DVWK-Merkblatt 242/1996 Berechnungsverfahren für - DWA Shop
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ATV-<strong>DVWK</strong>-Regelwerk<br />
<strong>DVWK</strong>-<strong>Merkblatt</strong> <strong>242</strong>/<strong>1996</strong><br />
<strong>Berechnungsverfahren</strong> <strong>für</strong> Gewichtsstaumauern -<br />
Wechselwirkung zwischen Bauwerk und Untergrund<br />
ISBN 3--935067-88-7<br />
bearbeitet vom <strong>DVWK</strong>-Fachausschuß „Talsperren“,<br />
gemeinsamer Fachausschuß mit der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Geotechnik e.V. (DGGT)<br />
und dem Deutschen TalsperrenKomitee (DTK)<br />
Die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) hat das Vorhaben finanziell gefördert.<br />
Benutzerhinweis <strong>für</strong> die „<strong>DVWK</strong>-Merkblätter zur<br />
Wasserwirtschaft“<br />
Die „<strong>DVWK</strong>-Merkblätter zur Wasserwirtschaft“ sind das fachgerechte Ergebnis<br />
ehrenamtlicher technisch-wissenschaftlicher Gemeinschaftsarbeit und stehen jedermann<br />
zur Anwendung frei. Die in den Merkblättern veröffentlichten Empfehlungen stellen einen<br />
Maßstab <strong>für</strong> einwandfreies technisches Verhalten dar und sind somit eine wichtige<br />
Erkenntnisquelle <strong>für</strong> fachgerechtes Verhalten im Normalfall. Die Merkblätter können jedoch<br />
nicht alle Sonderfälle erfassen, in denen weitergehende oder einschränkende Maßnahmen<br />
geboten sein können. Durch das Anwenden der „<strong>DVWK</strong>-Merkblätter zur Wasserwirtschaft“<br />
entzieht sich niemand der Verantwortung <strong>für</strong> eigenes Handeln. Jeder handelt insofern auf<br />
eigene Gefahr.<br />
Vorwort<br />
Talsperren sind Bauwerke, die mit großer Sorgfalt und einem hohen<br />
Verantwortungsbewußtsein errichtet und betrieben werden müssen. Insbesondere die<br />
Anfang des Jahrhunderts gebauten Gewichtsstaumauern bedürfen aufgrund ihres Alters<br />
und ihres dadurch bedingten Zustandes einer Überprüfung der Standsicherheit.<br />
Ziel des vorliegenden Markblättes ist es, diesem Handlungsbedarf Rechnung zu tragen.<br />
Durch die Zusammenstellung von Erfahrungen sollen dine Hilfestellung <strong>für</strong> die Überprüfung<br />
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ATV-<strong>DVWK</strong>-Regelwerk<br />
der Standsicherheit alter Staumauern und eine Grundlage zur Durchführung von Sanierung<br />
<strong>für</strong> die Überprüfung der Standsicherheit alter Staumauern und eine Grundlage zur<br />
Durchführung von Sanierungsmaßnahmen gegeben werden. Hierbei beschränken sich die<br />
Ausführungen auf den Bereich der Gewichtsstaumauern, da in Deutschland die<br />
Bogenstaumauern daum Verbreitung gefunden haben. Eine Beachtung der Ausführungen<br />
des <strong>Merkblatt</strong>es bei der Durchführung von Standsicherheitsuntersuchungen <strong>für</strong><br />
Staumauern, die sich n der Planung befinden, wird empfohlen.<br />
Mit dem Abschluß der Arbeiten an diesem <strong>Merkblatt</strong> setzt der Arbeitskreis<br />
„<strong>Berechnungsverfahren</strong> - Wechselwirkung zwischen Bauwerk und Untergrund“ seine<br />
Tätigkeit fort und widmet sich dem im Rahmen des vorliegenden <strong>Merkblatt</strong>es nicht<br />
behandelten Themenbereich „Staudämme“.<br />
Dieses <strong>Merkblatt</strong> wurde unter der Mitwirkung folgender Mitglieder des Arbeitskreises<br />
„<strong>Berechnungsverfahren</strong> - Wechselwirkung zwischen Bauwerk und Untergrund“ des<br />
Fachausschusses „Talsperren“ erarbeitet:<br />
GREB, H. Dipl.-Ing., Bauerochse und Winzen, Gesellschaft Beratender<br />
Ingenieure mbH, Köln<br />
IDEL, K.H. Prof. Dr.-Ing., Essen<br />
JÄGER, W. Dr.-Ing., Geschäftsbereichsleiter/Prokurist, Ingenieurgesellchaft<br />
Wasser- und Tiefbau mbH IWT, Cossebaude/Dresden<br />
KÖNGETER, J. Univ. Prof. Dr.-Ing., Institut <strong>für</strong> Wasserbau und Wasserwirtschaft,<br />
RWTH Aachen<br />
LAMPE, G. Dipl.-Ing., RBD, Bezirksregierung Köln<br />
LINSE, D. Dr.-Ing., Ingenieursbüro Förster, Sennewald + Linse, München<br />
RISSLER, P. Prof. Dr.-Ing., Ruhrverband, Hauptabteilung Talsperrenwesen, Essen<br />
SCHETELIG, K. Univ. Prof. Dr., Lehrstuhl <strong>für</strong> Ingenieurgeologie und Hydrogeologie,<br />
RWTH Aachen<br />
SCHMIEDER, G. Dipl.-Ing., Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH, Erfurt<br />
Stroh, D. Dr.-Ing., Direktor, Hochtief AG, Essen<br />
WEBER, P. Dr., Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, Krefeld<br />
WITTKE, W. Univ. Prof. Dr.-Ing., Institut <strong>für</strong> Grundbau, Bodenmechanik,<br />
Felsmechanik und Verkehrswasserbau, RWTH Aachen (Obmann)<br />
Der Arbeitskreis bedankt sich <strong>für</strong> die Anregungen und Unterstützung des<br />
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<strong>DVWK</strong>-Fachausschusses 2.2 „Talsperren“.<br />
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Aachen, im April <strong>1996</strong> Walter Wittke<br />
1 Veranlassung<br />
In der DIN 19700 Teil 11 Absatz 6 ist ein Standsicherheitsnachweis <strong>für</strong> Staumauern<br />
gefordert, bei dem das Zusammenwirken von Bauwerk und Baugrund zu berücksichtigen<br />
ist. Die Autoren des <strong>Merkblatt</strong>es haben sich die Aufgabe gestellt, die Forderungen der DIN<br />
19700 zu verdeutlichen und Hinweise sowie Hintergrundwissen <strong>für</strong> die Anwender zu geben.<br />
Dabei bietet sich die Gelegenheit, die in DIN 19700 Teil 10 und Teil 11 bei den<br />
Einwirkungen bzw. Kombinationsregeln vorhandenen Widersprüche und Unklarheiten<br />
auszuräumen.<br />
Die geotechnischen Zusammenhänge wurden vergleichsweise ausführlich dargestellt, da<br />
die Eigenschaften des Felsuntergrundes <strong>für</strong> <strong>Berechnungsverfahren</strong> mit Berücksichtigung<br />
der Wechselwirkung zwischen Bauwerk und Untergrund besonders wichtig sind.<br />
Andererseits besteht der Eindruck, daß gerade hierüber vielfach nur unzureichende<br />
Kenntnisse vorhanden sind. Auf die besondere Bedeutung der DIN 4020 <strong>für</strong> die Ermittlung<br />
der Kennwerte wird an dieser Stelle hingewiesen.<br />
Ziel des vorliegenden <strong>Merkblatt</strong>es ist es, diesem Handlungsbedarf Rechnung zu tragen.<br />
Durch die Zusammenstellung von Erfahrungen sollen eine Hilfestellung <strong>für</strong> die Überprüfung<br />
der Standsicherheit alter Staumauern und eine Grundlage zur Durchführung von<br />
Sanierungsmaßnahmen gegeben werden. Hierbei beschränken sich die Ausführungen auf<br />
den Bereich der Gewichtsstaumauern, da in Deutschland die Bogenstaumauern kaum<br />
Verbreitung gefunden haben. Eine Beachtung der Ausführungen des <strong>Merkblatt</strong>es bei der<br />
Durchführung von Standsicherheitsuntersuchungen <strong>für</strong> Staumauern, die sich in der Planung<br />
befinden, wird empfohlen.<br />
Es ergibt sich aus der Zielsetzung des <strong>Merkblatt</strong>es, daß das Kragträgerverfahren <strong>für</strong> einen<br />
Standsicherheitsnachweis der vorher beschriebenen Art nur bedingt geeignet ist, da es die<br />
Berücksichtigung des Untergrundes hinsichtlich seiner Verformbarkeit und Durchströmung<br />
nicht oder zumindest nur unzureichend erlaubt.<br />
Die Ermittlung der Kennwerte des Felsuntergrundes, die Durchführung von<br />
Standsicherheitsnachweisen, bei denen das komplexe Wechselspiel zwischen Staumauer<br />
und Untergrund berücksichtigt wird, sowie die Umsetzung der Ergebnisse in den Entwurf<br />
erfordern umfangreiche Erfahrung und die Zusammenarbeit aller an der Bearbeitung eines<br />
Talsperrenprojektes beteiligten Fachleute. Deshalb kann und will das vorliegende <strong>Merkblatt</strong><br />
keine Anweisung zur Berechnung von Talsperren sein.<br />
Die Empfehlungen im Rahmen des <strong>Merkblatt</strong>es bauen auf den Fortschritten bei der<br />
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Erkundung der mechanischen und hydraulischen Eigenschaften von klüftigem Fels und<br />
Bauwerk auf. Diese verbesserten Erkundungsmöglichkeiten ermöglichen es überhaupt erst,<br />
die heute verfügbaren numerischen <strong>Berechnungsverfahren</strong> zur Durchführung von<br />
Standsicherheitsuntersuchungen unter Berücksichtigung der Wechselwirkung zwischen<br />
Bauwerk und Untergrund sowie zur Untersuchung des Einflusses von<br />
Sanierungsmaßnahmen sinnvoll anzuwenden. Auf die Methode der Rückrechnung<br />
vorhandener Meßwerte und den Vergleich zwischen Berechnungsergebnissen und<br />
Messungen an Bauwerk und Untergrund wird eingegangen.<br />
2 Eigenschaften des Felsuntergrundes<br />
2.1 Allgemeines<br />
Die Eigenschaften des Felsuntergrundes, vor allem dessen Zusammensetzung, das<br />
Gefüge, die Lagerungsverhältnisse sowie seine Festigkeit, das<br />
Spannungsdehnungsverhalten und die Grundwasserverhältnisse werden durch geologische<br />
und felsmechanische Untersuchungen erkundet. Diese haben zum Ziel,<br />
a) einen Überblick über das mechanische und hydraulische Verhalten des Untergrundes<br />
zu gewinnen. Zweck dieser Untersuchungen ist es, vor allem auch kritische<br />
Widerlagerzustände zu erkennen,<br />
b) geologisch und mechanisch einheitliche Bereiche, sogenannte Homogenbereiche<br />
abzugrenzen, denen jeweils einheitliche mechanische und hydraulische Kennwerte<br />
zugeordnet werden können (Gefügemodell). Solche Homogenbereiche werden<br />
aufgrund unterschiedlicher Gebirgsarten und/oder unterschiedlicher<br />
Trennflächenanordnungen voneinander abgetrennt (s. Bild 2.1),<br />
c) mögliche geologische Störungen oder andere Inhomogenitäten des Felsuntergrundes<br />
zu ermitteln,<br />
d) die Eingangsparameter <strong>für</strong> Berechnungen zu ermitteln bzw. abzuschätzen,<br />
e) ein geotechnisches Modell zu entwickeln.<br />
Bild 2.1: Beispiel <strong>für</strong> ein Gefügemodell und ein geotechnisches Modell(1)<br />
Da die Natur in einer Berechnung nicht vollständig nachgebildet werden kann, wird als<br />
Grundlage <strong>für</strong> felsmechanische Berechnungen zunächst ein Gefügemodell des<br />
Felsuntergrundes entwickelt (s. Kapitel 2.2). Dieses Gefügemodell muß gegenüber der<br />
Natur soweit vereinfacht sein, daß es berechenbar ist, aber andererseits alle wesentlichen<br />
geotechnischen Eigenschaften und Einflußfaktoren, z.B. Störungen, berücksichtigt (s. Bild<br />
2.1). Durch zusätzliche Erarbeitung von Felskennwerten, welche das mechanische und/oder<br />
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