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Gruß Ausgabe 123 - Großheppacher Schwesternschaft

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Kinder stärken für ein gelingendes LebenFestvortrag beim 157. Jahresfest am 22. September 2013Förderung von Lebenskompetenzen und Resilienz 1Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff12 | <strong>Großheppacher</strong> <strong>Schwesternschaft</strong>Stärken, Fähigkeiten und Ressourcen vonKindern stehen bei dem Konzept der Resilienzim Vordergrund. Es wird danach gefragt,was Kinder stärkt und wie sie darin unterstütztwerden können, ihre Kompetenzen zuentwickeln und zu entfalten. Dabei geht esnicht darum, die Schwierigkeiten und Problemeaus dem Blick zu verlieren, sondernanders mit ihnen umzugehen.In meinem Vortrag gebe ich zunächst eineDefinition der Resilienz, dann werdenSchutzfaktoren vorgestellt, die sich in wissenschaftlichenStudien als bedeutsam füreine gesunde seelische Entwicklung herausgestellthaben. Abschließend wird ein Ausblicküber Möglichkeiten der Resilienzförderungin der Organisation „Kita“ gegeben.Was ist Resilienz?Die Resilienzforschung sieht das Kind alsaktiven Bewältiger und Mitgestalter seinesLebens. Es ist schwierigen und belastetenLebensumständen nicht hilflos ausgeliefert,sondern hat Ressourcen zur Verfügung, ihnenzu begegnen und sich dabei weiterzuentwickeln.Das bedeutet allerdings nicht, dassKinder alleine für ihre Entwicklung und positiveBewältigung von Belastungen zuständigsind. Resilienz ist ein „dynamischer Anpassungs-und Entwicklungsprozess“ und wird inder Interaktion des Kindes mit seiner Umwelterworben. Das bedeutet, dass das Kind selberaktiv auf diesen Prozess einwirken kann,gleichzeitig aber auch auf Unterstützung vonaußen angewiesen ist.Resilienz ist deshalb auch keine Persönlichkeitseigenschaftoder ein besonderer Charakterzug,sondern eher ein Entwicklungsprozess,der sich im Laufe des Lebens eines Menschenverändert. Verwendet man den Begriff derResilienz als Persönlichkeitseigenschaft, läuftman schnell Gefahr, Kinder, die in schwierigenSituationen kein resilientes Verhalten zeigen,selbst für ihren Umgang mit den schwierigenUmständen und dem daraus resultierendenVerhalten verantwortlich zu machen.Damit wird deutlich, dass Resilienz auchkein stabiles Merkmal ist, sondern sich verändert.Dieser Prozess ist von den Erfahrun-1 Um den Vortragscharakter zu erhalten, wurde auf die ausführlichen Verweise und Fußnoten der Erstveröffentlichung verzichtet.Erstveröffentlichung: Maike Rönnau-Böse und Klaus Fröhlich-Gildhoff, Resilienz. An schwierigen Lebensumständenwachsen. Kindergarten heute 2/2013, S. 8-13. © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br.gen und Erlebnissen eines Menschen abhängig.Es geht vor allem darum, dass Kinder dieErfahrung machen, dass sie Aufgaben undAnforderungen erfolgreich bewältigen undsie selber darauf Einfluss nehmen können. Jemehr Möglichkeiten und Unterstützung einKind dazu hat, desto leichter wird es ihm fallen,mit schwierigen Situationen umzugehen.Resilienz ist also nicht zu jeder Lebenszeitund bei jedem Menschen gleich, sondern isteine „variable Größe“. So kann es sein, dassKinder zu einem Zeitpunkt ihres Lebens resilientsind, zu anderen Zeitpunkten mit anderenRisikolagen jedoch mehr Schwierigkeitenhaben, die Belastungen zu bewältigen.Der Begriff Resilienz lässt sich aus demEnglischen ableiten und wird mit „Spannkraft,Widerstandsfähigkeit und Elastizität“ übersetzt.Eine Definition, die sich im deutschsprachigenRaum durchgesetzt hat, ist die Begriffsbestimmungvon Wustmann, die Resilienz als„die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüberbiologischen, psychologischen und psychosozialenEntwicklungsrisiken“ beschreibt.Resilienz zeigt sich also immer dann, wenneine risikoerhöhende Gefährdung für die Entwicklungdes Kindes (z.B. der Verlust einernahen Bezugsperson, Aufwachsen in Armutusw.) erfolgreich bewältigt wird. Resilienzist damit immer auch mit dem Risikokonzeptverbunden. Risikofaktoren sind krankheitsbegünstigendeund entwicklungshemmendeMerkmale, von denen eine Gefährdung dergesunden Entwicklung des Kindes ausgehenkann. Das können angeborene Faktoren sein,wie z.B. chronische Erkrankungen, aber vorallem auch Faktoren in der direkten Umgebungdes Kindes, wie Alkohol- und Drogenmissbrauchder Eltern, sehr junge Elternschaft,Verlust einer nahen Bezugsperson, Mobbingdurch Gleichaltrige usw.Die Wahrscheinlichkeit, ob ein Risikofaktorzu einer Entwicklungsbeeinträchtigung führt,hängt wesentlich mit verschiedenen Wirkmechanismenzusammen. Zum einen gilt: je mehrRisikofaktoren vorhanden sind, desto höherist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einerGefährdung kommt. Zum anderen wirkt sichdie Dauer und die Kontinuität der Risikofaktorenaus, d.h. ein Faktor, der nur einmaligauftritt, hat eine geringere Auswirkung wieFaktoren, die ständig Einfluss üben. So istz.B. eine Trennung der Eltern weniger belastendals ein dauerhaftes Klima von Streit,Aggression und Disharmonie in der Familie.Außerdem spielt der Zeitpunkt, in dem dieRisikosituation auftritt, eine Rolle. Je frühereine Risikobelastung eintritt, desto größer istdie Wahrscheinlichkeit, dass weitere Risikofaktorenzu späteren Zeitpunkten die Entwicklungdes Kindes gefährden.Schützende Faktoren in einem risikoreichenUmfeldDie Faktoren, die Risikofaktoren abmildernund die Wahrscheinlichkeit einer positivenEntwicklung erhöhen, werden Schutzfaktorengenannt. Die Resilienzforschung hat in mehrerenLangzeitstudien die Entwicklung vonKindern begleitet und dabei festgestellt, dasses eine Reihe von Faktoren gibt, die schützend(protektiv) wirken. In diesen Studien gab eseine Anzahl von Kindern, die unter schwierigenBedingungen aufwuchsen, d.h. mit einigenRisikofaktoren konfrontiert waren. Ein Teildieser Kinder wurde durch die erschwertenBedingungen in ihrer Entwicklung beeinträchtigt,aber ein anderer Teil entwickelte sichtrotz verschiedenster Risikofaktoren erstaunlichgut. Im Gegensatz zu den Kindern, diemehr Anpassungsprobleme zeigten, wiesensie mehrere Merkmale auf, die bei den anderennicht zu finden waren.Diese Merkmalewurden dann als Schutzfaktoren klassifiziert.Dabei wird unterschieden zwischen personalenund sozialen Ressourcen, d.h. Faktoren,<strong>Großheppacher</strong> <strong>Schwesternschaft</strong> | 13

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