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gute besserung!

Diabetes hält ihn nicht auf: Let's Dance-Star Matthias Steiner über seinen offenen Umgang mit der Krankheit.

Diabetes hält ihn nicht auf: Let's Dance-Star Matthias Steiner über seinen offenen Umgang mit der Krankheit.

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8 Titelthema Autoimmunerkrankungen<br />

Titelthema Autoimmunerkrankungen 9<br />

Gewichtheber Matthias Steiner hatte den größten Erfolg, den ein<br />

Leistungssportler haben kann: Er gewann olympisches Gold.<br />

Trotz seiner Autoimmunerkrankung Diabetes mellitus Typ 1. Wie er<br />

das geschafft hat, wie er nach seinem Karriereende 45 Kilo abnahm<br />

und warum er bei der Tanzshow Let’s Dance die Zuschauer begeisterte,<br />

erzählt er „<strong>gute</strong> <strong>besserung</strong>!“ im Interview.<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTE MARTHE WESTPHAL<br />

LET’S DANCE<br />

– TROTZ<br />

KRANKHEIT<br />

Sie erhielten einen Tag vor Ihrem<br />

18. Geburtstag die Diagnose Typ-<br />

1-Diabetes. Warum wurde die<br />

Krankheit so spät entdeckt?<br />

Im Unterschied zu Diabetes Typ 2, dessen<br />

Krankheitsverlauf sehr schleichend ist und<br />

deshalb oft jahrelang nicht erkannt wird,<br />

tritt Diabetes mellitus Typ 1 plötzlich auf.<br />

Es gibt hierfür verschiedene Auslöser. Bei<br />

mir war es eine verschleppte Grippe. Obwohl<br />

ich Fieber hatte, bin ich weiterhin zur<br />

Arbeit und zum Gewichtheben. Typ 1 ist<br />

eine Autoimmunerkrankung. Das eigene<br />

Immunsystem greift plötzlich die <strong>gute</strong>n<br />

Zellen an, in diesem Fall die insulinproduzierenden<br />

Zellen der Bauchspeicheldrüse.<br />

Forscher vermuten, dass manche<br />

Bakterien oder Viren den Bauchspeicheldrüsenzellen<br />

so stark ähneln, dass der<br />

Körper nicht nur diese Erreger unschädlich<br />

macht, sondern gleich auch noch die<br />

eigenen Zellen angreift. Das war bei mir<br />

der Fall.<br />

Wie änderte die Diagnose Ihr Leben?<br />

Zunächst war die Diagnose ein riesiger<br />

Schock. Die Ärzte sagten mir, ich müsse<br />

mit dem Gewichtheben aufhören. Dann<br />

erzählen sie dir, dass man an einer Unterzuckerung<br />

sterben kann. Nicht gerade<br />

sehr motivierend. Aber ich habe schnell<br />

gemerkt, dass das Leben weiter geht,<br />

wenn auch mit der Einschränkung, dass<br />

ich permanent meinen Blutzucker messen<br />

und mir Gedanken machen muss, was ich<br />

wann esse.<br />

Sie gehen sehr offen mit Ihrer<br />

Erkrankung um, haben Ihre Insulinpumpe<br />

sogar bei der Show Let’s<br />

„Sport ist<br />

für uns<br />

Diabetiker<br />

enorm<br />

wichtig!“<br />

Dance gezeigt. Wie waren die Reaktionen<br />

der Zuschauer darauf?<br />

Das Feedback war durchweg positiv.<br />

Viele Betroffenen bedankten sich bei mir<br />

für meine Offenheit. Vor allem Eltern von<br />

Kindern mit Typ 1-Diabetes. Es ist leider so,<br />

dass diese Kinder oft benachteiligt werden,<br />

sie zum Beispiel nicht zu Klassenfahrten<br />

mitfahren dürfen oder vom Schulsport<br />

ausgeschlossen werden. Oft wird diesen<br />

Kindern auch gesagt: „Hättet ihr mal nicht<br />

so viele Süßigkeiten gegessen …“, dabei<br />

hat Typ 1 überhaupt nichts mit erhöhtem<br />

DAS IST MATTHIAS STEINER!<br />

Der 1982 in Wien geborene Matthias Steiner fing mit zwölf<br />

Jahren mit dem Gewichtheben an. Trotz der Diagnose Diabetes<br />

Typ 1 im Alter von 17 Jahren trainierte er weiter und<br />

gewann 2008 olympisches Gold für Deutschland – nur ein Jahr<br />

nach dem tödlichen Autounfall seiner ersten Ehefrau. Im März<br />

2013 beendete Steiner seine Sportlerkarriere. Heute begeistert<br />

er seine Fans nicht nur als Let’s Dance-Tänzer und Buchautor,<br />

sondern auch mit seinem großen Engagement für die Kinderhilfe<br />

Organtransplantation (KiO). Privat fand er sein Glück mit<br />

seiner zweiten Frau Inge Steiner, mit der er zwei Kinder hat.<br />

Zuckerkonsum oder falscher Ernährung zu<br />

tun, sondern ist eine Laune der Natur.<br />

Sport und Diabetes – Sie zeigen,<br />

dass das zusammengeht. Und nicht<br />

nur das: Man kann trotz der Erkrankung<br />

sogar der stärkste Mann<br />

der Welt werden. Ganz so einfach<br />

war das aber nicht … Wie haben<br />

Sie das geschafft?<br />

Es muss ja nicht jeder „stärkster Mann<br />

der Welt“ werden. (lacht) Das bedeutet<br />

auch ohne Typ 1 jahreslanges hartes<br />

Training. Aber Sport ist für uns Diabetiker<br />

enorm wichtig, weil wir durch körperliche<br />

Aktivität weniger Insulin benötigen<br />

und Muskeln für den Stoffwechsel sehr<br />

wichtig sind.<br />

Worauf mussten und müssen Sie<br />

heute im Hinblick auf Ihre Gesundheit<br />

achten?<br />

Ich versuche meinen Blutzuckerspiegel<br />

so konstant wie möglich zu halten, um<br />

Langzeitschäden zu vermeiden. Dabei hilft<br />

mir die Pumpentherapie, denn mithilfe<br />

der Pumpe lässt sich dies viel genauer<br />

steuern.<br />

»

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