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gute besserung 2010/1

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12 Inkontinenz<br />

Pipi nach Plan<br />

Urotherapie hilft bei kindlicher Inkontinenz<br />

lara hat 13 lachende Sonnen auf<br />

Cihren Kalender geklebt, 2 Regenwolken<br />

auch. „Das waren kleine Ausrutscher“,<br />

erklärt die quirlige 5-Jährige.<br />

Seit einem Monat führt Clara<br />

einen Blasenkalender, weil sie oft ins<br />

Bett macht. Bekommen hat sie diesen<br />

von Maren Schelly, einer von zwei<br />

Urotherapeutinnen im Katholischen<br />

Kinderkrankenhaus Wilhelmstift.<br />

Clara ist nicht allein mit ihrem Problem.<br />

Sieben Prozent aller Kinder nässen<br />

noch im Alter von sieben Jahren<br />

regelmäßig ein. Die Gründe hierfür sind<br />

individuell verschieden. „Die meisten<br />

denken, es gibt eine psychologische<br />

Ursache. Das gilt aus unserer Erfahrung<br />

jedoch nur für die wenigsten Kinder.<br />

Angstzustände oder andere psychische<br />

Störungen sind vielmehr Folge<br />

des Bettnässens als Ursache“, erklärt<br />

Maren Schelly. Häufig sind Blasenfunktionsstörungen,<br />

Harnwegsinfektionen,<br />

Erkrankungen der Nieren oder ana-<br />

tomische Anomalien, aber auch neurologische<br />

Störungen die Ursachen<br />

der kindlichen Harn- oder Stuhlinkontinenz.<br />

Des Weiteren gelten ein gestörter<br />

Tag-Nacht-Rhythmus der Harnausscheidung<br />

sowie Schlafstörungen<br />

mit einem verminderten Weckreiz als<br />

ursächlich. Auch Kinder, die unter dem<br />

Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom leiden,<br />

nässen öfter ein als gesunde<br />

Gleichaltrige. Vor allem Erkrankungen<br />

der Nieren, der Harnleiter und Harnröhre,<br />

aber auch Schädigungen des<br />

Rückenmarks oder angeborene Fehlbildungen<br />

und Funktionsstörungen der<br />

Blase können für ein nächtliches Einnässen<br />

(Enuresis) verantwortlich sein.<br />

„Finden wir organische Ursachen,<br />

können wir chirurgisch eingreifen. Bei<br />

funktionellen- oder Reifungsstörungen<br />

sowie psychogenen Ursachen des Einnässens<br />

wird entsprechend eine individuelle<br />

Urotherapie begonnen“, erklärt<br />

Dr. Uwe Hübner, Leiter der kinderchi-<br />

rurgischen Abteilung im Wilhelmstift.<br />

Zunächst erhalten die Kinder und<br />

Jugendlichen dabei ausführliche Informationen<br />

über Aufbau und Funktionsweise<br />

ihrer Blase. Anschließend<br />

protokollieren sie über mehrere Tage<br />

hinweg, was, wie viel und wann sie etwas<br />

getrunken haben. Nasse und trockene<br />

Tage sowie Nächte dokumentieren<br />

sie in einem Blasenkalender.<br />

So wie Clara. Mit speziellen urotherapeutischen<br />

Übungen versuchen die<br />

Ärzte und Therapeuten im Wilhelmstift<br />

das Körper- und Wahrnehmungsgefühl<br />

der Kinder zu stärken. „So erlangen<br />

die Kinder ein besseres Gefühl dafür,<br />

wann sie auf Toilette müssen und<br />

können ihre Blase besser kontrollieren,“<br />

erklärt Maren Schelly. Zusätzlich<br />

wird in einigen Fällen auch eine<br />

medikamentöse Therapie notwendig.<br />

Clara ist auf jeden Fall sehr stolz auf<br />

sich, denn es gibt immer mehr Sonnen<br />

in ihrem Kalender. ar<br />

Selbstheilungskräfte bei<br />

Brustkrebs aktivieren<br />

Entspannungsübungen und Meditation können<br />

den Heilungsprozess begünstigen<br />

iagnose Brustkrebs –<br />

Dund plötzlich bleibt das<br />

Karussell des Alltags stehen.<br />

Die häufigste Krebserkrankung<br />

bei Frauen hat<br />

bis heute wenig von ihrem<br />

Schrecken verloren. Dabei<br />

haben sich die Heilungschancen<br />

und Behandlungsverfahren<br />

in den vergangenen<br />

15 Jahren entscheidend<br />

verbessert: Durch die Behandlung in<br />

zertifizierten Brustzentren, <strong>gute</strong> interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit und flächendeckendes<br />

Mammographie-Screening.<br />

Doch gerade bei Brustkrebs leiden Körper<br />

und Seele gleichermaßen. „Damit<br />

Frauen sich nach einer Brustkrebsoperation<br />

wieder als Ganzes spüren und den<br />

Schicksalsschlag verarbeiten können,<br />

wollen wir ihnen helfen, ihre Selbstheilungskräfte<br />

zu aktivieren“, sagt Angela<br />

Bernhardt. Als die Oberärztin vor einem<br />

Jahr die Leitung des Standortes HELIOS<br />

Mariahilf Klinik Hamburg im Brustzentrum<br />

Hamburg Süd übernahm, lag ihr das<br />

Angebot an ergänzenden, sogenannten<br />

komplementären, Behandlungskonzepten<br />

besonders am Herzen. Das bislang<br />

einmalige Angebot in Hamburg ist das Ergebnis<br />

neuer Erkenntnisse zur Entspannung<br />

und Meditation im Heilungsprozess.<br />

Die Angebote sind kostenfrei und<br />

Komplementäre Therapien<br />

nach einer Brustkrebsoperation sollen<br />

helfen, den Schicksalsschlag zu verarbeiten<br />

und Selbstheilungskräfte zu aktivieren<br />

Entspannungstechniken: Meditation, Qi<br />

Gong, Hypnose, Yoga, Tai Chi, Atemtraining<br />

oder Massage<br />

Misteltherapie: Ver<strong>besserung</strong> des Allgemeinbefindens<br />

und der Lebensqualität,<br />

Stimmungsaufhellung, Appetitsteigerung<br />

Enzymtherapie: Beschleunigung der<br />

Wundheilung, Entzündungshemmung<br />

Setzt auf komplementäre<br />

Behandlungen:<br />

Angela Bernhardt<br />

richten sich an alle an Brustkrebs<br />

erkrankten Frauen.<br />

Unter der Leitung einer<br />

erfahrenen Meditationslehrerin<br />

können Patientinnen<br />

und ihre Angehörigen die<br />

heilende Wirkung tiefer<br />

Entspannung in der Meditation<br />

erfahren. „Wir wissen,<br />

dass Anspannungen<br />

und Ängste gelöst werden<br />

und dadurch Blut und Lymphe freier<br />

zirkulieren. Verknüpfungen im Nervensystem<br />

werden wieder aufgebaut und<br />

selbst Gehirnzellen beginnen wieder<br />

zu wachsen, die eventuell durch eine<br />

Chemotherapie geschädigt wurden“,<br />

erklärt Angela Bernhardt. Das Interesse<br />

am Kurs, der mittwochs in der Zeit von<br />

10.00 - 11.30 Uhr stattfindet, ist groß.<br />

Seit 17. Mai <strong>2010</strong> bietet die Klinik<br />

auch Qi Gong an, eine Methode der<br />

Traditionellen Chinesischen Medizin.<br />

Die Heilgymnastik löst muskuläre und<br />

energetische Blockaden. Die Kombination<br />

von Bewegung und Ruhe hilft<br />

bei Schlaflosigkeit, chronischer Müdigkeit<br />

und Nervosität. Qi Gong wird im<br />

Stehen, Sitzen und Gehen praktiziert.<br />

Die Angebote (montags von 10.00 -<br />

11.30 Uhr) sollen Frauen helfen, aus<br />

dem Angstzirkel, in den sie durch die<br />

Krankheit geraten sind, herauszufinden.<br />

Angst, Schmerz und Neuorientierung<br />

stehen auch im Fokus eines Konzepts,<br />

das demnächst startet: Hypnose in<br />

der Krebstherapie. Mit Kontrollverlust<br />

habe dies nichts zu tun, betont Angela<br />

Bernhardt. Die Tiefenentspannung soll<br />

helfen, innerpsychische Konflikte aufzulösen.<br />

Meditation, Qi Gong oder Hypnose<br />

– alle Ansätze haben das gleiche<br />

Ziel: betroffene Frauen darin zu unterstützen,<br />

selbst zu ihrer körperlichen und<br />

seelischen Genesung beizutragen. rb<br />

Medizin & Gesundheit 13<br />

Genug<br />

gebrüllt!<br />

Normalerweise sollten frischgebackene<br />

Eltern vor Glück überströmen,<br />

doch manchmal sind<br />

sie am Ende ihrer Kräfte und der<br />

Verzweiflung nahe. Der Grund:<br />

Ihr Kind brüllt stundenlang, ohne<br />

sich beruhigen zu lassen. Jedes<br />

fünfte Kind in Deutschland ist<br />

nach Schätzung von Experten<br />

ein sogenanntes Schreibaby.<br />

Diese Kinder weinen mindestens<br />

drei Wochen lang an drei<br />

Tagen pro Woche länger als drei<br />

Stunden am Tag, ohne dass die<br />

Eltern sie beruhigen können.<br />

Eltern wissen in diesen Fällen<br />

oft nicht weiter. Hilfe finden die<br />

erschöpften Mütter und Väter in<br />

Einrichtungen wie der Schreibaby-Ambulanz<br />

am Krankenhaus<br />

Elim des Diakonie-Klinikums<br />

Hamburg. In der Schreibaby-Ambulanz<br />

unterstützen Fachkräfte<br />

mit sanften, körperorientierten<br />

Methoden Eltern und ihre Kinder<br />

dabei, die psychischen und<br />

körperlichen Spannungszustände<br />

zu begreifen, eigene Kräfte<br />

und Ressourcen zu entdecken<br />

und so Spannungssituationen zu<br />

lösen. ts

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