht wurde zum Tag, es<br />

gab keine Rituale, wie geregelte Essenszeiten<br />

oder das Feiern von Geburtstagen, und keine<br />

fest gelegten Arbeitszeiten. Umso wichtiger<br />

ist die klare Vorgabe von Struktur und eines<br />

familiären Rahmens.<br />

Bei der Aufnahme bekommt jede/r Klient/in<br />

eine Hausordnung, in der die Hausregeln,<br />

die Tagesprogrammpunkte sowie eine Zusammenfassung<br />

der Therapiephasen stehen.<br />

Sie muss unterschrieben werden und bedeutet<br />

eine Art Vertrag. Obwohl sich viele<br />

anfangs durch das umfassende Regelwerk<br />

überfordert fühlen, hilft es letztendlich weiter<br />

bei der Integration in die Gemeinschaft.<br />

Besonders wichtig ist zu Beginn der Kontakt<br />

zu den MitpatientInnen, da die Scheu und<br />

die Skepsis gegenüber den MitarbeiterInnen<br />

groß sind. Neu Ankommende werden immer<br />

bei BewohnerInnen, die bereits länger in der<br />

Einrichtung sind, untergebracht. Es soll beim<br />

Einleben helfen. Selbstverständlich sind fast<br />

alle vorerst um Anpassung bemüht, sie sind<br />

abwartend und vorsichtig im Umgang. Kritik<br />

wird oftmals nur unterschwellig geäußert und<br />

Konflikte werden vermieden. Aber gerade die<br />

Erfahrung, Probleme und Missverständnisse<br />

durch direktes Ansprechen und Ausdiskutieren<br />

bearbeiten zu können, ist enorm relevant<br />

und für viele ein neues Erlebnis. Die<br />

verschiedenen Therapiephasen, wie Zugangs-,<br />

Motivations-, AspirantInnen-, BetreuerInnen-<br />

und Orientierungsphase, stellen immer neue<br />

FortSetZung auF Seite 7

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