Zum anderen ist ein weiteres Problem bei beiden Waldschutzansätzen das Fehlen von ausreichendfachlich qualifizierten Mitarbeitern in der Verwaltung und den Behörden einiger Zielländer sowieeinem schwachen institutionellen Rahmen. Wird mit Regierungen und politischen Akteuren kooperiert,die bei (Land-)Konflikten mit Gewalt gegen die Zivilbevölkerung vorgeht, besteht die Gefahr,dass es auch im Rahmen der Projekte zu gewaltsamen Vertreibungen und weiteren Menschenrechtsverletzungenkommt, wie in Subsahara-Afrika schon zu beobachten ist (Lang/Byakola 2006: 59-72).Obwohl ‘forest communities’ direkt von REDD und Carbon Offsets betroffen sind oder sein werden,wird es ihnen verwehrt, an den Verhandlungen von REDD oder für Offset-Initiativen zu partizipieren.Aus den Erfahrungen mit der Einrichtung von ‘protected areas’ wie Nationalparks wird auch für CarbonTrade Initiativen befürchtet, dass es zu einer teils gewaltsamen Exklusion der Bevölkerung ausihren traditionellen Gebieten kommt, was den Verlust der ökonomischen Lebensgrundlage sowie denVerlust traditioneller und spiritueller Heimat zur Folge hat.Da Carbon Trade Initiativen vor allem in ländlichen und als arm geltenden Regionen umgesetzt werden,sollten sie einen ‘pro-poor’-Ansatz verfolgen, da es sonst nicht als wahrscheinlich gelten kann,dass die oft marginalisierte ländliche und/oder indigene Bevölkerung an einem Projekt partizipierenund davon profitieren kann.Besonders in der Kritik stehen Carbon Trade Initiativen, da allein politische Bemühungen und Projektezum Walderhalt ohne eine Reduktion der Emissionen aus anderen Bereichen wie Industrie und Transportnach Ansicht vieler NGOs keine Lösung für das Problem der Erderwärmung darstellen und daherein ‘greenwashing’ eines emissionsintensiven Produktions- und Konsumstandards bedeutet.<strong>Indonesien</strong>s Wälder<strong>Indonesien</strong> besitzt neben dem Amazonasgebiet Lateinamerikas und dem Kongobecken in Subsahara-Afrika die größten Flächen an tropischem Wald. Etwa 60% der weltweit erhaltenen Torfwälder, welcheeine wichtige Rolle bei der Speicherung und Freisetzung von CO 2 spielen, liegen in <strong>Indonesien</strong>(Watch Indonesia 2006).Die Landmasse <strong>Indonesien</strong>s beträgt etwa 1,919 Millionen Quadratkilometer, davon waren/sind bewaldet:Vor 1950 1985 1997 HeuteWaldbestand 84 % 60 % 40 % < 20 %(Klute 2008b: 1)Diese Zahlen machen die Notwendigkeit einer Waldschutzpolitik deutlich, ebenso aber auch denUnwillen oder die Unfähigkeit der indonesischen Regierung seit der Unabhängigkeit 1949, die Wälderzu schützen. Wichtigste Gründe für die Abholzung der Wälder sind, neben der legalen und illegalenAbholzung der Wälder, der Bedarf nach Infrastrukturprojekten sowie die Konversion von Waldflächenin Plantagen und Agrarflächen (Simamora 2008).Weiter erscheint der rechtliche Kontext <strong>Indonesien</strong>s, in dem der Staat die ‚nationalen Interessen‘ überdie traditionellen Landrechte der Bevölkerung stellt (Achwan et al. 2005: 8), für masyarakat adat alseine ungünstige Voraussetzung, durch Carbon Trade Initiativen Wald zu erhalten.10
Kalimantan und PapuaKalimantan und Papua weisen aktuell die jeweils größten zusammenhängenden Waldflächen <strong>Indonesien</strong>sauf und haben neben der Bedeutung für das globale Klima auch aufgrund ihrer außergewöhnlichartenreichen Flora und Fauna eine besondere Bedeutung für die Biodiversität weltweit. Doch auch inKalimantan und Papua ist der Wald aufgrund von Abholzung und Konversion in Agrar- und Industrieflächenakut gefährdet.Jahr 1950 1985 1997 Ende*Kalimantan 93,6 % 74 55 2010Papua 99,3 % 85 81 2020*Tieflandregenwald (Klute 2008b: 1)Korruption ist sowohl in Kalimantan wie auch in Papua das zentrale Problem legaler und illegalerAbholzung und Konversion der Wälder, dabei ist das Militär nicht nur in Papua ein wichtiger Akteurim Zusammenhang von Wald und Korruption (Fadli 2008; Nordin 2008; Klute 2008a). Die großenSchwächen der von der Zentral- oder Regionalregierung initiierten Wald-und Agrarprojekte, wie beispielsweisedie Ausgabe von Abholzungskonzessionen an die lokale Bevölkerung, macht Schwächenbei der Planung und Umsetzung politischer Programme deutlich (Anshari et al. 2005), so betonen auchBarr et al.:[…] many district governments have been constrained by weak institutional structures, limitedhuman resources, and minimal technical capabilities.(Barr et al. 2006: 14)Sowohl auf Kalimantan wie auch auf Papua leben mit den zumeist generalisierend als Dayak undPapua bezeichneten Gruppen eine traditionelle Bevölkerung, die aufgrund ihrer sehr diversen Kulturen,gesellschaftlicher Ordnungen und Sprachen nicht als homogene Gemeinschaften gesehen werdenkann. Jedoch lassen sich Gemeinsamkeiten erkennen. So hatte und hat der Wald eine zentrale Bedeutungfür die meisten der Dayak- und Papuagruppen als materielle Lebensgrundlage sowie alskulturelle und spirituelle Heimat (Gatzweiler 2003: 3; EIA/Telapak 2007a; EIA/Telapak 2007b):Traditionally, forests have played a vital role in the lives of customary communities: nearly everyaspect of the communities’ material and spiritual lives is dependent on forests. Spiritually, the forestis cast as a ‘mother’ who provides local communities with all their needs, and who binds social relationshipsbetween ethnic groups and between clans within ethnic groups.(Tokede et al. 2005: 12f)Die Abholzung und Konversion der Wälder seit der Unabhängigkeit des Landes betrifft diese Gruppendaher auf ökonomischer und kultureller Ebene in existenzieller Weise. In diesem Zusammenhang istauch die Marginalisierung indigener Gruppen in <strong>Indonesien</strong> zu betonen, so problematisiert Maunati:In Indonesia, the government often treats the indigenous people or forest villagers living in andclose to the forests in the outer islands (like the Dayak of Kalimantan) as if they do not exist. Oneshould not ignore the role of national influence in such processes. Often, this is related to the ideaof ‘primitiveness’ or ‘backwardness’ […]. For example, ‘primitive’ behaviour such as ‘uncivilized’dress, attachment to animist beliefs, and a lack of education were seen as barriers to the state’sconstruction of Indonesia as a ‘modern’ nation.(Maunati 2005: 9)Die Landrechtsfrage bleibt in <strong>Indonesien</strong> auch nach der Dezentralisierung nach dem Ende der NeuenOrdnung ungeklärt. Zwar werden vereinzelt Landrechte an adat-Gruppen zurückgegeben, diesgeschieht jedoch willkürlich und birgt reichlich Konfliktpotenzial (Nordin 2008), größtenteils aber11
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