Bernhard gitschtaler - gailtaler jugend im nationalsozialismus
Bernhard gitschtaler - gailtaler jugend im nationalsozialismus
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alltäglichen, scheinbar harmlosen Abläufe waren es, welche die zentralen Elemente der NS-<br />
Vernichtungs- und Kriegsmaschinerie ermöglichten, aufrecht hielten und vorantrieben. Mit<br />
diesem Text soll so ein Beitrag geleistet werden, einige in diesem Zusammenhang höchst<br />
aktuelle Fragen zu beantworten. Fragen nach dem wie es sein kann, dass eine<br />
Auseinandersetzung mit der eigenen faschistischen Geschichte in Kärnten und dem Gailtal<br />
bisher kaum bzw. nicht möglich war. Oder die Frage warum die tatsächlichen NS-Opfer so<br />
lange und so erfolgreich aktiv vergessen wurden. Vor diesem Hintergrund möchte ich in<br />
dieser Arbeit einen Blick auf die Aktivitäten der NS Jugendorganisationen <strong>im</strong> Gailtal und<br />
damit auch die Gailtaler Jugend zwischen 1938 und 1945 werfen. Die „Erziehung“ junger<br />
Menschen zum Nationalsozialismus nahm in diesem totalitären Reg<strong>im</strong>e eine besonders<br />
zentrale Stellung ein, ist aber auch von Transformationen und Brüchen gekennzeichnet.<br />
Namentlich werden die Strukturen der „Hitler<strong>jugend</strong>“ (HJ) und des „Bund deutscher Mädel“<br />
(BdM), des Reichsarbeitsdienstes (RAD) sowie die Aktivitäten der jeweiligen Organisationen<br />
<strong>im</strong> Gailtal untersucht. Um dies zu ermöglichen, wurden Zeitzeuginnen-Interviews geführt,<br />
Bilder gesammelt, Archive durchforstet und natürlich Pr<strong>im</strong>är- und Sekundärliteratur studiert<br />
und ausgewertet.<br />
Neben einem Blick auf die Ziele, welche sich die Nazis mit der Indoktrinierung der<br />
Jugend erhofften und erwarteten, werden <strong>im</strong> Text auch alle bisher <strong>im</strong> Gailtal bekannten RAD<br />
Lager benannt und thematisiert. Seltene Bilder der jeweiligen RAD Lager verschaffen einen<br />
kleinen visuellen Einblick. Darüber hinaus mache ich mich auf die Spur eines jungen<br />
Gailtalers, den der RAD 1942 bis in die französische Bretagne verschlug. Anhand der<br />
Gerichtsakten u.a. eines Mannes aus Birnbaum <strong>im</strong> Lesachtal, die <strong>im</strong> Dokumentationsarchiv<br />
des Österreichischen Widerstandes (DÖW) lagern, wird schließlich gezeigt, das RAD<br />
Mitglieder, zumindest in den letzten Jahren der NS – Herrschaft auch bei Kriegsverbrechen<br />
anwesend und beteiligt waren. Nicht ausgelassen werden darf die Leidensgeschichte der<br />
jungen Watschigerin Stafanie Ranner, die von den Nazis in einem Konzentrationslager getötet<br />
wurde. Und schließlich mache ich mich auch auf die Spuren der damals jungen Ingeborg<br />
Bachmann, die einige Zeit ihrer Jugend <strong>im</strong> Gailtal verbrachte und dabei den Soldaten Jack<br />
Hamesh kennen lernte. Die Freundschaft der jungen Frau mit dem jüdischen Soldaten stieß <strong>im</strong><br />
Gailtal auf breite Ablehnung, gerade weil Hamesh Jude war. Das Beispiel der Familie<br />
Arbeiter aus Egg wird schließlich verdeutlichen, dass es auch <strong>im</strong> Gailtal Widerstand gegen<br />
das NS-Reg<strong>im</strong>e gab.<br />
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