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Korax 2013-III.indd - Schkola.de

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24ich eingangs aufrollte – Mut, z. B. zu neuen Themen in <strong>de</strong>r Bildung und lebendigeMenschen, die bereit sind, für diese neue Gesellschaft einzutreten. Was wünschenwir uns für unsere Kin<strong>de</strong>r? Wünschen wir Sie reich wie König Midas o<strong>de</strong>r klug wieAlbert Einstein? Die meisten Eltern, mit <strong>de</strong>nen ich spreche, wünschen sich eheretwas sehr Grundlegen<strong>de</strong>s: nämlich, dass ihre Kin<strong>de</strong>r glücklich sind. Dafür benötigensie weniger die 7. Potenz aus 49 son<strong>de</strong>rn sie benötigen Kompetenzen, um sichdieses Wohl-Be-Fin<strong>de</strong>n zu schaffen – in sich selbst und in ihrer Umgebung. Derdiesjährige Zukunftskongress trägt <strong>de</strong>n Titel „Sinn und Glück“ – die Essenz <strong>de</strong>ssen,was Zukunft <strong>de</strong>n Weg weist (Sinn) und vielleicht als Zielformulierung gelten kann(Glück).Damit sind wir bei Zukunft, <strong>de</strong>m allmächtigen Wort, <strong>de</strong>m wir nicht entkommen können.Was bedarf es für diese Zukunft? Welcher Art von Bildung bedarf es, um sie zumanagen? Um sie vielleicht glücklich zu gestalten?…Kompetenzen sind etwas an<strong>de</strong>res als reines Faktenwissen. Kompetenzen helfenuns, das Leben zu meistern, auf Probleme fl exibel zu reagieren, Wissen anzuwen<strong>de</strong>nund miteinan<strong>de</strong>r klarzukommen. „Früher ging´s doch och“ ist einer <strong>de</strong>r Sätze,die mir oft begegnen. Was ist das nur für eine Scheinwahrheit, die wir glauben zuglauben? Ich verweise nur auf <strong>de</strong>n Film „Das weiße Band“, wo sehr offensichtlich<strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen Erziehung und Gesellschaft dargestellt wird. Das warfrüher und damit möchte ich diese Diskussion schon gern vertagen. Die Zukunft,um die es hier eher geht, wird durch Kompetenzen bestimmt wer<strong>de</strong>n. Was wer<strong>de</strong>ndie Schlüsselkompetenzen <strong>de</strong>r Zukunft sein? Dazu gehören, u.a. nach Edward <strong>de</strong>Bono, <strong>de</strong>m Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s lateralen Denkens, die Fähigkeit, vernetzt, synthetisch,refl exiv und kreativ zu <strong>de</strong>nken, sich orientieren zu können in dieser komplexen Weltund seine Talente auszubil<strong>de</strong>n. Es wird zukünftig in die Richtung gehen müssen,junge Menschen zu ermächtigen, selbst tätig zu wer<strong>de</strong>n – unsere Aufgabe ist es,ihnen im Bereich Bildung, das mitzugeben, was sie dafür brauchen; ihnen nebenFaktenwissen unbedingt die genannten Kompetenzen ausbil<strong>de</strong>n zu helfen.Beziehungsweise: ihnen helfen, sie nicht zu verlieren auf <strong>de</strong>m Weg durch die Schule.Denn welche Begabungen bringen Kin<strong>de</strong>r mit auf die Welt? Liebe und Zuneigung,Offenheit und Ent<strong>de</strong>ckerfreu<strong>de</strong>, Kreativität und Gestaltungslust, Vertrauenund Zuversicht, Beharrlichkeit und Eigensinn, Achtsamkeit und Mitgefühl. Sind dasnicht genau die Dinge, die unsere Gesellschaft braucht? Sind sie nicht ein Querschnittvon Leben, von Glück? Sie bil<strong>de</strong>n die Basis für Lebensträume und Visionen,die wichtigsten Leitbil<strong>de</strong>r in unserem Leben.Und jetzt werfen wir einen verstohlenen Blick auf das preußische Schulsystem,was in seinen Hauptzügen noch heute Bestand hat: es gleicht <strong>de</strong>m, was auf einemWeinberg vor sich geht: es geht um Erziehungsschnitte, um das Wachstumkontrolliert zu halten; es geht um Selektion <strong>de</strong>r Qualität und das Auspressen biszum letzten Tropfen. Ich kann die Folgen dieser Erziehungs- und Bildungsstrategienmitverfolgen durch meine Tätigkeit und möchte Ihnen subsummieren, was mirbegegnet, was ich seit Jahren beobachte. Ich arbeite sowohl mit Stu<strong>de</strong>nten alsauch mit Schulabgängern unterschiedlicher Schulformen – also nach<strong>de</strong>m sie ihrerSchulpfl icht nachgekommen sind. Ich lese Seminararbeiten von Stu<strong>de</strong>nten imHauptstudium, die von verkümmertem Sprachvermögen zeugen, <strong>de</strong>r Unfähigkeit,zu refl ektieren und von <strong>de</strong>r Überfor<strong>de</strong>rung, Wissen auf praktische Zusammenhängeanzuwen<strong>de</strong>n. Ich arbeite im Bereich Persönlichkeitsentwicklung mit Gymnasiasten,die Einser-Durchschnitte haben, aber nicht in <strong>de</strong>r Lage sind, ihren Tag zu planeno<strong>de</strong>r konsequent ein Ziel zu verfolgen. Ablenkung statt Konzentration, Konsum stattSelbstinitiative. Ich treffe auf schulfertige junge Menschen, <strong>de</strong>ren Allgemeinwissenim großen Durchschnitt als verkümmert und rudimentär zu bezeichnen ist. Ichtreffe auf Angst vor Verän<strong>de</strong>rung, vor Neuem, vor <strong>de</strong>r Kommunikation mit Menschen,vor <strong>de</strong>r Öffnung ihres Horizontes. Perfekt in Kurvendiskussion, versagendbeim Kochen von Kartoffeln. Selbständigkeit Fehlanzeige. Kin<strong>de</strong>r im klassischenSchulsystem wer<strong>de</strong>n nicht gebil<strong>de</strong>t son<strong>de</strong>rn auf etwas hin erzogen. Faktenwissensteht dabei im scharfen Kontrast zu alltagsrelevantem Anwendungswissen sowiesozialen Kompetenzen und individuellen Begabungen. Die klassische Schule fürchtetgar gera<strong>de</strong> die För<strong>de</strong>rung letztgenannter Bereiche, wenn an die Gespräche mitmanchen Lehrern dieses Systems aufmerksam refl ektiert. Der Leistungsdruck unddas Bulimielernen klassischer Schulen verbiegt <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn ihre Lebensfreu<strong>de</strong> undnimmt ihnen <strong>de</strong>n Sinn für ihre Begabungen; nimmt ihnen die Fähigkeit zu träumen.Hier wird selektiert, getrennt, hier wer<strong>de</strong>n Unterschie<strong>de</strong> gemacht. Kreativität undQuer<strong>de</strong>nken gelten als unerwünscht. Es gilt, lerne folgsam zu sein: sitze 45 Minutengera<strong>de</strong>, glaube an das, was Dir vorgesagt wird, wer<strong>de</strong> für <strong>de</strong>ine Fehler bestraft undlaß´ dir vorsagen, was zu tun ist.Was für ein Un-Sinn!Menschen brauchen, um ihr Potenzial entfalten zu können, um Mensch zu seinmit ihren Talenten und Begabungen, ganz an<strong>de</strong>re Rahmenbedingungen. Es giltdringend, Lernformen und -umgebungen zu überprüfen und <strong>de</strong>n Mut aufzubringen,es an<strong>de</strong>rs zu versuchen – wie hier an <strong>de</strong>r <strong>Schkola</strong>. Junge Menschen brauchenVorbil<strong>de</strong>r, sie brauchen Selbstvertrauen und Raum, sich auszutesten. Sie müssenihren Verstand ent<strong>de</strong>cken dürfen und ihre Talente erkennen. Wir müssen ihnen Freiheitgeben, Lob und Anerkennung; wir müssen sie lehren, Kritik anzunehmen undkonstruktiv umzusetzen. Nur so können sie Kreativität zum Lösen von Problemennutzen, Mut fassen, eigene I<strong>de</strong>en umzusetzen und stolz darauf zu sein; das Gefühlvon Offenheit und Toleranz mit <strong>de</strong>m An<strong>de</strong>rsseien<strong>de</strong>n ausprägen und eigeneLebenspläne zu verfolgen. Das ist nicht nur Aufgabe von Schule son<strong>de</strong>rn es istunser aller Aufgabe, die wir mit unseren eigenen und an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn arbeiten. Wirkönnen nichts verlangen, was wir nicht selbst zu tun bereit sind.…Spannen wir nun <strong>de</strong>n Bogen zurück auf unsere Region. Wir brauchen hier dringendsoziale Innovation, die v.a. durch Menschen getragen wird. Unser letzter großerBruch liegt gera<strong>de</strong> mal 23 Jahre zurück. Fragen Sie sich selbst, was hat es mit mirund mit uns gemacht? Haben Sie <strong>de</strong>n Mut, zu formulieren, was sie gefühlt verlorenhaben. Haben Sie <strong>de</strong>n Mut, zu formulieren, wo sie <strong>de</strong>n Mut verloren haben.Haben Sie auch <strong>de</strong>n Mut, zu formulieren, was Ihnen zum Ersatz gewor<strong>de</strong>n ist. DieGestaltung <strong>de</strong>r Region, unseres Lebensumfel<strong>de</strong>s, ist wichtig und muss vielfältigpassieren. Je vielfältiger das Leben in dieser Region ist, umso interessanter wir<strong>de</strong>s für Menschen.Mit <strong>de</strong>r <strong>Schkola</strong> haben wir hier in unserer Region eine Keimzelle <strong>de</strong>r sozialen Innovation.Hier fi n<strong>de</strong> ich Mut zu Inklusion, zu Kreativität, zur Schaffung einer Potenzialentfaltungskultur,zu Freiheit. Ich weiß, dass das alles nicht immer einfachist, son<strong>de</strong>rn verdammt harte, unablässige Arbeit. Aber so ist es mit <strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>rVerän<strong>de</strong>rung – wenn wir Verän<strong>de</strong>rung nicht gestalten, dann gestaltet die Verän<strong>de</strong>runguns.Und so möchte ich Sie in diese rauschen<strong>de</strong> Ballnacht schicken mit einem Spruch,<strong>de</strong>r mich und mein Tun für die Zukunft dieser Region schon lange begleitet: „Aufklärungist <strong>de</strong>r Ausgang <strong>de</strong>s Menschen aus seiner selbst verschul<strong>de</strong>ten Unmündigkeit.Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstan<strong>de</strong>s ohne Anleitung einesan<strong>de</strong>ren zu bedienen. Selbst verschul<strong>de</strong>t ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache<strong>de</strong>rselben nicht am Mangel <strong>de</strong>s Verstan<strong>de</strong>s, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Entschließung und <strong>de</strong>sMuthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines an<strong>de</strong>ren zu bedienen. Sapere au<strong>de</strong>!Haben Sie Muth, sich ihres eigenen Verstan<strong>de</strong>s zu bedienen!“ Haben Sie Mut, sichauch Ihrer Träume und <strong>de</strong>r Träume Ihrer Kin<strong>de</strong>r zu bedienen; quer zu <strong>de</strong>nken, sicheinzubringen in die Gesellschaft und glauben Sie an eine Zukunft hier vor Ort – fürsich und Ihre Kin<strong>de</strong>r.Franziska Schubert

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