Bernhard gitschtaler - gailtaler jugend im nationalsozialismus
Bernhard gitschtaler - gailtaler jugend im nationalsozialismus
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und die deshalb 1946 vom Internationalen Militärgerichtshof zur „verbrecherischen<br />
Organisation“ erklärt wurde. Im Februar 1942 wurde Feistritzer zum Abgeordneten <strong>im</strong><br />
Reichstag ernannt. Von 1941 bis 1943 war er Kreiswalter des Nationalsozialistischen<br />
Lehrerbundes (NSLB). Von spätestens 1943 bis Kriegsende war er als SS-Obersturmführer<br />
ein Angehöriger des SD-Sicherheitsdienstes. Feistritzer verstarb 1947. (Jamritsch 2012: S.9 &<br />
S.13)<br />
Um die Loyalität der LehrerInnenschaft gegenüber der NSDAP zu gewährleisten,<br />
wurden die Lehrer und Lehrerinnen bzgl. ihrer politischen Einstellung ständig überprüft und<br />
evaluiert. Anscheinend wurden diese Überprüfungen in den Hermagorer Schulen nicht<br />
ausreichend ernst genommen, nicht schnell genug durchgeführt bzw. falsch gehandhabt, wie<br />
ein Schreiben des NSLB an den Kreis Hermagor zeigt. Auf zwei Seiten wird der Ablauf der<br />
Beurteilung der politischen Einstellung des Lehrpersonals „erneut“ geschildert. Es wird<br />
ausdrücklich vermerkt, dass der Prozess der Beurteilung ein quasi permanenter ist. Konkret<br />
bedeutet dies, dass das Gaupersonalamt jederzeit neue Beurteilungsunterlagen einfordern<br />
kann. Die Beurteilungen selbst wurden dabei von der Partei (Orts- oder Kreisgruppe)<br />
vorgenommen, sowie unabhängig davon vom Nationalsozialistischen Lehrerbund. (DÖW<br />
Akte 21.355/3) Wer LehrerIn sein wollte, musste somit in den Augen der Nazis „politisch<br />
zuverlässig“ sein. Die Meinungsfreiheit war abgeschafft.<br />
Ein weiteres besonderes Beispiel für einen fanatischen Anhänger der Nazis ist der<br />
bereits verstorbene ehemalige Oberlehrer in Mitschig Karl Burkart. Auch er war wie Peter<br />
Feistritzer bereits Jahre vor dem Anschluss Parte<strong>im</strong>itglied der NSDAP und gehörte somit zu<br />
den „Illegalen“ <strong>im</strong> Tal. 5 Burkart arbeitete bei der NSDAP Ortsgruppe Mitschig mit, die auch<br />
ein monatliches „Informationsblatt“ veröffentlichte, in dem unter anderem Personen, die sich<br />
nicht ausreichend für die Nazis engagierten, denunziert wurden. Nach dem „Anschluss“<br />
wurde Burkart Standesbeamter. Keine zufällige Entwicklung, denn seit 1.8.1938 sind Ehen<br />
nur mehr gültig, wenn sie von einem Standesbeamten geschlossen werden. Kirchliche Ehen<br />
hatten von nun an keine Rechtswirkung mehr. Ziel war die Zurückdrängung des Einflusses<br />
der Kirche. Burkart trat übrigens am 22.6.1938 aus der Kirche aus. Die später <strong>im</strong> NS-Staat<br />
verbotenen Fronleichnamsprozessionen beobachtete der Oberlehrer Burkart vom Schulfenster<br />
5 Im Zuge der Ausschaltung der politischen Opposition durch Engelbert Dollfuß in Österreich 1933,<br />
wurde u.a. auch jegliche nationalsozialistische Aktivität verboten. Als „Illegale“ wurden demnach Nazis<br />
bezeichnet, die sich diesen Verboten, in welcher Art und Weiße auch <strong>im</strong>mer, widersetzten.<br />
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