Page 1 11. Jahrgang Do., 24.11. – Mi., 30.11.2011 WALLSTRASSE ...
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DIABOLO WOCHENZEITUNG | Ausgabe 47/11 KINO 7<br />
Der Mädchenschwarm<br />
Interview mit Robert Pattinson zu „Breaking Dawn“<br />
INTERVIEW | MARTIN SCHWICKERT<br />
2004 spielte Robert Pattinson (Geb. 1986)<br />
eine Nebenrolle in <strong>Mi</strong>ra Nairs „Vanity Fair“<br />
und seine Szenen landeten auf dem Boden<br />
des Schnittraumes. Nur drei Jahre später<br />
übernahm Pattinson die Rolle des edelmütigen<br />
Vampirs Edward Cullen in der<br />
Verfilmung von Stephenie Meyers Bestseller<br />
„Bis(s) zum Morgengrauen“ und<br />
wurde dadurch über Nacht zum Mädchenschwarm<br />
mit nachhaltig globaler Wirkung.<br />
Auch zur Deutschland-Premiere von<br />
„Breaking Dawn <strong>–</strong> Bis(s) zum Ende der<br />
Nacht“, der vierten und vorletzten Folge<br />
der „Twilight“-Serie, campierten die Fans<br />
schon eine Nacht zuvor bei frostigen Temperaturen<br />
vor dem Kino am Potsdamer<br />
Platz, um Robert Pattinson abends über<br />
den roten Teppich gehen zu sehen.<br />
DIABOLO: Mr. Pattinson, Sie haben jetzt<br />
mehr als fünf Jahre mit den „Twilight“-<br />
Filmen verbracht. Wie fühlt man sich,<br />
wenn die letzte Klappe gefallen ist?<br />
Robert Pattinson: Die Dreharbeiten für<br />
diese beiden letzen Teile waren sehr<br />
anstrengend. Wir haben acht Monate lang<br />
sechs Tage die Woche bis zu fünfzehn<br />
Stunden am Tag gedreht. Dazu gehörten<br />
auch sehr viele Außendrehs und ich musste<br />
immer diese Kontaktlinsen tragen, an<br />
die sich meine Augen aus welchem Grund<br />
auch immer nie gewöhnt haben. Alle<br />
waren am Schluss sehr erschöpft. Aber<br />
trotzdem fühle ich mich jetzt am Ende<br />
der Serie immer noch mit der „Twilight“-<br />
Welt verbunden. Ich habe zwar zwischendrin<br />
ein paar andere Filme gedreht. Aber<br />
in den Interviews zu diesen Filmen haben<br />
trotzdem alle nach „Twilight“ gefragt.<br />
Das wird wohl noch eine Weile so bleiben.<br />
DIABOLO: Wie hat sich Ihr Leben durch<br />
„Twilight“ verändert?<br />
Robert Pattinson: Mein Leben hat sich<br />
durch diese Filme vollkommen verändert.<br />
Zuvor hatte ich in „Harry Potter und der<br />
Feuerkelch“ gespielt und danach konnte<br />
ich weiter unbehelligt durch die Straßen<br />
gehen. Keiner hat mich wiedererkannt<br />
und gesagt „Schau mal da ist Cedric<br />
Diggory“. Das war nach dem ersten „Twilight“-Film<br />
plötzlich vorbei und das<br />
bedeutet eine enorme Veränderung in der<br />
Art, wie man sein Leben gestaltet. Am<br />
Anfang versetzt es einen in Panik, aber<br />
dann entwickelt man seine Strategien,<br />
wie man damit umgeht.<br />
DIABOLO: Was war bisher Ihr seltsamstes<br />
Erlebnis mit Fans?<br />
Robert Pattinson: Allein die Größe dieser<br />
Fan-Events ist vollkommen verrückt.<br />
Vor ein paar Jahren hatten wir eines im<br />
Münchner Olympiastadion. Man geht<br />
in dieses Stadion. Es ist vollkommen dunkel.<br />
Dann geht das Licht an und zwan-<br />
ROBERT PATTINSON Deutschlandpremiere „Die Twilight Saga - Breaking dawn - Biss zum Ende der<br />
Nacht - Teil 1“ Cinestar, Sony Center, © 2011 Concorde Filmverleih GmbH<br />
zigtausend Menschen schreien begeistert<br />
los. Man fühlt sich wie in einer Rockband,<br />
nur dass wir keine Musik gespielt<br />
haben, sondern einfach nur da gestanden<br />
sind. Das ist schon eine sehr seltsame<br />
Erfahrung.<br />
DIABOLO: Waren Sie selbst einmal ein<br />
derart begeisterter Fan?<br />
Robert Pattinson: Nicht ganz so extrem.<br />
Aber ich war ein großer Fan von Musikern<br />
wie Van Morrison oder Jimi Hendrix.<br />
Von denen habe ich alle Platten und<br />
jede noch so verrauschte Aufnahme<br />
gesammelt.<br />
DIABOLO: Was macht Ihre Figur Edward<br />
eigentlich zu einem solch unwiderstehlichen<br />
Objekt der Begierde?<br />
Robert Pattinson: Die Bücher sind von<br />
Stephenie Meyer aus Bellas Perspektive<br />
geschrieben. Bella ist von Edward geradezu<br />
besessen und die Leser können ganz<br />
in ihrer Gedankenwelt versinken. Aber<br />
auf eine seltsame Art ist Edward auch eine<br />
Projektionsfläche, auf der die Zuschauer<br />
ihre eigenen Vorstellungen von der Figur<br />
entwickeln. Er wird zu dem, was die Leute<br />
wollen, was er ist. Denn eigentlich ist<br />
Edward ja eher eine passive Figur. Er<br />
denkt nur an Bella und sein einziges Interesse<br />
ist, sie zu lieben und alles zu tun, dass<br />
es ihr gut geht. Die Zuschauer fügen in<br />
ihrer Vorstellung hinzu, was sie in der<br />
Figur sehen wollen und dadurch spricht<br />
Edward so viele Menschen an.<br />
DIABOLO: Was ist das Schwierigste, wenn<br />
man einen Vampir spielt?<br />
Robert Pattinson: Vampire haben ja<br />
eigentlich nichts zu tun. Sie schlafen<br />
nicht, sie sitzen nicht gemütlich auf dem<br />
Sofa <strong>–</strong> mit all diesen ganz normalen<br />
menschlichen Tätigkeiten haben Vampire<br />
nichts zu tun. Normalerweise wenn<br />
man eine Szene dreht und ein anderer<br />
den Raum betritt, macht man irgendetwas<br />
und hat einen Grund, warum man<br />
in diesem Raum ist. Aber als Vampir steht<br />
man einfach nur da. Vampire haben keine<br />
Bedürfnisse. Alles beruht auf Sehnsüchten.<br />
Das nimmt einer Rolle eine<br />
Menge Nuancen, weil man keine anderen<br />
Motivationen hat als die, die von der<br />
Geschichte vorgegeben wird.<br />
DIABOLO: In den ersten drei Folgen war<br />
die Sehnsucht zwischen Bella und Edward<br />
die treibende Kraft. Nun heiraten die beiden<br />
und haben zum ersten Mal Sex. Wie<br />
schwer war es diese Szene, auf die alle jahrelang<br />
gewartet haben, zu drehen?<br />
Robert Pattinson: Das Schwierige war,<br />
dass die Szene im Buch nicht genau<br />
beschrieben ist. Das heißt, es gibt mehr<br />
als 120 <strong>Mi</strong>llionen Leser, die sich ihre eigenen<br />
Vorstellungen von dieser Szene<br />
gemacht haben und daraus entsteht eine<br />
Erwartungshaltung, die einen ganz schön<br />
unter Druck setzt. Es ist eine sehr wichtige<br />
Szene, weil es für beide das erste Mal<br />
ist. Sie bedeutet den Lesern sehr viel. Dessen<br />
muss man sich bewusst sein. Aber der<br />
Dreh selbst war nicht schwer. Regisseur<br />
Bill Condon versteht es, eine gute Atmosphäre<br />
am Set herzustellen und letztendlich<br />
trug er die ganze Verantwortung für<br />
das Gelingen der Szene.<br />
DIABOLO: Kein Sex vor der Hochzeit <strong>–</strong><br />
ist das für Sie eine romantische oder eine<br />
antiquierte Vorstellung?<br />
Robert Pattinson: Da kommt es wohl darauf<br />
an, wie man erzogen wurde. Aber ich<br />
denke, wenn man zum ersten Mal Sex<br />
miteinander hat, ist das immer eine<br />
besondere und ganz persönliche Erfahrung,<br />
die mit vielen Erwartungen und<br />
Emotionen aufgeladen ist. Ob das nun<br />
vor oder nach der Hochzeit stattfindet,<br />
macht für mich keinen großen Unterschied.<br />
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