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Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen

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ge Formen tutorieller Unterstützung sowie die Verfügbarkeit<br />

verschiedener Schwierigkeitsstufen sorgen<br />

darüber hinaus <strong>für</strong> eine ausreichende Anpassung<br />

an Lernervoraussetzungen und erleichtern damit<br />

selbstgesteuertes Lernen. Demgegenüber verfügen<br />

die auf dem deutschen Markt dominierenden<br />

Übungsprogramme zwar über das Potential, die<br />

individuelle Vorbereitung auf die theoretische Prüfung<br />

zu unterstützen, leisten aber keinen zusätzlichen<br />

Beitrag zum Aufbau praxisrelevanter Kompetenzen<br />

und Einstellungen. Die mangelnde didaktische<br />

Aufbereitung des Stoffs, die geringe ökologische<br />

Validität <strong>der</strong> Interaktionen, <strong>der</strong> geringe Informationsgehalt<br />

<strong>der</strong> Rückmeldung sowie das geringe<br />

Ausmaß tutorieller Unterstützung sorgen da<strong>für</strong>,<br />

dass einschlägige Programme nur eine marginale<br />

Ergänzung zum Präsenzunterricht o<strong>der</strong> zum Informationserwerb<br />

über Lehrbücher darstellen können.<br />

Prüfungsrelevantes Wissen wird größtenteils<br />

auswendig gelernt und ist nur schwer auf praxisrelevante<br />

Kompetenzen transferierbar. Ein weiteres<br />

Manko stellt <strong>der</strong>en weitestgehend unsystematische<br />

Einbindung in die Fahrausbildung dar. Die Nutzung<br />

von Anwendungen zur Selbstschulung ist in <strong>der</strong> Regel<br />

unverbindlich und hängt von den Vorlieben und<br />

dem Engagement <strong>der</strong> Fahrschüler ab. Ein ausgewogenes<br />

Verhältnis zwischen theoretischer Vermittlung<br />

und praktischer Anwendung sowie die Passung<br />

zwischen Lehr- und Übungsinhalten kann aber nur<br />

gewährleistet werden, wenn einschlägige Programme<br />

systematisch integriert werden und <strong>der</strong>en Nutzung<br />

angemessen im Rahmen <strong>der</strong> Fahrausbildung<br />

reflektiert wird. Die Einbindung multimedialer Lernangebote<br />

in umfassende pädagogische Szenarien<br />

ist vor allem in den USA weitverbreitet, und scheint,<br />

wie erste Befunde implizieren, die Fahranfängervorbereitung<br />

effektiv zu unterstützen (vgl. Kap.1). Da<br />

dies jedoch mit einigem administrativen Aufwand<br />

verbunden ist, wird die Abwicklung <strong>der</strong> Fahrausbildung<br />

über internetbasierte Lernplattformen empfohlen,<br />

die neben dem kontrollierten Austausch einschlägiger<br />

Lernmaterialien und <strong>der</strong> zeitlichen Strukturierung<br />

<strong>der</strong> Ausbildung zudem die Kommunikation<br />

zwischen Fahrlehrern und -schülern erleichtern sollten.<br />

Einen Ansatz hier<strong>für</strong> liefert z.B. das Webportal<br />

„Fahren Lernen“ (Verlag Heinrich Vogel), welches<br />

neben <strong>der</strong> selbstständigen, internetbasierten<br />

Vorbereitung auf die Theorieprüfung (inkl. <strong>der</strong> Übermittlung<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse an die jeweilige Fahrschule)<br />

vielfältige Informationen und Serviceleistungen<br />

<strong>für</strong> Fahrlehrer, Fahrschüler und Fahranfänger zusammenführt<br />

sowie die Kommunikation mit an<strong>der</strong>en<br />

über Foren ermöglicht. Eine Erweiterung um Angebote<br />

zur individuelleren Gestaltung und Begleitung<br />

<strong>der</strong> Fahranfängervorbereitung (z.B. über separate<br />

Kurs- und Forenbereiche <strong>für</strong> jede das Portal nutzende<br />

Fahrschule), die Einbeziehung anwendungs-<br />

57<br />

bezogener, problembasierter Lernaktivitäten sowie<br />

Möglichkeiten zur Erstellung und Einbindung eigener<br />

Lehr- und Lernmaterialien könnten die systematische<br />

Integration neuer Medien in die Fahranfängervorbereitung<br />

noch weiter verbessern.<br />

Aktuelle Lehranwendungen <strong>für</strong> Fahrschulen sind<br />

primär Informationssysteme, die über eine geringe<br />

funktionale Genauigkeit verfügen und damit auf<br />

den ersten Blick nur einen geringen zusätzlichen<br />

Beitrag zum Aufbau fahraufgabenrelevanter Kompetenzen<br />

und Einstellungen im bestehenden System<br />

<strong>der</strong> Fahranfängervorbereitung zu leisten scheinen.<br />

Aufgrund ihrer vielfältigen interaktiven Darstellungsmöglichkeiten<br />

und <strong>der</strong> hohen Anschaulichkeit integrierbarer<br />

Materialien sind sie aber durchaus dazu<br />

in <strong>der</strong> Lage, in stärkerem Maße als bisher zur aktiveren<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Lehrstoff anzuregen,<br />

die Vermittlung transferierbaren deklarativen<br />

Basiswissens zu gewährleisten und innovative<br />

Lernaktivitäten im Rahmen des Fahrschulunterrichts<br />

zu unterstützen. Zudem sollten sie es den<br />

Fahrlehrern erleichtern, ihr Expertenwissen in adäquater<br />

Form aufzubereiten. Aktuelle Lehranwendungen<br />

lassen sich leicht in das bestehende System<br />

<strong>der</strong> Fahranfängervorbereitung integrieren, da<br />

sich die Hersteller einschlägiger Systeme bei <strong>der</strong><br />

Konzipierung und Entwicklung an den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des bestehenden Fahrausbildungscurriculums<br />

sowie an den Bedürfnissen <strong>der</strong> Fahrlehrer orientiert<br />

haben. Vielversprechend erscheinen zudem die Bestrebungen<br />

einiger Anbieter, die Fahrschüler künftig<br />

noch stärker und individueller in die Interaktion<br />

mit dem Lehrmaterial einzubinden, z.B. über die<br />

Kombination <strong>der</strong> Lehranwendungen mit individuellen<br />

Computerarbeitsplätzen o<strong>der</strong> speziellen Steuergeräten<br />

zur Reaktion auf das Stimulusmaterial.<br />

Wie die bisherige Diskussion des Einsatzes neuer<br />

Medien im Rahmen <strong>der</strong> Fahrausbildung zeigt, ist <strong>der</strong><br />

Charakter <strong>der</strong> momentan national und international<br />

verfügbaren Lernsysteme größtenteils ausgerichtet<br />

auf den Charakter des jeweiligen Fahrausbildungscurriculums<br />

und die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> zu bewältigenden<br />

Prüfungen. Da <strong>für</strong> die Bewältigung <strong>der</strong> fahrpraktischen<br />

Prüfung in Deutschland die Fahrstunden<br />

in <strong>der</strong> Regel ausreichen und <strong>für</strong> die Bewältigung<br />

<strong>der</strong> theoretischen Prüfung insbeson<strong>der</strong>e die<br />

ökologisch valide Demonstration kognitiv-mentaler<br />

Fertigkeiten nicht erfor<strong>der</strong>lich ist, sind Lernprogramme,<br />

welche den systematischen Aufbau solcher Fertigkeiten<br />

explizit unterstützen, kaum vertreten (im<br />

Gegensatz zu Australien, Großbritannien o<strong>der</strong> Neuseeland).<br />

Dies manifestiert sich auch im Charakter<br />

einschlägiger Prüfmedien, die zum momentanen<br />

Zeitpunkt ausschließlich in einer computergestützten<br />

Adaption des amtlichen Fragekatalogs bestehen<br />

und <strong>der</strong>en Unterstützungspotential weitest-

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