Kompass - Die erfolgreiche Apotheke
Kompass - Die erfolgreiche Apotheke
Kompass - Die erfolgreiche Apotheke
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Schöne Bräute<br />
haben bessere Chancen<br />
<strong>Die</strong> Steigerung des <strong>Apotheke</strong>nwertes stellt lange vor dem Verkauf eine<br />
Herausforderung dar. Wer hartnäckig an der Verbesserung der Rentabilität arbeitet,<br />
erzielt eher den gewünschten Kaufpreis.<br />
Wie die Treuhand Hannover kürzlich<br />
feststellte, werden allein in den<br />
kommenden zehn Jahren jährlich<br />
etwa 600 Inhaber ihre <strong>Apotheke</strong> aus Altersgründen<br />
abgeben. Der Grund: Mehr als ein Drittel der<br />
Inhaber hat das 55. Lebensjahr dann überschritten.<br />
Abgeben heißt in der Regel verkaufen –<br />
falls sich überhaupt ein Käufer findet. Und wenn<br />
ja, dann klaffen der erhoffte und der realisierbare<br />
Verkaufspreis weit auseinander. Das liegt<br />
vor allem an der unprofessionellen Vorbereitung<br />
und der Außerachtlassung der Frage, wie man<br />
bis zum Verkauf den Wert noch steigern könnte<br />
oder ihn wenigstens erhält. Es dreht sich zu<br />
häufig alleine um den einzig wichtigen <strong>Apotheke</strong>nwert,<br />
mitunter durch ein Gutachten ermittelt.<br />
Doch welche Kriterien liegen ihm zugrunde?<br />
Mit welchen Mitteln lassen sich Wertsteigerungen<br />
erzielen? Das alles zu beantworten bedarf<br />
eines ausreichenden zeitlichen Vorlaufs.<br />
Der Verkaufsprozess beginnt nicht erst wenige<br />
Wochen oder Monate, bevor der Vertrag unterzeichnet<br />
wird, sondern Jahre vorher. Ziel ist es<br />
aus Sicht des Verkäufers, den Sinn des Wunschkaufpreises<br />
so zu vermitteln, dass der Käufer<br />
von dem zukünftigen Wert und den künftigen<br />
Erträgen, auf die es ankommt, der <strong>Apotheke</strong><br />
überzeugt ist. Eine Garantie für den Verkaufserfolg<br />
ist das allerdings nicht: Es muss am Standort<br />
der <strong>Apotheke</strong> auch Nachfrager geben. Ist das<br />
nicht in ausreichendem Maße vorhanden, treten<br />
die Gesetze von Angebot und Nachfrage in Kraft.<br />
Oder anders ausgedrückt: Ohne Nachfrage sinkt<br />
der Preis im Extremfall auf null.<br />
<strong>Die</strong> Ausgangslage 2011:<br />
Preise sinken tendenziell<br />
<strong>Die</strong> Kaufpreise für <strong>Apotheke</strong>n sinken tendenziell,<br />
weil das Angebot die Nachfrage übersteigt<br />
und die Gewinnchancen skeptisch beurteilt<br />
werden. <strong>Die</strong> Ursachen sind bekannt. Zu wenige<br />
Pharmazie-Studenten und junge Approbierte<br />
treffen im Markt auf zu viele verkaufswillige<br />
<strong>Apotheke</strong>r. Noch gravierender wirken sich politische<br />
Maßnahmen wie das AMNOG und weitere<br />
Verordnungen (z. B. ApBtVO) aus, weil sie das<br />
Risiko des künftigen Unternehmers erhöhen.<br />
Nach Expertenmeinung macht der Verkaufspreis<br />
von <strong>Apotheke</strong>n gegenwärtig durchschnittlich<br />
10 bis 20 Prozent vom Netto-Jahresumsatz aus,<br />
gegenüber 25 bis 35 Prozent in früheren Jahren.<br />
Eine Entwicklung, die nicht im Interesse des<br />
Verkäufers liegen kann.<br />
Welche Einflussgrößen wirken auf den Kaufpreis<br />
und wie beginnt die Zusammenstellung der<br />
Daten? <strong>Die</strong> in der Vergangenheit erzielten<br />
Gewinne werden gemäß der Jahresabschlüsse<br />
ermittelt. Anschließend werden sie um außerordentliche<br />
Ergebnisse bereinigt. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />
werden, soweit wie möglich, in die Zukunft<br />
prognostiziert. Dabei sind auch alle bekannten<br />
und zu erwarteten Einflussgrößen, zumeist<br />
aus gesetzgeberischer Sicht, einzubeziehen.<br />
Ein so genannter Prognosezeitraum kann nur<br />
durch die Einholung aller betriebswirtschaftlichen<br />
Daten und Fakten und die Situation<br />
vor Ort festgelegt werden. Dafür spielen auch<br />
Verträge – Miet- und Pachtverträge etc. – eine<br />
einflussnehmende Rolle. Der nach dezidierten<br />
Berechnungen ermittelte Ertrag wird um den<br />
Unternehmerlohn bereinigt. Man erhält das<br />
betriebswirtschaftliche Ergebnis, das auf den<br />
Bewertungsstichtag abgezinst wird. <strong>Die</strong>s ist<br />
notwenig, weil die Gewinne der <strong>Apotheke</strong> erst<br />
in den kommenden Jahren anfallen. Daher<br />
können nur die auf den aktuellen Zeitpunkt<br />
diskontierten Erträge Maßstab sein. Dann erst<br />
beginnt die eigentliche <strong>Apotheke</strong>nwertermittlung.<br />
Hierfür haben zum Beispiel die Experten<br />
des Sachverständigeinstituts Frielingsdorf<br />
& Partner zusätzliche Bewertungskriterien<br />
erarbeitet.<br />
Es gibt noch weitere Einflussgrößen, die den<br />
Wert und damit den Verkaufspreis der <strong>Apotheke</strong><br />
beeinflussen. Eine Grundvoraussetzung<br />
für den <strong>Apotheke</strong>nbetrieb in der Zukunft ist<br />
ein längerfristiger Mietvertrag zu günstigen<br />
Konditionen. Häufig unterschätzt wird der<br />
„Faktor Mensch“, also das <strong>Apotheke</strong>nteam als<br />
Qualitätsmaßstab der <strong>Apotheke</strong>. Auch mögliche<br />
Änderungen der Standortqualität spielen eine<br />
große Rolle.<br />
Wertsteigerung<br />
Frühzeitig den <strong>Apotheke</strong>nwert<br />
steigern<br />
Künftige Erfolgspotenziale der <strong>Apotheke</strong>, die<br />
den Wert steigern, lassen sich aus fünf Bereichen<br />
ermitteln: Finanzen, Kunden, Sortimente,<br />
Mitarbeiter und Standort. Dabei muss zu den<br />
vorhandenen Daten der <strong>Apotheke</strong> (= Ist) auch<br />
ein künftiger Wert (= Soll) als Ziel zugeordnet<br />
werden. Für das Ergebnis und die Finanzen<br />
könnten das zum Beispiel sein: ausreichende<br />
Liquidität, Steigerung der Eigenkapitalrendite,<br />
Erhöhung der Umsatzrendite und Senken der<br />
Kosten in der <strong>Apotheke</strong>. Der Experte Günther<br />
Frielingsdorf (www.frielingsdorf-partner.de)<br />
dazu: „<strong>Die</strong> Ertragslage der <strong>Apotheke</strong> spiegelt<br />
der Cashflow (vor Steuern) gut wider, also<br />
der Betrag, den die <strong>Apotheke</strong> tatsächlich als<br />
Geldüberschuss erwirtschaftet. Er errechnet sich<br />
aus dem Rohgewinn abzüglich aller in Geld anfallenden<br />
Kosten. Abschreibungen und sonstige<br />
kalkulatorische Kosten sowie privat veranlasste<br />
Kosten bleiben hier außen vor.“ Weitere<br />
Finanzkennzahlen gelte es zu betrachten: „<strong>Die</strong><br />
<strong>Apotheke</strong>nrentabilität errechnet sich aus dem<br />
Rohgewinn minus Kosten, auch kalkulatorische<br />
wie Abschreibungen und ein angemessener Unternehmerlohn;<br />
nicht abgezogen werden jedoch<br />
die Fremdkapitalzinsen. Der übrig bleibende<br />
Gewinn vor Zinsen wird nun in Prozent vom<br />
eingesetzten Gesamtkapital ausgedrückt.“<br />
Check: Ansätze zur Wertsteigerung<br />
n Manfred Stoll<br />
3 Rohertragskomponenten verbessern durch<br />
Einkaufsoptimierung.<br />
3 Korbumsätze steigern durch Cross-Selling.<br />
3 Stammkundenanteil steigern durch<br />
Ausbau der Kundendatenbank.<br />
3 Neukundenzahl erhöhen durch perfektes<br />
Aktionsprogramm.<br />
3 Mitarbeiterkompetenz steigern durch<br />
Spezialisierung in der Fortbildung.<br />
Finanz-<strong>Kompass</strong> I 01.2011 13