BildungsveranstaltungenDas Zweite Vatikanum (1962–65).Ein Reformkonzil mit LangzeitwirkungEröffnungsrede des Jahrestreffens <strong>2010</strong>Prof. Dr. Dr. h. c. Josef WohlmuthSehr geehrter, lieber Herr Weihbischof Wehrle, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,lieber Herr Kollege Pesch, liebe Cusanerinnen und Cusaner, liebe Ehemalige,verehrte Gäste!hiermit eröffne ich das Jahrestreffen <strong>2010</strong> und begrüße Sie ganz herzlich in Eringerfeld.Wir haben uns für dieses Treffen ein Thema vorgenommen, das auf eine kirchlicheSituation trifft, die wir bei der Entscheidung für dieses Thema nicht voraussehen konnten.Das Thema haben wir mit dem Untertitel präzisiert: „Ein Reformkonzil mit Langzeitwirkung“.Als Lehrer der Theologie, der sich über Jahrzehnte um die Geschichte der Konzilienund ihrer Interpretation bemüht hat, bin ich davon überzeugt, dass es Konzilien, diemit ihren Entscheidungen wirklich in das Leben der Kirche eingegriffen haben, einerseitsschwer hatten, von der nachkonziliaren Generation angenommen zu werden, esandererseits aber auch wert waren, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Das ZweiteVatikanische Konzil gehört zu den ausgesprochen weichenstellenden Konzilien derKirchengeschichte.Ich stehe hier auch als Zeitzeuge, der den Übergang der Kirche von Papst Pius XII. zuJohannes XXIII. bewusst miterlebt hat. Er geschah im Herbst 1958, als ich nach dem Abiturmit dem Studium der Philosophie und Theologie in Eichstätt begann. Als damals der78-jährige Kardinal Roncalli aus Venedig zum Nachfolger Pius XII. gewählt wurde, sagteunser Regens voller Enttäuschung, es könne sich nur um einen Übergangspapst handeln,von dem nicht viel zu erwarten sei. Es sollte ganz anders kommen. Johannes XXIII. warnoch nicht 100 Tage im Amt, als er am 25. Januar 1959 völlig überraschend die Einberufungeines ökumenischen Konzils mit folgenden Worten ankündigte: „Gewiss ein wenigvor Bewegung zitternd, aber zugleich mit demütiger Entschlossenheit des Vorsatzesspreche ich vor euch (den Versammelten in San Paolo in Rom) die Bezeichnung und denVorschlag einer doppelten feierlichen Veranstaltung aus: einer Diözesansynode für Romund eines allgemeinen Konzils für die Weltkirche.“ 1 Zunächst wusste gar niemand mehrso recht, was ein allgemeines oder gar „ökumenisches“ Konzil überhaupt sein sollte.Wird etwa die gesamte Christenheit zum Konzil eingeladen? Bald stellte sich heraus, dasses um ein nach katholischem Verständnis einzuberufendes Konzil gehe, das im Großenund Ganzen die Versammlung des Weltepiskopates sein sollte, wie im Bild aus der Konzilsaulaim Petersdom zu sehen ist. Wir als junge Theologen waren sehr gespannt, was dakommen sollte. Aber zunächst griff die Skepsis um sich. Konnte aus der Ankündigung desPapstes überhaupt etwas Gutes werden? Was von den 70 Vorlagen aus den römischenKongregationen zu hören war, stimmte nämlich nicht verheißungsvoll. Als ich dann1960/61 in Innsbruck studierte, hörte ich von Josef Andreas Jungmann, als er zu Beginn1Zit. bei G. Alberigo, Die Fenster öffnen. Das Abenteuer des Zweiten Vatikanischen Konzils. 2. Aufl. Zürich 2007,19. Der italienische Titel ist weniger reißerisch: Breve storia del concilio Vaticano secondo48
des Sommersemesters aus Rom zurückkam, die Liturgiereform sei so viel wie abgeschlossen.Andererseits betrat Karl Rahner um dieselbe Zeit den Hörsaal und berichtetevon einem Gespräch mit dem bekannten französischen Theologen Henri De Lubac, derihn getröstet habe, dass er, Rahner, bisher in keine Vorbereitungskommission berufenworden sei, und Lubac die Hoffnung äußerte, dies werde sich bald ändern.Die Eröffnungsfeier des Konzils am 11. Oktober 1962 habe ich auf dem Fernsehschirmmitverfolgt. Ich spürte spontan, dass der greise Papst einen völlig neuen Ton anschlug.Er wandte sich gegen die „Unglückspropheten“, „die immer nur Unheil voraussagen, alsob der Untergang der Welt unmittelbar bevorstünde“. (Zit. Alberigo 63) Er fuhr fort, esgehe heute nicht nur darum, die alten Lehren zu wiederholen, sondern es gelte, sie„mit wissenschaftlichen Methoden“ zu erforschen und „mit dem sprachlichen Ausdrucksvermögendes modernen Denkens“ darzulegen. Dabei schlug Johannes XXIII. vor, dasKonzil solle sich vorrangig als pastorales Lehramt verstehen. Es gehe um ein Werbenaus der Überzeugungskraft des Glaubens und nicht um neue Verurteilungen. GiuseppeAlberigo, der große italienische Kirchenhistoriker, der in Bonn bei Hubert Jedin eineArbeit über das Konzil von Trient angefertigt hatte, beschreibt in seiner kurzen Geschichtedes Zweiten Vatikanischen Konzils, wie sehr es ihn faszinierte, bald nach Konzils beginnals 30-jähriger zusammen mit seiner Frau in die Arbeit des Konzils einbezogen zu werden.Er ist zum großen Historiker auch des Zweiten Vatikanums geworden, mit dem er sichzeitlebens beschäftigt hat.Weichenstellungen des Zweiten Vatikanischen KonzilsIch versuche, in meinen folgenden Ausführungen einige der wichtigsten Weichenstellungenvorzustellen und auf unsere morgige Arbeit in den Workshops hin zu bedenken. Ich tuedies nicht auf wissenschaftliche Weise, wie es in den Vorträgen und Workshops geschehenwird. Vielmehr möchte ich gewissermaßen an Ihren Gesichtern ablesen, ob und wo siemit diesem Konzil bereits – wissentlich oder eher stillschweigend – in Berührung gekommensind.1. Reform der LiturgieSie besuchen am Sonntag eine Eucharistiefeier und können, wenn Sie es wollen, jedesWort verstehen. Das ist eine Auswirkung des Konzils. Zwar wollte das Zweite Vatikanumdas Lateinische nicht völlig abschaffen. Aber die Sehnsucht nach einer verstehbarenLiturgie war durch die liturgische Bewegung so verstärkt worden, dass die Konzilsväternoch nicht richtig zuhause waren, und der Damm hin zu den Volkssprachen war bereitsgebrochen. Ich selbst habe die Reform der Liturgie als Seelsorger in einer Gemeindehautnah mitgestaltet. Ich erinnere mich, dass meine Stimme bebte, als ich zum erstenMal in meinem Leben bei der Wandlung die Einsetzungstexte in meiner Muttersprachesprechen durfte. Heute, am Ende meiner theologisch-wissenschaftlichen Arbeit am Thema„Eucharistie“ ist mir klar, dass die Übersetzung der Liturgie in die jeweilige Muttersprachenicht schon das Verstehen und die persönliche Aneignung garantiert. Daraus ergibt sich,dass die Reform der Liturgie, die in einem unserer Workshops behandelt wird, bis zumheutigen Tag ein Anliegen bleibt. Übersetzungen der Liturgie begleiten die Kirche durchdie Jahrhunderte. Doch immer sind auch Spuren geblieben, aus welcher Sprache übersetztwurde. (Vgl. Hebr. Halleluia, griech. Kyrie eleison, lat. Gloria u. v. a.)C49
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