Kompass - Die erfolgreiche Apotheke
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Bank<br />
City-<strong>Apotheke</strong> gerät ins Stolpern<br />
Der aktuelle Verfügungsbetrag gibt Anhaltspuntke, ob eine Insolvenz droht.<br />
<strong>Die</strong> Tageskasse der City-<strong>Apotheke</strong><br />
ist mit 3.500 Euro gefüllt, auf dem<br />
Bankkonto befinden sich 15.000<br />
Euro. Langfristige Schulden durch die Übernahme<br />
einer Filiale sind durch einen Tilgungsplan<br />
mit der Bank und einer Immobilie<br />
als Sicherheit zur Zeit noch kein Thema.<br />
Doch aus den letzten, nicht voll bezahlten<br />
Großhandelsrechnungen stehen noch<br />
25.000 Euro aus und nun kommt schon die<br />
nächste Rechnung des Hauptlieferanten.<br />
<strong>Apotheke</strong>r Felix T. (Name geändert) ist in<br />
Geldnot – er hat Liquiditätsprobleme: Zu<br />
geringe Kapitalausstattung, kein Eigenkapital,<br />
keine Rücklagen, kein Zugriff auf<br />
Risikokapital, kein Finanzüberblick, falsche<br />
Einschätzung des Kapitalbedarfs. Der Bankberater<br />
hatte wenig Neigung, sich in die<br />
Usancen des Marktes einzuarbeiten. Für ihn<br />
gelten die Vorschriften zur Kreditvergabe –<br />
und da sieht es für Felix T. schlecht aus.<br />
Primär geht es nun um die kurzfristige Sicherstellung<br />
der Zahlungsfähigkeit. Verbreitet<br />
ist dabei die Überwachung der Liquidität<br />
anhand von Kennziffern. Dabei wird der<br />
Bestand an liquiden Mitteln (Kasse und<br />
Bankguthaben) den kurzfristigen Verbindlichkeiten<br />
gegenübergestellt (Liquidität<br />
1. Grades). <strong>Die</strong> liquiden Mittel werden dann<br />
in Prozenten der Verbindlichkeiten ausgedrückt<br />
(siehe Seite 9).<br />
Liquidität der City-<strong>Apotheke</strong><br />
Kasse 3.500,00 €<br />
Banken 15.000,00 €<br />
Liquide Mittel 1. Grades 18.500,00 €<br />
./. kurzfr. Verbindlichkeiten 25.000 €<br />
= 6.500 € Unterdeckung<br />
Forderungen aus Lieferungen/<br />
Leistungen (GKV/Heim) 27.500,00 €<br />
Liquide Mittel 2. Grades 46.000,00 €<br />
./. kurzfr. Verbindlichkeiten<br />
= 21.000 € Überdeckung<br />
25.000 €<br />
Weitere Verbindlichkeiten 32.000,00 €<br />
Steuerschulden 4.000,00 €<br />
Liquidität 3. Grades - 15.000,00 €<br />
8 Finanz-<strong>Kompass</strong> I 01.2011<br />
Der City-<strong>Apotheke</strong>r sieht zunächst nur den<br />
tagesaktuellen Engpass. Sein Steuerberater<br />
betrachtet aber gleich die nächsten Monate.<br />
Um einen Gesamt-Überblick über die<br />
eigene wirtschaftliche Situation, das heißt<br />
über die Rentabilität und die Liquidität, zu<br />
erhalten, entwirft der Steuerberater eine<br />
Verfügungsbetragsberechnung. Ausgehend<br />
von dem prognostizierten Gewinn<br />
ist es notwendig, liquiditätsorientiert<br />
weiterzurechnen. Geldzuflüsse aber auch<br />
Geldabflüsse sind aus dem betrieblichen<br />
und dem privaten Bereich zu berücksichtigen.<br />
Der Gewinn aus der <strong>Apotheke</strong> ist<br />
um die Abschreibungen – da sie nicht zu<br />
Liquiditätsabflüssen führen – zu erhöhen.<br />
Darüber hinaus sind weitere Einkunftsquellen<br />
einzubeziehen (siehe Tabelle).<br />
Gegensteuern bei finanziellen<br />
Engpässen<br />
Anwendung von<br />
Zahlungsschwierigkeiten<br />
durch<br />
Sanierung<br />
Vergleich<br />
• finanzielle Gesundung durch<br />
- organisatorische Maßnahmen<br />
- finanzielle Maßnahmen<br />
organisatorische<br />
Maßnahmen<br />
• Anpassung an die veränderte allgemeine<br />
wirtschaftliche Lage<br />
• Überprüfung und Straffung der Kosten<br />
• Optimierung des betrieblichen Ablaufes<br />
• Überprüfung der Mitarbeiterkosten<br />
• Stilllegung unrentabler Geschäftsfelder<br />
Sanierung<br />
durch<br />
Für die City-<strong>Apotheke</strong> und die Filiale wären<br />
Abbildung Sanierung<br />
• Gläubiger verzichten teilweise auf ihre<br />
Forderungen oder<br />
• gewähren langfristige Zahlungsziele (Moratorium)<br />
finanzielle<br />
Maßnahmen<br />
• Eintreibung noch ausstehender Forderungen<br />
• Aufnahme neuer Gesellschafter (OHG)<br />
• Erreichung von Zahlungsaufschub<br />
• Umschuldung durch Umwandlung kurzfristiger<br />
Verbindlichkeiten in längerfristige Darlehen<br />
Umsatzsteigerungen wünschenswert, aber<br />
nicht realistisch planbar. Um den Gewinn zu<br />
steigern und mehr flüssige Mittel zur Verfügung<br />
zu haben, bleiben vor allem geschäftliche<br />
und private Kostensenkungen. In der<br />
<strong>Apotheke</strong> wird zunächst die Entnahme des<br />
Inhabers auf 1.000 Euro monatlich begrenzt.<br />
Dann muss das Warenlager reduziert und<br />
Hochpreiser können nur nach Bestellung<br />
angefordert werden. <strong>Die</strong> Stundenzahlreduzierung<br />
bei zwei Approbierten zu Lasten von<br />
Felix T. gilt es ebenfalls umzusetzen. Bleiben<br />
die Privatausgaben: Viele sind durch Verträge<br />
nicht kurzfristig kündbar (zum Beispiel<br />
Abonnements). Ein Durchsehen aller Kontoauszüge<br />
der letzten drei Monate fördert<br />
immerhin eine Monatsersparnis von 1.250<br />
Euro zu Tage! Doch es wird knapp für Felix<br />
T. und seine zwei <strong>Apotheke</strong>n. <strong>Die</strong> Sanierung<br />
bleibt allerdings die einzige Chance vor einer<br />
Insolvenz (siehe Abbildung).<br />
n Klaus Hölzel