herunterladen (PDF) - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
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Ausgabe 6 – November 2009<br />
Schwerpunkt<br />
Ruhrgebiet als<br />
Filmregion<br />
NRW in LA<br />
German<br />
Currents<br />
Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Programmprämien<br />
Alle Kinos,<br />
alle Prämien<br />
Setbericht<br />
Jedem Kind ein<br />
Instrument<br />
1
Mit seiner Location-Seite liefert<br />
der Newsletter regelmäßig einen<br />
bebilderten Gruß aus der Regi-<br />
on. Ausgewählt werden die<br />
Motive von Location-Scouts aus<br />
NRW. Alle Bilder und noch viele<br />
weitere finden Sie auch auf der<br />
Seite www.locationnrw.de.<br />
Grüße von der Ruhr<br />
Mythos, Metropole und Europa sind die drei<br />
Leitthemen der Kulturhauptstadt Europas<br />
Ruhr.2010, die Besuchern und Bewohnern mit<br />
rund 300 Projekten und über 2.500 Veranstaltungen<br />
nahe gebracht werden sollen. Karten<br />
können jeweils genau ein Jahr vor dem Tag des<br />
Ereignisses über das Internet bestellt werden.<br />
Die Website www.ruhr2010.de ist die erste<br />
und beste Anlaufstelle, um sich über das umfangreiche<br />
Programm zu informieren. Schauen<br />
Sie rein, es lohnt sich.<br />
2<br />
ZeitRaumRechercheLocation,<br />
Tel. (0177) 8223742;<br />
zeitraumrecherchelocation@web.de<br />
Udo Wüllenweber,<br />
Tel. (0211) 1577074;<br />
udo.wuellenweber@t-online.de<br />
tobdesign / setdesign & location,<br />
Tel. (0201) 6491071<br />
Tel. (0172) 5324331;<br />
post@roelin.eu<br />
Sandra Stromeyer<br />
Tel: (0178) 5593317<br />
sandra@motivekoeln.de<br />
newsletter 6/2009 – Location<br />
moods - location scouting pia esten,<br />
Mobil: 0178-5417906;<br />
p.esten@moods-locationscouting.com<br />
Markus Zimmer<br />
Tel. (0177) 340 66 92;<br />
locationsuche@gmx.de
Schwerpunkt: Ruhrgebiet als Filmregion<br />
Malochen<br />
für den Film<br />
or einigen Jahren begab ich mich auf ei-<br />
Vne zweitägige Wanderung. Nicht auf dem<br />
Jacobsweg, sondern entlang des Rhein-Herne-<br />
Kanals von Duisburg über Oberhausen nach Essen<br />
sollte es gehen. Knapp 60 Kilometer zu Fuß<br />
kreuz und quer durchs Revier und vorbei an<br />
Parks, Schrebergarten-Anlagen, Friedhöfen, Industrie-Denkmälern<br />
und Zechensiedlungen. So<br />
nah kam ich dem Ruhrgebiet<br />
nie wieder.<br />
Und erst aus der Nähe<br />
merkte ich, wie sehr meine<br />
Bilder der Region geprägt<br />
sind durch die Bilder, die andere<br />
für mich gemacht haben.<br />
Durch Fernsehen und<br />
Kino – ob dokumentarisch<br />
oder fiktiv – trug ich ein Bild<br />
mit mir herum, das vor Ort<br />
nur selten etwas mit der<br />
Realität zu tun hatte.<br />
Kaum eine Region<br />
Deutschlands ist so mit Klischees<br />
zugekleistert wie der<br />
Kohlenpott: Malocher,<br />
Brieftauben, Fußball, Bergmannschor,<br />
Staub, Kohle, Schimanski, Rheinhausen,<br />
Stahl und Arbeit, immer wieder ehrliche<br />
und harte Arbeit. Das alles stimmt irgendwie<br />
und stimmt doch nicht. Oder nicht mehr.<br />
Das Ruhrgebiet des 21. Jahrhundert hat seine<br />
Bilder noch nicht gefunden und muss sich deswegen<br />
mit den Alten begnügen.<br />
Daran wird auch die Europäische Kulturhauptstadt<br />
Ruhr.2010 nicht viel ändern können.<br />
Zu gewaltig ist die Aufgabe, Europas drittgrößtem<br />
Ballungsraum neue, wahrhaftige und zeitgemäße<br />
Bilder zu schenken. Dennoch darf man<br />
gespannt sein, wie tief sich die Schächte der<br />
Ruhr.2010 in das Kulturleben des Ruhrgebiets<br />
hinein graben und vor allem was sie zu Tage fördern<br />
werden.<br />
Den Auftakt macht bereits im Dezember die<br />
Verleihung der Europäischen Filmpreise in der<br />
Bochumer Jahrhunderthalle. Das Ereignis wird<br />
flankiert von einer Europäischen Filmwoche mit<br />
den nominierten Beiträgen und einer Master<br />
Class, zu der junge Filmemacher aus ganz<br />
Europa im Ruhrgebiet erwartet werden. Was filmisch<br />
sonst noch geht 2010 in der Metropole<br />
Ruhr stellen wir Ihnen im aktuellen Newsletter<br />
vor, in dem wir das Ruhrgebiet als Filmregion<br />
präsentieren möchten.<br />
Wir fragen, warum das Ruhrgebiet gerade<br />
für Dokumentarfilmer so interessant ist, blicken<br />
zurück auf Kinofilme der Region und führen in<br />
einem kleinen Rundgang durch die dortige Kinoszene.<br />
Im Interview verrät uns Peter Thorwarth,<br />
warum er den Pott so liebt, und<br />
Ruhr.2010-Geschäftsführer Fritz Pleitgen verrät<br />
uns, dass auch er in den Medien die Bilder des<br />
Johanna Wokalek ist „Die Päpstin“ in Sönke<br />
Wortmanns neuem Kinofilm. Foto: Constantin<br />
modernen Ruhrgebiets vermisst. Wir waren am<br />
Set der Ruhrgebiets-Doku „Jedem Kind ein Instrument“,<br />
zeigen auf der Location-Seite Impressionen<br />
aus dem Revier und stellen die Kurzfilmkompilation<br />
„aufRuhr 2010“ vor, gedreht von<br />
Filmstudenten aus NRW.<br />
Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />
bewährten Informationen aus der und über die<br />
Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />
Dreharbeiten. Wir blicken zurück auf das Filmfestival<br />
in Venedig, die Filmwoche German Currents<br />
in LA, bei der sich das Filmland NRW präsentierte,<br />
und das Koproduzententreffen zwischen<br />
NRW und der Schweiz in Zürich. Premiere<br />
feiert in diesem Heft die Kolumne „gestern,<br />
heute, morgen“ des Kölner Filmkritikers Heiko<br />
R. Blum, der von nun an regelmäßig für uns<br />
Filmthemen abseits des Tagesgeschäfts behandelt.<br />
Seine erste Kolumne ist dem Experimentalfilmer<br />
Lutz Mommartz gewidmet.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht<br />
Rüdiger Bertram<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt<br />
4 Meldungen<br />
Branche, Kinos, Festivals, Preise<br />
7 Schätze zeigen<br />
Interview Bernd Desinger<br />
7 Zu Gast beim Papst<br />
Interview Philip Gröning<br />
8 Als Eddie tanzte<br />
„gestern, heute, morgen“: die neue Kolumne von Heiko R. Blum<br />
9 Alle Kinos, alle Prämien<br />
Die Jahresfilmprogramm-Prämien 2009<br />
10 Die Welt durchs Zielfernrohr<br />
Sieben geförderte Filme auf dem Festival in Venedig<br />
11 Auf den Spuren Manns<br />
Rückblick German Currents in LA<br />
12 Auf dem Sprung<br />
Die Seite für den Filmnachwuchs<br />
mit einem Porträt von Baris Aladag<br />
Schwerpunkt: Ruhrgebiet<br />
als Filmregion<br />
14 Europa zu Gast im Ruhrgebiet<br />
Die Verleihung des Europäischen Filmpreises<br />
15 Für mich ist das Heimat<br />
Interview Peter Thorwarth<br />
15 Ein kurze Geschichte ...<br />
der Europäischen Kulturhauptstädte<br />
16 Routen der Filmkultur<br />
Die Kinoszene des Ruhrgebiets<br />
17 Neue Bilder fürs neue Revier<br />
Interview Fritz Pleitgen, GF Ruhr.2010<br />
18 Hot Pott!<br />
Nachrichten aus der Region<br />
20 Die Ruhr trügt<br />
Filmbilder aus dem Ruhrgebiet<br />
21 Ruhrpott reloaded?<br />
Die Dokumentarfilmszene im Ruhrgebiet<br />
22 Der Affenblues von Herne<br />
Am Set von „Jedem Kind sein Instrument“<br />
22 Roboter, Rapper, Schrebergärten<br />
Das Kurzfilmprojekt „aufRuhr 2010“<br />
23 MEDIA-Seite<br />
24 Dreharbeiten in NRW<br />
26 Mit besten Empfehlungen<br />
Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW: „Die Päpstin“,<br />
„Schwarz auf Weiß“, „The Dust of Time“, „Der Besucher“,<br />
„Ganz nah bei Dir“, „This is Love“, „Die Anwälte“, „Tannöd“,<br />
„LowLights“, „Helen“ und „Das Vaterspiel“<br />
26 Impressum<br />
Schwerpunkt Dezember<br />
Licht im Film<br />
Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />
Der nächste Schwerpunkt des Newsletters<br />
widmet sich, ganz vorweihnachtlich,<br />
dem Thema Licht im Film. Ab dem 11.<br />
Dezember ist das neue Heft online unter<br />
www.filmstiftung.de zu finden.<br />
3
Köln: Hightech<br />
bei Torus<br />
Mit ihrer Tonpostproduktion von „Lebanon“ hat<br />
die Torus GmbH in der Kölner Südstadt großen<br />
Anteil am Silbernen Löwen, den Regisseur<br />
Samuel Maoz in Venedig gewann. Um in Zukunft<br />
noch besser zu werden, hat Torus in der<br />
Zwischenzeit sein Equipment technisch aufgerüstet.<br />
Das Tonpostproduktionshaus, das 16 feste<br />
Mitarbeiter beschäftigt, hat seine dolby-lizensierte<br />
Kinomischung mit einem neuen digitalen<br />
Mischpult der amerikanischen Firma Euphoni<br />
(Modell: Euphonix System 5) bestückt,<br />
Online gehen mit<br />
NRW.German<br />
FilmFinance.com<br />
Mit einer neuen Website informiert <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> über die Filmfinanzierungsmöglichkeiten<br />
in Deutschlands bevölkerungsreichstem<br />
Bundesland. Die Internetseite NRW.German-<br />
FilmFinance.com ist ein Gemeinschaftsprojekt<br />
des NRW-Medienministers Andreas<br />
Krautscheid und der rmc rinke medien<br />
consult. Ziel der Seite ist es, nationale und internationale<br />
Filmproduzenten bei der Projektfinanzierung<br />
am Medienstandort <strong>Nordrhein</strong>-<br />
Cologne Conference:<br />
Tendenz zum Eskapismus<br />
Die 19. Auflage des Internationalen Film & Fernsehfestivals<br />
Cologne Conference hat sich<br />
auch ohne den Besuch von Roman Polanski<br />
behaupten können. Die bewährte Mischung<br />
aus hochkarätigen internationalen Qualitätsproduktionen<br />
(„TopTen“) und innovativen Multimedia-Formaten<br />
(„Look“, „Independent“) sowie die<br />
Showcases als Plattform kommender Attraktionen<br />
mit Spielfilmen und Dokumentationen aus<br />
NRW, aber auch experimentellen Kurzfilmprojekten<br />
sorgte vom 30. September bis 4. Oktober<br />
für rege Diskussionen.<br />
„Wir wollten das Festival gegenüber den<br />
Vorjahren noch weiter in Richtung eines breiten<br />
Publikums öffnen, und das ist sehr gut gelungen“,<br />
resümierte Conference-Direktorin<br />
Martina Richter ihr erklärtes Ziel der diesjährigen,<br />
mit 500.000 Euro budgetierten Veranstaltung.<br />
3.000 Formate aus 43 Ländern waren im<br />
Vorfeld gesichtet worden. Eine Trendwende<br />
konnten Richter und ihr Team im Rückzug des<br />
Dokumentarfilms erkennen. „Es gibt eine klare<br />
Tendenz zum Eskapismus“, so Richter. „Genre-<br />
4<br />
das derzeit international als „State of the art“<br />
gilt und neue Möglichkeiten der internationalen<br />
Zusammenarbeit ermöglichen soll. Neben<br />
dem gesamten Spektrum des Sounddesigns und<br />
der Sprachsynchro können bei Torus komplette<br />
Mischungen oder Teile einer Mischung in<br />
NRW ausgeführt und ohne technische Komplikationen<br />
in LA fortgeführt oder zu Ende gebracht<br />
werden. Mehr Infos unter www.torusgmbh.de.<br />
Torus, Tel. (0221) 7898367-00;<br />
info@torus-gmbh.de<br />
„Lebanon“: ausgezeichnete Tonpostproduktion<br />
der Kölner Torus, Foto: Celluloid Dreams<br />
<strong>Westfalen</strong> zu unterstützen. Mit einem Film-Finanzierungsrechner<br />
ist es auf der Website<br />
möglich, vorab die Gelder zu ermitteln, die<br />
bei einer (auch anteiligen) Produktion in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
gremien-unabhängig fließen<br />
können. Alle Daten bleiben anonym und sind<br />
mit einem Passwort gesichert. Die im Verhältnis<br />
zum Budget höchsten Finanzierungsmittel<br />
ergeben sich bei Produktionsbudgets von einer<br />
bis zehn Millionen Euro.<br />
Darüber hinaus bietet die Seite eine Präsentation<br />
von Firmen aus den Bereichen Finanzierung,<br />
Produktion, technische Dienstleister und<br />
Serviceunternehmen, sowie Links zu den wesentlichen<br />
Finanzierungspartnern in NRW.<br />
orientierte Unterhaltung hat wieder<br />
zugenommen, vor allem in den bereichen<br />
Crime, Mystery und Science<br />
Fiction.“ Das bestehende Dokumentarangebot<br />
widmet sich bevorzugt<br />
Kulturgütern, Kunst und Design und<br />
hebt kulturelle Wertigkeiten hervor.<br />
Deutsche Produktionen widmen<br />
sich dabei eher der Aufarbeitung<br />
der jüngeren Geschichte, während<br />
die internationalen Produzenten das<br />
Augenmerk auf den Zweiten Weltkrieg<br />
legen. Generell haben radikalere Darstellungsweisen<br />
mit experimenteller Bildgestaltung,<br />
aber auch eine ungeschminkte Ausgestaltung<br />
von Gewalt und Alltagssprache Einzug gehalten.<br />
Den in den 90er Jahren noch angestrebten<br />
Status einer Fernsehmesse verfolgt die Cologne<br />
Conference nicht mehr. Martina Richter:<br />
„Deutschland hat jetzt veritable Seriensender, die<br />
ihre Programmplätze füllen müssen. Die Frage,<br />
ob Serien eingekauft werden, stellt sich nicht<br />
„Wüstenblume“ auf Erfolgskurs mit Liya Kebede (vorn) und Sally Hawkins, Foto: Majestic<br />
Preise für geförderte Filme<br />
San Sebastian, Köln<br />
und Zürich<br />
Gleich zwei Auszeichnungen gab es im September<br />
für geförderte Filme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
auf dem 57. Filmfestival San Sebastian.<br />
Regisseurin Sherry Hormann freute sich im<br />
Baskenland über den Publikumspreis für den besten<br />
europäischen Film in der Reihe „Zabaltegi-Pearls“<br />
für ihre Verfilmung der Biografie des<br />
afrikanischen Models Waris Dirie „Wüstenblume“.<br />
In der Reihe „Horizontes Latinos“ konnte<br />
Adrian Biniez seiner reichen Sammlung an<br />
Preisen für sein Debüt „Gigante“ mit dem „Pre-<br />
Aus gegebenem Anlass: Die Cologne Conference zeigte, erstmals<br />
in Deutschland, den Dokumentarfilm „Roman Polanski: Wanted<br />
and Desired“, Foto: Cologne Conference<br />
mehr.“ Auch bei den Lectures, früher Sondierungsgespräche<br />
zur Stärkung des Branchengeistes,<br />
hat die Cologne Conference neue Themenfelder<br />
erschlossen. Zur Gesprächsreihe „Media<br />
Architecture“ trafen sich Filmemacher, Game-<br />
Entwickler, Tricktechniker, Architekten und Designer<br />
zum gegenseitigen Austausch über Kommunikation<br />
im Raum und digitale Technologien.<br />
Der TV Spielfilm-Preis in Höhe von<br />
10.000 Euro für den besten Beitrag bzw. das beste<br />
Programm der Festivalreihen „TopTen“,<br />
newsletter 6/2009 – Meldungen<br />
mio Horizontes“ einen weiteren hinzufügen.<br />
Bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises<br />
im Kölner Coloneum erhielten<br />
Lutz Hachmeister und Mathias von der<br />
Heide die Auszeichnung für ihren Dokumentarfilm<br />
„Freundschaft! Die Freie Deutsche Jugend“,<br />
in dem sie sich mit der FDJ beschäftigen.<br />
Die Produktion der HMR erfolgte in Zusammenarbeit<br />
mit NDR, WDR und RBB<br />
Ein weiterer Preis für einen geförderten Dokumentarfilm<br />
ging Anfang Oktober auf dem<br />
Zurich Filmfestival an die schweizerischdeutsche<br />
Koproduktion „The Sound after<br />
the Storm“ von Patrik Soergel, Ryan<br />
Fenson-Hood und Sven O. Hill über die Opfer<br />
des Wirbelsturms Katrina.<br />
„Look“ oder „Independent“ erging an Lynda<br />
La Plante für ihren Film „Above Suspicion“.<br />
Ebenfalls 10.000 Euro erhielt für die Auszeichnung<br />
des Deutschen Casting Preises Nina<br />
Haun von der UFA Film & TV Produktion,<br />
die u.a. für die Besetzung der Filme „Alle<br />
Anderen“ und „Hilde“ verantwortlich zeichnete.<br />
Den ebenfalls mit 10.000 Euro dotierten Hollywood<br />
Reporter Award für junge, aufstrebende<br />
Produzenten ging an Max Wiedemann<br />
und Quirin Berg.<br />
Roman Polanski konnte wegen seiner Verhaftung<br />
in Zürich nicht persönlich zur Cologne<br />
Conference kommen. Anstelle des mit ihm geplanten<br />
Werkstattgesprächs setzten die Veranstalter<br />
den in Deutschland noch nie gezeigten<br />
Dokumentarfilm „Roman Polanski: Wanted and<br />
Desired“, der sich mit dem Fall von damals beschäftigt<br />
und bei den Besuchern auf großes Interesse<br />
stieß. Der Filmpreis Köln für Polanski wurde<br />
zunächst einbehalten, Claudia Droste Deselaers<br />
von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW war jedoch<br />
anwesend und erläuterte nochmals die Bedeutung,<br />
die dieser Preis für die Region NRW hat<br />
und dass solche Preise dazu beitragen, den<br />
Standort bekannt zu machen und spannende<br />
Regisseure auf NRW aufmerksam zu machen.
Labor-Ergebnisse<br />
aus Düsseldorf<br />
Sechs kurze Filme und ein 94-Minüter feiern<br />
beim FilmLabFestival am 21. und 22. November<br />
in der Düsseldorfer Black Box Premiere.<br />
Alle sind Arbeiten, die Kunst- und Filmhochschul-Absolventen,<br />
Filmemacher und Videokünstler<br />
im Rahmen des Projektes Filmlaboratorium<br />
Düsseldorf fertig gestellt haben.<br />
Dabei konnten sie neue Formen und Ausdrucksweisen<br />
im Bereich experimenteller und avantgardistischer<br />
Film- und Videokunst erproben.<br />
Den jährlich sechs bis acht ausgewählten Teilnehmern<br />
stehen ein Jahresbudget und die Stu-<br />
Köln: Filmbüro NW<br />
berät<br />
Im September startete das Filmbüro NW in<br />
Köln ein neues Beratungsangebot, bei dem in<br />
NRW ansässige Filmemacher Rat von anderen<br />
aktiven Filmemachern erhalten können, ganz<br />
gleich ob es sich um Stoffentwicklung, Stoffpräsentation,<br />
Vernetzung, Kalkulation, Finanzierung<br />
oder Vermarktung handelt.<br />
Ausgenommen ist die Antragsberatung für<br />
die Förderung. Die erfolgt ausschließlich durch<br />
dios und Geräte der Filmwerkstatt Düsseldorf<br />
ohne Mietgebühr zur Verfügung. Gast-<br />
Mentoren waren in diesem Jahr Regisseur Philip<br />
Gröning und Matthias Müller, Professor<br />
für Experimentellen Film an der Kunsthochschule<br />
für Medien Köln. Die künstlerische<br />
Leitung des Projekts hat Erwin Michelberger,<br />
die technische Betreuung besorgt<br />
Justyna Feicht. Förderer des Programms sind<br />
die Staatskanzlei NRW, die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und das Kulturamt der Stadt Düsseldorf.<br />
Mehr Infos zum Filmlaboratorium gibt es<br />
unter www.filmlaboratorium.de. Das Festival-Programm<br />
steht auf www.filmwerkstatt-duesseldorf.de.<br />
die <strong>Filmstiftung</strong> NRW in Düsseldorf. „Uns<br />
ist mit Unterstützung der Stadt Köln gelungen,<br />
ein Beratungsangebot zu institutionalisieren, das<br />
flexibel zu einem professionellen Know-how-<br />
Transfer in NRW führen wird“, erklärt Filmbüro-Vorstandsvorsitzender<br />
Stephan Brüggenthies<br />
und versichert, dass alle Anfragen direkt<br />
und vertraulich behandelt würden. Die Beratungen<br />
finden in den Räumen des Filmbüros im Kölner<br />
Media Park statt.<br />
Filmbüro NW, (0221) 94992697;<br />
info@filmbuero-nw.de<br />
Koproduktionstreffen in Zürich<br />
„Super Dolomiti“<br />
in der Schweiz<br />
it der Perfektion eines Schweizer Uhr-<br />
Mwerks lief das 3. Zurich Producers’<br />
Forum, bei dem <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> im Rahmen<br />
des 5. Zurich Film Festival Ende September<br />
Gastregion war. Das Ergebnis: durchgehend<br />
positive Erfahrungen und großes Interesse<br />
an neuen Projekten bei den Teilnehmern.<br />
Die Tradition von nun bereits vier Koproduktionstreffen<br />
zwischen der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
und der Zürcher <strong>Filmstiftung</strong> zeigte dabei<br />
nachhaltig Wirkung.<br />
André Schäfer und Rieke Brendel von<br />
der Kölner Florianfilm stellten in Zürich ihr Doku-Projekt<br />
zu Perry Rhodan, dem Science Fiction-Helden<br />
unzähliger Groschenromane vor.<br />
Tom Spieß, der mit Sönke Wortmann und<br />
der gemeinsamen Firma Little Shark Entertainment<br />
gerade „Hangtime“ ins Kino bringt,<br />
und die Regisseurin Isabell Kleefeld suchten<br />
Partner für die Daniel Kehlmann-Verfilmung<br />
„Ruhm“. Für Titus Kreyenberg, der „Super<br />
Dolomiti“, eine Dokumentation über die Kommerzialisierung<br />
der Berge, in der Schweiz drehen<br />
will, ist es naheliegend, Koproduzenten vor<br />
Ort zu haben. Auch Kerstin Krieg<br />
(Tag/Traum Filmproduktion, Köln), Ewa Borowski<br />
(Eastart Pictures, Köln), Erik Winker<br />
(Hupe Film- und Fernsehproduktion, Köln)<br />
und Peter Kreutz (aquafilm, Köln) waren<br />
mit neuen Produktionen dabei, für die sie Partner<br />
und Finanziers suchten.<br />
Kreyenberg von der Kölner Unafilm ist ein<br />
Beispiel für den nachhaltigen Erfolg solcher Treffen,<br />
die von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit mehreren<br />
Ländern und Regionen veranstaltet werden:<br />
Seine aktuelle Produktion „Satte Farben vor<br />
Schwarz“ entstand mit Senta Berger und<br />
Bruno Ganz als internationale Koproduktion<br />
mit der Schweizer Dschoint Ventschr.Von<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW waren Christina Bentlage<br />
und Katharina Blum vor Ort und zeigten<br />
sich besonders erfreut, dass die Elsani-Komödie<br />
„Der Fürsorger”, die auf einem früheren<br />
Koproduktions-Treffen initiiert wurde, nun ihre<br />
Premiere im Programm des aktuellen Zurich Film<br />
Festival erlebte.<br />
Es gehört zum Wesen solcher Meetings,<br />
dass persönliche Kontakte ebenso wichtig sind,<br />
wie konkrete Vereinbarungen. Vor allem die in<br />
einer Case Study vorgestellte erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
von Wüste Film West (Kristina<br />
Loebbert) und der Schweizer Hugofilm<br />
(Christof Neracher) bei Bettina Oberlis<br />
„Tannöd“ belegte, dass es um mehr als nur Finanzierung<br />
geht. Hier gelang bei zwei Filmen<br />
die Zusammenarbeit nicht, bevor es dann doch<br />
klappte.<br />
In dem von Frank Olbert geleiteten Diskussionsforum<br />
zu Problemen der Filmfinanzierung<br />
erläuterte Marcel Hoehn (Züricher<br />
T&C Film) Details der Schweizer Bundes- und<br />
Referenzförderung. Nur wenig braucht an den<br />
Stellschrauben reguliert zu werden, um die Möglichkeiten<br />
für deutsche Produzenten noch zugänglicher<br />
zu machen. Daniel Waser (Zürcher<br />
<strong>Filmstiftung</strong>) erklärte, dass die Zürcher <strong>Filmstiftung</strong><br />
seit ihrer Gründung im April 2005 – als einzige<br />
Regionalförderung in der Schweiz – Koproduktionen<br />
unterstützt. Nicht zuletzt dieses Interesse<br />
an Koproduktionen verbindet sie mit den<br />
Düsseldorfern Förderern, und so hofft man auf<br />
beiden Seiten auch in der Zukunft solche Treffen<br />
realisieren zu können.<br />
www.zurichproducersforum.org<br />
Meldungen – newsletter 6/2009 5<br />
ANZEIGE<br />
NRW-PREMIERE IM ODEON KÖLN AM 12. NOVEMBER UM 20 UHR<br />
MIT ALMUT GETTO UND BASTIAN TROST<br />
GEFÖRDERT VON DER FILMSTIFTUNG NRW<br />
„Lichtblick in der deutschen<br />
Komödienlandschaft“ DER TAGESSPIEGEL<br />
PUBLIKUMSPREIS<br />
Max-Ophüls-Preis 2009<br />
AB 12. NOVEMBER IM KINO
Unlimited: Köln<br />
kennt keine Grenzen<br />
Zum dritten Mal findet vom 18. bis 23. November<br />
in Köln das Europäische Kurzfilmfestival unlimited<br />
statt. Aus über 1500 Einreichungen<br />
wurden von den Kurzfilmfreunden Köln<br />
mehr als 100 Produktionen ausgewählt, die im<br />
Odeon Kino und im Filmforum NRW gezeigt<br />
werden. Zu den Spielstätten gehört außerdem<br />
eine Synagoge, in der israelische Kurzfilme präsentiert<br />
werden. Die Preisträger des europäischen<br />
und des regionalen Wettbewerbs werden<br />
jeweils durch eine Jury bestimmt. Weitere Preise<br />
vergibt auch das Publikum. Neben den Wettbewerbsreihen<br />
„Europa“ und „NRW“ präsentiert<br />
das Festival in der Sonderreihe „Screening<br />
Europe“ wieder eine europäische Hochschule<br />
und ein Festival. Zu Gast sind in diesem Jahr die<br />
portugiesische Filmschule ESTC aus Lissabon<br />
6<br />
sowie das Internationale Kurzfilmfestival<br />
Istanbul. Zudem darf man auf Kooperationen<br />
mit dem Kinderfilmfestival Cinepänz und dem<br />
parallel laufenden Filmmusik-Kongress Sound-<br />
TrackCologne („Lange Nacht der Musikvideos“)<br />
gespannt sein.<br />
Festivalleiterin Marita Quaas verspricht:<br />
„Nicht nur die Bandbreite der Themen und Genre<br />
ist in diesem Jahr beeindruckend, sondern<br />
auch die Formatvielfalt des Kurzfilms“. So erwarten<br />
den Besucher unter den Filmen aus insgesamt<br />
21 Ländern sowohl neueste digitale Innovationen<br />
als auch Kurzfilme im Super8Programm.<br />
Unlimited wird gefördert durch das Kölner<br />
Kulturamt, das Land NRW und die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW. Weitere Informationen<br />
unter www.unlimited-festival.de.<br />
newsletter 6/2009 – Meldungen<br />
Das Kinofest Lünen ist eine<br />
Veranstaltung des PRO Lünen e.V. mit<br />
freundlicher Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong><br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und<br />
der Sparkasse Lünen in Kooperation<br />
mit der Stadt Lünen. interemotion.com<br />
Kanzlei Skok<br />
Steuerberater & Rechtsanwalt<br />
Der preisgekrönte Animationsfilm<br />
„Seemannstreue“ von Anna Kalus zu Gast<br />
in Köln, Foto: unlimited<br />
Karten und Programm<br />
www.kinofest-luenen.de<br />
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®<br />
FILM & TV<br />
Filmhaus Köln: IHK-<br />
Weiterbildung und<br />
vergessene Dokus<br />
Am 30. November starten in Köln die neunmonatigen,<br />
praxisnahen Vollzeitweiterbildungen<br />
Regieassistent/in IHK und Aufnahmeleiter/in<br />
IHK. Die Lehrgänge bestehen zu einem<br />
Drittel aus Theorieunterricht sowie zu zwei Dritteln<br />
aus Fachpraxis bei Film/TV-Produktionen<br />
und Sendern. Beide Lehrgänge sind IHK-geprüft<br />
und können über die Agentur für Arbeit<br />
oder nach AFBG (Meister-Bafög) gefördert werden.<br />
Ausführliche Informationen zu Inhalt, Ablauf<br />
und Dozenten gibt es unter www.koelner-filmhaus.de.<br />
Berlinale-Sieger „Gigante“ eröffnete die Kölner Kino Nächte, Foto: Neue Visionen<br />
Start für zweiten<br />
Wettbewerb<br />
Medien.NRW<br />
Nach dem erfolgreichen Auftakt will das Land<br />
NRW nun auch mit der zweiten Auflage des<br />
Wettbewerbs Medien.NRW die Medienbranche<br />
an Rhein und Ruhr fördern und im internationalen<br />
Wettbewerb stärken.<br />
Dabei können Medienunternehmen und -<br />
einrichtungen landesweit von den Mitteln des<br />
Europäischen Fonds für regionale Entwicklung<br />
profitieren.<br />
Der zweite Wettbewerb, der am 1. Oktober<br />
startete, richtet sich an Akteure, Institutionen<br />
und Unternehmen der Medienbranche und<br />
umfasst Presse, Film, Fernsehen, Hörfunk, Ga-<br />
Auf der Website findet sich auch das Programm<br />
der zweiten Staffel einer filmwissenschaftlichen<br />
Reise durch die Geschichte des Dokumentarfilms<br />
im 20. Jahrhundert, die noch bis in den Februar<br />
läuft. Dabei werden Klassiker und fast vergessene<br />
Werke aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
bis heute auf die Leinwand gebracht. Jeweils<br />
dienstags führt der Dokumentarfilmkenner und<br />
Produzent Paul Harris das Publikum in die technische<br />
und künstlerische Filmgeschichte der einzelnen<br />
Epochen ein. So sind am 1. Dezember<br />
„Nuit et Broulliard“ (1955) von Alain Resnais<br />
und „Le monde du silence“ (1956) von Jacques<br />
Cousteau und Louis Malle zu sehen.<br />
Kölner Filmhaus,<br />
Tel. (0221) 222710-0;<br />
info@koelner-filmhaus.de<br />
4.000 bei den Kölner Kino Nächten<br />
Für Regisseur Adrian Biniez war der 28. August ein ganz besonderer Abend. Nicht nur, dass<br />
sein Film „Gigante“ im Kölner Schauspielhaus die Kölner Kino Nächte eröffnete. Der aus Uruguay<br />
stammende Regisseur feierte an dem Tag auch seinen Geburtstag und teilte seine üppige Geburtstagstorte<br />
großzügig mit den Besuchern. Die Vorführung des Berlinale-Siegers war der offizielle<br />
Auftakt zu vier Tagen Kinoprogramm, das von der Kölner Kinoszene bestückt wurde. 4.000<br />
Zuschauer nutzten die Gelegenheit in fast 40 Veranstaltungen an 17 verschiedenen Spielstätten<br />
die ganze Bandbreite des Kölner Filmangebots zu erleben. Der Termin für 2010 steht auch schon<br />
fest: Die Kölner Kino Nächte finden dann am 28. und 29. August statt.<br />
Kino Gesellschaft Köln, Tel. (0221) 4694240; info@kinogesellschaftkoeln.de<br />
mes, Internetwirtschaft, Telekommunikation und<br />
Werbung. Gefördert werden innovative Ideen<br />
und Geschäftsmodelle, wobei der Schwerpunkt<br />
in diesem Jahr auf Online-Content und Online-<br />
Geschäftsmodelle, Mobile Media sowie die Zeitung<br />
der Zukunft gelegt wird.<br />
Dafür stehen europäische und Landesmittel<br />
in Höhe von bis zu 15 Millionen Euro zur Verfügung,<br />
die im Rahmen des NRW-EU Ziel-2-<br />
Programms 2007-2013 bereitgestellt werden.<br />
Der Wettbewerb Medien.NRW ist das zentrale<br />
Instrument des Landes zur Auswahl von Förderprojekten<br />
im Bereich der Medienwirtschaft<br />
und wird von der Staatskanzlei in Kooperation<br />
mit dem Ministerium für Wirtschaft,<br />
Mittelstand und Energie des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
durchgeführt. Alle Infos unter<br />
www.mbem.nrw.de.
eit August leitet Bernd Desinger das Düs-<br />
Sseldorfer Filmmuseum. Desinger wechselte<br />
vom Goethe-Institut Los Angeles in die<br />
Landeshauptstadt, stattete seiner ehemaligen<br />
Wirkungsstätte in Kalifornien aber bereits Ende<br />
September während der Filmwoche German<br />
Currents einen Besuch ab und nutzte die Gelegenheit,<br />
Highlights aus der Ausstellung des Filmmuseums<br />
in Santa Monica zu präsentieren.<br />
In Düsseldorf zeigt das Filmmuseum derweil<br />
noch bis in den Januar eine Filmreihe zum Thema<br />
„Dem Geld auf der Spur“. Die 29 Filme aus<br />
allen Epochen der Filmgeschichte werden von<br />
einer Studio-Ausstellung mit zahlreichen Originalplakaten<br />
und Fotos der Filme sowie verschiedenen<br />
Texten, die sich kritisch mit dem Thema<br />
Geld auseinandersetzen, begleitet.<br />
Heiko R. Blum sprach mit Bernd Desinger<br />
über seine Pläne in Düsseldorf und natürlich<br />
auch über Geld.<br />
Herr Desinger, Sie sind vom<br />
Goethe-Institut in Los Angeles zum<br />
Düsseldorfer Filmmuseum gewechselt.<br />
Warum?<br />
Der Grund ist ganz einfach. Die Aufgabe<br />
beim Filmmuseum stellt zum jetzigen Zeitpunkt<br />
in meinem Leben einfach eine noch größere,<br />
noch spannendere Herausforderung dar. Film<br />
bildete schon immer in meinem Leben einen<br />
sehr großen Schwerpunkt. Das ist ja auch einer<br />
der Gründe, warum ich nach Los Angeles gekommen<br />
war. Dieses Aufgabenfeld jetzt also an<br />
einem Ort zu betreuen wie dem Filmmuseum,<br />
das so vielgestaltig aufgebaut ist, ist besonders<br />
reizvoll. Das Filmmuseum Düsseldorf hat ja eine<br />
Dauerausstellung, es präsentiert dazu Wech-<br />
er Düsseldorfer Regisseur und Produzent<br />
DPhilip Gröning ist derzeit gut ausgelastet.<br />
Er schreibt an seinem Drehbuch „Mein Bruder<br />
Robert“ und bereitet gleichzeitig seinen neuen<br />
Film „Die Frau des Polizisten“ vor. Nach seiner<br />
Kloster-Doku „Die große Stille“ folgen damit zwei<br />
fiktionale Stoffe. Aber auch eine Kunst-Doku ist<br />
in Vorbereitung. Chistian Seebaum sprach mit<br />
Philip Gröning über seine Pläne, den Vergleich<br />
von Doku und Fiction und eine besondere Einladung<br />
in die Sixtinische Kapelle.<br />
Sie sind gerade in Italien und<br />
schreiben – woran?<br />
Ich schreibe an „Mein Bruder Robert“ und<br />
versuche noch einmal, die Balance der Figuren<br />
ein wenig zu justieren. Das ist ein ganz klassisches<br />
Drama im antiken griechischen Sinne über<br />
Zwillinge, Pubertät und Zeit.<br />
Außerdem werden seit einem<br />
Jahr regelmäßig die Dreharbeiten zu<br />
„Die Frau des Polizisten“ angekündigt.<br />
Wie ist da der Stand?<br />
Das hat sich leider wegen der Fernsehverträge<br />
wahnsinnig verzögert, und wir müssen es<br />
jetzt schieben auf Januar/Februar, weil wir sonst<br />
in die Vorweihnachtszeit rein rutschen. Mit<br />
Weihnachtsbeleuchtung bekämen wir einen kitschigen<br />
Film, und das wollen wir nicht.<br />
Aber jetzt steht die Finanzierung?<br />
Ja. Wir hatten im Februar 2009 auch<br />
schon drei Drehtage, aber dann mussten wir<br />
Interview Bernd Desinger, Filmmuseum Düsseldorf<br />
Schätze zeigen<br />
selausstellungen, es gibt eine Bibliothek, ein Archiv<br />
und als Krone des Ganzen ein Programmkino,<br />
die „Black Box“. Alles in einem Haus, unter<br />
einem Dach.<br />
Leider erfährt man über Düsseldorf<br />
hinaus wenig von diesen<br />
Schätzen.<br />
Das ist völlig korrekt. Ich habe bislang auch<br />
bedauert, dass die Schätze des Düsseldorfer<br />
Filmmuseums national und auch international<br />
nicht so bekannt sind, wie sie es eigentlich sein<br />
sollten. Ein besonderes Highlight ist z.B. die Filmtechniksammlung,<br />
mit Projektoren, Filmkameras<br />
und vielen technischen Geräten aus der Vorphase<br />
des Films, also bevor das eigentliche Kino<br />
begann. Bei meinen ersten Gesprächen, die<br />
ich in Bezug auf mögliche Kooperationen in Los<br />
Angeles schon geführt habe, waren die Reaktionen<br />
sehr positiv, also hochgezogene Augenbrauen,<br />
oft ein „Das-wussten-wir-ja-gar-nicht“.<br />
Insgesamt gab es ein sehr großes Interesse, und<br />
ich glaube unbedingt, dass man diese Schätze<br />
an anderen Orten in Deutschland und in der<br />
Welt zeigen kann und wird. Und wir haben<br />
noch weitere Spezialitäten, für die ich jetzt auf<br />
Anhieb keine Parallele sehe, wie zum Beispiel<br />
unsere Schattenspielsammlung. Das ist ja ein<br />
einzigartiger Schatz zum weltweiten Schatten-<br />
Interview Philip Gröning<br />
noch mal unterbrechen. Im Januar/Februar geht<br />
es weiter. „Mein Bruder Robert“ geht im Mai/Juni<br />
los. Da ist die Finanzierung jetzt – mit Hilfe<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW – auch komplett.<br />
Gibt es auch Vorbereitungen<br />
für ein dokumentarisches Projekt,<br />
oder war „Die große Stille“ für Sie<br />
eine Ausnahme?<br />
Es gibt ein Projekt, das ich – auch zusammen<br />
mit der <strong>Filmstiftung</strong> – vorbereite über das<br />
Wesen der Kunst. Dafür werde ich sicher im Dezember<br />
noch kurz auf die Art Miami fahren, und<br />
ich hoffe, endlich Zugang zu bekommen zu den<br />
steinzeitlichen Malereihöhlen in Chauvet und<br />
Lascaux in Frankreich und Altamira in Spanien,<br />
die leider alle drei im Moment gesperrt sind.<br />
Ist für das Kunst-Projekt auch<br />
schon gedreht worden?<br />
Ja, aber nur vereinzelt zur Materialsicherung.<br />
Etwa die Eröffnung der Documenta durch<br />
Bundespräsident Köhler, bei der die TV-Medien<br />
nur bis zum ersten Raum mit durften, ich aber<br />
die ganze Begehung des Fridericianums mitdrehen<br />
konnte, die auch überraschende Stellung-<br />
29 Filme zum Thema Geld zeigt das<br />
Filmmuseum Düsseldorf, darunter auch Robert<br />
Bressons „Das Geld“ von 1983.<br />
spieltheater, wie es ihn vergleichbar nirgendwo<br />
gibt und an dem mit Sicherheit an anderen Orten<br />
ein großes Interesse besteht.<br />
Soll auch in der Black Box zukünftig<br />
wieder mehr filmhistorische<br />
Arbeit geleistet werden?<br />
Aber unbedingt. Eigentlich hat es sich<br />
schon geändert, seit die Black Box seit Jahresbeginn<br />
wieder unter alleiniger Regie des Filmmuseums<br />
steht. Die Zusammenarbeit mit einem<br />
Partner aus der Privatwirtschaft, der naturgemäß<br />
andere Interessen verfolgen muss, führte<br />
in der Vergangenheit zu einer Einschränkung der<br />
Programmhoheit. Wir sind der Stadt Düsseldorf<br />
Zu Gast beim Papst<br />
nahmen enthielt. Das sind<br />
natürlich Gelegenheiten, die<br />
kommen nie wieder, die<br />
muss man sichern. Ansonsten<br />
geht es noch darum,<br />
Konstellationen zu finden, zu<br />
schauen, mit welchen Kunsthändlern<br />
man arbeiten will,<br />
mit welchen Galeristen, mit<br />
welchen Sammlern, welche<br />
großen Bilderorte man mit<br />
einbezieht.<br />
Philip Gröning,<br />
Foto: Philip<br />
Gröning Filmproduktion<br />
Woran hängt denn grundsätzlich<br />
Ihr Herz mehr, am Spiel- oder<br />
am Dokumentarfilm?<br />
Die Frage stellt sich so nicht. Das ist wahrscheinlich<br />
so ähnlich, als wenn Sie Nick Cave fragen<br />
würden, ob er jetzt nur noch Texte oder nur<br />
noch Musik schreiben will.<br />
Sehen Sie das so eng zusammengehörig?<br />
Wenn man Fiktion macht, muss man sich<br />
natürlich fragen: Wenn es so viel Realität gibt,<br />
warum stellt man künstliche Realität her? Und<br />
sehr dankbar für die volle<br />
Rückführung in unsere<br />
Hand. Daneben ist ja eines<br />
meiner Anliegen, nicht nur<br />
die einzelnen Bereiche des<br />
Hauses stärker miteinander<br />
zu verbinden, sondern<br />
das Filmmuseum insgesamt<br />
mit Institutionen in<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, in<br />
Deutschland und auch im<br />
Bernd Desinger,<br />
Fotos: Filmmuseum<br />
Düsseldorf<br />
Ausland zu vernetzen. Das wird auch im Programm<br />
feststellbar sein.<br />
Ist das mit dem derzeitigen<br />
Budget zu machen?<br />
Ein Programm zu machen, mit dem man<br />
Aufmerksamkeit erregt, Ausstellungen zu machen,<br />
die das Interesse anderer Institutionen an<br />
einer Übernahme erwecken, und Filmveranstaltungen<br />
durchzuführen, zu denen man Experten<br />
einlädt, Regisseure, Filmemacher, Filmtechniker,<br />
Visual-Effects-Spezialisten, kostet natürlich<br />
auch ein bisschen Geld. Zwar ist es mir in<br />
der Vergangenheit glücklicherweise meistens<br />
gelungen, dass man Partner gefunden hat in der<br />
freien Wirtschaft, in der Filmwirtschaft, die sich<br />
beteiligt haben an interessanten Ideen. Aber eine<br />
Grundausstattung ist natürlich unumgänglich.<br />
Wer etwas zaubern will, braucht eine gewisse<br />
Grundlage dafür. Und der Rat der Stadt<br />
Düsseldorf plant ja eine Aufstockung der Mittel,<br />
mit denen dann etwas mehr Möglichkeiten<br />
gegeben sind.<br />
Das ist versprochen?<br />
Das ist definitiv versprochen, ja.<br />
die Antwort kann nur sein: Man kann auf dem<br />
fiktionalen Sektor etwas erreichen, was in der<br />
Form und auch in der Gleichnishaftigkeit tiefer<br />
geht, als wenn man „nur“ von Realitäten ausgeht.<br />
Um etwas zu erreichen, von dem man das<br />
Gefühl hat, man sieht eine sehr geschlossene<br />
Gestalt, also eine Parabel für das Leben, dafür<br />
ist Fiktion einfach sehr viel stärker. Für das Dokumentarische<br />
spricht immer, dass man, wenn<br />
es gelingt, eine ungeheure automatische Vitalität<br />
und Glaubwürdigkeit hat.<br />
Sie haben im November eine<br />
Audienz beim Papst, in der Sixtinischen<br />
Kapelle. Wie kam es dazu?<br />
“Die große Stille“ ist sehr lange und erfolgreich<br />
in Italien gelaufen, und ein Kontakt des<br />
italienischen Verleihers war das Institut für Kultur<br />
des Vatikans. So hat man mich gefragt, ob<br />
ich Zeit hätte bei dieser Audienz für ausgewählte<br />
Künstler aus der ganzen Welt dabei zu sein.<br />
Da freue ich mich sehr.<br />
Was erwarten Sie?<br />
Zum einen bin ich sehr gespannt darauf,<br />
was für Künstler da sein werden. Ich glaube,<br />
daß es ein Kreis von sehr interessanten Leuten<br />
ist. Dann ist es natürlich auch ein tolles Gefühl<br />
zu wissen, dass der Papst, als einer der Nachfahren<br />
des Auftraggebers in der Sixtinischen Kapelle,<br />
einer der größten Kunstwerke des Abendlandes<br />
überhaupt, wieder Künstler zusammenruft.<br />
Das ist schon ein mythischer Event. Und<br />
außerdem bin ich sehr gespannt darauf, was für<br />
ein Mensch der Papst ist.<br />
Meldungen – newsletter 6/2009 7
Heiko R. Blum,<br />
Foto: Heike Herbertz<br />
8<br />
In seiner Kolumne „gestern, heute,<br />
morgen“ blickt der Kölner Filmjournalist<br />
Heiko R. Blum im Newsletter von nun<br />
an regelmäßig zurück und nach vorne<br />
und widmet sich dabei NRW-Film-<br />
themen abseits des Tagesgeschäfts. In seiner ersten<br />
Kolumne erinnert er an den Experimentalfilmer Lutz<br />
Mommartz.<br />
„gestern, heute, morgen“<br />
Als Eddie tanzte<br />
VON HEIKO R. BLUM<br />
7 Jahre lang war Margret die Lebensgefährtin von Lutz Mommartz. Sie<br />
4stirbt am 17. August 2006 im Alter von 77 Jahren an einem langjährigen<br />
Krebsleiden. Die letzten Wochen verbringt sie in einem Düsseldorfer Hospiz,<br />
wo der Experimentalfilmer – auf ihren Wunsch hin – ihre letzten zwei Lebenstage<br />
mit der Videokamera festhält. Der kurze Film über das Sterben und<br />
den Todeskampf ist eine Liebeserklärung an die Frau, mit der er sein Leben<br />
teilte. Das ist ein erschütternder Film und trotz aller Tragik eine Ode an das<br />
Leben.<br />
Der Film über Margret, den ich bei Recherchen über nordrhein-westfälische<br />
Kinos, Filme und deren Macher auf Mommartz’ Homepage (www.mommartzfilm.de)<br />
fand, erschütterte mich und erinnert an einen alten Freund, den<br />
ebenso klugen wie vielseitigen Filmemacher, durch den ich damals Eddie Constantine<br />
kennen gelernt habe.<br />
Das Land <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> steckt voller filmischer Erinnerungen, die<br />
man vor dem Vergessen bewahren sollte. Private Museen und filmhistorische<br />
Sammlungen, wie die von Werner Nekes, ebenso wie heute noch aktive Filmemacher,<br />
wie Rainer Komers, Katharina und Dietrich Schubert sowie Hartmut<br />
Kaminski oder Experimentalfilmer wie Dore O., Nekes, Birgit und Wilhelm<br />
Hein oder wie auch Lutz Mommartz.<br />
Mommartz war im Alter von drei Jahren gemeinsam mit den Eltern von<br />
seinem Geburtsort Erkelenz nach Düsseldorf gezogen, wo er mit 18 eine Anstellung<br />
bei der Stadtverwaltung (1952-1975) erhielt. Schon früh beschäftigte<br />
er sich in seiner Freizeit mit Malerei. 1967 nahm er davon Abschied und<br />
begann mit dem Drehen von 16 mm-Filmen. In den 60er Jahren revolutionierte<br />
er den deutschen Experimentalfilm – und erntete Erfolg: Er zeigte seine<br />
frühen Filme beim International Experimental Filmfestival in Knokke-le-Zoute,<br />
wo er für „Selbstschüsse“ einen viel beachteten Filmpreis erhielt. 2008 stellte<br />
das „KW Institute for Contemporary Art“ vier seiner frühen Filme aus. Julia<br />
Stoschek und das MoMA nahmen fünf seiner – auch heute noch von jungen<br />
Leuten bestaunten – Filme in ihre Sammlungen auf. 1978 bis 1999 war<br />
Mommartz Professor für Film an der Kunstakademie Münster. Gemeinsam mit<br />
seinen Studenten drehte er damals eine Reihe von Filmen.<br />
Lutz Mommartz, Jahrgang 1934, gilt seit seiner Auszeichnung beim Experimentalfilmfestival<br />
Knokke für den auf den Düsseldorfer Rheinwiesen gedrehten<br />
Film „Selbstschüsse“, in dem er die Kamera auf sich selbst richtet, als einer<br />
der Stars des anderen Kinos. Filme wie „Soziale Plastik“ mit Joseph Beuys (1969),<br />
„Als wär´s von Beckett“ (1975) oder „Der Garten Eden“ (1977) machten ihn<br />
auf internationalen Festivals bekannt. 1980 drehte Mommartz mit Eddie Constantine<br />
das vergleichsweise aufwändige Road-Movie „Tango durch Deutschland“,<br />
den ersten Film des Regisseurs, der auch ins kommerzielle Kino kam,<br />
dort aber kaum Anklang fand. Eddie Constantine war seit der Hauptrolle in<br />
Jean Luc Godards „Alphaville – Lemmy Caution gegen Alpha 60“ (1965) längst<br />
über sein Lemmy Caution Image hinausgewachsen. Mommartz unternahm<br />
hier den ersten Versuch, Lemmy Caution und Eddie Constantine, die Legende<br />
und den Mythos, im Film aufzubereiten. Eddie, anfangs in Mullbinden verpackt,<br />
durchquert im Rollstuhl Deutschland. Die Kultfigur der 50er und 60er<br />
Jahre, von den Produzenten verlassen, das Filmidol von einst wird aus dem<br />
Museum der Erinnerung hervorgeholt und mit den damals aktuellen Deutschlandbildern<br />
konfrontiert. Eddie singt, verliebt sich, trinkt, prügelt sich und tanzt.<br />
Absurdes und Gegenständliches formen sich nicht zu einer schlüssigen Filmhandlung,<br />
sondern zu einer interessanten fragmentarischen Collage.<br />
Editorin Natali Barrey ist mit „Die Besucherin“ für den <strong>Filmstiftung</strong> NRW Schnitt Preis Spielfilm nominiert, Foto: Coin Film<br />
Film+: Beste Schnitte<br />
in Köln<br />
Das Kölner Forum für Filmschnitt und Montagekunst<br />
Film+ findet in diesem Jahr vom 27. bis 30. November<br />
statt und legt den inhaltlichen Schwerpunkt seiner<br />
traditionellen Fachgespräche in seiner neunten Ausgabe<br />
auf den Genreschnitt. Die Hommage ehrt 2009 die<br />
Editorin Barbara Hennings und wird am 27. November<br />
im Filmforum NRW eröffnet mit der Vorführung<br />
von „Das schreckliche Mädchen“ und einer Laudatio von<br />
Regisseur Michael Verhoeven, der über Jahre hinweg<br />
erfolgreich mit Barbara Hennings zusammen gearbeitet<br />
hat. Den Kern von Film+ bilden erneut die Präsentation<br />
der für die Schnitt Preise nominierten Filme.<br />
Nominiert für den mit 7.500 Euro dotierten <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW Schnitt Preis Spielfilm sind die Editoren<br />
Natali Barrey („Die Besucherin“), Florian<br />
Drechsler („Friedliche Zeiten“), Jörg Hauschild<br />
IHK wählt<br />
Im November stehen die Wahlen für die Vollversammlung<br />
der IHK Köln an. Das „Parlament der Wirtschaft“<br />
ist das oberste Gremium der IHK und wird nur alle sechs<br />
Jahre gewählt.<br />
Alleine in der Medienbranche sind über 14.000 Personen<br />
wahlberechtigt und können so per Briefwahl bis<br />
zum 25. November über die 92 Mitglieder der Vollversammlung<br />
mitentscheiden. In der Wahlgruppe 22 Me-<br />
SoundTrackCologne:<br />
Köln klingt nach Film<br />
„Bilder zum Hören, Musik zum Schauen“ – der Slogan<br />
von Walt Disney ist die inoffizielle Vorgabe für die Macher<br />
der 6. Ausgabe des Festivals SoundTrackCologne<br />
(19.-22.11.). Mit „See the Sound“ wird der Kongress<br />
zu Musik und Ton in Film und Medien durch ein<br />
umfangreiches Filmprogramm ergänzt. Die Filmreihen<br />
„Bilder zum Hören“ und „Cutting Edge“ widmen sich<br />
dem Genre des künstlerischen Musikfilms sowie Musikdokumentarfilmen.<br />
Dabei kooperiert die Kölner Televisor<br />
Troika als Veranstalterin mit dem Film & Fernsehfestival<br />
Cologne Conference. Auch das Kongressprogramm<br />
folgt Disneys Vorgabe. So kommentiert etwa<br />
Niki Reiser live den Film „Im Winter ein Jahr“ von<br />
Caroline Link, für dessen Musik er in diesem Jahr den<br />
Deutschen Filmpreis erhielt. Musik und Ton des Roadmovies<br />
„LowLights“ stehen im Mittelpunkt eines Werkstattgesprächs,<br />
an dem Komponist Markus Aust, Tilo<br />
Busch (Mischung) und Regisseur Ignas Miskinis<br />
teilnehmen. Am 22. November hat „LowLights“ – als<br />
newsletter 6/2009 – Kolumne „gestern, heute, morgen“<br />
(„Wolke 9“), Heike Parplies („Alle anderen“) sowie<br />
Patricia Rommel („Im Winter ein Jahr“). Um den<br />
gleich hoch dotierten Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm<br />
konkurrieren Mechthild Barth/Mathias<br />
Dombrink („NoBody’s Perfect“), René Frölke/Mario<br />
Schneider/Gudrun Steinbrück<br />
(„Heinz und Fred“), Gesa Marten („pereSTROIKA –<br />
umBAU einer Wohnung“), Saskia Metten („Das Herz<br />
von Jenin“) sowie Karin Gerda Schöning/Trevor<br />
Hall („Kinder. Wie die Zeit vergeht“). Alle nominierten<br />
Editoren stellen ihre Filme im OFF Broadway oder im Filmforum<br />
NRW persönlich vor. Wer sich Hoffnungen auf<br />
den in diesem Jahr von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gemeinsam<br />
mit dem Land NRW vergebenen Förderpreis<br />
Schnitt machen darf, steht ebenso wie das komplette<br />
Programm ab Anfang November unter www.filmplus.de.<br />
Film+, Tel. (0221) 2858706;<br />
info@filmplus.de<br />
dien- und Werbewirtschaft gibt es für die sechs zu vergebenden<br />
Sitze 17 Kandidaten. Das Filmbüro NW e.V.<br />
ist mit zwei Kandidaten vertreten: Michael Schwertel<br />
(Power Toons) und Sibylle Stürmer (Filmproduktion<br />
„Mein bewegtes Leben“). Weitere Kandidaten<br />
aus dem Bereich Film sind Ute Biernat (Grundy<br />
Light Entertainment), Werner Schwaderlapp<br />
(Rheinklang Tonstudios), Dana Cebulla (Tiger<br />
Cast) und Ingbert Vöcker (RTL). Mehr Infos zur<br />
Wahl unter www.ihk-koeln.de.<br />
Irmin Schmidt,<br />
der Ehrenpreisträger<br />
der<br />
SoundTrackCologne<br />
2009, Foto:<br />
Donata Wenders<br />
Abschlussfilm des Festivals – Kinopremiere.<br />
Kooperationspartner ist hier<br />
der Dortmunder 3L Filmverleih,<br />
der die deutsch-litauische Koproduktion<br />
herausbringt. Mit einer Reihe von<br />
Veranstaltungen wird auch die Kölner<br />
Musik- und Filmszene eingebunden.<br />
So zeigt eine „Lange Nacht der<br />
Musikvideos“, wie der Musikclip die<br />
Grenzen zwischen Kunst und Unterhaltung,<br />
Film und Video in den vergangenen<br />
Jahrzehnten immer wieder<br />
neu definiert hat. Hier kooperiert man<br />
mit dem Kurzfilmfestival unlimited und dem Kulturforum<br />
in Herz Jesu. Ehrenpreisträger von SoundTrack-<br />
Cologne 6.0 ist der Musiker Irmin Schmidt, der international<br />
vor allem als Gründungsmitglied von CAN<br />
bekannt ist. Mit der Band veröffentlichte er 18 Alben.<br />
Zudem schuf Schmidt über 100 Filmmusiken – von<br />
Reinhard Hauffs „Messer im Kopf“ bis Wim Wenders’<br />
„Palermo Shooting“. Das ganze Programm mit<br />
allen Terminen unter www.soundtrackcologne.de.
Aachen<br />
Capitol 3.000 Euro<br />
Apollo 8.000 Euro<br />
Bad Driburg<br />
Kino 5.000 Euro + 5.000<br />
Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Bielefeld<br />
Lichtwerk 10.000 Euro +<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Kamera 6.000 Euro<br />
Bochum<br />
Metropolis 6.000 Euro<br />
Endstation 12.000 Euro +<br />
5.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Casablanca 6.000 Euro<br />
Bonn<br />
Rex 9.000 Euro<br />
Neue Filmbühne<br />
9.000 Euro<br />
Kino in der Brotfabrik<br />
12.000 Euro + 5.000 Euro<br />
(Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Brühl<br />
ZOOM 10.000 Euro +<br />
5.000 Euro<br />
Dortmund<br />
Schauburg 6.000 Euro +<br />
2.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Roxy 9.000 Euro<br />
Camera 9.000 Euro<br />
Düsseldorf<br />
Souterrain 6.000 Euro +<br />
2.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Metropol 10.000 Euro<br />
Cinema 8.000 Euro<br />
Bambi 8.000 Euro + 2.000<br />
Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Atelier 6.000 Euro<br />
Espelkamp<br />
Elite 2.000 Euro + 2.000<br />
Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Essen<br />
Galerie Cinema 8.000<br />
Euro<br />
Eulenspiegel 5.000 Euro<br />
+ 5.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Astra 8.000 Euro<br />
Gelsenkirchen<br />
Schauburg 6.000 Euro +<br />
2.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Gevelsberg<br />
Filmriss 2.000 Euro<br />
Das Astra Filmtheater in Essen<br />
Foto: Essener Filmkunsttheater GmbH<br />
Am 4. November verlieh die <strong>Filmstiftung</strong> NRW im Düsseldorfer<br />
Savoy-Theater ihre Jahresfilmprogramm-Prämien an<br />
engagierte Kinobetreiber. Insgesamt wurden dabei Prämien<br />
in Höhe von 449.000 Euro vergeben. Der mit 10.000 Euro<br />
dotierte Innovationspreis ging an die Essener Lichtburg und<br />
an die Filmpalette in Köln.<br />
Gütersloh<br />
Bambi 7.000 Euro + 4.000<br />
Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Hagen<br />
Babylon 4.000 Euro<br />
Hattingen<br />
Lancaster 2.000 Euro +<br />
2.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Hennef<br />
Kur-Theater 4.000 Euro<br />
Jahresfilmprogramm-Prämien<br />
Alle Kinos,<br />
alle Prämien<br />
Hilchenbach<br />
Viktoria 8.000 Euro +<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Hürth<br />
Berli 2.000 Euro + 2.000<br />
Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Jülich<br />
Kino im Kulturbahnhof<br />
2.000 Euro<br />
Kerpen<br />
Capitol 6.000 Euro<br />
Köln<br />
OFF Broadway 15.000<br />
Euro<br />
Odeon 8.000 Euro + 2.000<br />
Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Metropolis 6.000 Euro +<br />
10.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Filmpalette 10.000 Euro<br />
Cinenova 4.000 Euro +<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Theater am Weißhaus<br />
5.000 Euro<br />
Lemgo<br />
Hansa Kino 2.000 Euro<br />
Mettmann<br />
Studio 5.000 Euro + 4.000<br />
Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Münster<br />
Schloßtheater 10.000<br />
Euro + 5.000 Euro (Kinderund<br />
Jugendprogramm)<br />
Cinema 15.000 Euro +<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Neuss<br />
Hitch 6.000 Euro + 2.000<br />
Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Oberhausen<br />
Lichtburg 5.000 Euro<br />
(Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Kino im Walzenlager<br />
2.000 Euro<br />
Oelde<br />
Filmzentrum Oelde<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Ratingen<br />
Kino 5.000 Euro + 4.000<br />
Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Wachtberg<br />
Drehwerk 17|19<br />
4.000 Euro<br />
Warburg<br />
Cineplex 5.000 Euro +<br />
3.000 Euro (Kinder- und<br />
Jugendprogramm)<br />
Wetter<br />
Lichtburg 2.000 Euro<br />
Winterberg<br />
Filmtheater Winterberg<br />
2.000 Euro<br />
Wuppertal<br />
Talflimmern 2.000 Euro<br />
Lichtblick Cinema<br />
4.000 Euro<br />
Innovationspreis<br />
Essener Lichtburg<br />
10.000 Euro<br />
Kölner Filmpalette<br />
10.000 Euro<br />
Sonderehrung<br />
AJZ Kino Bielefeld<br />
Filmforum Duisburg<br />
Onikon Herdecke<br />
Belohnung für gute Ideen: Die Filmpalette wird für die Filmreihe<br />
„Junges Deutsches Kino“ ausgezeichnet. Foto: Filmpalette<br />
Innovationspreis für<br />
Kinos in Köln und Essen<br />
Die Lichtburg in Essen und die Kölner Filmpalette erhalten<br />
2009 zu gleichen Teilen den Innovationspreis Kino,<br />
den die <strong>Filmstiftung</strong> NRW im Rahmen ihrer Jahresfilmprogramm-Prämien<br />
am 4. November im Düsseldorfer Savoy<br />
Theater zum zweiten Mal vergab. Der mit 20.000 Euro dotierte<br />
Preis zeichnet Kinos aus, die sich durch Innovationen<br />
bei der Gestaltung, dem Betriebskonzept oder dem Marketing<br />
ausgezeichnet haben. Die Lichtburg erhält die Auszeichnung,<br />
weil sie bewiesen hat, „wie der Erhalt von historischer<br />
Kinosubstanz [...], entgegen dem vorherrschenden Trend einer<br />
Branche – die vorrangig unter Vernachlässigung der bestehenden,<br />
teils denkmalgeschützten Traditionshäuser auf<br />
Neubauten setzte – innovativ und gleichzeitig wegweisend<br />
sein kann“. Die Filmpalette wird für ihre Filmreihe „Junges<br />
Deutsches Kino“ ausgezeichnet, bei der jeden Monat eine<br />
aktuelle Produktion des deutschen Filmnachwuchses präsentiert<br />
wird. Meistens in Anwesenheit der Regisseure. Am 18.<br />
November ist Christoph Röhl mit seinem Film „Ein Teil von<br />
mir“, eine Produktion der Kölner Tat-Film, zu Gast.<br />
Strate Preis für Berger<br />
und Verhoeven<br />
Sie ist eine der bedeutendsten deutschsprachigen Charakterschauspielerinnen.<br />
Er ist einer der politischsten deutschen Regisseure:<br />
Senta Berger und Michael Verhoeven sind<br />
die diesjährigen Träger des mit 20.000 Euro dotierten Herbert-Strate<br />
Preises, den die <strong>Filmstiftung</strong> NRW und<br />
der HDF Kino e.V. am 4. November im Rahmen der Jahresfilmprogramm-Prämien<br />
im Düsseldorfer Savoy Theater<br />
verlieh. Gewürdigt wurde das Paar, das seit 1966 verheiratet<br />
ist, in einer Laudatio von Mario Krebs, Verhoevens<br />
Koautor bei „Die weiße Rose“ und Geschäftsführer der Kölner<br />
Eikon West.<br />
Mit dem Preis<br />
erinnern <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und HDF<br />
Kino e.V. an den KinobetreiberHerbert<br />
Strate, der<br />
2004 im Alter von<br />
82 Jahren starb und<br />
sich als langjähriger<br />
Präsident der FFA<br />
und des Hauptver-<br />
bands deutscher<br />
Filmtheater große<br />
Verdienste um den<br />
deutschen Film er-<br />
Senta Berger und Michael Verhoeven<br />
auf dem <strong>Filmstiftung</strong>sempfang in Venedig,<br />
Foto: Hubert Bösl<br />
worben hatte. Die bisherigen Preisträger sind Sönke Wortmann,<br />
Tom Tykwer, Uschi Reich, Günter Lamprecht,<br />
der Filmjournalist Heiko R. Blum, Jürgen Vogel<br />
und der ehemalige Vorstand der Filmförderungsanstalt<br />
Rolf Bähr.<br />
Jahresfilmprogramm-Prämien – newsletter 6/2009 9
Fotos: Kurt Krieger (7), Hubert Bösl (5), coproductionoffice (2), Tanja Güß (1)<br />
rün auf rot war das Bild, das in Erinne-<br />
Grung bleibt: das Team um Shirin Neshats<br />
Wettbewerbsbeitrag „Women without<br />
Men“ in den Farben der iranischen Opposition<br />
auf dem roten Teppich des Festivals in Venedig.<br />
Die Filmfestspiele am Lido standen in<br />
diesem Jahr ganz im Zeichen politischer Filme.<br />
Kein Wunder, dass der israelische Film<br />
„Lebanon“ von Samuel Maoz bei der 66. Ausgabe<br />
der Mostra am Lido den Goldenen Löwen<br />
gewann. In seinem formal konsequenten<br />
Film verarbeitet der Regisseur ein Trauma:<br />
Wie er 1982 als Soldat in den Libanonkrieg<br />
zog, erzählt er stringent und beeindruckend<br />
nur aus der Perspektive des Innenraums eines<br />
Panzers. Die Außenwelt sieht man in diesem<br />
Benvenuto,<br />
Martina Gedeck!<br />
Sonja Ewers und<br />
Benjamina Mirnik<br />
(Ariel Films Köln),<br />
die mit „Lebanon“<br />
den Goldenen Löwen<br />
gewonnen haben<br />
Ein Hoch auf „Zarte Parasiten“ von Christian<br />
Becker und Oliver Schwabe: Das Team<br />
feierte beim <strong>Filmstiftung</strong>sempfang die Einladung<br />
in die Reihe Orizzonti<br />
„Päpstin“ Johanna Wokalek<br />
mit Michael Schmid-Ospach<br />
Das Team von „Eine vernünftige<br />
Lösung“ im Palazzo Zenobio, rechts<br />
Raimond Goebel von der Kölner Pandora<br />
10<br />
beklemmenden Drama nur durch das Zielfernrohr.<br />
„Lebanon“ entstand genauso mit Geldern<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW wie der erste Kinofilm<br />
der iranischen Video-Künstlerin Shirin Neshat<br />
„Women without Men“. Für ihr mutiges Debüt,<br />
das ins Teheran der 50er Jahre entführt,<br />
wurde sie mit dem Preis für die beste Regie<br />
ausgezeichnet. Insgesamt nahmen sieben von<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte Produktionen<br />
am Filmfest von Venedig teil, drei im Wettbewerb,<br />
und sie alle erhielten Preise. Michael<br />
Schmid-Ospach, Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, freute sich über den Erfolg und<br />
bezeichnete ihn als „kleinen Triumph für <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>“.<br />
„Lebanon“ und „Women<br />
Sieben geförderte Filme auf dem Festival in Venedig<br />
Die Welt<br />
durchs<br />
Zielfernrohr<br />
Grün auf rot:<br />
Shirin Neshat auf<br />
dem roten Teppich<br />
Der Silberne Löwe für die beste Regie ging<br />
an Shirin Neshat (rechts) für „Women<br />
without Men“. Hier zusammen mit Produzentin<br />
Susanne Marian (Essential Filmproduktion)<br />
„Lourdes“-Regisseurin Jessica Hausner (mitte),<br />
mit ihrem Team: Philippe Bober, Tanja Hausner,<br />
Susanne Marian und Antonin Svoboda<br />
Pressetreff: Frank Olbert,<br />
Dorothee Krings, Marion Meyer,<br />
Margret Köhler und Günter Jekubzik<br />
„Wüstenblume“-Macher: Benjamin<br />
Herrmann, Waris Dirie, Sherry<br />
Hormann, Hauptdarstellerin Liya<br />
Kebede und Peter Herrmann (v.l.)<br />
Sönke Wortmann,<br />
Günter Rohrbach,<br />
Angelika Wittlich,<br />
Tom Spieß<br />
und Nico Hofmann<br />
Katriel Schory und<br />
die Kölner Produzentin<br />
Bettina Brokemper<br />
without Men“ seien „Statements für den Frieden“.<br />
Viel Lob von Kritik und Publikum sowie drei<br />
Preise, u.a. den Fipresci-Preis der internationalen<br />
Filmkritik, erntete „Lourdes“ der österreichischen<br />
Regisseurin Jessica Hausner, der ebenfalls<br />
im Wettbewerb um den Goldenen Löwen<br />
lief. Eine junge, gelähmte und nicht gerade<br />
fromme Frau fährt in den Wallfahrtsort Lourdes<br />
und wird auf wundersame Weise geheilt. Hausner<br />
nähert sich dem Phänomen eines Wunders<br />
mit skeptischem Blick, ohne dabei Gläubige zu<br />
verletzen. Auch „Wüstenblume“ von Sherry<br />
Horman feierte in Venedig seine Weltpremiere.<br />
Die beeindruckende Bestsellerverfilmung<br />
nach dem autobiografischen Buch von Supermodel<br />
und UN-Sonderbotschafterin Waris Dirie<br />
erzählt die Geschichte eines somalischen Nomadenmädchens,<br />
das vor einer Zwangsheirat<br />
nach London flüchtet und dort eine Karriere als<br />
Top-Model beginnt. Die Hälfte der Drehtage<br />
fanden in NRW statt. Ebenfalls gefördert und<br />
im Programm des Festivals: „Zarte Parasiten“<br />
von Christian Becker und Oliver Schwabe, Héctor<br />
Gálvez’ „Paraiso“ und Jörgen Bergmarks „Eine<br />
vernünftige Lösung“.<br />
Bei so viel Präsenz im Festival hatte die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> allen Grund zum Feiern und lud<br />
die Filmbranche in den prachtvollen Palazzo<br />
Zenobio ein. Der Einladung folgten 150 Gäste<br />
u.a. die Regisseure Sönke Wortmann, Markus<br />
Imboden, Philip Gröning, Christian Bekker,<br />
Shirin Neshat, Oliver Schwabe, Michael<br />
Verhoeven und Jörgen Bergmark, die Schauspieler<br />
Martina Gedeck, Johanna Wokalek und<br />
Robert Stadlober, die Produzenten Nico Hofmann,<br />
Regina Ziegler, Bettina Brokemper, Tom<br />
Spieß und Günter Rohrbach. Rohrbach verkündete<br />
mit der ebenfalls anwesenden Senta<br />
Berger, dass sie den gemeinsamen Vorsitz<br />
der Deutschen Filmakademie im Frühjahr 2010<br />
abgeben werden.<br />
Sherry Hormann kam mit ihrem ganzen<br />
Filmteam in den Palazzo. Ex-Topmodel Waris<br />
Dirie war ebenso unter den Gästen der <strong>Filmstiftung</strong><br />
wie Liya Kebede, Hauptdarstellerin der<br />
„Wüstenblume“. Michael Schmid-Ospach<br />
freute sich bei seiner Ansprache über den großen<br />
Erfolg der sieben Filme in Venedig, die die<br />
Idee der Schönheit, aber auch die Probleme<br />
der Welt spiegeln würden, und „zeigen, wie<br />
sie besser aussehen könnte“.<br />
Der Vorsitzende des NRW-Fördergremiums<br />
Norbert Schneider mit Irmela Schneider und<br />
Petra und Dieter Stolte<br />
Das „Paraiso“-Team freute<br />
sich über den Festival-Auftritt<br />
in der Reihe Orizzonti<br />
Newsletter-Fan<br />
Liya Kebede<br />
(„Wüstenblume“)<br />
newsletter 6/2009 – Meldungen<br />
ie Zahnbürste wurde freundlicherweise<br />
Dvon der Reiseagentur gestellt, und dass es<br />
die Hoffnung ist, die zuverlässig zuletzt, aber<br />
irgendwann doch stirbt, dafür sorgte die Fluggesellschaft:<br />
So kam ich nach Los Angeles.<br />
Am Anfang der Reise zu den „German Currents“<br />
stand ein Computer-Crash in Frankfurt.<br />
Der sorgte nicht nur für stundenlanges Warten<br />
vor dem Abflug. Nein, mit dunklen Argumenten,<br />
die gleichwohl subtil und logisch klangen,<br />
wurde uns dargelegt, dass uns das Gepäck erst<br />
am nächsten Tage folgen könne. Sozusagen im<br />
zivilisatorischen Grenzbereich, aufgefangen allein<br />
durch das segensreiche Wirken der Dame<br />
von der Agentur (Zahnbürste, Zahnpasta, Rasierapparat<br />
und Rasiercreme ohne Aufschäumhilfe)<br />
stand ich also auf dem Eröffnungsempfang<br />
im formidablem „Wokcano“ in Santa Monica,<br />
einem Restaurant, in dem Außen und Innen<br />
in der lauen kalifornischen Nacht halluzinatorisch<br />
ineinander verschwammen. Aber<br />
wahrscheinlich lag das am Jetlag und am Wein.<br />
So mancher Gast aus Deutschland, dies immerhin<br />
registrierte ich erleichtert, war ebenfalls im<br />
Reise-T-Shirt erschienen.<br />
Benno Fürmann war da, denn „Nordwand“<br />
eröffnete das Festival, das zum dritten Mal stattfand,<br />
vom Goethe-Institut in Los Angeles in Zusammenarbeit<br />
mit der <strong>Filmstiftung</strong> NRW veranstaltet<br />
wurde und sich in diesem Jahr auf Produktionen<br />
konzentrierte, die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
gefördert worden sind. Nun gut, für mich<br />
und manch anderen sollte zur ganz persönlichen<br />
Nordwand die Wiederbeschaffung der<br />
Koffer werden – Hans-Christian Schmid<br />
(„Sturm“) und seine Produzentin Britta Knöller<br />
sah man noch ein wenig länger als mich im T-<br />
Shirt. Und doch war es ganz unvergleichlich, im<br />
entspannten Westküsten-Rhythmus auf deutschen<br />
Strömungen zu surfen.<br />
Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, einen<br />
ungemein deutschen Zusammenhang zwischen<br />
Leben und Kino zu beschwören. Es bedarf<br />
nur weniger Autominuten vom Aero Theatre<br />
– dem ehrwürdigen Festivalkino in Santa<br />
Monica – bis zum Zentrum des deutschen Exils<br />
im Kalifornien der 40er Jahre. Damals war die<br />
Ortschaft Pacific Palisades ein verschlafenes Nest<br />
mit nur einem Drugstore; heute ist sie wie die<br />
gesamte Stadtlandschaft rund um Los Angeles<br />
eine etwas in die Breite gegangene Dame,<br />
die sich gleichwohl äußerst vornehm mit immer<br />
blühender Bougainvillea, gepflegter Straßenruhe<br />
und in der Sonne dösenden Villen zwischen<br />
den nördlichen Hügeln hinstreckt. Hier hat Thomas<br />
Mann sein Haus am San Remo Drive errichten<br />
lassen.<br />
Wenn sich der Filmfreund Mann den geschwungenen<br />
Ocean Drive hinunter nach Santa<br />
Monica chauffieren ließ, wenn ihm der Duft<br />
von Zedern, Zypressen und Platanen in die Nase<br />
stieg und der Pazifik aufschäumte, mag er<br />
sich an die süditalienische Amalfi-Küste erinnert<br />
gefühlt haben – im Aero Theatre angekommen,<br />
tauchte er in die damals schon sehr globale<br />
Wirklichkeit des Kinos ein und wird Bilder aus<br />
Europa gesehen haben, die ihm vor Augen führten,<br />
wie die Lage wirklich war: Während auf<br />
dem Alten Kontinent der Krieg tobte, waren<br />
Mann und die kalifornische Exilantengemeinde<br />
– Brecht, Döblin, Feuchtwanger – an den<br />
Rand der Welt verbannt. Ins quälende, ins qualvoll<br />
idyllische Paradies.<br />
So war es eine berührende Pointe dieser<br />
„German Currents“, dass mit Heinrich Breloers<br />
Verfilmung der „Buddenbrooks“ Manns popu-
Vom 30. September bis zum 4. Oktober fanden in Los Angeles und<br />
Santa Monica die German Currents statt, die in diesem Jahr ganz<br />
im Zeichen NRWs standen. Filmkritiker Frank Olbert war dabei und<br />
schickte uns seinen Reisebericht.<br />
Vor der LA-Premiere von „Nordwand":<br />
Produzent Michael Souvignier (Zeitsprung)<br />
und Ica Souvignier mit<br />
NRW-Medienminister Andreas Krautscheid und<br />
Bastie Griese (MMC Independent)<br />
Claudia Droste-Deselaers von der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW bei der<br />
Präsentation des Filmlandes NRW<br />
Verena Lueken<br />
(stellv. Feuilletonchefin<br />
der FAZ) hält<br />
einen Einführungsvortrag<br />
zu „Triangle"<br />
Regisseur Christian Ditter, hier mit seiner<br />
Produzentin Lena Olbrich, signiert „Vorstadtkrokodile“-<br />
Poster für die jungen Fans im Aero-Theatre<br />
Die drei Triangle Dialogue-Regisseure Matthias<br />
vom Schemm, Yael Reuveny und Pawel Ferdek<br />
Uli Putz und<br />
Marco Kreuzpaintner<br />
(„Krabat“)<br />
Ute Dilger (Kunsthochschule<br />
für Medien Köln) vor Exponaten aus<br />
dem Filmmuseum Düsseldorf<br />
lärstes Figuren-Ensemble Einzug auf der Leinwand<br />
im Aero Theatre hielt – und mit Breloer<br />
einer der profundesten Mann-Kenner<br />
Deutschlands nach Los Angeles kam. Wer übrigens<br />
die Diskussionen verfolgte, die sich den<br />
Filmvorführungen im Aero anschlossen, der<br />
konnte ein äußerst aufgeschlossenes und angeregt<br />
nachfragendes Publikum erleben – nicht<br />
allein, was die historischen Stoffe wie die „Buddenbrooks“<br />
oder Helma Sanders-Brahms’ „Geliebte<br />
Clara“ betraf, sondern auch die Kinoblikke<br />
auf das heutige Deutschland wie Hannes<br />
Stöhrs Ballade über die Elektro-Szene, „Berlin<br />
Calling“, oder Schmids Studie über das Haager<br />
Kriegsverbrecher-Tribunal, „Sturm“. Ob diese<br />
Filme repräsentativ seien für das deutsche<br />
Kino, wollten viele Zuschauer aus den USA wissen,<br />
ob sie auf Festivals gelaufen seien und wie<br />
das Publikum in Deutschland auf sie reagiert<br />
habe.<br />
NRW und USA – diese Kombination war<br />
noch in einer weiteren Hinsicht bedeutsam.<br />
Medienminister Andreas Krautscheid war ebenfalls<br />
nach Kalifornien gereist, um unter anderem<br />
den Filmstandort an Rhein und Ruhr sowie<br />
das MMC-Studio und Pictorion zu präsentieren.<br />
Mit dem „Vorleser“ zum Beispiel konnte<br />
man bereits gute Erfahrungen sammeln –<br />
wer weiß, wann NRW den nächsten Oscar gewinnt?<br />
Autogrammstunde mit<br />
Regisseurin Helma Sanders-Brahms<br />
nach ihrem Film „Geliebte Clara"<br />
<strong>Filmstiftung</strong>schef<br />
Michael Schmid-Ospach<br />
mit „Nordwand"-Star<br />
Benno Fürmann<br />
Regisseur Niko von Glasow („NoBody's Perfect"),<br />
Kanzlerfotograf Konrad Rufus Müller mit seiner Frau<br />
Brigitte Lünstroth und Bernd Desinger (Filmmuseum<br />
Düsseldorf), der den Abend moderierte<br />
Oben: Die Leuchttafel des Aero Theatre<br />
in Santa Monica verkündet NRW-Produktionen<br />
Fotos: Volker Corell (14), Christina von Messling (1)<br />
German Currents<br />
Am 4. Oktober endete in Santa Monica das<br />
viertägige Filmfestival German Currents, das<br />
vom Goethe-Institut LA und der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW organisiert und von German Films unterstützt<br />
wurde. Vier Tage lang standen dabei<br />
zehn Filme aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> auf<br />
dem Programm des Aero Theaters. Gezeigt<br />
wurden aktuelle Kinofilme, aber auch Kurzfilme<br />
der Kölner Kunsthochschule für Medien<br />
sowie die Dokumentarfilm-Kompilation<br />
„A Triangle Dialogue“. Die Regisseure<br />
und Produzenten stellten ihre Filme dem Publikum<br />
persönlich vor, und auch NRW-Medienminister<br />
Andreas Krautscheid, der mit<br />
einer eigenen Medien-Delegation in den<br />
USA weilte, um für den Standort zu werben,<br />
war bei der Eröffnung dabei. Michael<br />
Schmid-Ospach, Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, begrüßte mit ihm die zahlreichen<br />
Besucher und freute sich über die<br />
„beeindruckende Erfahrung, zu spüren, wie<br />
stark der deutsche Film in USA nachgefragt<br />
ist“. Krautscheid nutzte die Reise, um in einer<br />
gesonderten Präsentation gemeinsam<br />
mit der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und Vertretern der<br />
Filmwirtschaft für den Standort <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> zu werben.<br />
„Buddenbrooks"-Regisseur Heinrich<br />
Breloer (links) mit Kollegin Helma<br />
Sanders-Brahms und Norbert Schneider<br />
German Currents<br />
Auf den Spuren Manns<br />
Hans-Christian Schmid<br />
(„Sturm") und<br />
Britta Knöller vor<br />
dem legendären Kino,<br />
das die NRW-<br />
Produktionen zeigte<br />
Benno Fürmann, Uschi Obermaier<br />
und „Nordwand"-Produzent<br />
Boris Schönfelder<br />
Meldungen – newsletter 6/2009 11
AV-Gründerzentrum: Offen für Games<br />
Vierzehn Stipendien schreibt das AV-Gründerzentrum<br />
NRW für 2010 aus. Zehn davon<br />
werden an junge Unternehmen aus dem Kernbereich<br />
Film- und Fernsehproduktion vergeben,<br />
während sich vier Firmenkonzepte aus den Feldern<br />
Neue Medien und Games durchsetzen<br />
werden. Für den Newsletter berichtet Horst<br />
Schröder, Geschäftsführer des in Köln-Mülheim<br />
beheimateten AV-Gründerzentrums, über<br />
die Neuerungen innerhalb des Förderprogramms,<br />
das nun bereits in sein fünftes Jahr gehen<br />
wird.<br />
Die Bewerbungsfrist zum neuen<br />
Stipendiatenprogramm läuft<br />
noch bis zum 15. November – wie ist<br />
bisher das Interesse?<br />
Ende September haben wir eine Informationsveranstaltung<br />
durchgeführt, die außerordentlich<br />
gut besucht war. Ich bin sehr zufrieden.<br />
Wie hat sich die Aufnahme der<br />
Bereiche Neue Medien und Games<br />
ins Programm bisher bewährt?<br />
Das Kerngeschäft des Gründerzentrums<br />
liegt nach wie vor im AV-Bereich. Wir haben uns<br />
über die Erhöhung der Projektmittel der Staatskanzlei<br />
um 50 Prozent sehr gefreut. Die Bedingung,<br />
damit neue Stipendien in den Bereichen<br />
Neue Medien und Games auszuschreiben, haben<br />
wir gerne erfüllt. Dafür haben wir gezielt<br />
die wichtigen Akteure aus der New-Media- und<br />
der Games-Branche an das AV-Gründerzentrum<br />
Neues aus der ifs<br />
Wenn am 10. November ein weiterer Absolventenjahrgang<br />
von 20 Studierenden vor einem geladenen<br />
Branchenpublikum im Cinenova seine<br />
Abschlussarbeiten präsentiert, sind andere<br />
Filme von ifs-Studenten auf Festivals unterwegs.<br />
Das Interesse an Hanno Olderdissens „Robin“<br />
zum Beispiel ebbt nicht ab, und so läuft der<br />
Film dieser Tage in Japan, der Ukraine sowie in<br />
Bristol. Doch auch in NRW sind demnächst Ar-<br />
NRW binden können. Sie helfen<br />
den jungen Unternehmen<br />
außerordentlich in der<br />
Findung ihrer Unternehmerprofile,<br />
inhaltlich wie auch<br />
persönlich. Darüber hinaus<br />
vertragen sich alle untereinander<br />
hervorragend, kommunizieren,<br />
vernetzen sich<br />
und schauen über den Tellerrand hinaus.<br />
Gemeinsam stark: UCLA und ifs<br />
Die Reise einer NRW-Delegation unter Führung von NRW-Medienminister<br />
Andreas Krautscheid nach Los Angeles hat auch für die ifs internationale<br />
filmschule köln Früchte getragen: Am 1. Oktober unterzeichnete<br />
Filmschulenleiterin Simone Stewens einen Kooperationsvertrag<br />
mit Barbara Boyle, Leiterin des Bereichs Film, Fernsehen und<br />
Digitale Medien an der University of California (UCLA). Die vereinbarte<br />
Kooperation zwischen der ifs und der legendären UCLA, an der bereits<br />
Francis Ford Coppola ausgebildet wurde, sieht sowohl akade-<br />
12<br />
Horst Schröder,<br />
Foto: AV-Gründerzentrum<br />
NRW<br />
Das Gründerzentrum scheint in<br />
der allgemein angestrebten Konvergenz<br />
dieser Bereiche also durchaus<br />
ein Vorbild zu sein?<br />
Wir haben uns den Aspekt der Konvergenz<br />
in der Gesamtarbeit absolut verordnet. Wir verstehen<br />
uns mehr denn je auch als in einer Laborsituation<br />
befindlich. Wir sind aber andererseits<br />
auch so mutig zu sagen, dass es neben der<br />
Konvergenz eben auch eine Divergenz gibt, was<br />
die drei Felder AV, New Media und Games anbetrifft.<br />
Eine Divergenz, die auch Änderungen<br />
in Ihrem Programm erfordert…<br />
Zwangsläufig. In den Workshops mit den<br />
Games- und New Media-Beteiligten erstellen wir<br />
zurzeit anhand von Fallstudien Stoffsammlungen,<br />
die eine Bestandsaufnahme ergeben soll<br />
darüber, in welcher Situation sich diese jungen<br />
Unternehmen befinden. Wir wissen, dass es im<br />
beiten aus der ifs zu sehen: Beim Kinofest Lünen<br />
etwa laufen mit Bogdana Vera Lorenz’<br />
„Heimspiel“ und „Gisberta“ von Lisa Violetta<br />
Gaß zwei Abschlussfilme des 3. Filmstudium-Jahrgangs.<br />
Und auf dem parallel in Köln<br />
stattfindenden Kurzfilmfestival Unlimited sind<br />
„XXO“ (Regie: Katinka Narjes), „Soltau“ (Regie:<br />
Peter Hümmeler) und „Kriegerstock“<br />
(Regie: Joseph Lippok) zu sehen.<br />
Derweil laufen die Vorbereitungen für den<br />
neuen Studiengang Kamera bei der ifs auf<br />
Hochtouren.<br />
Voraussichtlich<br />
im Dezember<br />
2009 wird die<br />
Bewerbungs-<br />
Bereich Online/Neue Medien so gut wie gar keine<br />
routinierten Geschäftsprozesse gibt, an denen<br />
man sich hilfreich orientieren könnte. Und<br />
wir wissen im Bereich Games, dass es immer<br />
grundsätzlich zu entscheiden gilt: „Bin ich Developer<br />
oder bin ich Publisher?“ Das arbeiten wir<br />
in diesen Workshops heraus. Zum Ende des Stipendienjahres<br />
der Gamer- und New Media-Leute<br />
– das am 31. März endet, da sie erst am 1.<br />
April angefangen haben – wollen wir das Papier<br />
zu diesem Fallstudienprojekt auch veröffentlichen.<br />
Das Jahr der neuen Generation<br />
beginnt aber am 1. Januar 2010?<br />
Das stimmt, deshalb werden es statt 14<br />
vorübergehend im ersten Quartal 2010 18 Unternehmen<br />
im Stipendiatenprogramm sein.<br />
Was ist der beste Weg für eine<br />
Bewerbung?<br />
Auf unserer Website www.av-gruenderzentrum.de<br />
findet man alle notwendigen<br />
Informationen. Die Richtlinien zur Bewerbung<br />
sowie das Bewerbungsformular stehen dort als<br />
Download bereit. Wir erwarten die Bewerbungsunterlagen<br />
einmal als elektronische Version per<br />
Email – mit der Einschränkung, dass sie nicht<br />
mehr als 10 MB umfassen sollte – und ein zweites<br />
Mal auch in ausgedruckter Form. Wir haben<br />
letztes Jahr für die Juryentscheidung zudem ein<br />
Novum eingeführt, bei dem die Kandidaten zu<br />
einem persönlichen Pitch erscheinen müssen,<br />
womit man vielleicht einiges, das an Schwächen<br />
im Geschäftsplan existent ist, wieder ausbügeln<br />
kann.<br />
mischen als auch praktischen Austausch vor. Als erstes<br />
konkretes Vorhaben wurde für den Sommer 2010 in<br />
Köln eine gemeinsame sechswöchige Summer School angekündigt. Unter<br />
dem Titel „People on Sunday 2010“ soll in Anlehnung an den Film<br />
„Menschen am Sonntag“ ein interkultureller filmischer Blick auf das Alltagsleben<br />
in Köln und – ein Jahr später – in Los Angeles geworfen werden.<br />
„Menschen am Sonntag“ wurde 1930 u.a. von Filmemachern wie<br />
Billy Wilder, Robert Siodmak und Edgar G. Ulmer realisiert, bevor<br />
sie in die USA emigrieren mussten.<br />
ifs, Tel. (0221) 9201880; info@filmschule.de<br />
„Gisberta“ von<br />
Lisa Violetta Gaß<br />
auf dem Weg<br />
nach Lünen, Foto:<br />
Michael Lämmler<br />
phase für das siebensemestrige Bachelor-Studium<br />
beginnen, das dann im Wintersemester<br />
2010/11 startet. Wer den Bewerbungsstart nicht<br />
verpassen möchte, kann sich jetzt schon auf der<br />
Website der Filmschule in eine Mailingliste eintragen<br />
(www.filmschule.de). Ebenfalls im<br />
Dezember startet die Bewerbungsphase für den<br />
Studiengang Film mit den Schwerpunkten Drehbuch,<br />
Regie und Kreatives Produzieren.<br />
Am 28. und 29. November bietet die ifs einen<br />
Storyboard-Workshop mit Marcie<br />
Begleiter an, bei der die Fachautorin Schritt<br />
für Schritt an das Storyboarding heran führt: von<br />
der Analyse des Drehbuchs zum Übersichtsdiagramm<br />
der Kamerapositionen bis zur Zeichnung<br />
von Kameraeinstellungen und -fahrten. Wichtigster<br />
Bestandteil ist dabei das Erlernen der „Extended-Frame-Techniken“,<br />
die Kamerabewegungen<br />
so nachvollziehbar veranschaulichen,<br />
dass sie für alle Beteiligten verständlich sind.<br />
Zeichnerische Fähigkeiten sind keine Voraussetzung,<br />
wohl aber gute Englischkenntnisse.<br />
ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />
info@filmschule.de<br />
newsletter 6/2009 – Auf dem Sprung – Die Seite für den Filmnachwuchs<br />
Ruhrtriennale sucht<br />
Urmomente<br />
Noch bis zum 20. November können junge Filmemacher<br />
und Filmstudenten ihre Ideen für ein<br />
Filmporträt der Ruhrtriennale einsenden. Unter<br />
dem Motto „Urmomente“ soll das Porträt in<br />
maximal 15 Minuten die „künstlerische Essenz<br />
und den Charakter der Ruhrtriennale mit filmischen<br />
Mitteln wiedergeben“. Der fertige Beitrag<br />
soll im Sommer 2010 als Vorfilm deutschlandweit<br />
in Programmkinos laufen und für die Triennale<br />
werben. In der ersten Phase des Wettbewerbs<br />
werden dafür Konzepte gesucht, von denen<br />
die besten in einer zweiten Phase zu einem<br />
Drehbuch weiterentwickelt werden. Anschließend<br />
wird das überzeugendste Drehbuch umgesetzt.<br />
Die Jury besteht aus Vertretern der Kooperationspartner<br />
(<strong>Filmstiftung</strong> NRW,<br />
NRW Bank und Ruhrtriennale) sowie aus namhaften<br />
Filmregisseuren, die auch als Mentoren<br />
gewonnen werden sollen. Mehr Infos zum Wettbewerb<br />
unter www.ruhrtriennale.de.<br />
Best of KHM: der Dokumentarfilm „Zwei halbe<br />
Leben sind kein ganzes“ von Regisseur Servet<br />
Ahmet Golbol, Foto: IMPALA Filmproduktion<br />
Neues aus der KHM<br />
Ein überraschtes „Och?“, so wird kolportiert, sei<br />
die erste Reaktion von Klaus Jung auf seine<br />
Berufung zum neuen Rektor der Kunsthochschule<br />
für Medien Köln (KHM) gewesen.<br />
Mit Wirkung vom 1. Oktober ernannte der<br />
NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart<br />
den 1955 in Solingen geborenen Künstler,<br />
der von der School of Fine Art in Glasgow<br />
nach Köln wechselte. Seit 1990 war Jung<br />
an verschiedenen europäischen Kunsthochschulen<br />
leitend tätig und ist Vizepräsident der European<br />
League of Institutes of the Arts<br />
(ELIA). Einen Überblick über Arbeiten seiner<br />
KHM-Studenten kann sich Jung zum Beispiel am<br />
7. November zwischen 19 und 3 Uhr verschaffen,<br />
wenn das Nonstopkino der KHM zur Langen<br />
Nacht der Museen öffnet. Unter dem Titel<br />
„Parallelwelten“ zeigen Studenten Animations-,<br />
Trick- und Experimentalfilme in der Dauerschleife.<br />
Im Studiofoyer der Aula sind zudem<br />
Arbeiten der Korean National University<br />
of the Arts aus Seoul zu sehen.<br />
Fortgesetzt wird im Dezember die Reihe<br />
Best of KHM Movies. Am 2. Dezember begrüßt<br />
Prof. Katrin Schlösser den Regisseur Servet<br />
Ahmet Golbol in der Aula der KHM mit<br />
seinem Dokumentarfilm „Zwei halbe Leben sind<br />
kein ganzes“. Eine Woche später dann, am 9.<br />
Dezember, präsentiert Jan Krüger seinen Film<br />
„Rückenwind“. Das Gespräch moderiert Prof.<br />
Dietrich Leder. Die Veranstaltung am 9. Dezember<br />
ist zudem Teil des Infotags an der KHM.<br />
Zwischen 10 und 21 Uhr präsentiert die Hochschule<br />
umfassende Informationen für alle am<br />
Diplomstudium Audiovisuelle Medien Interessierten.<br />
Alle Termine und Infos unter<br />
www.khm.de.<br />
KHM, Tel. (0221) 201890;<br />
info@khm.de
aris Aladag suchte schon früh nach Wegen,<br />
Bum seine Leidenschaft für Musik und Film<br />
zusammenzubringen. Mit 13 Jahren begann er,<br />
Musik aufzulegen, mit 19 inhalierte er die Droge<br />
Filmwelt als Praktikant am Set von Benjamin<br />
Quabecks Debütfilm „Nichts bereuen“. Einen<br />
„Wahnsinnsdreh“ nennt Baris Aladag es rückblickend.<br />
„Ich habe direkt gemerkt, dass ich so<br />
einen Dreh nie wieder erleben werde – obwohl<br />
es mein erster war. Alle haben in einer Villa gelebt,<br />
alle waren zwischen 20 und 30 Jahre alt<br />
und ohne Gage dabei.“ Aladags Augen leuchten.<br />
„Da war mir dann am zweiten Tag schon<br />
klar: Das ist der Bereich, wo ich hin muss!“<br />
Die Kölner Kunsthochschule für Medien<br />
(KHM) – an der auch Baris’ älterer Bruder Züli<br />
studierte – erschien als die perfekte Lösung,<br />
nicht nur wegen der Vielfalt, die dort möglich<br />
ist, sondern auch, weil ihr System weniger „verschult“<br />
sei als das konventioneller Filmakademien.<br />
Nach einem weiteren Jahr mit diversen<br />
Praktika im Filmbereich folgte die erste Bewerbung<br />
an der KHM. Und eine Ablehnung. Der<br />
eingereichte kurze Dokumentarfilm über einen<br />
Obdachlosen sei zu „klassisch“, zu konventionell<br />
gewesen. „Da war zu wenig von mir zu spüren.“<br />
2002 folgt der zweite Anlauf zum vorgegebenen<br />
Bewerbungsthema „Transit“. Jetzt<br />
traute Baris Aladag sich mehr: In der Kindergartengruppe<br />
seiner Nichte nahm er auf, was mit<br />
dem „Stille Post“-Effekt aus der Wortvorgabe<br />
„Transit“ wurde. „Das war weniger ein filmischer<br />
als ein künstlerischer Ansatz“, sagt Aladag.<br />
Auf ähnlich unberechenbarem Weg wie<br />
Nachrichten bei der Stillen Post scheinen die Gene<br />
für Kreativität in der Familie Aladag weitergegeben<br />
zu werden. Baris’ Vater war Lehrer und<br />
Rektor in der Türkei, ging aber in den 70er Jahren<br />
nach Stuttgart, weil er selbst mit einem Rektorengehalt<br />
in der Türkei keine Chance sah, seinen<br />
– damals noch vier – Kindern eine akademische<br />
Ausbildung zu ermöglichen. Als Nachzügler<br />
wurde Baris 1981 als einziges der Kinder<br />
in Deutschland geboren. Mit den Eltern<br />
sprechen die Kinder Türkisch, untereinander<br />
Deutsch. Heute ist Bruder Züli als Regisseur erfolgreich,<br />
eine Schwester ist Künstlerin, der älteste<br />
Bruder schreibt Drehbücher für Fernsehserien.<br />
„Mein Vater wollte in seiner Jugend Sänger<br />
werden. Meine Theorie ist, dass wir Kinder<br />
seinen ungelebten Traum ausleben.“<br />
Noch bevor Baris Aladag sein Studium an<br />
der KHM aufnahm, drehte er einen Kurzfilm mit<br />
Denis Moschitto in der Hauptrolle, mit dem er<br />
sich bei „Nichts bereuen“ angefreundet hatte.<br />
Die Geschichte drehte sich um das Thema AIDS,<br />
„weil ich fand und immer noch finde, dass das<br />
Thema zu wenig in Medien und Gesellschaft<br />
präsent ist“. Es folgten vier Jahre an der KHM,<br />
über die Baris Aladag fast nur lobende Worte<br />
findet: „Ich konnte Musikvideos drehen, Kurzfilme<br />
drehen, auch mal drei Monate nicht drehen,<br />
weil ich nur Filme schauen wollte. Diese<br />
Freiheit war für mich ideal.“ Es sei kein Rektorensystem,<br />
bei dem von oben ein Stempel aufgedrückt<br />
wird, sondern es gebe ganz unterschiedliche<br />
Professoren und künstlerische Haltungen.<br />
Zudem sei das Miteinander der in verschiedenen<br />
Bereichen arbeitenden Studierenden<br />
sehr inspirierend. Wenn man denn zueinander<br />
findet, denn: „Was fehlt an der KHM, ist<br />
eine Art Campus oder Räume, die von den Studenten<br />
bespielt werden können.“<br />
Im Dezember 2008 schloss Baris Aladag<br />
sein Studium mit einer Eins mit Auszeichnung<br />
ab. Sein 18-minütiger Abschlussfilm „Unter<br />
„Das ist ein Traum. Ich habe einen Song mit geschrieben, zu dem ich das Video drehe und der dann auch<br />
noch so wahnsinnig erfolgreich läuft“, sagt Baris Aladag. Aber es ist kein Traum, sondern Realität. Die<br />
Rede ist von Cluesos neuem Song „Gewinner“, der im Radio rauf und runter läuft. Dabei ist Baris Aladag<br />
eigentlich Filmemacher.<br />
Baris Aladag,<br />
Foto: Pascal Schmit<br />
Aladags KHM-Abschlussfilm „Unter Wasser“ mit Denis Moschitto war bereits auf mehreren Festivals zu sehen und nominiert für den Studio<br />
Hamburg Nachwuchspreis. Foto: Morphofilm/ KHM<br />
Porträt Baris Aladag<br />
Filmer und Songwriter<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
Wasser“, wieder mit Denis<br />
Moschitto in der Hauptrolle,<br />
war bereits auf mehreren Festivals<br />
zu sehen und nominiert<br />
für den Studio Hamburg<br />
Nachwuchspreis. Gemeinsam<br />
mit Moschitto hat Baris<br />
Aladag die Produktionsfirma<br />
Park 17 gegründet und ein<br />
Spielfilmdrehbuch geschrieben mit dem Arbeitstitel<br />
„Gabriel“, eine Vater-Sohn-Geschichte im<br />
deutsch-türkischen Milieu eines sozialen Brennpunktviertels<br />
in Köln. Dass der Übergang vom<br />
Studium in die Selbständigkeit sich so bruchlos<br />
vollziehen kann, schreibt Baris Aladag auch der<br />
Unterstützung durch das AV-Gründerzentrum<br />
NRW zu, das neben einer finanziellen Starthilfe<br />
vor allem auch regelmäßig Seminare und<br />
Coachings anbietet , die wesentliche Kenntnisse<br />
für den Berufseinstieg vermitteln. „Die sind<br />
Gold wert“, so Aladag. Zudem habe das AV-<br />
Gründerzentrum entscheidend dazu beigetragen,<br />
dass er seine zwischenzeitlichen Abwanderungspläne<br />
nach Berlin aufgegeben hat und<br />
Köln zur dauerhaften Basis seiner Arbeit machen<br />
will.<br />
Bis für „Gabriel“ ein Produktionspartner gefunden<br />
ist und die Finanzierung steht, widmet<br />
sich Aladag („ich muss alle paar Monate was<br />
drehen“) vor allem Musikvideos. „Das ist im Moment<br />
das finanzielle Zentrum meiner Arbeit, davon<br />
kann ich leben.“ Zwar seien die Budgets<br />
längst nicht mehr so hoch wie vor dem Zusammenbruch<br />
des Musikmarktes, aber „die knappen<br />
Budgets fördern gute Ideen. Da muss die<br />
Idee sitzen und man kann nichts mit techni-<br />
schem Aufwand oder Location kaschieren. Das<br />
ist eine gute Schule.“ Für Clueso alias Thomas<br />
Hübner ist er zum Hausregisseur sämtlicher Clips<br />
geworden. Und weil die Chemie zwischen beiden<br />
– die mittlerweile auch als DJ-Duo auftreten<br />
– von Anfang an gestimmt hat, hat er zudem<br />
die Hälfte der Songs der aktuellen Clueso-CD<br />
mit getextet. „Ich bin dabei, du bist dabei,<br />
wir sind dabei, uns zu verlieren…“ – für Baris<br />
Aladag ist letzteres nicht zu befürchten. Dafür<br />
wirkt der 28-Jährige viel zu klar und bodenständig.<br />
Dazu hat wahrscheinlich die schwäbische<br />
Sozialisation in Stuttgart, ungeachtet der<br />
Abstammung und künstlerischen Neigung, einen<br />
nicht unwesentlichen Teil beigetragen.<br />
www.park17.de<br />
www.barisaladag.com<br />
Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 6/2009 13
Noch weiß man nicht, welche Filme die Film<br />
Academy (EFA) mit ihren Europäischen<br />
Filmpreisen ehren wird. Fest dagegen steht bereits,<br />
dass die Preisverleihung am 12. Dezember<br />
mit 1.400 Gästen in der Bochumer Jahrhunderthalle<br />
stattfindet. Preise gibt es in 16 Kategorien,<br />
darunter erstmals für den besten europäischen<br />
Animationsfilm. Die nominierten Filme<br />
werden am 7. November bekannt gegeben<br />
(www.europeanfilmacademy.org). Premiere feiert<br />
in diesem Jahr die EFA – Europäische Filmwoche<br />
RUHR vom 6. bis 11. Dezember in sechs<br />
NRW-Städten. Im Beisein möglichst vieler internationaler<br />
Filmschaffender werden hier die<br />
Nominierten den Kinobesuchern präsentiert.<br />
Abschluss und Höhepunkt der Filmwoche ist<br />
am 11. Dezember in Deutschlands größtem<br />
Filmpalast, der Essener Lichtburg, die Galaaufführung<br />
des Films „Looking for Eric“ des englischen<br />
Filmemachers Ken Loach, der in diesem<br />
Jahr Ehrenpreisträger der EFA ist.<br />
„Mit dieser Veranstaltung bekommt das Publikum<br />
in den Programmkinos einen schönen<br />
Überblick auf die Vielfalt des europäischen<br />
Filmschaffens und die Arbeit der European<br />
Film Academy geboten“, sagt<br />
Christine von Fragstein, die das<br />
Projekt im Auftrag der Kulturhauptstadt<br />
Ruhr.2010 organisiert und auch die Abspielstätten<br />
koordiniert. Bespielt werden<br />
in Essen die Lichtburg und das Astra, in<br />
Bochum das Kino Endstation und das Metropolis,<br />
das Filmforum in Duisburg, die<br />
Oberhausener Lichtburg und die Schauburg<br />
in Dortmund. Als weitere Lichtspielstätten<br />
kommen die Kölner Kinos Filmpalette und<br />
das Filmforum im Museum Ludwig dazu.<br />
Zwar gehört die Domstadt nicht zum Städtezirkel<br />
des ausrichtenden Kulturhauptstadt-Projekts<br />
Ruhr.2010, doch äußert sich<br />
Heißbegehrte Diva in der Bochumer Jahrhunderthalle:<br />
die Statuette der Europäischen Filmpreise,<br />
Foto: EFA<br />
gerade darin das Bestreben der Veranstalter, die<br />
Europäische Filmwoche nicht nur als singuläres,<br />
rein regional ausgerichtetes Ereignis zu etablieren.<br />
Denn auch für das nächste<br />
Jahr ist eine Europäische Filmwoche<br />
zur Stärkung des europäischen<br />
Filmschaffens an Ruhr und Rhein<br />
geplant. „Die Verhandlungen mit<br />
Sponsoren und Stiftungen laufen<br />
schon“, weiß Bernd Fesel vom<br />
Team der Ruhr.2010.<br />
Gemeinhin vergibt die EFA den<br />
Saisonhöhepunkt der Preisverleihung<br />
an klassische Metropolen wie<br />
London, Paris, Rom oder Warschau.<br />
Allerdings ist das Ruhrgebiet<br />
keineswegs bloß ein erfrischender<br />
Exot im Konzert der Etablierten. Einerseits<br />
ist es nach London und Paris<br />
der drittgrößte Ballungsraum<br />
14<br />
Am 12. Dezember werden in der Bochumer Jahrhunderthalle die<br />
Europäischen Filmpreise vergeben. Eine umfangreiche Filmreihe<br />
der nominierten Beiträge und eine Master Class, zu der 30 Filmtalente<br />
aus ganz Europa erwartet werden, begleitet die Verleihung.<br />
Europäische Filmpreise als Prolog zur Ruhr.2010<br />
Europa zu Gast<br />
an der Ruhr<br />
VON UWE MIES<br />
Europas und von entsprechender Vielfalt<br />
geprägt; nicht von ungefähr ist in<br />
den internationalen Publikationen von<br />
der Metropole Ruhr als Veranstaltungsort<br />
die Rede. Außerdem hat die Region<br />
mit der Ausrichtung der Ruhrtriennale<br />
hinreichend bewiesen, dass sie in der Lage<br />
ist, große Kunst- und Kulturereignisse<br />
zu stemmen und somit den Wandel<br />
des Ruhrgebiets weg von der Industrielandschaft<br />
hin zur Industriekultur zu<br />
dokumentieren. Fesel: „Es war<br />
uns wichtig, das Highlight Preisverleihung<br />
mit einer filmkulturellen<br />
Aktivierung zu verbinden.“<br />
Die Ausrichtung der Europäischen<br />
Filmwoche ist daher ein<br />
wichtiges Event zur Einbindung<br />
der breiten Öffentlichkeit. Nicht<br />
minder wichtig ist die aktuelle<br />
Ausrichtung der EFA Master Class.<br />
Für die erstmals stattfindende EFA Master<br />
Class RUHR sind 30 junge europäische Filmemacher<br />
zum Austausch mit arrivierten Filmschaffenden<br />
und zur gemeinsamen Erkundung der<br />
Region eingeladen. Dazu gehören die in diesem<br />
Jahr nominierten Regisseure aus den Kategorien<br />
Kurzfilm und Debütfilm. Hinzu kommen<br />
Filmstudenten aus NRW-Filmschulen in Dort-<br />
Filme und ihre Macher spielen<br />
im Wandel der Gesellschaft<br />
heute eine besondere Rolle:<br />
In der Mediengesellschaft sind<br />
sie wie Welle und Strand unserer<br />
Selbstverständigung über<br />
unsere Zukunft. Wir stärken<br />
daher Film in der Schule, in<br />
Kinos und Filmfestivals und<br />
gerade auch der digitalen Welt.<br />
Dieter Gorny,<br />
Künstlerischer Direktor der Ruhr.2010<br />
mund und Köln. Auch 2010 will die Ruhr.2010<br />
wieder eine Master Class ausrichten – parallel<br />
zur EFA Europäische Filmwoche Ruhr.2010.<br />
In Anlehnung und in Kooperation mit der<br />
Villa Massimo in Rom wird „Unna Massen“, ein<br />
ehemaliger Ort für Aussiedler, Zuwanderer und<br />
Flüchtlinge, eine Enklave für Kreative und Künstler<br />
aus ganz Europa. Die EFA Master Class Ruhr<br />
macht hierbei den Anfang. 30 junge europäische<br />
Filmemacher werden vom 9. bis 13. De-<br />
Unna Massimo empfängt im Dezember 30 junge<br />
europäische Filmemacher zur EFA Master Class<br />
Ruhr. Foto: Medienkunstraum Unna<br />
zember 2009 zur EFA Master Class Ruhr nach<br />
Unna Massimo eingeladen. In den leer stehenden<br />
60er-Jahre-Schulen und Wohnungen werden<br />
die jungen Regie-Talente über drei Tage mit<br />
den ganz großen Stars des Europäischen Kinos<br />
zusammentreffen und sich auf Augenhöhe austauschen.<br />
Unna Massimo bietet einen geschützten<br />
Rahmen, an dem kontemplativ neue gedankliche<br />
Kraft für die Filme von morgen geschöpft<br />
werden darf. Und es ist eine Ausgangsbasis,<br />
um die Metropole Ruhr zu erkunden –<br />
und hoffentlich in den nächsten Jahren wiederzukommen.<br />
Zum Abschluss werden die Teilnehmer<br />
der EFA Master Class Ruhr am 12. Dezember<br />
2009 zur Verleihung des Europäischen Filmpreises<br />
eingeladen.<br />
Der Countdown läuft also für die größte europäische<br />
Filmveranstaltung des Jahres. Der Europäische<br />
Filmpreis wird von der European Film<br />
Academy e.V. und ihrer Produktionsfirma EFA<br />
Productions gGmbH präsentiert und 2009 un-<br />
newsletter 6/2009 – Schwerpunkt<br />
terstützt durch die Kulturhauptstadt Ruhr.2010<br />
GmbH, den Ministerpräsidenten des Landes<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, den Minister für Bundesangelegenheiten,<br />
Europa und Medien des Landes<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, den Staatssekretär für<br />
Kultur des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, den Beauftragten der Bundesregierung<br />
für Kultur und Medien (BKM), das<br />
MEDIA Programm der EU, die Filmförderungsanstalt<br />
(FFA), die RWE AG und TNT Express.<br />
Es sollte noch viel mehr Filme<br />
aus dem Ruhrgebiet geben ...<br />
weil der Blick auf das Ruhrgebiet<br />
in seiner Vielfalt,<br />
Eigenart und auch kulturellen<br />
Potenz noch immer durch zu<br />
viele schnelle Bilder, ungeduldige<br />
Klischees und alte<br />
VorUrteile zugestellt ist.<br />
Christoph Hübner, Produzent<br />
Jetzt abstimmen:<br />
EFA-Publikumspreis<br />
Unter www.peopleschoiceaward.org kann<br />
jeder für seinen europäischen Lieblingsfilm<br />
des Jahres 2009 abstimmen. Zur Wahl stehen<br />
„Der Baader Meinhof Komplex“ von Uli Edel,<br />
„Broken Embraces“ von Pedro Almodóvar, „Coco<br />
avant Chanel“ von Anne Fontaine, „The Duches“<br />
von Saul Dibb, „Fly me to the Moon“ von<br />
Ben Stassen, „The Girl with the Dragon Tattoo“<br />
von Niels Arden Oplev, „Let the Right one in“<br />
von Tomas Alfredson, „Mid-August Lunch“ von<br />
Gianni di Gregorio, „Slumdog Millionaire“ von<br />
Danny Boyle und „Transporter 3“ von Olivier<br />
Megaton.
Peter Thorwarth,<br />
Foto: privat<br />
Gratulation, Ihr Film „Bang<br />
Boom Bang“ hatte jüngst Jubiläum:<br />
Zehn Jahre lief er durchgehend<br />
im Bochumer Kino UCI. Wie<br />
war die Feier?<br />
Das ist natürlich eine große Ehre, dass<br />
der Film so lange gezeigt wird, und ich bin<br />
sehr dankbar darüber. Trotzdem sehe ich das<br />
durchaus auch von zwei Seiten. Ich bin einerseits<br />
total erschlagen von der Begeisterung,<br />
auf der anderen Seite fühle ich mich aber<br />
mittlerweile einen Schritt weiter. Man möchte<br />
sich ja als Filmemacher entwickeln, und so<br />
toll das mit den Fans ist, die den Film auch<br />
nach zehn Jahren noch so dankbar aufnehmen:<br />
Sie wollen einen als Filmemacher eben<br />
auch so behalten, wie sie ihn zu „Bang Boom<br />
Bang“ geschätzt haben. Ich muss mich da<br />
schon durchsetzen, neue Wege zu beschreiten<br />
und darf mich davon nicht zu sehr vereinnahmen<br />
lassen.<br />
Was macht für Sie das Ruhrgebiet<br />
eigentlich so liebenswert?<br />
Es klingt abgedroschen, aber es sind die<br />
Leute. Meine Familie wohnt in Unna und ein<br />
Haufen wirklich guter Kumpels, und das behält<br />
mich irgendwie da. Es war ja sehr wichtig<br />
für mich, weggegangen zu sein, um das<br />
Besondere an Unna von außen zu erkennen.<br />
Aber auch wenn ich in München studiert habe<br />
und jetzt in Berlin eine Wohnung habe,<br />
ist es ist ja nicht so, dass ich mich jemals so<br />
richtig aus Unna entfernen konnte. Ich habe<br />
meinen Wohnsitz wieder hierher verlegt<br />
und in diesem Jahr mit Sicherheit mehr Zeit<br />
im Ruhrgebiet verbracht als in Berlin. Die Leute<br />
verstellen sich nicht, sie sind wie sie sind<br />
mit all ihren Macken. Ich glaube auch, dass<br />
sich genau das über meine Filme hin nach außen<br />
vermittelt. Ich habe neulich bei Antenne<br />
Unna ein Interview gegeben, und der Moderator<br />
erzählte mir, er käme aus dem Allgäu,<br />
und „Bang Boom Bang“ wäre für ihn der<br />
Grund gewesen, die Stelle in Unna anzunehmen.<br />
Irgendwas muss sich da also transportieren.<br />
Aber am „Koffer in Berlin“<br />
kommt man trotzdem nicht vorbei?<br />
Ach, ich merke gerade, dass diese irgendwie<br />
zusammen gecastete Gesellschaft<br />
in bestimmten Teilen Berlins, wo diese ganzen<br />
hippen und kreativen Leute wohnen,<br />
doch an Authentizität verliert. Das finde ich<br />
Der Regisseur Peter Thorwarth ist nicht nur ein Kind des Ruhrgebiets, sondern hat der<br />
Region auch mit seiner so genannten „Unna-Trilogie“ („Bang Boom Bang“, „Was<br />
nicht passt, wird passend gemacht“ und „Goldene Zeiten“) ein filmisches Denkmal<br />
gesetzt. Oliver Baumgarten erklärt er seine Liebe zum Revier.<br />
Interview Peter Thorwarth<br />
Für mich ist<br />
das Heimat<br />
hingegen am Ruhrgebiet so entspannend:<br />
Man führt ganz andere Gespräche mit den<br />
Leuten, für mich ist das Heimat. Es geht da<br />
in den Gesprächen um menschliche Geschichten,<br />
aus denen ich dann wiederum<br />
meine Geschichten mache.<br />
Berlin scheint filmisch in letzter<br />
Zeit etwas abgenutzt, man<br />
sieht es so oft. Im Ruhrgebiet hingegen<br />
wird ja trotz seiner Vielseitigkeit<br />
vergleichsweise noch wenig<br />
gedreht. Warum eigentlich?<br />
Was dem Ruhrgebiet fehlt, ist dieser<br />
Metropolencharakter, der in Berlin die Leute<br />
anzieht. Berlin hat aber vor allem eine ganz<br />
andere Filmtradition, während der Strukturwandel<br />
im Ruhrgebiet noch nicht so lange<br />
her ist. Alles, was im Ruhrgebiet sich an<br />
Kunstszene entwickelt, spielt sich eher im Underground<br />
ab. Berlin dagegen kann sich vor<br />
Filmemachern kaum retten, hier wird auch<br />
gedreht, wenn das Geld von ganz woanders<br />
herkommt. Ich empfinde das manchmal wie<br />
ein schwarzes Loch, in das alle kreative Energie<br />
gesogen wird und sich alles nur noch um<br />
sich selber dreht. Ich glaube, die einzige Stadt<br />
in NRW, die diesen Metropolencharakter erzeugen<br />
kann und im Fernsehbereich auch eine<br />
solche Sogkraft besitzt, ist eben Köln. Das<br />
Ruhrgebiet wird durch Streitereien etwa zwischen<br />
Essen und Dortmund immer wieder<br />
eher diffus wahrgenommen. Da hat es Berlin<br />
leichter, sich als Metropole darzustellen.<br />
Privat orientiere ich mich deswegen gerade<br />
so ein bisschen nach Köln – ist auch schön<br />
nah an Unna.<br />
Hat sich das filmische Image<br />
des Ruhrgebiets gewandelt in den<br />
letzten Jahren oder sucht am Ende<br />
doch erst einmal jeder nur die<br />
Zechenatmosphäre aus den alten<br />
Winkelmann-Filmen?<br />
Das Ruhrgebiet verkörpert natürlich ein<br />
Klischee der Arbeiterwelt, des Malochertums.<br />
Das entsprach ja sicherlich auch irgendwann<br />
mal den Tatsachen, aber es ist Zeit für eine<br />
neue Identität, und die Suche danach merkt<br />
man dieser Region auch an. In Dortmund etwa<br />
haben sich viele Versicherungen angesiedelt<br />
und entwickeln die Stadt langsam zu einer<br />
Dienstleistergesellschaft, während die Uni<br />
in High Tech investiert und die <strong>Filmstiftung</strong><br />
immer mehr Produktionen und Filmschaffen-<br />
de hier anzusiedeln versucht. Das sind alles<br />
Prozesse, die dauern werden und die sich in<br />
meinen Filmen auch widerspiegeln, indem ich<br />
immer versucht habe, das Ruhrgebiet nicht<br />
ganz so klischeehaft zu zeichnen, sondern so,<br />
wie ich es empfunden habe, wie es für mich<br />
Normalität war. Es gab damals einige, die vorgeschlagen<br />
hatten, noch einen schönen Vorspann<br />
für „Bang Boom Bang“ zu drehen mit<br />
Fördertürmen und so weiter. Aber das wollte<br />
ich nicht, gerade weil das in diese Zeit nicht<br />
mehr passt. Ich wollte eben keine Ruhrgebietsfilme<br />
machen, sondern wollte einfach<br />
meine Geschichten in meiner Heimat erzählen.<br />
Meinen Sie, dass die Aktivitäten<br />
der Kulturhauptstadt 2010<br />
dem Ruhrgebiet in seiner kulturellen<br />
Ausstrahlung etwas Geltung<br />
verschaffen kann?<br />
Das glaube ich auf jeden Fall. Auch<br />
wenn ich leider ein wenig die Gefahr sehe,<br />
dass durch die Größe des Ruhrgebiets und<br />
durch seine vielseitige Beschaffenheit diese<br />
Wirkung am Ende wieder verpufft. Ich bin gespannt,<br />
was sich da tun wird. Denn am Ende<br />
bin ich gar nicht so sicher, ob das Ruhrgebiet<br />
wirklich unbedingt diese Eigenschaft<br />
als Metropole anstreben sollte. Was es bisher<br />
so lebendig gemacht hat, ist ja gerade,<br />
dass es überall kleine Off-Theater, kleine Kinos,<br />
einzelne Filmemacher gibt, die im Kleinen<br />
etwas zu bewegen versuchen. Eigentlich<br />
ist es doch ganz sympathisch, wie es ist.<br />
Werden Sie denn mit Ihren<br />
weiteren Projekten dem Ruhrgebiet<br />
treu bleiben?<br />
Ich arbeite konkret an zwei Projekten.<br />
Das eine richtet den Fokus über die Geschichten<br />
und Figuren wieder ganz stark auf das<br />
Ruhrgebiet, aber dieses Mal eher in der Form<br />
eines Roadmovies. Das ist ein Film, den ich<br />
gerade mit Ralf Husmann vorbereite. Das andere<br />
Projekt soll ebenfalls in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
gedreht werden, hat mit dem Ruhrgebiet<br />
aber gar nichts zu tun. Ich bin ja nicht<br />
ausschließlich ein Kind des Ruhrgebiets, sondern<br />
auch ein Filmfreak und versuche gerade,<br />
einen internationalen Film auf die Beine<br />
zu stellen, einen Genre-Mix, der eher in Richtung<br />
Horror geht, aber auch viele andere Facetten<br />
besitzt. Wenn alles läuft wie geplant,<br />
dann hoffe ich, dass wir den ersten 3D-Film<br />
aus Deutschland machen werden.<br />
Eine kurze Geschichte ...<br />
der Europäischen<br />
Kulturhauptstädte<br />
D as Programm „Kulturhauptstadt Europas“ gilt<br />
als eine der wenigen Erfolgsgeschichten der<br />
europäischen Kulturpolitik. Das war 1985 nicht abzusehen,<br />
als der Rat der Europäischen Union dem<br />
Vorschlag der damaligen griechischen Kulturministerin<br />
Melina Mercouri folgte und beschloss, jährlich<br />
eine europäische Kulturstadt zu benennen.<br />
Kulturpolitik gehörte nicht zur offiziellen Agenda<br />
der Union, die wenigen Kulturförderprogramme<br />
waren finanziell schlecht ausgestattet und in den<br />
Vorgaben oft rätselhaft. 1999 wurde das Kulturstadt-Programm<br />
noch einmal aufgewertet. Seitdem<br />
werden von den Mitgliedsstaaten in fester<br />
Reihenfolge Kandidaten für die jährlich wechselnde<br />
„Kulturhauptstadt“ benannt. Um der EU-Erweiterung<br />
gerecht zu werden, wird es bis 2018 jedes<br />
Jahr zwei Hauptstädte geben.<br />
In der inzwischen 25jährigen Geschichte des<br />
Programms lassen sich eine Reihe von Trends ausmachen,<br />
die trotz vieler Differenzierungen im Detail<br />
inzwischen die Aktivitäten und Programme der<br />
Kulturhauptstädte prägen. In den Anfangsjahren<br />
stand vor allem die Präsentation von Kunst und<br />
Hochkultur im Mittelpunkt. Zugleich sollte der Blick<br />
für die kulturellen Wurzeln Europas und – damit<br />
zusammenhängend – für verbindende Werte und<br />
Haltungen geschärft werden.<br />
Heute ist der Kulturbegriff weiter gefasst. Das<br />
kulturelle Erbe ist weiterhin wichtiger Bezugspunkt,<br />
aber die europäische Identität wird mittlerweile dynamisch<br />
definiert, als offener Prozess, der in die<br />
Zukunft weist. Deshalb stehen die Vernetzung und<br />
Entwicklungschancen der europäischen Gesellschaften<br />
im Vordergrund. Zudem ist die Stadtentwicklung<br />
neben der Kultur zentrales Thema geworden.<br />
Auch die Kultur/Kreativwirtschaft steht stärker<br />
im Fokus. Daneben wird zunehmend die Region<br />
einbezogen, in der die Kulturhauptstadt liegt<br />
– 2007 präsentierte sich so Luxemburg gemeinsam<br />
mit der Region Saar-Lor-Lux.<br />
Den Anstoß für dieses Umdenken gab wesentlich<br />
Glasgow. Als die größte Stadt Schottlands und<br />
drittgrößte des Vereinigten Königreichs für den Titel<br />
des Jahres 1990 nominiert wurde, befand sie<br />
sich im freien Fall. Seit den sechziger Jahren litt sie<br />
am Niedergang der Schwerindustrie, von Kohle<br />
und Stahl. Massenarbeitslosigkeit prägte den städtischen<br />
Alltag, ganze Stadtteile verfielen. Vor diesem<br />
Hintergrund bewarb sich die schottische Metropole<br />
mit einem völlig neuen Konzept. Die Stadt<br />
sollte renoviert und neu aufgestellt werden, architektonisch<br />
wie ökonomisch. Der Strukturwandel<br />
hin zur Dienstleistungsgesellschaft sollte mit dem<br />
Dreiklang von Kreativität, Kultur(wirtschaft) und<br />
Tourismus erreicht, die altindustrielle Vergangenheit<br />
hinter sich gelassen werden. Heute ist Glasgow<br />
eine hervorragende Kultur- und Einkaufsstadt.<br />
Mit Glasgow hat sich zwar das Bewusstsein für<br />
die mit einer Bewerbung verbundenen Möglichkeiten<br />
verändert, doch es gibt nach wie vor kein<br />
Patentrezept. Die Schwerpunkte der Bewerberstädte<br />
variierten bereits in der Vergangenheit stark.<br />
Athen (1985) stellte sich anders auf als Berlin (West)<br />
1988. Weimar (1999) konnte mit der Weimarer<br />
Klassik auf einen anderen Fundus zurückgreifen als<br />
Graz (2003). Zugleich haben sich die nationalen<br />
Wettbewerbe um den Titel deutlich verschärft. Der<br />
Wahl von Essen und dem Ruhrgebiet für 2010 war<br />
das bis dahin umfangreichste Auswahlverfahren<br />
vorausgegangen, bei dem u.a. auch Köln auf der<br />
Strecke blieb.<br />
Schwerpunkt – newsletter 6/2009 15
Klassisch wäre eine „Historische Kinotour“<br />
durchs Ruhrgebiet mit exemplarischen Stationen.<br />
Für die 1920er Jahre stehen Besuche<br />
in drei Kinos auf dem Programm. Zunächst würde<br />
uns Michael Meyer die von ihm betriebenen<br />
Schauburg in Gelsenkirchen zeigen, bzw.<br />
was von dem 1929 eröffneten Kinopalast noch<br />
präsent ist – u.a. der ausladende Treppenaufgang<br />
und das in der Mitte gelegene ehemals<br />
lichte Foyer. Dabei müsste auch an das zur gleichen<br />
Zeit eröffnete Dortmunder Capitol erinnert<br />
werden, das nach einer wechselvollen Geschichte<br />
die Eröffnung des Cinestars nicht überlebt<br />
hat. Als das Cinemaxx in Essen eröffnete,<br />
brachen auch dort die Besucherzahlen herkömmlicher<br />
Kinos ein. Die zweite Station ist<br />
demnach die Essener Lichtburg, die in ihren 81<br />
Jahren die Enteignung der ehedem jüdischen<br />
Besitzer, starke Beschädigung durch Bombenangriffe,<br />
den Wiederaufbau und die Konkurrenz<br />
der Multiplexe überlebt hat. Der Protest<br />
Essener Bürger und vieler Prominenter verhinderten<br />
Ende der 1990er Jahre die Schließung.<br />
In einer einjährigen, sieben Millionen Euro teuren<br />
Renovierung wurde die Architektur der fünfziger<br />
Jahre vollständig wiederhergestellt.<br />
Sollten Marianne Menze und Hanns-Peter<br />
Hüster, Inhaber der Lichtburg und der Essener<br />
Filmkunsttheater Eulenspiegel, Astra Theater Luna<br />
und Galerie Cinema Zeit haben, könnten sie<br />
uns zum Filmstudio Glückauf begleiten, das sie<br />
ebenfalls betreiben werden. Das 1924 eröffnete<br />
Glückauf ist das älteste Kino des Ruhrgebietes.<br />
2001 musste es wegen statischer Probleme<br />
geschlossen werden. Der Verein Rettet das<br />
Filmstudio, angeführt von Menze und Hüster,<br />
erreichte mit Unterstützung der Eigentümer der<br />
Immobilie, der Stadt, der Sparkasse Essen und<br />
16<br />
Es sollte noch viel mehr Filme aus dem<br />
Ruhrgebiet geben ...<br />
denn so jung komm wa nich<br />
mehr zusammen, die Wahrheit<br />
ist aufem Platz, und weil ich<br />
dann endlich ma wieder in meiner<br />
alten Heimat Arbeit finde.<br />
Peter Lohmeyer, Schauspieler<br />
Kinos im Ruhrgebiet<br />
wiederum zahlreicher Prominenter den Erhalt<br />
des Kleinods. Im Dezember ist Wiedereröffnung,<br />
kurz vor dem Beginn des Kulturhauptstadtjahres.<br />
Das Filmstudio ist denn auch das einzige historische<br />
Kino, das es in den Reigen der 2010-<br />
Projekte schaffte. Ach ja, auch in Mülheim Ruhr<br />
haben Menze und Hüster gerade ein Kino wieder<br />
eröffnet. Der Geist des altes Rios am Fluss,<br />
das einst vom Filmbüro NW betrieben wurde,<br />
soll nun auch am neuen Platz im Mülheimer<br />
Medienhaus wehen.<br />
Eine ganze andere Kinoreise wäre die „Magical<br />
Multiplex Tour“ – schließlich waren es die<br />
Multiplexe, durch die die Kinolandschaft in den<br />
1990er Jahren verändert wurde wie zuvor nur<br />
durch die Einführung des Fernsehens und heute<br />
durch das Internet. Die Route beginnt vor der<br />
Arena in Gelsenkirchen, wo 1991 das erste Multiplex<br />
des Ruhrgebiets aufmachte. Im Februar<br />
hat es Michael Meyer übernommen, dessen<br />
Schwerpunkt im regionalen Arthouse-Bereich<br />
liegt. Hier sind die Besitzverhältnisse überschaubar.<br />
Wer aber weiß schon, dass die UCI Kinowelt<br />
Duisburg und der UCI Ruhrpark Bochum<br />
der UCI Cinema International und damit Paramount<br />
Pictures und Universal Studios gehören<br />
und dass der Cinestar Oberhausen Filmpalast<br />
im Centro und der Cinestar Dortmund Teil der<br />
Kinosparte des australischen Entertainment-<br />
Konzerns AHL sind? Ein kompetenter Tour-Begleiter<br />
wäre Meinolf Thieß, der u.a. die Cinemaxx-Kinos<br />
der Cinemaxx AG in Essen und Mülheim<br />
betreut. Das Cinemaxx in Essen wurde<br />
1991 eröffnet und ist mit 5.400 Plätzen vor 16<br />
Leinwänden bis heute das größte Multiplex in<br />
Deutschland. Thieß könnte uns hier den bundesweit<br />
ersten Luxus-Kinosaal zeigen, der 2006<br />
eröffnete. 292 Kinosessel wurden durch 104<br />
Routen der<br />
Kinokultur<br />
VON PETER HANEMANN<br />
einzelne Ledersessel ersetzt, von einer Bar aus<br />
wird am Platz bedient. Thieß beurteilt die Lage<br />
der Kinowirtschaft an der Ruhr – flankiert<br />
vom guten letzten Filmjahr – als „relativ stabil“.<br />
Für die Themenroute „Filmkunst & Arthouse“<br />
ist die Auswahl der Ankerpunkte deshalb<br />
schwer, weil sich Arthouse und Filmkunst oft<br />
überschneiden. Werner Ruzicka etwa, als Leiter<br />
der Duisburger Filmwoche ausgewiesener<br />
Cineast, ist von Haus aus Stammgast im Festival-Kino<br />
Filmforum, schaut Blockbuster im UCI<br />
und fährt wegen der Filmkunst bis Bochum. Im<br />
dortigen Kulturzentrum Bahnhof Langendreer<br />
betreiben Andrea Gollnow und Anke Teuber<br />
seit 1997 die 1988 eröffnete Endstation. Das<br />
Kino steht für Filme aus allen Kontinenten, bevorzugt<br />
im Original, und viele Repertoir-Programme.<br />
Obwohl die Uni Bochum nahebei ist,<br />
bleiben die Studenten aus, so Gollnow. Dass es<br />
an klassisch-akademischem Cineasten-Nachwuchs<br />
fehlt, hat auch Meyer feststellen müssen.<br />
Schon vor fünf Jahren schloss er sein Cinema<br />
am Unicenter. Es gibt aber immer noch<br />
den Studienkreis Film, der an einigen Tagen in<br />
der Woche Filme zeigt.<br />
Mit Meyer geht es bei der Themenroute in<br />
die Bochumer Innenstadt, wo er uns sein Metropolis<br />
direkt im Hauptbahnhof und das Casablanca<br />
in der Kortumstraße zeigen kann. Das<br />
dortige Bermuda-Dreieck ist eine so gute Kino-<br />
Location, dass das Casablanca und Helmut<br />
Schneiders gegenüberliegendes Union Filmtheater<br />
gleichermaßen gut zurechtkommen. Meyer<br />
hat das Casablanca vor zwei Jahren um einen<br />
Saal erweitert. Auch das Bofimax der Leipziger<br />
Regina Capitol AG liegt nur ein paar Minuten<br />
weiter. Natürlich gibt es Konkurrenzen um<br />
die Arthouse-Ware – Kassenknüller wie Dany<br />
newsletter 6/2009 – Schwerpunkt<br />
Das Filmstudio Glückauf vor der Wiedereröffnung.<br />
Derzeit wird noch mit Hochdruck renoviert.<br />
Foto: Essener Filmkunsttheater<br />
Im Ruhrgebiet gibt es viele<br />
Routen der Industriekultur. Es ist<br />
an der Zeit, auch Routen der<br />
Kinokultur anzubieten, denn<br />
auch hier gibt es viel zu sehen.<br />
Zumal Industrie- und Kinoge-<br />
schichte im 20. Jahrhundert<br />
kaum zu trennen sind. Ein High-<br />
light der Tour durch die Licht-<br />
spielhäuser wäre das Essener<br />
Filmstudio Glückauf, das im<br />
Dezember wieder eröffnet wird<br />
und Teil der Ruhr.2010 ist.<br />
Boons „Willkommen bei den Sch’tis“ wollen alle<br />
spielen.<br />
Dass es den Bochumer Betreibern zumindest<br />
ein wenig besser geht als den Kollegen andernorts,<br />
belegen die Zahlen der Filmförderungsanstalt<br />
über den durchschnittlichen Kinobesuch.<br />
Der Bochumer an sich geht 2,9 Mal im<br />
Jahr ins Kino, der Dortmunder hingegen nur 1,7<br />
mal. Deshalb ist Dortmund auf der Themenroute<br />
die Stadt der Kinomuffel. Aber selbst dort zeigen<br />
das Roxy Kino und die Camera Lichtspiele<br />
Programme „jenseits des Hollywood Mainstreams.“<br />
Und Edith Pioch-Vogt, Inhaberin der<br />
Lichtspiel & Kunsttheater Schauburg, kennt gar<br />
keine Kinomuffel: „Besucherrückgänge gibt es<br />
allenfalls im Sommerloch.“<br />
Ideen für weitere Themenrouten der Kinokultur<br />
gibt es viele, zum Beispiel eine „Route der<br />
Kinofestivals“, die etwa das Filmforum Duisburg<br />
(Filmwoche), den Lichtburg-Filmpalast in Oberhausen<br />
(Internationale Kurzfilmtage), die Bochumer<br />
Endstation (Blicke aus dem Ruhrgebiet), die<br />
Schauburg in Dortmund (Internationales Frauenfilmfestival<br />
Dortmund/Köln) und Thieß` Cineworld<br />
in Lünen (Kinofest Lünen) verbindet.<br />
Denkbar ist auch eine Bildungsreise durch die<br />
Kommunalen Kinos, inklusives eines Besuchs im<br />
Studio der Stadtbücherei Bottrop-Gladbeck, wo<br />
Programmleiter Ralf Michalowski die Kino-Wüste<br />
ringsum bewässert. Wer nicht ins dunkle Kino<br />
will, könnte bei frischer Luft die Ankerpunkte<br />
einer sommerlichen Themenroute „OpenAir“<br />
abradeln. Erlebnisorte hier sind zum Beispiel der<br />
Bochumer Brauhof Moritz Fiege (Fiege Kino<br />
Open Air) und der Duisburger Industriepark<br />
Nord, wo Filmforums-Geschäftsführer Kai Gottlob<br />
das Sommerkino im Auftrag der Stadtwerke<br />
organisiert.
Fritz Pleitgen,<br />
Foto: Nikola Beier<br />
Herr Pleitgen, wie passen<br />
Ruhrgebiet und Film zusammen?<br />
Das Ruhrgebiet ist ein Ort schroffer<br />
Gegensätze, voller Drama und Lebenswille.<br />
Ein perfektes Milieu für Filmemacher. Hier<br />
findet er alles, was Menschen und Kulissen<br />
angeht – auch Idylle, Reichtum und Lust am<br />
Leben. Es ist daher eine Bestätigung, dass<br />
eine so wichtige Einrichtung wie der Europäische<br />
Filmpreis in die Metropole Ruhr<br />
kommt. Ein perfekter Prolog für die Kulturhauptstadt<br />
Europas 2010, Essen für das<br />
Ruhrgebiet.<br />
Welche Rolle spielen bewegte<br />
Bilder für das Projekt<br />
Ruhr.2010?<br />
Bewegte Bilder spielen in der Programmstrategie<br />
von Ruhr.2010 eine enorme<br />
Rolle. Mit bewegten Bildern gehen wir<br />
gegen das veraltete Image des Ruhrgebiets<br />
an. Hier gibt es mehr kulturelle Vielfalt pro<br />
Quadratmeter als sonst wo auf unserem<br />
Kontinent. Diese Realität wollen wir nicht<br />
zuletzt mit Hilfe bewegter Bilder in alle Welt<br />
vermitteln.<br />
Gibt es den Mythos Ruhrgebiet<br />
auch im Kino?<br />
Wenn sich Film und Fernsehen mit<br />
dem Ruhrgebiet beschäftigen, taucht unausweichlich<br />
der Mythos Ruhr auf. Er steht<br />
für Solidarität, Direktheit, Toleranz, Vielfalt<br />
der Kulturen und Nationen sowie den unbedingten<br />
Willen, nach Rückschlägen wieder<br />
aufzustehen. Dieser Geist ist kein Phantom,<br />
sondern tatsächlich für die Menschen<br />
in der Region charakteristisch. Ruhrgebietstypen<br />
eignen sich von daher gut für die<br />
Charakterrollen, kantig mit Herz.<br />
Kommt der oft zitierte<br />
Strukturwandel überhaupt gegen<br />
diesen Mythos an?<br />
So herzerwärmend der Mythos Ruhr<br />
ist, ist er auf der anderen Seite auch ein Bestätiger<br />
von Klischees. Der Ruhrie von heute<br />
wird zwar noch stark von dieser Mythos-<br />
Mentalität geprägt, ist aber längst nicht<br />
Fritz Pleitgen ist Vorsitzender der Geschäfts-<br />
führung der Ruhr.2010 GmbH. Mit dem<br />
ehemaligen Intendanten des Westdeut-<br />
schen Rundfunks sprach Wolfgang Hippe<br />
über die filmischen Angebote der Kultur-<br />
hauptstadt und den hartnäckigen Mythos<br />
des Ruhrgebiets.<br />
Interview Fritz Pleitgen<br />
Neue Bilder fürs<br />
neue Revier<br />
mehr der Malocher unter Tage, sondern ein<br />
wacher Typ, der sich entschlossen und zupackend<br />
nach den Chancen der neuen Zeit<br />
umsieht.<br />
Verbinden Sie mit dem<br />
Wandel bestimmte Bilder aus<br />
der Region?<br />
Der Wandel im Ruhrgebiet zeigt sich<br />
in vielen Bildern: Zeche Zollverein, Gasometer,<br />
Landschaftspark-Nord, Jahrhunderthalle,<br />
Dortmunder U, Museum Küppersmühle,<br />
Emscherinsel, Ruhrtalradweg oder Phoenixsee<br />
und Dutzenden mehr; kurz: Keine andere<br />
Region in Europa steht so sehr für den<br />
sichtbaren Wandel wie das Ruhrgebiet.<br />
Welche Filme über, bzw.<br />
aus dem Ruhrgebiet würden Sie<br />
gerne präsentieren?<br />
Mir persönlich hat aus jüngerer Zeit<br />
„Solino“ von Fatih Akin sehr gut gefallen.<br />
Das ist anrührend und auch komisch, guter<br />
Kinostoff eben. Allerdings, der Geschichte<br />
geschuldet, auch wieder mit Bildern des<br />
alten Ruhrgebiets. Nicht aber die Rückblende,<br />
das Original ist originell. Den beschriebenen<br />
Wandel zur Metropole Ruhr in neuen<br />
Bildern einzufangen, das ist die Herausforderung<br />
für kommende Filmemacher –<br />
warum nicht schon zur Kulturhauptstadt.<br />
Schwerpunkt – newsletter 6/2009<br />
Vor 20 Jahren war Lünen im nordöstlichen<br />
Ruhrgebiet noch Bergbaustadt<br />
und als solche – zumindest unter Tage – die<br />
Härte. Ein Ausdruck des Strukturwandels<br />
ist auch das Kinofest Lünen, das vom 19.<br />
bis 22. November seinen 20. Geburtstag<br />
feiert. Bis 2004 wurde das Kinofest vom Büro<br />
Schmitt & Teigler aus Köln geleitet. 2005<br />
übernahm Michael Wiedemann die Direktion.<br />
Bereits im September wurde Wim<br />
Wenders in Lünen verewigt. Er ist der vierte<br />
Filmkünstler, der in der Reihe „Eindrücke“<br />
– einer Serie von Kupferplatten mit Unterschriften<br />
prominenter Gäste beim Lüner<br />
Kinofest – geehrt<br />
wurde. Die Platte<br />
vor der Cineworld<br />
Lünen wurde von<br />
Kulturstaatsminister<br />
Bernd Neumann<br />
eingeweiht. Wenders<br />
bedankte sich<br />
mit einem Gedicht,<br />
Mike Wiedemann,<br />
Foto: <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
in dem er in Anspielung<br />
auf das Festivalmotto<br />
u.a. reimt<br />
„Lünen mag „die<br />
Härte” sein, aber „to be hard is fine”!<br />
Im Vorfeld des Festivals, auf dem Filme<br />
wie „Mensch Kotschi“, „Zarte Parasiten“<br />
und „Diamantenhochzeit“ des Lüner Regisseurs<br />
Michael Kupczyk laufen, sprach Peter<br />
Hanemann mit Mike Wiedemann über<br />
Härte, Bilder aus dem Revier und die neuen<br />
Preise des Festivals<br />
Herr Wiedemann, das Kinofest<br />
wirbt mit der fröhlichen Behauptung,<br />
Lünen sei die Härte –<br />
als sei Lünen tiefste Provinz und<br />
nicht Teil des Ruhrgebiets. Inwieweit<br />
ist die Ruhr für das Kinofest<br />
identitätsstiftend?<br />
Wir sind schon ein starkes Stück Ruhrgebiet.<br />
Dafür steht auch unser Eröffnungsfilm.<br />
„Schnitzel für drei“ von Manfred Stelzer<br />
spielt in Dortmund. Und Hauptdarsteller<br />
Armin Rohde stammt als gebürtiger<br />
Gladbecker ja auch aus der Gegend.<br />
Sie selbst haben vor fast 30<br />
Jahren Peter F. Bringmanns<br />
Ruhrpott-Filme „Theo gegen den<br />
Rest der Welt“ und „Die Heartbreakers“<br />
produziert. Danach<br />
war es mit dem Genre wieder<br />
vorbei.<br />
„Ein Schnitzel für drei“ mit Armin Rohde (l.) und Ludger Pistor<br />
eröffnet das Kinofest Lünen, Foto: WDR/Thomas Kost<br />
Ja, danach gab es nur noch „Schimanski“.<br />
1991 war Armin Rohde im letzten<br />
Schimanski-Tatort einer der Gegenspieler<br />
von Götz George. Es gibt praktisch keine<br />
neuen fiktionalen Bilder von der Ruhr.<br />
Wenn es sie gäbe, würden wir sie in Lünen<br />
zeigen.<br />
Wo positionieren Sie Lünen<br />
in der überregionalen Festivalszene?<br />
Wir bewegen uns in etwa neben Hof<br />
und Saarbrücken. Mit dem Unterschied,<br />
dass Lünen in erster Linie ein Publikumsfestival<br />
ist. Unser Publikum kommt zu 90 Prozent<br />
aus Lünen und Umgebung und interessiert<br />
sich nicht dafür, ob ein Film schon<br />
einmal in Hof gelaufen ist. Deshalb können<br />
wir mögliche Konkurrenzen stressfrei angehen.<br />
20 Jahre Kinofest Lünen<br />
Neue Preise<br />
kriegt<br />
das Land<br />
Auch für Filmemacher<br />
lohnt sich ein Besuch in Lünen:<br />
Bei den Preisen gab es Bewegung<br />
...<br />
Stimmt, die Bavaria Film stiftet einen<br />
mit 25.000 Euro dotierten Produzentenpreis.<br />
Damit werden herausragende Leistungen<br />
von Produzenten gewürdigt. Im Gegenzug<br />
wird der Publikumspreis Lüdia von<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW um 10.000 auf<br />
20.000 Euro aufgestockt. Hinzu kommt die<br />
Teilnahme am Berlin & Beyond Film Festival<br />
in San Francisco. Neu ist auch der Westfälische<br />
Filmpreis für mittellange Filme aus<br />
NRW, den die Stiftung <strong>Westfalen</strong> Initiative<br />
vergibt. Der Preis passt zu den Filmlängen,<br />
mit denen unsere Nachwuchsfilmer arbeiten.<br />
Was ist das Thema des<br />
diesjährigen Lüner Film-Dialogs?<br />
Wir fragen, ob es im deutschen Film<br />
zusehends nur noch Festivalkarrieren gibt.<br />
Bei der Masse an Filmen, die jedes Jahr in<br />
Deutschland produziert werden, können die<br />
Festivals aus dem Vollen schöpfen. Aber<br />
was kommt für die Filme und Filmemacher<br />
nach den Festival-Präsenzen?<br />
Gibt es in diesem Jahr auch<br />
wieder eine Lesung mit Filmprominenz?<br />
Aber sicher. Marie-Luise Marjan, die<br />
in Essen geboren wurde und in Hattingen<br />
aufgewachsen ist, liest Geschichten aus<br />
dem Ruhrgebiet. Sie sehen, wir bleiben an<br />
dem Thema dran.<br />
www.kinofest-luenen.de<br />
17
Filmmeldungen aus dem Revier<br />
Hot Pott!<br />
„Fliegende Bilder“ im Dortmunder U:<br />
skurril und exakt, kritisch und empathisch.<br />
Foto: Winkelmann Fimproduktion<br />
Dortmund: Winkelmann<br />
lässt<br />
die Bilder fliegen<br />
Das Dortmunder U ist ein Wahrzeichen der<br />
Stadt. Im Rahmen der Ruhr.2010 soll das ehemalige<br />
Lagerhochhaus der Union Brauerei zur<br />
Kulturfabrik werden. Für die Einweihung im Mai<br />
2010 arbeitet Regisseur Adolf Winkelmann an<br />
seiner Filminstallation „Fliegende Bilder“, die ein<br />
Porträt des Ruhrgebietes liefern soll: „skurril und<br />
exakt, kritisch und empathisch“.<br />
Im Entree erwartet die Besucher eine „Panoramatische<br />
Bilderkette“, die die materielle Welt<br />
des Ruhrgebietes in größter Objektivität offenbaren<br />
soll. Ganz subjektiv stellt Winkelmann dagegen<br />
„seine“ Menschen des Ruhrgebietes in<br />
neun virtuellen Bildfenstern aus. Oben auf dem<br />
Turm schließlich werden Filmszenen weithin<br />
sichtbar Lichtzeichen geben: „So wird der U-<br />
Turm zum weltlichen Kirchturm, der rundum die<br />
Stunde der Gegenwart schlägt.“ Für seine „Fliegenden<br />
Bilder“ arbeitet Winkelmann mit prominenten<br />
Schauspielern wie Peter Lohmeyer,<br />
August Zirner, Benjamin Sadler, Katharina Wakkernagel,<br />
Caroline Peters und Stephan Kampwirth<br />
zusammen. Winkelmann: „Ich habe radikal<br />
subjektiv meine 50 Jahre Leben im Ruhrgebiet<br />
auf wenige Bilder und noch weniger Figuren<br />
verdichtet.“ Infos zum aktuellen Stand des<br />
Projekts unter www.fliegende-bilder.de.<br />
18<br />
Es sollte noch viel mehr Filme<br />
aus dem Ruhrgebiet geben ...<br />
weil wir hier Locations<br />
haben, in denen sich<br />
auf Rufweite ein historischer<br />
Film in grüner<br />
Natur neben einem<br />
Science-Fiction-Thriller<br />
in postindustrieller Zeit<br />
drehen lässt.<br />
Stadtindianer sowieso.<br />
Armin Rohde, Schauspieler<br />
„Klassentreffen“:<br />
Der Tatort<br />
zur Ruhr.2010<br />
Für die Ruhr.2010 verlassen sogar die Tatort-<br />
Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und<br />
Freddy Schenk (Dietmar Bär) das heilige Köln,<br />
um im Ruhrgebiet zu ermitteln. Bereits im Frühjahr<br />
setzte Tatort-Routinier Kaspar Heidelbach<br />
das Drehbuch „Klassentreffen“ von Jürgen Werner<br />
in Köln, Essen und Umgebung in Szene. In<br />
„Klassentreffen“ müssen die beiden Ermittler<br />
den Mord an einem Bauunternehmer aufklären,<br />
dessen Firma Großaufträge für die Europäische<br />
Kulturhauptstadt Ruhr.2010 abwickeln sollte.<br />
Als auch der Geschäftsführer einer Kulturstiftung<br />
ermordet wird, der für die Vergabe größerer<br />
Bauaufträge verantwortlich ist, gerät Ballauf<br />
selbst in Verdacht und wird von der Essener<br />
Hauptkommissarin Vossbeck (Angelika<br />
Bartsch) ins Verhör genommen. Die Frau des Opfers<br />
war Ballaufs erste große Liebe und auf seinen<br />
Kleidern finden sich Blutspuren des Ermordeten.<br />
Gesendet werden soll die WDR-Produktion<br />
der Colonia Media, die auch im Oberhausener<br />
Gasometer gedreht wurde, Anfang 2010.<br />
Es sollte noch viel mehr Filme<br />
aus dem Ruhrgebiet geben ...<br />
weil es Geschichten und<br />
Bilder zu erzählen gibt,<br />
die einzigartig sind für<br />
unser Land und die,<br />
wenn man es versteht,<br />
ein wirkliches Stück Leben<br />
erzählen können.<br />
Werner Kubny,<br />
Dokumentarfilmer<br />
Filmwoche<br />
Duisburg zeigt<br />
Bennings „Ruhr“<br />
Das Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms,<br />
die Duisburger Filmwoche, bildet vom<br />
2. bis 8. November wieder das Zentrum dokumentarischen<br />
Erzählens. Eröffnet wird das Festival<br />
in diesem Jahr als Einstimmung auf das Kulturhauptstadtjahr<br />
gleich mit einem besonderen<br />
Höhepunkt: der Uraufführung von „Ruhr“, dem<br />
Porträt der Region, das James Benning innerhalb<br />
von zwei Jahren an unterschiedlichen Schauplätzen<br />
gedreht hat. Es ist Bennings erste Arbeit außerhalb<br />
Amerikas und gleichsam auch sein erster<br />
digital produzierter Film, den er im Duisburger<br />
Filmforum persönlich vorstellen wird.<br />
Unter dem Motto „Erkenne die Lage“ ist das<br />
Szene aus der Schuldoku „Lena, Stella, Ümmü und die anderen“, Foto: Häuserl Filmproduktion<br />
Schul-Doku aus Gelsenkirchen<br />
In ihrem 44-minütigen Dokumentarfilm „Lena, Stella, Ümmü und die anderen“ porträtiert die<br />
Bochumer Regisseurin Bettina Schiel die Klasse M3 der Hansaschule in Gelsenkirchen, einer Förderschule<br />
für geistig behinderte Kinder. Die Klasse von Lena, Stella und Ümmü bildet ein Soziogramm,<br />
das ständig in Bewegung ist. Alle nehmen ihre festen Rollen ein, variieren den Spielraum jedoch<br />
in der täglichen Konfrontation mit ihren Mitschülern und Lehrern. Im Klassenzimmer, auf dem Schulhof,<br />
im Schwimmbad oder bei einem Ausflug spielen sich kleine und große Dramen ab, die Schiel<br />
einfängt. Die sensible Produktion der Bochumer Häuserl Film ist im November auf zwei deutschen<br />
Festivals zu sehen: dem Internationalen Kurzfilm-Festival Wie wir leben (4.-7. 11.) in München und<br />
auf dem Kinofest Lünen. Mehr Infos unter www.haeuserl-film.de<br />
Festival Blicke:<br />
Tief im Westen<br />
Blicke, das Filmfestival des Ruhrgebiets, findet<br />
vom 26. bis 29. November im Bochumer Kino<br />
Endstation statt. Auch die 17. Ausgabe bietet<br />
wieder Filmen ein Forum, die Aspekte des Ruhrgebiets<br />
thematisieren. Im traditionellen Wettbewerb<br />
sind in diesem Jahr 28 Arbeiten zu sehen,<br />
darunter auch Langfilme wie Melanie Liebheits<br />
Dokumentarfilm „Wiedergeboren in <strong>Westfalen</strong>“.<br />
Höhepunkte des Rahmenprogramms finden<br />
sich in der Werkschau, die Christoph Schlingensiefs<br />
Schaffen im Ruhrgebiet beleuchtet. Am<br />
28. November um 17 Uhr wird Filmkritiker und<br />
Weggefährte Dietrich Kuhlbrodt unter dem Titel<br />
„Unanständiges Ruhrgebiet – Frühe Filme von<br />
Christoph Schlingensief“ über diese filmische<br />
Phase des Regisseurs berichten und dabei zahlreiche<br />
Filmausschnitten präsentieren, darunter<br />
auch aus dem 1969 entstandenen Erstling „Die<br />
Festival in seinem diesjährigen<br />
mit Preisen im Wert<br />
von 20.000 Euro ausgestatteten<br />
Wettbewerb geprägt<br />
von neuen Arbeiten bekannter<br />
und zuvor in Duisburg<br />
prämierter Dokumen-<br />
James Benning tarfilmer wie Nikolaus<br />
Geyrhalter, Jörg Adolph,<br />
Harun Farocki, Thomas Heise, Britta Wandaogo<br />
oder Romuald Karmakar. Wie gewohnt werden<br />
sich die Filmemacher aller 26 Arbeiten aus<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz im Anschluss<br />
an die Vorführung der Diskussion stellen,<br />
einer der traditionellen Besonderheiten der<br />
Filmwoche. Das komplette Programm findet sich<br />
unter www.duisburger-filmwoche.de.<br />
Duisburger Filmwoche,<br />
Tel. (0203) 2834187;<br />
info@duisburger-filmwoche.de<br />
Blick von außen: James Bennings filmisches<br />
Porträt „Ruhr“ wird in Duisburg uraufgeführt,<br />
Fotos: Duisburger Filmwoche<br />
newsletter 6/2009 – Meldungen<br />
Schulklasse“. Am späten Abend folgt Schlingensiefs<br />
Spielfilm „Mutters Maske“ von 1988 mit<br />
Helge Schneider und Udo Kier. Den „Industriefilm“<br />
thematisiert eine Veranstaltung am 29. November,<br />
in der Philippe Deriaz der „Faszination<br />
Stahl“ im Film der letzten Jahre nachspürt. Das<br />
komplette Programm mit Wettbewerb und Nebenreihen<br />
findet sich im Internet unter<br />
www.blicke.org.<br />
Blicke, Tel. (0234) 26616;<br />
info@blicke.org<br />
Im Programm 2009: „Wiedergeboren in <strong>Westfalen</strong>“<br />
von Melanie Liebheit, Foto: Blicke<br />
Ruhr 2010: Ruhr-<br />
Forum Filmbildung<br />
Filmbildung wird in der Branche zwar viel diskutiert,<br />
doch bleiben die Ergebnisse nicht selten unkonkret.<br />
Eine Initiative aus Akteuren der nordrhein-westfälischen<br />
Filmfestivalszene möchte das<br />
nun nachhaltig ändern.<br />
Das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund|Köln,<br />
das Kinofest Lünen, die Internationalen<br />
Kurzfilmtage Oberhausen, die Duisburger<br />
Filmwoche gemeinsam mit doxs! sowie das Filmfestival<br />
des Ruhrgebiets Blicke bündeln ihre Kräfte<br />
ab Dezember 2009 unter dem Dach des<br />
„RuhrForum Filmbildung“.<br />
Ziel des Projektes, das im Rahmen der<br />
Ruhr.2010 veranstaltet wird, sei es, die filmische<br />
Vielfalt der Festivalstruktur im Ruhrgebiet und ihre<br />
über Jahre erworbene Kompetenz der Filmvermittlung<br />
öffentlichkeitswirksam zu nutzen,<br />
erklärt doxs!-Leiterin Gudrun Sommer. Auf dieser<br />
Grundlage will RuhrForum Filmbildung exemplarische<br />
Maßnahmen und Innovationen der
Imagefilm-Intro: Cellistin im Sonnenaufgang<br />
auf Schacht Franz Haniel 2, Bergwerk Prosper<br />
Haniel in Bottrop, Montage: Ruhr.2010<br />
Ruhr.2010 –<br />
Der Film<br />
Bergarbeiter im Gegenlicht, eine Frau mit einem<br />
Cello auf einem Förderturm: So beginnt der<br />
preisgekrönte Imagefilm der Ruhr.2010, den Regisseur<br />
Peter Schaul für die Kulturhauptstadt gedreht<br />
hat und der von der Kölner Zeitsprung Entertainment<br />
produziert wurde. „Wandel durch<br />
Kultur, Kultur durch Wandel“ ist das Leitmotiv<br />
des Films, der „fernab von rauchenden Industrieschloten<br />
und Kohlegruben einlädt, die Metropole<br />
Ruhr zu entdecken“. Gedreht wurde von<br />
Juli bis September 2008 in der gesamten<br />
Metropole Ruhr mit zahlreichen Statisten aus<br />
der Region. In New York, Hamburg und Berlin<br />
konnte der flott geschnittene Film, für den Parviz<br />
Mir-Ali die Musik komponierte, bereits Preise<br />
gewinnen. Zu sehen ist der fürs Internet auf<br />
gut eine Minute gekürzte Kurzfilm unter www.<br />
ruhr2010.de.<br />
Filmbildung entwickeln, die europaweit modellhaft<br />
wirken sollen. Nachbesserungsbedarf in der<br />
Praxis der Filmvermittlung sehen die Initiatoren<br />
etwa in der Ansprache und der Ermutigung von<br />
Lehrern, ihre Schüler über die Literaturverfilmung<br />
hinaus medienpädagogisch zu fordern und zu<br />
motivieren. Hier möchte man ansetzen und beispielsweise<br />
eine Erlebnisfortbildung konzipieren,<br />
die Lehrern ermöglicht, Film in all seinen Facetten<br />
und Produktionsbedingungen zu erleben. Zudem<br />
soll in Zusammenarbeit mit entsprechenden<br />
Instituten der Ruhrgebietsuniversitäten auch<br />
auf akademischer Ebene Filmbildung und die<br />
medienpädagogische Ausbildung von Lehrern<br />
in den europäischen Kontext gerückt und Ansätze<br />
für die Umsetzung einzelner Konzepte diskutiert<br />
werden.<br />
Die Auftaktveranstaltung zum RuhrForum<br />
Filmbildung wird mit einem europäischen Gast<br />
im Kontext der Verleihung des Europäischen<br />
Filmpreises am 13. Dezember in Essen erfolgen.<br />
doxs!, Tel. (0203) 2834187,<br />
filmwoche@stadt-duisburg.de<br />
Ruhr.2010 online:<br />
Europe in Shorts<br />
und das 2010lab<br />
Als Entsprechung unserer Wirklichkeit teilt<br />
sich auch das Kulturhauptstadtjahr auf in<br />
Projekte, die in äußerst realer und solche, die<br />
in virtueller Umgebung stattfinden. Für letztere<br />
wurde mit dem 2010lab ein experimentelles<br />
zweisprachiges Kultur-Web-TV konzipiert,<br />
das themen- und spartenübergreifend audiovisuelle<br />
Projekte rund um die Uhr einem internationalen<br />
Publikum zugänglich macht. Das Angebot<br />
des 2010lab wird in den Bereichen Kunst,<br />
Kultur, Ökonomie und Bildung sukzessive durch<br />
vielfältige Beiträge von Künstlern und Autoren<br />
aus ganz Europa ausgebaut. Wie schon sein Name<br />
vermuten lässt, versteht sich das Portal als<br />
„Online-Labor“, das die Möglichkeiten des<br />
Web-TV in künstlerischer Hinsicht neu ausreizen<br />
möchte. Unter den geplanten Kanälen des Portals,<br />
das im Internet unter www.2010lab.tv zu<br />
finden ist, befindet sich beispielsweise das „Dossier<br />
EmscherKunst“, das als Making-Of das europaweit<br />
größte Kunstprojekt im öffentlichen<br />
dok you: Premiere<br />
in Duisburg<br />
Am 6. November ist es soweit. Die Initiative für<br />
den Kinderdokumentarfilm dok you präsentiert<br />
seine Ergebnisse auf der Duisburger Filmwoche.<br />
Für die gemeinsam von doxs! (Kinder- und Jugendsektion<br />
der Duisburger Filmwoche) und der<br />
dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW (dfi)<br />
ins Leben gerufene Initiative hatten im Herbst<br />
2008 zehn Dokumentarfilmregisseure Workshops<br />
in NRW-Schulen durchgeführt und gemeinsam<br />
mit den Kindern Filmstoffe entwickelt<br />
Vier der sechs daraus verwirklichten Projekte feiern<br />
nun im Filmforum Duisburg Premiere.<br />
Als roter Faden dieser ersten Staffel, die dank<br />
der Förderung der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, des Kuratoriums<br />
junger deutscher Film und des BKM in<br />
Koproduktion mit dem WDR realisiert wurde,<br />
zieht sich das Thema Integration. Gemeinsam<br />
mit den Projektpaten, der Schauspielerin Nora<br />
Tschirner und dem Moderator Ralph Caspers,<br />
stellen die Regisseure Bernd Sahling, Anna Wah-<br />
Raum dokumentiert. Weitere Web-TV-Kanäle<br />
sind „Künstler.Kreative“, ein Fundus von Interviews<br />
zum Thema Kreativität mit so unterschiedlichen<br />
Menschen wie Quentin Tarantino, David<br />
Bowie oder Nelson Mandela, und „Kultur.Zukunft“<br />
mit Filmen und Podcasts lokaler Künstler.<br />
Ein Kanal des 2010lab, der sich dezidiert mit<br />
Film beschäftigt, ist „Europe in Shorts“, ein Projekt<br />
des Kölner Filmmagazins „Schnitt“. 2010<br />
wird „Europe in Shorts“ über die Dauer eines<br />
Jahres hinweg eine Online-Ausstellung des europäischen<br />
Kurzfilms schaffen. Das Portal will so<br />
Fenster in die verschiedenen europäischen Länder<br />
öffnen, durch ausgesuchte Kurzfilme die<br />
Vielfalt europäischer Kultur abbilden und eine<br />
kontinuierlich wachsende Galerie nationaler<br />
Kurzfilmkunst anlegen.<br />
„Europe in Shorts“ möchte ein Ort im Internet<br />
sein, wo dem Kurzfilm nicht nur in Form eines<br />
kurzen, unterhaltenden Clips ein Forum geboten<br />
wird, sondern wo ihm Raum gegeben<br />
wird in Form anspruchsvoller Filmkunst. Entsprechend<br />
werden die Filme von einem redaktionellen<br />
Umfeld aus Texten und Interviews mit den<br />
Filmemachern begleitet.<br />
www.2010lab.tv<br />
„Herr Rücker“ von der ehemaligen ifs-Studentin Anna Wahle feiert<br />
in Duisburg Premiere, Foto: dok you/ Anna Wahle<br />
le, Alexandra Schröder und Bettina Braun ihre<br />
zwischen elf- und zwanzigminütigen Arbeiten<br />
vor. Im Frühjahr 2010 folgen dann zur gemeinsamen<br />
Kinoauswertung die beiden verbliebenen<br />
Filme von Susanne Quester und Piet Eekman<br />
(Details unter www.dokyou.de).<br />
Direkt nach der Premiere werden die Filme<br />
zudem in Schulvorstellungen mit begleitenden<br />
Filmgesprächen auch gleich an der Zielgruppe<br />
getestet als ein Programmpunkt von doxs!, das<br />
vom 2. bis 8. November zum achten Mal parallel<br />
zur Duisburger Filmwoche läuft.<br />
Neben aktuellen Produktionen aus<br />
Deutschland präsentiert das doxs!-Team auch<br />
ausgesuchte Höhepunkte aus dem Filmland<br />
Schweden, ausgestattet mit einer starken Kinderfilm-Tradition.<br />
Neu ist die vierteilige Filmreihe<br />
paradoxs!, die sich erstmals mit experimentelleren<br />
Formen des Kinderdokumentarfilms auseinander<br />
setzt. Alles Nähere zum Festival unter<br />
www.do-xs.de.<br />
doxs!, Tel. (0203) 2834187,<br />
filmwoche@stadt-duisburg.de<br />
S eit 1993 haben sich die Dortmunder Ruhr-<br />
Sound Studios mit über 400 Filmvertonungen<br />
national und international einen Namen<br />
gemacht – mit Filmen von „Lola rennt“ bis<br />
„Die Kinder der Seidenstraße“. Regisseure wie<br />
Detlev Buck, Dominik Graf, Kaspar Heidelbach,<br />
Andreas Kleinert, Tom Tykwer, Oskar Roehler,<br />
Peter Timm, Dieter Wedel und Sönke Wortmann<br />
suchen die Zusammenarbeit mit den<br />
Kreativen aus dem Tonbereich. Das Ruhr-<br />
Sound-Team kann ihnen die komplette Tonbearbeitung<br />
und -mischung nach THX-Norm<br />
in allen möglichen Dolby-Formaten anbieten.<br />
Eine der internationalen Produktionen war im<br />
letzten Jahr Philipp Stölzls Bergsteigerdrama<br />
„Nordwand“. Dafür fuhr ein Kollege extra<br />
nach Oberbayern, um in den Bergen Originalgeräusche<br />
aufzunehmen. Für das Sounddesign<br />
bekam Guido Zettier, der RuhrSound<br />
langjährig verbunden ist, einen Deutschen<br />
Filmpreis. Aktuell arbeitet RuhrSound an Jo<br />
Baiers Historienfilm „Henry 4“, der zum Jahreswechsel<br />
in die Kinos kommt.<br />
RuhrSound, Tel. (0231) 917600;<br />
info@ruhrsound.de<br />
Die 3L Filmgroup in Dortmund<br />
ist gleich dreifach<br />
im deutschen und internationalen<br />
Filmgeschäft aktiv. So<br />
verfügt der 2004 gegründete 3L Filmverleih<br />
über ein Repertoire aus inzwischen 44 Veröffentlichungen.<br />
Dazu zählen Filme wie<br />
„Monster“ oder auch „2 Tage Paris“ von und<br />
mit Julie Delpy. An dem Arthouse-Sommerhit<br />
des Jahres 2007 war die 3L Filmproduktion<br />
als Koproduzent beteiligt. Die beiden letzten<br />
von insgesamt sechs Koproduktionen sind<br />
„Hangtime – Kein leichtes Spiel“ von Wolfgang<br />
Groos und „Unter Bauern“ von Ludi<br />
Boeken. Beide Filme kamen im Oktober in die<br />
Kinos. Geleitet wird die 3L Filmproduktion von<br />
Werner Wirsing. Seine Filme vermarktet die<br />
3L Film, die weitere Rechte in den Bereichen<br />
Kino, Home Entertainment, TV und Video on<br />
Demand erwirbt, um sie selbst auszuwerten.<br />
Ihre Kinorechte lässt die 3L Film wiederum<br />
durch das Schwesterunternehmen 3L Filmverleih<br />
auswerten.<br />
3L, Tel. (0231) 9455390;<br />
info@3L-film.de<br />
Die Filmstudios des heutigen<br />
Movie Parks in Bottrop-Kirchhellen<br />
entstanden<br />
1996 gemeinsam mit dem<br />
Warner Bros. Freizeitpark.<br />
1999 wurden Park und Studios<br />
an die Gruppe Six Flagg und 2004 an<br />
den britischen Investor Palamon verkauft. In<br />
den Studios drehte der chilenische Regisseur<br />
Raoúl Ruiz 2005 seinen Kinofilm „Klimt“.<br />
2007 wurde für „Krabat“ die schwarze Mühle<br />
aus der sorbischen Sage aufwändig nachgebaut.<br />
2008 nutzte Produzent Oliver Berben<br />
das Studio für Innenaufnahmen zu dem ZDF-<br />
Dreiteiler „Krupp – Eine deutsche Familie“ .<br />
Derzeit steht eines der Studios mit einer Fläche<br />
von1.851 qm und einer Deckenhöhe von<br />
14 Metern zur Vermietung.<br />
Movie Park Germany, Tel. (02045)<br />
899-0; info@moviepark.de<br />
Schwerpunkt – newsletter 6/2009 19
20<br />
Wenn es hart auf hart kommt, gibt das<br />
Ruhrgebiet auch schon mal Düsseldorf,<br />
Hamburg oder Berlin, jedenfalls im Film. Campino<br />
residierte mit seinem Atelier in Wim Wenders<br />
„Palermo Shooting“ zwar in Düsseldorf.<br />
Gedreht wurde sein Auftritt aber auf der Zeche<br />
Zollverein in Essen. Der Seaside Beach am<br />
Baldeneysee wurde 2004 für „Die Sturmflut“<br />
geflutet, dazu trat der Rhein vor Duisburg als<br />
Elbe auf. Der Berliner Boxclub, in dem sich Daniel<br />
Brühl als „Elefantenherz“ von Züli Aladag<br />
schlug, lag in Wirklichkeit an der Peripherie<br />
der niederrheinischen Hafenstadt. Das benachbarte<br />
Hochhausviertel im Stadtteil Hochheide<br />
war anschließend auch in einem Musikvideo<br />
von UB 40 („Rudie“) zusehen. Matthias<br />
Glasner fand dort für „This is Love” die<br />
authentische Ost-Berliner Plattenbau-Atmosphäre,<br />
die er an den Originalschauplätzen<br />
vermisst hatte. Der Film kommt demnächst<br />
in die Kinos. In die von ihm genutzte Wohnung<br />
im 19. Stock an der Ottostraße zog danach<br />
eine andere Filmcrew ein, um die Komödie<br />
„Renn, wenn Du kannst“ zu drehen.<br />
Was die Locations betrifft, hat man zwischen<br />
Ruhr und Emscher einiges zu bieten. Bei<br />
Wunsch kann man sich sogar ins Mittelalter<br />
versetzen lassen. Nachgefragt werden trotzdem<br />
noch immer vor allem Orte, die sich als<br />
Kulisse für das vergangene Industriezeitalter<br />
eignen, weiß Susanne Kirches von der Duisburger<br />
Gesellschaft für Wirtschaftsförderung.<br />
Das dürfte auch mit dem Image des Ruhrgebiets<br />
zu tun haben, das der eine oder andere<br />
Film noch immer transportiert. Ob die Filmbilder<br />
dazu dann wirklich immer von der Ruhr<br />
stammen, ist eine andere Frage. Max von der<br />
Grün, bekannter Schriftsteller und Drehbuchautor<br />
der Kohle- und Stahlregion, war noch<br />
Ende der 1970er Jahre fest davon überzeugt,<br />
dass man „eine Kneipenszene, die in Dortmund<br />
spielt, nicht in Köln drehen kann“. Bei<br />
der Verfilmung seines Romans „Stellenweise<br />
Glatteis“ tat man es trotzdem. Gemerkt hat<br />
es keiner.<br />
Auch die Vulgär-Klamotte „Lass jucken<br />
Kumpel“, die 1973 vier Millionen Besucher in<br />
die Kinos zog, spielte mit dem Ruhrgebiets-<br />
Image, auch wenn kaum Ruhrgebiet drinnen<br />
war. Bei der erfolgreichen „Kumpel“-Staffel<br />
stimmte gar nichts, weder der Dialekt, noch<br />
die Location. Gedreht wurde der Film zu großen<br />
Teilen in Bayern, wo ein stillgelegter Stollen<br />
in Penzberg die Kohleschächte an der Ruhr<br />
imitierte.<br />
Rauchende Schlote<br />
Filmbilder vom Ruhrgebiet haben eine lange<br />
Geschichte. Entdeckt und katalogisiert werden<br />
sie erst so richtig seit den 1960er Jahren.<br />
Im Geist der damaligen Zeit wurden Fragen<br />
nach dem Verhältnis von Kunst und sozialem<br />
Engagement, der Authentizität des gefilmten<br />
Materials und der interessensgeleiteten Gestaltung<br />
der Bilder gestellt. Neben den Verweisen<br />
auf Kohle, Stahl und rauchende Schlote, Bergwerke<br />
und steinreiche Industriebosse standen<br />
die hart arbeitenden Kumpel als liebenswerte<br />
Ureinwohner, die gegen alle Ausbeutung<br />
die Solidarität der Arbeiterklasse lebten und<br />
nebenher ihren Schrebergärten, der Taubenzucht<br />
und natürlich dem Fußball verbunden<br />
waren. Dem Kampf um bessere Lebensverhältnisse<br />
wurde berechtigterweise große Bedeutung<br />
zugeschrieben. Wobei den zahlreichen<br />
Dokumentationen und Fernsehfeatures ein gewisser<br />
ethnologischer Blick eigen war, in dessen<br />
Mittelpunkt die Männer und ihre Welt<br />
standen. „Frauen an der Ruhr“ – so ein Filmtitel<br />
– wurden erstmals 1967 Thema. Die Arbeit<br />
von Filmemacher Ernst Ludwig Freisewinkel<br />
erregte beträchtliches Aufsehen, unter anderem,<br />
weil er mit versteckter Kamera gedreht<br />
hatte. Pionierin war daneben Erika Runge mit<br />
„Warum ist Frau B. glücklich?“ aus dem Jahr<br />
1968.<br />
Fiktionale Produktionen, die sich mit dem<br />
Ruhrgebiet befassten, nutzten häufig die gleichen<br />
Motive, wenn es um die Atmosphäre<br />
ging. Beliebtester Drehort war lange Zeit ein<br />
Teilstück der Köln-Mindener Eisenbahn an der<br />
Essener Straße in Oberhausen. Auf engstem<br />
Raum fanden sich hier eine Eisenbahnbrücke<br />
Hochöfen und ein riesiger Schlackeberg. Die<br />
Szenerie diente Veit Harlan schon 1937 als Kulisse<br />
für „Der Herrscher“ und kam dann bei<br />
Helmut Käutner („Der Rest ist Schweigen“,<br />
1959) ebenso zum Zuge wie bei Luchino Visconti<br />
(„Die Verdammten“,<br />
1968). Schließlich zog es<br />
Wim Wenders für „Alice in<br />
den Städten“ (1974) hierher.<br />
Inzwischen stehen die<br />
Bauten nicht mehr. Um die<br />
Skyline von Hochöfen und<br />
Schloten drehte sich ein<br />
gutes Jahrzehnt später<br />
auch die Auseinandersetzung<br />
um TV-Kommissar<br />
Horst Schimanski.<br />
Besonders<br />
erbost war ein Teil<br />
der öffentlichen Meinung<br />
zwischen Duisburg<br />
und Dortmund<br />
1981 über eine Äußerung<br />
von Götz<br />
George, der befunden<br />
hatte „Schmutz<br />
ist ungeheuer fotogen“.<br />
Kritiker erregte<br />
nicht nur das damit<br />
möglicherweise verbundene„Schmuddel-Image“,<br />
sondern<br />
auch der Missbrauch des Reviers als „exotische<br />
Kulisse“. Schließlich hatte man sich bereits dem<br />
„Strukturwandel“ verschrieben. Der damalige<br />
WDR-Pressesprecher Michael Schmid-Ospach<br />
verteidigte die spätere Kult-Serie energisch und<br />
konterte trocken: „Jede Landschaft geistert mit<br />
ihren Klischees durch Literatur und Showgeschäft,<br />
durch Bühne und Fernsehen. Die Norddeutschen<br />
ertragen ‚Ohnesorg’ und sind nicht<br />
so. Und was leiden erst die Bayern!“ Ironie am<br />
Rande: Ein Jahr später drehte Wolfgang Staudte<br />
für das ZDF die dann allseits gelobte 12-teilige<br />
Serie „Die Pawlaks – Eine Geschichte aus<br />
dem Ruhrgebiet“ an „Originalschauplätzen“<br />
– in der damaligen Tschechoslowakei. Wieder<br />
ein Jahr später kam mit „Rote Erde“ von Klaus<br />
Emmerich eine weitere Serie zur regionalen<br />
Vergangenheit auf die Bildschirme. Aber auch<br />
die untergegangene DDR bastelte am Bild des<br />
Reviers als Region von Stahl, Kohle und Klassenkampf<br />
mit. Unter dem Titel „Irrlicht und<br />
Feuer“ verfilmte die DEFA 1966 den gleichnamigen<br />
Roman von Max von der Grün über das<br />
Schicksal eines Dortmunder Kumpels. 1969<br />
folgte der fünfteilige Fernsehfilm „Krupp und<br />
Krause“ nach einem Roman von H.H. Helms.<br />
Postmoderne Pfade<br />
Mitte der 1970er Jahre näherte sich Peter F.<br />
Bringmann der Region deutlich ironischer. Seine<br />
beiden Filme „Aufforderung zum Tanz“<br />
(1976) und „Theo gegen den Rest der Welt“<br />
(1980) – beide mit Marius Müller-Westernhagen<br />
– schufen einen ganz anderen Prototyp<br />
des Revierbewohners. Noch Arbeiterklasse,<br />
aber schon nicht mehr so richtig. Der Heimat<br />
verbunden, aber doch lieber unterwegs, dazu<br />
lässig lustig und alles andere als heroisch.<br />
In „Die Abfahrer“ (1978) und „Jede Menge<br />
Kohle“ (1980) entwickelte Adolf Winkelmann<br />
ähnliche Figuren. Sie gehören zum Milieu der<br />
„kleinen Leute“, sind aber allzeit zu kleinen<br />
Das Ruhrgebiet im Film<br />
newsletter 6/2009 – Schwerpunkt<br />
Fluchten bereit und alles andere als spießig und<br />
angepasst – hinzu kam ein flotter Dialog. Sätze<br />
wie „Denn es kommt der Tag, da will die Säge<br />
sägen“ waren auch jenseits des Kinos alltagstauglich.<br />
Ein Kritiker notierte dazu passend „Romantik<br />
ist keine Frage exotischer Geographie“.<br />
Als Winkelmann zehn Jahre später noch einen<br />
„Ruhrgebietsfilm“ machen will, sieht er die Region<br />
in einer „Identitätskrise“. Abgesehen von<br />
ein paar Industriedenkmälern unterscheidet sich<br />
der Ballungsraum kaum noch von ähnlichen<br />
Landschaften. Als „Identifikationspunkt“ ist nur<br />
noch der Fußball geblieben. Also dreht Winkelmann<br />
„Nordkurve“ (1993), dessen Thema eine<br />
Produktionsmitteilung mit „Saufen, Prügeln,<br />
Vögeln und Fußballspielen“ umschreibt: „Am<br />
Samstag haben die Menschen in der<br />
Nordkurve nur ihr Vergnügen im Kopf.<br />
Es geht um Lust um jeden Preis, um<br />
Kampf mit allen Mitteln – Intrige, Be-<br />
Kohlenpott-Klassiker: „Bang Boom Bang“,<br />
„Jede Menge Kohle“, „Theo gegen den Rest<br />
der Welt“ und „Solino“ , Foto: Senator Film Verleih /<br />
Winkelmann Film / Archiv / Wüste Film<br />
Die Ruhr trügt<br />
VON WOLFGANG HIPPE<br />
Die Filmbilder des Ruhrgebiets spiegeln immer noch allzu oft<br />
das „alte“ Ruhrgebiet der Zechen und Malocher. Dabei hat<br />
die Region auch filmisch mehr zu bieten und kann zuweilen<br />
sogar als Berlin, Düsseldorf oder Hamburg durchgehen.
trug, Erpressung.“ Erst Sönke Wortmann<br />
sollte den Fußball im Revier wieder von diesem<br />
Lumpenproletariat erlösen und verlieh<br />
ihm mit dem „Wunder von Bern“ (2003)<br />
in Erinnerung an Helmut Rahn und die frühen<br />
fünfziger Jahre sogar nationale Weihen.<br />
Die Linie von Theo & Co schrieb dagegen<br />
Peter Thorwarth seit 1999 mit seiner<br />
„Unna-Trilogie“ fort. Dabei spielt der<br />
dritte und letzte Teil „Goldene Zeiten“ rund<br />
um einen Golfclub – ein Indiz für die fortschreitende<br />
Modernisierung der Region<br />
und die Tatsache, dass krumme Geschäfte<br />
nicht nur auf Golfplätzen rund um Köln<br />
getätigt werden.<br />
Für absurderen Humor in der Region<br />
steht der Name Helge Schneider. Der „Unterhaltungskünstler“<br />
tritt nicht nur als Musiker<br />
auf, sondern ist auch auf der Leinwand<br />
präsent. Neben vier eigenen Kinofilmen<br />
hat er mit Werner Nekes und Christoph<br />
Schlingensief zusammengearbeitet.<br />
Gegen dessen exzessive Stücke und Filme<br />
wie „Die 120 Tage von Bottrop“ (1997)<br />
setzt er seine ironische, in Teilen infantile<br />
Auseinandersetzung mit dem Ruhrgebietsalltag.<br />
Die Liste seiner filmischen Aktivitäten<br />
reicht dabei von Rollen in Dani Levys<br />
„Mein Führer“ (2007) zurück bis zu „Manta<br />
– der Film“ (1991). Wie der fast parallel<br />
produzierte „Manta Manta“ (1992) beschäftigte<br />
er sich adäquat mit einem der<br />
modernen Mythen der Großregion nach<br />
dem Motto: im Ruhrgebiet wird mehr getunt<br />
als gestylt. Zeitgleich kam ein anderer<br />
Kultfilm in die Kinos. In „Kleine Haie“<br />
brilliert Armin Rohde alias „Bierchen“ als<br />
weiterer mobiler Ruhrgebietler. In Bewegung<br />
ist schließlich auch Thomas Durchschlag,<br />
dessen Film „Nachts“ (2002) durch<br />
das nächtliche Ruhrgebiet streift, weil die<br />
letzte S-Bahn weg ist. Es ist zu spüren: Das<br />
Ruhrgebiet hat sich verändert und ist auf<br />
dem Weg.<br />
Nachgefragt bei Regisseur<br />
Adolf Winkelmann<br />
Warum sollte<br />
es mehr Filme<br />
aus dem Ruhrgebiet<br />
geben?<br />
J a, warum eigentlich mehr? Es<br />
sollten doch zuerst gute Filme<br />
sein, die richtigen – mit anrührenden<br />
Bildern und spannenden Geschichten.<br />
Von Geschichtenerzählern<br />
geschrieben, die ihre Figuren,<br />
auch die schlimmsten und unmöglichsten<br />
lieben, besessen lieben – in<br />
Szene gesetzt von Fiction-Regisseuren<br />
oder Dokumentaristen, die<br />
noch was am Hut haben mit Heimatkunde,<br />
ohne sie wie anno<br />
Schnee schul- oder vereinsmeiermäßig<br />
zu betreiben. Wir reden<br />
so gern (vielleicht als Alibi) über<br />
Milieunähe und Regionalismus –<br />
aber über welchen? Den westfälischen,<br />
rheinischen, den angrenzend<br />
münsterländischen, sauerländischen?<br />
Regionales klingt auch seltsam,<br />
weil wir „das Ruhrgebiet“ ja<br />
in Zukunft „Metropole“ nennen<br />
wollen. Es gibt hier alles, aber auch<br />
alles. Alle Sprachen, Religionen und<br />
Milieus. Jede Art Dreck, jede Art<br />
Herzlichkeit. Wir haben ortsansässige<br />
Mafiosi, gigantische Bauskandale,<br />
Heuschrecken, die in verschwiegenen<br />
Parks leben, Koks in<br />
den Rathäusern und herrliche Intrigen<br />
im Theater, im Pop-Business, in<br />
Parteien und Profisport – es gibt genau<br />
soviel Neid und Liebe und Eifersucht<br />
und Hochzeiten wie anderswo,<br />
etwa nicht ? – und krasse<br />
und witzige Schlitzohren und ja,<br />
viele Verlierer in diesen Zeiten, die<br />
man sich mit dem Strukturwandel<br />
erklärt. Also, Armut und Läuse und<br />
irre Gewalt und hoffnungslos unterbesetzte<br />
Schulen mit Schulleitern,<br />
die sich schämen, darüber zu sprechen.<br />
Dazu fällt den Autoren zu wenig<br />
ein? Nichts Trauriges, nichts Komisches?<br />
Und überhaupt ist nicht<br />
nur über den Spielfilm zu reden,<br />
den man im Kino oder Wohnzimmer<br />
sieht. Bewegt-Bilder-Macher<br />
sind längst dabei, die öffentlichen<br />
Verkehrsräume zu erobern: Innenräume,<br />
Außenräume, Büro-Foyers,<br />
Bahnhofsfassaden und Kaufpark-<br />
Passagen, Dach- und Turm-Kronen.<br />
Muss man sie den Propagandisten<br />
überlassen?<br />
Es sollte noch viel mehr Filme aus<br />
dem Ruhrgebiet geben ...<br />
damit ich im und aus dem<br />
Ausland nicht mehr hören muss:<br />
„Where the hell is Essen?“ oder<br />
„What the hell is Ruhrgebiet?“<br />
Marianne Menze,<br />
Kinobetreiberin Lichtburg Essen<br />
Eine Welle von aktuellen Dokumentarfilmen mit dem Ruhrgebiet als<br />
Thema macht deutlich: Der Strukturwandel dieser Region ist abgeschlos-<br />
sen, aber von den Menschen noch nicht verarbeitet. Über Jahrzehnte<br />
hat sich bei den dort angesiedelten Filmemachern ein besonderer doku-<br />
mentarischer Blick entwickelt.<br />
Dokumentarszene Ruhrgebiet<br />
Ruhrpott reloaded?<br />
VON GÜNTER JEKUBZIK<br />
Das Ruhrgebiet stellt eine gigantische, historisch<br />
einzigartige Industrie- und Menschenlandschaft<br />
mit vielen überraschenden Nischen dar. Dieser<br />
Moloch zog schon immer Auswärtige an, wie<br />
Klaus Wildenhahn („Rheinhausen, Herbst ’88“,<br />
1988/89) und Peter Nestler („Im Ruhrgebiet“,<br />
1967). Jetzt drehte James Benning den Eröffnungsfilm<br />
der 33. Duisburger Filmwoche mit dem Titel<br />
„Ruhr“: Der berühmte US-amerikanische Avantgarde-Filmemacher<br />
Benning „hat im Duisburger<br />
Stahlwerk gedreht, die Marxloher Moschee besucht<br />
und das Treiben in einer Essener Seitenstraße<br />
beobachtet. ‚Ruhr’ ist nicht nur das Porträt einer<br />
Region im Strukturwandel, sondern auch eine<br />
Hommage an die Menschen, die diese Region<br />
arbeitend gestalten“, so gibt das Festival bekannt,<br />
das seit drei Jahrzehnten herausragend die Welt,<br />
aber auch immer wieder das eigene Umland dokumentarisch<br />
reflektiert. „erkenne die lage“ lautet<br />
das Motto des diesjährigen Festivals, und es<br />
scheint, als habe eine besondere Lage eine besondere<br />
Generation von Dokumentarfilmern hervorgebracht.<br />
Während die abschließende Episode in Michael<br />
Glawoggers Industrie-Geschichte „Working<br />
Man’s Death“ den Emscher Landschaftspark industriebereinigt<br />
als Kultur- und Spielplatz zeigt, verfolgen<br />
andere Dokumentaristen die Umbrüche weiter:<br />
10 Jahre nach „Abenteuer Ruhrpott“ kehren<br />
Werner Kubny und Peter Schnell gerade wieder ins<br />
Ruhrgebiet zurück, um zu sehen, wo die Leute aus<br />
dem Milieu heute stehen. „Was bleibt sind wir“ begleitet<br />
ganz unterschiedliche Menschen im Ruhrgebiet<br />
einen Tag lang in ihrem Leben. Auch die Dokumentarfilmer<br />
Ulrike Franke und Michael Loeken<br />
kommen mit „See der Träume oder die Zukunft<br />
kann beginnen“ ins Ruhrgebiet zurück. Nach ihrem<br />
preisgekrönten Film „Losers and Winners“ widmen<br />
sie sich erneut dem Wandel des Reviers und beobachten<br />
über lange Zeit die Umgestaltung eines<br />
Stahlwerksgeländes, auf dem ein See mit mediterranem<br />
Ambiente entsteht, sowie die Reaktionen<br />
der Anwohner darauf.<br />
Es sind vor allem an der Ruhr Beheimatete, die<br />
sich an ihrer Region „abarbeiten“,<br />
wie es Autor Michael Gierke charakterisiert,<br />
der für ein Ende 2010 mit<br />
der dfi –dokumentarfilminitiative im<br />
Filmbüro NW geplantes Buchpro-<br />
jekt über Dokumentarfilme im Ruhrgebiet<br />
auch der Frage nachgeht, ob<br />
Dokumentarfilmer aus dem Ruhrpott<br />
einen speziellen Blick haben.<br />
Das Klischee „Strukturwandel“ machen<br />
sie „im Detail deutlich an der<br />
Veränderung von Lebenswelten<br />
konkreter Menschen“, so Gierke.<br />
Der Essener Rainer Komers beispielsweise hat<br />
Jahrzehnte lang das Ruhrgebiet gefilmt. Zusammen<br />
mit Klaus Helle drehte er 1989 die bekannte Doku<br />
„Erinnerung an Rheinhausen“. Auch wenn ein<br />
Regisseur wie Komers in Jemen und Japan filmt,<br />
„sieht sein Blick Dinge, die bei anderen Leuten nicht<br />
im Film auftauchen“.<br />
Dieser im Ruhrgebiet besonders sozialisierte<br />
Blick auf die Welt habe eine ganz besondere Aufmerksamkeit<br />
für den Alltag von Menschen, für eine<br />
Fußgängerzone oder einen Kleingarten, fasst<br />
Gierke zusammen.<br />
Auch der in Unna geborene Absolvent der<br />
Fachhochschule für Design Dortmund Frank Wierke<br />
dreht mit ganz eigenen Ansätzen, diesmal in der<br />
Welt der Literatur. Allerdings sieht Gierke auch, dass<br />
im Gegensatz zu den älteren Dokumentarfilmern,<br />
die „in einer speziellen Zeit groß geworden sind und<br />
für die das Ruhrgebiet eine Art Lebenshaltung sei“,<br />
von Ausnahmen wie Frank Wierke abgesehen, das<br />
Ruhrgebiet nur noch ein Thema von vielen ist, das<br />
deshalb eher oberflächlich betrachtet wird.<br />
Doch das Filmschaffen im Ruhrgebiet dürfe auf<br />
keinen Fall aus dem Blick geraten, schon weil das,<br />
was diese Filmemacher aufgenommen haben, ein<br />
„gewaltiges Archiv dessen sei, was teilweise schon<br />
verschwunden ist“. Da passt es, dass die dfi eine<br />
Förderung für eine große Ruhrgebiets-Filmreihe beantragte,<br />
die sechs Jahre nach dem umfassenden<br />
Symposium „Endlich so wie überall?! Neue dokumentarische<br />
Bilder des Ruhrgebiets“ die wichtigsten<br />
Dokumentationen der letzten Jahrzehnte zusammen<br />
mit neueren Entwicklungen vorstellen soll.<br />
Auch beim anderen großen Thema des Ruhrgebiets,<br />
der Einwanderung gibt es Veränderungen.<br />
Nach vielen Immigranten-Geschichten – die auch<br />
in Spielfilmen wie „Solino“ von Fatih Akin auftauchen<br />
– stellt Gaby Hinderberger, vom Bochumer<br />
Festival „Blicke aus dem Ruhrgebiet”, eine „Verlängerung<br />
der Immigrationsgeschichte in die ursprünglichen<br />
Heimatländer“ fest. Im Ruhrgebiet aufgewachsene<br />
Filmemacher reisen mit der Kamera in<br />
die Heimatländer ihrer Eltern.<br />
Ruhr.2010 als Kulturhauptstadt wird die Scheinwerfer<br />
kurzzeitig auf die Region richten. Aber vor<br />
allem weil sich die Menschen immer noch an dem<br />
leicht gesagten und schwer gelebten Strukturwandel<br />
„abarbeiten“, bleibt das Ruhrgebiet als Drehort<br />
und als Schule des Blicks erhalten. Darum, dass<br />
es in den nächsten Generationen weiter gehen<br />
wird, kümmert sich auch das Festival „doxs!”, das<br />
vom 3. bis 8. November 2009 während der Duisburger<br />
Filmwoche schon in der achten Ausgabe mit<br />
einem internationalen Dokumentarfilmprogramm<br />
für Kinder und Jugendliche für Nachwuchs sorgt.<br />
Schwerpunkt – newsletter 6/2009 21
Oliver Rauch dreht zurzeit im Ruhrgebiet eine Doku über „Jedem Kind<br />
ein Instrument“, eines der Projekte der Ruhr.2010.<br />
Das war jetzt zu kakophonisch.“ Musiklehrer<br />
Christian Ribbe bricht die Probe ab. Die<br />
acht Grundschüler lachen sich kaputt: „Kakowas?“<br />
„Kakophonisch. Das heißt nicht, dass alles<br />
kacke war, sondern dass sich alles schräg<br />
anhört“, erklärt der Lehrer mit typisch lässigem<br />
Ruhrpott-Einschlag. Er gibt erneut den Einsatz,<br />
und jetzt klingt der „Affenblues“ schon viel besser.<br />
Die Kamera läuft dabei immer mit.<br />
Die Schüler besuchen verschiedene dritte<br />
Klassen der Gemeinschaftsgrundschule in Herne-Horsthausen.<br />
Jetzt, für die 7. Stunde, kommen<br />
sie zusammen und haben ihr Instrument<br />
mitgebracht. Jedes Kind trägt einen Instrumentenkoffer<br />
bei sich, auf dem ein Zettelchen „Musikschule<br />
Jeki“ und eine dazugehörige Nummer<br />
steht. Sie gehören zur ersten Generation des Pilotprojekts<br />
„Jedem Kind ein Instrument“ (Jeki),<br />
das 2007 startete. Bis zum Jahr 2010, dem Kulturhauptstadtjahr,<br />
soll jedem Kind im Ruhrgebiet<br />
die Möglichkeit geboten werden, ein Instrument<br />
zu erlernen. Das Projekt im Rahmen der<br />
Ruhr.2010 wurde von der Kulturstiftung des<br />
Bundes, dem Land NRW und der Zukunftsstiftung<br />
Bildung in der GLS Treuhand entwickelt.<br />
In der mit Teppichboden ausgelegten Bibliothek<br />
der Herner Grundschule herrscht absolutes<br />
Schuhverbot. Alle müssen sich daran halten,<br />
Die Stimmung im vollbesetzten Kölner Filmhaus<br />
ist freudig aufgekratzt. Das Kleine<br />
Fernsehspiel des ZDF hat im Rahmen der Cologne<br />
Conference zu seinem neuen, mittlerweile<br />
dritten Showcase geladen, um ein ungewöhnliches<br />
Filmprojekt mit dem Titel „aufRuhr<br />
2010“ vorzustellen. „Sieben Filmemacher machen<br />
einen Film“, so prangt es dazu selbstbewusst<br />
von der Leinwand. Es geht um sieben<br />
Kurzfilme rund ums Ruhrgebiet, erstellt von Studenten<br />
und Absolventen der Kölner Kunsthochschule<br />
für Medien (KHM) und der internationalen<br />
filmschule köln (ifs). Aus Reihen der KHM<br />
kommen die Filmemacher Stephan Bergmann,<br />
Mirko Dreiling, Corinna Liedtke, Henning Marquaß<br />
und Undine Siepker, für die ifs sind Johannes<br />
Sievert und Anna Wahle dabei.<br />
Initiiert wurde das Projekt von Fritz Pleitgen,<br />
die zuständigen ZDF-Redakteure sind Claudia<br />
Tronnier und Katharina Dufner. Von Seiten der<br />
KHM betreut Katrin Schlösser das Projekt, für<br />
die ifs ist Gerd Haag zuständig. Die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW unterstützt und fördert das Projekt „Ruhrgebietsfilm“.<br />
Nach zweiwöchigem Workshop<br />
mit einem abschließenden Ausflug unter Tage<br />
begann die Pre-Production im Frühjahr 2009.<br />
22<br />
Am Set von „Jedem Kind ein Instrument“<br />
Der „Affenblues“<br />
von Herne<br />
VON ANNA KOSKODA<br />
auch das Filmteam, das an diesem Tag wieder<br />
zu Gast ist. Also schleichen Regisseur Rauch,<br />
Kameramann Boris Becker und Tonmann Andreas<br />
Turnwald auf Socken um die musizierenden<br />
Kinder herum. Becker setzt sich immer wieder<br />
auf sein Brett mit Rollen, um auf Augenhöhe<br />
mit den Kindern zu sein.<br />
Der „Affenblues“ geht weiter. Nun üben die<br />
Kinder unterschiedliche Einsätze: erst die Gitarren,<br />
dann die Geigen, zuletzt die Akkordeons.<br />
Da sich sämtliche Beiträge noch in der Post-<br />
Produktion befinden, kommen ausschließlich<br />
Trailer und Slideshows zur Aufführung; und<br />
doch eröffnet sich bereits so ein faszinierendes<br />
Spektrum ganz im Sinne der Ausführenden Produzentin<br />
Melanie Andernach, „verschiedene<br />
Perspektiven und Einsichten ins Ruhrgebiet in<br />
einem super Zusammenhang“ zu zeigen.<br />
Den Auftakt bestreitet Johannes Sievert mit<br />
„Sinan G.“. Der Titelheld ist Deutsch-Iraner und<br />
Ex-Krimineller, der seine Strafe in Siegburg verbüßte<br />
und dort beim Theaterprojekt „Junge<br />
Hunde“ mitwirkte. Sievert drehte darüber eine<br />
Kurzdoku und kam so mit Sinan in Kontakt. Der<br />
stellt sich nun als Ex-Gangster mit Perspektive<br />
vor: „Jetzt bin ich Rapper.“ Sievert sieht mit sei-<br />
„Malte, Du könntest ‘ne super Solokarriere starten,<br />
aber hier kommt es auf das Zusammenspiel<br />
an“, bremst Musiklehrer Ribbe den kleinen blonden<br />
Akkordeonisten, der gerne mal vorprescht.<br />
Denn schließlich lernen die Kinder hier nicht nur,<br />
ein Instrument zu beherrschen, sondern auch<br />
Dinge wie Rücksicht nehmen und anderen zuhören.<br />
Die Grundschüler sind voll bei der Sache,<br />
und das freiwillig um eine Uhrzeit, wo andere<br />
bereits zu Mittag essen oder draußen spielen.<br />
Unter den jungen Musikern ist auch Joanna,<br />
eine von fünf Protagonisten der Doku „Jeki<br />
– Der Film“ (AT). Joanna ist Deutsche, drei andere<br />
Kinder haben türkische Eltern, eines japanische.<br />
Der Dokumentarfilm von SUR Films Köln<br />
entsteht als Koproduktion mit dem WDR.<br />
Das Filmteam von „Jedem Kind ein Instrument“ zu Gast in der Gemeinschaftsgrundschule in<br />
Herne-Horsthausen, Foto: Fotoatelier Brinkforth/Nevin Toy-Unkel<br />
600.000 Euro ist das Gesamtbudget, das die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 110.000 Euro fördert. Mit<br />
im Boot ist auch Realfiction als Verleiher. Gedreht<br />
wird an 52 Tagen im Ruhrgebiet, in Herne,<br />
Bochum und Duisburg.<br />
Gemeinsam haben Produzent Detlef Ziegert<br />
von SUR Films, der auch seit 15 Jahren das Kinder-<br />
und Jugendfilmfestival in Marl leitet, und<br />
Oliver Rauch 2007 das Projekt entwickelt. Viele<br />
Recherchen waren notwendig, bis sich die<br />
Amüsant und spannend – das Kurzfilmprojekt „aufRuhr 2010“<br />
Roboter, Rapper,<br />
Schrebergärten<br />
VON UWE MIES<br />
nem Filmporträt den Strukturwandel des Ruhrgebiets<br />
im Individuellen gespiegelt – vom handfesten<br />
Erwerbswesen hin zur Kultur.<br />
Undine Siepker greift in „Oppa sein Garten“<br />
das „Super-Klischee vom Schrebergarten“ auf<br />
und zeigt die kulturelle Vermischung der Gesellschaft<br />
auf 50 qm Grünfläche. Koreaner, Türken,<br />
Deutsche pflanzen Blumen, Obst und Gemüse,<br />
schauen sich gegenseitig was ab und freuen<br />
sich über den Ertrag. Henning Marquaß besetzte<br />
für „Bochumer Jungen 2010“ bis auf die<br />
Hauptrolle Laienakteure aus dem Umfeld folkloristischer<br />
Blaskapellen. Sein Film ist nicht dokumentarisch,<br />
sondern fiktional; ein Musical mit<br />
insgesamt sechs (oder sieben) Dialogsätzen.<br />
Anna Wahle benennt ihren Beitrag „Moni-<br />
newsletter 6/2009 – Schwerpunkt<br />
drei Drehorte und die fünf Protagonisten herauskristallisiert<br />
haben. „Wir haben uns von den<br />
Musikschulen, den Rektoren und Lehrern beraten<br />
lassen, was sehr hilfreich war“, erzählt der<br />
Regisseur. Nun begleitet er Kinder von drei unterschiedlichen<br />
Jahrgängen über einen Zeitraum<br />
von über einem Jahr.<br />
Die Protagonisten besitzen unterschiedliche<br />
soziale Herkünfte, was den Filmemachern wichtig<br />
war. Der Migrationshintergrund spielt natürlich<br />
eine große Rolle im Ruhrgebiet. Aber bei Jeki<br />
geht es gerade darum, allen Kindern die gleichen<br />
Möglichkeiten für eine musische Ausbildung<br />
zu bieten, egal wo sie herkommen. Das<br />
Projekt dient der Integration, das Ziel ist das gemeinsame<br />
Musizieren.<br />
Den Regisseur interessieren jedoch nicht nur<br />
die Musikstunden in der Schule, sondern er besucht<br />
seine Protagonisten auch Zuhause und<br />
zeigt, wie sich die Musik dort vielleicht einen<br />
Platz erobert hat. Das Filmteam begleitet ein<br />
Mädchen zu ihrer Fußballtruppe, feiert mit einem<br />
türkischen Jungen Geburtstag und geht<br />
anschließend mit in die Moschee in Duisburg.<br />
Oliver Rauch beobachtet nur und sammelt Material.<br />
„Ich will nichts manipulieren, nichts stellen,<br />
nichts anstoßen“, sagt der Regisseur, der<br />
bereits sechs Dokumentarfilme gedreht hat. „Jeki<br />
– Der Film“ ist nach „Die vergangene Zukunft<br />
des Klanges“ sein zweiter Langfilm.<br />
Ihn interessiert an dem Projekt, „wie ein so<br />
großes Vorhaben, das sich kluge Leute ausgedacht<br />
haben, in die Realität umgesetzt wird“.<br />
Interviews mit Trägern des Projekts, etwa mit<br />
NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff,<br />
mit Bratschistin und Kuratoriumsmitglied<br />
Tabea Zimmermann oder dem Bochumer<br />
Generalmusikdirektor Steven Sloane, geben<br />
dem Film einen Unterbau. Die Doku soll<br />
kein Werbefilm für das Projekt sein. Doch Oliver<br />
Rauch ist mittlerweile total überzeugt von<br />
Jeki. „Die Stärke des Films sind die Persönlichkeiten<br />
der Kinder, ihre Ernsthaftigkeit, wie direkt<br />
und offen sie sind. Das soll der Film zeigen“,<br />
sagt Produzent Ziegert. Anfang Juni 2010 soll<br />
die Produktion in der Essener Lichtburg Premiere<br />
feiern.<br />
ca Vitti ist im Dienstleistungsgewerbe angekommen“,<br />
erzählt aber von Beate Pracht, die mit ihrem<br />
Konzept „Pracht Lamas“ Andentiere als therapeutische<br />
Medien für Alte, Behinderte und<br />
Manager einsetzt. Ihre Erfahrungen bei den<br />
Dreharbeiten am Originalschauplatz auf einer<br />
Gelsenkirchener Abraumhalde beschreibt<br />
Wahle als „wie in einer anderen Welt.“ Corinna<br />
Liedtke fand für „Thomas & Thomas“ zwei<br />
Protagonisten aus Castrop-Rauxel. Der eine ist<br />
Bergbauexperte und Stadtarchivar, der andere<br />
betreibt ayurvedische Heilpraktiken, woraus sich<br />
unerwartete Wechselwirkungen ergeben. Mirko<br />
Dreiling schließlich begreift seinen Film „IRB<br />
2600“ als Hommage an den Malocher. Es ist ein<br />
modernes Märchen von einem Opel-Roboter,<br />
der sich nach neuen Arbeitseinsätzen umtut.<br />
Geklammert werden die Beiträge durch Stephan<br />
Bergmanns Road Movie-Impressionen<br />
entlang der A40. Aber erst in einem abschließenden<br />
Workshop, so Katrin Schlösser, soll entschieden<br />
werden, ob die Filme hintereinander<br />
folgen oder ineinander verschachtelt montiert<br />
werden. Der fertige Ruhrgebietsfilm soll am 9.<br />
Januar 2010 anlässlich der Eröffnung der Kulturhauptstadt<br />
zur Ausstrahlung gelangen.
Ende September veröffentlichte die Europäische<br />
Kommission den neuen<br />
Aufruf für die Entwicklungsförderung.<br />
MEDIA fördert dabei fiktionale Projekte,<br />
Dokumentar- und Animationsfilme für TV<br />
und Kino mit insgesamt 17 Millionen<br />
Euro. Unterstützt werden maximal 50<br />
Prozent der Entwicklungskosten für Einzelprojekte<br />
(10.000 bis 60.000 Euro) oder<br />
Projektpakete (70.000 bis 190.000 Euro).<br />
In einem gesonderten Aufruf stellt ME-<br />
DIA weitere zwei Millionen Euro für die<br />
Entwicklung Interaktiver Projekte (10.000<br />
bis 150.000 Euro) bereit. Die Einreichtermine<br />
für beide Aufrufe sind der 27.<br />
November 2009 und 12. April<br />
2010.<br />
Mit insgesamt 1.635.981 Euro wurden<br />
2009 sechs Projektpakete, 20 Einzelprojekte<br />
und drei Interaktive Projekte aus<br />
Deutschland unterstützt. Besonders erfreulich<br />
waren die diesjährigen Development-Ergebnisse<br />
aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>:<br />
Neun Anträge wurden mit insgesamt<br />
738.639 Euro gefördert. Eine Paketförderung<br />
ging an die Kölner Produktionsfirmen<br />
Lichtblick (101.200 Euro), Taglicht Media<br />
(137.439 Euro) und die 2Pilots Filmproduction<br />
(150.000 Euro). Eine Einzelprojektförderung<br />
erhielten The Matchfactory<br />
(80.000 Euro), Filmfabrik (60.000 Euro),<br />
Unafilm (50.000 Euro) und Lichtfilm<br />
(20.000 Euro). Im Rahmen der Förderung<br />
Interaktiver Projekte wurden zwei weitere<br />
Anträge von Kölner Firmen unterstützt<br />
– die Daywalker Studios (80.000 Euro)<br />
und Nurogames (60.000 Euro).<br />
Für die MEDIA-Seite des Newsletter<br />
erläutert Soon-Mi Peten, die bei der Verwaltungsagentur<br />
in Brüssel den Bereich<br />
Development leitet, was bei der Beantragung<br />
der Entwicklungsförderung zu beachten<br />
ist.<br />
Wie bewerten Sie die Ergebnisse<br />
des letzten Aufrufs<br />
für die Entwicklungsförderung,<br />
insbesondere in Hinblick auf<br />
die Antragsteller aus Deutschland?<br />
Europaweit wurde die Entwicklungsförderung<br />
wieder stark beansprucht: Insgesamt<br />
erhielten wir 1.038 Development-<br />
Anträge (863 Einzelprojekte und 175 Projektpakete)<br />
und 141 Anträge für Interaktive<br />
Projekte. Die Förderrate lag bei 22,5<br />
Prozent. Ausgewählt wurden 187 Einzelprojekte,<br />
74 Projektpakete und 31 Interaktive<br />
Projekte. Im Vergleich zum restlichen<br />
Europa steht Deutschland mit 29 geförderten<br />
Anträgen an 3. Stelle hinter<br />
Frankreich und Großbritannien – von wo<br />
aus auch deutlich mehr Anträge eingereicht<br />
wurden. Mit 28 Prozent liegt die<br />
deutsche Förderrate jedoch über dem europäischen<br />
Durchschnitt.<br />
Gibt es im neuen Aufruf<br />
für die Einzelprojekt- und Paketförderung<br />
Änderungen, die<br />
man beachten muss?<br />
Nein. Es ist alles beim Alten geblieben.<br />
Die Antragsformulare wurden nur<br />
geringfügig verändert, um den Antragstellern<br />
das Ausfüllen der Formulare zu erleichtern.<br />
MEDIA Development<br />
Worauf kommt es bei einem<br />
guten Antrag an?<br />
Der Antrag muss unbedingt vollständig<br />
sein (einschließlich Vertriebsnachweise,<br />
Autorenverträge etc.). Ideal ist ein originärer,<br />
überzeugender Stoff, der mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit produziert und in<br />
Europa bzw. international ausgewertet<br />
werden kann. Bei der Paketförderung<br />
steht insbesondere die internationale Vision<br />
der Firma, ihre Fähigkeit in Europa<br />
Projekte zu entwickeln, zu finanzieren und<br />
zu vertreiben, im Vordergrund. Bei Einzelprojekten<br />
konzentriert man sich auf die<br />
Qualität des Projekts – Idee, Dramaturgie,<br />
Erzählweise, Figurenentwicklung und das<br />
kreative Potenzial. Grundsätzlich sind Letters<br />
of Intent von Partnern, wie z.B. Sendern,<br />
Weltvertrieb, Verleih oder Koproduzenten<br />
von Vorteil. Natürlich wird auch die<br />
Erfahrung der Antrag stellenden Firma<br />
bzw. des Teams, das das Projekt entwikkeln<br />
und produzieren wird, bewertet. Entscheidend<br />
sind außerdem gut durchdachte<br />
und begründete Entwicklungs-, Finanzierungs-,<br />
und Vertriebsstrategien und auf<br />
die Bedürfnisse des Projekts abgestimmte<br />
realistische Entwicklungs- und Produktions-Budgets.<br />
Auch die Teilnahme an einem<br />
MEDIA Langzeit-Trainingsprogramm<br />
wird positiv bewertet.<br />
In welchem Entwicklungsstadium<br />
sollte sich das<br />
Projekt befinden?<br />
Im Falle der Einzelprojektförderung<br />
sollten bei fiktionalen Stoffen mindestens<br />
ein zehnseitiges Treatment und eine Dialogszene<br />
vorliegen. Bei der Paketförderung<br />
sind die Anforderungen weniger um-<br />
Soon-Mi Peten, Foto: Mathis Beutel<br />
Worauf es ankommt<br />
fangreich. Hier können auch eine ausführliche<br />
Synopsis auf Englisch und Informationen<br />
über Erzählstruktur, Figuren und visuellen<br />
Ansatz ausreichen. Grundsätzlich<br />
sind möglichst aussagekräftige und ausführliche<br />
Informationen über das Projekt<br />
empfehlenswert. Ob Treatment oder Drehbuch,<br />
wir empfehlen, einzureichen, was<br />
dem Projekt am ehesten gerecht wird.<br />
Sollten bereits Koproduktionspartner<br />
beteiligt sein, und<br />
wie wichtig sind LOIs von anderen<br />
Finanzierungspartnern?<br />
Die Beteiligung von Koproduktionspartnern<br />
ist bei Antragstellung von Vorteil<br />
aber nicht unbedingt erforderlich. Der<br />
Antragsteller muss außerdem die Mehrheit<br />
der Rechte besitzen und dies mit einem<br />
Autorenvertrag belegen. LOIs oder<br />
anderweitige Zusagen von z.B. Sendern,<br />
Förderern, Weltvertrieben oder Verleihunternehmen<br />
werden ebenfalls positiv bewertet.<br />
Welche Ratschläge würden<br />
Sie deutschen Antragstellern<br />
geben?<br />
Ich empfehle, sich ausreichend Zeit<br />
für die Erstellung des Antrags zu nehmen,<br />
frühzeitig das jeweilige MEDIA-Büro zu<br />
kontaktieren und sich gut zu überlegen,<br />
welche Projekte für die Einreichung geeignet<br />
sind. Man sollte die Strategien für Entwicklung,<br />
Finanzierung und Vertrieb genau<br />
durchdenken und sich mit den Möglichkeiten,<br />
die der Markt bietet, auseinandersetzen<br />
sowie unter Umständen auch<br />
LOIs einholen. Zuletzt sollte der Antrag unbedingt<br />
auf Vollständigkeit überprüft werden,<br />
da unvollständige Anträge leider abgelehnt<br />
werden müssen.<br />
Welche Interaktiven Projekte<br />
wurden im letzten Aufruf<br />
gefördert? Gab es bestimmte<br />
Trends in Hinblick auf Inhalte,<br />
Genres und Plattformen?<br />
Es wurden Spiele sämtlicher Genres,<br />
Inhalte und Plattformen unterstützt. Auch<br />
die aus Deutschland geförderten Projekte<br />
sind Multi-Plattform-Spiele: Das 3D-<br />
Browser-Game der Kölner Firma Daywalker<br />
Studios „Vorfahrt für Schlau“ wird für<br />
PC, Internet und Konsolen entwickelt, um<br />
Kinder im Grundschulalter spielerisch mit<br />
den Tücken des Straßenverkehrs vertraut<br />
zu machen. „Colony Mine“ ist der Titel des<br />
Multiplayer-Onlinespiels der Kölner Nurogames.<br />
Bei dem Strategiespiel für Internet<br />
und Mobiltelefone steht die Kolonisierung<br />
des Weltalls im Mittelpunkt. Auch<br />
die Veröffentlichung des Logik- und Geschicklichkeitsspiels<br />
„Slumbers“ der Berliner<br />
Zampano Studios ist für Spielekonsolen<br />
und den PC geplant.<br />
In den neuen Richtlinien<br />
für die Entwicklung Interaktiver<br />
Projekte gibt es wichtige<br />
Änderungen. Welche sind das?<br />
Zukünftig wird MEDIA nur noch Interaktive<br />
Projekte fördern, die im Zusammenhang<br />
mit audiovisuellen Produktionen<br />
(Fiktionale Projekte, Dokumentarfilm- oder<br />
Animationsprojekte) für PC, Internet, Konsolen,<br />
mobile Endgeräte und/oder interaktives<br />
TV entwickelt werden. Die Fördersumme<br />
dafür wurde beachtlicht erhöht.<br />
Zwischen 10.000 und 150.000 Euro können<br />
pro Projekt beantragt werden. Antragsberechtigt<br />
sind unabhängige europäische<br />
Produktionsfirmen, die zuvor ein<br />
Interaktives Projekt produziert haben, das<br />
auch vertrieben wurde.<br />
Was genau versteht ME-<br />
DIA unter „Interaktiven Projekten“?<br />
Wir haben den Begriff in den Richtlinien<br />
neu definiert. Mit „Interaktiven Projekten“<br />
meinen wir digitale interaktive Inhalte<br />
für eine oder mehrere Plattformen<br />
(Internet, PC etc.). Wir begrüßen insbesondere<br />
Inhalte mit einer Erzählstruktur, die<br />
sich durch einen hohen Grad an Interaktivität,<br />
Originalität, technischer Innovation<br />
und ihr Vertriebspotenzial in Europa<br />
auszeichnen.<br />
Warum wurden diese Änderungen<br />
in den Regularien für<br />
Interaktive Projekte vorgenommen?<br />
Wir möchten die vorhandenen Fördermittel<br />
gezielter einsetzen, was der audiovisuellen<br />
Branche – der Zielgruppe von<br />
MEDIA – zugute kommen soll. Wir glauben,<br />
dass der Multi-Plattform-Ansatz, d.h.<br />
die komplementäre Entwicklung von Kino-<br />
und TV-Produktionen für unterschiedliche<br />
Plattformen so frühzeitig wie möglich<br />
begonnen werden sollte und die Zusammenarbeit<br />
zwischen Produzenten aus<br />
den Bereichen Film/TV und den neuen<br />
Medien intensiviert werden könnte. Wir<br />
hoffen, dass hier neue Synergien entstehen,<br />
die ansonsten nicht zustande gekommen<br />
wären und sind sehr gespannt.<br />
MEDIA newsletter 6/2009 23
Set-Besuch bei „Brownian Movement“: Dragan Bakema, Produzentin Stienette Bosklopper (Circe Films),<br />
Sandra Hüller, Michael Schmid-Ospach (GF <strong>Filmstiftung</strong> NRW), Sabine Timoteo, Verena Oefler (Filmlichter),<br />
Produzent Herbert Schwering und Nanouk Leopold (v.l.) Foto: Coin Film<br />
Brownian<br />
Movement<br />
Charlotte und Max sind ein junges, erfolgreiches<br />
Paar und aus beruflichen Gründen nach Brüssel<br />
gezogen. In der fremden Stadt trifft sich Charlotte<br />
heimlich mit unbekannten Männern. Als<br />
ihr Geheimnis an die Öffentlichkeit gerät, wird<br />
sie mittels eines Gutachtens für arbeitsunfähig<br />
erklärt, ihre Arbeitserlaubnis als Ärztin wird ihr<br />
entzogen. Charlotte ist sprachlos, aber sie findet<br />
keine Erklärung für ihr Verhalten. Unter dem<br />
äußeren Druck droht die Ehe mit Max zu zerbrechen.<br />
„Brownian Movement“, der neue<br />
Film von Nanouk Leopold, die bereits mit Filmen<br />
wie „Wolfsbergen“ und „Guernsey“<br />
auf sich aufmerksam machte, beschreibt die Intimität<br />
zwischen Männern und Frauen und die<br />
Dschungelkind<br />
Im Dezember beginnt Regisseur Roland Suso<br />
Richter den Dreh der Literaturverfilmung<br />
„Das Dschungelkind“ – nach den Kindheitserinnerungen<br />
von Sabine Kuegler, die als 5-<br />
Jährige mit ihren Eltern in den Urwald Papua<br />
Neuguineas zog. Für UFA Cinema und RTL<br />
verfilmt Richter im Winter in Bayern, NRW, Hessen<br />
und Malaysia das Drehbuch von Natalie<br />
Scharf als Kinofilm und Fernseh-Zweiteiler. Für<br />
die Hauptrollen sind Anna Maria Mühe,<br />
Nadja Uhl und Thomas Kretschmann<br />
vorgesehen. Produzent ist Jürgen Schuster,<br />
hinter der Kamera steht Holly Fink, die Ausstattung<br />
besorgt Michael Köning.<br />
UFA Cinema, Tel. (0331) 70600;<br />
info@ufa.de<br />
Die kommenden<br />
Tage<br />
„Die kommenden Tage“ erzählt nach einem<br />
Drehbuch von Regisseur Lars Kraume die Lebenswege<br />
einer Berliner Mittelstandsfamilie von<br />
heute bis in die nahe Zukunft, eine Zeit der Unsicherheit<br />
und der großen Veränderungen. Laura<br />
Kuper (Bernadette Heerwagen) muss<br />
sich am Ende ihres Studiums zwischen ihrem<br />
Wunsch nach Kindern und Hans (Daniel<br />
Brühl), der großen Liebe ihres Lebens, entscheiden.<br />
Ihre Schwester Cecilia (Johanna Wokalek)<br />
treibt die unerfüllte Liebe zu Konstantin<br />
(August Diehl) in die Abgründe eines neu aufkommenden<br />
Terrorismus. Und Philip, das jüngste<br />
Kind der Familie, zieht für Deutschland in einen<br />
hoffnungslosen Krieg um die letzten Ölfelder<br />
Asiens. Mit Ängsten und Hoffnungen be-<br />
24<br />
Einsamkeit in einer Beziehung.<br />
Mit Sandra Hüller, Sabine Timoteo<br />
und Dragan Bakema in den Hauptrollen fanden<br />
im Oktober die Dreharbeiten der Kinoproduktion<br />
in NRW statt. Der Kölner Produzent<br />
Herbert Schwering von Coin Film koproduziert<br />
den neuen Spielfilm der niederländischen<br />
Regisseurin zusammen mit der niederländischen<br />
Circe Films und der Brüsseler Serendipity<br />
Films. Leopold zählt in den Niederlanden derzeit<br />
zu den herausragenden Regie-Talenten. Gedreht<br />
wird in Köln und Umgebung sowie in<br />
Brüssel und Indien. Den Weltvertrieb übernimmt<br />
die Pariser Films Distribution, der Kölner<br />
Verleih Filmlichter wird den Film in die deutschen<br />
Kinos bringen.<br />
Coin Film, Tel. (0221) 322053,<br />
info@coin-film.de<br />
Gespenster All<br />
Inclusive<br />
Noch bis zum 24. November laufen die Dreharbeiten<br />
für das TV-Movie „Gespenster All<br />
Inclusive“, das Regisseur und Kameramann<br />
Axel Sand nach einem Drehbuch von Derek<br />
Meister in Szene setzt. Gedreht wird und wurde<br />
in Malaga, Sevilla, Köln, Bergisch-Gladbach<br />
und im Sauerland. Die Hauptrollen in der Geister-Komödie,<br />
die die Action Concept-Produzenten<br />
Hermann Joha und Stefan Retzbach<br />
für RTL (Redaktion: Sascha Mürl) realisieren,<br />
spielen Annette Frier, Kai Schumann,<br />
Erdogan Atalay und Tom Beck.<br />
Action Concept,<br />
Tel. (02233) 508176;<br />
info@actionconcept.com<br />
gegnet eine zerrüttete Familie einer von Wirtschaftkrise,<br />
Klimawandel und politischen Verschiebungen<br />
gebeutelten zukünftigen Welt, in<br />
der nichts mehr sicher ist und nichts, wie es einmal<br />
war.<br />
Seit dem 2. September wurde u.a. in Wuppertal,<br />
Köln, Düsseldorf und Krefeld an 20 Tagen<br />
in NRW gedreht. Weitere Drehorte der insgesamt<br />
49-tägigen Dreharbeiten des Science Fiction-Melodrams<br />
waren Berlin und Tirol. „Die<br />
kommenden Tage“ ist eine Koproduktion von<br />
Badlands Film und UFA Cinema mit<br />
Dream Team Filmproduction, dem WDR,<br />
ARD Degeto und Arte. Lars Kraumes Zukunfts-Familiendrama<br />
wird von Universal Pictures<br />
im Kino ausgewertet. Einen stimmungsvollen<br />
Setbericht finden Sie in der Dezember-<br />
Ausgabe des Newsletters.<br />
Badlands Büro Köln, Tel. (030)<br />
816160360; mail@badlands-film.de<br />
MMC Independent<br />
Mit gleich zwei aktuellen 3D-Produktionen steht<br />
NRW beim neuen Kino-Trend Hollywood nichts<br />
nach: Neben Wim Wenders’ „Pina“ produzieren<br />
auch H2Omotionpictures und MMC<br />
Independent (Produzenten: Andras Hamori,<br />
Bastie Griese) in modernster 3D-Technologie<br />
das Remake des Horror-Films „The Gate“.<br />
Noch in diesem Jahr wird Alex Winter<br />
beim Fantasy-Kinofilm, der als Family Entertainment<br />
angelegt ist, in den Kölner MMC Studios<br />
Regie führen.<br />
Insgesamt sind 45 Drehtage geplant, davon<br />
40 in NRW. Das Original lief im Jahre 1987 in<br />
den Kinos. Basierend auf dem Originalbuch von<br />
Michael Nankin, hat Autor Kerric Macdonald<br />
das Drehbuch für das 3D-Remake verfasst.<br />
Als Schauspieler sind Stephen Dorff, Chri-<br />
Nicolette Krebitz und Robert Hunger-Bühler in<br />
„Unter dir die Stadt“, Foto: Tom Trambow<br />
Unter dir die Stadt<br />
Vom 26. August bis zum 27. September 2009<br />
wurde in Köln und Düsseldorf der Kinofilm „Unter<br />
dir die Stadt“ mit Nicolette Krebitz,<br />
Robert Hunger-Bühler und Mark Waschke<br />
in den Hauptrollen gedreht. Christoph<br />
Hochhäuslers neues Drama spielt im Banker-<br />
Milieu: Der Frankfurter Bankmanager Roland<br />
Cordes verliebt sich in Svenja, die Frau eines Angestellten.<br />
Eine heimliche Beziehung entwickel<br />
sich, die von Treffen zu Treffen existenziellere Züge<br />
annimmt. Cordes benutzt seine Macht, um<br />
Svenjas Mann durch eine Versetzung aus dem<br />
Spiel zu halten. Als sie davon erfährt, fühlt sie<br />
sich manipuliert und beendet die Affäre.<br />
„Unter dir die Stadt“ wird von Bettina<br />
Brokemper und ihrer Firma Heimatfilm produziert.<br />
Das Beziehungsdrama entsteht in Koproduktion<br />
mit dem WDR (Redaktion: Michael<br />
André) und Arte (Birgit Kämper). Nach<br />
Jetzt sind wir dran<br />
Die Krimi-Komödie „Jetzt sind wir dran“ (AT)<br />
wurde bis Mitte September in Berlin und Dortmund<br />
realisiert. Das Drehbuch zum Film über<br />
drei Freunde, die aus der Not heraus und mit<br />
einem nicht ganz durchdachten Plan zu Freizeit-<br />
Gaunern werden, verfasste und inszenierte Heiko<br />
Schier. Das eingeschworene Trio spielen<br />
Jan-Gregor Kremp, Ingo Naujoks, Rüdiger<br />
Klink und Rebecca Immanuel, in<br />
Undercover Love<br />
Die RTL-Agentenkomödie „Undercover<br />
Love“ wurde von Polyphon im Auftrag von<br />
RTL und ORF bis Ende Oktober in Berlin und<br />
Köln produziert. Bereits am 22. September begannen<br />
in Berlin die Dreharbeiten zu dem 90-<br />
Minüter. In dem Familien-Action-Abenteuer<br />
muss die Hausfrau und Mutter Susanne Müller<br />
(Anja Kling) nach 15 Ehejahren herausfinden,<br />
dass ihr Mann Johannes Müller (Henning<br />
Baum) als Agent fürs SKD, Sonderkommando<br />
Deutschland, arbeitet und ihn aus den Fängen<br />
einer egomanischen Doppelagentin (Martina<br />
Hill) befreien, die mit einer verschollenen Ge-<br />
newsletter 6/2009 – Dreharbeiten<br />
sta Denton und Louis Tripp eingeplant. Als<br />
weiteres großes, prominentes Projekt wird die<br />
Kölner MMC Independent (Produzent:<br />
Bruno Pesery) noch diesen Winter die<br />
deutsch-französische Koproduktion „Foreign<br />
Affairs” des französische Regisseurs Jean-<br />
Paul Rappeneau („Cyrano de Bergerac“) in<br />
den Kölner MMC Studios realisieren. Erneut<br />
nimmt Gérard Depardieu eine gewichtige<br />
Rolle bei Rappeneau ein. Neben ihm spielen die<br />
französischen Leinwandgrößen Louise Bourgoin<br />
und Catherine Frot. In NRW werden<br />
31 der geplanten 104 Drehtage realisiert. Für<br />
die Bilder zeichnet Kameramann Thierry Arbogast<br />
verantwortlich.<br />
MMC, Tel. (02233) 5103;<br />
film@mmc.de<br />
„Falscher Bekenner” produziert Heimatfilm damit<br />
einen weiteren Kinofilm von Hochhäusler.<br />
Piffl wird den Film ins Kino bringen.<br />
Heimatfilm, Tel. (0221) 977799-0;<br />
office@heimatfilm.biz<br />
den Rollen ihrer Ehefrauen sind Rebecca Immanuel,<br />
Dagmar Sachse und Nadja Petri<br />
zu sehen.teamWorx verfilmte „Jetzt sind<br />
wir dran“ im Auftrag von Sat.1. Produzent ist<br />
Christian Rohde, Producerin ist Jean-Young<br />
Kwak. Die Redaktion beim Sender haben Joachim<br />
Kosack und Thomas Biehl. Ein Sendetermin<br />
steht noch nicht fest.<br />
teamWorx,<br />
Tel. (0221) 8006940;<br />
info@teamWorx.de<br />
heimwaffe die Weltherrschaft an sich reißen will.<br />
Bevor das Ehepaar allerdings die Welt retten<br />
kann, muss erst mal die Beziehung saniert werden.<br />
Regie führt Franziska Meyer Price, das<br />
Buch schrieb Bora Dagtekin, aus dessen Feder<br />
u.a. die Erfolgsserien „Türkisch für Anfänger“<br />
und die ebenfalls mehrfach prämierte RTL-<br />
Serie „Doctor’s Diary“ stammen. Produzentin ist<br />
Steffi Ackermann, für die Bildgestaltung<br />
zeichnet Mathias Neumann verantwortlich.<br />
Die Ausstrahlung ist für 2010 bei RTL geplant.<br />
Polyphon Berlin,<br />
Tel. (030) 67045200;<br />
info.berlin@polyphon.de
Merrit Cremer<br />
Anfang Oktober begannen in Köln die Dreharbeiten<br />
zu dem turbulenten Familiendrama<br />
„Merrit Cremer“ (AT). Im Mittelpunkt steht<br />
Sonsee Neu in der Rolle der Merrit Cremer,<br />
die plötzlich ihr Leben neu ordnen muss. In weiteren<br />
Rollen sind Jutta Speidel, Mathias<br />
Herrmann, Reiner Schöne, Kai Scheve<br />
und Sandra Borgmann zu sehen. Gedreht<br />
Hindenburg<br />
Selbst die Hindenburg passt in die Hallen der Kölner<br />
MMC-Studios! Mit Hilfe erfahrener CGI-<br />
Spezialisten realisiert teamWorx in Koproduktion<br />
mit RTL und EOS Entertainment seit<br />
dem 21. September in Köln die Eventproduktion<br />
„Hindenburg“. Der spektakuläre Zweiteiler<br />
über das Hindenburg-Unglück vom 6. Mai<br />
1937, bei dem sich der Stolz der deutschen Luftschifffahrt<br />
in ein flammendes Inferno verwandelte,<br />
wird mit einem Rekord-Budget von über<br />
zehn Millionen Euro produziert.<br />
Der internationale Cast setzt sich aus Maximilian<br />
Simonischek, Lauren Lee<br />
Smith, Heiner Lauterbach, Greta Scacchi,<br />
Stacy Keach, Ulrich Noethen, Christiane<br />
Paul, Hannes Jaenicke und Ro-<br />
Vom Glück nur<br />
ein Schatten<br />
Anfang September fiel die erste Klappe zu dem<br />
großen historischen Zweiteiler „Vom Glück nur<br />
ein Schatten“. In der Hauptrolle spielt Maria<br />
Furtwängler eine Frau und Mutter in der Stunde<br />
Null: Vom Zweiten Weltkrieg um die Liebe ihres<br />
Lebens gebracht ist sie es, die mit Einfallsreichtum,<br />
unerschütterlichem Einsatz und vielen Entbehrungen<br />
ihre Familie durchbringt. Die ebenso<br />
emotionale wie moderne Lebens- und Liebesgeschichte<br />
inszeniert Miguel Alexandre nach<br />
einem Buch von Thomas Kirchner. In weiteren<br />
Rollen sind Pasquale Aleardi, Dorka<br />
Gryllus, Rosel Zech, Günther Maria Halmer,<br />
Nicole Marischka und Heikko<br />
„Merrit Cremer“: Max von der Groeben, Lara Rogge, Sonsee Neu,<br />
Jutta Speidel und Reiner Schoene (v.l.), Foto: Guido Engels/Cologne Film<br />
wurde bis zum 26. Oktober in Köln, Bonn und<br />
der Eifel. „Merrit Cremer“ ist eine Produktion der<br />
Cologne Film (Produzenten: Micha Terjung,<br />
Sabine de Mardt) im Auftrag der ARD<br />
Degeto für Das Erste. Donald Kraemer<br />
führt die Regie nach einem Drehbuch von Brigitte<br />
Blobel. Die Redaktion liegt bei Katja<br />
Kirchen.<br />
Cologne Film, Tel. (0221) 934708-0;<br />
info@colognefilm.de<br />
bert Seeliger zusammen. Hinzu kommen Justus<br />
von Dohnányi, Pierre Besson, Hinnerk<br />
Schoenemann, Wotan Wilke Möhring,<br />
Antoine Monot Jr. und Andreas<br />
Pietschmann. Die Dreharbeiten von Regisseur<br />
Philipp Kadelbach in Köln sowie Nürnberg<br />
und Umgebung dauern noch bis Mitte Dezember.<br />
Die englische Drehfassung erstellte Philipp<br />
LaZebnik. „Hindenburg“ (AT) ist eine team-<br />
Worx-Produktion in Koproduktion mit RTL und<br />
EOS Entertainment (Jan Mojto). Die Redaktion<br />
liegt bei Sascha Mürl (RTL). Sascha<br />
Schwingel, Jürgen Schuster und Katrin<br />
Goetter produzieren das TV-Event. Der Sendetermin<br />
ist für Frühjahr 2011 geplant.<br />
teamWorx, Tel. (0221) 8006940;<br />
info@teamWorx.de<br />
Deutschmann zu sehen. Die Dreharbeiten finden<br />
bis Mitte Dezember 2009 in Polen, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Niedersachsen, Berlin-<br />
Brandenburg, Bayern und schließlich an 18 von<br />
65 Drehtagen in Duisburg und Umgebung statt.<br />
Vorlage für den Zweiteiler sind die gleichnamigen<br />
Erinnerungen von Uwe-Karsten<br />
Heye, dem ehemaligen Sprecher der Bundesregierung.<br />
„Vom Glück nur ein Schatten“ ist eine<br />
Produktion der teamWorx Television &<br />
Film GmbH in Koproduktion mit dem ZDF.<br />
Produzenten sind Nico Hofmann, Dr. Jürgen<br />
Schuster und Benjamin Benedict, die<br />
Redaktion im ZDF liegt bei Heike Hempel und<br />
Alexander Bickel.<br />
teamWorx, Tel. (0221) 8006940;<br />
info@teamWorx.de<br />
Dreharbeiten – newsletter 6/2009<br />
ANZEIGE<br />
Colonia Media<br />
Die 50 naht: Gerade wurde der 47. Tatort aus<br />
Köln abgedreht. In „Schmale Schultern“<br />
müssen Klaus J. Behrendt und Dietmar<br />
Bär den Mord an einer Frau aufklären, die von<br />
ihrem Balkon gestoßen wurde. Das Drehbuch<br />
zu „Schmale Schultern“ stammt von Jürgen<br />
Werner nach einer Vorlage von Stephan<br />
Wuschansky und Ulrich Brandt, Regie<br />
führt Christoph Schnee.<br />
In weiteren Rollen zu sehen sind Sema<br />
Meray und Mateo Wansing Lorrio. Außerdem<br />
wie immer mit dabei sind Tessa Mittelstaedt<br />
als Assistentin von Ballauf und<br />
Schenk, Joe Bausch als Rechtsmediziner Dr.<br />
Roth und Karoline Schuch, die Schenks Tochter<br />
Melanie spielt.<br />
Die letzten<br />
30 Jahre<br />
Anfang der 70er Jahre verliebt sich die junge Jura-Studentin<br />
Resa in den radikalen Linken Oskar.<br />
Doch privates Glück ist in dessen Kampf gegen<br />
das System nicht vorgesehen. Wie Resa<br />
nicht nur diese Erkenntnis in eine eigene „gemischte<br />
Systematik“ umsetzt, erzählt Drehbuchautorin<br />
Ruth Toma in einem einfühlsamen Bogen<br />
über mehrere Jahrzehnte als Beziehungsgeschichte.<br />
Im Mittelpunkt steht die Liebe von<br />
Resa und Oskar vor dem Hintergrund der linken<br />
Studentenbewegung bis in die Jetztzeit – humorvoll<br />
verknüpft mit dem gesellschaftspolitischen<br />
Wandel in der jüngeren deutschen Geschichte.<br />
Produziert wird der „Tatort – Schmale Schultern“<br />
von Colonia Media (Produzentin: Sonja<br />
Goslicki) im Auftrag des WDR (Redaktion:<br />
Katja De Bock, Frank Tönsmann). Der<br />
Sendetermin ist für 2010 vorgesehen.<br />
Am 27. Oktober starteten die Dreharbeiten<br />
für den nächsten Tatort mit dem Titel „Nur ihr<br />
Bestes“ (AT). Die Regie führt Thomas Jauch,<br />
das Buch schrieb Lars Böhme nach einer Idee<br />
von Hans Werner. Diesmal müssen Ballauf<br />
und Schenk den grausamen Tod eines neunjährigen<br />
Jungen aufklären, der erfroren in einem<br />
Kühlcontainer gefunden wurde. In dieser Folge<br />
agieren neben dem Hauptcast u.a. Karoline<br />
Schuch und Thomas Sarbacher. Ein<br />
Ausstrahlungstermin steht noch nicht fest.<br />
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />
coloniamedia@coloniamedia.de<br />
Grimme-Preisträger Michael Gutmann<br />
drehte bis zum 3. Oktober in Köln und Aachen.<br />
Unter seiner Regie spielt Rosalie Thomass<br />
die junge Studentin Resa; als engagierte Anwältin<br />
wird sie 30 Jahre später von Barbara Auer<br />
dargestellt.<br />
Die Rolle des Oskar teilen sich David Rott<br />
und August Zirner. „Die letzten 30 Jahre“ ist<br />
eine Koproduktion der Odeon Pictures mit<br />
dem WDR und Arte. Produzentin ist Rima<br />
Schmidt. Die redaktionelle Verantwortung liegt<br />
bei Lucia Keuter (WDR) und Barbara Häbe<br />
(Arte). Gedreht wurde in Köln, Aachen und<br />
München. Voraussichtlicher Sendetermin ist<br />
2010 im Ersten.<br />
Odeon Pictures, Tel. (0221) 32022901;<br />
info@odeonpictures.de<br />
25
Christian Ulmen und Kasia<br />
Maciag in „Hochzeitspolka“.<br />
Foto: Pandora / Martin Valentin Menke<br />
Hochzeitspolka<br />
Polka lässt sich in <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> ebenso gut tanzen<br />
wie in Polen. So drehte Pandora<br />
Film die Kino-Komödie<br />
„Hochzeitspolka“ an 17<br />
von 29 Drehtagen bis zum 21. Oktober in<br />
Köln und Umgebung, zehn weitere finden in<br />
Polen statt, bevor Regisseur Lars Jessen<br />
dann am 6. November die Dreharbeiten abschließt.<br />
Christian Ulmen, Kasia Maciag,<br />
Fabian Hinrichs, Waldemar Kobus<br />
und Jens Münchow spielen die Hauptrollen<br />
in der Geschichte über Frieder Schulz, der<br />
in die tiefste polnische Provinz gegangen ist,<br />
um dort die Dependance einer deutschen<br />
Windräder-Fabrik zu führen. Sein naiver Glau-<br />
Pina<br />
Da das flüchtige Erlebnis des Tanzes nur durch<br />
den Film festgehalten werden kann, ist der<br />
Tod von Pina Bausch einerseits tragisch. Die<br />
weit fortgeschrittenen Vorbereitungen eines<br />
richtungweisenden Tanzfilms von Wim<br />
Wenders in 3D sind hingegen ein Glücksfall.<br />
Dazu wurde von Mitte Oktober bis Anfang<br />
November in Pina Pauschs Tanztheater<br />
in Wuppertal gedreht. Das Team der deutschfranzösischen<br />
Koproduktion der Neue Road<br />
Movies Berlin mit Eurowide Film<br />
Martha geht tanzen<br />
26<br />
Impressum<br />
Herausgeberin:<br />
Tanja Güß<br />
Chefredakteur:<br />
Rüdiger Bertram<br />
CvD:<br />
Stefanie Hadding<br />
Redaktion:<br />
Oliver Baumgarten,<br />
Katharina Blum,<br />
Peter Hanemann (A.R.T.)<br />
Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />
Christian Seebaum<br />
Mitarbeiter<br />
dieser Ausgabe:<br />
Uwe Mies, Michael Dlugosch,<br />
Tatjana Kimmel, Frank Olbert,<br />
Anna Koskoda, Günter Jekubzik,<br />
Heike Meyer-Döring<br />
(MEDIA)<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Lena Kraan<br />
ben, dort eine neue Heimat gefunden zu haben,<br />
wird ausgerechnet am Tag seiner Hochzeit<br />
mit der Polin Gosia auf die Probe gestellt.<br />
Das Drehbuch entwickelten Ingo Haeb,<br />
Lars Jessen und Przemyslaw Nowakowski.<br />
Der NDR (Redaktion: Jeannette<br />
Würl) ist als Sender dabei, X Verleih bringt<br />
den Film ins Kino.<br />
Pandora Film,<br />
Tel. (0221) 973320;<br />
info@pandorafilm.com<br />
Production fängt dabei mit dem Wuppertaler<br />
Tanztheater unter anderem in Ausschnitten<br />
aus Bauschs berühmten Stücken<br />
„Café Müller“, „Das Frühlingsopfer“<br />
und „Vollmond“ den kreativen Geist der<br />
weltberühmten Choreographin ein. „Pina“<br />
wird an 21 Drehtagen komplett in NRW in<br />
Szene gesetzt. Bei der deutsch-französischen<br />
Koproduktion sind ZDF, 3sat und Arte weitere<br />
Partner.<br />
Neue Road Movies,<br />
Tel. (030) 49807403;<br />
office@neueroadmovies.com<br />
Karola Hattop dreht im November in Köln und Umgebung die Romantische Komödie „Martha<br />
geht tanzen“ nach einem Drehbuch von Regine Bielefeldt. Der Fernsehfilm für ARD<br />
Degeto (Redaktion: Astrid Ruppert) wird von Mark Horyna (Zeitsprung Entertainment)<br />
produziert. Hinter der Kamera steht Sebastian Richter, das Casting besorgt Outcast.“Martha<br />
geht tanzen“ erzählt die Geschichte von Linda und Frank, die gemeinsam ein<br />
Restaurant der gehobenen Gastronomie betreiben. Frank hat sich ganz darauf versteift, einen<br />
zweiten Stern für sein Restaurant zu bekommen, ein Ziel, dem langsam aber sicher Romantik<br />
und Gefühl in seiner Ehe zum Opfer fallen.<br />
Zeitsprung Entertainment GmbH,Tel. (0221) 9498020; info@zeitsprung.de<br />
Gestaltung/Layout:<br />
inrhein, düsseldorf,<br />
alfred friese<br />
Titel:<br />
„Die Päpstin“;<br />
Foto: Constantin<br />
Redaktionsschluss:<br />
16. Oktober 2009<br />
Anzeigenbetreuung:<br />
Lena Kraan,<br />
Tel. (0211) 9305024<br />
Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe:<br />
27. November 2009<br />
Der newsletter ist kostenlos<br />
und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW wahlweise als Print-Version<br />
oder als <strong>PDF</strong> abonniert<br />
werden. Sobald das <strong>PDF</strong> zum<br />
Download zur Verfügung<br />
steht, werden Sie per Mail informiert.<br />
Die Berücksichtigung von<br />
Terminen richtet sich<br />
nach dem Erscheinen des<br />
Newsletters im Internet.<br />
Das kann leider dazu führen,<br />
dass Termine bereits überholt<br />
sind, wenn die Druckausgabe<br />
des Newsletter ausgeliefert<br />
wird, bietet aber die größtmögliche<br />
Aktualität für die<br />
Download-Nutzer. Wir bitten<br />
dafür um Verständnis.<br />
Danke an alle Produzenten,<br />
Sender & Verleiher für<br />
ihre Unterstützung und<br />
die Bilder zu ihren Filmen.<br />
Tel.: (0211) 93 05 00<br />
Fax: (0211) 93 05 085<br />
Kaistraße 14<br />
40221 Düsseldorf<br />
newsletter@filmstiftung.de<br />
Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Mit besten Empfe<br />
Die Päpstin<br />
Kinostart: 22. Oktober<br />
Verleih: Constantin Film Verleih<br />
Der Weg zu Wissen und Selbständigkeit ist<br />
für eine Frau im frühen Mittealter voller<br />
Schläge – im wörtlichen Sinne. Der jungen Johanna<br />
bleibt denn auch nur die Flucht aus dem<br />
Elternhaus. Sie folgt ihrem Gewissen und dem<br />
Glauben an Gott und verliebt sich in Graf Gerold.<br />
Als der in den Krieg zieht, tritt Johanna als<br />
Mann verkleidet in den Benediktinerorden ein,<br />
erwirbt großes Ansehen als Gelehrter und Arzt<br />
und gelangt bis nach Rom – in die höchsten<br />
Kreise der katholischen Kirche. Die Liebe zu Gerold<br />
aber ist auch dann noch nicht erloschen,<br />
als sie ins Papstamt gewählt wird.<br />
Ein lang gehegtes Filmprojekt ist endlich<br />
Wirklichkeit geworden. In europäischer Kopro-<br />
Schwarz auf Weiß<br />
Kinostart: 22. Oktober<br />
Verleih: X Verleih<br />
Lange lief der neue Kinofilm von Günter Wallraff<br />
unter Top Secret, um seine Reise mit versteckter<br />
Kamera quer durch Deutschland nicht<br />
zu gefährden. Seit dem 22. Oktober kann das<br />
Ergebnis jeder im Kino sehen. Wieder hat der<br />
Kölner Journalist und Autor eine verdeckte Iden-<br />
The Dust of Time<br />
Kinostart: 29. Oktober<br />
Verleih: NFP<br />
A<br />
. (Willem Dafoe), ein US-Regisseur griechischer<br />
Herkunft, beschließt, einen Film über<br />
das Leben seiner Eltern Spyros (Michel Piccoli)<br />
und Eleni (Irène Jacob) zu drehen. In Rückblenden<br />
wird erzählt, wie das junge Liebespaar<br />
durch den Zweiten Weltkrieg voneinander getrennt<br />
wird. Der Mann emigriert in die USA, die<br />
Frau gerät in ein stalinistisches Arbeitslager in<br />
Sibirien. In den siebziger Jahren gelingt es Eleni<br />
mit dem deutschen Juden Jacob (Bruno Ganz)<br />
ebenfalls nach Amerika auszuwandern. Spyros<br />
hat inzwischen geheiratet. Als er Eleni wieder<br />
sieht, lässt er sich scheiden und kehrt zu ihr zurück.<br />
Nach dem Mauerfall treffen sich alle in<br />
Berlin wieder: A., seine Eltern und Jacob.<br />
newsletter 6/2009 – Dreharbeiten / Kinovorschau<br />
duktion entstand „Die Päpstin“ nach Donna<br />
Woolcroft Cross’ gleichnamigem Bestseller aus<br />
dem Jahre 1996 unter der Regie von Sönke<br />
Wortmann als kraftvolles, melodramatisches Historiengemälde<br />
mit einer außerordentlichen<br />
Schauspielerin in der Titelrolle: Johanna Wokalek.<br />
Der mit über 70 Sprechrollen besetzte, opulent<br />
ausgestattete Film entstand auf eigens hergerichteten<br />
Baubühnen im marokkanischen<br />
Quarzazate, während die Burgszenen in Sachsen-Anhalt<br />
gedreht wurden. Die Szenen um Johannas<br />
Kindheit und Jugend entstanden im<br />
Schmidtheimer Forst in der Eifel.<br />
Deutschland/Italien/Spanien 2009<br />
Regie: Sönke Wortmann; Drehbuch: Heinrich Hadding,<br />
Sönke Wortmann; Darsteller: Johanna Wokalek,<br />
David Wenham, John Goodman, Iain Glen, Edward<br />
Petherbridge, Anatole Taubmann, Jördis Triebel,<br />
Alexander Held; Produktion: Constantin Film<br />
Produktion in Koproduktion mit Medusa Film, Ikiru<br />
Films, UFA Filmproduktion und NDR / MDR / SWR /<br />
WDR / DEGETO; www.paepstin.film.de<br />
tität angenommen, um unerkannt und undercover<br />
filmen zu können und zeigt so ein ungeschminktes<br />
Bild von Deutschland 2009. Seinen<br />
Film „Ganz unten“, bei dem er in die Rolle eines<br />
türkischen Arbeiters geschlüpft war, sahen<br />
1986 über 230.000 Besucher. Das Buch verkaufte<br />
sich über 1,6 Millionen Mal.<br />
Deutschland 2009<br />
Regie: Pagonis Pagonakis, Susanne Jäger; Produzent:<br />
Gerhard Schmidt; Produktion: Captator Film<br />
Produktion in Koproduktion mit WDR und in Zusammenarbeit<br />
mit Arte;<br />
www.schwarzaufweiss.x-verleih.de<br />
Der griechische Regisseur Theo Angelopoulos<br />
erläutert, warum er die Odyssee einer Frau<br />
über drei Kontinente und sieben Länder erzählt:<br />
„Ein zentrales Thema ist das Überschreiten von<br />
Grenzen, auch in den Köpfen der Personen.“<br />
„The Dust of Time“, der auch in Köln, Bonn,<br />
Wuppertal, Euskirchen und Wesseling gedreht<br />
wurde, wurde bei der Berlinale 2009 uraufgeführt.<br />
Der Film ist der zweite Teil einer Trilogie,<br />
die Angelopoulos 2004 mit „Trilogy 1: The Weeping<br />
Meadow“ („Die Erde weint“) begonnen<br />
hatte.<br />
Griechenland/Italien/Deutschland/Frankreich/Russland<br />
2008<br />
Regie: Theodoros Angelopoulos; Drehbuch: Theodoros<br />
Angelopoulos, Tonino Guerra, Petros Markaris;<br />
Darsteller: Willem Dafoe, Bruno Ganz, Michel<br />
Piccoli, Irène Jacob, Christiane Paul, Alexandra<br />
Maria Lara; Produktion: Theo Angelopoulos Film<br />
Productions, GREEK FILM, ERT S.A, NOVA,<br />
STUDIO217ARS, CLASSIC SRL, FI.LA.SS.p.a,<br />
MIBAC, LICHTMEER FILM, ARD Degeto.<br />
www.nfp.de
hlungen<br />
Der Besucher<br />
Kinostart: 5. November<br />
Verleih: Farbfilm Verleih<br />
Auf einem kleinen Bauernhof inmitten der<br />
finnischen Wälder wächst ein zehnjähriger<br />
Junge (Vitali Bobrov) auf. Seine Mutter (Emilia<br />
Ikäheimo) spricht nicht viel mit ihm. Dabei kann<br />
er sie hören: Der Junge ist stumm, aber nicht<br />
taub. Der Vater befindet sich im Gefängnis. Eines<br />
Tages taucht ein Fremder (Pavel Liska) auf<br />
dem Hof auf. Er hat eine Schusswunde in der<br />
Hüfte und trägt eine Notiz des Vaters bei sich.<br />
Durch die Ankunft des Mannes verändert sich<br />
für den Jungen alles.<br />
Bevor im Film das erste Wort gesagt wird,<br />
vergeht eine Viertelstunde. Diese Kargheit der<br />
Dialoge, die an die Werke des finnischen Regisseurs<br />
Aki Kaurismäki erinnert, prägt den ganzen<br />
Film. So wie sein Vorbild lässt auch Jukka-<br />
Ganz nah bei Dir<br />
Kinostart: 12. November<br />
Verleih: Timebandits<br />
Der junge Phillip (Bastian Trost) lebt zurückgezogen.<br />
Sein Wohngenosse ist eine<br />
Schildkröte. Der Panzer des Tieres ist für ihn Vorbild:<br />
Phillip kapselt sich von der Welt total ab.<br />
Seine Philosophie lautet: Die Menschen sind<br />
Pekka Valkeapää in seinem Langfilmdebüt konsequent<br />
die Bilder sprechen. Seine Absicht war,<br />
den Film aus der Sicht des Jungen zu drehen.<br />
So werden die Beobachtungen und der Einfallsreichtum<br />
des Zehnjährigen zum Hauptmotiv des<br />
Films. Der Regisseur wollte „einen Film über die<br />
Welt eines Kindes machen, bei der die Realität<br />
des Umfelds und die Fantasie des Kindes gleichermaßen<br />
präsent sind. Eine Welt, die mysteriös<br />
und neu ist“.<br />
Finnland / Estland / Deutschland / Großbritannien<br />
2008<br />
Regie: Jukka-Pekka Valkeapää; Drehbuch: Jan Forsström,<br />
Jukka-Pekka Valkeapää; Darsteller: Vitali<br />
Bobrov, Emilia Ikäheimo, Pavel Liska, Jorma Tommila,<br />
Heini Jaanus; Produzenten: Alain de la Mata,<br />
Aleksi Bardy; Produktion: Helsinki Filmi in Ko-Produktion<br />
mit Propellerfilm, Bluelight, Exit Film<br />
www.farbfilm-verleih.de<br />
nicht ganz dicht. Am Tage kontrolliert Phillip im<br />
Keller einer Bank Geldscheine auf ihre Echtheit,<br />
die Abende verbringt er an der Bar einer Kleinkunstbühne.<br />
Dort stolpert die blinde Cellistin Lina<br />
(Katharina Schüttler) in sein Leben. Die beiden<br />
Eigenbrötler verlieben sich. Was folgt,<br />
bringt Phillip gehörig durcheinander.<br />
„Ganz nah bei Dir“ ist der zweite Spielfilm<br />
von Almut Getto nach ihrem Debüt 2002 mit<br />
„Fickende Fische“. Mit beiden Filmen war Getto<br />
im Wettbewerb des Filmfestivals<br />
Max Ophüls Preis in<br />
Saarbrücken vertreten. „Fickende<br />
Fische“ erhielt 2002 den<br />
Preis des Saarländischen Ministerpräsidenten,<br />
2009 gewann<br />
„Ganz nah bei Dir“ dort den<br />
Publikumspreis.<br />
Deutschland 2009<br />
Regie: Almut Getto; Drehbuch:<br />
Speedy Deftereos, Hendrik Hölzemann,<br />
Almut Getto; Darsteller:<br />
Katharina Schüttler, Bastian<br />
Trost, Andreas Patton, Traute<br />
Hoess, Heiko Pinkowski, Jürgen<br />
Rissmann; Produktion: Riva<br />
Filmproduktion GmbH in Koproduktion<br />
mit dem NDR; www.<br />
timebandits-films.de<br />
Kinovorschau – newsletter 6/2009<br />
ANZEIGE<br />
This is Love<br />
Kinostart: 19. November<br />
Verleih: Kinowelt<br />
Kommissarin Maggie verbringt ein einsames<br />
Leben, seit vor 16 Jahren ihr Mann spurlos<br />
verschwand. Dann soll sie einen Mann verhören,<br />
der aufgegriffen wurde. Chris, ein eher verschlossener<br />
Typ, erzählt von einem neunjährigen<br />
Mädchen, das er aus einem Bordell in Saigon<br />
befreite und nach<br />
Deutschland brachte.<br />
Doch jetzt ist das Kind<br />
verschwunden, und<br />
Maggie ahnt, dass<br />
Chris noch längst nicht<br />
alles gesagt hat, was er<br />
weiß.<br />
Ein Kriminalfilm mit<br />
gesellschaftlichem und<br />
psychologischem Tiefgang<br />
ist die neue Regiearbeit<br />
Matthias Glasners,<br />
an dem wie schon<br />
beim Vorgänger „Der<br />
freie Wille“ Jürgen Vogel<br />
als Produzent und<br />
Die Anwälte –<br />
Eine deutsche<br />
Geschichte<br />
Kinostart: 19. November<br />
Verleih: Real Fiction<br />
Auf einem berühmten Foto aus den 70er Jahren<br />
sind drei Freunde, alle bekannte Anwälte,<br />
zu sehen: in der Mitte Horst Mahler, daneben<br />
Hans-Christian Ströbele und Otto Schily.<br />
Mahler sitzt während einer Gerichtsverhandlung<br />
gegen die linksextreme RAF auf der Anklagebank,<br />
Ströbele und Schily sind seine Verteidiger.<br />
Heutzutage lassen sich die drei Herren nicht mehr<br />
gemeinsam fotografieren. Ströbele und Schily<br />
machten Karriere in der Politik, bei den Grünen<br />
und der SPD. Beide halten Abstand zum Dritten<br />
im einstigen Bunde, denn Horst Mahler wechselte<br />
in die rechtsextreme Szene. Regisseurin Birgit<br />
Schulz hat Schily, Ströbele und Mahler mehrere<br />
Tage lang interviewt. Zusammen mit Archivmaterial<br />
entstand so ein eindrucksvolles Porträt<br />
der Bundesrepublik über einen Zeitabschnitt von<br />
fast vierzig Jahren, von den Stammheim-Prozessen<br />
bis in die Gegenwart.<br />
Darsteller beteiligt ist. Vor den Kulissen Saigons,<br />
Berlins und diversen Schauplätzen in NRW zeigen<br />
Corinna Harfouch und Jens Albinus ein fesselndes<br />
Duell in den Abgründen der menschlichen<br />
Seele.<br />
Deutschland 2009<br />
Regie und Drehbuch: Matthias Glasner; Darsteller:<br />
Corinna Harfouch, Jens Albinus, Lisa Nguyen,<br />
Jürgen Vogel, Devid Striesow, Ernst Stötzner, Tatja<br />
Seibt, Valerie Koch; Produktion: Badlands Film<br />
Produktion in Koproduktion mit Cine Plus Filmproduktion<br />
und Schwarzweiss Filmproduktion unter<br />
Senderbeteiligung von WDR und Arte;<br />
www.thisislove.kinowelt.de<br />
Deutschland 2009<br />
Regie & Drehbuch: Birgit Schulz; Mitwirkende:<br />
Otto Schily, Hans-Christian Ströbele, Horst Mahler ;<br />
Produktion: Bildersturm Filmproduktion GmbH<br />
Produzentin: Sabine De Mardt<br />
www.die-anwaelte.realfictionfilme.de<br />
27
Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW Mit besten Empfehlungen<br />
Tannöd<br />
Kinostart: 19. November<br />
Verleih: Constantin Film Verleih<br />
Zwei Jahre ist es her, dass es auf dem abgelegenen<br />
Mordhof zur Bluttat kam. Hier lebte<br />
der Geizhals Danner mit seiner frömmelnden<br />
Frau. Man sagte dem Alten nichts Gutes nach,<br />
sogar seine Tochter soll er geschändet und ihr<br />
die Kinder gemacht haben. Und dann waren<br />
sie eines Tages alle tot, niedergemacht mit einer<br />
Spitzhacke. Die junge Frau mit Namen Kathrin,<br />
die nun im Dorf auftaucht und sich für<br />
den Fall zu interessieren scheint, stößt auf eine<br />
Mauer des Schweigens und der Lügen. Beharrlich<br />
forscht sie weiter und muss erkennen,<br />
dass sie mehr in die Geschichte verwickelt ist,<br />
als ihr lieb sein kann.<br />
Helen<br />
Kinostart: 26. November<br />
Verleih: Warner Bros.<br />
In Deutschland leiden geschätzte fünf Prozent<br />
der Bevölkerung, etwa vier Millionen Menschen,<br />
an einer Depression. Es ist eine Krankheit,<br />
für die die Mitmenschen kaum Verständnis<br />
aufbringen, genauso wenig wie die Erkrankten<br />
selbst – aus Mangel an Erfahrung mit dem<br />
Leiden, das, wenn es erkannt wird, gute Heilungschancen<br />
aufweist. Jeden Menschen kann<br />
es treffen, so wie die Titelfigur in „Helen“, dem<br />
neuen Film von Sandra Nettelbeck: Helen<br />
(Ashley Judd) ist eine erfolgreiche Musik-Professorin.<br />
Mit Mann und Tochter führt sie ein<br />
glückliches Leben. Aber langsam schleicht sich<br />
die Krankheit ein, zunächst in Schüben, dann<br />
als manifeste Bedrohung. Als Helen einen<br />
Selbstmordversuch unternimmt, begreift die Fa-<br />
Unheilvolles Klima in düsterem Tann – der<br />
deutsche Heimatfilm emanzipiert sich auch mit<br />
den Mitteln des Thrillers in dieser stilsicheren Adaption<br />
des gleichnamigen Romans von Andrea<br />
Maria Schenkel, der 2007 mit dem Deutschen<br />
Krimipreis ausgezeichnet wurde. Bettina Oberli<br />
(„Im Nordwind“) konzipierte „Tannöd“ als psychologisches<br />
Drama mit kriminalistischem Einschlag,<br />
das die Handlung um weitere Figuren<br />
und Handlungsebenen ergänzt. Die Dreharbeiten<br />
fanden 2008 in der Eifel und im Sauerland<br />
statt.<br />
Deutschland 2009<br />
Regie: Bettina Oberli; Drehbuch: Petra Lüschow,<br />
Bettina Oberli (Mitarbeit); Darsteller: Julia Jentsch,<br />
Monica Bleibtreu, Volker Bruch, Brigitte Hobmeier,<br />
Vitus Zeplichal, Filip Peeters, Gundi Ellert, Lisa<br />
Kreuzer; Produktion: Wüste Film West GmbH in<br />
Koproduktion mit Constantin Film und Hugofilm<br />
Productions GmbH sowie SF Schweizer Fernsehen /<br />
SRG SSR Idée Suisse; www.tannoed.film.de<br />
milie den Ernst der Lage. Helens Ehe droht zu<br />
scheitern.<br />
„Helen“ ist der erste englischsprachige Film<br />
von Sandra Nettelbeck, die mit „Bella Martha“<br />
2001 einen großen Leinwanderfolg gedreht hat.<br />
„Helen“ greift auf einen authentischen Fall zurück:<br />
Die Regisseurin verlor 1995 eine Freundin,<br />
die sich wegen Depressionen das Leben nahm.<br />
„Wie kann die Krankheit es schaffen, selbst die<br />
stärksten Bindungen in unserem Leben zu zerstören“,<br />
fragt Sandra Nettelbeck, „die Liebe zu<br />
einem Mann oder einer Frau, zu Mutter und Vater,<br />
selbst zu deinem eigenen Kind?“ Seine Weltpremiere<br />
feierte „Helen“ beim Sundance Filmfestival<br />
2009.<br />
USA / Großbritannien / Deutschland / Kanada 2009<br />
Regie & Drehbuch: Sandra Nettelbeck; Darsteller:<br />
Ashley Judd, Goran Visnjic, Lauren Lee Smith, Alexia<br />
fast, Alberta Watson, David Hewlett; Produzenten:<br />
Judy Tossell, Christine Haebler; Produktion:<br />
Egoli Tossell Film und Insight Film Studios in Zusammenarbeit<br />
mit Aramid Entertainment<br />
www.warnerbros.de/helen/<br />
Das Vaterspiel<br />
Kinostart: 26. November<br />
Verleih: Alamode Film<br />
Für Mimi würde Ratz fast alles auf sich nehmen.<br />
Als sie ihn nach Jahren anruft und für<br />
den nächsten Tag nach New York beordert,<br />
macht er sich sofort auf den Weg und landet<br />
im Keller eines Vorstadthauses, wo ein alter<br />
Mann mit Nazi-Vergangenheit haust. Worum<br />
geht es Mimi wirklich? Ratz hat viel zu klären,<br />
auch im eigenen Leben, denn den verhassten<br />
Vater mordet er tausendfach in einem selbst<br />
entwickelten Computerspiel, und die Schwe-<br />
LowLights<br />
Kinostart: 26. November<br />
Verleih: 3L Filmverleih<br />
Ein Abenteurer, Frauenheld, ein Mann, der es<br />
geschafft hat. So erscheint Linas seinem<br />
Schulkameraden Tadas, als die beiden sich nach<br />
Jahren zufällig über den Weg laufen. Linas will<br />
einen aufregenden gemeinsamen Abend organisieren,<br />
dabei treffen sie auf eine schöne Frau,<br />
die sich Vita nennt, in der Tadas aber seine Ehefrau<br />
erkennt. Es beginnt ein Trip durch die<br />
nächtliche Stadt, bei dem die Emotionen an In-<br />
ster liebt er mehr, als erlaubt. Mit der packenden<br />
Adaption des Romans von Josef Haslinger<br />
(„Opernball“) legt der österreichische Filmautor<br />
Michael Glawogger seinen ersten Film nach<br />
Fremdvorlage vor. Drehorte in New York und<br />
Wien sowie Innenaufnahmen in Köln und Bonn<br />
verflechten sich zu einem atmosphärischen Psychodrama,<br />
das 2009 mit dem Großen Preis der<br />
Diagonale ausgezeichnet wurde.<br />
Deutschland/Österreich/Frankreich 2008<br />
Regie, Drehbuch: Michael Glawogger; Darsteller:<br />
Helmut Köpping, Sabine Timoteo, Ulrich Tukur,<br />
Christian Tramitz, Itzhak Finzi, Michou Friesz, Franziska<br />
Weisz; Produktion: Tatfilm in Koproduktion<br />
mit Lotus Film und Polaris Film unter Senderbeteiligung<br />
von WDR/Arte Cinema, ORF, Degeto und<br />
Newgrange Pictures; www.alamodefilm.de<br />
tensität zunehmen. „Der Hauptantrieb heutigen<br />
Lebens ist der Mangel an Zeit“, benennt Ignas<br />
Miskinis den Motor seines neuen Films, der fast<br />
ausschließlich nachts an Originalschauplätzen<br />
in Vilnius und Köln gedreht wurde. Inspiriert von<br />
den urbanen Road Movies Wong Kar-wais entstand<br />
ein moderner Noir-Film, erfrischend radikal,<br />
kompromisslos verführerisch und mit drei<br />
charismatischen Hauptdarstellern.<br />
Litauen/Deutschland 2009<br />
Regie, Drehbuch: Ignas Miskinis; Darsteller: Dainius<br />
Gavenonis, Julia Maria Köhler, Jonas Antanelis;<br />
Produktion: Tremora Film Produktion und Dag*Star<br />
Film; www.lowlights-derfilm.de