Anthropology goes public! - Die Maske
Anthropology goes public! - Die Maske
Anthropology goes public! - Die Maske
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Die</strong> <strong>Maske</strong> – Zeitschrift für Kultur- und Sozialanthropologie<br />
eigene) oft unverständlicher und „fremder“ ist als die<br />
Lebensentwürfe anderer Kulturen. Zugleich müssen sie<br />
dem Betrachter die Geschichtlichkeit des Dargestellten<br />
deutlich machen, Kultur als anhaltenden Prozess und<br />
nicht als statisches Produkt zeigen. Sie müssen den Blick<br />
für die Tatsache öffnen, dass menschliche Gesellschaften<br />
auf Dauer niemals Inselcharakter hatten, sondern stets<br />
im Austausch mit ihren Nachbarn standen.<br />
Neben dem weiterhin wichtigen Ziel der Erklärung des<br />
Lokalen muss in ethnologischen Museen unserer Zeit<br />
verstärkt der Kulturvergleich treten, die Auslotung der<br />
Bandbreite der kulturellen Artikulation des Menschen<br />
– die Vielfalt in der Einheit – deren Untersuchung einen<br />
wichtigen Traditionsstrang unserer Wissenschaft<br />
darstellt. Ethnologische Museen sollten sich aber auch<br />
der Möglichkeiten und Beschränkungen bewusst sein,<br />
die aus der Materialität ihrer Bestände, ihrer Entfremdung<br />
aus sinnstiftenden Lebenszusammenhängen, und<br />
(siehe Benin) ihrer Veränderung durch Einbettung in<br />
unsere eigene Kultur entstehen und – anstatt sie zu<br />
kaschieren – selbst zum Thema der Betrachtung zu machen.<br />
Aus historischen Gründen haben die ethnologischen<br />
Museen ein wenig den Anschluss an die<br />
Entwicklungen des eigenen Fachs verloren. Aber sie<br />
haben auch die Chance, ihre allzu selten als Quelle der<br />
Erkenntnis genutzten Bestände für<br />
die Weiterentwicklung einer etwas allzu mentalistisch<br />
und präsentistisch gewordenen akademischen Disziplin<br />
einzubringen. „Museum neu“ bedeutet also auch einen<br />
größeren Stellenwert für die Forschung, ohne die es<br />
niemals spannende Ausstellungen geben wird.<br />
Demnächst in diesem Museum … �<br />
Christian Feest ist Direktor des Museums für Völkerkunde<br />
Wien und unterrichtet Kultur- und Sozialanthropologie an<br />
der Universität Wien.<br />
84<br />
Wiener Institut – Völkerkunde Museum<br />
Foto: Christian Feest<br />
Reliefplatte: Portugiese mit fünf Manillas<br />
Königtum Benin, Nigeria, 16./17. Jh.<br />
Museum für Völkerkunde Wien (Slg. A.<br />
Maschmann)