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Ausgabe 6 – November 2009<br />

Schwerpunkt<br />

Ruhrgebiet als<br />

Filmregion<br />

NRW in LA<br />

German<br />

Currents<br />

Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Programmprämien<br />

Alle Kinos,<br />

alle Prämien<br />

Setbericht<br />

Jedem Kind ein<br />

Instrument<br />

1


Mit seiner Location-Seite liefert<br />

der Newsletter regelmäßig einen<br />

bebilderten Gruß aus der Regi-<br />

on. Ausgewählt werden die<br />

Motive von Location-Scouts aus<br />

NRW. Alle Bilder und noch viele<br />

weitere finden Sie auch auf der<br />

Seite www.locationnrw.de.<br />

Grüße von der Ruhr<br />

Mythos, Metropole und Europa sind die drei<br />

Leitthemen der Kulturhauptstadt Europas<br />

Ruhr.2010, die Besuchern und Bewohnern mit<br />

rund 300 Projekten und über 2.500 Veranstaltungen<br />

nahe gebracht werden sollen. Karten<br />

können jeweils genau ein Jahr vor dem Tag des<br />

Ereignisses über das Internet bestellt werden.<br />

Die Website www.ruhr2010.de ist die erste<br />

und beste Anlaufstelle, um sich über das umfangreiche<br />

Programm zu informieren. Schauen<br />

Sie rein, es lohnt sich.<br />

2<br />

ZeitRaumRechercheLocation,<br />

Tel. (0177) 8223742;<br />

zeitraumrecherchelocation@web.de<br />

Udo Wüllenweber,<br />

Tel. (0211) 1577074;<br />

udo.wuellenweber@t-online.de<br />

tobdesign / setdesign & location,<br />

Tel. (0201) 6491071<br />

Tel. (0172) 5324331;<br />

post@roelin.eu<br />

Sandra Stromeyer<br />

Tel: (0178) 5593317<br />

sandra@motivekoeln.de<br />

newsletter 6/2009 – Location<br />

moods - location scouting pia esten,<br />

Mobil: 0178-5417906;<br />

p.esten@moods-locationscouting.com<br />

Markus Zimmer<br />

Tel. (0177) 340 66 92;<br />

locationsuche@gmx.de


Schwerpunkt: Ruhrgebiet als Filmregion<br />

Malochen<br />

für den Film<br />

or einigen Jahren begab ich mich auf ei-<br />

Vne zweitägige Wanderung. Nicht auf dem<br />

Jacobsweg, sondern entlang des Rhein-Herne-<br />

Kanals von Duisburg über Oberhausen nach Essen<br />

sollte es gehen. Knapp 60 Kilometer zu Fuß<br />

kreuz und quer durchs Revier und vorbei an<br />

Parks, Schrebergarten-Anlagen, Friedhöfen, Industrie-Denkmälern<br />

und Zechensiedlungen. So<br />

nah kam ich dem Ruhrgebiet<br />

nie wieder.<br />

Und erst aus der Nähe<br />

merkte ich, wie sehr meine<br />

Bilder der Region geprägt<br />

sind durch die Bilder, die andere<br />

für mich gemacht haben.<br />

Durch Fernsehen und<br />

Kino – ob dokumentarisch<br />

oder fiktiv – trug ich ein Bild<br />

mit mir herum, das vor Ort<br />

nur selten etwas mit der<br />

Realität zu tun hatte.<br />

Kaum eine Region<br />

Deutschlands ist so mit Klischees<br />

zugekleistert wie der<br />

Kohlenpott: Malocher,<br />

Brieftauben, Fußball, Bergmannschor,<br />

Staub, Kohle, Schimanski, Rheinhausen,<br />

Stahl und Arbeit, immer wieder ehrliche<br />

und harte Arbeit. Das alles stimmt irgendwie<br />

und stimmt doch nicht. Oder nicht mehr.<br />

Das Ruhrgebiet des 21. Jahrhundert hat seine<br />

Bilder noch nicht gefunden und muss sich deswegen<br />

mit den Alten begnügen.<br />

Daran wird auch die Europäische Kulturhauptstadt<br />

Ruhr.2010 nicht viel ändern können.<br />

Zu gewaltig ist die Aufgabe, Europas drittgrößtem<br />

Ballungsraum neue, wahrhaftige und zeitgemäße<br />

Bilder zu schenken. Dennoch darf man<br />

gespannt sein, wie tief sich die Schächte der<br />

Ruhr.2010 in das Kulturleben des Ruhrgebiets<br />

hinein graben und vor allem was sie zu Tage fördern<br />

werden.<br />

Den Auftakt macht bereits im Dezember die<br />

Verleihung der Europäischen Filmpreise in der<br />

Bochumer Jahrhunderthalle. Das Ereignis wird<br />

flankiert von einer Europäischen Filmwoche mit<br />

den nominierten Beiträgen und einer Master<br />

Class, zu der junge Filmemacher aus ganz<br />

Europa im Ruhrgebiet erwartet werden. Was filmisch<br />

sonst noch geht 2010 in der Metropole<br />

Ruhr stellen wir Ihnen im aktuellen Newsletter<br />

vor, in dem wir das Ruhrgebiet als Filmregion<br />

präsentieren möchten.<br />

Wir fragen, warum das Ruhrgebiet gerade<br />

für Dokumentarfilmer so interessant ist, blicken<br />

zurück auf Kinofilme der Region und führen in<br />

einem kleinen Rundgang durch die dortige Kinoszene.<br />

Im Interview verrät uns Peter Thorwarth,<br />

warum er den Pott so liebt, und<br />

Ruhr.2010-Geschäftsführer Fritz Pleitgen verrät<br />

uns, dass auch er in den Medien die Bilder des<br />

Johanna Wokalek ist „Die Päpstin“ in Sönke<br />

Wortmanns neuem Kinofilm. Foto: Constantin<br />

modernen Ruhrgebiets vermisst. Wir waren am<br />

Set der Ruhrgebiets-Doku „Jedem Kind ein Instrument“,<br />

zeigen auf der Location-Seite Impressionen<br />

aus dem Revier und stellen die Kurzfilmkompilation<br />

„aufRuhr 2010“ vor, gedreht von<br />

Filmstudenten aus NRW.<br />

Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />

bewährten Informationen aus der und über die<br />

Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />

Dreharbeiten. Wir blicken zurück auf das Filmfestival<br />

in Venedig, die Filmwoche German Currents<br />

in LA, bei der sich das Filmland NRW präsentierte,<br />

und das Koproduzententreffen zwischen<br />

NRW und der Schweiz in Zürich. Premiere<br />

feiert in diesem Heft die Kolumne „gestern,<br />

heute, morgen“ des Kölner Filmkritikers Heiko<br />

R. Blum, der von nun an regelmäßig für uns<br />

Filmthemen abseits des Tagesgeschäfts behandelt.<br />

Seine erste Kolumne ist dem Experimentalfilmer<br />

Lutz Mommartz gewidmet.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht<br />

Rüdiger Bertram<br />

Chefredakteur<br />

Inhalt<br />

4 Meldungen<br />

Branche, Kinos, Festivals, Preise<br />

7 Schätze zeigen<br />

Interview Bernd Desinger<br />

7 Zu Gast beim Papst<br />

Interview Philip Gröning<br />

8 Als Eddie tanzte<br />

„gestern, heute, morgen“: die neue Kolumne von Heiko R. Blum<br />

9 Alle Kinos, alle Prämien<br />

Die Jahresfilmprogramm-Prämien 2009<br />

10 Die Welt durchs Zielfernrohr<br />

Sieben geförderte Filme auf dem Festival in Venedig<br />

11 Auf den Spuren Manns<br />

Rückblick German Currents in LA<br />

12 Auf dem Sprung<br />

Die Seite für den Filmnachwuchs<br />

mit einem Porträt von Baris Aladag<br />

Schwerpunkt: Ruhrgebiet<br />

als Filmregion<br />

14 Europa zu Gast im Ruhrgebiet<br />

Die Verleihung des Europäischen Filmpreises<br />

15 Für mich ist das Heimat<br />

Interview Peter Thorwarth<br />

15 Ein kurze Geschichte ...<br />

der Europäischen Kulturhauptstädte<br />

16 Routen der Filmkultur<br />

Die Kinoszene des Ruhrgebiets<br />

17 Neue Bilder fürs neue Revier<br />

Interview Fritz Pleitgen, GF Ruhr.2010<br />

18 Hot Pott!<br />

Nachrichten aus der Region<br />

20 Die Ruhr trügt<br />

Filmbilder aus dem Ruhrgebiet<br />

21 Ruhrpott reloaded?<br />

Die Dokumentarfilmszene im Ruhrgebiet<br />

22 Der Affenblues von Herne<br />

Am Set von „Jedem Kind sein Instrument“<br />

22 Roboter, Rapper, Schrebergärten<br />

Das Kurzfilmprojekt „aufRuhr 2010“<br />

23 MEDIA-Seite<br />

24 Dreharbeiten in NRW<br />

26 Mit besten Empfehlungen<br />

Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW: „Die Päpstin“,<br />

„Schwarz auf Weiß“, „The Dust of Time“, „Der Besucher“,<br />

„Ganz nah bei Dir“, „This is Love“, „Die Anwälte“, „Tannöd“,<br />

„LowLights“, „Helen“ und „Das Vaterspiel“<br />

26 Impressum<br />

Schwerpunkt Dezember<br />

Licht im Film<br />

Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />

Der nächste Schwerpunkt des Newsletters<br />

widmet sich, ganz vorweihnachtlich,<br />

dem Thema Licht im Film. Ab dem 11.<br />

Dezember ist das neue Heft online unter<br />

www.filmstiftung.de zu finden.<br />

3


Köln: Hightech<br />

bei Torus<br />

Mit ihrer Tonpostproduktion von „Lebanon“ hat<br />

die Torus GmbH in der Kölner Südstadt großen<br />

Anteil am Silbernen Löwen, den Regisseur<br />

Samuel Maoz in Venedig gewann. Um in Zukunft<br />

noch besser zu werden, hat Torus in der<br />

Zwischenzeit sein Equipment technisch aufgerüstet.<br />

Das Tonpostproduktionshaus, das 16 feste<br />

Mitarbeiter beschäftigt, hat seine dolby-lizensierte<br />

Kinomischung mit einem neuen digitalen<br />

Mischpult der amerikanischen Firma Euphoni<br />

(Modell: Euphonix System 5) bestückt,<br />

Online gehen mit<br />

NRW.German<br />

FilmFinance.com<br />

Mit einer neuen Website informiert <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> über die Filmfinanzierungsmöglichkeiten<br />

in Deutschlands bevölkerungsreichstem<br />

Bundesland. Die Internetseite NRW.German-<br />

FilmFinance.com ist ein Gemeinschaftsprojekt<br />

des NRW-Medienministers Andreas<br />

Krautscheid und der rmc rinke medien<br />

consult. Ziel der Seite ist es, nationale und internationale<br />

Filmproduzenten bei der Projektfinanzierung<br />

am Medienstandort <strong>Nordrhein</strong>-<br />

Cologne Conference:<br />

Tendenz zum Eskapismus<br />

Die 19. Auflage des Internationalen Film & Fernsehfestivals<br />

Cologne Conference hat sich<br />

auch ohne den Besuch von Roman Polanski<br />

behaupten können. Die bewährte Mischung<br />

aus hochkarätigen internationalen Qualitätsproduktionen<br />

(„TopTen“) und innovativen Multimedia-Formaten<br />

(„Look“, „Independent“) sowie die<br />

Showcases als Plattform kommender Attraktionen<br />

mit Spielfilmen und Dokumentationen aus<br />

NRW, aber auch experimentellen Kurzfilmprojekten<br />

sorgte vom 30. September bis 4. Oktober<br />

für rege Diskussionen.<br />

„Wir wollten das Festival gegenüber den<br />

Vorjahren noch weiter in Richtung eines breiten<br />

Publikums öffnen, und das ist sehr gut gelungen“,<br />

resümierte Conference-Direktorin<br />

Martina Richter ihr erklärtes Ziel der diesjährigen,<br />

mit 500.000 Euro budgetierten Veranstaltung.<br />

3.000 Formate aus 43 Ländern waren im<br />

Vorfeld gesichtet worden. Eine Trendwende<br />

konnten Richter und ihr Team im Rückzug des<br />

Dokumentarfilms erkennen. „Es gibt eine klare<br />

Tendenz zum Eskapismus“, so Richter. „Genre-<br />

4<br />

das derzeit international als „State of the art“<br />

gilt und neue Möglichkeiten der internationalen<br />

Zusammenarbeit ermöglichen soll. Neben<br />

dem gesamten Spektrum des Sounddesigns und<br />

der Sprachsynchro können bei Torus komplette<br />

Mischungen oder Teile einer Mischung in<br />

NRW ausgeführt und ohne technische Komplikationen<br />

in LA fortgeführt oder zu Ende gebracht<br />

werden. Mehr Infos unter www.torusgmbh.de.<br />

Torus, Tel. (0221) 7898367-00;<br />

info@torus-gmbh.de<br />

„Lebanon“: ausgezeichnete Tonpostproduktion<br />

der Kölner Torus, Foto: Celluloid Dreams<br />

<strong>Westfalen</strong> zu unterstützen. Mit einem Film-Finanzierungsrechner<br />

ist es auf der Website<br />

möglich, vorab die Gelder zu ermitteln, die<br />

bei einer (auch anteiligen) Produktion in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

gremien-unabhängig fließen<br />

können. Alle Daten bleiben anonym und sind<br />

mit einem Passwort gesichert. Die im Verhältnis<br />

zum Budget höchsten Finanzierungsmittel<br />

ergeben sich bei Produktionsbudgets von einer<br />

bis zehn Millionen Euro.<br />

Darüber hinaus bietet die Seite eine Präsentation<br />

von Firmen aus den Bereichen Finanzierung,<br />

Produktion, technische Dienstleister und<br />

Serviceunternehmen, sowie Links zu den wesentlichen<br />

Finanzierungspartnern in NRW.<br />

orientierte Unterhaltung hat wieder<br />

zugenommen, vor allem in den bereichen<br />

Crime, Mystery und Science<br />

Fiction.“ Das bestehende Dokumentarangebot<br />

widmet sich bevorzugt<br />

Kulturgütern, Kunst und Design und<br />

hebt kulturelle Wertigkeiten hervor.<br />

Deutsche Produktionen widmen<br />

sich dabei eher der Aufarbeitung<br />

der jüngeren Geschichte, während<br />

die internationalen Produzenten das<br />

Augenmerk auf den Zweiten Weltkrieg<br />

legen. Generell haben radikalere Darstellungsweisen<br />

mit experimenteller Bildgestaltung,<br />

aber auch eine ungeschminkte Ausgestaltung<br />

von Gewalt und Alltagssprache Einzug gehalten.<br />

Den in den 90er Jahren noch angestrebten<br />

Status einer Fernsehmesse verfolgt die Cologne<br />

Conference nicht mehr. Martina Richter:<br />

„Deutschland hat jetzt veritable Seriensender, die<br />

ihre Programmplätze füllen müssen. Die Frage,<br />

ob Serien eingekauft werden, stellt sich nicht<br />

„Wüstenblume“ auf Erfolgskurs mit Liya Kebede (vorn) und Sally Hawkins, Foto: Majestic<br />

Preise für geförderte Filme<br />

San Sebastian, Köln<br />

und Zürich<br />

Gleich zwei Auszeichnungen gab es im September<br />

für geförderte Filme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

auf dem 57. Filmfestival San Sebastian.<br />

Regisseurin Sherry Hormann freute sich im<br />

Baskenland über den Publikumspreis für den besten<br />

europäischen Film in der Reihe „Zabaltegi-Pearls“<br />

für ihre Verfilmung der Biografie des<br />

afrikanischen Models Waris Dirie „Wüstenblume“.<br />

In der Reihe „Horizontes Latinos“ konnte<br />

Adrian Biniez seiner reichen Sammlung an<br />

Preisen für sein Debüt „Gigante“ mit dem „Pre-<br />

Aus gegebenem Anlass: Die Cologne Conference zeigte, erstmals<br />

in Deutschland, den Dokumentarfilm „Roman Polanski: Wanted<br />

and Desired“, Foto: Cologne Conference<br />

mehr.“ Auch bei den Lectures, früher Sondierungsgespräche<br />

zur Stärkung des Branchengeistes,<br />

hat die Cologne Conference neue Themenfelder<br />

erschlossen. Zur Gesprächsreihe „Media<br />

Architecture“ trafen sich Filmemacher, Game-<br />

Entwickler, Tricktechniker, Architekten und Designer<br />

zum gegenseitigen Austausch über Kommunikation<br />

im Raum und digitale Technologien.<br />

Der TV Spielfilm-Preis in Höhe von<br />

10.000 Euro für den besten Beitrag bzw. das beste<br />

Programm der Festivalreihen „TopTen“,<br />

newsletter 6/2009 – Meldungen<br />

mio Horizontes“ einen weiteren hinzufügen.<br />

Bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises<br />

im Kölner Coloneum erhielten<br />

Lutz Hachmeister und Mathias von der<br />

Heide die Auszeichnung für ihren Dokumentarfilm<br />

„Freundschaft! Die Freie Deutsche Jugend“,<br />

in dem sie sich mit der FDJ beschäftigen.<br />

Die Produktion der HMR erfolgte in Zusammenarbeit<br />

mit NDR, WDR und RBB<br />

Ein weiterer Preis für einen geförderten Dokumentarfilm<br />

ging Anfang Oktober auf dem<br />

Zurich Filmfestival an die schweizerischdeutsche<br />

Koproduktion „The Sound after<br />

the Storm“ von Patrik Soergel, Ryan<br />

Fenson-Hood und Sven O. Hill über die Opfer<br />

des Wirbelsturms Katrina.<br />

„Look“ oder „Independent“ erging an Lynda<br />

La Plante für ihren Film „Above Suspicion“.<br />

Ebenfalls 10.000 Euro erhielt für die Auszeichnung<br />

des Deutschen Casting Preises Nina<br />

Haun von der UFA Film & TV Produktion,<br />

die u.a. für die Besetzung der Filme „Alle<br />

Anderen“ und „Hilde“ verantwortlich zeichnete.<br />

Den ebenfalls mit 10.000 Euro dotierten Hollywood<br />

Reporter Award für junge, aufstrebende<br />

Produzenten ging an Max Wiedemann<br />

und Quirin Berg.<br />

Roman Polanski konnte wegen seiner Verhaftung<br />

in Zürich nicht persönlich zur Cologne<br />

Conference kommen. Anstelle des mit ihm geplanten<br />

Werkstattgesprächs setzten die Veranstalter<br />

den in Deutschland noch nie gezeigten<br />

Dokumentarfilm „Roman Polanski: Wanted and<br />

Desired“, der sich mit dem Fall von damals beschäftigt<br />

und bei den Besuchern auf großes Interesse<br />

stieß. Der Filmpreis Köln für Polanski wurde<br />

zunächst einbehalten, Claudia Droste Deselaers<br />

von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW war jedoch<br />

anwesend und erläuterte nochmals die Bedeutung,<br />

die dieser Preis für die Region NRW hat<br />

und dass solche Preise dazu beitragen, den<br />

Standort bekannt zu machen und spannende<br />

Regisseure auf NRW aufmerksam zu machen.


Labor-Ergebnisse<br />

aus Düsseldorf<br />

Sechs kurze Filme und ein 94-Minüter feiern<br />

beim FilmLabFestival am 21. und 22. November<br />

in der Düsseldorfer Black Box Premiere.<br />

Alle sind Arbeiten, die Kunst- und Filmhochschul-Absolventen,<br />

Filmemacher und Videokünstler<br />

im Rahmen des Projektes Filmlaboratorium<br />

Düsseldorf fertig gestellt haben.<br />

Dabei konnten sie neue Formen und Ausdrucksweisen<br />

im Bereich experimenteller und avantgardistischer<br />

Film- und Videokunst erproben.<br />

Den jährlich sechs bis acht ausgewählten Teilnehmern<br />

stehen ein Jahresbudget und die Stu-<br />

Köln: Filmbüro NW<br />

berät<br />

Im September startete das Filmbüro NW in<br />

Köln ein neues Beratungsangebot, bei dem in<br />

NRW ansässige Filmemacher Rat von anderen<br />

aktiven Filmemachern erhalten können, ganz<br />

gleich ob es sich um Stoffentwicklung, Stoffpräsentation,<br />

Vernetzung, Kalkulation, Finanzierung<br />

oder Vermarktung handelt.<br />

Ausgenommen ist die Antragsberatung für<br />

die Förderung. Die erfolgt ausschließlich durch<br />

dios und Geräte der Filmwerkstatt Düsseldorf<br />

ohne Mietgebühr zur Verfügung. Gast-<br />

Mentoren waren in diesem Jahr Regisseur Philip<br />

Gröning und Matthias Müller, Professor<br />

für Experimentellen Film an der Kunsthochschule<br />

für Medien Köln. Die künstlerische<br />

Leitung des Projekts hat Erwin Michelberger,<br />

die technische Betreuung besorgt<br />

Justyna Feicht. Förderer des Programms sind<br />

die Staatskanzlei NRW, die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und das Kulturamt der Stadt Düsseldorf.<br />

Mehr Infos zum Filmlaboratorium gibt es<br />

unter www.filmlaboratorium.de. Das Festival-Programm<br />

steht auf www.filmwerkstatt-duesseldorf.de.<br />

die <strong>Filmstiftung</strong> NRW in Düsseldorf. „Uns<br />

ist mit Unterstützung der Stadt Köln gelungen,<br />

ein Beratungsangebot zu institutionalisieren, das<br />

flexibel zu einem professionellen Know-how-<br />

Transfer in NRW führen wird“, erklärt Filmbüro-Vorstandsvorsitzender<br />

Stephan Brüggenthies<br />

und versichert, dass alle Anfragen direkt<br />

und vertraulich behandelt würden. Die Beratungen<br />

finden in den Räumen des Filmbüros im Kölner<br />

Media Park statt.<br />

Filmbüro NW, (0221) 94992697;<br />

info@filmbuero-nw.de<br />

Koproduktionstreffen in Zürich<br />

„Super Dolomiti“<br />

in der Schweiz<br />

it der Perfektion eines Schweizer Uhr-<br />

Mwerks lief das 3. Zurich Producers’<br />

Forum, bei dem <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> im Rahmen<br />

des 5. Zurich Film Festival Ende September<br />

Gastregion war. Das Ergebnis: durchgehend<br />

positive Erfahrungen und großes Interesse<br />

an neuen Projekten bei den Teilnehmern.<br />

Die Tradition von nun bereits vier Koproduktionstreffen<br />

zwischen der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

und der Zürcher <strong>Filmstiftung</strong> zeigte dabei<br />

nachhaltig Wirkung.<br />

André Schäfer und Rieke Brendel von<br />

der Kölner Florianfilm stellten in Zürich ihr Doku-Projekt<br />

zu Perry Rhodan, dem Science Fiction-Helden<br />

unzähliger Groschenromane vor.<br />

Tom Spieß, der mit Sönke Wortmann und<br />

der gemeinsamen Firma Little Shark Entertainment<br />

gerade „Hangtime“ ins Kino bringt,<br />

und die Regisseurin Isabell Kleefeld suchten<br />

Partner für die Daniel Kehlmann-Verfilmung<br />

„Ruhm“. Für Titus Kreyenberg, der „Super<br />

Dolomiti“, eine Dokumentation über die Kommerzialisierung<br />

der Berge, in der Schweiz drehen<br />

will, ist es naheliegend, Koproduzenten vor<br />

Ort zu haben. Auch Kerstin Krieg<br />

(Tag/Traum Filmproduktion, Köln), Ewa Borowski<br />

(Eastart Pictures, Köln), Erik Winker<br />

(Hupe Film- und Fernsehproduktion, Köln)<br />

und Peter Kreutz (aquafilm, Köln) waren<br />

mit neuen Produktionen dabei, für die sie Partner<br />

und Finanziers suchten.<br />

Kreyenberg von der Kölner Unafilm ist ein<br />

Beispiel für den nachhaltigen Erfolg solcher Treffen,<br />

die von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit mehreren<br />

Ländern und Regionen veranstaltet werden:<br />

Seine aktuelle Produktion „Satte Farben vor<br />

Schwarz“ entstand mit Senta Berger und<br />

Bruno Ganz als internationale Koproduktion<br />

mit der Schweizer Dschoint Ventschr.Von<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW waren Christina Bentlage<br />

und Katharina Blum vor Ort und zeigten<br />

sich besonders erfreut, dass die Elsani-Komödie<br />

„Der Fürsorger”, die auf einem früheren<br />

Koproduktions-Treffen initiiert wurde, nun ihre<br />

Premiere im Programm des aktuellen Zurich Film<br />

Festival erlebte.<br />

Es gehört zum Wesen solcher Meetings,<br />

dass persönliche Kontakte ebenso wichtig sind,<br />

wie konkrete Vereinbarungen. Vor allem die in<br />

einer Case Study vorgestellte erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

von Wüste Film West (Kristina<br />

Loebbert) und der Schweizer Hugofilm<br />

(Christof Neracher) bei Bettina Oberlis<br />

„Tannöd“ belegte, dass es um mehr als nur Finanzierung<br />

geht. Hier gelang bei zwei Filmen<br />

die Zusammenarbeit nicht, bevor es dann doch<br />

klappte.<br />

In dem von Frank Olbert geleiteten Diskussionsforum<br />

zu Problemen der Filmfinanzierung<br />

erläuterte Marcel Hoehn (Züricher<br />

T&C Film) Details der Schweizer Bundes- und<br />

Referenzförderung. Nur wenig braucht an den<br />

Stellschrauben reguliert zu werden, um die Möglichkeiten<br />

für deutsche Produzenten noch zugänglicher<br />

zu machen. Daniel Waser (Zürcher<br />

<strong>Filmstiftung</strong>) erklärte, dass die Zürcher <strong>Filmstiftung</strong><br />

seit ihrer Gründung im April 2005 – als einzige<br />

Regionalförderung in der Schweiz – Koproduktionen<br />

unterstützt. Nicht zuletzt dieses Interesse<br />

an Koproduktionen verbindet sie mit den<br />

Düsseldorfern Förderern, und so hofft man auf<br />

beiden Seiten auch in der Zukunft solche Treffen<br />

realisieren zu können.<br />

www.zurichproducersforum.org<br />

Meldungen – newsletter 6/2009 5<br />

ANZEIGE<br />

NRW-PREMIERE IM ODEON KÖLN AM 12. NOVEMBER UM 20 UHR<br />

MIT ALMUT GETTO UND BASTIAN TROST<br />

GEFÖRDERT VON DER FILMSTIFTUNG NRW<br />

„Lichtblick in der deutschen<br />

Komödienlandschaft“ DER TAGESSPIEGEL<br />

PUBLIKUMSPREIS<br />

Max-Ophüls-Preis 2009<br />

AB 12. NOVEMBER IM KINO


Unlimited: Köln<br />

kennt keine Grenzen<br />

Zum dritten Mal findet vom 18. bis 23. November<br />

in Köln das Europäische Kurzfilmfestival unlimited<br />

statt. Aus über 1500 Einreichungen<br />

wurden von den Kurzfilmfreunden Köln<br />

mehr als 100 Produktionen ausgewählt, die im<br />

Odeon Kino und im Filmforum NRW gezeigt<br />

werden. Zu den Spielstätten gehört außerdem<br />

eine Synagoge, in der israelische Kurzfilme präsentiert<br />

werden. Die Preisträger des europäischen<br />

und des regionalen Wettbewerbs werden<br />

jeweils durch eine Jury bestimmt. Weitere Preise<br />

vergibt auch das Publikum. Neben den Wettbewerbsreihen<br />

„Europa“ und „NRW“ präsentiert<br />

das Festival in der Sonderreihe „Screening<br />

Europe“ wieder eine europäische Hochschule<br />

und ein Festival. Zu Gast sind in diesem Jahr die<br />

portugiesische Filmschule ESTC aus Lissabon<br />

6<br />

sowie das Internationale Kurzfilmfestival<br />

Istanbul. Zudem darf man auf Kooperationen<br />

mit dem Kinderfilmfestival Cinepänz und dem<br />

parallel laufenden Filmmusik-Kongress Sound-<br />

TrackCologne („Lange Nacht der Musikvideos“)<br />

gespannt sein.<br />

Festivalleiterin Marita Quaas verspricht:<br />

„Nicht nur die Bandbreite der Themen und Genre<br />

ist in diesem Jahr beeindruckend, sondern<br />

auch die Formatvielfalt des Kurzfilms“. So erwarten<br />

den Besucher unter den Filmen aus insgesamt<br />

21 Ländern sowohl neueste digitale Innovationen<br />

als auch Kurzfilme im Super8Programm.<br />

Unlimited wird gefördert durch das Kölner<br />

Kulturamt, das Land NRW und die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW. Weitere Informationen<br />

unter www.unlimited-festival.de.<br />

newsletter 6/2009 – Meldungen<br />

Das Kinofest Lünen ist eine<br />

Veranstaltung des PRO Lünen e.V. mit<br />

freundlicher Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong><br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und<br />

der Sparkasse Lünen in Kooperation<br />

mit der Stadt Lünen. interemotion.com<br />

Kanzlei Skok<br />

Steuerberater & Rechtsanwalt<br />

Der preisgekrönte Animationsfilm<br />

„Seemannstreue“ von Anna Kalus zu Gast<br />

in Köln, Foto: unlimited<br />

Karten und Programm<br />

www.kinofest-luenen.de<br />

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®<br />

FILM & TV<br />

Filmhaus Köln: IHK-<br />

Weiterbildung und<br />

vergessene Dokus<br />

Am 30. November starten in Köln die neunmonatigen,<br />

praxisnahen Vollzeitweiterbildungen<br />

Regieassistent/in IHK und Aufnahmeleiter/in<br />

IHK. Die Lehrgänge bestehen zu einem<br />

Drittel aus Theorieunterricht sowie zu zwei Dritteln<br />

aus Fachpraxis bei Film/TV-Produktionen<br />

und Sendern. Beide Lehrgänge sind IHK-geprüft<br />

und können über die Agentur für Arbeit<br />

oder nach AFBG (Meister-Bafög) gefördert werden.<br />

Ausführliche Informationen zu Inhalt, Ablauf<br />

und Dozenten gibt es unter www.koelner-filmhaus.de.<br />

Berlinale-Sieger „Gigante“ eröffnete die Kölner Kino Nächte, Foto: Neue Visionen<br />

Start für zweiten<br />

Wettbewerb<br />

Medien.NRW<br />

Nach dem erfolgreichen Auftakt will das Land<br />

NRW nun auch mit der zweiten Auflage des<br />

Wettbewerbs Medien.NRW die Medienbranche<br />

an Rhein und Ruhr fördern und im internationalen<br />

Wettbewerb stärken.<br />

Dabei können Medienunternehmen und -<br />

einrichtungen landesweit von den Mitteln des<br />

Europäischen Fonds für regionale Entwicklung<br />

profitieren.<br />

Der zweite Wettbewerb, der am 1. Oktober<br />

startete, richtet sich an Akteure, Institutionen<br />

und Unternehmen der Medienbranche und<br />

umfasst Presse, Film, Fernsehen, Hörfunk, Ga-<br />

Auf der Website findet sich auch das Programm<br />

der zweiten Staffel einer filmwissenschaftlichen<br />

Reise durch die Geschichte des Dokumentarfilms<br />

im 20. Jahrhundert, die noch bis in den Februar<br />

läuft. Dabei werden Klassiker und fast vergessene<br />

Werke aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

bis heute auf die Leinwand gebracht. Jeweils<br />

dienstags führt der Dokumentarfilmkenner und<br />

Produzent Paul Harris das Publikum in die technische<br />

und künstlerische Filmgeschichte der einzelnen<br />

Epochen ein. So sind am 1. Dezember<br />

„Nuit et Broulliard“ (1955) von Alain Resnais<br />

und „Le monde du silence“ (1956) von Jacques<br />

Cousteau und Louis Malle zu sehen.<br />

Kölner Filmhaus,<br />

Tel. (0221) 222710-0;<br />

info@koelner-filmhaus.de<br />

4.000 bei den Kölner Kino Nächten<br />

Für Regisseur Adrian Biniez war der 28. August ein ganz besonderer Abend. Nicht nur, dass<br />

sein Film „Gigante“ im Kölner Schauspielhaus die Kölner Kino Nächte eröffnete. Der aus Uruguay<br />

stammende Regisseur feierte an dem Tag auch seinen Geburtstag und teilte seine üppige Geburtstagstorte<br />

großzügig mit den Besuchern. Die Vorführung des Berlinale-Siegers war der offizielle<br />

Auftakt zu vier Tagen Kinoprogramm, das von der Kölner Kinoszene bestückt wurde. 4.000<br />

Zuschauer nutzten die Gelegenheit in fast 40 Veranstaltungen an 17 verschiedenen Spielstätten<br />

die ganze Bandbreite des Kölner Filmangebots zu erleben. Der Termin für 2010 steht auch schon<br />

fest: Die Kölner Kino Nächte finden dann am 28. und 29. August statt.<br />

Kino Gesellschaft Köln, Tel. (0221) 4694240; info@kinogesellschaftkoeln.de<br />

mes, Internetwirtschaft, Telekommunikation und<br />

Werbung. Gefördert werden innovative Ideen<br />

und Geschäftsmodelle, wobei der Schwerpunkt<br />

in diesem Jahr auf Online-Content und Online-<br />

Geschäftsmodelle, Mobile Media sowie die Zeitung<br />

der Zukunft gelegt wird.<br />

Dafür stehen europäische und Landesmittel<br />

in Höhe von bis zu 15 Millionen Euro zur Verfügung,<br />

die im Rahmen des NRW-EU Ziel-2-<br />

Programms 2007-2013 bereitgestellt werden.<br />

Der Wettbewerb Medien.NRW ist das zentrale<br />

Instrument des Landes zur Auswahl von Förderprojekten<br />

im Bereich der Medienwirtschaft<br />

und wird von der Staatskanzlei in Kooperation<br />

mit dem Ministerium für Wirtschaft,<br />

Mittelstand und Energie des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

durchgeführt. Alle Infos unter<br />

www.mbem.nrw.de.


eit August leitet Bernd Desinger das Düs-<br />

Sseldorfer Filmmuseum. Desinger wechselte<br />

vom Goethe-Institut Los Angeles in die<br />

Landeshauptstadt, stattete seiner ehemaligen<br />

Wirkungsstätte in Kalifornien aber bereits Ende<br />

September während der Filmwoche German<br />

Currents einen Besuch ab und nutzte die Gelegenheit,<br />

Highlights aus der Ausstellung des Filmmuseums<br />

in Santa Monica zu präsentieren.<br />

In Düsseldorf zeigt das Filmmuseum derweil<br />

noch bis in den Januar eine Filmreihe zum Thema<br />

„Dem Geld auf der Spur“. Die 29 Filme aus<br />

allen Epochen der Filmgeschichte werden von<br />

einer Studio-Ausstellung mit zahlreichen Originalplakaten<br />

und Fotos der Filme sowie verschiedenen<br />

Texten, die sich kritisch mit dem Thema<br />

Geld auseinandersetzen, begleitet.<br />

Heiko R. Blum sprach mit Bernd Desinger<br />

über seine Pläne in Düsseldorf und natürlich<br />

auch über Geld.<br />

Herr Desinger, Sie sind vom<br />

Goethe-Institut in Los Angeles zum<br />

Düsseldorfer Filmmuseum gewechselt.<br />

Warum?<br />

Der Grund ist ganz einfach. Die Aufgabe<br />

beim Filmmuseum stellt zum jetzigen Zeitpunkt<br />

in meinem Leben einfach eine noch größere,<br />

noch spannendere Herausforderung dar. Film<br />

bildete schon immer in meinem Leben einen<br />

sehr großen Schwerpunkt. Das ist ja auch einer<br />

der Gründe, warum ich nach Los Angeles gekommen<br />

war. Dieses Aufgabenfeld jetzt also an<br />

einem Ort zu betreuen wie dem Filmmuseum,<br />

das so vielgestaltig aufgebaut ist, ist besonders<br />

reizvoll. Das Filmmuseum Düsseldorf hat ja eine<br />

Dauerausstellung, es präsentiert dazu Wech-<br />

er Düsseldorfer Regisseur und Produzent<br />

DPhilip Gröning ist derzeit gut ausgelastet.<br />

Er schreibt an seinem Drehbuch „Mein Bruder<br />

Robert“ und bereitet gleichzeitig seinen neuen<br />

Film „Die Frau des Polizisten“ vor. Nach seiner<br />

Kloster-Doku „Die große Stille“ folgen damit zwei<br />

fiktionale Stoffe. Aber auch eine Kunst-Doku ist<br />

in Vorbereitung. Chistian Seebaum sprach mit<br />

Philip Gröning über seine Pläne, den Vergleich<br />

von Doku und Fiction und eine besondere Einladung<br />

in die Sixtinische Kapelle.<br />

Sie sind gerade in Italien und<br />

schreiben – woran?<br />

Ich schreibe an „Mein Bruder Robert“ und<br />

versuche noch einmal, die Balance der Figuren<br />

ein wenig zu justieren. Das ist ein ganz klassisches<br />

Drama im antiken griechischen Sinne über<br />

Zwillinge, Pubertät und Zeit.<br />

Außerdem werden seit einem<br />

Jahr regelmäßig die Dreharbeiten zu<br />

„Die Frau des Polizisten“ angekündigt.<br />

Wie ist da der Stand?<br />

Das hat sich leider wegen der Fernsehverträge<br />

wahnsinnig verzögert, und wir müssen es<br />

jetzt schieben auf Januar/Februar, weil wir sonst<br />

in die Vorweihnachtszeit rein rutschen. Mit<br />

Weihnachtsbeleuchtung bekämen wir einen kitschigen<br />

Film, und das wollen wir nicht.<br />

Aber jetzt steht die Finanzierung?<br />

Ja. Wir hatten im Februar 2009 auch<br />

schon drei Drehtage, aber dann mussten wir<br />

Interview Bernd Desinger, Filmmuseum Düsseldorf<br />

Schätze zeigen<br />

selausstellungen, es gibt eine Bibliothek, ein Archiv<br />

und als Krone des Ganzen ein Programmkino,<br />

die „Black Box“. Alles in einem Haus, unter<br />

einem Dach.<br />

Leider erfährt man über Düsseldorf<br />

hinaus wenig von diesen<br />

Schätzen.<br />

Das ist völlig korrekt. Ich habe bislang auch<br />

bedauert, dass die Schätze des Düsseldorfer<br />

Filmmuseums national und auch international<br />

nicht so bekannt sind, wie sie es eigentlich sein<br />

sollten. Ein besonderes Highlight ist z.B. die Filmtechniksammlung,<br />

mit Projektoren, Filmkameras<br />

und vielen technischen Geräten aus der Vorphase<br />

des Films, also bevor das eigentliche Kino<br />

begann. Bei meinen ersten Gesprächen, die<br />

ich in Bezug auf mögliche Kooperationen in Los<br />

Angeles schon geführt habe, waren die Reaktionen<br />

sehr positiv, also hochgezogene Augenbrauen,<br />

oft ein „Das-wussten-wir-ja-gar-nicht“.<br />

Insgesamt gab es ein sehr großes Interesse, und<br />

ich glaube unbedingt, dass man diese Schätze<br />

an anderen Orten in Deutschland und in der<br />

Welt zeigen kann und wird. Und wir haben<br />

noch weitere Spezialitäten, für die ich jetzt auf<br />

Anhieb keine Parallele sehe, wie zum Beispiel<br />

unsere Schattenspielsammlung. Das ist ja ein<br />

einzigartiger Schatz zum weltweiten Schatten-<br />

Interview Philip Gröning<br />

noch mal unterbrechen. Im Januar/Februar geht<br />

es weiter. „Mein Bruder Robert“ geht im Mai/Juni<br />

los. Da ist die Finanzierung jetzt – mit Hilfe<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW – auch komplett.<br />

Gibt es auch Vorbereitungen<br />

für ein dokumentarisches Projekt,<br />

oder war „Die große Stille“ für Sie<br />

eine Ausnahme?<br />

Es gibt ein Projekt, das ich – auch zusammen<br />

mit der <strong>Filmstiftung</strong> – vorbereite über das<br />

Wesen der Kunst. Dafür werde ich sicher im Dezember<br />

noch kurz auf die Art Miami fahren, und<br />

ich hoffe, endlich Zugang zu bekommen zu den<br />

steinzeitlichen Malereihöhlen in Chauvet und<br />

Lascaux in Frankreich und Altamira in Spanien,<br />

die leider alle drei im Moment gesperrt sind.<br />

Ist für das Kunst-Projekt auch<br />

schon gedreht worden?<br />

Ja, aber nur vereinzelt zur Materialsicherung.<br />

Etwa die Eröffnung der Documenta durch<br />

Bundespräsident Köhler, bei der die TV-Medien<br />

nur bis zum ersten Raum mit durften, ich aber<br />

die ganze Begehung des Fridericianums mitdrehen<br />

konnte, die auch überraschende Stellung-<br />

29 Filme zum Thema Geld zeigt das<br />

Filmmuseum Düsseldorf, darunter auch Robert<br />

Bressons „Das Geld“ von 1983.<br />

spieltheater, wie es ihn vergleichbar nirgendwo<br />

gibt und an dem mit Sicherheit an anderen Orten<br />

ein großes Interesse besteht.<br />

Soll auch in der Black Box zukünftig<br />

wieder mehr filmhistorische<br />

Arbeit geleistet werden?<br />

Aber unbedingt. Eigentlich hat es sich<br />

schon geändert, seit die Black Box seit Jahresbeginn<br />

wieder unter alleiniger Regie des Filmmuseums<br />

steht. Die Zusammenarbeit mit einem<br />

Partner aus der Privatwirtschaft, der naturgemäß<br />

andere Interessen verfolgen muss, führte<br />

in der Vergangenheit zu einer Einschränkung der<br />

Programmhoheit. Wir sind der Stadt Düsseldorf<br />

Zu Gast beim Papst<br />

nahmen enthielt. Das sind<br />

natürlich Gelegenheiten, die<br />

kommen nie wieder, die<br />

muss man sichern. Ansonsten<br />

geht es noch darum,<br />

Konstellationen zu finden, zu<br />

schauen, mit welchen Kunsthändlern<br />

man arbeiten will,<br />

mit welchen Galeristen, mit<br />

welchen Sammlern, welche<br />

großen Bilderorte man mit<br />

einbezieht.<br />

Philip Gröning,<br />

Foto: Philip<br />

Gröning Filmproduktion<br />

Woran hängt denn grundsätzlich<br />

Ihr Herz mehr, am Spiel- oder<br />

am Dokumentarfilm?<br />

Die Frage stellt sich so nicht. Das ist wahrscheinlich<br />

so ähnlich, als wenn Sie Nick Cave fragen<br />

würden, ob er jetzt nur noch Texte oder nur<br />

noch Musik schreiben will.<br />

Sehen Sie das so eng zusammengehörig?<br />

Wenn man Fiktion macht, muss man sich<br />

natürlich fragen: Wenn es so viel Realität gibt,<br />

warum stellt man künstliche Realität her? Und<br />

sehr dankbar für die volle<br />

Rückführung in unsere<br />

Hand. Daneben ist ja eines<br />

meiner Anliegen, nicht nur<br />

die einzelnen Bereiche des<br />

Hauses stärker miteinander<br />

zu verbinden, sondern<br />

das Filmmuseum insgesamt<br />

mit Institutionen in<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, in<br />

Deutschland und auch im<br />

Bernd Desinger,<br />

Fotos: Filmmuseum<br />

Düsseldorf<br />

Ausland zu vernetzen. Das wird auch im Programm<br />

feststellbar sein.<br />

Ist das mit dem derzeitigen<br />

Budget zu machen?<br />

Ein Programm zu machen, mit dem man<br />

Aufmerksamkeit erregt, Ausstellungen zu machen,<br />

die das Interesse anderer Institutionen an<br />

einer Übernahme erwecken, und Filmveranstaltungen<br />

durchzuführen, zu denen man Experten<br />

einlädt, Regisseure, Filmemacher, Filmtechniker,<br />

Visual-Effects-Spezialisten, kostet natürlich<br />

auch ein bisschen Geld. Zwar ist es mir in<br />

der Vergangenheit glücklicherweise meistens<br />

gelungen, dass man Partner gefunden hat in der<br />

freien Wirtschaft, in der Filmwirtschaft, die sich<br />

beteiligt haben an interessanten Ideen. Aber eine<br />

Grundausstattung ist natürlich unumgänglich.<br />

Wer etwas zaubern will, braucht eine gewisse<br />

Grundlage dafür. Und der Rat der Stadt<br />

Düsseldorf plant ja eine Aufstockung der Mittel,<br />

mit denen dann etwas mehr Möglichkeiten<br />

gegeben sind.<br />

Das ist versprochen?<br />

Das ist definitiv versprochen, ja.<br />

die Antwort kann nur sein: Man kann auf dem<br />

fiktionalen Sektor etwas erreichen, was in der<br />

Form und auch in der Gleichnishaftigkeit tiefer<br />

geht, als wenn man „nur“ von Realitäten ausgeht.<br />

Um etwas zu erreichen, von dem man das<br />

Gefühl hat, man sieht eine sehr geschlossene<br />

Gestalt, also eine Parabel für das Leben, dafür<br />

ist Fiktion einfach sehr viel stärker. Für das Dokumentarische<br />

spricht immer, dass man, wenn<br />

es gelingt, eine ungeheure automatische Vitalität<br />

und Glaubwürdigkeit hat.<br />

Sie haben im November eine<br />

Audienz beim Papst, in der Sixtinischen<br />

Kapelle. Wie kam es dazu?<br />

“Die große Stille“ ist sehr lange und erfolgreich<br />

in Italien gelaufen, und ein Kontakt des<br />

italienischen Verleihers war das Institut für Kultur<br />

des Vatikans. So hat man mich gefragt, ob<br />

ich Zeit hätte bei dieser Audienz für ausgewählte<br />

Künstler aus der ganzen Welt dabei zu sein.<br />

Da freue ich mich sehr.<br />

Was erwarten Sie?<br />

Zum einen bin ich sehr gespannt darauf,<br />

was für Künstler da sein werden. Ich glaube,<br />

daß es ein Kreis von sehr interessanten Leuten<br />

ist. Dann ist es natürlich auch ein tolles Gefühl<br />

zu wissen, dass der Papst, als einer der Nachfahren<br />

des Auftraggebers in der Sixtinischen Kapelle,<br />

einer der größten Kunstwerke des Abendlandes<br />

überhaupt, wieder Künstler zusammenruft.<br />

Das ist schon ein mythischer Event. Und<br />

außerdem bin ich sehr gespannt darauf, was für<br />

ein Mensch der Papst ist.<br />

Meldungen – newsletter 6/2009 7


Heiko R. Blum,<br />

Foto: Heike Herbertz<br />

8<br />

In seiner Kolumne „gestern, heute,<br />

morgen“ blickt der Kölner Filmjournalist<br />

Heiko R. Blum im Newsletter von nun<br />

an regelmäßig zurück und nach vorne<br />

und widmet sich dabei NRW-Film-<br />

themen abseits des Tagesgeschäfts. In seiner ersten<br />

Kolumne erinnert er an den Experimentalfilmer Lutz<br />

Mommartz.<br />

„gestern, heute, morgen“<br />

Als Eddie tanzte<br />

VON HEIKO R. BLUM<br />

7 Jahre lang war Margret die Lebensgefährtin von Lutz Mommartz. Sie<br />

4stirbt am 17. August 2006 im Alter von 77 Jahren an einem langjährigen<br />

Krebsleiden. Die letzten Wochen verbringt sie in einem Düsseldorfer Hospiz,<br />

wo der Experimentalfilmer – auf ihren Wunsch hin – ihre letzten zwei Lebenstage<br />

mit der Videokamera festhält. Der kurze Film über das Sterben und<br />

den Todeskampf ist eine Liebeserklärung an die Frau, mit der er sein Leben<br />

teilte. Das ist ein erschütternder Film und trotz aller Tragik eine Ode an das<br />

Leben.<br />

Der Film über Margret, den ich bei Recherchen über nordrhein-westfälische<br />

Kinos, Filme und deren Macher auf Mommartz’ Homepage (www.mommartzfilm.de)<br />

fand, erschütterte mich und erinnert an einen alten Freund, den<br />

ebenso klugen wie vielseitigen Filmemacher, durch den ich damals Eddie Constantine<br />

kennen gelernt habe.<br />

Das Land <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> steckt voller filmischer Erinnerungen, die<br />

man vor dem Vergessen bewahren sollte. Private Museen und filmhistorische<br />

Sammlungen, wie die von Werner Nekes, ebenso wie heute noch aktive Filmemacher,<br />

wie Rainer Komers, Katharina und Dietrich Schubert sowie Hartmut<br />

Kaminski oder Experimentalfilmer wie Dore O., Nekes, Birgit und Wilhelm<br />

Hein oder wie auch Lutz Mommartz.<br />

Mommartz war im Alter von drei Jahren gemeinsam mit den Eltern von<br />

seinem Geburtsort Erkelenz nach Düsseldorf gezogen, wo er mit 18 eine Anstellung<br />

bei der Stadtverwaltung (1952-1975) erhielt. Schon früh beschäftigte<br />

er sich in seiner Freizeit mit Malerei. 1967 nahm er davon Abschied und<br />

begann mit dem Drehen von 16 mm-Filmen. In den 60er Jahren revolutionierte<br />

er den deutschen Experimentalfilm – und erntete Erfolg: Er zeigte seine<br />

frühen Filme beim International Experimental Filmfestival in Knokke-le-Zoute,<br />

wo er für „Selbstschüsse“ einen viel beachteten Filmpreis erhielt. 2008 stellte<br />

das „KW Institute for Contemporary Art“ vier seiner frühen Filme aus. Julia<br />

Stoschek und das MoMA nahmen fünf seiner – auch heute noch von jungen<br />

Leuten bestaunten – Filme in ihre Sammlungen auf. 1978 bis 1999 war<br />

Mommartz Professor für Film an der Kunstakademie Münster. Gemeinsam mit<br />

seinen Studenten drehte er damals eine Reihe von Filmen.<br />

Lutz Mommartz, Jahrgang 1934, gilt seit seiner Auszeichnung beim Experimentalfilmfestival<br />

Knokke für den auf den Düsseldorfer Rheinwiesen gedrehten<br />

Film „Selbstschüsse“, in dem er die Kamera auf sich selbst richtet, als einer<br />

der Stars des anderen Kinos. Filme wie „Soziale Plastik“ mit Joseph Beuys (1969),<br />

„Als wär´s von Beckett“ (1975) oder „Der Garten Eden“ (1977) machten ihn<br />

auf internationalen Festivals bekannt. 1980 drehte Mommartz mit Eddie Constantine<br />

das vergleichsweise aufwändige Road-Movie „Tango durch Deutschland“,<br />

den ersten Film des Regisseurs, der auch ins kommerzielle Kino kam,<br />

dort aber kaum Anklang fand. Eddie Constantine war seit der Hauptrolle in<br />

Jean Luc Godards „Alphaville – Lemmy Caution gegen Alpha 60“ (1965) längst<br />

über sein Lemmy Caution Image hinausgewachsen. Mommartz unternahm<br />

hier den ersten Versuch, Lemmy Caution und Eddie Constantine, die Legende<br />

und den Mythos, im Film aufzubereiten. Eddie, anfangs in Mullbinden verpackt,<br />

durchquert im Rollstuhl Deutschland. Die Kultfigur der 50er und 60er<br />

Jahre, von den Produzenten verlassen, das Filmidol von einst wird aus dem<br />

Museum der Erinnerung hervorgeholt und mit den damals aktuellen Deutschlandbildern<br />

konfrontiert. Eddie singt, verliebt sich, trinkt, prügelt sich und tanzt.<br />

Absurdes und Gegenständliches formen sich nicht zu einer schlüssigen Filmhandlung,<br />

sondern zu einer interessanten fragmentarischen Collage.<br />

Editorin Natali Barrey ist mit „Die Besucherin“ für den <strong>Filmstiftung</strong> NRW Schnitt Preis Spielfilm nominiert, Foto: Coin Film<br />

Film+: Beste Schnitte<br />

in Köln<br />

Das Kölner Forum für Filmschnitt und Montagekunst<br />

Film+ findet in diesem Jahr vom 27. bis 30. November<br />

statt und legt den inhaltlichen Schwerpunkt seiner<br />

traditionellen Fachgespräche in seiner neunten Ausgabe<br />

auf den Genreschnitt. Die Hommage ehrt 2009 die<br />

Editorin Barbara Hennings und wird am 27. November<br />

im Filmforum NRW eröffnet mit der Vorführung<br />

von „Das schreckliche Mädchen“ und einer Laudatio von<br />

Regisseur Michael Verhoeven, der über Jahre hinweg<br />

erfolgreich mit Barbara Hennings zusammen gearbeitet<br />

hat. Den Kern von Film+ bilden erneut die Präsentation<br />

der für die Schnitt Preise nominierten Filme.<br />

Nominiert für den mit 7.500 Euro dotierten <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW Schnitt Preis Spielfilm sind die Editoren<br />

Natali Barrey („Die Besucherin“), Florian<br />

Drechsler („Friedliche Zeiten“), Jörg Hauschild<br />

IHK wählt<br />

Im November stehen die Wahlen für die Vollversammlung<br />

der IHK Köln an. Das „Parlament der Wirtschaft“<br />

ist das oberste Gremium der IHK und wird nur alle sechs<br />

Jahre gewählt.<br />

Alleine in der Medienbranche sind über 14.000 Personen<br />

wahlberechtigt und können so per Briefwahl bis<br />

zum 25. November über die 92 Mitglieder der Vollversammlung<br />

mitentscheiden. In der Wahlgruppe 22 Me-<br />

SoundTrackCologne:<br />

Köln klingt nach Film<br />

„Bilder zum Hören, Musik zum Schauen“ – der Slogan<br />

von Walt Disney ist die inoffizielle Vorgabe für die Macher<br />

der 6. Ausgabe des Festivals SoundTrackCologne<br />

(19.-22.11.). Mit „See the Sound“ wird der Kongress<br />

zu Musik und Ton in Film und Medien durch ein<br />

umfangreiches Filmprogramm ergänzt. Die Filmreihen<br />

„Bilder zum Hören“ und „Cutting Edge“ widmen sich<br />

dem Genre des künstlerischen Musikfilms sowie Musikdokumentarfilmen.<br />

Dabei kooperiert die Kölner Televisor<br />

Troika als Veranstalterin mit dem Film & Fernsehfestival<br />

Cologne Conference. Auch das Kongressprogramm<br />

folgt Disneys Vorgabe. So kommentiert etwa<br />

Niki Reiser live den Film „Im Winter ein Jahr“ von<br />

Caroline Link, für dessen Musik er in diesem Jahr den<br />

Deutschen Filmpreis erhielt. Musik und Ton des Roadmovies<br />

„LowLights“ stehen im Mittelpunkt eines Werkstattgesprächs,<br />

an dem Komponist Markus Aust, Tilo<br />

Busch (Mischung) und Regisseur Ignas Miskinis<br />

teilnehmen. Am 22. November hat „LowLights“ – als<br />

newsletter 6/2009 – Kolumne „gestern, heute, morgen“<br />

(„Wolke 9“), Heike Parplies („Alle anderen“) sowie<br />

Patricia Rommel („Im Winter ein Jahr“). Um den<br />

gleich hoch dotierten Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm<br />

konkurrieren Mechthild Barth/Mathias<br />

Dombrink („NoBody’s Perfect“), René Frölke/Mario<br />

Schneider/Gudrun Steinbrück<br />

(„Heinz und Fred“), Gesa Marten („pereSTROIKA –<br />

umBAU einer Wohnung“), Saskia Metten („Das Herz<br />

von Jenin“) sowie Karin Gerda Schöning/Trevor<br />

Hall („Kinder. Wie die Zeit vergeht“). Alle nominierten<br />

Editoren stellen ihre Filme im OFF Broadway oder im Filmforum<br />

NRW persönlich vor. Wer sich Hoffnungen auf<br />

den in diesem Jahr von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gemeinsam<br />

mit dem Land NRW vergebenen Förderpreis<br />

Schnitt machen darf, steht ebenso wie das komplette<br />

Programm ab Anfang November unter www.filmplus.de.<br />

Film+, Tel. (0221) 2858706;<br />

info@filmplus.de<br />

dien- und Werbewirtschaft gibt es für die sechs zu vergebenden<br />

Sitze 17 Kandidaten. Das Filmbüro NW e.V.<br />

ist mit zwei Kandidaten vertreten: Michael Schwertel<br />

(Power Toons) und Sibylle Stürmer (Filmproduktion<br />

„Mein bewegtes Leben“). Weitere Kandidaten<br />

aus dem Bereich Film sind Ute Biernat (Grundy<br />

Light Entertainment), Werner Schwaderlapp<br />

(Rheinklang Tonstudios), Dana Cebulla (Tiger<br />

Cast) und Ingbert Vöcker (RTL). Mehr Infos zur<br />

Wahl unter www.ihk-koeln.de.<br />

Irmin Schmidt,<br />

der Ehrenpreisträger<br />

der<br />

SoundTrackCologne<br />

2009, Foto:<br />

Donata Wenders<br />

Abschlussfilm des Festivals – Kinopremiere.<br />

Kooperationspartner ist hier<br />

der Dortmunder 3L Filmverleih,<br />

der die deutsch-litauische Koproduktion<br />

herausbringt. Mit einer Reihe von<br />

Veranstaltungen wird auch die Kölner<br />

Musik- und Filmszene eingebunden.<br />

So zeigt eine „Lange Nacht der<br />

Musikvideos“, wie der Musikclip die<br />

Grenzen zwischen Kunst und Unterhaltung,<br />

Film und Video in den vergangenen<br />

Jahrzehnten immer wieder<br />

neu definiert hat. Hier kooperiert man<br />

mit dem Kurzfilmfestival unlimited und dem Kulturforum<br />

in Herz Jesu. Ehrenpreisträger von SoundTrack-<br />

Cologne 6.0 ist der Musiker Irmin Schmidt, der international<br />

vor allem als Gründungsmitglied von CAN<br />

bekannt ist. Mit der Band veröffentlichte er 18 Alben.<br />

Zudem schuf Schmidt über 100 Filmmusiken – von<br />

Reinhard Hauffs „Messer im Kopf“ bis Wim Wenders’<br />

„Palermo Shooting“. Das ganze Programm mit<br />

allen Terminen unter www.soundtrackcologne.de.


Aachen<br />

Capitol 3.000 Euro<br />

Apollo 8.000 Euro<br />

Bad Driburg<br />

Kino 5.000 Euro + 5.000<br />

Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Bielefeld<br />

Lichtwerk 10.000 Euro +<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Kamera 6.000 Euro<br />

Bochum<br />

Metropolis 6.000 Euro<br />

Endstation 12.000 Euro +<br />

5.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Casablanca 6.000 Euro<br />

Bonn<br />

Rex 9.000 Euro<br />

Neue Filmbühne<br />

9.000 Euro<br />

Kino in der Brotfabrik<br />

12.000 Euro + 5.000 Euro<br />

(Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Brühl<br />

ZOOM 10.000 Euro +<br />

5.000 Euro<br />

Dortmund<br />

Schauburg 6.000 Euro +<br />

2.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Roxy 9.000 Euro<br />

Camera 9.000 Euro<br />

Düsseldorf<br />

Souterrain 6.000 Euro +<br />

2.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Metropol 10.000 Euro<br />

Cinema 8.000 Euro<br />

Bambi 8.000 Euro + 2.000<br />

Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Atelier 6.000 Euro<br />

Espelkamp<br />

Elite 2.000 Euro + 2.000<br />

Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Essen<br />

Galerie Cinema 8.000<br />

Euro<br />

Eulenspiegel 5.000 Euro<br />

+ 5.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Astra 8.000 Euro<br />

Gelsenkirchen<br />

Schauburg 6.000 Euro +<br />

2.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Gevelsberg<br />

Filmriss 2.000 Euro<br />

Das Astra Filmtheater in Essen<br />

Foto: Essener Filmkunsttheater GmbH<br />

Am 4. November verlieh die <strong>Filmstiftung</strong> NRW im Düsseldorfer<br />

Savoy-Theater ihre Jahresfilmprogramm-Prämien an<br />

engagierte Kinobetreiber. Insgesamt wurden dabei Prämien<br />

in Höhe von 449.000 Euro vergeben. Der mit 10.000 Euro<br />

dotierte Innovationspreis ging an die Essener Lichtburg und<br />

an die Filmpalette in Köln.<br />

Gütersloh<br />

Bambi 7.000 Euro + 4.000<br />

Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Hagen<br />

Babylon 4.000 Euro<br />

Hattingen<br />

Lancaster 2.000 Euro +<br />

2.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Hennef<br />

Kur-Theater 4.000 Euro<br />

Jahresfilmprogramm-Prämien<br />

Alle Kinos,<br />

alle Prämien<br />

Hilchenbach<br />

Viktoria 8.000 Euro +<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Hürth<br />

Berli 2.000 Euro + 2.000<br />

Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Jülich<br />

Kino im Kulturbahnhof<br />

2.000 Euro<br />

Kerpen<br />

Capitol 6.000 Euro<br />

Köln<br />

OFF Broadway 15.000<br />

Euro<br />

Odeon 8.000 Euro + 2.000<br />

Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Metropolis 6.000 Euro +<br />

10.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Filmpalette 10.000 Euro<br />

Cinenova 4.000 Euro +<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Theater am Weißhaus<br />

5.000 Euro<br />

Lemgo<br />

Hansa Kino 2.000 Euro<br />

Mettmann<br />

Studio 5.000 Euro + 4.000<br />

Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Münster<br />

Schloßtheater 10.000<br />

Euro + 5.000 Euro (Kinderund<br />

Jugendprogramm)<br />

Cinema 15.000 Euro +<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Neuss<br />

Hitch 6.000 Euro + 2.000<br />

Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Oberhausen<br />

Lichtburg 5.000 Euro<br />

(Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Kino im Walzenlager<br />

2.000 Euro<br />

Oelde<br />

Filmzentrum Oelde<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Ratingen<br />

Kino 5.000 Euro + 4.000<br />

Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Wachtberg<br />

Drehwerk 17|19<br />

4.000 Euro<br />

Warburg<br />

Cineplex 5.000 Euro +<br />

3.000 Euro (Kinder- und<br />

Jugendprogramm)<br />

Wetter<br />

Lichtburg 2.000 Euro<br />

Winterberg<br />

Filmtheater Winterberg<br />

2.000 Euro<br />

Wuppertal<br />

Talflimmern 2.000 Euro<br />

Lichtblick Cinema<br />

4.000 Euro<br />

Innovationspreis<br />

Essener Lichtburg<br />

10.000 Euro<br />

Kölner Filmpalette<br />

10.000 Euro<br />

Sonderehrung<br />

AJZ Kino Bielefeld<br />

Filmforum Duisburg<br />

Onikon Herdecke<br />

Belohnung für gute Ideen: Die Filmpalette wird für die Filmreihe<br />

„Junges Deutsches Kino“ ausgezeichnet. Foto: Filmpalette<br />

Innovationspreis für<br />

Kinos in Köln und Essen<br />

Die Lichtburg in Essen und die Kölner Filmpalette erhalten<br />

2009 zu gleichen Teilen den Innovationspreis Kino,<br />

den die <strong>Filmstiftung</strong> NRW im Rahmen ihrer Jahresfilmprogramm-Prämien<br />

am 4. November im Düsseldorfer Savoy<br />

Theater zum zweiten Mal vergab. Der mit 20.000 Euro dotierte<br />

Preis zeichnet Kinos aus, die sich durch Innovationen<br />

bei der Gestaltung, dem Betriebskonzept oder dem Marketing<br />

ausgezeichnet haben. Die Lichtburg erhält die Auszeichnung,<br />

weil sie bewiesen hat, „wie der Erhalt von historischer<br />

Kinosubstanz [...], entgegen dem vorherrschenden Trend einer<br />

Branche – die vorrangig unter Vernachlässigung der bestehenden,<br />

teils denkmalgeschützten Traditionshäuser auf<br />

Neubauten setzte – innovativ und gleichzeitig wegweisend<br />

sein kann“. Die Filmpalette wird für ihre Filmreihe „Junges<br />

Deutsches Kino“ ausgezeichnet, bei der jeden Monat eine<br />

aktuelle Produktion des deutschen Filmnachwuchses präsentiert<br />

wird. Meistens in Anwesenheit der Regisseure. Am 18.<br />

November ist Christoph Röhl mit seinem Film „Ein Teil von<br />

mir“, eine Produktion der Kölner Tat-Film, zu Gast.<br />

Strate Preis für Berger<br />

und Verhoeven<br />

Sie ist eine der bedeutendsten deutschsprachigen Charakterschauspielerinnen.<br />

Er ist einer der politischsten deutschen Regisseure:<br />

Senta Berger und Michael Verhoeven sind<br />

die diesjährigen Träger des mit 20.000 Euro dotierten Herbert-Strate<br />

Preises, den die <strong>Filmstiftung</strong> NRW und<br />

der HDF Kino e.V. am 4. November im Rahmen der Jahresfilmprogramm-Prämien<br />

im Düsseldorfer Savoy Theater<br />

verlieh. Gewürdigt wurde das Paar, das seit 1966 verheiratet<br />

ist, in einer Laudatio von Mario Krebs, Verhoevens<br />

Koautor bei „Die weiße Rose“ und Geschäftsführer der Kölner<br />

Eikon West.<br />

Mit dem Preis<br />

erinnern <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und HDF<br />

Kino e.V. an den KinobetreiberHerbert<br />

Strate, der<br />

2004 im Alter von<br />

82 Jahren starb und<br />

sich als langjähriger<br />

Präsident der FFA<br />

und des Hauptver-<br />

bands deutscher<br />

Filmtheater große<br />

Verdienste um den<br />

deutschen Film er-<br />

Senta Berger und Michael Verhoeven<br />

auf dem <strong>Filmstiftung</strong>sempfang in Venedig,<br />

Foto: Hubert Bösl<br />

worben hatte. Die bisherigen Preisträger sind Sönke Wortmann,<br />

Tom Tykwer, Uschi Reich, Günter Lamprecht,<br />

der Filmjournalist Heiko R. Blum, Jürgen Vogel<br />

und der ehemalige Vorstand der Filmförderungsanstalt<br />

Rolf Bähr.<br />

Jahresfilmprogramm-Prämien – newsletter 6/2009 9


Fotos: Kurt Krieger (7), Hubert Bösl (5), coproductionoffice (2), Tanja Güß (1)<br />

rün auf rot war das Bild, das in Erinne-<br />

Grung bleibt: das Team um Shirin Neshats<br />

Wettbewerbsbeitrag „Women without<br />

Men“ in den Farben der iranischen Opposition<br />

auf dem roten Teppich des Festivals in Venedig.<br />

Die Filmfestspiele am Lido standen in<br />

diesem Jahr ganz im Zeichen politischer Filme.<br />

Kein Wunder, dass der israelische Film<br />

„Lebanon“ von Samuel Maoz bei der 66. Ausgabe<br />

der Mostra am Lido den Goldenen Löwen<br />

gewann. In seinem formal konsequenten<br />

Film verarbeitet der Regisseur ein Trauma:<br />

Wie er 1982 als Soldat in den Libanonkrieg<br />

zog, erzählt er stringent und beeindruckend<br />

nur aus der Perspektive des Innenraums eines<br />

Panzers. Die Außenwelt sieht man in diesem<br />

Benvenuto,<br />

Martina Gedeck!<br />

Sonja Ewers und<br />

Benjamina Mirnik<br />

(Ariel Films Köln),<br />

die mit „Lebanon“<br />

den Goldenen Löwen<br />

gewonnen haben<br />

Ein Hoch auf „Zarte Parasiten“ von Christian<br />

Becker und Oliver Schwabe: Das Team<br />

feierte beim <strong>Filmstiftung</strong>sempfang die Einladung<br />

in die Reihe Orizzonti<br />

„Päpstin“ Johanna Wokalek<br />

mit Michael Schmid-Ospach<br />

Das Team von „Eine vernünftige<br />

Lösung“ im Palazzo Zenobio, rechts<br />

Raimond Goebel von der Kölner Pandora<br />

10<br />

beklemmenden Drama nur durch das Zielfernrohr.<br />

„Lebanon“ entstand genauso mit Geldern<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW wie der erste Kinofilm<br />

der iranischen Video-Künstlerin Shirin Neshat<br />

„Women without Men“. Für ihr mutiges Debüt,<br />

das ins Teheran der 50er Jahre entführt,<br />

wurde sie mit dem Preis für die beste Regie<br />

ausgezeichnet. Insgesamt nahmen sieben von<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte Produktionen<br />

am Filmfest von Venedig teil, drei im Wettbewerb,<br />

und sie alle erhielten Preise. Michael<br />

Schmid-Ospach, Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, freute sich über den Erfolg und<br />

bezeichnete ihn als „kleinen Triumph für <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>“.<br />

„Lebanon“ und „Women<br />

Sieben geförderte Filme auf dem Festival in Venedig<br />

Die Welt<br />

durchs<br />

Zielfernrohr<br />

Grün auf rot:<br />

Shirin Neshat auf<br />

dem roten Teppich<br />

Der Silberne Löwe für die beste Regie ging<br />

an Shirin Neshat (rechts) für „Women<br />

without Men“. Hier zusammen mit Produzentin<br />

Susanne Marian (Essential Filmproduktion)<br />

„Lourdes“-Regisseurin Jessica Hausner (mitte),<br />

mit ihrem Team: Philippe Bober, Tanja Hausner,<br />

Susanne Marian und Antonin Svoboda<br />

Pressetreff: Frank Olbert,<br />

Dorothee Krings, Marion Meyer,<br />

Margret Köhler und Günter Jekubzik<br />

„Wüstenblume“-Macher: Benjamin<br />

Herrmann, Waris Dirie, Sherry<br />

Hormann, Hauptdarstellerin Liya<br />

Kebede und Peter Herrmann (v.l.)<br />

Sönke Wortmann,<br />

Günter Rohrbach,<br />

Angelika Wittlich,<br />

Tom Spieß<br />

und Nico Hofmann<br />

Katriel Schory und<br />

die Kölner Produzentin<br />

Bettina Brokemper<br />

without Men“ seien „Statements für den Frieden“.<br />

Viel Lob von Kritik und Publikum sowie drei<br />

Preise, u.a. den Fipresci-Preis der internationalen<br />

Filmkritik, erntete „Lourdes“ der österreichischen<br />

Regisseurin Jessica Hausner, der ebenfalls<br />

im Wettbewerb um den Goldenen Löwen<br />

lief. Eine junge, gelähmte und nicht gerade<br />

fromme Frau fährt in den Wallfahrtsort Lourdes<br />

und wird auf wundersame Weise geheilt. Hausner<br />

nähert sich dem Phänomen eines Wunders<br />

mit skeptischem Blick, ohne dabei Gläubige zu<br />

verletzen. Auch „Wüstenblume“ von Sherry<br />

Horman feierte in Venedig seine Weltpremiere.<br />

Die beeindruckende Bestsellerverfilmung<br />

nach dem autobiografischen Buch von Supermodel<br />

und UN-Sonderbotschafterin Waris Dirie<br />

erzählt die Geschichte eines somalischen Nomadenmädchens,<br />

das vor einer Zwangsheirat<br />

nach London flüchtet und dort eine Karriere als<br />

Top-Model beginnt. Die Hälfte der Drehtage<br />

fanden in NRW statt. Ebenfalls gefördert und<br />

im Programm des Festivals: „Zarte Parasiten“<br />

von Christian Becker und Oliver Schwabe, Héctor<br />

Gálvez’ „Paraiso“ und Jörgen Bergmarks „Eine<br />

vernünftige Lösung“.<br />

Bei so viel Präsenz im Festival hatte die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> allen Grund zum Feiern und lud<br />

die Filmbranche in den prachtvollen Palazzo<br />

Zenobio ein. Der Einladung folgten 150 Gäste<br />

u.a. die Regisseure Sönke Wortmann, Markus<br />

Imboden, Philip Gröning, Christian Bekker,<br />

Shirin Neshat, Oliver Schwabe, Michael<br />

Verhoeven und Jörgen Bergmark, die Schauspieler<br />

Martina Gedeck, Johanna Wokalek und<br />

Robert Stadlober, die Produzenten Nico Hofmann,<br />

Regina Ziegler, Bettina Brokemper, Tom<br />

Spieß und Günter Rohrbach. Rohrbach verkündete<br />

mit der ebenfalls anwesenden Senta<br />

Berger, dass sie den gemeinsamen Vorsitz<br />

der Deutschen Filmakademie im Frühjahr 2010<br />

abgeben werden.<br />

Sherry Hormann kam mit ihrem ganzen<br />

Filmteam in den Palazzo. Ex-Topmodel Waris<br />

Dirie war ebenso unter den Gästen der <strong>Filmstiftung</strong><br />

wie Liya Kebede, Hauptdarstellerin der<br />

„Wüstenblume“. Michael Schmid-Ospach<br />

freute sich bei seiner Ansprache über den großen<br />

Erfolg der sieben Filme in Venedig, die die<br />

Idee der Schönheit, aber auch die Probleme<br />

der Welt spiegeln würden, und „zeigen, wie<br />

sie besser aussehen könnte“.<br />

Der Vorsitzende des NRW-Fördergremiums<br />

Norbert Schneider mit Irmela Schneider und<br />

Petra und Dieter Stolte<br />

Das „Paraiso“-Team freute<br />

sich über den Festival-Auftritt<br />

in der Reihe Orizzonti<br />

Newsletter-Fan<br />

Liya Kebede<br />

(„Wüstenblume“)<br />

newsletter 6/2009 – Meldungen<br />

ie Zahnbürste wurde freundlicherweise<br />

Dvon der Reiseagentur gestellt, und dass es<br />

die Hoffnung ist, die zuverlässig zuletzt, aber<br />

irgendwann doch stirbt, dafür sorgte die Fluggesellschaft:<br />

So kam ich nach Los Angeles.<br />

Am Anfang der Reise zu den „German Currents“<br />

stand ein Computer-Crash in Frankfurt.<br />

Der sorgte nicht nur für stundenlanges Warten<br />

vor dem Abflug. Nein, mit dunklen Argumenten,<br />

die gleichwohl subtil und logisch klangen,<br />

wurde uns dargelegt, dass uns das Gepäck erst<br />

am nächsten Tage folgen könne. Sozusagen im<br />

zivilisatorischen Grenzbereich, aufgefangen allein<br />

durch das segensreiche Wirken der Dame<br />

von der Agentur (Zahnbürste, Zahnpasta, Rasierapparat<br />

und Rasiercreme ohne Aufschäumhilfe)<br />

stand ich also auf dem Eröffnungsempfang<br />

im formidablem „Wokcano“ in Santa Monica,<br />

einem Restaurant, in dem Außen und Innen<br />

in der lauen kalifornischen Nacht halluzinatorisch<br />

ineinander verschwammen. Aber<br />

wahrscheinlich lag das am Jetlag und am Wein.<br />

So mancher Gast aus Deutschland, dies immerhin<br />

registrierte ich erleichtert, war ebenfalls im<br />

Reise-T-Shirt erschienen.<br />

Benno Fürmann war da, denn „Nordwand“<br />

eröffnete das Festival, das zum dritten Mal stattfand,<br />

vom Goethe-Institut in Los Angeles in Zusammenarbeit<br />

mit der <strong>Filmstiftung</strong> NRW veranstaltet<br />

wurde und sich in diesem Jahr auf Produktionen<br />

konzentrierte, die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

gefördert worden sind. Nun gut, für mich<br />

und manch anderen sollte zur ganz persönlichen<br />

Nordwand die Wiederbeschaffung der<br />

Koffer werden – Hans-Christian Schmid<br />

(„Sturm“) und seine Produzentin Britta Knöller<br />

sah man noch ein wenig länger als mich im T-<br />

Shirt. Und doch war es ganz unvergleichlich, im<br />

entspannten Westküsten-Rhythmus auf deutschen<br />

Strömungen zu surfen.<br />

Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, einen<br />

ungemein deutschen Zusammenhang zwischen<br />

Leben und Kino zu beschwören. Es bedarf<br />

nur weniger Autominuten vom Aero Theatre<br />

– dem ehrwürdigen Festivalkino in Santa<br />

Monica – bis zum Zentrum des deutschen Exils<br />

im Kalifornien der 40er Jahre. Damals war die<br />

Ortschaft Pacific Palisades ein verschlafenes Nest<br />

mit nur einem Drugstore; heute ist sie wie die<br />

gesamte Stadtlandschaft rund um Los Angeles<br />

eine etwas in die Breite gegangene Dame,<br />

die sich gleichwohl äußerst vornehm mit immer<br />

blühender Bougainvillea, gepflegter Straßenruhe<br />

und in der Sonne dösenden Villen zwischen<br />

den nördlichen Hügeln hinstreckt. Hier hat Thomas<br />

Mann sein Haus am San Remo Drive errichten<br />

lassen.<br />

Wenn sich der Filmfreund Mann den geschwungenen<br />

Ocean Drive hinunter nach Santa<br />

Monica chauffieren ließ, wenn ihm der Duft<br />

von Zedern, Zypressen und Platanen in die Nase<br />

stieg und der Pazifik aufschäumte, mag er<br />

sich an die süditalienische Amalfi-Küste erinnert<br />

gefühlt haben – im Aero Theatre angekommen,<br />

tauchte er in die damals schon sehr globale<br />

Wirklichkeit des Kinos ein und wird Bilder aus<br />

Europa gesehen haben, die ihm vor Augen führten,<br />

wie die Lage wirklich war: Während auf<br />

dem Alten Kontinent der Krieg tobte, waren<br />

Mann und die kalifornische Exilantengemeinde<br />

– Brecht, Döblin, Feuchtwanger – an den<br />

Rand der Welt verbannt. Ins quälende, ins qualvoll<br />

idyllische Paradies.<br />

So war es eine berührende Pointe dieser<br />

„German Currents“, dass mit Heinrich Breloers<br />

Verfilmung der „Buddenbrooks“ Manns popu-


Vom 30. September bis zum 4. Oktober fanden in Los Angeles und<br />

Santa Monica die German Currents statt, die in diesem Jahr ganz<br />

im Zeichen NRWs standen. Filmkritiker Frank Olbert war dabei und<br />

schickte uns seinen Reisebericht.<br />

Vor der LA-Premiere von „Nordwand":<br />

Produzent Michael Souvignier (Zeitsprung)<br />

und Ica Souvignier mit<br />

NRW-Medienminister Andreas Krautscheid und<br />

Bastie Griese (MMC Independent)<br />

Claudia Droste-Deselaers von der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW bei der<br />

Präsentation des Filmlandes NRW<br />

Verena Lueken<br />

(stellv. Feuilletonchefin<br />

der FAZ) hält<br />

einen Einführungsvortrag<br />

zu „Triangle"<br />

Regisseur Christian Ditter, hier mit seiner<br />

Produzentin Lena Olbrich, signiert „Vorstadtkrokodile“-<br />

Poster für die jungen Fans im Aero-Theatre<br />

Die drei Triangle Dialogue-Regisseure Matthias<br />

vom Schemm, Yael Reuveny und Pawel Ferdek<br />

Uli Putz und<br />

Marco Kreuzpaintner<br />

(„Krabat“)<br />

Ute Dilger (Kunsthochschule<br />

für Medien Köln) vor Exponaten aus<br />

dem Filmmuseum Düsseldorf<br />

lärstes Figuren-Ensemble Einzug auf der Leinwand<br />

im Aero Theatre hielt – und mit Breloer<br />

einer der profundesten Mann-Kenner<br />

Deutschlands nach Los Angeles kam. Wer übrigens<br />

die Diskussionen verfolgte, die sich den<br />

Filmvorführungen im Aero anschlossen, der<br />

konnte ein äußerst aufgeschlossenes und angeregt<br />

nachfragendes Publikum erleben – nicht<br />

allein, was die historischen Stoffe wie die „Buddenbrooks“<br />

oder Helma Sanders-Brahms’ „Geliebte<br />

Clara“ betraf, sondern auch die Kinoblikke<br />

auf das heutige Deutschland wie Hannes<br />

Stöhrs Ballade über die Elektro-Szene, „Berlin<br />

Calling“, oder Schmids Studie über das Haager<br />

Kriegsverbrecher-Tribunal, „Sturm“. Ob diese<br />

Filme repräsentativ seien für das deutsche<br />

Kino, wollten viele Zuschauer aus den USA wissen,<br />

ob sie auf Festivals gelaufen seien und wie<br />

das Publikum in Deutschland auf sie reagiert<br />

habe.<br />

NRW und USA – diese Kombination war<br />

noch in einer weiteren Hinsicht bedeutsam.<br />

Medienminister Andreas Krautscheid war ebenfalls<br />

nach Kalifornien gereist, um unter anderem<br />

den Filmstandort an Rhein und Ruhr sowie<br />

das MMC-Studio und Pictorion zu präsentieren.<br />

Mit dem „Vorleser“ zum Beispiel konnte<br />

man bereits gute Erfahrungen sammeln –<br />

wer weiß, wann NRW den nächsten Oscar gewinnt?<br />

Autogrammstunde mit<br />

Regisseurin Helma Sanders-Brahms<br />

nach ihrem Film „Geliebte Clara"<br />

<strong>Filmstiftung</strong>schef<br />

Michael Schmid-Ospach<br />

mit „Nordwand"-Star<br />

Benno Fürmann<br />

Regisseur Niko von Glasow („NoBody's Perfect"),<br />

Kanzlerfotograf Konrad Rufus Müller mit seiner Frau<br />

Brigitte Lünstroth und Bernd Desinger (Filmmuseum<br />

Düsseldorf), der den Abend moderierte<br />

Oben: Die Leuchttafel des Aero Theatre<br />

in Santa Monica verkündet NRW-Produktionen<br />

Fotos: Volker Corell (14), Christina von Messling (1)<br />

German Currents<br />

Am 4. Oktober endete in Santa Monica das<br />

viertägige Filmfestival German Currents, das<br />

vom Goethe-Institut LA und der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW organisiert und von German Films unterstützt<br />

wurde. Vier Tage lang standen dabei<br />

zehn Filme aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> auf<br />

dem Programm des Aero Theaters. Gezeigt<br />

wurden aktuelle Kinofilme, aber auch Kurzfilme<br />

der Kölner Kunsthochschule für Medien<br />

sowie die Dokumentarfilm-Kompilation<br />

„A Triangle Dialogue“. Die Regisseure<br />

und Produzenten stellten ihre Filme dem Publikum<br />

persönlich vor, und auch NRW-Medienminister<br />

Andreas Krautscheid, der mit<br />

einer eigenen Medien-Delegation in den<br />

USA weilte, um für den Standort zu werben,<br />

war bei der Eröffnung dabei. Michael<br />

Schmid-Ospach, Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, begrüßte mit ihm die zahlreichen<br />

Besucher und freute sich über die<br />

„beeindruckende Erfahrung, zu spüren, wie<br />

stark der deutsche Film in USA nachgefragt<br />

ist“. Krautscheid nutzte die Reise, um in einer<br />

gesonderten Präsentation gemeinsam<br />

mit der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und Vertretern der<br />

Filmwirtschaft für den Standort <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> zu werben.<br />

„Buddenbrooks"-Regisseur Heinrich<br />

Breloer (links) mit Kollegin Helma<br />

Sanders-Brahms und Norbert Schneider<br />

German Currents<br />

Auf den Spuren Manns<br />

Hans-Christian Schmid<br />

(„Sturm") und<br />

Britta Knöller vor<br />

dem legendären Kino,<br />

das die NRW-<br />

Produktionen zeigte<br />

Benno Fürmann, Uschi Obermaier<br />

und „Nordwand"-Produzent<br />

Boris Schönfelder<br />

Meldungen – newsletter 6/2009 11


AV-Gründerzentrum: Offen für Games<br />

Vierzehn Stipendien schreibt das AV-Gründerzentrum<br />

NRW für 2010 aus. Zehn davon<br />

werden an junge Unternehmen aus dem Kernbereich<br />

Film- und Fernsehproduktion vergeben,<br />

während sich vier Firmenkonzepte aus den Feldern<br />

Neue Medien und Games durchsetzen<br />

werden. Für den Newsletter berichtet Horst<br />

Schröder, Geschäftsführer des in Köln-Mülheim<br />

beheimateten AV-Gründerzentrums, über<br />

die Neuerungen innerhalb des Förderprogramms,<br />

das nun bereits in sein fünftes Jahr gehen<br />

wird.<br />

Die Bewerbungsfrist zum neuen<br />

Stipendiatenprogramm läuft<br />

noch bis zum 15. November – wie ist<br />

bisher das Interesse?<br />

Ende September haben wir eine Informationsveranstaltung<br />

durchgeführt, die außerordentlich<br />

gut besucht war. Ich bin sehr zufrieden.<br />

Wie hat sich die Aufnahme der<br />

Bereiche Neue Medien und Games<br />

ins Programm bisher bewährt?<br />

Das Kerngeschäft des Gründerzentrums<br />

liegt nach wie vor im AV-Bereich. Wir haben uns<br />

über die Erhöhung der Projektmittel der Staatskanzlei<br />

um 50 Prozent sehr gefreut. Die Bedingung,<br />

damit neue Stipendien in den Bereichen<br />

Neue Medien und Games auszuschreiben, haben<br />

wir gerne erfüllt. Dafür haben wir gezielt<br />

die wichtigen Akteure aus der New-Media- und<br />

der Games-Branche an das AV-Gründerzentrum<br />

Neues aus der ifs<br />

Wenn am 10. November ein weiterer Absolventenjahrgang<br />

von 20 Studierenden vor einem geladenen<br />

Branchenpublikum im Cinenova seine<br />

Abschlussarbeiten präsentiert, sind andere<br />

Filme von ifs-Studenten auf Festivals unterwegs.<br />

Das Interesse an Hanno Olderdissens „Robin“<br />

zum Beispiel ebbt nicht ab, und so läuft der<br />

Film dieser Tage in Japan, der Ukraine sowie in<br />

Bristol. Doch auch in NRW sind demnächst Ar-<br />

NRW binden können. Sie helfen<br />

den jungen Unternehmen<br />

außerordentlich in der<br />

Findung ihrer Unternehmerprofile,<br />

inhaltlich wie auch<br />

persönlich. Darüber hinaus<br />

vertragen sich alle untereinander<br />

hervorragend, kommunizieren,<br />

vernetzen sich<br />

und schauen über den Tellerrand hinaus.<br />

Gemeinsam stark: UCLA und ifs<br />

Die Reise einer NRW-Delegation unter Führung von NRW-Medienminister<br />

Andreas Krautscheid nach Los Angeles hat auch für die ifs internationale<br />

filmschule köln Früchte getragen: Am 1. Oktober unterzeichnete<br />

Filmschulenleiterin Simone Stewens einen Kooperationsvertrag<br />

mit Barbara Boyle, Leiterin des Bereichs Film, Fernsehen und<br />

Digitale Medien an der University of California (UCLA). Die vereinbarte<br />

Kooperation zwischen der ifs und der legendären UCLA, an der bereits<br />

Francis Ford Coppola ausgebildet wurde, sieht sowohl akade-<br />

12<br />

Horst Schröder,<br />

Foto: AV-Gründerzentrum<br />

NRW<br />

Das Gründerzentrum scheint in<br />

der allgemein angestrebten Konvergenz<br />

dieser Bereiche also durchaus<br />

ein Vorbild zu sein?<br />

Wir haben uns den Aspekt der Konvergenz<br />

in der Gesamtarbeit absolut verordnet. Wir verstehen<br />

uns mehr denn je auch als in einer Laborsituation<br />

befindlich. Wir sind aber andererseits<br />

auch so mutig zu sagen, dass es neben der<br />

Konvergenz eben auch eine Divergenz gibt, was<br />

die drei Felder AV, New Media und Games anbetrifft.<br />

Eine Divergenz, die auch Änderungen<br />

in Ihrem Programm erfordert…<br />

Zwangsläufig. In den Workshops mit den<br />

Games- und New Media-Beteiligten erstellen wir<br />

zurzeit anhand von Fallstudien Stoffsammlungen,<br />

die eine Bestandsaufnahme ergeben soll<br />

darüber, in welcher Situation sich diese jungen<br />

Unternehmen befinden. Wir wissen, dass es im<br />

beiten aus der ifs zu sehen: Beim Kinofest Lünen<br />

etwa laufen mit Bogdana Vera Lorenz’<br />

„Heimspiel“ und „Gisberta“ von Lisa Violetta<br />

Gaß zwei Abschlussfilme des 3. Filmstudium-Jahrgangs.<br />

Und auf dem parallel in Köln<br />

stattfindenden Kurzfilmfestival Unlimited sind<br />

„XXO“ (Regie: Katinka Narjes), „Soltau“ (Regie:<br />

Peter Hümmeler) und „Kriegerstock“<br />

(Regie: Joseph Lippok) zu sehen.<br />

Derweil laufen die Vorbereitungen für den<br />

neuen Studiengang Kamera bei der ifs auf<br />

Hochtouren.<br />

Voraussichtlich<br />

im Dezember<br />

2009 wird die<br />

Bewerbungs-<br />

Bereich Online/Neue Medien so gut wie gar keine<br />

routinierten Geschäftsprozesse gibt, an denen<br />

man sich hilfreich orientieren könnte. Und<br />

wir wissen im Bereich Games, dass es immer<br />

grundsätzlich zu entscheiden gilt: „Bin ich Developer<br />

oder bin ich Publisher?“ Das arbeiten wir<br />

in diesen Workshops heraus. Zum Ende des Stipendienjahres<br />

der Gamer- und New Media-Leute<br />

– das am 31. März endet, da sie erst am 1.<br />

April angefangen haben – wollen wir das Papier<br />

zu diesem Fallstudienprojekt auch veröffentlichen.<br />

Das Jahr der neuen Generation<br />

beginnt aber am 1. Januar 2010?<br />

Das stimmt, deshalb werden es statt 14<br />

vorübergehend im ersten Quartal 2010 18 Unternehmen<br />

im Stipendiatenprogramm sein.<br />

Was ist der beste Weg für eine<br />

Bewerbung?<br />

Auf unserer Website www.av-gruenderzentrum.de<br />

findet man alle notwendigen<br />

Informationen. Die Richtlinien zur Bewerbung<br />

sowie das Bewerbungsformular stehen dort als<br />

Download bereit. Wir erwarten die Bewerbungsunterlagen<br />

einmal als elektronische Version per<br />

Email – mit der Einschränkung, dass sie nicht<br />

mehr als 10 MB umfassen sollte – und ein zweites<br />

Mal auch in ausgedruckter Form. Wir haben<br />

letztes Jahr für die Juryentscheidung zudem ein<br />

Novum eingeführt, bei dem die Kandidaten zu<br />

einem persönlichen Pitch erscheinen müssen,<br />

womit man vielleicht einiges, das an Schwächen<br />

im Geschäftsplan existent ist, wieder ausbügeln<br />

kann.<br />

mischen als auch praktischen Austausch vor. Als erstes<br />

konkretes Vorhaben wurde für den Sommer 2010 in<br />

Köln eine gemeinsame sechswöchige Summer School angekündigt. Unter<br />

dem Titel „People on Sunday 2010“ soll in Anlehnung an den Film<br />

„Menschen am Sonntag“ ein interkultureller filmischer Blick auf das Alltagsleben<br />

in Köln und – ein Jahr später – in Los Angeles geworfen werden.<br />

„Menschen am Sonntag“ wurde 1930 u.a. von Filmemachern wie<br />

Billy Wilder, Robert Siodmak und Edgar G. Ulmer realisiert, bevor<br />

sie in die USA emigrieren mussten.<br />

ifs, Tel. (0221) 9201880; info@filmschule.de<br />

„Gisberta“ von<br />

Lisa Violetta Gaß<br />

auf dem Weg<br />

nach Lünen, Foto:<br />

Michael Lämmler<br />

phase für das siebensemestrige Bachelor-Studium<br />

beginnen, das dann im Wintersemester<br />

2010/11 startet. Wer den Bewerbungsstart nicht<br />

verpassen möchte, kann sich jetzt schon auf der<br />

Website der Filmschule in eine Mailingliste eintragen<br />

(www.filmschule.de). Ebenfalls im<br />

Dezember startet die Bewerbungsphase für den<br />

Studiengang Film mit den Schwerpunkten Drehbuch,<br />

Regie und Kreatives Produzieren.<br />

Am 28. und 29. November bietet die ifs einen<br />

Storyboard-Workshop mit Marcie<br />

Begleiter an, bei der die Fachautorin Schritt<br />

für Schritt an das Storyboarding heran führt: von<br />

der Analyse des Drehbuchs zum Übersichtsdiagramm<br />

der Kamerapositionen bis zur Zeichnung<br />

von Kameraeinstellungen und -fahrten. Wichtigster<br />

Bestandteil ist dabei das Erlernen der „Extended-Frame-Techniken“,<br />

die Kamerabewegungen<br />

so nachvollziehbar veranschaulichen,<br />

dass sie für alle Beteiligten verständlich sind.<br />

Zeichnerische Fähigkeiten sind keine Voraussetzung,<br />

wohl aber gute Englischkenntnisse.<br />

ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />

info@filmschule.de<br />

newsletter 6/2009 – Auf dem Sprung – Die Seite für den Filmnachwuchs<br />

Ruhrtriennale sucht<br />

Urmomente<br />

Noch bis zum 20. November können junge Filmemacher<br />

und Filmstudenten ihre Ideen für ein<br />

Filmporträt der Ruhrtriennale einsenden. Unter<br />

dem Motto „Urmomente“ soll das Porträt in<br />

maximal 15 Minuten die „künstlerische Essenz<br />

und den Charakter der Ruhrtriennale mit filmischen<br />

Mitteln wiedergeben“. Der fertige Beitrag<br />

soll im Sommer 2010 als Vorfilm deutschlandweit<br />

in Programmkinos laufen und für die Triennale<br />

werben. In der ersten Phase des Wettbewerbs<br />

werden dafür Konzepte gesucht, von denen<br />

die besten in einer zweiten Phase zu einem<br />

Drehbuch weiterentwickelt werden. Anschließend<br />

wird das überzeugendste Drehbuch umgesetzt.<br />

Die Jury besteht aus Vertretern der Kooperationspartner<br />

(<strong>Filmstiftung</strong> NRW,<br />

NRW Bank und Ruhrtriennale) sowie aus namhaften<br />

Filmregisseuren, die auch als Mentoren<br />

gewonnen werden sollen. Mehr Infos zum Wettbewerb<br />

unter www.ruhrtriennale.de.<br />

Best of KHM: der Dokumentarfilm „Zwei halbe<br />

Leben sind kein ganzes“ von Regisseur Servet<br />

Ahmet Golbol, Foto: IMPALA Filmproduktion<br />

Neues aus der KHM<br />

Ein überraschtes „Och?“, so wird kolportiert, sei<br />

die erste Reaktion von Klaus Jung auf seine<br />

Berufung zum neuen Rektor der Kunsthochschule<br />

für Medien Köln (KHM) gewesen.<br />

Mit Wirkung vom 1. Oktober ernannte der<br />

NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart<br />

den 1955 in Solingen geborenen Künstler,<br />

der von der School of Fine Art in Glasgow<br />

nach Köln wechselte. Seit 1990 war Jung<br />

an verschiedenen europäischen Kunsthochschulen<br />

leitend tätig und ist Vizepräsident der European<br />

League of Institutes of the Arts<br />

(ELIA). Einen Überblick über Arbeiten seiner<br />

KHM-Studenten kann sich Jung zum Beispiel am<br />

7. November zwischen 19 und 3 Uhr verschaffen,<br />

wenn das Nonstopkino der KHM zur Langen<br />

Nacht der Museen öffnet. Unter dem Titel<br />

„Parallelwelten“ zeigen Studenten Animations-,<br />

Trick- und Experimentalfilme in der Dauerschleife.<br />

Im Studiofoyer der Aula sind zudem<br />

Arbeiten der Korean National University<br />

of the Arts aus Seoul zu sehen.<br />

Fortgesetzt wird im Dezember die Reihe<br />

Best of KHM Movies. Am 2. Dezember begrüßt<br />

Prof. Katrin Schlösser den Regisseur Servet<br />

Ahmet Golbol in der Aula der KHM mit<br />

seinem Dokumentarfilm „Zwei halbe Leben sind<br />

kein ganzes“. Eine Woche später dann, am 9.<br />

Dezember, präsentiert Jan Krüger seinen Film<br />

„Rückenwind“. Das Gespräch moderiert Prof.<br />

Dietrich Leder. Die Veranstaltung am 9. Dezember<br />

ist zudem Teil des Infotags an der KHM.<br />

Zwischen 10 und 21 Uhr präsentiert die Hochschule<br />

umfassende Informationen für alle am<br />

Diplomstudium Audiovisuelle Medien Interessierten.<br />

Alle Termine und Infos unter<br />

www.khm.de.<br />

KHM, Tel. (0221) 201890;<br />

info@khm.de


aris Aladag suchte schon früh nach Wegen,<br />

Bum seine Leidenschaft für Musik und Film<br />

zusammenzubringen. Mit 13 Jahren begann er,<br />

Musik aufzulegen, mit 19 inhalierte er die Droge<br />

Filmwelt als Praktikant am Set von Benjamin<br />

Quabecks Debütfilm „Nichts bereuen“. Einen<br />

„Wahnsinnsdreh“ nennt Baris Aladag es rückblickend.<br />

„Ich habe direkt gemerkt, dass ich so<br />

einen Dreh nie wieder erleben werde – obwohl<br />

es mein erster war. Alle haben in einer Villa gelebt,<br />

alle waren zwischen 20 und 30 Jahre alt<br />

und ohne Gage dabei.“ Aladags Augen leuchten.<br />

„Da war mir dann am zweiten Tag schon<br />

klar: Das ist der Bereich, wo ich hin muss!“<br />

Die Kölner Kunsthochschule für Medien<br />

(KHM) – an der auch Baris’ älterer Bruder Züli<br />

studierte – erschien als die perfekte Lösung,<br />

nicht nur wegen der Vielfalt, die dort möglich<br />

ist, sondern auch, weil ihr System weniger „verschult“<br />

sei als das konventioneller Filmakademien.<br />

Nach einem weiteren Jahr mit diversen<br />

Praktika im Filmbereich folgte die erste Bewerbung<br />

an der KHM. Und eine Ablehnung. Der<br />

eingereichte kurze Dokumentarfilm über einen<br />

Obdachlosen sei zu „klassisch“, zu konventionell<br />

gewesen. „Da war zu wenig von mir zu spüren.“<br />

2002 folgt der zweite Anlauf zum vorgegebenen<br />

Bewerbungsthema „Transit“. Jetzt<br />

traute Baris Aladag sich mehr: In der Kindergartengruppe<br />

seiner Nichte nahm er auf, was mit<br />

dem „Stille Post“-Effekt aus der Wortvorgabe<br />

„Transit“ wurde. „Das war weniger ein filmischer<br />

als ein künstlerischer Ansatz“, sagt Aladag.<br />

Auf ähnlich unberechenbarem Weg wie<br />

Nachrichten bei der Stillen Post scheinen die Gene<br />

für Kreativität in der Familie Aladag weitergegeben<br />

zu werden. Baris’ Vater war Lehrer und<br />

Rektor in der Türkei, ging aber in den 70er Jahren<br />

nach Stuttgart, weil er selbst mit einem Rektorengehalt<br />

in der Türkei keine Chance sah, seinen<br />

– damals noch vier – Kindern eine akademische<br />

Ausbildung zu ermöglichen. Als Nachzügler<br />

wurde Baris 1981 als einziges der Kinder<br />

in Deutschland geboren. Mit den Eltern<br />

sprechen die Kinder Türkisch, untereinander<br />

Deutsch. Heute ist Bruder Züli als Regisseur erfolgreich,<br />

eine Schwester ist Künstlerin, der älteste<br />

Bruder schreibt Drehbücher für Fernsehserien.<br />

„Mein Vater wollte in seiner Jugend Sänger<br />

werden. Meine Theorie ist, dass wir Kinder<br />

seinen ungelebten Traum ausleben.“<br />

Noch bevor Baris Aladag sein Studium an<br />

der KHM aufnahm, drehte er einen Kurzfilm mit<br />

Denis Moschitto in der Hauptrolle, mit dem er<br />

sich bei „Nichts bereuen“ angefreundet hatte.<br />

Die Geschichte drehte sich um das Thema AIDS,<br />

„weil ich fand und immer noch finde, dass das<br />

Thema zu wenig in Medien und Gesellschaft<br />

präsent ist“. Es folgten vier Jahre an der KHM,<br />

über die Baris Aladag fast nur lobende Worte<br />

findet: „Ich konnte Musikvideos drehen, Kurzfilme<br />

drehen, auch mal drei Monate nicht drehen,<br />

weil ich nur Filme schauen wollte. Diese<br />

Freiheit war für mich ideal.“ Es sei kein Rektorensystem,<br />

bei dem von oben ein Stempel aufgedrückt<br />

wird, sondern es gebe ganz unterschiedliche<br />

Professoren und künstlerische Haltungen.<br />

Zudem sei das Miteinander der in verschiedenen<br />

Bereichen arbeitenden Studierenden<br />

sehr inspirierend. Wenn man denn zueinander<br />

findet, denn: „Was fehlt an der KHM, ist<br />

eine Art Campus oder Räume, die von den Studenten<br />

bespielt werden können.“<br />

Im Dezember 2008 schloss Baris Aladag<br />

sein Studium mit einer Eins mit Auszeichnung<br />

ab. Sein 18-minütiger Abschlussfilm „Unter<br />

„Das ist ein Traum. Ich habe einen Song mit geschrieben, zu dem ich das Video drehe und der dann auch<br />

noch so wahnsinnig erfolgreich läuft“, sagt Baris Aladag. Aber es ist kein Traum, sondern Realität. Die<br />

Rede ist von Cluesos neuem Song „Gewinner“, der im Radio rauf und runter läuft. Dabei ist Baris Aladag<br />

eigentlich Filmemacher.<br />

Baris Aladag,<br />

Foto: Pascal Schmit<br />

Aladags KHM-Abschlussfilm „Unter Wasser“ mit Denis Moschitto war bereits auf mehreren Festivals zu sehen und nominiert für den Studio<br />

Hamburg Nachwuchspreis. Foto: Morphofilm/ KHM<br />

Porträt Baris Aladag<br />

Filmer und Songwriter<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

Wasser“, wieder mit Denis<br />

Moschitto in der Hauptrolle,<br />

war bereits auf mehreren Festivals<br />

zu sehen und nominiert<br />

für den Studio Hamburg<br />

Nachwuchspreis. Gemeinsam<br />

mit Moschitto hat Baris<br />

Aladag die Produktionsfirma<br />

Park 17 gegründet und ein<br />

Spielfilmdrehbuch geschrieben mit dem Arbeitstitel<br />

„Gabriel“, eine Vater-Sohn-Geschichte im<br />

deutsch-türkischen Milieu eines sozialen Brennpunktviertels<br />

in Köln. Dass der Übergang vom<br />

Studium in die Selbständigkeit sich so bruchlos<br />

vollziehen kann, schreibt Baris Aladag auch der<br />

Unterstützung durch das AV-Gründerzentrum<br />

NRW zu, das neben einer finanziellen Starthilfe<br />

vor allem auch regelmäßig Seminare und<br />

Coachings anbietet , die wesentliche Kenntnisse<br />

für den Berufseinstieg vermitteln. „Die sind<br />

Gold wert“, so Aladag. Zudem habe das AV-<br />

Gründerzentrum entscheidend dazu beigetragen,<br />

dass er seine zwischenzeitlichen Abwanderungspläne<br />

nach Berlin aufgegeben hat und<br />

Köln zur dauerhaften Basis seiner Arbeit machen<br />

will.<br />

Bis für „Gabriel“ ein Produktionspartner gefunden<br />

ist und die Finanzierung steht, widmet<br />

sich Aladag („ich muss alle paar Monate was<br />

drehen“) vor allem Musikvideos. „Das ist im Moment<br />

das finanzielle Zentrum meiner Arbeit, davon<br />

kann ich leben.“ Zwar seien die Budgets<br />

längst nicht mehr so hoch wie vor dem Zusammenbruch<br />

des Musikmarktes, aber „die knappen<br />

Budgets fördern gute Ideen. Da muss die<br />

Idee sitzen und man kann nichts mit techni-<br />

schem Aufwand oder Location kaschieren. Das<br />

ist eine gute Schule.“ Für Clueso alias Thomas<br />

Hübner ist er zum Hausregisseur sämtlicher Clips<br />

geworden. Und weil die Chemie zwischen beiden<br />

– die mittlerweile auch als DJ-Duo auftreten<br />

– von Anfang an gestimmt hat, hat er zudem<br />

die Hälfte der Songs der aktuellen Clueso-CD<br />

mit getextet. „Ich bin dabei, du bist dabei,<br />

wir sind dabei, uns zu verlieren…“ – für Baris<br />

Aladag ist letzteres nicht zu befürchten. Dafür<br />

wirkt der 28-Jährige viel zu klar und bodenständig.<br />

Dazu hat wahrscheinlich die schwäbische<br />

Sozialisation in Stuttgart, ungeachtet der<br />

Abstammung und künstlerischen Neigung, einen<br />

nicht unwesentlichen Teil beigetragen.<br />

www.park17.de<br />

www.barisaladag.com<br />

Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 6/2009 13


Noch weiß man nicht, welche Filme die Film<br />

Academy (EFA) mit ihren Europäischen<br />

Filmpreisen ehren wird. Fest dagegen steht bereits,<br />

dass die Preisverleihung am 12. Dezember<br />

mit 1.400 Gästen in der Bochumer Jahrhunderthalle<br />

stattfindet. Preise gibt es in 16 Kategorien,<br />

darunter erstmals für den besten europäischen<br />

Animationsfilm. Die nominierten Filme<br />

werden am 7. November bekannt gegeben<br />

(www.europeanfilmacademy.org). Premiere feiert<br />

in diesem Jahr die EFA – Europäische Filmwoche<br />

RUHR vom 6. bis 11. Dezember in sechs<br />

NRW-Städten. Im Beisein möglichst vieler internationaler<br />

Filmschaffender werden hier die<br />

Nominierten den Kinobesuchern präsentiert.<br />

Abschluss und Höhepunkt der Filmwoche ist<br />

am 11. Dezember in Deutschlands größtem<br />

Filmpalast, der Essener Lichtburg, die Galaaufführung<br />

des Films „Looking for Eric“ des englischen<br />

Filmemachers Ken Loach, der in diesem<br />

Jahr Ehrenpreisträger der EFA ist.<br />

„Mit dieser Veranstaltung bekommt das Publikum<br />

in den Programmkinos einen schönen<br />

Überblick auf die Vielfalt des europäischen<br />

Filmschaffens und die Arbeit der European<br />

Film Academy geboten“, sagt<br />

Christine von Fragstein, die das<br />

Projekt im Auftrag der Kulturhauptstadt<br />

Ruhr.2010 organisiert und auch die Abspielstätten<br />

koordiniert. Bespielt werden<br />

in Essen die Lichtburg und das Astra, in<br />

Bochum das Kino Endstation und das Metropolis,<br />

das Filmforum in Duisburg, die<br />

Oberhausener Lichtburg und die Schauburg<br />

in Dortmund. Als weitere Lichtspielstätten<br />

kommen die Kölner Kinos Filmpalette und<br />

das Filmforum im Museum Ludwig dazu.<br />

Zwar gehört die Domstadt nicht zum Städtezirkel<br />

des ausrichtenden Kulturhauptstadt-Projekts<br />

Ruhr.2010, doch äußert sich<br />

Heißbegehrte Diva in der Bochumer Jahrhunderthalle:<br />

die Statuette der Europäischen Filmpreise,<br />

Foto: EFA<br />

gerade darin das Bestreben der Veranstalter, die<br />

Europäische Filmwoche nicht nur als singuläres,<br />

rein regional ausgerichtetes Ereignis zu etablieren.<br />

Denn auch für das nächste<br />

Jahr ist eine Europäische Filmwoche<br />

zur Stärkung des europäischen<br />

Filmschaffens an Ruhr und Rhein<br />

geplant. „Die Verhandlungen mit<br />

Sponsoren und Stiftungen laufen<br />

schon“, weiß Bernd Fesel vom<br />

Team der Ruhr.2010.<br />

Gemeinhin vergibt die EFA den<br />

Saisonhöhepunkt der Preisverleihung<br />

an klassische Metropolen wie<br />

London, Paris, Rom oder Warschau.<br />

Allerdings ist das Ruhrgebiet<br />

keineswegs bloß ein erfrischender<br />

Exot im Konzert der Etablierten. Einerseits<br />

ist es nach London und Paris<br />

der drittgrößte Ballungsraum<br />

14<br />

Am 12. Dezember werden in der Bochumer Jahrhunderthalle die<br />

Europäischen Filmpreise vergeben. Eine umfangreiche Filmreihe<br />

der nominierten Beiträge und eine Master Class, zu der 30 Filmtalente<br />

aus ganz Europa erwartet werden, begleitet die Verleihung.<br />

Europäische Filmpreise als Prolog zur Ruhr.2010<br />

Europa zu Gast<br />

an der Ruhr<br />

VON UWE MIES<br />

Europas und von entsprechender Vielfalt<br />

geprägt; nicht von ungefähr ist in<br />

den internationalen Publikationen von<br />

der Metropole Ruhr als Veranstaltungsort<br />

die Rede. Außerdem hat die Region<br />

mit der Ausrichtung der Ruhrtriennale<br />

hinreichend bewiesen, dass sie in der Lage<br />

ist, große Kunst- und Kulturereignisse<br />

zu stemmen und somit den Wandel<br />

des Ruhrgebiets weg von der Industrielandschaft<br />

hin zur Industriekultur zu<br />

dokumentieren. Fesel: „Es war<br />

uns wichtig, das Highlight Preisverleihung<br />

mit einer filmkulturellen<br />

Aktivierung zu verbinden.“<br />

Die Ausrichtung der Europäischen<br />

Filmwoche ist daher ein<br />

wichtiges Event zur Einbindung<br />

der breiten Öffentlichkeit. Nicht<br />

minder wichtig ist die aktuelle<br />

Ausrichtung der EFA Master Class.<br />

Für die erstmals stattfindende EFA Master<br />

Class RUHR sind 30 junge europäische Filmemacher<br />

zum Austausch mit arrivierten Filmschaffenden<br />

und zur gemeinsamen Erkundung der<br />

Region eingeladen. Dazu gehören die in diesem<br />

Jahr nominierten Regisseure aus den Kategorien<br />

Kurzfilm und Debütfilm. Hinzu kommen<br />

Filmstudenten aus NRW-Filmschulen in Dort-<br />

Filme und ihre Macher spielen<br />

im Wandel der Gesellschaft<br />

heute eine besondere Rolle:<br />

In der Mediengesellschaft sind<br />

sie wie Welle und Strand unserer<br />

Selbstverständigung über<br />

unsere Zukunft. Wir stärken<br />

daher Film in der Schule, in<br />

Kinos und Filmfestivals und<br />

gerade auch der digitalen Welt.<br />

Dieter Gorny,<br />

Künstlerischer Direktor der Ruhr.2010<br />

mund und Köln. Auch 2010 will die Ruhr.2010<br />

wieder eine Master Class ausrichten – parallel<br />

zur EFA Europäische Filmwoche Ruhr.2010.<br />

In Anlehnung und in Kooperation mit der<br />

Villa Massimo in Rom wird „Unna Massen“, ein<br />

ehemaliger Ort für Aussiedler, Zuwanderer und<br />

Flüchtlinge, eine Enklave für Kreative und Künstler<br />

aus ganz Europa. Die EFA Master Class Ruhr<br />

macht hierbei den Anfang. 30 junge europäische<br />

Filmemacher werden vom 9. bis 13. De-<br />

Unna Massimo empfängt im Dezember 30 junge<br />

europäische Filmemacher zur EFA Master Class<br />

Ruhr. Foto: Medienkunstraum Unna<br />

zember 2009 zur EFA Master Class Ruhr nach<br />

Unna Massimo eingeladen. In den leer stehenden<br />

60er-Jahre-Schulen und Wohnungen werden<br />

die jungen Regie-Talente über drei Tage mit<br />

den ganz großen Stars des Europäischen Kinos<br />

zusammentreffen und sich auf Augenhöhe austauschen.<br />

Unna Massimo bietet einen geschützten<br />

Rahmen, an dem kontemplativ neue gedankliche<br />

Kraft für die Filme von morgen geschöpft<br />

werden darf. Und es ist eine Ausgangsbasis,<br />

um die Metropole Ruhr zu erkunden –<br />

und hoffentlich in den nächsten Jahren wiederzukommen.<br />

Zum Abschluss werden die Teilnehmer<br />

der EFA Master Class Ruhr am 12. Dezember<br />

2009 zur Verleihung des Europäischen Filmpreises<br />

eingeladen.<br />

Der Countdown läuft also für die größte europäische<br />

Filmveranstaltung des Jahres. Der Europäische<br />

Filmpreis wird von der European Film<br />

Academy e.V. und ihrer Produktionsfirma EFA<br />

Productions gGmbH präsentiert und 2009 un-<br />

newsletter 6/2009 – Schwerpunkt<br />

terstützt durch die Kulturhauptstadt Ruhr.2010<br />

GmbH, den Ministerpräsidenten des Landes<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, den Minister für Bundesangelegenheiten,<br />

Europa und Medien des Landes<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, den Staatssekretär für<br />

Kultur des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, den Beauftragten der Bundesregierung<br />

für Kultur und Medien (BKM), das<br />

MEDIA Programm der EU, die Filmförderungsanstalt<br />

(FFA), die RWE AG und TNT Express.<br />

Es sollte noch viel mehr Filme<br />

aus dem Ruhrgebiet geben ...<br />

weil der Blick auf das Ruhrgebiet<br />

in seiner Vielfalt,<br />

Eigenart und auch kulturellen<br />

Potenz noch immer durch zu<br />

viele schnelle Bilder, ungeduldige<br />

Klischees und alte<br />

VorUrteile zugestellt ist.<br />

Christoph Hübner, Produzent<br />

Jetzt abstimmen:<br />

EFA-Publikumspreis<br />

Unter www.peopleschoiceaward.org kann<br />

jeder für seinen europäischen Lieblingsfilm<br />

des Jahres 2009 abstimmen. Zur Wahl stehen<br />

„Der Baader Meinhof Komplex“ von Uli Edel,<br />

„Broken Embraces“ von Pedro Almodóvar, „Coco<br />

avant Chanel“ von Anne Fontaine, „The Duches“<br />

von Saul Dibb, „Fly me to the Moon“ von<br />

Ben Stassen, „The Girl with the Dragon Tattoo“<br />

von Niels Arden Oplev, „Let the Right one in“<br />

von Tomas Alfredson, „Mid-August Lunch“ von<br />

Gianni di Gregorio, „Slumdog Millionaire“ von<br />

Danny Boyle und „Transporter 3“ von Olivier<br />

Megaton.


Peter Thorwarth,<br />

Foto: privat<br />

Gratulation, Ihr Film „Bang<br />

Boom Bang“ hatte jüngst Jubiläum:<br />

Zehn Jahre lief er durchgehend<br />

im Bochumer Kino UCI. Wie<br />

war die Feier?<br />

Das ist natürlich eine große Ehre, dass<br />

der Film so lange gezeigt wird, und ich bin<br />

sehr dankbar darüber. Trotzdem sehe ich das<br />

durchaus auch von zwei Seiten. Ich bin einerseits<br />

total erschlagen von der Begeisterung,<br />

auf der anderen Seite fühle ich mich aber<br />

mittlerweile einen Schritt weiter. Man möchte<br />

sich ja als Filmemacher entwickeln, und so<br />

toll das mit den Fans ist, die den Film auch<br />

nach zehn Jahren noch so dankbar aufnehmen:<br />

Sie wollen einen als Filmemacher eben<br />

auch so behalten, wie sie ihn zu „Bang Boom<br />

Bang“ geschätzt haben. Ich muss mich da<br />

schon durchsetzen, neue Wege zu beschreiten<br />

und darf mich davon nicht zu sehr vereinnahmen<br />

lassen.<br />

Was macht für Sie das Ruhrgebiet<br />

eigentlich so liebenswert?<br />

Es klingt abgedroschen, aber es sind die<br />

Leute. Meine Familie wohnt in Unna und ein<br />

Haufen wirklich guter Kumpels, und das behält<br />

mich irgendwie da. Es war ja sehr wichtig<br />

für mich, weggegangen zu sein, um das<br />

Besondere an Unna von außen zu erkennen.<br />

Aber auch wenn ich in München studiert habe<br />

und jetzt in Berlin eine Wohnung habe,<br />

ist es ist ja nicht so, dass ich mich jemals so<br />

richtig aus Unna entfernen konnte. Ich habe<br />

meinen Wohnsitz wieder hierher verlegt<br />

und in diesem Jahr mit Sicherheit mehr Zeit<br />

im Ruhrgebiet verbracht als in Berlin. Die Leute<br />

verstellen sich nicht, sie sind wie sie sind<br />

mit all ihren Macken. Ich glaube auch, dass<br />

sich genau das über meine Filme hin nach außen<br />

vermittelt. Ich habe neulich bei Antenne<br />

Unna ein Interview gegeben, und der Moderator<br />

erzählte mir, er käme aus dem Allgäu,<br />

und „Bang Boom Bang“ wäre für ihn der<br />

Grund gewesen, die Stelle in Unna anzunehmen.<br />

Irgendwas muss sich da also transportieren.<br />

Aber am „Koffer in Berlin“<br />

kommt man trotzdem nicht vorbei?<br />

Ach, ich merke gerade, dass diese irgendwie<br />

zusammen gecastete Gesellschaft<br />

in bestimmten Teilen Berlins, wo diese ganzen<br />

hippen und kreativen Leute wohnen,<br />

doch an Authentizität verliert. Das finde ich<br />

Der Regisseur Peter Thorwarth ist nicht nur ein Kind des Ruhrgebiets, sondern hat der<br />

Region auch mit seiner so genannten „Unna-Trilogie“ („Bang Boom Bang“, „Was<br />

nicht passt, wird passend gemacht“ und „Goldene Zeiten“) ein filmisches Denkmal<br />

gesetzt. Oliver Baumgarten erklärt er seine Liebe zum Revier.<br />

Interview Peter Thorwarth<br />

Für mich ist<br />

das Heimat<br />

hingegen am Ruhrgebiet so entspannend:<br />

Man führt ganz andere Gespräche mit den<br />

Leuten, für mich ist das Heimat. Es geht da<br />

in den Gesprächen um menschliche Geschichten,<br />

aus denen ich dann wiederum<br />

meine Geschichten mache.<br />

Berlin scheint filmisch in letzter<br />

Zeit etwas abgenutzt, man<br />

sieht es so oft. Im Ruhrgebiet hingegen<br />

wird ja trotz seiner Vielseitigkeit<br />

vergleichsweise noch wenig<br />

gedreht. Warum eigentlich?<br />

Was dem Ruhrgebiet fehlt, ist dieser<br />

Metropolencharakter, der in Berlin die Leute<br />

anzieht. Berlin hat aber vor allem eine ganz<br />

andere Filmtradition, während der Strukturwandel<br />

im Ruhrgebiet noch nicht so lange<br />

her ist. Alles, was im Ruhrgebiet sich an<br />

Kunstszene entwickelt, spielt sich eher im Underground<br />

ab. Berlin dagegen kann sich vor<br />

Filmemachern kaum retten, hier wird auch<br />

gedreht, wenn das Geld von ganz woanders<br />

herkommt. Ich empfinde das manchmal wie<br />

ein schwarzes Loch, in das alle kreative Energie<br />

gesogen wird und sich alles nur noch um<br />

sich selber dreht. Ich glaube, die einzige Stadt<br />

in NRW, die diesen Metropolencharakter erzeugen<br />

kann und im Fernsehbereich auch eine<br />

solche Sogkraft besitzt, ist eben Köln. Das<br />

Ruhrgebiet wird durch Streitereien etwa zwischen<br />

Essen und Dortmund immer wieder<br />

eher diffus wahrgenommen. Da hat es Berlin<br />

leichter, sich als Metropole darzustellen.<br />

Privat orientiere ich mich deswegen gerade<br />

so ein bisschen nach Köln – ist auch schön<br />

nah an Unna.<br />

Hat sich das filmische Image<br />

des Ruhrgebiets gewandelt in den<br />

letzten Jahren oder sucht am Ende<br />

doch erst einmal jeder nur die<br />

Zechenatmosphäre aus den alten<br />

Winkelmann-Filmen?<br />

Das Ruhrgebiet verkörpert natürlich ein<br />

Klischee der Arbeiterwelt, des Malochertums.<br />

Das entsprach ja sicherlich auch irgendwann<br />

mal den Tatsachen, aber es ist Zeit für eine<br />

neue Identität, und die Suche danach merkt<br />

man dieser Region auch an. In Dortmund etwa<br />

haben sich viele Versicherungen angesiedelt<br />

und entwickeln die Stadt langsam zu einer<br />

Dienstleistergesellschaft, während die Uni<br />

in High Tech investiert und die <strong>Filmstiftung</strong><br />

immer mehr Produktionen und Filmschaffen-<br />

de hier anzusiedeln versucht. Das sind alles<br />

Prozesse, die dauern werden und die sich in<br />

meinen Filmen auch widerspiegeln, indem ich<br />

immer versucht habe, das Ruhrgebiet nicht<br />

ganz so klischeehaft zu zeichnen, sondern so,<br />

wie ich es empfunden habe, wie es für mich<br />

Normalität war. Es gab damals einige, die vorgeschlagen<br />

hatten, noch einen schönen Vorspann<br />

für „Bang Boom Bang“ zu drehen mit<br />

Fördertürmen und so weiter. Aber das wollte<br />

ich nicht, gerade weil das in diese Zeit nicht<br />

mehr passt. Ich wollte eben keine Ruhrgebietsfilme<br />

machen, sondern wollte einfach<br />

meine Geschichten in meiner Heimat erzählen.<br />

Meinen Sie, dass die Aktivitäten<br />

der Kulturhauptstadt 2010<br />

dem Ruhrgebiet in seiner kulturellen<br />

Ausstrahlung etwas Geltung<br />

verschaffen kann?<br />

Das glaube ich auf jeden Fall. Auch<br />

wenn ich leider ein wenig die Gefahr sehe,<br />

dass durch die Größe des Ruhrgebiets und<br />

durch seine vielseitige Beschaffenheit diese<br />

Wirkung am Ende wieder verpufft. Ich bin gespannt,<br />

was sich da tun wird. Denn am Ende<br />

bin ich gar nicht so sicher, ob das Ruhrgebiet<br />

wirklich unbedingt diese Eigenschaft<br />

als Metropole anstreben sollte. Was es bisher<br />

so lebendig gemacht hat, ist ja gerade,<br />

dass es überall kleine Off-Theater, kleine Kinos,<br />

einzelne Filmemacher gibt, die im Kleinen<br />

etwas zu bewegen versuchen. Eigentlich<br />

ist es doch ganz sympathisch, wie es ist.<br />

Werden Sie denn mit Ihren<br />

weiteren Projekten dem Ruhrgebiet<br />

treu bleiben?<br />

Ich arbeite konkret an zwei Projekten.<br />

Das eine richtet den Fokus über die Geschichten<br />

und Figuren wieder ganz stark auf das<br />

Ruhrgebiet, aber dieses Mal eher in der Form<br />

eines Roadmovies. Das ist ein Film, den ich<br />

gerade mit Ralf Husmann vorbereite. Das andere<br />

Projekt soll ebenfalls in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

gedreht werden, hat mit dem Ruhrgebiet<br />

aber gar nichts zu tun. Ich bin ja nicht<br />

ausschließlich ein Kind des Ruhrgebiets, sondern<br />

auch ein Filmfreak und versuche gerade,<br />

einen internationalen Film auf die Beine<br />

zu stellen, einen Genre-Mix, der eher in Richtung<br />

Horror geht, aber auch viele andere Facetten<br />

besitzt. Wenn alles läuft wie geplant,<br />

dann hoffe ich, dass wir den ersten 3D-Film<br />

aus Deutschland machen werden.<br />

Eine kurze Geschichte ...<br />

der Europäischen<br />

Kulturhauptstädte<br />

D as Programm „Kulturhauptstadt Europas“ gilt<br />

als eine der wenigen Erfolgsgeschichten der<br />

europäischen Kulturpolitik. Das war 1985 nicht abzusehen,<br />

als der Rat der Europäischen Union dem<br />

Vorschlag der damaligen griechischen Kulturministerin<br />

Melina Mercouri folgte und beschloss, jährlich<br />

eine europäische Kulturstadt zu benennen.<br />

Kulturpolitik gehörte nicht zur offiziellen Agenda<br />

der Union, die wenigen Kulturförderprogramme<br />

waren finanziell schlecht ausgestattet und in den<br />

Vorgaben oft rätselhaft. 1999 wurde das Kulturstadt-Programm<br />

noch einmal aufgewertet. Seitdem<br />

werden von den Mitgliedsstaaten in fester<br />

Reihenfolge Kandidaten für die jährlich wechselnde<br />

„Kulturhauptstadt“ benannt. Um der EU-Erweiterung<br />

gerecht zu werden, wird es bis 2018 jedes<br />

Jahr zwei Hauptstädte geben.<br />

In der inzwischen 25jährigen Geschichte des<br />

Programms lassen sich eine Reihe von Trends ausmachen,<br />

die trotz vieler Differenzierungen im Detail<br />

inzwischen die Aktivitäten und Programme der<br />

Kulturhauptstädte prägen. In den Anfangsjahren<br />

stand vor allem die Präsentation von Kunst und<br />

Hochkultur im Mittelpunkt. Zugleich sollte der Blick<br />

für die kulturellen Wurzeln Europas und – damit<br />

zusammenhängend – für verbindende Werte und<br />

Haltungen geschärft werden.<br />

Heute ist der Kulturbegriff weiter gefasst. Das<br />

kulturelle Erbe ist weiterhin wichtiger Bezugspunkt,<br />

aber die europäische Identität wird mittlerweile dynamisch<br />

definiert, als offener Prozess, der in die<br />

Zukunft weist. Deshalb stehen die Vernetzung und<br />

Entwicklungschancen der europäischen Gesellschaften<br />

im Vordergrund. Zudem ist die Stadtentwicklung<br />

neben der Kultur zentrales Thema geworden.<br />

Auch die Kultur/Kreativwirtschaft steht stärker<br />

im Fokus. Daneben wird zunehmend die Region<br />

einbezogen, in der die Kulturhauptstadt liegt<br />

– 2007 präsentierte sich so Luxemburg gemeinsam<br />

mit der Region Saar-Lor-Lux.<br />

Den Anstoß für dieses Umdenken gab wesentlich<br />

Glasgow. Als die größte Stadt Schottlands und<br />

drittgrößte des Vereinigten Königreichs für den Titel<br />

des Jahres 1990 nominiert wurde, befand sie<br />

sich im freien Fall. Seit den sechziger Jahren litt sie<br />

am Niedergang der Schwerindustrie, von Kohle<br />

und Stahl. Massenarbeitslosigkeit prägte den städtischen<br />

Alltag, ganze Stadtteile verfielen. Vor diesem<br />

Hintergrund bewarb sich die schottische Metropole<br />

mit einem völlig neuen Konzept. Die Stadt<br />

sollte renoviert und neu aufgestellt werden, architektonisch<br />

wie ökonomisch. Der Strukturwandel<br />

hin zur Dienstleistungsgesellschaft sollte mit dem<br />

Dreiklang von Kreativität, Kultur(wirtschaft) und<br />

Tourismus erreicht, die altindustrielle Vergangenheit<br />

hinter sich gelassen werden. Heute ist Glasgow<br />

eine hervorragende Kultur- und Einkaufsstadt.<br />

Mit Glasgow hat sich zwar das Bewusstsein für<br />

die mit einer Bewerbung verbundenen Möglichkeiten<br />

verändert, doch es gibt nach wie vor kein<br />

Patentrezept. Die Schwerpunkte der Bewerberstädte<br />

variierten bereits in der Vergangenheit stark.<br />

Athen (1985) stellte sich anders auf als Berlin (West)<br />

1988. Weimar (1999) konnte mit der Weimarer<br />

Klassik auf einen anderen Fundus zurückgreifen als<br />

Graz (2003). Zugleich haben sich die nationalen<br />

Wettbewerbe um den Titel deutlich verschärft. Der<br />

Wahl von Essen und dem Ruhrgebiet für 2010 war<br />

das bis dahin umfangreichste Auswahlverfahren<br />

vorausgegangen, bei dem u.a. auch Köln auf der<br />

Strecke blieb.<br />

Schwerpunkt – newsletter 6/2009 15


Klassisch wäre eine „Historische Kinotour“<br />

durchs Ruhrgebiet mit exemplarischen Stationen.<br />

Für die 1920er Jahre stehen Besuche<br />

in drei Kinos auf dem Programm. Zunächst würde<br />

uns Michael Meyer die von ihm betriebenen<br />

Schauburg in Gelsenkirchen zeigen, bzw.<br />

was von dem 1929 eröffneten Kinopalast noch<br />

präsent ist – u.a. der ausladende Treppenaufgang<br />

und das in der Mitte gelegene ehemals<br />

lichte Foyer. Dabei müsste auch an das zur gleichen<br />

Zeit eröffnete Dortmunder Capitol erinnert<br />

werden, das nach einer wechselvollen Geschichte<br />

die Eröffnung des Cinestars nicht überlebt<br />

hat. Als das Cinemaxx in Essen eröffnete,<br />

brachen auch dort die Besucherzahlen herkömmlicher<br />

Kinos ein. Die zweite Station ist<br />

demnach die Essener Lichtburg, die in ihren 81<br />

Jahren die Enteignung der ehedem jüdischen<br />

Besitzer, starke Beschädigung durch Bombenangriffe,<br />

den Wiederaufbau und die Konkurrenz<br />

der Multiplexe überlebt hat. Der Protest<br />

Essener Bürger und vieler Prominenter verhinderten<br />

Ende der 1990er Jahre die Schließung.<br />

In einer einjährigen, sieben Millionen Euro teuren<br />

Renovierung wurde die Architektur der fünfziger<br />

Jahre vollständig wiederhergestellt.<br />

Sollten Marianne Menze und Hanns-Peter<br />

Hüster, Inhaber der Lichtburg und der Essener<br />

Filmkunsttheater Eulenspiegel, Astra Theater Luna<br />

und Galerie Cinema Zeit haben, könnten sie<br />

uns zum Filmstudio Glückauf begleiten, das sie<br />

ebenfalls betreiben werden. Das 1924 eröffnete<br />

Glückauf ist das älteste Kino des Ruhrgebietes.<br />

2001 musste es wegen statischer Probleme<br />

geschlossen werden. Der Verein Rettet das<br />

Filmstudio, angeführt von Menze und Hüster,<br />

erreichte mit Unterstützung der Eigentümer der<br />

Immobilie, der Stadt, der Sparkasse Essen und<br />

16<br />

Es sollte noch viel mehr Filme aus dem<br />

Ruhrgebiet geben ...<br />

denn so jung komm wa nich<br />

mehr zusammen, die Wahrheit<br />

ist aufem Platz, und weil ich<br />

dann endlich ma wieder in meiner<br />

alten Heimat Arbeit finde.<br />

Peter Lohmeyer, Schauspieler<br />

Kinos im Ruhrgebiet<br />

wiederum zahlreicher Prominenter den Erhalt<br />

des Kleinods. Im Dezember ist Wiedereröffnung,<br />

kurz vor dem Beginn des Kulturhauptstadtjahres.<br />

Das Filmstudio ist denn auch das einzige historische<br />

Kino, das es in den Reigen der 2010-<br />

Projekte schaffte. Ach ja, auch in Mülheim Ruhr<br />

haben Menze und Hüster gerade ein Kino wieder<br />

eröffnet. Der Geist des altes Rios am Fluss,<br />

das einst vom Filmbüro NW betrieben wurde,<br />

soll nun auch am neuen Platz im Mülheimer<br />

Medienhaus wehen.<br />

Eine ganze andere Kinoreise wäre die „Magical<br />

Multiplex Tour“ – schließlich waren es die<br />

Multiplexe, durch die die Kinolandschaft in den<br />

1990er Jahren verändert wurde wie zuvor nur<br />

durch die Einführung des Fernsehens und heute<br />

durch das Internet. Die Route beginnt vor der<br />

Arena in Gelsenkirchen, wo 1991 das erste Multiplex<br />

des Ruhrgebiets aufmachte. Im Februar<br />

hat es Michael Meyer übernommen, dessen<br />

Schwerpunkt im regionalen Arthouse-Bereich<br />

liegt. Hier sind die Besitzverhältnisse überschaubar.<br />

Wer aber weiß schon, dass die UCI Kinowelt<br />

Duisburg und der UCI Ruhrpark Bochum<br />

der UCI Cinema International und damit Paramount<br />

Pictures und Universal Studios gehören<br />

und dass der Cinestar Oberhausen Filmpalast<br />

im Centro und der Cinestar Dortmund Teil der<br />

Kinosparte des australischen Entertainment-<br />

Konzerns AHL sind? Ein kompetenter Tour-Begleiter<br />

wäre Meinolf Thieß, der u.a. die Cinemaxx-Kinos<br />

der Cinemaxx AG in Essen und Mülheim<br />

betreut. Das Cinemaxx in Essen wurde<br />

1991 eröffnet und ist mit 5.400 Plätzen vor 16<br />

Leinwänden bis heute das größte Multiplex in<br />

Deutschland. Thieß könnte uns hier den bundesweit<br />

ersten Luxus-Kinosaal zeigen, der 2006<br />

eröffnete. 292 Kinosessel wurden durch 104<br />

Routen der<br />

Kinokultur<br />

VON PETER HANEMANN<br />

einzelne Ledersessel ersetzt, von einer Bar aus<br />

wird am Platz bedient. Thieß beurteilt die Lage<br />

der Kinowirtschaft an der Ruhr – flankiert<br />

vom guten letzten Filmjahr – als „relativ stabil“.<br />

Für die Themenroute „Filmkunst & Arthouse“<br />

ist die Auswahl der Ankerpunkte deshalb<br />

schwer, weil sich Arthouse und Filmkunst oft<br />

überschneiden. Werner Ruzicka etwa, als Leiter<br />

der Duisburger Filmwoche ausgewiesener<br />

Cineast, ist von Haus aus Stammgast im Festival-Kino<br />

Filmforum, schaut Blockbuster im UCI<br />

und fährt wegen der Filmkunst bis Bochum. Im<br />

dortigen Kulturzentrum Bahnhof Langendreer<br />

betreiben Andrea Gollnow und Anke Teuber<br />

seit 1997 die 1988 eröffnete Endstation. Das<br />

Kino steht für Filme aus allen Kontinenten, bevorzugt<br />

im Original, und viele Repertoir-Programme.<br />

Obwohl die Uni Bochum nahebei ist,<br />

bleiben die Studenten aus, so Gollnow. Dass es<br />

an klassisch-akademischem Cineasten-Nachwuchs<br />

fehlt, hat auch Meyer feststellen müssen.<br />

Schon vor fünf Jahren schloss er sein Cinema<br />

am Unicenter. Es gibt aber immer noch<br />

den Studienkreis Film, der an einigen Tagen in<br />

der Woche Filme zeigt.<br />

Mit Meyer geht es bei der Themenroute in<br />

die Bochumer Innenstadt, wo er uns sein Metropolis<br />

direkt im Hauptbahnhof und das Casablanca<br />

in der Kortumstraße zeigen kann. Das<br />

dortige Bermuda-Dreieck ist eine so gute Kino-<br />

Location, dass das Casablanca und Helmut<br />

Schneiders gegenüberliegendes Union Filmtheater<br />

gleichermaßen gut zurechtkommen. Meyer<br />

hat das Casablanca vor zwei Jahren um einen<br />

Saal erweitert. Auch das Bofimax der Leipziger<br />

Regina Capitol AG liegt nur ein paar Minuten<br />

weiter. Natürlich gibt es Konkurrenzen um<br />

die Arthouse-Ware – Kassenknüller wie Dany<br />

newsletter 6/2009 – Schwerpunkt<br />

Das Filmstudio Glückauf vor der Wiedereröffnung.<br />

Derzeit wird noch mit Hochdruck renoviert.<br />

Foto: Essener Filmkunsttheater<br />

Im Ruhrgebiet gibt es viele<br />

Routen der Industriekultur. Es ist<br />

an der Zeit, auch Routen der<br />

Kinokultur anzubieten, denn<br />

auch hier gibt es viel zu sehen.<br />

Zumal Industrie- und Kinoge-<br />

schichte im 20. Jahrhundert<br />

kaum zu trennen sind. Ein High-<br />

light der Tour durch die Licht-<br />

spielhäuser wäre das Essener<br />

Filmstudio Glückauf, das im<br />

Dezember wieder eröffnet wird<br />

und Teil der Ruhr.2010 ist.<br />

Boons „Willkommen bei den Sch’tis“ wollen alle<br />

spielen.<br />

Dass es den Bochumer Betreibern zumindest<br />

ein wenig besser geht als den Kollegen andernorts,<br />

belegen die Zahlen der Filmförderungsanstalt<br />

über den durchschnittlichen Kinobesuch.<br />

Der Bochumer an sich geht 2,9 Mal im<br />

Jahr ins Kino, der Dortmunder hingegen nur 1,7<br />

mal. Deshalb ist Dortmund auf der Themenroute<br />

die Stadt der Kinomuffel. Aber selbst dort zeigen<br />

das Roxy Kino und die Camera Lichtspiele<br />

Programme „jenseits des Hollywood Mainstreams.“<br />

Und Edith Pioch-Vogt, Inhaberin der<br />

Lichtspiel & Kunsttheater Schauburg, kennt gar<br />

keine Kinomuffel: „Besucherrückgänge gibt es<br />

allenfalls im Sommerloch.“<br />

Ideen für weitere Themenrouten der Kinokultur<br />

gibt es viele, zum Beispiel eine „Route der<br />

Kinofestivals“, die etwa das Filmforum Duisburg<br />

(Filmwoche), den Lichtburg-Filmpalast in Oberhausen<br />

(Internationale Kurzfilmtage), die Bochumer<br />

Endstation (Blicke aus dem Ruhrgebiet), die<br />

Schauburg in Dortmund (Internationales Frauenfilmfestival<br />

Dortmund/Köln) und Thieß` Cineworld<br />

in Lünen (Kinofest Lünen) verbindet.<br />

Denkbar ist auch eine Bildungsreise durch die<br />

Kommunalen Kinos, inklusives eines Besuchs im<br />

Studio der Stadtbücherei Bottrop-Gladbeck, wo<br />

Programmleiter Ralf Michalowski die Kino-Wüste<br />

ringsum bewässert. Wer nicht ins dunkle Kino<br />

will, könnte bei frischer Luft die Ankerpunkte<br />

einer sommerlichen Themenroute „OpenAir“<br />

abradeln. Erlebnisorte hier sind zum Beispiel der<br />

Bochumer Brauhof Moritz Fiege (Fiege Kino<br />

Open Air) und der Duisburger Industriepark<br />

Nord, wo Filmforums-Geschäftsführer Kai Gottlob<br />

das Sommerkino im Auftrag der Stadtwerke<br />

organisiert.


Fritz Pleitgen,<br />

Foto: Nikola Beier<br />

Herr Pleitgen, wie passen<br />

Ruhrgebiet und Film zusammen?<br />

Das Ruhrgebiet ist ein Ort schroffer<br />

Gegensätze, voller Drama und Lebenswille.<br />

Ein perfektes Milieu für Filmemacher. Hier<br />

findet er alles, was Menschen und Kulissen<br />

angeht – auch Idylle, Reichtum und Lust am<br />

Leben. Es ist daher eine Bestätigung, dass<br />

eine so wichtige Einrichtung wie der Europäische<br />

Filmpreis in die Metropole Ruhr<br />

kommt. Ein perfekter Prolog für die Kulturhauptstadt<br />

Europas 2010, Essen für das<br />

Ruhrgebiet.<br />

Welche Rolle spielen bewegte<br />

Bilder für das Projekt<br />

Ruhr.2010?<br />

Bewegte Bilder spielen in der Programmstrategie<br />

von Ruhr.2010 eine enorme<br />

Rolle. Mit bewegten Bildern gehen wir<br />

gegen das veraltete Image des Ruhrgebiets<br />

an. Hier gibt es mehr kulturelle Vielfalt pro<br />

Quadratmeter als sonst wo auf unserem<br />

Kontinent. Diese Realität wollen wir nicht<br />

zuletzt mit Hilfe bewegter Bilder in alle Welt<br />

vermitteln.<br />

Gibt es den Mythos Ruhrgebiet<br />

auch im Kino?<br />

Wenn sich Film und Fernsehen mit<br />

dem Ruhrgebiet beschäftigen, taucht unausweichlich<br />

der Mythos Ruhr auf. Er steht<br />

für Solidarität, Direktheit, Toleranz, Vielfalt<br />

der Kulturen und Nationen sowie den unbedingten<br />

Willen, nach Rückschlägen wieder<br />

aufzustehen. Dieser Geist ist kein Phantom,<br />

sondern tatsächlich für die Menschen<br />

in der Region charakteristisch. Ruhrgebietstypen<br />

eignen sich von daher gut für die<br />

Charakterrollen, kantig mit Herz.<br />

Kommt der oft zitierte<br />

Strukturwandel überhaupt gegen<br />

diesen Mythos an?<br />

So herzerwärmend der Mythos Ruhr<br />

ist, ist er auf der anderen Seite auch ein Bestätiger<br />

von Klischees. Der Ruhrie von heute<br />

wird zwar noch stark von dieser Mythos-<br />

Mentalität geprägt, ist aber längst nicht<br />

Fritz Pleitgen ist Vorsitzender der Geschäfts-<br />

führung der Ruhr.2010 GmbH. Mit dem<br />

ehemaligen Intendanten des Westdeut-<br />

schen Rundfunks sprach Wolfgang Hippe<br />

über die filmischen Angebote der Kultur-<br />

hauptstadt und den hartnäckigen Mythos<br />

des Ruhrgebiets.<br />

Interview Fritz Pleitgen<br />

Neue Bilder fürs<br />

neue Revier<br />

mehr der Malocher unter Tage, sondern ein<br />

wacher Typ, der sich entschlossen und zupackend<br />

nach den Chancen der neuen Zeit<br />

umsieht.<br />

Verbinden Sie mit dem<br />

Wandel bestimmte Bilder aus<br />

der Region?<br />

Der Wandel im Ruhrgebiet zeigt sich<br />

in vielen Bildern: Zeche Zollverein, Gasometer,<br />

Landschaftspark-Nord, Jahrhunderthalle,<br />

Dortmunder U, Museum Küppersmühle,<br />

Emscherinsel, Ruhrtalradweg oder Phoenixsee<br />

und Dutzenden mehr; kurz: Keine andere<br />

Region in Europa steht so sehr für den<br />

sichtbaren Wandel wie das Ruhrgebiet.<br />

Welche Filme über, bzw.<br />

aus dem Ruhrgebiet würden Sie<br />

gerne präsentieren?<br />

Mir persönlich hat aus jüngerer Zeit<br />

„Solino“ von Fatih Akin sehr gut gefallen.<br />

Das ist anrührend und auch komisch, guter<br />

Kinostoff eben. Allerdings, der Geschichte<br />

geschuldet, auch wieder mit Bildern des<br />

alten Ruhrgebiets. Nicht aber die Rückblende,<br />

das Original ist originell. Den beschriebenen<br />

Wandel zur Metropole Ruhr in neuen<br />

Bildern einzufangen, das ist die Herausforderung<br />

für kommende Filmemacher –<br />

warum nicht schon zur Kulturhauptstadt.<br />

Schwerpunkt – newsletter 6/2009<br />

Vor 20 Jahren war Lünen im nordöstlichen<br />

Ruhrgebiet noch Bergbaustadt<br />

und als solche – zumindest unter Tage – die<br />

Härte. Ein Ausdruck des Strukturwandels<br />

ist auch das Kinofest Lünen, das vom 19.<br />

bis 22. November seinen 20. Geburtstag<br />

feiert. Bis 2004 wurde das Kinofest vom Büro<br />

Schmitt & Teigler aus Köln geleitet. 2005<br />

übernahm Michael Wiedemann die Direktion.<br />

Bereits im September wurde Wim<br />

Wenders in Lünen verewigt. Er ist der vierte<br />

Filmkünstler, der in der Reihe „Eindrücke“<br />

– einer Serie von Kupferplatten mit Unterschriften<br />

prominenter Gäste beim Lüner<br />

Kinofest – geehrt<br />

wurde. Die Platte<br />

vor der Cineworld<br />

Lünen wurde von<br />

Kulturstaatsminister<br />

Bernd Neumann<br />

eingeweiht. Wenders<br />

bedankte sich<br />

mit einem Gedicht,<br />

Mike Wiedemann,<br />

Foto: <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

in dem er in Anspielung<br />

auf das Festivalmotto<br />

u.a. reimt<br />

„Lünen mag „die<br />

Härte” sein, aber „to be hard is fine”!<br />

Im Vorfeld des Festivals, auf dem Filme<br />

wie „Mensch Kotschi“, „Zarte Parasiten“<br />

und „Diamantenhochzeit“ des Lüner Regisseurs<br />

Michael Kupczyk laufen, sprach Peter<br />

Hanemann mit Mike Wiedemann über<br />

Härte, Bilder aus dem Revier und die neuen<br />

Preise des Festivals<br />

Herr Wiedemann, das Kinofest<br />

wirbt mit der fröhlichen Behauptung,<br />

Lünen sei die Härte –<br />

als sei Lünen tiefste Provinz und<br />

nicht Teil des Ruhrgebiets. Inwieweit<br />

ist die Ruhr für das Kinofest<br />

identitätsstiftend?<br />

Wir sind schon ein starkes Stück Ruhrgebiet.<br />

Dafür steht auch unser Eröffnungsfilm.<br />

„Schnitzel für drei“ von Manfred Stelzer<br />

spielt in Dortmund. Und Hauptdarsteller<br />

Armin Rohde stammt als gebürtiger<br />

Gladbecker ja auch aus der Gegend.<br />

Sie selbst haben vor fast 30<br />

Jahren Peter F. Bringmanns<br />

Ruhrpott-Filme „Theo gegen den<br />

Rest der Welt“ und „Die Heartbreakers“<br />

produziert. Danach<br />

war es mit dem Genre wieder<br />

vorbei.<br />

„Ein Schnitzel für drei“ mit Armin Rohde (l.) und Ludger Pistor<br />

eröffnet das Kinofest Lünen, Foto: WDR/Thomas Kost<br />

Ja, danach gab es nur noch „Schimanski“.<br />

1991 war Armin Rohde im letzten<br />

Schimanski-Tatort einer der Gegenspieler<br />

von Götz George. Es gibt praktisch keine<br />

neuen fiktionalen Bilder von der Ruhr.<br />

Wenn es sie gäbe, würden wir sie in Lünen<br />

zeigen.<br />

Wo positionieren Sie Lünen<br />

in der überregionalen Festivalszene?<br />

Wir bewegen uns in etwa neben Hof<br />

und Saarbrücken. Mit dem Unterschied,<br />

dass Lünen in erster Linie ein Publikumsfestival<br />

ist. Unser Publikum kommt zu 90 Prozent<br />

aus Lünen und Umgebung und interessiert<br />

sich nicht dafür, ob ein Film schon<br />

einmal in Hof gelaufen ist. Deshalb können<br />

wir mögliche Konkurrenzen stressfrei angehen.<br />

20 Jahre Kinofest Lünen<br />

Neue Preise<br />

kriegt<br />

das Land<br />

Auch für Filmemacher<br />

lohnt sich ein Besuch in Lünen:<br />

Bei den Preisen gab es Bewegung<br />

...<br />

Stimmt, die Bavaria Film stiftet einen<br />

mit 25.000 Euro dotierten Produzentenpreis.<br />

Damit werden herausragende Leistungen<br />

von Produzenten gewürdigt. Im Gegenzug<br />

wird der Publikumspreis Lüdia von<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW um 10.000 auf<br />

20.000 Euro aufgestockt. Hinzu kommt die<br />

Teilnahme am Berlin & Beyond Film Festival<br />

in San Francisco. Neu ist auch der Westfälische<br />

Filmpreis für mittellange Filme aus<br />

NRW, den die Stiftung <strong>Westfalen</strong> Initiative<br />

vergibt. Der Preis passt zu den Filmlängen,<br />

mit denen unsere Nachwuchsfilmer arbeiten.<br />

Was ist das Thema des<br />

diesjährigen Lüner Film-Dialogs?<br />

Wir fragen, ob es im deutschen Film<br />

zusehends nur noch Festivalkarrieren gibt.<br />

Bei der Masse an Filmen, die jedes Jahr in<br />

Deutschland produziert werden, können die<br />

Festivals aus dem Vollen schöpfen. Aber<br />

was kommt für die Filme und Filmemacher<br />

nach den Festival-Präsenzen?<br />

Gibt es in diesem Jahr auch<br />

wieder eine Lesung mit Filmprominenz?<br />

Aber sicher. Marie-Luise Marjan, die<br />

in Essen geboren wurde und in Hattingen<br />

aufgewachsen ist, liest Geschichten aus<br />

dem Ruhrgebiet. Sie sehen, wir bleiben an<br />

dem Thema dran.<br />

www.kinofest-luenen.de<br />

17


Filmmeldungen aus dem Revier<br />

Hot Pott!<br />

„Fliegende Bilder“ im Dortmunder U:<br />

skurril und exakt, kritisch und empathisch.<br />

Foto: Winkelmann Fimproduktion<br />

Dortmund: Winkelmann<br />

lässt<br />

die Bilder fliegen<br />

Das Dortmunder U ist ein Wahrzeichen der<br />

Stadt. Im Rahmen der Ruhr.2010 soll das ehemalige<br />

Lagerhochhaus der Union Brauerei zur<br />

Kulturfabrik werden. Für die Einweihung im Mai<br />

2010 arbeitet Regisseur Adolf Winkelmann an<br />

seiner Filminstallation „Fliegende Bilder“, die ein<br />

Porträt des Ruhrgebietes liefern soll: „skurril und<br />

exakt, kritisch und empathisch“.<br />

Im Entree erwartet die Besucher eine „Panoramatische<br />

Bilderkette“, die die materielle Welt<br />

des Ruhrgebietes in größter Objektivität offenbaren<br />

soll. Ganz subjektiv stellt Winkelmann dagegen<br />

„seine“ Menschen des Ruhrgebietes in<br />

neun virtuellen Bildfenstern aus. Oben auf dem<br />

Turm schließlich werden Filmszenen weithin<br />

sichtbar Lichtzeichen geben: „So wird der U-<br />

Turm zum weltlichen Kirchturm, der rundum die<br />

Stunde der Gegenwart schlägt.“ Für seine „Fliegenden<br />

Bilder“ arbeitet Winkelmann mit prominenten<br />

Schauspielern wie Peter Lohmeyer,<br />

August Zirner, Benjamin Sadler, Katharina Wakkernagel,<br />

Caroline Peters und Stephan Kampwirth<br />

zusammen. Winkelmann: „Ich habe radikal<br />

subjektiv meine 50 Jahre Leben im Ruhrgebiet<br />

auf wenige Bilder und noch weniger Figuren<br />

verdichtet.“ Infos zum aktuellen Stand des<br />

Projekts unter www.fliegende-bilder.de.<br />

18<br />

Es sollte noch viel mehr Filme<br />

aus dem Ruhrgebiet geben ...<br />

weil wir hier Locations<br />

haben, in denen sich<br />

auf Rufweite ein historischer<br />

Film in grüner<br />

Natur neben einem<br />

Science-Fiction-Thriller<br />

in postindustrieller Zeit<br />

drehen lässt.<br />

Stadtindianer sowieso.<br />

Armin Rohde, Schauspieler<br />

„Klassentreffen“:<br />

Der Tatort<br />

zur Ruhr.2010<br />

Für die Ruhr.2010 verlassen sogar die Tatort-<br />

Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und<br />

Freddy Schenk (Dietmar Bär) das heilige Köln,<br />

um im Ruhrgebiet zu ermitteln. Bereits im Frühjahr<br />

setzte Tatort-Routinier Kaspar Heidelbach<br />

das Drehbuch „Klassentreffen“ von Jürgen Werner<br />

in Köln, Essen und Umgebung in Szene. In<br />

„Klassentreffen“ müssen die beiden Ermittler<br />

den Mord an einem Bauunternehmer aufklären,<br />

dessen Firma Großaufträge für die Europäische<br />

Kulturhauptstadt Ruhr.2010 abwickeln sollte.<br />

Als auch der Geschäftsführer einer Kulturstiftung<br />

ermordet wird, der für die Vergabe größerer<br />

Bauaufträge verantwortlich ist, gerät Ballauf<br />

selbst in Verdacht und wird von der Essener<br />

Hauptkommissarin Vossbeck (Angelika<br />

Bartsch) ins Verhör genommen. Die Frau des Opfers<br />

war Ballaufs erste große Liebe und auf seinen<br />

Kleidern finden sich Blutspuren des Ermordeten.<br />

Gesendet werden soll die WDR-Produktion<br />

der Colonia Media, die auch im Oberhausener<br />

Gasometer gedreht wurde, Anfang 2010.<br />

Es sollte noch viel mehr Filme<br />

aus dem Ruhrgebiet geben ...<br />

weil es Geschichten und<br />

Bilder zu erzählen gibt,<br />

die einzigartig sind für<br />

unser Land und die,<br />

wenn man es versteht,<br />

ein wirkliches Stück Leben<br />

erzählen können.<br />

Werner Kubny,<br />

Dokumentarfilmer<br />

Filmwoche<br />

Duisburg zeigt<br />

Bennings „Ruhr“<br />

Das Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms,<br />

die Duisburger Filmwoche, bildet vom<br />

2. bis 8. November wieder das Zentrum dokumentarischen<br />

Erzählens. Eröffnet wird das Festival<br />

in diesem Jahr als Einstimmung auf das Kulturhauptstadtjahr<br />

gleich mit einem besonderen<br />

Höhepunkt: der Uraufführung von „Ruhr“, dem<br />

Porträt der Region, das James Benning innerhalb<br />

von zwei Jahren an unterschiedlichen Schauplätzen<br />

gedreht hat. Es ist Bennings erste Arbeit außerhalb<br />

Amerikas und gleichsam auch sein erster<br />

digital produzierter Film, den er im Duisburger<br />

Filmforum persönlich vorstellen wird.<br />

Unter dem Motto „Erkenne die Lage“ ist das<br />

Szene aus der Schuldoku „Lena, Stella, Ümmü und die anderen“, Foto: Häuserl Filmproduktion<br />

Schul-Doku aus Gelsenkirchen<br />

In ihrem 44-minütigen Dokumentarfilm „Lena, Stella, Ümmü und die anderen“ porträtiert die<br />

Bochumer Regisseurin Bettina Schiel die Klasse M3 der Hansaschule in Gelsenkirchen, einer Förderschule<br />

für geistig behinderte Kinder. Die Klasse von Lena, Stella und Ümmü bildet ein Soziogramm,<br />

das ständig in Bewegung ist. Alle nehmen ihre festen Rollen ein, variieren den Spielraum jedoch<br />

in der täglichen Konfrontation mit ihren Mitschülern und Lehrern. Im Klassenzimmer, auf dem Schulhof,<br />

im Schwimmbad oder bei einem Ausflug spielen sich kleine und große Dramen ab, die Schiel<br />

einfängt. Die sensible Produktion der Bochumer Häuserl Film ist im November auf zwei deutschen<br />

Festivals zu sehen: dem Internationalen Kurzfilm-Festival Wie wir leben (4.-7. 11.) in München und<br />

auf dem Kinofest Lünen. Mehr Infos unter www.haeuserl-film.de<br />

Festival Blicke:<br />

Tief im Westen<br />

Blicke, das Filmfestival des Ruhrgebiets, findet<br />

vom 26. bis 29. November im Bochumer Kino<br />

Endstation statt. Auch die 17. Ausgabe bietet<br />

wieder Filmen ein Forum, die Aspekte des Ruhrgebiets<br />

thematisieren. Im traditionellen Wettbewerb<br />

sind in diesem Jahr 28 Arbeiten zu sehen,<br />

darunter auch Langfilme wie Melanie Liebheits<br />

Dokumentarfilm „Wiedergeboren in <strong>Westfalen</strong>“.<br />

Höhepunkte des Rahmenprogramms finden<br />

sich in der Werkschau, die Christoph Schlingensiefs<br />

Schaffen im Ruhrgebiet beleuchtet. Am<br />

28. November um 17 Uhr wird Filmkritiker und<br />

Weggefährte Dietrich Kuhlbrodt unter dem Titel<br />

„Unanständiges Ruhrgebiet – Frühe Filme von<br />

Christoph Schlingensief“ über diese filmische<br />

Phase des Regisseurs berichten und dabei zahlreiche<br />

Filmausschnitten präsentieren, darunter<br />

auch aus dem 1969 entstandenen Erstling „Die<br />

Festival in seinem diesjährigen<br />

mit Preisen im Wert<br />

von 20.000 Euro ausgestatteten<br />

Wettbewerb geprägt<br />

von neuen Arbeiten bekannter<br />

und zuvor in Duisburg<br />

prämierter Dokumen-<br />

James Benning tarfilmer wie Nikolaus<br />

Geyrhalter, Jörg Adolph,<br />

Harun Farocki, Thomas Heise, Britta Wandaogo<br />

oder Romuald Karmakar. Wie gewohnt werden<br />

sich die Filmemacher aller 26 Arbeiten aus<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz im Anschluss<br />

an die Vorführung der Diskussion stellen,<br />

einer der traditionellen Besonderheiten der<br />

Filmwoche. Das komplette Programm findet sich<br />

unter www.duisburger-filmwoche.de.<br />

Duisburger Filmwoche,<br />

Tel. (0203) 2834187;<br />

info@duisburger-filmwoche.de<br />

Blick von außen: James Bennings filmisches<br />

Porträt „Ruhr“ wird in Duisburg uraufgeführt,<br />

Fotos: Duisburger Filmwoche<br />

newsletter 6/2009 – Meldungen<br />

Schulklasse“. Am späten Abend folgt Schlingensiefs<br />

Spielfilm „Mutters Maske“ von 1988 mit<br />

Helge Schneider und Udo Kier. Den „Industriefilm“<br />

thematisiert eine Veranstaltung am 29. November,<br />

in der Philippe Deriaz der „Faszination<br />

Stahl“ im Film der letzten Jahre nachspürt. Das<br />

komplette Programm mit Wettbewerb und Nebenreihen<br />

findet sich im Internet unter<br />

www.blicke.org.<br />

Blicke, Tel. (0234) 26616;<br />

info@blicke.org<br />

Im Programm 2009: „Wiedergeboren in <strong>Westfalen</strong>“<br />

von Melanie Liebheit, Foto: Blicke<br />

Ruhr 2010: Ruhr-<br />

Forum Filmbildung<br />

Filmbildung wird in der Branche zwar viel diskutiert,<br />

doch bleiben die Ergebnisse nicht selten unkonkret.<br />

Eine Initiative aus Akteuren der nordrhein-westfälischen<br />

Filmfestivalszene möchte das<br />

nun nachhaltig ändern.<br />

Das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund|Köln,<br />

das Kinofest Lünen, die Internationalen<br />

Kurzfilmtage Oberhausen, die Duisburger<br />

Filmwoche gemeinsam mit doxs! sowie das Filmfestival<br />

des Ruhrgebiets Blicke bündeln ihre Kräfte<br />

ab Dezember 2009 unter dem Dach des<br />

„RuhrForum Filmbildung“.<br />

Ziel des Projektes, das im Rahmen der<br />

Ruhr.2010 veranstaltet wird, sei es, die filmische<br />

Vielfalt der Festivalstruktur im Ruhrgebiet und ihre<br />

über Jahre erworbene Kompetenz der Filmvermittlung<br />

öffentlichkeitswirksam zu nutzen,<br />

erklärt doxs!-Leiterin Gudrun Sommer. Auf dieser<br />

Grundlage will RuhrForum Filmbildung exemplarische<br />

Maßnahmen und Innovationen der


Imagefilm-Intro: Cellistin im Sonnenaufgang<br />

auf Schacht Franz Haniel 2, Bergwerk Prosper<br />

Haniel in Bottrop, Montage: Ruhr.2010<br />

Ruhr.2010 –<br />

Der Film<br />

Bergarbeiter im Gegenlicht, eine Frau mit einem<br />

Cello auf einem Förderturm: So beginnt der<br />

preisgekrönte Imagefilm der Ruhr.2010, den Regisseur<br />

Peter Schaul für die Kulturhauptstadt gedreht<br />

hat und der von der Kölner Zeitsprung Entertainment<br />

produziert wurde. „Wandel durch<br />

Kultur, Kultur durch Wandel“ ist das Leitmotiv<br />

des Films, der „fernab von rauchenden Industrieschloten<br />

und Kohlegruben einlädt, die Metropole<br />

Ruhr zu entdecken“. Gedreht wurde von<br />

Juli bis September 2008 in der gesamten<br />

Metropole Ruhr mit zahlreichen Statisten aus<br />

der Region. In New York, Hamburg und Berlin<br />

konnte der flott geschnittene Film, für den Parviz<br />

Mir-Ali die Musik komponierte, bereits Preise<br />

gewinnen. Zu sehen ist der fürs Internet auf<br />

gut eine Minute gekürzte Kurzfilm unter www.<br />

ruhr2010.de.<br />

Filmbildung entwickeln, die europaweit modellhaft<br />

wirken sollen. Nachbesserungsbedarf in der<br />

Praxis der Filmvermittlung sehen die Initiatoren<br />

etwa in der Ansprache und der Ermutigung von<br />

Lehrern, ihre Schüler über die Literaturverfilmung<br />

hinaus medienpädagogisch zu fordern und zu<br />

motivieren. Hier möchte man ansetzen und beispielsweise<br />

eine Erlebnisfortbildung konzipieren,<br />

die Lehrern ermöglicht, Film in all seinen Facetten<br />

und Produktionsbedingungen zu erleben. Zudem<br />

soll in Zusammenarbeit mit entsprechenden<br />

Instituten der Ruhrgebietsuniversitäten auch<br />

auf akademischer Ebene Filmbildung und die<br />

medienpädagogische Ausbildung von Lehrern<br />

in den europäischen Kontext gerückt und Ansätze<br />

für die Umsetzung einzelner Konzepte diskutiert<br />

werden.<br />

Die Auftaktveranstaltung zum RuhrForum<br />

Filmbildung wird mit einem europäischen Gast<br />

im Kontext der Verleihung des Europäischen<br />

Filmpreises am 13. Dezember in Essen erfolgen.<br />

doxs!, Tel. (0203) 2834187,<br />

filmwoche@stadt-duisburg.de<br />

Ruhr.2010 online:<br />

Europe in Shorts<br />

und das 2010lab<br />

Als Entsprechung unserer Wirklichkeit teilt<br />

sich auch das Kulturhauptstadtjahr auf in<br />

Projekte, die in äußerst realer und solche, die<br />

in virtueller Umgebung stattfinden. Für letztere<br />

wurde mit dem 2010lab ein experimentelles<br />

zweisprachiges Kultur-Web-TV konzipiert,<br />

das themen- und spartenübergreifend audiovisuelle<br />

Projekte rund um die Uhr einem internationalen<br />

Publikum zugänglich macht. Das Angebot<br />

des 2010lab wird in den Bereichen Kunst,<br />

Kultur, Ökonomie und Bildung sukzessive durch<br />

vielfältige Beiträge von Künstlern und Autoren<br />

aus ganz Europa ausgebaut. Wie schon sein Name<br />

vermuten lässt, versteht sich das Portal als<br />

„Online-Labor“, das die Möglichkeiten des<br />

Web-TV in künstlerischer Hinsicht neu ausreizen<br />

möchte. Unter den geplanten Kanälen des Portals,<br />

das im Internet unter www.2010lab.tv zu<br />

finden ist, befindet sich beispielsweise das „Dossier<br />

EmscherKunst“, das als Making-Of das europaweit<br />

größte Kunstprojekt im öffentlichen<br />

dok you: Premiere<br />

in Duisburg<br />

Am 6. November ist es soweit. Die Initiative für<br />

den Kinderdokumentarfilm dok you präsentiert<br />

seine Ergebnisse auf der Duisburger Filmwoche.<br />

Für die gemeinsam von doxs! (Kinder- und Jugendsektion<br />

der Duisburger Filmwoche) und der<br />

dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW (dfi)<br />

ins Leben gerufene Initiative hatten im Herbst<br />

2008 zehn Dokumentarfilmregisseure Workshops<br />

in NRW-Schulen durchgeführt und gemeinsam<br />

mit den Kindern Filmstoffe entwickelt<br />

Vier der sechs daraus verwirklichten Projekte feiern<br />

nun im Filmforum Duisburg Premiere.<br />

Als roter Faden dieser ersten Staffel, die dank<br />

der Förderung der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, des Kuratoriums<br />

junger deutscher Film und des BKM in<br />

Koproduktion mit dem WDR realisiert wurde,<br />

zieht sich das Thema Integration. Gemeinsam<br />

mit den Projektpaten, der Schauspielerin Nora<br />

Tschirner und dem Moderator Ralph Caspers,<br />

stellen die Regisseure Bernd Sahling, Anna Wah-<br />

Raum dokumentiert. Weitere Web-TV-Kanäle<br />

sind „Künstler.Kreative“, ein Fundus von Interviews<br />

zum Thema Kreativität mit so unterschiedlichen<br />

Menschen wie Quentin Tarantino, David<br />

Bowie oder Nelson Mandela, und „Kultur.Zukunft“<br />

mit Filmen und Podcasts lokaler Künstler.<br />

Ein Kanal des 2010lab, der sich dezidiert mit<br />

Film beschäftigt, ist „Europe in Shorts“, ein Projekt<br />

des Kölner Filmmagazins „Schnitt“. 2010<br />

wird „Europe in Shorts“ über die Dauer eines<br />

Jahres hinweg eine Online-Ausstellung des europäischen<br />

Kurzfilms schaffen. Das Portal will so<br />

Fenster in die verschiedenen europäischen Länder<br />

öffnen, durch ausgesuchte Kurzfilme die<br />

Vielfalt europäischer Kultur abbilden und eine<br />

kontinuierlich wachsende Galerie nationaler<br />

Kurzfilmkunst anlegen.<br />

„Europe in Shorts“ möchte ein Ort im Internet<br />

sein, wo dem Kurzfilm nicht nur in Form eines<br />

kurzen, unterhaltenden Clips ein Forum geboten<br />

wird, sondern wo ihm Raum gegeben<br />

wird in Form anspruchsvoller Filmkunst. Entsprechend<br />

werden die Filme von einem redaktionellen<br />

Umfeld aus Texten und Interviews mit den<br />

Filmemachern begleitet.<br />

www.2010lab.tv<br />

„Herr Rücker“ von der ehemaligen ifs-Studentin Anna Wahle feiert<br />

in Duisburg Premiere, Foto: dok you/ Anna Wahle<br />

le, Alexandra Schröder und Bettina Braun ihre<br />

zwischen elf- und zwanzigminütigen Arbeiten<br />

vor. Im Frühjahr 2010 folgen dann zur gemeinsamen<br />

Kinoauswertung die beiden verbliebenen<br />

Filme von Susanne Quester und Piet Eekman<br />

(Details unter www.dokyou.de).<br />

Direkt nach der Premiere werden die Filme<br />

zudem in Schulvorstellungen mit begleitenden<br />

Filmgesprächen auch gleich an der Zielgruppe<br />

getestet als ein Programmpunkt von doxs!, das<br />

vom 2. bis 8. November zum achten Mal parallel<br />

zur Duisburger Filmwoche läuft.<br />

Neben aktuellen Produktionen aus<br />

Deutschland präsentiert das doxs!-Team auch<br />

ausgesuchte Höhepunkte aus dem Filmland<br />

Schweden, ausgestattet mit einer starken Kinderfilm-Tradition.<br />

Neu ist die vierteilige Filmreihe<br />

paradoxs!, die sich erstmals mit experimentelleren<br />

Formen des Kinderdokumentarfilms auseinander<br />

setzt. Alles Nähere zum Festival unter<br />

www.do-xs.de.<br />

doxs!, Tel. (0203) 2834187,<br />

filmwoche@stadt-duisburg.de<br />

S eit 1993 haben sich die Dortmunder Ruhr-<br />

Sound Studios mit über 400 Filmvertonungen<br />

national und international einen Namen<br />

gemacht – mit Filmen von „Lola rennt“ bis<br />

„Die Kinder der Seidenstraße“. Regisseure wie<br />

Detlev Buck, Dominik Graf, Kaspar Heidelbach,<br />

Andreas Kleinert, Tom Tykwer, Oskar Roehler,<br />

Peter Timm, Dieter Wedel und Sönke Wortmann<br />

suchen die Zusammenarbeit mit den<br />

Kreativen aus dem Tonbereich. Das Ruhr-<br />

Sound-Team kann ihnen die komplette Tonbearbeitung<br />

und -mischung nach THX-Norm<br />

in allen möglichen Dolby-Formaten anbieten.<br />

Eine der internationalen Produktionen war im<br />

letzten Jahr Philipp Stölzls Bergsteigerdrama<br />

„Nordwand“. Dafür fuhr ein Kollege extra<br />

nach Oberbayern, um in den Bergen Originalgeräusche<br />

aufzunehmen. Für das Sounddesign<br />

bekam Guido Zettier, der RuhrSound<br />

langjährig verbunden ist, einen Deutschen<br />

Filmpreis. Aktuell arbeitet RuhrSound an Jo<br />

Baiers Historienfilm „Henry 4“, der zum Jahreswechsel<br />

in die Kinos kommt.<br />

RuhrSound, Tel. (0231) 917600;<br />

info@ruhrsound.de<br />

Die 3L Filmgroup in Dortmund<br />

ist gleich dreifach<br />

im deutschen und internationalen<br />

Filmgeschäft aktiv. So<br />

verfügt der 2004 gegründete 3L Filmverleih<br />

über ein Repertoire aus inzwischen 44 Veröffentlichungen.<br />

Dazu zählen Filme wie<br />

„Monster“ oder auch „2 Tage Paris“ von und<br />

mit Julie Delpy. An dem Arthouse-Sommerhit<br />

des Jahres 2007 war die 3L Filmproduktion<br />

als Koproduzent beteiligt. Die beiden letzten<br />

von insgesamt sechs Koproduktionen sind<br />

„Hangtime – Kein leichtes Spiel“ von Wolfgang<br />

Groos und „Unter Bauern“ von Ludi<br />

Boeken. Beide Filme kamen im Oktober in die<br />

Kinos. Geleitet wird die 3L Filmproduktion von<br />

Werner Wirsing. Seine Filme vermarktet die<br />

3L Film, die weitere Rechte in den Bereichen<br />

Kino, Home Entertainment, TV und Video on<br />

Demand erwirbt, um sie selbst auszuwerten.<br />

Ihre Kinorechte lässt die 3L Film wiederum<br />

durch das Schwesterunternehmen 3L Filmverleih<br />

auswerten.<br />

3L, Tel. (0231) 9455390;<br />

info@3L-film.de<br />

Die Filmstudios des heutigen<br />

Movie Parks in Bottrop-Kirchhellen<br />

entstanden<br />

1996 gemeinsam mit dem<br />

Warner Bros. Freizeitpark.<br />

1999 wurden Park und Studios<br />

an die Gruppe Six Flagg und 2004 an<br />

den britischen Investor Palamon verkauft. In<br />

den Studios drehte der chilenische Regisseur<br />

Raoúl Ruiz 2005 seinen Kinofilm „Klimt“.<br />

2007 wurde für „Krabat“ die schwarze Mühle<br />

aus der sorbischen Sage aufwändig nachgebaut.<br />

2008 nutzte Produzent Oliver Berben<br />

das Studio für Innenaufnahmen zu dem ZDF-<br />

Dreiteiler „Krupp – Eine deutsche Familie“ .<br />

Derzeit steht eines der Studios mit einer Fläche<br />

von1.851 qm und einer Deckenhöhe von<br />

14 Metern zur Vermietung.<br />

Movie Park Germany, Tel. (02045)<br />

899-0; info@moviepark.de<br />

Schwerpunkt – newsletter 6/2009 19


20<br />

Wenn es hart auf hart kommt, gibt das<br />

Ruhrgebiet auch schon mal Düsseldorf,<br />

Hamburg oder Berlin, jedenfalls im Film. Campino<br />

residierte mit seinem Atelier in Wim Wenders<br />

„Palermo Shooting“ zwar in Düsseldorf.<br />

Gedreht wurde sein Auftritt aber auf der Zeche<br />

Zollverein in Essen. Der Seaside Beach am<br />

Baldeneysee wurde 2004 für „Die Sturmflut“<br />

geflutet, dazu trat der Rhein vor Duisburg als<br />

Elbe auf. Der Berliner Boxclub, in dem sich Daniel<br />

Brühl als „Elefantenherz“ von Züli Aladag<br />

schlug, lag in Wirklichkeit an der Peripherie<br />

der niederrheinischen Hafenstadt. Das benachbarte<br />

Hochhausviertel im Stadtteil Hochheide<br />

war anschließend auch in einem Musikvideo<br />

von UB 40 („Rudie“) zusehen. Matthias<br />

Glasner fand dort für „This is Love” die<br />

authentische Ost-Berliner Plattenbau-Atmosphäre,<br />

die er an den Originalschauplätzen<br />

vermisst hatte. Der Film kommt demnächst<br />

in die Kinos. In die von ihm genutzte Wohnung<br />

im 19. Stock an der Ottostraße zog danach<br />

eine andere Filmcrew ein, um die Komödie<br />

„Renn, wenn Du kannst“ zu drehen.<br />

Was die Locations betrifft, hat man zwischen<br />

Ruhr und Emscher einiges zu bieten. Bei<br />

Wunsch kann man sich sogar ins Mittelalter<br />

versetzen lassen. Nachgefragt werden trotzdem<br />

noch immer vor allem Orte, die sich als<br />

Kulisse für das vergangene Industriezeitalter<br />

eignen, weiß Susanne Kirches von der Duisburger<br />

Gesellschaft für Wirtschaftsförderung.<br />

Das dürfte auch mit dem Image des Ruhrgebiets<br />

zu tun haben, das der eine oder andere<br />

Film noch immer transportiert. Ob die Filmbilder<br />

dazu dann wirklich immer von der Ruhr<br />

stammen, ist eine andere Frage. Max von der<br />

Grün, bekannter Schriftsteller und Drehbuchautor<br />

der Kohle- und Stahlregion, war noch<br />

Ende der 1970er Jahre fest davon überzeugt,<br />

dass man „eine Kneipenszene, die in Dortmund<br />

spielt, nicht in Köln drehen kann“. Bei<br />

der Verfilmung seines Romans „Stellenweise<br />

Glatteis“ tat man es trotzdem. Gemerkt hat<br />

es keiner.<br />

Auch die Vulgär-Klamotte „Lass jucken<br />

Kumpel“, die 1973 vier Millionen Besucher in<br />

die Kinos zog, spielte mit dem Ruhrgebiets-<br />

Image, auch wenn kaum Ruhrgebiet drinnen<br />

war. Bei der erfolgreichen „Kumpel“-Staffel<br />

stimmte gar nichts, weder der Dialekt, noch<br />

die Location. Gedreht wurde der Film zu großen<br />

Teilen in Bayern, wo ein stillgelegter Stollen<br />

in Penzberg die Kohleschächte an der Ruhr<br />

imitierte.<br />

Rauchende Schlote<br />

Filmbilder vom Ruhrgebiet haben eine lange<br />

Geschichte. Entdeckt und katalogisiert werden<br />

sie erst so richtig seit den 1960er Jahren.<br />

Im Geist der damaligen Zeit wurden Fragen<br />

nach dem Verhältnis von Kunst und sozialem<br />

Engagement, der Authentizität des gefilmten<br />

Materials und der interessensgeleiteten Gestaltung<br />

der Bilder gestellt. Neben den Verweisen<br />

auf Kohle, Stahl und rauchende Schlote, Bergwerke<br />

und steinreiche Industriebosse standen<br />

die hart arbeitenden Kumpel als liebenswerte<br />

Ureinwohner, die gegen alle Ausbeutung<br />

die Solidarität der Arbeiterklasse lebten und<br />

nebenher ihren Schrebergärten, der Taubenzucht<br />

und natürlich dem Fußball verbunden<br />

waren. Dem Kampf um bessere Lebensverhältnisse<br />

wurde berechtigterweise große Bedeutung<br />

zugeschrieben. Wobei den zahlreichen<br />

Dokumentationen und Fernsehfeatures ein gewisser<br />

ethnologischer Blick eigen war, in dessen<br />

Mittelpunkt die Männer und ihre Welt<br />

standen. „Frauen an der Ruhr“ – so ein Filmtitel<br />

– wurden erstmals 1967 Thema. Die Arbeit<br />

von Filmemacher Ernst Ludwig Freisewinkel<br />

erregte beträchtliches Aufsehen, unter anderem,<br />

weil er mit versteckter Kamera gedreht<br />

hatte. Pionierin war daneben Erika Runge mit<br />

„Warum ist Frau B. glücklich?“ aus dem Jahr<br />

1968.<br />

Fiktionale Produktionen, die sich mit dem<br />

Ruhrgebiet befassten, nutzten häufig die gleichen<br />

Motive, wenn es um die Atmosphäre<br />

ging. Beliebtester Drehort war lange Zeit ein<br />

Teilstück der Köln-Mindener Eisenbahn an der<br />

Essener Straße in Oberhausen. Auf engstem<br />

Raum fanden sich hier eine Eisenbahnbrücke<br />

Hochöfen und ein riesiger Schlackeberg. Die<br />

Szenerie diente Veit Harlan schon 1937 als Kulisse<br />

für „Der Herrscher“ und kam dann bei<br />

Helmut Käutner („Der Rest ist Schweigen“,<br />

1959) ebenso zum Zuge wie bei Luchino Visconti<br />

(„Die Verdammten“,<br />

1968). Schließlich zog es<br />

Wim Wenders für „Alice in<br />

den Städten“ (1974) hierher.<br />

Inzwischen stehen die<br />

Bauten nicht mehr. Um die<br />

Skyline von Hochöfen und<br />

Schloten drehte sich ein<br />

gutes Jahrzehnt später<br />

auch die Auseinandersetzung<br />

um TV-Kommissar<br />

Horst Schimanski.<br />

Besonders<br />

erbost war ein Teil<br />

der öffentlichen Meinung<br />

zwischen Duisburg<br />

und Dortmund<br />

1981 über eine Äußerung<br />

von Götz<br />

George, der befunden<br />

hatte „Schmutz<br />

ist ungeheuer fotogen“.<br />

Kritiker erregte<br />

nicht nur das damit<br />

möglicherweise verbundene„Schmuddel-Image“,<br />

sondern<br />

auch der Missbrauch des Reviers als „exotische<br />

Kulisse“. Schließlich hatte man sich bereits dem<br />

„Strukturwandel“ verschrieben. Der damalige<br />

WDR-Pressesprecher Michael Schmid-Ospach<br />

verteidigte die spätere Kult-Serie energisch und<br />

konterte trocken: „Jede Landschaft geistert mit<br />

ihren Klischees durch Literatur und Showgeschäft,<br />

durch Bühne und Fernsehen. Die Norddeutschen<br />

ertragen ‚Ohnesorg’ und sind nicht<br />

so. Und was leiden erst die Bayern!“ Ironie am<br />

Rande: Ein Jahr später drehte Wolfgang Staudte<br />

für das ZDF die dann allseits gelobte 12-teilige<br />

Serie „Die Pawlaks – Eine Geschichte aus<br />

dem Ruhrgebiet“ an „Originalschauplätzen“<br />

– in der damaligen Tschechoslowakei. Wieder<br />

ein Jahr später kam mit „Rote Erde“ von Klaus<br />

Emmerich eine weitere Serie zur regionalen<br />

Vergangenheit auf die Bildschirme. Aber auch<br />

die untergegangene DDR bastelte am Bild des<br />

Reviers als Region von Stahl, Kohle und Klassenkampf<br />

mit. Unter dem Titel „Irrlicht und<br />

Feuer“ verfilmte die DEFA 1966 den gleichnamigen<br />

Roman von Max von der Grün über das<br />

Schicksal eines Dortmunder Kumpels. 1969<br />

folgte der fünfteilige Fernsehfilm „Krupp und<br />

Krause“ nach einem Roman von H.H. Helms.<br />

Postmoderne Pfade<br />

Mitte der 1970er Jahre näherte sich Peter F.<br />

Bringmann der Region deutlich ironischer. Seine<br />

beiden Filme „Aufforderung zum Tanz“<br />

(1976) und „Theo gegen den Rest der Welt“<br />

(1980) – beide mit Marius Müller-Westernhagen<br />

– schufen einen ganz anderen Prototyp<br />

des Revierbewohners. Noch Arbeiterklasse,<br />

aber schon nicht mehr so richtig. Der Heimat<br />

verbunden, aber doch lieber unterwegs, dazu<br />

lässig lustig und alles andere als heroisch.<br />

In „Die Abfahrer“ (1978) und „Jede Menge<br />

Kohle“ (1980) entwickelte Adolf Winkelmann<br />

ähnliche Figuren. Sie gehören zum Milieu der<br />

„kleinen Leute“, sind aber allzeit zu kleinen<br />

Das Ruhrgebiet im Film<br />

newsletter 6/2009 – Schwerpunkt<br />

Fluchten bereit und alles andere als spießig und<br />

angepasst – hinzu kam ein flotter Dialog. Sätze<br />

wie „Denn es kommt der Tag, da will die Säge<br />

sägen“ waren auch jenseits des Kinos alltagstauglich.<br />

Ein Kritiker notierte dazu passend „Romantik<br />

ist keine Frage exotischer Geographie“.<br />

Als Winkelmann zehn Jahre später noch einen<br />

„Ruhrgebietsfilm“ machen will, sieht er die Region<br />

in einer „Identitätskrise“. Abgesehen von<br />

ein paar Industriedenkmälern unterscheidet sich<br />

der Ballungsraum kaum noch von ähnlichen<br />

Landschaften. Als „Identifikationspunkt“ ist nur<br />

noch der Fußball geblieben. Also dreht Winkelmann<br />

„Nordkurve“ (1993), dessen Thema eine<br />

Produktionsmitteilung mit „Saufen, Prügeln,<br />

Vögeln und Fußballspielen“ umschreibt: „Am<br />

Samstag haben die Menschen in der<br />

Nordkurve nur ihr Vergnügen im Kopf.<br />

Es geht um Lust um jeden Preis, um<br />

Kampf mit allen Mitteln – Intrige, Be-<br />

Kohlenpott-Klassiker: „Bang Boom Bang“,<br />

„Jede Menge Kohle“, „Theo gegen den Rest<br />

der Welt“ und „Solino“ , Foto: Senator Film Verleih /<br />

Winkelmann Film / Archiv / Wüste Film<br />

Die Ruhr trügt<br />

VON WOLFGANG HIPPE<br />

Die Filmbilder des Ruhrgebiets spiegeln immer noch allzu oft<br />

das „alte“ Ruhrgebiet der Zechen und Malocher. Dabei hat<br />

die Region auch filmisch mehr zu bieten und kann zuweilen<br />

sogar als Berlin, Düsseldorf oder Hamburg durchgehen.


trug, Erpressung.“ Erst Sönke Wortmann<br />

sollte den Fußball im Revier wieder von diesem<br />

Lumpenproletariat erlösen und verlieh<br />

ihm mit dem „Wunder von Bern“ (2003)<br />

in Erinnerung an Helmut Rahn und die frühen<br />

fünfziger Jahre sogar nationale Weihen.<br />

Die Linie von Theo & Co schrieb dagegen<br />

Peter Thorwarth seit 1999 mit seiner<br />

„Unna-Trilogie“ fort. Dabei spielt der<br />

dritte und letzte Teil „Goldene Zeiten“ rund<br />

um einen Golfclub – ein Indiz für die fortschreitende<br />

Modernisierung der Region<br />

und die Tatsache, dass krumme Geschäfte<br />

nicht nur auf Golfplätzen rund um Köln<br />

getätigt werden.<br />

Für absurderen Humor in der Region<br />

steht der Name Helge Schneider. Der „Unterhaltungskünstler“<br />

tritt nicht nur als Musiker<br />

auf, sondern ist auch auf der Leinwand<br />

präsent. Neben vier eigenen Kinofilmen<br />

hat er mit Werner Nekes und Christoph<br />

Schlingensief zusammengearbeitet.<br />

Gegen dessen exzessive Stücke und Filme<br />

wie „Die 120 Tage von Bottrop“ (1997)<br />

setzt er seine ironische, in Teilen infantile<br />

Auseinandersetzung mit dem Ruhrgebietsalltag.<br />

Die Liste seiner filmischen Aktivitäten<br />

reicht dabei von Rollen in Dani Levys<br />

„Mein Führer“ (2007) zurück bis zu „Manta<br />

– der Film“ (1991). Wie der fast parallel<br />

produzierte „Manta Manta“ (1992) beschäftigte<br />

er sich adäquat mit einem der<br />

modernen Mythen der Großregion nach<br />

dem Motto: im Ruhrgebiet wird mehr getunt<br />

als gestylt. Zeitgleich kam ein anderer<br />

Kultfilm in die Kinos. In „Kleine Haie“<br />

brilliert Armin Rohde alias „Bierchen“ als<br />

weiterer mobiler Ruhrgebietler. In Bewegung<br />

ist schließlich auch Thomas Durchschlag,<br />

dessen Film „Nachts“ (2002) durch<br />

das nächtliche Ruhrgebiet streift, weil die<br />

letzte S-Bahn weg ist. Es ist zu spüren: Das<br />

Ruhrgebiet hat sich verändert und ist auf<br />

dem Weg.<br />

Nachgefragt bei Regisseur<br />

Adolf Winkelmann<br />

Warum sollte<br />

es mehr Filme<br />

aus dem Ruhrgebiet<br />

geben?<br />

J a, warum eigentlich mehr? Es<br />

sollten doch zuerst gute Filme<br />

sein, die richtigen – mit anrührenden<br />

Bildern und spannenden Geschichten.<br />

Von Geschichtenerzählern<br />

geschrieben, die ihre Figuren,<br />

auch die schlimmsten und unmöglichsten<br />

lieben, besessen lieben – in<br />

Szene gesetzt von Fiction-Regisseuren<br />

oder Dokumentaristen, die<br />

noch was am Hut haben mit Heimatkunde,<br />

ohne sie wie anno<br />

Schnee schul- oder vereinsmeiermäßig<br />

zu betreiben. Wir reden<br />

so gern (vielleicht als Alibi) über<br />

Milieunähe und Regionalismus –<br />

aber über welchen? Den westfälischen,<br />

rheinischen, den angrenzend<br />

münsterländischen, sauerländischen?<br />

Regionales klingt auch seltsam,<br />

weil wir „das Ruhrgebiet“ ja<br />

in Zukunft „Metropole“ nennen<br />

wollen. Es gibt hier alles, aber auch<br />

alles. Alle Sprachen, Religionen und<br />

Milieus. Jede Art Dreck, jede Art<br />

Herzlichkeit. Wir haben ortsansässige<br />

Mafiosi, gigantische Bauskandale,<br />

Heuschrecken, die in verschwiegenen<br />

Parks leben, Koks in<br />

den Rathäusern und herrliche Intrigen<br />

im Theater, im Pop-Business, in<br />

Parteien und Profisport – es gibt genau<br />

soviel Neid und Liebe und Eifersucht<br />

und Hochzeiten wie anderswo,<br />

etwa nicht ? – und krasse<br />

und witzige Schlitzohren und ja,<br />

viele Verlierer in diesen Zeiten, die<br />

man sich mit dem Strukturwandel<br />

erklärt. Also, Armut und Läuse und<br />

irre Gewalt und hoffnungslos unterbesetzte<br />

Schulen mit Schulleitern,<br />

die sich schämen, darüber zu sprechen.<br />

Dazu fällt den Autoren zu wenig<br />

ein? Nichts Trauriges, nichts Komisches?<br />

Und überhaupt ist nicht<br />

nur über den Spielfilm zu reden,<br />

den man im Kino oder Wohnzimmer<br />

sieht. Bewegt-Bilder-Macher<br />

sind längst dabei, die öffentlichen<br />

Verkehrsräume zu erobern: Innenräume,<br />

Außenräume, Büro-Foyers,<br />

Bahnhofsfassaden und Kaufpark-<br />

Passagen, Dach- und Turm-Kronen.<br />

Muss man sie den Propagandisten<br />

überlassen?<br />

Es sollte noch viel mehr Filme aus<br />

dem Ruhrgebiet geben ...<br />

damit ich im und aus dem<br />

Ausland nicht mehr hören muss:<br />

„Where the hell is Essen?“ oder<br />

„What the hell is Ruhrgebiet?“<br />

Marianne Menze,<br />

Kinobetreiberin Lichtburg Essen<br />

Eine Welle von aktuellen Dokumentarfilmen mit dem Ruhrgebiet als<br />

Thema macht deutlich: Der Strukturwandel dieser Region ist abgeschlos-<br />

sen, aber von den Menschen noch nicht verarbeitet. Über Jahrzehnte<br />

hat sich bei den dort angesiedelten Filmemachern ein besonderer doku-<br />

mentarischer Blick entwickelt.<br />

Dokumentarszene Ruhrgebiet<br />

Ruhrpott reloaded?<br />

VON GÜNTER JEKUBZIK<br />

Das Ruhrgebiet stellt eine gigantische, historisch<br />

einzigartige Industrie- und Menschenlandschaft<br />

mit vielen überraschenden Nischen dar. Dieser<br />

Moloch zog schon immer Auswärtige an, wie<br />

Klaus Wildenhahn („Rheinhausen, Herbst ’88“,<br />

1988/89) und Peter Nestler („Im Ruhrgebiet“,<br />

1967). Jetzt drehte James Benning den Eröffnungsfilm<br />

der 33. Duisburger Filmwoche mit dem Titel<br />

„Ruhr“: Der berühmte US-amerikanische Avantgarde-Filmemacher<br />

Benning „hat im Duisburger<br />

Stahlwerk gedreht, die Marxloher Moschee besucht<br />

und das Treiben in einer Essener Seitenstraße<br />

beobachtet. ‚Ruhr’ ist nicht nur das Porträt einer<br />

Region im Strukturwandel, sondern auch eine<br />

Hommage an die Menschen, die diese Region<br />

arbeitend gestalten“, so gibt das Festival bekannt,<br />

das seit drei Jahrzehnten herausragend die Welt,<br />

aber auch immer wieder das eigene Umland dokumentarisch<br />

reflektiert. „erkenne die lage“ lautet<br />

das Motto des diesjährigen Festivals, und es<br />

scheint, als habe eine besondere Lage eine besondere<br />

Generation von Dokumentarfilmern hervorgebracht.<br />

Während die abschließende Episode in Michael<br />

Glawoggers Industrie-Geschichte „Working<br />

Man’s Death“ den Emscher Landschaftspark industriebereinigt<br />

als Kultur- und Spielplatz zeigt, verfolgen<br />

andere Dokumentaristen die Umbrüche weiter:<br />

10 Jahre nach „Abenteuer Ruhrpott“ kehren<br />

Werner Kubny und Peter Schnell gerade wieder ins<br />

Ruhrgebiet zurück, um zu sehen, wo die Leute aus<br />

dem Milieu heute stehen. „Was bleibt sind wir“ begleitet<br />

ganz unterschiedliche Menschen im Ruhrgebiet<br />

einen Tag lang in ihrem Leben. Auch die Dokumentarfilmer<br />

Ulrike Franke und Michael Loeken<br />

kommen mit „See der Träume oder die Zukunft<br />

kann beginnen“ ins Ruhrgebiet zurück. Nach ihrem<br />

preisgekrönten Film „Losers and Winners“ widmen<br />

sie sich erneut dem Wandel des Reviers und beobachten<br />

über lange Zeit die Umgestaltung eines<br />

Stahlwerksgeländes, auf dem ein See mit mediterranem<br />

Ambiente entsteht, sowie die Reaktionen<br />

der Anwohner darauf.<br />

Es sind vor allem an der Ruhr Beheimatete, die<br />

sich an ihrer Region „abarbeiten“,<br />

wie es Autor Michael Gierke charakterisiert,<br />

der für ein Ende 2010 mit<br />

der dfi –dokumentarfilminitiative im<br />

Filmbüro NW geplantes Buchpro-<br />

jekt über Dokumentarfilme im Ruhrgebiet<br />

auch der Frage nachgeht, ob<br />

Dokumentarfilmer aus dem Ruhrpott<br />

einen speziellen Blick haben.<br />

Das Klischee „Strukturwandel“ machen<br />

sie „im Detail deutlich an der<br />

Veränderung von Lebenswelten<br />

konkreter Menschen“, so Gierke.<br />

Der Essener Rainer Komers beispielsweise hat<br />

Jahrzehnte lang das Ruhrgebiet gefilmt. Zusammen<br />

mit Klaus Helle drehte er 1989 die bekannte Doku<br />

„Erinnerung an Rheinhausen“. Auch wenn ein<br />

Regisseur wie Komers in Jemen und Japan filmt,<br />

„sieht sein Blick Dinge, die bei anderen Leuten nicht<br />

im Film auftauchen“.<br />

Dieser im Ruhrgebiet besonders sozialisierte<br />

Blick auf die Welt habe eine ganz besondere Aufmerksamkeit<br />

für den Alltag von Menschen, für eine<br />

Fußgängerzone oder einen Kleingarten, fasst<br />

Gierke zusammen.<br />

Auch der in Unna geborene Absolvent der<br />

Fachhochschule für Design Dortmund Frank Wierke<br />

dreht mit ganz eigenen Ansätzen, diesmal in der<br />

Welt der Literatur. Allerdings sieht Gierke auch, dass<br />

im Gegensatz zu den älteren Dokumentarfilmern,<br />

die „in einer speziellen Zeit groß geworden sind und<br />

für die das Ruhrgebiet eine Art Lebenshaltung sei“,<br />

von Ausnahmen wie Frank Wierke abgesehen, das<br />

Ruhrgebiet nur noch ein Thema von vielen ist, das<br />

deshalb eher oberflächlich betrachtet wird.<br />

Doch das Filmschaffen im Ruhrgebiet dürfe auf<br />

keinen Fall aus dem Blick geraten, schon weil das,<br />

was diese Filmemacher aufgenommen haben, ein<br />

„gewaltiges Archiv dessen sei, was teilweise schon<br />

verschwunden ist“. Da passt es, dass die dfi eine<br />

Förderung für eine große Ruhrgebiets-Filmreihe beantragte,<br />

die sechs Jahre nach dem umfassenden<br />

Symposium „Endlich so wie überall?! Neue dokumentarische<br />

Bilder des Ruhrgebiets“ die wichtigsten<br />

Dokumentationen der letzten Jahrzehnte zusammen<br />

mit neueren Entwicklungen vorstellen soll.<br />

Auch beim anderen großen Thema des Ruhrgebiets,<br />

der Einwanderung gibt es Veränderungen.<br />

Nach vielen Immigranten-Geschichten – die auch<br />

in Spielfilmen wie „Solino“ von Fatih Akin auftauchen<br />

– stellt Gaby Hinderberger, vom Bochumer<br />

Festival „Blicke aus dem Ruhrgebiet”, eine „Verlängerung<br />

der Immigrationsgeschichte in die ursprünglichen<br />

Heimatländer“ fest. Im Ruhrgebiet aufgewachsene<br />

Filmemacher reisen mit der Kamera in<br />

die Heimatländer ihrer Eltern.<br />

Ruhr.2010 als Kulturhauptstadt wird die Scheinwerfer<br />

kurzzeitig auf die Region richten. Aber vor<br />

allem weil sich die Menschen immer noch an dem<br />

leicht gesagten und schwer gelebten Strukturwandel<br />

„abarbeiten“, bleibt das Ruhrgebiet als Drehort<br />

und als Schule des Blicks erhalten. Darum, dass<br />

es in den nächsten Generationen weiter gehen<br />

wird, kümmert sich auch das Festival „doxs!”, das<br />

vom 3. bis 8. November 2009 während der Duisburger<br />

Filmwoche schon in der achten Ausgabe mit<br />

einem internationalen Dokumentarfilmprogramm<br />

für Kinder und Jugendliche für Nachwuchs sorgt.<br />

Schwerpunkt – newsletter 6/2009 21


Oliver Rauch dreht zurzeit im Ruhrgebiet eine Doku über „Jedem Kind<br />

ein Instrument“, eines der Projekte der Ruhr.2010.<br />

Das war jetzt zu kakophonisch.“ Musiklehrer<br />

Christian Ribbe bricht die Probe ab. Die<br />

acht Grundschüler lachen sich kaputt: „Kakowas?“<br />

„Kakophonisch. Das heißt nicht, dass alles<br />

kacke war, sondern dass sich alles schräg<br />

anhört“, erklärt der Lehrer mit typisch lässigem<br />

Ruhrpott-Einschlag. Er gibt erneut den Einsatz,<br />

und jetzt klingt der „Affenblues“ schon viel besser.<br />

Die Kamera läuft dabei immer mit.<br />

Die Schüler besuchen verschiedene dritte<br />

Klassen der Gemeinschaftsgrundschule in Herne-Horsthausen.<br />

Jetzt, für die 7. Stunde, kommen<br />

sie zusammen und haben ihr Instrument<br />

mitgebracht. Jedes Kind trägt einen Instrumentenkoffer<br />

bei sich, auf dem ein Zettelchen „Musikschule<br />

Jeki“ und eine dazugehörige Nummer<br />

steht. Sie gehören zur ersten Generation des Pilotprojekts<br />

„Jedem Kind ein Instrument“ (Jeki),<br />

das 2007 startete. Bis zum Jahr 2010, dem Kulturhauptstadtjahr,<br />

soll jedem Kind im Ruhrgebiet<br />

die Möglichkeit geboten werden, ein Instrument<br />

zu erlernen. Das Projekt im Rahmen der<br />

Ruhr.2010 wurde von der Kulturstiftung des<br />

Bundes, dem Land NRW und der Zukunftsstiftung<br />

Bildung in der GLS Treuhand entwickelt.<br />

In der mit Teppichboden ausgelegten Bibliothek<br />

der Herner Grundschule herrscht absolutes<br />

Schuhverbot. Alle müssen sich daran halten,<br />

Die Stimmung im vollbesetzten Kölner Filmhaus<br />

ist freudig aufgekratzt. Das Kleine<br />

Fernsehspiel des ZDF hat im Rahmen der Cologne<br />

Conference zu seinem neuen, mittlerweile<br />

dritten Showcase geladen, um ein ungewöhnliches<br />

Filmprojekt mit dem Titel „aufRuhr<br />

2010“ vorzustellen. „Sieben Filmemacher machen<br />

einen Film“, so prangt es dazu selbstbewusst<br />

von der Leinwand. Es geht um sieben<br />

Kurzfilme rund ums Ruhrgebiet, erstellt von Studenten<br />

und Absolventen der Kölner Kunsthochschule<br />

für Medien (KHM) und der internationalen<br />

filmschule köln (ifs). Aus Reihen der KHM<br />

kommen die Filmemacher Stephan Bergmann,<br />

Mirko Dreiling, Corinna Liedtke, Henning Marquaß<br />

und Undine Siepker, für die ifs sind Johannes<br />

Sievert und Anna Wahle dabei.<br />

Initiiert wurde das Projekt von Fritz Pleitgen,<br />

die zuständigen ZDF-Redakteure sind Claudia<br />

Tronnier und Katharina Dufner. Von Seiten der<br />

KHM betreut Katrin Schlösser das Projekt, für<br />

die ifs ist Gerd Haag zuständig. Die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW unterstützt und fördert das Projekt „Ruhrgebietsfilm“.<br />

Nach zweiwöchigem Workshop<br />

mit einem abschließenden Ausflug unter Tage<br />

begann die Pre-Production im Frühjahr 2009.<br />

22<br />

Am Set von „Jedem Kind ein Instrument“<br />

Der „Affenblues“<br />

von Herne<br />

VON ANNA KOSKODA<br />

auch das Filmteam, das an diesem Tag wieder<br />

zu Gast ist. Also schleichen Regisseur Rauch,<br />

Kameramann Boris Becker und Tonmann Andreas<br />

Turnwald auf Socken um die musizierenden<br />

Kinder herum. Becker setzt sich immer wieder<br />

auf sein Brett mit Rollen, um auf Augenhöhe<br />

mit den Kindern zu sein.<br />

Der „Affenblues“ geht weiter. Nun üben die<br />

Kinder unterschiedliche Einsätze: erst die Gitarren,<br />

dann die Geigen, zuletzt die Akkordeons.<br />

Da sich sämtliche Beiträge noch in der Post-<br />

Produktion befinden, kommen ausschließlich<br />

Trailer und Slideshows zur Aufführung; und<br />

doch eröffnet sich bereits so ein faszinierendes<br />

Spektrum ganz im Sinne der Ausführenden Produzentin<br />

Melanie Andernach, „verschiedene<br />

Perspektiven und Einsichten ins Ruhrgebiet in<br />

einem super Zusammenhang“ zu zeigen.<br />

Den Auftakt bestreitet Johannes Sievert mit<br />

„Sinan G.“. Der Titelheld ist Deutsch-Iraner und<br />

Ex-Krimineller, der seine Strafe in Siegburg verbüßte<br />

und dort beim Theaterprojekt „Junge<br />

Hunde“ mitwirkte. Sievert drehte darüber eine<br />

Kurzdoku und kam so mit Sinan in Kontakt. Der<br />

stellt sich nun als Ex-Gangster mit Perspektive<br />

vor: „Jetzt bin ich Rapper.“ Sievert sieht mit sei-<br />

„Malte, Du könntest ‘ne super Solokarriere starten,<br />

aber hier kommt es auf das Zusammenspiel<br />

an“, bremst Musiklehrer Ribbe den kleinen blonden<br />

Akkordeonisten, der gerne mal vorprescht.<br />

Denn schließlich lernen die Kinder hier nicht nur,<br />

ein Instrument zu beherrschen, sondern auch<br />

Dinge wie Rücksicht nehmen und anderen zuhören.<br />

Die Grundschüler sind voll bei der Sache,<br />

und das freiwillig um eine Uhrzeit, wo andere<br />

bereits zu Mittag essen oder draußen spielen.<br />

Unter den jungen Musikern ist auch Joanna,<br />

eine von fünf Protagonisten der Doku „Jeki<br />

– Der Film“ (AT). Joanna ist Deutsche, drei andere<br />

Kinder haben türkische Eltern, eines japanische.<br />

Der Dokumentarfilm von SUR Films Köln<br />

entsteht als Koproduktion mit dem WDR.<br />

Das Filmteam von „Jedem Kind ein Instrument“ zu Gast in der Gemeinschaftsgrundschule in<br />

Herne-Horsthausen, Foto: Fotoatelier Brinkforth/Nevin Toy-Unkel<br />

600.000 Euro ist das Gesamtbudget, das die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 110.000 Euro fördert. Mit<br />

im Boot ist auch Realfiction als Verleiher. Gedreht<br />

wird an 52 Tagen im Ruhrgebiet, in Herne,<br />

Bochum und Duisburg.<br />

Gemeinsam haben Produzent Detlef Ziegert<br />

von SUR Films, der auch seit 15 Jahren das Kinder-<br />

und Jugendfilmfestival in Marl leitet, und<br />

Oliver Rauch 2007 das Projekt entwickelt. Viele<br />

Recherchen waren notwendig, bis sich die<br />

Amüsant und spannend – das Kurzfilmprojekt „aufRuhr 2010“<br />

Roboter, Rapper,<br />

Schrebergärten<br />

VON UWE MIES<br />

nem Filmporträt den Strukturwandel des Ruhrgebiets<br />

im Individuellen gespiegelt – vom handfesten<br />

Erwerbswesen hin zur Kultur.<br />

Undine Siepker greift in „Oppa sein Garten“<br />

das „Super-Klischee vom Schrebergarten“ auf<br />

und zeigt die kulturelle Vermischung der Gesellschaft<br />

auf 50 qm Grünfläche. Koreaner, Türken,<br />

Deutsche pflanzen Blumen, Obst und Gemüse,<br />

schauen sich gegenseitig was ab und freuen<br />

sich über den Ertrag. Henning Marquaß besetzte<br />

für „Bochumer Jungen 2010“ bis auf die<br />

Hauptrolle Laienakteure aus dem Umfeld folkloristischer<br />

Blaskapellen. Sein Film ist nicht dokumentarisch,<br />

sondern fiktional; ein Musical mit<br />

insgesamt sechs (oder sieben) Dialogsätzen.<br />

Anna Wahle benennt ihren Beitrag „Moni-<br />

newsletter 6/2009 – Schwerpunkt<br />

drei Drehorte und die fünf Protagonisten herauskristallisiert<br />

haben. „Wir haben uns von den<br />

Musikschulen, den Rektoren und Lehrern beraten<br />

lassen, was sehr hilfreich war“, erzählt der<br />

Regisseur. Nun begleitet er Kinder von drei unterschiedlichen<br />

Jahrgängen über einen Zeitraum<br />

von über einem Jahr.<br />

Die Protagonisten besitzen unterschiedliche<br />

soziale Herkünfte, was den Filmemachern wichtig<br />

war. Der Migrationshintergrund spielt natürlich<br />

eine große Rolle im Ruhrgebiet. Aber bei Jeki<br />

geht es gerade darum, allen Kindern die gleichen<br />

Möglichkeiten für eine musische Ausbildung<br />

zu bieten, egal wo sie herkommen. Das<br />

Projekt dient der Integration, das Ziel ist das gemeinsame<br />

Musizieren.<br />

Den Regisseur interessieren jedoch nicht nur<br />

die Musikstunden in der Schule, sondern er besucht<br />

seine Protagonisten auch Zuhause und<br />

zeigt, wie sich die Musik dort vielleicht einen<br />

Platz erobert hat. Das Filmteam begleitet ein<br />

Mädchen zu ihrer Fußballtruppe, feiert mit einem<br />

türkischen Jungen Geburtstag und geht<br />

anschließend mit in die Moschee in Duisburg.<br />

Oliver Rauch beobachtet nur und sammelt Material.<br />

„Ich will nichts manipulieren, nichts stellen,<br />

nichts anstoßen“, sagt der Regisseur, der<br />

bereits sechs Dokumentarfilme gedreht hat. „Jeki<br />

– Der Film“ ist nach „Die vergangene Zukunft<br />

des Klanges“ sein zweiter Langfilm.<br />

Ihn interessiert an dem Projekt, „wie ein so<br />

großes Vorhaben, das sich kluge Leute ausgedacht<br />

haben, in die Realität umgesetzt wird“.<br />

Interviews mit Trägern des Projekts, etwa mit<br />

NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff,<br />

mit Bratschistin und Kuratoriumsmitglied<br />

Tabea Zimmermann oder dem Bochumer<br />

Generalmusikdirektor Steven Sloane, geben<br />

dem Film einen Unterbau. Die Doku soll<br />

kein Werbefilm für das Projekt sein. Doch Oliver<br />

Rauch ist mittlerweile total überzeugt von<br />

Jeki. „Die Stärke des Films sind die Persönlichkeiten<br />

der Kinder, ihre Ernsthaftigkeit, wie direkt<br />

und offen sie sind. Das soll der Film zeigen“,<br />

sagt Produzent Ziegert. Anfang Juni 2010 soll<br />

die Produktion in der Essener Lichtburg Premiere<br />

feiern.<br />

ca Vitti ist im Dienstleistungsgewerbe angekommen“,<br />

erzählt aber von Beate Pracht, die mit ihrem<br />

Konzept „Pracht Lamas“ Andentiere als therapeutische<br />

Medien für Alte, Behinderte und<br />

Manager einsetzt. Ihre Erfahrungen bei den<br />

Dreharbeiten am Originalschauplatz auf einer<br />

Gelsenkirchener Abraumhalde beschreibt<br />

Wahle als „wie in einer anderen Welt.“ Corinna<br />

Liedtke fand für „Thomas & Thomas“ zwei<br />

Protagonisten aus Castrop-Rauxel. Der eine ist<br />

Bergbauexperte und Stadtarchivar, der andere<br />

betreibt ayurvedische Heilpraktiken, woraus sich<br />

unerwartete Wechselwirkungen ergeben. Mirko<br />

Dreiling schließlich begreift seinen Film „IRB<br />

2600“ als Hommage an den Malocher. Es ist ein<br />

modernes Märchen von einem Opel-Roboter,<br />

der sich nach neuen Arbeitseinsätzen umtut.<br />

Geklammert werden die Beiträge durch Stephan<br />

Bergmanns Road Movie-Impressionen<br />

entlang der A40. Aber erst in einem abschließenden<br />

Workshop, so Katrin Schlösser, soll entschieden<br />

werden, ob die Filme hintereinander<br />

folgen oder ineinander verschachtelt montiert<br />

werden. Der fertige Ruhrgebietsfilm soll am 9.<br />

Januar 2010 anlässlich der Eröffnung der Kulturhauptstadt<br />

zur Ausstrahlung gelangen.


Ende September veröffentlichte die Europäische<br />

Kommission den neuen<br />

Aufruf für die Entwicklungsförderung.<br />

MEDIA fördert dabei fiktionale Projekte,<br />

Dokumentar- und Animationsfilme für TV<br />

und Kino mit insgesamt 17 Millionen<br />

Euro. Unterstützt werden maximal 50<br />

Prozent der Entwicklungskosten für Einzelprojekte<br />

(10.000 bis 60.000 Euro) oder<br />

Projektpakete (70.000 bis 190.000 Euro).<br />

In einem gesonderten Aufruf stellt ME-<br />

DIA weitere zwei Millionen Euro für die<br />

Entwicklung Interaktiver Projekte (10.000<br />

bis 150.000 Euro) bereit. Die Einreichtermine<br />

für beide Aufrufe sind der 27.<br />

November 2009 und 12. April<br />

2010.<br />

Mit insgesamt 1.635.981 Euro wurden<br />

2009 sechs Projektpakete, 20 Einzelprojekte<br />

und drei Interaktive Projekte aus<br />

Deutschland unterstützt. Besonders erfreulich<br />

waren die diesjährigen Development-Ergebnisse<br />

aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>:<br />

Neun Anträge wurden mit insgesamt<br />

738.639 Euro gefördert. Eine Paketförderung<br />

ging an die Kölner Produktionsfirmen<br />

Lichtblick (101.200 Euro), Taglicht Media<br />

(137.439 Euro) und die 2Pilots Filmproduction<br />

(150.000 Euro). Eine Einzelprojektförderung<br />

erhielten The Matchfactory<br />

(80.000 Euro), Filmfabrik (60.000 Euro),<br />

Unafilm (50.000 Euro) und Lichtfilm<br />

(20.000 Euro). Im Rahmen der Förderung<br />

Interaktiver Projekte wurden zwei weitere<br />

Anträge von Kölner Firmen unterstützt<br />

– die Daywalker Studios (80.000 Euro)<br />

und Nurogames (60.000 Euro).<br />

Für die MEDIA-Seite des Newsletter<br />

erläutert Soon-Mi Peten, die bei der Verwaltungsagentur<br />

in Brüssel den Bereich<br />

Development leitet, was bei der Beantragung<br />

der Entwicklungsförderung zu beachten<br />

ist.<br />

Wie bewerten Sie die Ergebnisse<br />

des letzten Aufrufs<br />

für die Entwicklungsförderung,<br />

insbesondere in Hinblick auf<br />

die Antragsteller aus Deutschland?<br />

Europaweit wurde die Entwicklungsförderung<br />

wieder stark beansprucht: Insgesamt<br />

erhielten wir 1.038 Development-<br />

Anträge (863 Einzelprojekte und 175 Projektpakete)<br />

und 141 Anträge für Interaktive<br />

Projekte. Die Förderrate lag bei 22,5<br />

Prozent. Ausgewählt wurden 187 Einzelprojekte,<br />

74 Projektpakete und 31 Interaktive<br />

Projekte. Im Vergleich zum restlichen<br />

Europa steht Deutschland mit 29 geförderten<br />

Anträgen an 3. Stelle hinter<br />

Frankreich und Großbritannien – von wo<br />

aus auch deutlich mehr Anträge eingereicht<br />

wurden. Mit 28 Prozent liegt die<br />

deutsche Förderrate jedoch über dem europäischen<br />

Durchschnitt.<br />

Gibt es im neuen Aufruf<br />

für die Einzelprojekt- und Paketförderung<br />

Änderungen, die<br />

man beachten muss?<br />

Nein. Es ist alles beim Alten geblieben.<br />

Die Antragsformulare wurden nur<br />

geringfügig verändert, um den Antragstellern<br />

das Ausfüllen der Formulare zu erleichtern.<br />

MEDIA Development<br />

Worauf kommt es bei einem<br />

guten Antrag an?<br />

Der Antrag muss unbedingt vollständig<br />

sein (einschließlich Vertriebsnachweise,<br />

Autorenverträge etc.). Ideal ist ein originärer,<br />

überzeugender Stoff, der mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit produziert und in<br />

Europa bzw. international ausgewertet<br />

werden kann. Bei der Paketförderung<br />

steht insbesondere die internationale Vision<br />

der Firma, ihre Fähigkeit in Europa<br />

Projekte zu entwickeln, zu finanzieren und<br />

zu vertreiben, im Vordergrund. Bei Einzelprojekten<br />

konzentriert man sich auf die<br />

Qualität des Projekts – Idee, Dramaturgie,<br />

Erzählweise, Figurenentwicklung und das<br />

kreative Potenzial. Grundsätzlich sind Letters<br />

of Intent von Partnern, wie z.B. Sendern,<br />

Weltvertrieb, Verleih oder Koproduzenten<br />

von Vorteil. Natürlich wird auch die<br />

Erfahrung der Antrag stellenden Firma<br />

bzw. des Teams, das das Projekt entwikkeln<br />

und produzieren wird, bewertet. Entscheidend<br />

sind außerdem gut durchdachte<br />

und begründete Entwicklungs-, Finanzierungs-,<br />

und Vertriebsstrategien und auf<br />

die Bedürfnisse des Projekts abgestimmte<br />

realistische Entwicklungs- und Produktions-Budgets.<br />

Auch die Teilnahme an einem<br />

MEDIA Langzeit-Trainingsprogramm<br />

wird positiv bewertet.<br />

In welchem Entwicklungsstadium<br />

sollte sich das<br />

Projekt befinden?<br />

Im Falle der Einzelprojektförderung<br />

sollten bei fiktionalen Stoffen mindestens<br />

ein zehnseitiges Treatment und eine Dialogszene<br />

vorliegen. Bei der Paketförderung<br />

sind die Anforderungen weniger um-<br />

Soon-Mi Peten, Foto: Mathis Beutel<br />

Worauf es ankommt<br />

fangreich. Hier können auch eine ausführliche<br />

Synopsis auf Englisch und Informationen<br />

über Erzählstruktur, Figuren und visuellen<br />

Ansatz ausreichen. Grundsätzlich<br />

sind möglichst aussagekräftige und ausführliche<br />

Informationen über das Projekt<br />

empfehlenswert. Ob Treatment oder Drehbuch,<br />

wir empfehlen, einzureichen, was<br />

dem Projekt am ehesten gerecht wird.<br />

Sollten bereits Koproduktionspartner<br />

beteiligt sein, und<br />

wie wichtig sind LOIs von anderen<br />

Finanzierungspartnern?<br />

Die Beteiligung von Koproduktionspartnern<br />

ist bei Antragstellung von Vorteil<br />

aber nicht unbedingt erforderlich. Der<br />

Antragsteller muss außerdem die Mehrheit<br />

der Rechte besitzen und dies mit einem<br />

Autorenvertrag belegen. LOIs oder<br />

anderweitige Zusagen von z.B. Sendern,<br />

Förderern, Weltvertrieben oder Verleihunternehmen<br />

werden ebenfalls positiv bewertet.<br />

Welche Ratschläge würden<br />

Sie deutschen Antragstellern<br />

geben?<br />

Ich empfehle, sich ausreichend Zeit<br />

für die Erstellung des Antrags zu nehmen,<br />

frühzeitig das jeweilige MEDIA-Büro zu<br />

kontaktieren und sich gut zu überlegen,<br />

welche Projekte für die Einreichung geeignet<br />

sind. Man sollte die Strategien für Entwicklung,<br />

Finanzierung und Vertrieb genau<br />

durchdenken und sich mit den Möglichkeiten,<br />

die der Markt bietet, auseinandersetzen<br />

sowie unter Umständen auch<br />

LOIs einholen. Zuletzt sollte der Antrag unbedingt<br />

auf Vollständigkeit überprüft werden,<br />

da unvollständige Anträge leider abgelehnt<br />

werden müssen.<br />

Welche Interaktiven Projekte<br />

wurden im letzten Aufruf<br />

gefördert? Gab es bestimmte<br />

Trends in Hinblick auf Inhalte,<br />

Genres und Plattformen?<br />

Es wurden Spiele sämtlicher Genres,<br />

Inhalte und Plattformen unterstützt. Auch<br />

die aus Deutschland geförderten Projekte<br />

sind Multi-Plattform-Spiele: Das 3D-<br />

Browser-Game der Kölner Firma Daywalker<br />

Studios „Vorfahrt für Schlau“ wird für<br />

PC, Internet und Konsolen entwickelt, um<br />

Kinder im Grundschulalter spielerisch mit<br />

den Tücken des Straßenverkehrs vertraut<br />

zu machen. „Colony Mine“ ist der Titel des<br />

Multiplayer-Onlinespiels der Kölner Nurogames.<br />

Bei dem Strategiespiel für Internet<br />

und Mobiltelefone steht die Kolonisierung<br />

des Weltalls im Mittelpunkt. Auch<br />

die Veröffentlichung des Logik- und Geschicklichkeitsspiels<br />

„Slumbers“ der Berliner<br />

Zampano Studios ist für Spielekonsolen<br />

und den PC geplant.<br />

In den neuen Richtlinien<br />

für die Entwicklung Interaktiver<br />

Projekte gibt es wichtige<br />

Änderungen. Welche sind das?<br />

Zukünftig wird MEDIA nur noch Interaktive<br />

Projekte fördern, die im Zusammenhang<br />

mit audiovisuellen Produktionen<br />

(Fiktionale Projekte, Dokumentarfilm- oder<br />

Animationsprojekte) für PC, Internet, Konsolen,<br />

mobile Endgeräte und/oder interaktives<br />

TV entwickelt werden. Die Fördersumme<br />

dafür wurde beachtlicht erhöht.<br />

Zwischen 10.000 und 150.000 Euro können<br />

pro Projekt beantragt werden. Antragsberechtigt<br />

sind unabhängige europäische<br />

Produktionsfirmen, die zuvor ein<br />

Interaktives Projekt produziert haben, das<br />

auch vertrieben wurde.<br />

Was genau versteht ME-<br />

DIA unter „Interaktiven Projekten“?<br />

Wir haben den Begriff in den Richtlinien<br />

neu definiert. Mit „Interaktiven Projekten“<br />

meinen wir digitale interaktive Inhalte<br />

für eine oder mehrere Plattformen<br />

(Internet, PC etc.). Wir begrüßen insbesondere<br />

Inhalte mit einer Erzählstruktur, die<br />

sich durch einen hohen Grad an Interaktivität,<br />

Originalität, technischer Innovation<br />

und ihr Vertriebspotenzial in Europa<br />

auszeichnen.<br />

Warum wurden diese Änderungen<br />

in den Regularien für<br />

Interaktive Projekte vorgenommen?<br />

Wir möchten die vorhandenen Fördermittel<br />

gezielter einsetzen, was der audiovisuellen<br />

Branche – der Zielgruppe von<br />

MEDIA – zugute kommen soll. Wir glauben,<br />

dass der Multi-Plattform-Ansatz, d.h.<br />

die komplementäre Entwicklung von Kino-<br />

und TV-Produktionen für unterschiedliche<br />

Plattformen so frühzeitig wie möglich<br />

begonnen werden sollte und die Zusammenarbeit<br />

zwischen Produzenten aus<br />

den Bereichen Film/TV und den neuen<br />

Medien intensiviert werden könnte. Wir<br />

hoffen, dass hier neue Synergien entstehen,<br />

die ansonsten nicht zustande gekommen<br />

wären und sind sehr gespannt.<br />

MEDIA newsletter 6/2009 23


Set-Besuch bei „Brownian Movement“: Dragan Bakema, Produzentin Stienette Bosklopper (Circe Films),<br />

Sandra Hüller, Michael Schmid-Ospach (GF <strong>Filmstiftung</strong> NRW), Sabine Timoteo, Verena Oefler (Filmlichter),<br />

Produzent Herbert Schwering und Nanouk Leopold (v.l.) Foto: Coin Film<br />

Brownian<br />

Movement<br />

Charlotte und Max sind ein junges, erfolgreiches<br />

Paar und aus beruflichen Gründen nach Brüssel<br />

gezogen. In der fremden Stadt trifft sich Charlotte<br />

heimlich mit unbekannten Männern. Als<br />

ihr Geheimnis an die Öffentlichkeit gerät, wird<br />

sie mittels eines Gutachtens für arbeitsunfähig<br />

erklärt, ihre Arbeitserlaubnis als Ärztin wird ihr<br />

entzogen. Charlotte ist sprachlos, aber sie findet<br />

keine Erklärung für ihr Verhalten. Unter dem<br />

äußeren Druck droht die Ehe mit Max zu zerbrechen.<br />

„Brownian Movement“, der neue<br />

Film von Nanouk Leopold, die bereits mit Filmen<br />

wie „Wolfsbergen“ und „Guernsey“<br />

auf sich aufmerksam machte, beschreibt die Intimität<br />

zwischen Männern und Frauen und die<br />

Dschungelkind<br />

Im Dezember beginnt Regisseur Roland Suso<br />

Richter den Dreh der Literaturverfilmung<br />

„Das Dschungelkind“ – nach den Kindheitserinnerungen<br />

von Sabine Kuegler, die als 5-<br />

Jährige mit ihren Eltern in den Urwald Papua<br />

Neuguineas zog. Für UFA Cinema und RTL<br />

verfilmt Richter im Winter in Bayern, NRW, Hessen<br />

und Malaysia das Drehbuch von Natalie<br />

Scharf als Kinofilm und Fernseh-Zweiteiler. Für<br />

die Hauptrollen sind Anna Maria Mühe,<br />

Nadja Uhl und Thomas Kretschmann<br />

vorgesehen. Produzent ist Jürgen Schuster,<br />

hinter der Kamera steht Holly Fink, die Ausstattung<br />

besorgt Michael Köning.<br />

UFA Cinema, Tel. (0331) 70600;<br />

info@ufa.de<br />

Die kommenden<br />

Tage<br />

„Die kommenden Tage“ erzählt nach einem<br />

Drehbuch von Regisseur Lars Kraume die Lebenswege<br />

einer Berliner Mittelstandsfamilie von<br />

heute bis in die nahe Zukunft, eine Zeit der Unsicherheit<br />

und der großen Veränderungen. Laura<br />

Kuper (Bernadette Heerwagen) muss<br />

sich am Ende ihres Studiums zwischen ihrem<br />

Wunsch nach Kindern und Hans (Daniel<br />

Brühl), der großen Liebe ihres Lebens, entscheiden.<br />

Ihre Schwester Cecilia (Johanna Wokalek)<br />

treibt die unerfüllte Liebe zu Konstantin<br />

(August Diehl) in die Abgründe eines neu aufkommenden<br />

Terrorismus. Und Philip, das jüngste<br />

Kind der Familie, zieht für Deutschland in einen<br />

hoffnungslosen Krieg um die letzten Ölfelder<br />

Asiens. Mit Ängsten und Hoffnungen be-<br />

24<br />

Einsamkeit in einer Beziehung.<br />

Mit Sandra Hüller, Sabine Timoteo<br />

und Dragan Bakema in den Hauptrollen fanden<br />

im Oktober die Dreharbeiten der Kinoproduktion<br />

in NRW statt. Der Kölner Produzent<br />

Herbert Schwering von Coin Film koproduziert<br />

den neuen Spielfilm der niederländischen<br />

Regisseurin zusammen mit der niederländischen<br />

Circe Films und der Brüsseler Serendipity<br />

Films. Leopold zählt in den Niederlanden derzeit<br />

zu den herausragenden Regie-Talenten. Gedreht<br />

wird in Köln und Umgebung sowie in<br />

Brüssel und Indien. Den Weltvertrieb übernimmt<br />

die Pariser Films Distribution, der Kölner<br />

Verleih Filmlichter wird den Film in die deutschen<br />

Kinos bringen.<br />

Coin Film, Tel. (0221) 322053,<br />

info@coin-film.de<br />

Gespenster All<br />

Inclusive<br />

Noch bis zum 24. November laufen die Dreharbeiten<br />

für das TV-Movie „Gespenster All<br />

Inclusive“, das Regisseur und Kameramann<br />

Axel Sand nach einem Drehbuch von Derek<br />

Meister in Szene setzt. Gedreht wird und wurde<br />

in Malaga, Sevilla, Köln, Bergisch-Gladbach<br />

und im Sauerland. Die Hauptrollen in der Geister-Komödie,<br />

die die Action Concept-Produzenten<br />

Hermann Joha und Stefan Retzbach<br />

für RTL (Redaktion: Sascha Mürl) realisieren,<br />

spielen Annette Frier, Kai Schumann,<br />

Erdogan Atalay und Tom Beck.<br />

Action Concept,<br />

Tel. (02233) 508176;<br />

info@actionconcept.com<br />

gegnet eine zerrüttete Familie einer von Wirtschaftkrise,<br />

Klimawandel und politischen Verschiebungen<br />

gebeutelten zukünftigen Welt, in<br />

der nichts mehr sicher ist und nichts, wie es einmal<br />

war.<br />

Seit dem 2. September wurde u.a. in Wuppertal,<br />

Köln, Düsseldorf und Krefeld an 20 Tagen<br />

in NRW gedreht. Weitere Drehorte der insgesamt<br />

49-tägigen Dreharbeiten des Science Fiction-Melodrams<br />

waren Berlin und Tirol. „Die<br />

kommenden Tage“ ist eine Koproduktion von<br />

Badlands Film und UFA Cinema mit<br />

Dream Team Filmproduction, dem WDR,<br />

ARD Degeto und Arte. Lars Kraumes Zukunfts-Familiendrama<br />

wird von Universal Pictures<br />

im Kino ausgewertet. Einen stimmungsvollen<br />

Setbericht finden Sie in der Dezember-<br />

Ausgabe des Newsletters.<br />

Badlands Büro Köln, Tel. (030)<br />

816160360; mail@badlands-film.de<br />

MMC Independent<br />

Mit gleich zwei aktuellen 3D-Produktionen steht<br />

NRW beim neuen Kino-Trend Hollywood nichts<br />

nach: Neben Wim Wenders’ „Pina“ produzieren<br />

auch H2Omotionpictures und MMC<br />

Independent (Produzenten: Andras Hamori,<br />

Bastie Griese) in modernster 3D-Technologie<br />

das Remake des Horror-Films „The Gate“.<br />

Noch in diesem Jahr wird Alex Winter<br />

beim Fantasy-Kinofilm, der als Family Entertainment<br />

angelegt ist, in den Kölner MMC Studios<br />

Regie führen.<br />

Insgesamt sind 45 Drehtage geplant, davon<br />

40 in NRW. Das Original lief im Jahre 1987 in<br />

den Kinos. Basierend auf dem Originalbuch von<br />

Michael Nankin, hat Autor Kerric Macdonald<br />

das Drehbuch für das 3D-Remake verfasst.<br />

Als Schauspieler sind Stephen Dorff, Chri-<br />

Nicolette Krebitz und Robert Hunger-Bühler in<br />

„Unter dir die Stadt“, Foto: Tom Trambow<br />

Unter dir die Stadt<br />

Vom 26. August bis zum 27. September 2009<br />

wurde in Köln und Düsseldorf der Kinofilm „Unter<br />

dir die Stadt“ mit Nicolette Krebitz,<br />

Robert Hunger-Bühler und Mark Waschke<br />

in den Hauptrollen gedreht. Christoph<br />

Hochhäuslers neues Drama spielt im Banker-<br />

Milieu: Der Frankfurter Bankmanager Roland<br />

Cordes verliebt sich in Svenja, die Frau eines Angestellten.<br />

Eine heimliche Beziehung entwickel<br />

sich, die von Treffen zu Treffen existenziellere Züge<br />

annimmt. Cordes benutzt seine Macht, um<br />

Svenjas Mann durch eine Versetzung aus dem<br />

Spiel zu halten. Als sie davon erfährt, fühlt sie<br />

sich manipuliert und beendet die Affäre.<br />

„Unter dir die Stadt“ wird von Bettina<br />

Brokemper und ihrer Firma Heimatfilm produziert.<br />

Das Beziehungsdrama entsteht in Koproduktion<br />

mit dem WDR (Redaktion: Michael<br />

André) und Arte (Birgit Kämper). Nach<br />

Jetzt sind wir dran<br />

Die Krimi-Komödie „Jetzt sind wir dran“ (AT)<br />

wurde bis Mitte September in Berlin und Dortmund<br />

realisiert. Das Drehbuch zum Film über<br />

drei Freunde, die aus der Not heraus und mit<br />

einem nicht ganz durchdachten Plan zu Freizeit-<br />

Gaunern werden, verfasste und inszenierte Heiko<br />

Schier. Das eingeschworene Trio spielen<br />

Jan-Gregor Kremp, Ingo Naujoks, Rüdiger<br />

Klink und Rebecca Immanuel, in<br />

Undercover Love<br />

Die RTL-Agentenkomödie „Undercover<br />

Love“ wurde von Polyphon im Auftrag von<br />

RTL und ORF bis Ende Oktober in Berlin und<br />

Köln produziert. Bereits am 22. September begannen<br />

in Berlin die Dreharbeiten zu dem 90-<br />

Minüter. In dem Familien-Action-Abenteuer<br />

muss die Hausfrau und Mutter Susanne Müller<br />

(Anja Kling) nach 15 Ehejahren herausfinden,<br />

dass ihr Mann Johannes Müller (Henning<br />

Baum) als Agent fürs SKD, Sonderkommando<br />

Deutschland, arbeitet und ihn aus den Fängen<br />

einer egomanischen Doppelagentin (Martina<br />

Hill) befreien, die mit einer verschollenen Ge-<br />

newsletter 6/2009 – Dreharbeiten<br />

sta Denton und Louis Tripp eingeplant. Als<br />

weiteres großes, prominentes Projekt wird die<br />

Kölner MMC Independent (Produzent:<br />

Bruno Pesery) noch diesen Winter die<br />

deutsch-französische Koproduktion „Foreign<br />

Affairs” des französische Regisseurs Jean-<br />

Paul Rappeneau („Cyrano de Bergerac“) in<br />

den Kölner MMC Studios realisieren. Erneut<br />

nimmt Gérard Depardieu eine gewichtige<br />

Rolle bei Rappeneau ein. Neben ihm spielen die<br />

französischen Leinwandgrößen Louise Bourgoin<br />

und Catherine Frot. In NRW werden<br />

31 der geplanten 104 Drehtage realisiert. Für<br />

die Bilder zeichnet Kameramann Thierry Arbogast<br />

verantwortlich.<br />

MMC, Tel. (02233) 5103;<br />

film@mmc.de<br />

„Falscher Bekenner” produziert Heimatfilm damit<br />

einen weiteren Kinofilm von Hochhäusler.<br />

Piffl wird den Film ins Kino bringen.<br />

Heimatfilm, Tel. (0221) 977799-0;<br />

office@heimatfilm.biz<br />

den Rollen ihrer Ehefrauen sind Rebecca Immanuel,<br />

Dagmar Sachse und Nadja Petri<br />

zu sehen.teamWorx verfilmte „Jetzt sind<br />

wir dran“ im Auftrag von Sat.1. Produzent ist<br />

Christian Rohde, Producerin ist Jean-Young<br />

Kwak. Die Redaktion beim Sender haben Joachim<br />

Kosack und Thomas Biehl. Ein Sendetermin<br />

steht noch nicht fest.<br />

teamWorx,<br />

Tel. (0221) 8006940;<br />

info@teamWorx.de<br />

heimwaffe die Weltherrschaft an sich reißen will.<br />

Bevor das Ehepaar allerdings die Welt retten<br />

kann, muss erst mal die Beziehung saniert werden.<br />

Regie führt Franziska Meyer Price, das<br />

Buch schrieb Bora Dagtekin, aus dessen Feder<br />

u.a. die Erfolgsserien „Türkisch für Anfänger“<br />

und die ebenfalls mehrfach prämierte RTL-<br />

Serie „Doctor’s Diary“ stammen. Produzentin ist<br />

Steffi Ackermann, für die Bildgestaltung<br />

zeichnet Mathias Neumann verantwortlich.<br />

Die Ausstrahlung ist für 2010 bei RTL geplant.<br />

Polyphon Berlin,<br />

Tel. (030) 67045200;<br />

info.berlin@polyphon.de


Merrit Cremer<br />

Anfang Oktober begannen in Köln die Dreharbeiten<br />

zu dem turbulenten Familiendrama<br />

„Merrit Cremer“ (AT). Im Mittelpunkt steht<br />

Sonsee Neu in der Rolle der Merrit Cremer,<br />

die plötzlich ihr Leben neu ordnen muss. In weiteren<br />

Rollen sind Jutta Speidel, Mathias<br />

Herrmann, Reiner Schöne, Kai Scheve<br />

und Sandra Borgmann zu sehen. Gedreht<br />

Hindenburg<br />

Selbst die Hindenburg passt in die Hallen der Kölner<br />

MMC-Studios! Mit Hilfe erfahrener CGI-<br />

Spezialisten realisiert teamWorx in Koproduktion<br />

mit RTL und EOS Entertainment seit<br />

dem 21. September in Köln die Eventproduktion<br />

„Hindenburg“. Der spektakuläre Zweiteiler<br />

über das Hindenburg-Unglück vom 6. Mai<br />

1937, bei dem sich der Stolz der deutschen Luftschifffahrt<br />

in ein flammendes Inferno verwandelte,<br />

wird mit einem Rekord-Budget von über<br />

zehn Millionen Euro produziert.<br />

Der internationale Cast setzt sich aus Maximilian<br />

Simonischek, Lauren Lee<br />

Smith, Heiner Lauterbach, Greta Scacchi,<br />

Stacy Keach, Ulrich Noethen, Christiane<br />

Paul, Hannes Jaenicke und Ro-<br />

Vom Glück nur<br />

ein Schatten<br />

Anfang September fiel die erste Klappe zu dem<br />

großen historischen Zweiteiler „Vom Glück nur<br />

ein Schatten“. In der Hauptrolle spielt Maria<br />

Furtwängler eine Frau und Mutter in der Stunde<br />

Null: Vom Zweiten Weltkrieg um die Liebe ihres<br />

Lebens gebracht ist sie es, die mit Einfallsreichtum,<br />

unerschütterlichem Einsatz und vielen Entbehrungen<br />

ihre Familie durchbringt. Die ebenso<br />

emotionale wie moderne Lebens- und Liebesgeschichte<br />

inszeniert Miguel Alexandre nach<br />

einem Buch von Thomas Kirchner. In weiteren<br />

Rollen sind Pasquale Aleardi, Dorka<br />

Gryllus, Rosel Zech, Günther Maria Halmer,<br />

Nicole Marischka und Heikko<br />

„Merrit Cremer“: Max von der Groeben, Lara Rogge, Sonsee Neu,<br />

Jutta Speidel und Reiner Schoene (v.l.), Foto: Guido Engels/Cologne Film<br />

wurde bis zum 26. Oktober in Köln, Bonn und<br />

der Eifel. „Merrit Cremer“ ist eine Produktion der<br />

Cologne Film (Produzenten: Micha Terjung,<br />

Sabine de Mardt) im Auftrag der ARD<br />

Degeto für Das Erste. Donald Kraemer<br />

führt die Regie nach einem Drehbuch von Brigitte<br />

Blobel. Die Redaktion liegt bei Katja<br />

Kirchen.<br />

Cologne Film, Tel. (0221) 934708-0;<br />

info@colognefilm.de<br />

bert Seeliger zusammen. Hinzu kommen Justus<br />

von Dohnányi, Pierre Besson, Hinnerk<br />

Schoenemann, Wotan Wilke Möhring,<br />

Antoine Monot Jr. und Andreas<br />

Pietschmann. Die Dreharbeiten von Regisseur<br />

Philipp Kadelbach in Köln sowie Nürnberg<br />

und Umgebung dauern noch bis Mitte Dezember.<br />

Die englische Drehfassung erstellte Philipp<br />

LaZebnik. „Hindenburg“ (AT) ist eine team-<br />

Worx-Produktion in Koproduktion mit RTL und<br />

EOS Entertainment (Jan Mojto). Die Redaktion<br />

liegt bei Sascha Mürl (RTL). Sascha<br />

Schwingel, Jürgen Schuster und Katrin<br />

Goetter produzieren das TV-Event. Der Sendetermin<br />

ist für Frühjahr 2011 geplant.<br />

teamWorx, Tel. (0221) 8006940;<br />

info@teamWorx.de<br />

Deutschmann zu sehen. Die Dreharbeiten finden<br />

bis Mitte Dezember 2009 in Polen, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Niedersachsen, Berlin-<br />

Brandenburg, Bayern und schließlich an 18 von<br />

65 Drehtagen in Duisburg und Umgebung statt.<br />

Vorlage für den Zweiteiler sind die gleichnamigen<br />

Erinnerungen von Uwe-Karsten<br />

Heye, dem ehemaligen Sprecher der Bundesregierung.<br />

„Vom Glück nur ein Schatten“ ist eine<br />

Produktion der teamWorx Television &<br />

Film GmbH in Koproduktion mit dem ZDF.<br />

Produzenten sind Nico Hofmann, Dr. Jürgen<br />

Schuster und Benjamin Benedict, die<br />

Redaktion im ZDF liegt bei Heike Hempel und<br />

Alexander Bickel.<br />

teamWorx, Tel. (0221) 8006940;<br />

info@teamWorx.de<br />

Dreharbeiten – newsletter 6/2009<br />

ANZEIGE<br />

Colonia Media<br />

Die 50 naht: Gerade wurde der 47. Tatort aus<br />

Köln abgedreht. In „Schmale Schultern“<br />

müssen Klaus J. Behrendt und Dietmar<br />

Bär den Mord an einer Frau aufklären, die von<br />

ihrem Balkon gestoßen wurde. Das Drehbuch<br />

zu „Schmale Schultern“ stammt von Jürgen<br />

Werner nach einer Vorlage von Stephan<br />

Wuschansky und Ulrich Brandt, Regie<br />

führt Christoph Schnee.<br />

In weiteren Rollen zu sehen sind Sema<br />

Meray und Mateo Wansing Lorrio. Außerdem<br />

wie immer mit dabei sind Tessa Mittelstaedt<br />

als Assistentin von Ballauf und<br />

Schenk, Joe Bausch als Rechtsmediziner Dr.<br />

Roth und Karoline Schuch, die Schenks Tochter<br />

Melanie spielt.<br />

Die letzten<br />

30 Jahre<br />

Anfang der 70er Jahre verliebt sich die junge Jura-Studentin<br />

Resa in den radikalen Linken Oskar.<br />

Doch privates Glück ist in dessen Kampf gegen<br />

das System nicht vorgesehen. Wie Resa<br />

nicht nur diese Erkenntnis in eine eigene „gemischte<br />

Systematik“ umsetzt, erzählt Drehbuchautorin<br />

Ruth Toma in einem einfühlsamen Bogen<br />

über mehrere Jahrzehnte als Beziehungsgeschichte.<br />

Im Mittelpunkt steht die Liebe von<br />

Resa und Oskar vor dem Hintergrund der linken<br />

Studentenbewegung bis in die Jetztzeit – humorvoll<br />

verknüpft mit dem gesellschaftspolitischen<br />

Wandel in der jüngeren deutschen Geschichte.<br />

Produziert wird der „Tatort – Schmale Schultern“<br />

von Colonia Media (Produzentin: Sonja<br />

Goslicki) im Auftrag des WDR (Redaktion:<br />

Katja De Bock, Frank Tönsmann). Der<br />

Sendetermin ist für 2010 vorgesehen.<br />

Am 27. Oktober starteten die Dreharbeiten<br />

für den nächsten Tatort mit dem Titel „Nur ihr<br />

Bestes“ (AT). Die Regie führt Thomas Jauch,<br />

das Buch schrieb Lars Böhme nach einer Idee<br />

von Hans Werner. Diesmal müssen Ballauf<br />

und Schenk den grausamen Tod eines neunjährigen<br />

Jungen aufklären, der erfroren in einem<br />

Kühlcontainer gefunden wurde. In dieser Folge<br />

agieren neben dem Hauptcast u.a. Karoline<br />

Schuch und Thomas Sarbacher. Ein<br />

Ausstrahlungstermin steht noch nicht fest.<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />

coloniamedia@coloniamedia.de<br />

Grimme-Preisträger Michael Gutmann<br />

drehte bis zum 3. Oktober in Köln und Aachen.<br />

Unter seiner Regie spielt Rosalie Thomass<br />

die junge Studentin Resa; als engagierte Anwältin<br />

wird sie 30 Jahre später von Barbara Auer<br />

dargestellt.<br />

Die Rolle des Oskar teilen sich David Rott<br />

und August Zirner. „Die letzten 30 Jahre“ ist<br />

eine Koproduktion der Odeon Pictures mit<br />

dem WDR und Arte. Produzentin ist Rima<br />

Schmidt. Die redaktionelle Verantwortung liegt<br />

bei Lucia Keuter (WDR) und Barbara Häbe<br />

(Arte). Gedreht wurde in Köln, Aachen und<br />

München. Voraussichtlicher Sendetermin ist<br />

2010 im Ersten.<br />

Odeon Pictures, Tel. (0221) 32022901;<br />

info@odeonpictures.de<br />

25


Christian Ulmen und Kasia<br />

Maciag in „Hochzeitspolka“.<br />

Foto: Pandora / Martin Valentin Menke<br />

Hochzeitspolka<br />

Polka lässt sich in <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> ebenso gut tanzen<br />

wie in Polen. So drehte Pandora<br />

Film die Kino-Komödie<br />

„Hochzeitspolka“ an 17<br />

von 29 Drehtagen bis zum 21. Oktober in<br />

Köln und Umgebung, zehn weitere finden in<br />

Polen statt, bevor Regisseur Lars Jessen<br />

dann am 6. November die Dreharbeiten abschließt.<br />

Christian Ulmen, Kasia Maciag,<br />

Fabian Hinrichs, Waldemar Kobus<br />

und Jens Münchow spielen die Hauptrollen<br />

in der Geschichte über Frieder Schulz, der<br />

in die tiefste polnische Provinz gegangen ist,<br />

um dort die Dependance einer deutschen<br />

Windräder-Fabrik zu führen. Sein naiver Glau-<br />

Pina<br />

Da das flüchtige Erlebnis des Tanzes nur durch<br />

den Film festgehalten werden kann, ist der<br />

Tod von Pina Bausch einerseits tragisch. Die<br />

weit fortgeschrittenen Vorbereitungen eines<br />

richtungweisenden Tanzfilms von Wim<br />

Wenders in 3D sind hingegen ein Glücksfall.<br />

Dazu wurde von Mitte Oktober bis Anfang<br />

November in Pina Pauschs Tanztheater<br />

in Wuppertal gedreht. Das Team der deutschfranzösischen<br />

Koproduktion der Neue Road<br />

Movies Berlin mit Eurowide Film<br />

Martha geht tanzen<br />

26<br />

Impressum<br />

Herausgeberin:<br />

Tanja Güß<br />

Chefredakteur:<br />

Rüdiger Bertram<br />

CvD:<br />

Stefanie Hadding<br />

Redaktion:<br />

Oliver Baumgarten,<br />

Katharina Blum,<br />

Peter Hanemann (A.R.T.)<br />

Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />

Christian Seebaum<br />

Mitarbeiter<br />

dieser Ausgabe:<br />

Uwe Mies, Michael Dlugosch,<br />

Tatjana Kimmel, Frank Olbert,<br />

Anna Koskoda, Günter Jekubzik,<br />

Heike Meyer-Döring<br />

(MEDIA)<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Lena Kraan<br />

ben, dort eine neue Heimat gefunden zu haben,<br />

wird ausgerechnet am Tag seiner Hochzeit<br />

mit der Polin Gosia auf die Probe gestellt.<br />

Das Drehbuch entwickelten Ingo Haeb,<br />

Lars Jessen und Przemyslaw Nowakowski.<br />

Der NDR (Redaktion: Jeannette<br />

Würl) ist als Sender dabei, X Verleih bringt<br />

den Film ins Kino.<br />

Pandora Film,<br />

Tel. (0221) 973320;<br />

info@pandorafilm.com<br />

Production fängt dabei mit dem Wuppertaler<br />

Tanztheater unter anderem in Ausschnitten<br />

aus Bauschs berühmten Stücken<br />

„Café Müller“, „Das Frühlingsopfer“<br />

und „Vollmond“ den kreativen Geist der<br />

weltberühmten Choreographin ein. „Pina“<br />

wird an 21 Drehtagen komplett in NRW in<br />

Szene gesetzt. Bei der deutsch-französischen<br />

Koproduktion sind ZDF, 3sat und Arte weitere<br />

Partner.<br />

Neue Road Movies,<br />

Tel. (030) 49807403;<br />

office@neueroadmovies.com<br />

Karola Hattop dreht im November in Köln und Umgebung die Romantische Komödie „Martha<br />

geht tanzen“ nach einem Drehbuch von Regine Bielefeldt. Der Fernsehfilm für ARD<br />

Degeto (Redaktion: Astrid Ruppert) wird von Mark Horyna (Zeitsprung Entertainment)<br />

produziert. Hinter der Kamera steht Sebastian Richter, das Casting besorgt Outcast.“Martha<br />

geht tanzen“ erzählt die Geschichte von Linda und Frank, die gemeinsam ein<br />

Restaurant der gehobenen Gastronomie betreiben. Frank hat sich ganz darauf versteift, einen<br />

zweiten Stern für sein Restaurant zu bekommen, ein Ziel, dem langsam aber sicher Romantik<br />

und Gefühl in seiner Ehe zum Opfer fallen.<br />

Zeitsprung Entertainment GmbH,Tel. (0221) 9498020; info@zeitsprung.de<br />

Gestaltung/Layout:<br />

inrhein, düsseldorf,<br />

alfred friese<br />

Titel:<br />

„Die Päpstin“;<br />

Foto: Constantin<br />

Redaktionsschluss:<br />

16. Oktober 2009<br />

Anzeigenbetreuung:<br />

Lena Kraan,<br />

Tel. (0211) 9305024<br />

Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

27. November 2009<br />

Der newsletter ist kostenlos<br />

und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW wahlweise als Print-Version<br />

oder als <strong>PDF</strong> abonniert<br />

werden. Sobald das <strong>PDF</strong> zum<br />

Download zur Verfügung<br />

steht, werden Sie per Mail informiert.<br />

Die Berücksichtigung von<br />

Terminen richtet sich<br />

nach dem Erscheinen des<br />

Newsletters im Internet.<br />

Das kann leider dazu führen,<br />

dass Termine bereits überholt<br />

sind, wenn die Druckausgabe<br />

des Newsletter ausgeliefert<br />

wird, bietet aber die größtmögliche<br />

Aktualität für die<br />

Download-Nutzer. Wir bitten<br />

dafür um Verständnis.<br />

Danke an alle Produzenten,<br />

Sender & Verleiher für<br />

ihre Unterstützung und<br />

die Bilder zu ihren Filmen.<br />

Tel.: (0211) 93 05 00<br />

Fax: (0211) 93 05 085<br />

Kaistraße 14<br />

40221 Düsseldorf<br />

newsletter@filmstiftung.de<br />

Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Mit besten Empfe<br />

Die Päpstin<br />

Kinostart: 22. Oktober<br />

Verleih: Constantin Film Verleih<br />

Der Weg zu Wissen und Selbständigkeit ist<br />

für eine Frau im frühen Mittealter voller<br />

Schläge – im wörtlichen Sinne. Der jungen Johanna<br />

bleibt denn auch nur die Flucht aus dem<br />

Elternhaus. Sie folgt ihrem Gewissen und dem<br />

Glauben an Gott und verliebt sich in Graf Gerold.<br />

Als der in den Krieg zieht, tritt Johanna als<br />

Mann verkleidet in den Benediktinerorden ein,<br />

erwirbt großes Ansehen als Gelehrter und Arzt<br />

und gelangt bis nach Rom – in die höchsten<br />

Kreise der katholischen Kirche. Die Liebe zu Gerold<br />

aber ist auch dann noch nicht erloschen,<br />

als sie ins Papstamt gewählt wird.<br />

Ein lang gehegtes Filmprojekt ist endlich<br />

Wirklichkeit geworden. In europäischer Kopro-<br />

Schwarz auf Weiß<br />

Kinostart: 22. Oktober<br />

Verleih: X Verleih<br />

Lange lief der neue Kinofilm von Günter Wallraff<br />

unter Top Secret, um seine Reise mit versteckter<br />

Kamera quer durch Deutschland nicht<br />

zu gefährden. Seit dem 22. Oktober kann das<br />

Ergebnis jeder im Kino sehen. Wieder hat der<br />

Kölner Journalist und Autor eine verdeckte Iden-<br />

The Dust of Time<br />

Kinostart: 29. Oktober<br />

Verleih: NFP<br />

A<br />

. (Willem Dafoe), ein US-Regisseur griechischer<br />

Herkunft, beschließt, einen Film über<br />

das Leben seiner Eltern Spyros (Michel Piccoli)<br />

und Eleni (Irène Jacob) zu drehen. In Rückblenden<br />

wird erzählt, wie das junge Liebespaar<br />

durch den Zweiten Weltkrieg voneinander getrennt<br />

wird. Der Mann emigriert in die USA, die<br />

Frau gerät in ein stalinistisches Arbeitslager in<br />

Sibirien. In den siebziger Jahren gelingt es Eleni<br />

mit dem deutschen Juden Jacob (Bruno Ganz)<br />

ebenfalls nach Amerika auszuwandern. Spyros<br />

hat inzwischen geheiratet. Als er Eleni wieder<br />

sieht, lässt er sich scheiden und kehrt zu ihr zurück.<br />

Nach dem Mauerfall treffen sich alle in<br />

Berlin wieder: A., seine Eltern und Jacob.<br />

newsletter 6/2009 – Dreharbeiten / Kinovorschau<br />

duktion entstand „Die Päpstin“ nach Donna<br />

Woolcroft Cross’ gleichnamigem Bestseller aus<br />

dem Jahre 1996 unter der Regie von Sönke<br />

Wortmann als kraftvolles, melodramatisches Historiengemälde<br />

mit einer außerordentlichen<br />

Schauspielerin in der Titelrolle: Johanna Wokalek.<br />

Der mit über 70 Sprechrollen besetzte, opulent<br />

ausgestattete Film entstand auf eigens hergerichteten<br />

Baubühnen im marokkanischen<br />

Quarzazate, während die Burgszenen in Sachsen-Anhalt<br />

gedreht wurden. Die Szenen um Johannas<br />

Kindheit und Jugend entstanden im<br />

Schmidtheimer Forst in der Eifel.<br />

Deutschland/Italien/Spanien 2009<br />

Regie: Sönke Wortmann; Drehbuch: Heinrich Hadding,<br />

Sönke Wortmann; Darsteller: Johanna Wokalek,<br />

David Wenham, John Goodman, Iain Glen, Edward<br />

Petherbridge, Anatole Taubmann, Jördis Triebel,<br />

Alexander Held; Produktion: Constantin Film<br />

Produktion in Koproduktion mit Medusa Film, Ikiru<br />

Films, UFA Filmproduktion und NDR / MDR / SWR /<br />

WDR / DEGETO; www.paepstin.film.de<br />

tität angenommen, um unerkannt und undercover<br />

filmen zu können und zeigt so ein ungeschminktes<br />

Bild von Deutschland 2009. Seinen<br />

Film „Ganz unten“, bei dem er in die Rolle eines<br />

türkischen Arbeiters geschlüpft war, sahen<br />

1986 über 230.000 Besucher. Das Buch verkaufte<br />

sich über 1,6 Millionen Mal.<br />

Deutschland 2009<br />

Regie: Pagonis Pagonakis, Susanne Jäger; Produzent:<br />

Gerhard Schmidt; Produktion: Captator Film<br />

Produktion in Koproduktion mit WDR und in Zusammenarbeit<br />

mit Arte;<br />

www.schwarzaufweiss.x-verleih.de<br />

Der griechische Regisseur Theo Angelopoulos<br />

erläutert, warum er die Odyssee einer Frau<br />

über drei Kontinente und sieben Länder erzählt:<br />

„Ein zentrales Thema ist das Überschreiten von<br />

Grenzen, auch in den Köpfen der Personen.“<br />

„The Dust of Time“, der auch in Köln, Bonn,<br />

Wuppertal, Euskirchen und Wesseling gedreht<br />

wurde, wurde bei der Berlinale 2009 uraufgeführt.<br />

Der Film ist der zweite Teil einer Trilogie,<br />

die Angelopoulos 2004 mit „Trilogy 1: The Weeping<br />

Meadow“ („Die Erde weint“) begonnen<br />

hatte.<br />

Griechenland/Italien/Deutschland/Frankreich/Russland<br />

2008<br />

Regie: Theodoros Angelopoulos; Drehbuch: Theodoros<br />

Angelopoulos, Tonino Guerra, Petros Markaris;<br />

Darsteller: Willem Dafoe, Bruno Ganz, Michel<br />

Piccoli, Irène Jacob, Christiane Paul, Alexandra<br />

Maria Lara; Produktion: Theo Angelopoulos Film<br />

Productions, GREEK FILM, ERT S.A, NOVA,<br />

STUDIO217ARS, CLASSIC SRL, FI.LA.SS.p.a,<br />

MIBAC, LICHTMEER FILM, ARD Degeto.<br />

www.nfp.de


hlungen<br />

Der Besucher<br />

Kinostart: 5. November<br />

Verleih: Farbfilm Verleih<br />

Auf einem kleinen Bauernhof inmitten der<br />

finnischen Wälder wächst ein zehnjähriger<br />

Junge (Vitali Bobrov) auf. Seine Mutter (Emilia<br />

Ikäheimo) spricht nicht viel mit ihm. Dabei kann<br />

er sie hören: Der Junge ist stumm, aber nicht<br />

taub. Der Vater befindet sich im Gefängnis. Eines<br />

Tages taucht ein Fremder (Pavel Liska) auf<br />

dem Hof auf. Er hat eine Schusswunde in der<br />

Hüfte und trägt eine Notiz des Vaters bei sich.<br />

Durch die Ankunft des Mannes verändert sich<br />

für den Jungen alles.<br />

Bevor im Film das erste Wort gesagt wird,<br />

vergeht eine Viertelstunde. Diese Kargheit der<br />

Dialoge, die an die Werke des finnischen Regisseurs<br />

Aki Kaurismäki erinnert, prägt den ganzen<br />

Film. So wie sein Vorbild lässt auch Jukka-<br />

Ganz nah bei Dir<br />

Kinostart: 12. November<br />

Verleih: Timebandits<br />

Der junge Phillip (Bastian Trost) lebt zurückgezogen.<br />

Sein Wohngenosse ist eine<br />

Schildkröte. Der Panzer des Tieres ist für ihn Vorbild:<br />

Phillip kapselt sich von der Welt total ab.<br />

Seine Philosophie lautet: Die Menschen sind<br />

Pekka Valkeapää in seinem Langfilmdebüt konsequent<br />

die Bilder sprechen. Seine Absicht war,<br />

den Film aus der Sicht des Jungen zu drehen.<br />

So werden die Beobachtungen und der Einfallsreichtum<br />

des Zehnjährigen zum Hauptmotiv des<br />

Films. Der Regisseur wollte „einen Film über die<br />

Welt eines Kindes machen, bei der die Realität<br />

des Umfelds und die Fantasie des Kindes gleichermaßen<br />

präsent sind. Eine Welt, die mysteriös<br />

und neu ist“.<br />

Finnland / Estland / Deutschland / Großbritannien<br />

2008<br />

Regie: Jukka-Pekka Valkeapää; Drehbuch: Jan Forsström,<br />

Jukka-Pekka Valkeapää; Darsteller: Vitali<br />

Bobrov, Emilia Ikäheimo, Pavel Liska, Jorma Tommila,<br />

Heini Jaanus; Produzenten: Alain de la Mata,<br />

Aleksi Bardy; Produktion: Helsinki Filmi in Ko-Produktion<br />

mit Propellerfilm, Bluelight, Exit Film<br />

www.farbfilm-verleih.de<br />

nicht ganz dicht. Am Tage kontrolliert Phillip im<br />

Keller einer Bank Geldscheine auf ihre Echtheit,<br />

die Abende verbringt er an der Bar einer Kleinkunstbühne.<br />

Dort stolpert die blinde Cellistin Lina<br />

(Katharina Schüttler) in sein Leben. Die beiden<br />

Eigenbrötler verlieben sich. Was folgt,<br />

bringt Phillip gehörig durcheinander.<br />

„Ganz nah bei Dir“ ist der zweite Spielfilm<br />

von Almut Getto nach ihrem Debüt 2002 mit<br />

„Fickende Fische“. Mit beiden Filmen war Getto<br />

im Wettbewerb des Filmfestivals<br />

Max Ophüls Preis in<br />

Saarbrücken vertreten. „Fickende<br />

Fische“ erhielt 2002 den<br />

Preis des Saarländischen Ministerpräsidenten,<br />

2009 gewann<br />

„Ganz nah bei Dir“ dort den<br />

Publikumspreis.<br />

Deutschland 2009<br />

Regie: Almut Getto; Drehbuch:<br />

Speedy Deftereos, Hendrik Hölzemann,<br />

Almut Getto; Darsteller:<br />

Katharina Schüttler, Bastian<br />

Trost, Andreas Patton, Traute<br />

Hoess, Heiko Pinkowski, Jürgen<br />

Rissmann; Produktion: Riva<br />

Filmproduktion GmbH in Koproduktion<br />

mit dem NDR; www.<br />

timebandits-films.de<br />

Kinovorschau – newsletter 6/2009<br />

ANZEIGE<br />

This is Love<br />

Kinostart: 19. November<br />

Verleih: Kinowelt<br />

Kommissarin Maggie verbringt ein einsames<br />

Leben, seit vor 16 Jahren ihr Mann spurlos<br />

verschwand. Dann soll sie einen Mann verhören,<br />

der aufgegriffen wurde. Chris, ein eher verschlossener<br />

Typ, erzählt von einem neunjährigen<br />

Mädchen, das er aus einem Bordell in Saigon<br />

befreite und nach<br />

Deutschland brachte.<br />

Doch jetzt ist das Kind<br />

verschwunden, und<br />

Maggie ahnt, dass<br />

Chris noch längst nicht<br />

alles gesagt hat, was er<br />

weiß.<br />

Ein Kriminalfilm mit<br />

gesellschaftlichem und<br />

psychologischem Tiefgang<br />

ist die neue Regiearbeit<br />

Matthias Glasners,<br />

an dem wie schon<br />

beim Vorgänger „Der<br />

freie Wille“ Jürgen Vogel<br />

als Produzent und<br />

Die Anwälte –<br />

Eine deutsche<br />

Geschichte<br />

Kinostart: 19. November<br />

Verleih: Real Fiction<br />

Auf einem berühmten Foto aus den 70er Jahren<br />

sind drei Freunde, alle bekannte Anwälte,<br />

zu sehen: in der Mitte Horst Mahler, daneben<br />

Hans-Christian Ströbele und Otto Schily.<br />

Mahler sitzt während einer Gerichtsverhandlung<br />

gegen die linksextreme RAF auf der Anklagebank,<br />

Ströbele und Schily sind seine Verteidiger.<br />

Heutzutage lassen sich die drei Herren nicht mehr<br />

gemeinsam fotografieren. Ströbele und Schily<br />

machten Karriere in der Politik, bei den Grünen<br />

und der SPD. Beide halten Abstand zum Dritten<br />

im einstigen Bunde, denn Horst Mahler wechselte<br />

in die rechtsextreme Szene. Regisseurin Birgit<br />

Schulz hat Schily, Ströbele und Mahler mehrere<br />

Tage lang interviewt. Zusammen mit Archivmaterial<br />

entstand so ein eindrucksvolles Porträt<br />

der Bundesrepublik über einen Zeitabschnitt von<br />

fast vierzig Jahren, von den Stammheim-Prozessen<br />

bis in die Gegenwart.<br />

Darsteller beteiligt ist. Vor den Kulissen Saigons,<br />

Berlins und diversen Schauplätzen in NRW zeigen<br />

Corinna Harfouch und Jens Albinus ein fesselndes<br />

Duell in den Abgründen der menschlichen<br />

Seele.<br />

Deutschland 2009<br />

Regie und Drehbuch: Matthias Glasner; Darsteller:<br />

Corinna Harfouch, Jens Albinus, Lisa Nguyen,<br />

Jürgen Vogel, Devid Striesow, Ernst Stötzner, Tatja<br />

Seibt, Valerie Koch; Produktion: Badlands Film<br />

Produktion in Koproduktion mit Cine Plus Filmproduktion<br />

und Schwarzweiss Filmproduktion unter<br />

Senderbeteiligung von WDR und Arte;<br />

www.thisislove.kinowelt.de<br />

Deutschland 2009<br />

Regie & Drehbuch: Birgit Schulz; Mitwirkende:<br />

Otto Schily, Hans-Christian Ströbele, Horst Mahler ;<br />

Produktion: Bildersturm Filmproduktion GmbH<br />

Produzentin: Sabine De Mardt<br />

www.die-anwaelte.realfictionfilme.de<br />

27


Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW Mit besten Empfehlungen<br />

Tannöd<br />

Kinostart: 19. November<br />

Verleih: Constantin Film Verleih<br />

Zwei Jahre ist es her, dass es auf dem abgelegenen<br />

Mordhof zur Bluttat kam. Hier lebte<br />

der Geizhals Danner mit seiner frömmelnden<br />

Frau. Man sagte dem Alten nichts Gutes nach,<br />

sogar seine Tochter soll er geschändet und ihr<br />

die Kinder gemacht haben. Und dann waren<br />

sie eines Tages alle tot, niedergemacht mit einer<br />

Spitzhacke. Die junge Frau mit Namen Kathrin,<br />

die nun im Dorf auftaucht und sich für<br />

den Fall zu interessieren scheint, stößt auf eine<br />

Mauer des Schweigens und der Lügen. Beharrlich<br />

forscht sie weiter und muss erkennen,<br />

dass sie mehr in die Geschichte verwickelt ist,<br />

als ihr lieb sein kann.<br />

Helen<br />

Kinostart: 26. November<br />

Verleih: Warner Bros.<br />

In Deutschland leiden geschätzte fünf Prozent<br />

der Bevölkerung, etwa vier Millionen Menschen,<br />

an einer Depression. Es ist eine Krankheit,<br />

für die die Mitmenschen kaum Verständnis<br />

aufbringen, genauso wenig wie die Erkrankten<br />

selbst – aus Mangel an Erfahrung mit dem<br />

Leiden, das, wenn es erkannt wird, gute Heilungschancen<br />

aufweist. Jeden Menschen kann<br />

es treffen, so wie die Titelfigur in „Helen“, dem<br />

neuen Film von Sandra Nettelbeck: Helen<br />

(Ashley Judd) ist eine erfolgreiche Musik-Professorin.<br />

Mit Mann und Tochter führt sie ein<br />

glückliches Leben. Aber langsam schleicht sich<br />

die Krankheit ein, zunächst in Schüben, dann<br />

als manifeste Bedrohung. Als Helen einen<br />

Selbstmordversuch unternimmt, begreift die Fa-<br />

Unheilvolles Klima in düsterem Tann – der<br />

deutsche Heimatfilm emanzipiert sich auch mit<br />

den Mitteln des Thrillers in dieser stilsicheren Adaption<br />

des gleichnamigen Romans von Andrea<br />

Maria Schenkel, der 2007 mit dem Deutschen<br />

Krimipreis ausgezeichnet wurde. Bettina Oberli<br />

(„Im Nordwind“) konzipierte „Tannöd“ als psychologisches<br />

Drama mit kriminalistischem Einschlag,<br />

das die Handlung um weitere Figuren<br />

und Handlungsebenen ergänzt. Die Dreharbeiten<br />

fanden 2008 in der Eifel und im Sauerland<br />

statt.<br />

Deutschland 2009<br />

Regie: Bettina Oberli; Drehbuch: Petra Lüschow,<br />

Bettina Oberli (Mitarbeit); Darsteller: Julia Jentsch,<br />

Monica Bleibtreu, Volker Bruch, Brigitte Hobmeier,<br />

Vitus Zeplichal, Filip Peeters, Gundi Ellert, Lisa<br />

Kreuzer; Produktion: Wüste Film West GmbH in<br />

Koproduktion mit Constantin Film und Hugofilm<br />

Productions GmbH sowie SF Schweizer Fernsehen /<br />

SRG SSR Idée Suisse; www.tannoed.film.de<br />

milie den Ernst der Lage. Helens Ehe droht zu<br />

scheitern.<br />

„Helen“ ist der erste englischsprachige Film<br />

von Sandra Nettelbeck, die mit „Bella Martha“<br />

2001 einen großen Leinwanderfolg gedreht hat.<br />

„Helen“ greift auf einen authentischen Fall zurück:<br />

Die Regisseurin verlor 1995 eine Freundin,<br />

die sich wegen Depressionen das Leben nahm.<br />

„Wie kann die Krankheit es schaffen, selbst die<br />

stärksten Bindungen in unserem Leben zu zerstören“,<br />

fragt Sandra Nettelbeck, „die Liebe zu<br />

einem Mann oder einer Frau, zu Mutter und Vater,<br />

selbst zu deinem eigenen Kind?“ Seine Weltpremiere<br />

feierte „Helen“ beim Sundance Filmfestival<br />

2009.<br />

USA / Großbritannien / Deutschland / Kanada 2009<br />

Regie & Drehbuch: Sandra Nettelbeck; Darsteller:<br />

Ashley Judd, Goran Visnjic, Lauren Lee Smith, Alexia<br />

fast, Alberta Watson, David Hewlett; Produzenten:<br />

Judy Tossell, Christine Haebler; Produktion:<br />

Egoli Tossell Film und Insight Film Studios in Zusammenarbeit<br />

mit Aramid Entertainment<br />

www.warnerbros.de/helen/<br />

Das Vaterspiel<br />

Kinostart: 26. November<br />

Verleih: Alamode Film<br />

Für Mimi würde Ratz fast alles auf sich nehmen.<br />

Als sie ihn nach Jahren anruft und für<br />

den nächsten Tag nach New York beordert,<br />

macht er sich sofort auf den Weg und landet<br />

im Keller eines Vorstadthauses, wo ein alter<br />

Mann mit Nazi-Vergangenheit haust. Worum<br />

geht es Mimi wirklich? Ratz hat viel zu klären,<br />

auch im eigenen Leben, denn den verhassten<br />

Vater mordet er tausendfach in einem selbst<br />

entwickelten Computerspiel, und die Schwe-<br />

LowLights<br />

Kinostart: 26. November<br />

Verleih: 3L Filmverleih<br />

Ein Abenteurer, Frauenheld, ein Mann, der es<br />

geschafft hat. So erscheint Linas seinem<br />

Schulkameraden Tadas, als die beiden sich nach<br />

Jahren zufällig über den Weg laufen. Linas will<br />

einen aufregenden gemeinsamen Abend organisieren,<br />

dabei treffen sie auf eine schöne Frau,<br />

die sich Vita nennt, in der Tadas aber seine Ehefrau<br />

erkennt. Es beginnt ein Trip durch die<br />

nächtliche Stadt, bei dem die Emotionen an In-<br />

ster liebt er mehr, als erlaubt. Mit der packenden<br />

Adaption des Romans von Josef Haslinger<br />

(„Opernball“) legt der österreichische Filmautor<br />

Michael Glawogger seinen ersten Film nach<br />

Fremdvorlage vor. Drehorte in New York und<br />

Wien sowie Innenaufnahmen in Köln und Bonn<br />

verflechten sich zu einem atmosphärischen Psychodrama,<br />

das 2009 mit dem Großen Preis der<br />

Diagonale ausgezeichnet wurde.<br />

Deutschland/Österreich/Frankreich 2008<br />

Regie, Drehbuch: Michael Glawogger; Darsteller:<br />

Helmut Köpping, Sabine Timoteo, Ulrich Tukur,<br />

Christian Tramitz, Itzhak Finzi, Michou Friesz, Franziska<br />

Weisz; Produktion: Tatfilm in Koproduktion<br />

mit Lotus Film und Polaris Film unter Senderbeteiligung<br />

von WDR/Arte Cinema, ORF, Degeto und<br />

Newgrange Pictures; www.alamodefilm.de<br />

tensität zunehmen. „Der Hauptantrieb heutigen<br />

Lebens ist der Mangel an Zeit“, benennt Ignas<br />

Miskinis den Motor seines neuen Films, der fast<br />

ausschließlich nachts an Originalschauplätzen<br />

in Vilnius und Köln gedreht wurde. Inspiriert von<br />

den urbanen Road Movies Wong Kar-wais entstand<br />

ein moderner Noir-Film, erfrischend radikal,<br />

kompromisslos verführerisch und mit drei<br />

charismatischen Hauptdarstellern.<br />

Litauen/Deutschland 2009<br />

Regie, Drehbuch: Ignas Miskinis; Darsteller: Dainius<br />

Gavenonis, Julia Maria Köhler, Jonas Antanelis;<br />

Produktion: Tremora Film Produktion und Dag*Star<br />

Film; www.lowlights-derfilm.de

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