Page 1 11. Jahrgang Do., 24.11. – Mi., 30.11.2011 WALLSTRASSE ...
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DIABOLO WOCHENZEITUNG | Ausgabe 47/11 BÜHNE 5<br />
Intensiv in Musik und Spiel<br />
Überzeugende Inszenierung der Kammeroper „Fräulein Julie“<br />
TEXT | SYLVIA MALLINKRODT-NEIDHARDT<br />
Es beginnt als leichtfertiges Liebesspiel,<br />
entwickelt sich zu einem obsessiven Kampf<br />
der Geschlechter vor dem Hintergrund<br />
gesellschaftlicher Unterschiede und endet<br />
in tödlicher Verzweiflung <strong>–</strong> William Robertson<br />
hat mit der Kammeroper „Fräulein<br />
Julie“ eine beeindruckende, unter die Haut<br />
gehende Inszenierung auf die Bühne des<br />
Oldenburgischen Theaters gebracht. Eine<br />
Regiearbeit, die den Zuschauer immer<br />
mehr hineinzieht in das Geschehen, in die<br />
vorherseh-, aber unabänderbare psychische<br />
und physische (Selbst-)Zerstörung<br />
der Julie.<br />
Die Oper entstand nach dem gleichnamigen<br />
Schauspiel des schwedischen Schriftstellers<br />
August Strindberg aus dem Jahr<br />
1888, der sein Stück als „naturalistisches<br />
Trauerspiel“ bezeichnete hatte. Der in Italien<br />
geborene norwegische Komponist<br />
Antonio Bibalo griff den Stoff auf und vertonte<br />
ihn 1975 für das Opernhaus im<br />
dänischen Arhus. Die in Oldenburg zu<br />
sehende Fassung als Kammeroper erarbeitete<br />
Bibalo 1984 im Auftrag der Deutschen<br />
Oper in Berlin; dazu reduzierte er<br />
das ursprünglich große Orchester auf ein<br />
Streichquintett und Klavier. Text und eng<br />
am gesprochenen Wort orientierte Musik<br />
bilden eine Einheit, wobei die Musik eine<br />
zusätzlich Ausdrucksform der komplexen<br />
Charaktere, ihrer Gefühle und inneren<br />
Auseinandersetzungen darstellt. Die Musik<br />
gibt dem Schauspiel eine zusätzliche Tiefe,<br />
da sie nicht (nur) begleitend, sondern<br />
vielfach vorwegnehmend ist; musikalisch<br />
wird bereits ausgedrückt, was später erst<br />
in Worte gefasst wird. Unter der musikalischen<br />
Leitung von Johannes Stert überzeugen<br />
Streicher/innen und Pianist des<br />
Oldenburgischen Staatsorchesters durch<br />
ein emotionales, mit Sängerinnen und Sänger<br />
gut abgestimmtes Spiel.<br />
Linda Sommerhage verkörpert die selbstsüchtige<br />
und selbstmitleidige, weder liebenswerte<br />
noch liebesfähige, zu hysterischen<br />
Gefühlsausbrüchen neigende Julie<br />
beeindruckend intensiv bis exzessiv.<br />
Stimmlich hervorragend, gelingt es ihr<br />
ihren kräftigen Mezzosopran mit fortschreitender<br />
Handlung immer noch mehr<br />
zu entfalten: absolute Hochform! <strong>Mi</strong>chael<br />
Pegher gibt den stets auf seinen Vorteil<br />
bedachten Kammerdiener Jean gekonnt<br />
in seiner Kaltschnäuzigkeit, im Wechsel<br />
zwischen devotem und überheblichem<br />
Auftreten, und seiner Gleichgültigkeit<br />
anderen gegenüber. Er begleitet sein eige-<br />
Verlagssonderseite<br />
Weihnachtsmarkt der<br />
Gemeinnützigen Werkstätten<br />
Oldenburg e.V. am 27.<strong>11.</strong>2010<br />
Ein Erlebnis für die ganze Familie. Gestecke,<br />
Glühwein und Grünkohl,<br />
Kunstartikel, Kuchen und Kinderspiele,<br />
Weihnachtssterne, Weihnachtskekse<br />
und Weihnachtsengel <strong>–</strong> der<br />
Weihnachtsmarkt der Gemeinnützigen<br />
Werkstätten Oldenburg e.V. bietet<br />
alles, was das Herz begehrt.<br />
Das Vorbereitungsteam hat in der Rennplatzstraße<br />
203 ein umfassendes Angebot<br />
für die ganze Familie zusammengestellt.<br />
Sie laden die Besucher ein zum<br />
Bummeln, Schauen und Erleben. Kinder<br />
können Kekse backen, spielen und<br />
sich Märchen vorlesen lassen, während<br />
die Eltern sich an zahlreichen Ständen<br />
informieren und mit vielen weihnachtlichen<br />
<strong>Mi</strong>tbringseln eindecken können.<br />
Ein großer Teil des Marktes wird vor der<br />
Werkstatt aufgebaut, wo es Leckereien<br />
aller Art und viele Stände mit Dekorationsartikeln<br />
aus Holz und Metall zu kaufen<br />
gibt. Etwas Besonderes sind die einmaligen<br />
Bilder der Künstler und Künstlerinnen<br />
der Gruppe Farbsinn, die im<br />
Original und <strong>–</strong> dieses Jahr zum zweiten<br />
Mal <strong>–</strong> als Kunstkalender zu erwerben<br />
sind. Die Gäste können die Gelegenheit<br />
nutzen, sich in lockerer Atmosphäre über<br />
die Gemeinnützigen Werkstätten und ihre<br />
neuesten Projekte zu informieren,<br />
Weihnachtsartikel zu kaufen und mit der<br />
ganzen Familie einen erlebnisreichen Tag<br />
zu verbringen.<br />
Tipp: Nutzen Sie den Buspendelverkehr<br />
zwischen dem Parkplatz der Firma Relius<br />
Coatings (<strong>Do</strong>nnerschweer<br />
Straße/Ecke August-Hanken-Straße)<br />
und dem Weihnachtsmarkt der GWO.<br />
Veranstaltung:<br />
Weihnachtsmarkt der Gemeinnützigen<br />
Werkstätten Oldenburg e.V.<br />
Datum: 27.<strong>11.</strong>2010<br />
Zeit: ab 09:15 Uhr<br />
Ort: Oldenburg<br />
Straße: Rennplatzstraße 203<br />
Mehr Info unter: 0441-3405-0<br />
www.wfbm-oldenburg.de<br />
nes Spiel hingabevoll mit interpretierendem<br />
lockerem Tenor. Ingela Onstad hat<br />
als Köchin Christine die undankbare Rolle<br />
der von Jean betrogenen <strong>–</strong> und nur<br />
wenig aktiv in die Handlung einbezogenen<br />
<strong>–</strong> Verlobten, so dass sie ihren klaren<br />
Sopran nicht oft unter Beweis stellen kann.<br />
Lob gebührt ihr für ihr bewegtes <strong>Mi</strong>nenspiel<br />
und ihre ausdruckstarke Körpersprache<br />
im Hintergrund.<br />
Einen wichtigen Beitrag zur gelungenen<br />
Aufführung leistet das Bühnenbild von<br />
Lisa Maline Busse, das eine schmucklose<br />
Küche zeigt: Lebensraum der Bediensteten,<br />
aus dem Jean zu entkommen sucht,<br />
aufsteigen will; <strong>Mi</strong>ttsommernachtsspielplatz<br />
für das gräfliche Fräulein Julie, in das<br />
es hinabsteigt, um immer weiter zu fallen.<br />
Je nach emotionaler Befindlichkeit in blaues,<br />
rotes oder grünes Licht (Peter Scharneweber)<br />
getaucht, verwandelt sich der zu<br />
Beginn saubere, wohlgeordnete und übersichtliche<br />
Raum zunehmend in ein letztlich<br />
schmutziges Chaos. Immer wieder auf<br />
die Bühne projizierte Vogelschwärme symbolisieren<br />
den inneren Aufruhr der Handelnden,<br />
sind gleichermaßen Boten erhofften<br />
Glücks und ersehnter Freiheit wie flirrender<br />
Gefahr und drohenden Unheils. <strong>–</strong><br />
Die Inszenierung zeichnet sich durch eine<br />
Ingela Onstad (Kristine) und <strong>Mi</strong>chael Pegher<br />
(Jean) <strong>–</strong> Foto: Andreas J. Etter<br />
verstörende Intensität aus, die bereits im<br />
ersten Bild angelegt ist. Der eigentlich normale<br />
Vorgang des Zerlegens von Fleisch<br />
mit dem Hackmesser weist in seiner<br />
Gewalttätigkeit bereits auf das Kommende<br />
hin. Bis schließlich <strong>–</strong> gekonnt gemacht<br />
<strong>–</strong> langsam Blut über den Bühnenboden<br />
einsickert, weiter kriecht, sich ausbreitet:<br />
schicksalhaft, ausweglos. Der Rausch der<br />
<strong>Mi</strong>ttsommernacht ist vorbei…<br />
Weitere Vorstellungen: 8., 16., 28.12.