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_________________________________________________________________________________ Zu berücksichtigen ist auch, dass in Deutsch-Ostafrika zwei „Zeitungen“ gar keine echten Tageszeitungen (wie in Europa) waren, sondern nur zweimal wöchentlich erschienen. Eine dritte „Zeitung“ in Tanga muss man als „Wochenblatt“ bezeichnen. In Deutschland brachten sämtliche (echten) Tageszeitungen 1934 es auf eine Jahrsauflage von vergleichsweise 7,5 Milliarden Exemplaren bei 66 Millionen Einwohnern. Die Zeitungen der deutschen Afrika-Kolonien zeigten beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs eine Entwicklung, die man mit dem Wachstum amerikanischer Städte vor der Jahrhundertwende vergleichen könnte. Innerhalb zweier Jahrzehnte waren aus den primitiven vervielfältigten Flugblättern, mit denen die Behörden in den Schutzgebieten ihre wichtigsten Bekanntmachungen unter das Volk brachten, richtige Zeitungen entstanden. Wegen der dünnen Besiedlung des riesigen Verbreitungsgebiets ver-bot sich eine ständige Steigerung der Auflagen. Die Verleger verdienten ihr Geld nicht mit Abonnements, sondern durch Anzeigenaufträge. Eine Druckerei in Afrika einzurichten erforderte reichlich Kapital. Allein die Pressen, die Ersatz- und Zubehörteile verschlangen auf dem umständlichen Transport von Westeuropa zum schwarzen Kontinent oder Richtung Fernost und Südsee gewaltige Frachtkosten. Gründer der ersten Zeitung in Deutsch-Südwestafrika 1898 war der in Windhuk lebende Rechtsanwalt Wasserfall, der lieber „Pressemann“ sein wollte statt staubtrockener Jurist. Er rief den WINDHUKER ANZEIGER ins Leben. Im Jahr 1901 fühlte sich Wasserfall am Sitz des Gouvernements so stark von der Kolonialbürokratie gegängelt, das er seinen Verlag nach Swakopmund ausquartierte und neu firmierte: DEUTSCH-SÜDWESTAFRIKNISCHE ZEITUNG, unabhängig bis auf die Knochen. Welche Mühsal damals zu bewältigen war, beschrieb Fritz Lang in einem Artikel wie folgt: „Wasserfall hatte voller Begeisterung nicht nur in Deutschland das Setzen und Drucken erlernt, sondern betätigte sich zur gleichen Zeit als Verlagsdirektor, Chefredakteur und Reporter obendrein. Die erste kleine
Handpresse kam am 2. August mit dem Ochsenkarren in Windhuk an, nachdem sie seit dem 24. April schon per Schiff in Swakopmund eingetroffen war (und dort nutzlos herum stand!). Der Transport kostete tausend Mark. 14 Tage dauerte die Aufstellung der Maschinerie und die Einrichtung der Druckerei. Am 12. Oktober 1898 erschien endlich die erste Ausgabe.“ Südwest hatte eine blühende Presselandschaft Wasserfall arbeitete unter keinem guten Stern. 1912 musste das Konkursverfahren über den Zeitungsverlag eröffnet werden, weil ihm auf raffinierte Weise die Wirtschaftsgrundlage entzogen worden war. Das Windhuker Gouvernement veröffentlichte plötzlich in eigener Regie ein AMTSBLATT FÜR DAS SCHUTZGEBIET DEUTSCH-SÜDWESTAFRIKA und ging als zahlungskräftiger Inserent verloren (mi seinen Amtlichen Bekanntmachungen im Anzeigenteil). Das Organ geriet danach in die Hände der Swakopmunder Buchhandlung GmbH und wurde weiter geführt, fussionierte mit der 1911 in Swakopmund als Nachrichtenblatt gegründeten SWAKOPMUNDER ZEITUNG des Unternehmens Peter & Stolze. Die DEUTSCH- SÜDWESTAFRIKANISCHE ZEITUNG unter neuer Leitung wollte hoch hinaus und sollte künftig dreimal wöchentlich ihre Abonnenten erreichen, was jedoch missglückte wegen der ungünstigen Verkehrsverhältnisse bei der Zustellung. Ab 1903 durften sich die Windhuker wieder über eine Lokalzeitung freuen, WINDHUKER NACHRICHTEN genannt und vom Bezirksverein protegiert, einer energischen Farmer Lobby. Zum Jahreswechsel 1911 übernahmen die NACHRICHTEN den Titel DER SÜDWESTBOTE mit wöchentlich drei Ausgaben. Allerdings existierte noch eine zweite Gazette in Windhoek als Konkurrenz: SÜDWEST; Eigentümer Herr Kindt, der seit 1910 in Swakopmund seine publizistischen Fühler ausstreckte.
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Seite 21: Menz und Schmidt allein zurechtkomm

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